Man konnte das klacken der Tastatur durch den ganzen Raum hören. Charly saß wiedereinmal auf seiner kleinen Fensterbank inmitten von Energie-Drinks und Büchern, sowie auch Verpackungen von Computerspielen und Programmen. Auf seinem Kopf trug er wieder sein Headset, während sein etwas zu weites graues Shirt von einer witzigen Figur aufgehellt wurde. Seine Gesichtszüge waren entgegen dessen jedoch äußerst angespannt, und schienen angeregt den fließenden Text zu begutachten der auf seinem Lcd-Bildschirm aufflackerte. Der Inhalt ließ sich in den spiegelnden Brillengläsern jedoch nicht erahnen, der Raum wurde durch das schöne Nachmittagslicht wieder in seine gemütliche Ausstrahlung zurückgeholt. "Ahhh ich weiß ja!" grummelte Charly schließlich auf und zerzauste sein braunrotes Haar noch mehr. Bei seinen ganzen Wirbeln und Wellen, schien weitere Unordnung kaum noch etwas auszumachen. Er hatte es aufgegeben sein Haar mit Spray und Gels glatt zu bekommen..das war einfach nicht seine Welt gewesen. Und wenn er es genau bedachte wollte er in so eine Welt auch garnicht passen! Ihm gefiel sein kleines, beschauliches Nerd-Leben. Er war glücklich damit gewesen, wenn man von den Übergriffen der aberwitzigen Bullys absah. Er hatte seine Tagträume genossen- und die Abende mit seinen Online-Freunden oder Clubfreunden verbracht..zumindest bis sein Leben eine reale Wendung genommen hatte..und entgegen Charlys Vermutungen war die Realität sogar noch viel schöner wie seine Tagträume gewesen.
Er hatte Tamiko kennengelernt..das beliebteste Mädchen in seinem Jahrgang.. und er war sich sicher, dass sie auch darüber hinaus noch Bewunderung erntete. Sie war immerhin nicht nur hübsch sondern auch intelligent. Umso weniger hatten viele verstehen können wieso sie sich auf IHN eingelassen hatte. Bei dem Gedanken zog Charly ein Knie an und biss sich auf seine Fingernägel der Hand die er nicht zum tippen benötigte. "Du hast einfach schiss das du ihr zu langweilig wirst, dass ist dein Problem." konnte man durch das rauschen eine viel gelassenere Stimme vernehmen, die den gutmütigen Charly dazu brachte zusammenzuzucken und den Mund verkniffen zu schließen. "Da-Das ist doch garnicht wahr!" protestierte er auf, auch wenn er spätestens bei der Mitte des Satzes bemerkte dass er sich dumm vorkam. "Tamiko ist gebildet, freundlich ..und sooo lieb. W-wenn sie etwas an mir stören würde dann hätte sie doch nie etwas mit mir angefangen!" beruhigte sich Charly, dem das Herz bis zum Hals schlug. "Warum bekommst du dann Panik wegen einem imaginären Rettungsrings?" verstand die Bildlose Stimme nicht, blieb aber gedulidg.
"Ach da war.." knirschte Charly unbeholfen. "Da war so ein Schnösel heute auf dem Gang...." begann er leise und streckte den Hals, was die Schulter zum knacken brachte. "Der hat gesehen wie mir Tamiko heute einen Muffin zum Abschied geschenkt hat, als wir in die Klassen gehen wollten. Da.. da kam so ein blöder Spruch.." drugste er herum. " Vonwegen wenn ich ein dicker Nerd werde wird es noch leichter mich abzuhängen, weil ich nicht hinther komme!" wurde Charlys Stimme ganz hell wobei sein Freund am anderen Ende der Leitung gutmütig auflachte. " Was ist bitte daran so witzig!" wollte Charly dann wissen. "Nichts..was heißt nichts, im Grunde alles. Es ist nur Wind um nichts." bekam sich die Gesichtslose Stimme garnicht ein. "Da machst du dir sorgen dass Tamiko sich von anderen ärgern lässt wenn du mollig werden solltest, aber behaubtest im gleichen zug sie würde sich von sowas nicht beeindrucken lassen." brachte er Charly zum schweigen, und zum grummeln. "Meiner Meinung nach, würde es dir gut tun mehr Zeit mit ihr zu verbringen.. dir bisschen Bestätigung holen, du verstehst? Dann bringen dich die Verehrer von ihr auch nicht mehr aus der Ruhe." War es ein gut gemeinter Rat gewesen der Charly sogar ein wenig beruhigte. " Na, vielleicht hast du ja recht.. knrischte er blinzelte mit den grünen Augen auf. "Sie kommt ja auch heute Nach.." unterbrach er den Satz mit dem Blick auf seine Uhr. "Oh nein! Sie kommt gleich!" war er ganz schockiert. Er musste ja noch aufräumen! Zunächst fiel er deswegen fast von seiner Fensterbank, da er vergessen hatte noch das verkabelte Head-Set zu tragen. "Autsch!" fluchte er dabel kläglich.. und suchte auf dem Boden zunächst nach seiner Jeans die er über seine Shorts zog, bevor er sein Zimmer von den Übverresten von Getränkedosen und Folienpapier befreite. Alles landete im Papierkorb unter seinem Schreibtisch und verlangte ihm nur noch ab, seine Bücher ordentlich zustapeln. In sein Zimmer hatte er dank seiner großen Liebe schon viel Ordnung gebracht..weil er einfach immer damit rechnenwollte dass sie vorbei käme. Das zahlte sich in diesem Moment der Not aus- wo sie jeden Moment vor der Tür stehen konnte. "Charly? Bist du umgefallen? Lebst du noch?" konnte er es nur gedämpft vom Headset vernehmen. Daraufhin stolperte der Junge mit den dünnen Beinen auch schon wieder zur Fensterbank um sich das Mikro zu nehmen. " Jaa.. ich lebe noch." gab er eine Meldung zurück und rollte mit den Augen. "Ich mach aber mal Schluss.. ich muss noch etwas vorbereiten und so." gab er zu verstehen- was sein Gesprächspartner aber auch annahm. "Ahhja, so genau will ich es garnicht wissen." wollte er Charly aber noch ärgern, und brachte diesen zum erröten. "Ach halt den Mund!" schrillte der gutmütige Junge in die Leitung, bevor er sie unterbrach und den Bildschirm herunterklappte. Er wollte noch zwei Duftkerzen anzünden, die noch ein wenig mehr Ruhe in den Raum bringen sollten. Ansonsten schien alles ganz ordentlich. Sein Bett war gemacht..der davor stehende Fernseher war abgestaubt- und die Pflanze die über den Cd-Ständer daneben ragte- sah sogar wieder grün aus. "Jawohl, wir machen uns einen schönen Tag..u-und ich erzähl ihr einfach alles." nahm er sich fest vor und ballte die Fäuste- die sich erst wieder entkrampfen würden wenn das Zeichen der Klingel ihn aus der Starre befreite..
Zur selben Zeit, als Charly noch vor dem Computer saß und ein mehr oder weniger angeregtes Gespräch mit einem Online-Freund führte, befand sich Tamiko vor dem lebensgroßen Spiegel, der auf einer ihrer Kleiderschranktüren angebracht war. Sie benutzte zwar kaum Make-up, wollte aber doch eine dünne Schicht Puder auftragen, ebenso wie den farblosen Lipgloss, den sie bevorzugte. Die Mandelförmigen Augen betonte sie durch einen simplen Lidstrich, bevor sie ihr Gesamtbild im Spiegel prüfend musterte. Die Kleidung, die sie gleich tragen wollte hatte sie schon vor der Dusche herausgelegt, die sie genommen hatte bevor sie dazu übergegangen war, sich zu schminken. Den Bademantel faltete sie sorgfältig zusammen, bevor sie in den fast knielangen dunkelblauen Rock schlüpfte und eine dünne weiße Bluse mit kurzen Ärmeln überzog. Ein gelbes Band fand dabei den Weg um ihre Hüfte und wurde zu einer Schleife verknotet, was einen farblichen Akzent in ihrer Lieblingsfarbe setzte. Zuletzt musste sie nur noch die zum Rock passende dünne Jacke überziehen, dann war sie auch schon so weit fertig.
Obwohl sie nun doch schon eine Weile zusammen waren, machten Tamiko Treffen mit Charly immer noch nervös. Nach all der Zeit war sie noch mindestens so verliebt wie am ersten Tag und wollte den "Nerd" mit den rötlichen Haaren nicht verlieren. Sie hatte dabei Spötteleien und Anfeindungen mit der gleichen Ruhe ertragen, wie auch das Unverständnis, dass ihr von vielen Seiten entgegen gekommen war. Auch wenn sie viel zu beständig war, um sich davon verunsichern zu lassen, hatte sie Angst davor, dass es Charly irgendwann zu viel werden könnte - sie ging einfach davon aus, dass damit irgendwann Schluß sein würde. Insbesondere jetzt, wo sie mit der Schule fertig waren. Die Unterschiede, die sie beide ausmachten, fand sie hatten sie schon längst überwunden.. insbesondere wo sie seine Interessen teilte. Es war mit einer der Gründe, warum sie sich nicht so oft sahen, zumindest real nicht, da sie die abende häufig im Internet verbrachten. Tamiko machte das nichts aus, obwohl sie ihren Freund schon vermisste.. aber das angespannte Verhältnis zu ihren Eltern hätte sich mit häufigeren Treffen wohl noch mehr verschlechtert. Sie war nur froh, dass auch dieser Zustand bald wegfallen würde, da sie sowieso vor hatte, in eine Studentenwohnung zu ziehen sobald das Semester in einigen Wochen anfangen würde.
"Ich bin dann weg." rief sie deswegen auch nur knapp in die Wohnstube und hatte die Haustür bereits hinter sich zugezogen, bevor eine Antwort hörbar wurde. Ihre flachen schwarzen Lackschuhe klapperten dabei rasch über den Boden, als sie um die nächste Ecke einbog, falls ihr Vater vorhaben sollte, ihr zu folgen. Es war ihr einfach ein Bedürfnis, so viel Abstand wie möglich zwischen sich selbst und ihr Elternhaus zu bringen. Sie war dabei nur froh, dass sie sich mit Charlys Eltern gut verstand, viel besser als mit ihren eigenen. Wahrscheinlich hätte sie es gar nicht ausgehalten, wenn sie sich auch mit Charlys Eltern nicht verstanden hätte. Sie fand nämlich, ihre Beziehung war auch so schon schwierig genug. Etwas atemlos, dafür ziemlich nervös erreichte sie dann aber auch die Wohnung ihres Freundes, wo sie klingelte und geduldig wartete, bis jemand öffnete, während sie sich noch einmal glättend durch die langen blonden Haare strich, und das ein oder andere Fusselchen von ihrer Kleidung zupfte, das sich sonst dort hätte festsetzen können..
Charly zuckte zusammen als er das klingeln vernahm, und stolperte dabei fast wieder über seine eigenen Beine- da er es nicht erwarten konnte der erste an der Tür zusein. Seine Eltern mochten Tamiko immerhin auch so gern, dass sie gern diejenigen waren, die das Mädchen als erstes Begrüßten. Deswegen musste Charly ihnen auch diesmal zuvor kommen..einfach weil er es garnicht erwarten konnte sie in die Arme zu schließen. Die Liebkosungen und Begrüßungen seiner Eltern würden diese Vorfreude nur unzureichend hinauszögern. "Tamiko..!" freute er sich schließlich ebenso atemlos, als er die Tür tatsächlich als erster erreicht hatte. Seine Freundin sah wiedereinmal umwerfend schön aus..mit ihrer hellen Bluse und dem hübschen Rock- der Charly wieder zum erröten brachte. "Du siehst wieder wunderschön aus.." begrüßte er sie dann schüchtern mit einem Lächeln. Dann streckte er aber auch schon seine Hand nach ihrer aus und zog sie zu sich in das innere der gemütlichen Vier-Raumwohnung. "Wie schön das du schon da bist.." lächelte Charly dann offener. In seiner Wohnung fühlte er sich schon viel sicherer und konnte sich sogar über Tamiko beugen, und ihre Lippen mit den eigenen berühren. Seine Wangen glühten dabei fast genauso wie seine rotbraunen Haare. Als er die Lippen das nächste Mal öffnen wollte, waren aber auch schon seine Eltern erschienen.
"Ach Tamiko wie schön! Wir wussten garnicht dass du heute kommst." freute sich das ältere Ehepaar dass im Rahmen der Wohnzimmertür stand und das niedliche Paar betrachtete. Charlys Mutter hielt dabei ein Geschirtuch in den Händen und schien etwas zu pollieren. "Ich hab zum glück genügend gekocht. Du bleibst doch heute abend zum essen?" Fragte sie, bevor der Vater ihr schon mit einem lachen ins Wort fiel und sich am Kopf kratzte. "Aber Schatz, es ist doch erst Nachmittag. Lass sie doch erstmal ankommen.." brummte der gutmütige Bär, woaufhin Charly dankbar nickte. Tamikos Hand hatte er dabei garnicht losgelassen. "Wir gehen dann mal..!" verblieb er hastig und führte seine Freundin auch schon in sein Zimmer, wo er die Tür hinter ihnen verschließen konnte. "Endlich.." seufzte Charly dann, wobei der Rahmen seiner Brille etwas verrutschte. Sein Lächeln kehrte jedoch schon wieder auf seine Lippen zurück. "Tamiko.." raunte er dabei wieder und drückte seine Freundin wieder ansich, wobei der Duft ihres Shampoos ihn weiter zu beruhigen wusste. Seine Schultern fühlten sich schon ganz schwer an, so dass er sich fast schon an seine Freundin stützte. "Der Tag war so lang ohne dich.."
"Charly..." freute sich Tamiko dann auch, als sie erkannte dass ihr Freund es war, der ihr die Tür öffnete. Jedes mal, wenn sie ihn sah, schlug ihr Herz ein bisschen schneller und Wärme breitete sich vom Herzen aus in ihrem ganzen Körper aus. Charly war unzweifelhaft ihre große Liebe, und sie wollte ihn nie verlieren. "Danke.." konnte sie nur mit einem halb erfreuten, halb verlegenen Lächeln auf sein Kompliment hin erwiedern, bevor er bereits ihre Hand nahm und sie nach drinnen zog. Zu einer weiteren Entgegnung kam sie aber gar nicht, da sich ihr Freund schon über sie beugte und mit einem Kuss überraschte, den sie gleichermaßen liebevoll erwiederte. Auch ihre Wangen hatten sich dabei gerötet, nicht zuletzt weil sie beinahe bei dem kleinen Kuss von Charlys Eltern erwischt worden wären, die aus dem Wohnzimmer gekommen waren um zu schauen, wer zu Besuch kam. "Hallo Mrs. Ames, Mr. Ames." begrüßte sie die beiden höflich, wobei es nicht ausblieb dass sie aus reiner Gewohnheit eine Verbeugung in Richtung der beiden Eltern machte. "Hat Charly gar nichts gesagt?" wunderte sie sich, als die beiden gar nichts von ihrem Besuch wussten. "Ich bleibe natürlich gern, wenn es keine Umstände macht." nahm sie die Einladung aber gerne an, auch wenn es Charly war, der die Unterhaltung letztlich damit unterbrach, dass er sie in sein Zimmer entführte. "Deine Eltern sind so nett.." lachte sie überrascht und verlegen gleichermaßen auf, als sie schließlich allein in dem aufgeräumten Zimmer waren. Sie hatte jedoch gar nicht wirklich die Zeit sich umzusehen, da sie sich sogleich wieder in Charlys Arme gezogen sah und die Gelegenheit nutzt, die eigenen Arme auch um ihn zu schlingen. So sehr sie sich über seine Worte freute, musste sie doch gleichzeitig die Augenbrauen leicht heben. Sie strich dabei vorsichtig über Charlys Rücken und drehte den Kopf so, dass ihre Wange an seiner Brust ruhte. "Ist alles in Ordnung?" fragte sie dabei behutsam. Zwar war Charly immer sensibel und gefühlvoll, es war aber ihr feiner Instinkt und ihre überdurchschnittlich gute Beobachtungsgabe die ihr verriet, dass ihr Freund sich etwas anders verhielt, als sonst. "Ich habe dich auch sehr vermisst.. und mich so über deine Einladung gefreut." versicherte sie ihm deswegen.
Charly wusste dass er seiner Freundin nichts vormachen konnte.. aber er konnte auch nicht verhindern dass er immer wieder verlegen wurde wenn er sich von ihr ertappt fühlte. Sein schnell schlagendes Herz war ihmn dabei wieder ihm Hals stecken geblieben als ihn Tamiko darauf ansprach, ob alles in Ordnung sei.. und damit auch das unwohle Bauchgefühl der Aufregung förderte. "Also." stammelte er deswegen etwas unbeholfen und schmiegte die Wange an das feine Blonde Haar- was sein Gesicht noch unglücklicher wirken ließ. " Es ist schon alles in Ordnung aber.. " stammelte er weiterhin und löste sich leicht von ihr, damit er seiner Freundin in die Augen sehen konnte. "Können wir uns setzen?" bat er, und zog seine Freundin an den Kopfrand seines Bettes, wo die weichen Kissen aufgestellt waren. Dabei zog er Tamiko an seine Seite und umschloss ihren Rücken mit seinem Arm so, dass er sie vollständig umgreifen konnte. "Der Tag war nur so.. unschön." formulierte er etwas unbeholfen mit einem schiefen Lächeln und zusammengezogenen Augenbrauen, die seinem Blick etwas hilfloses verliehen. " Du weist doch noch heute Morgen..." versuchte er einen Anfang zu finden und blickte auf ihre miteinander verschlungenen Hände herab. Er hatte Tamiko nämlich unterhalb des Gespräches dafür gesorgt dass seine Finger zwischen ihre rutschen konnten. "Als du mir den Muffin mitgegeben hast.. ich hab ihn auf dem Weg natürlich gleich gegessen." lachte er ein wenig leise auf, bevor es wieder ernster wurde. " Dann war da aber so ein Typ.. ein schnösliger Japaner der wohl auf dich steht und hat mich deswegen blöd angemacht. Der meinte ich werde bald zu träge.. und versuchte mir zu vermitteln dass ich bald nicht mehr mit dir mithalten könnte.." zuckte er unbeholfen mit den Schultern auf. Nun hatte er es wenigstens über die Lippen gebracht. Es stand nur außer Frage wie Tamiko darauf reagieren würde. "Blödes Schuljahr noch.. dann sind wir die wenigstens los, was?" wollte er einen umschwung finden, damit er sich stärker geben konnte, wie er war. Er wünschte sich tatsächlich das die Schule bald vorbei war..denn mit ihrem Studium und der neuen Wohnung Tamikos - würde vieles einfacher werden. Da würden sich die Sportidioten schon nicht mehr herumtreiben.. und auch die, die wohl von denen sich Tamikos Eltern erhofften sie könnten ihre Tochter umstimmen. Charly konnte deswegen nur wieder seine Stirn an die Tamikos schmiegen. "Ich freue mich auf meinen kleinen Laden und ein ruhiges Leben mit dir.. deswegen versuche ich solche Kommetare einfach zu überhören. Ich.. liebe dich doch so sehr.." konnte er dann auch nun, wo er ihrem Ohr so nahe war zuflüstern..
Tamiko konnte nicht anders, als die feinen Augenbrauen besorgt zusammen zu ziehen. Dabei spielte nicht nur die Sorge um Charly eine Rolle, sondern auch die unbestimmte Angst davor, ihn durch irgend einen Grund zu verlieren. Ihr Herz schlug plötzlich nur noch ganz leicht, als ob es den nächsten Herzschlag fürchten müsste.. so als würde sie am liebsten die Zeit anhalten, nur um ihre Liebe nicht zu verlieren. Man sah deswegen auch ganz deutlich die Angst in ihren Augen, als ihre Blicke sich schließlich begegneten, und sie zu ihm aufschaute. Dabei half auch die Tatsache wenig, dass Charly meinte, es wäre schon alles in Ordnung. Das folgende 'aber' ließ nämlich nahelegen, dass dem doch nicht so war. "Ja, natürlich." nickte sie deswegen nur mit einem schweren Gefühl im Magen, als Charly fragte, ob sie sich setzen könnten. Sie ließ sich vorsichtig auf dem Bett nieder und schlug die Beine übereinander, wobei sie ihre Hände krampfhaft über den Knien faltete. Sie wagte dabei kaum, sich an Charlys Seite zu schmiegen, welcher den Arm um sie gelegt hatte. "Der Tag..." wiederholte sie, und schaute weiterhin fragend zu ihm auf.
"Mhm.." machte sie und nickte leicht, als ihr Freund sie an den Morgen erinnerte, wo sie einander gesehen hatten. Ihre Hand schloß sich dabei fest um Charlys, als dieser sie aus ihrer verkrampften Position löste. Sie wusste immer noch nicht so recht, worauf er hinaus wollte, deswegen hörte sie ihm weiter schweigend zu und nickte nur gelegentlich. "Oh.." sagte sie dann aber, sichtlich betroffen. "Ein schnöseliger Japaner... ich weiß schon wen du meinst." seufzte sie dann. Sie drückte Charlys Hand fester, und wagte zum ersten Mal, den Kopf an seine Schulter zu lehnen und für einen Moment den Duft seiner Haut wahrzunehmen. "Der ist nur eifersüchtig.. aber das gibt ihm noch lange nicht das Recht, so mit dir umzugehen." schwang die Verärgerung doch leicht hörbar in ihrer Stimme mit. Sie war nur viel zu gemäßigt, um dem Gefühl vollkommen nachzugeben. Sie konnte sich lediglich zu einem kleinen Lächeln bringen, als Charly weiter sprach. "Ich freue mich auch schon, wenn das alles vorbei ist. Ich liebe dich doch auch so sehr.. Du bist für mich perfekt." war nun die Wärme wieder in ihre Stimme zurück gekehrt, und spiegelte sich auch in den Augen wieder. "Deswegen musst du auch nicht auf solche Kommentare hören. Mit dir kann niemand mithalten.. ich will mein ganzes Leben mit dir verbringen." war es diesmal sie, die ihm die Worte leise zuflüstern musste. "Der Junge, der dich heute beleidigt hat, heißt Kenji Oda.." verriet sie ihm dann noch. "Er hat mich die letzten drei Jahre zu jedem Schulfest eingeladen, und ich habe jedes Mal abgelehnt. Unsere Eltern verstehen sich darüber hinaus auch noch ganz gut.. Er kann es ganz offensichtlich nicht verkraften, ausgerechnet gegen dich zu verlieren. Er hält sich für etwas besseres.. deswegen konnte ich ihn noch nie leiden." meinte sie und schmiegte sich enger an Charlys Seite. "Ich sorge dafür, dass er so etwas zukünftig lässt. Außerdem würde ich dich immer lieben.."
Charly war sich der Besorgnis seiner Freundin bewusst. Sie musste garnicht großartig aus ihrer Haut kommen, um zu beweisen wie unsicher und ängstlich sie war..das verriet sich Charly schon durch sein feinsinniges Gespür das er für Tamiko entwickelt hatte- und durch welches er ihr seine vollkommene Warmherzigkeit zuteil werden lassen konnte. Charly musste sich dafür nichtmal Mühe geben. Er musste nur sein, wie er war..so ungeschickt und nervös..aber liebevoll und gutmütig. Das waren alles Eigenschaften die sein Herz ganz schwer machten und ihn glauben ließen, Tamiko wäre für ihn bestimmt. Sie war zu perfekt, als dass er sie je gehen lassen könnte, ohne dass seinHerz für immer brechen würde. "Ach ..eifersüchtig?" war er daher ganz überrrascht das Tamiko den Jungen aus seiner Erzählung her kannte. "Ich kenne ihn nur vom sehen.." murmelte er unsicher, aber näherte sich mit der Stirn der Tamikos. Dabei achtete er aber darauf, dass er sie nicht versehentlich mit der Brille unachtsam streifte oder anstieß. Seine Nasenspitze schaffte es dennoch ihre Schläfe zu berühren. "Du musst dich nicht ärgern, ich bin so erleichtert dass du die Dinge genauso siehst wie ich.." versuchte er Tamiko zu beruhigen und löste sich um sie anzusehen. Eine Hand hob er, damit er ihre Wange dabei streicheln konnte..sich somit ihre Aufmerksamkeit einfangend. "Nicht viele Mädchen würden jetzt schon ihr Leben mit jemanden ..planen wollen, glaube ich." unterbrach er mit einem unbeholfenen Lächeln und hilfesuchend zusammengezogenen Augenbrauen. Dem hellen Grün schwang jedoch das volle Gefühl mit. "Und du bist dazu auch noch beliebt, klug und überaus hübsch. Nicht zu vergessen der Einfluss deiner Familie. Das sind alles Faktoren die viele Jungs an dir gut finden. Aber ich sehe da noch viel mehr. Ich sehe ..dein offenes Herz für alles was mich interessiert. Ich sehe wie glücklich dich die einfachsten Dinge machen, die mit viel Gefühl verbunden sind..ob das nun ein Abend vor dem Fernseher ist oder eine Einladung meiner Eltern zum essen. Du bist viel mehr als das, was man sieht.." verlor sich Charly in träumerisches schwärmen, dass man auch an den geröteten Wangen ausmachen konnte. Seine Finger strichen dabei liebevoll über Tamikos Schläfe und ihre Wange, bis sie eine Haarstähne einfingen und sie hinter das Ohr kämmten.
"Ich weiß das kein Kenji oder sonst wer, dein Herz erreichen würde.. und dennoch habe ich manchmal nur einfach angst das jemand besser sein könnte als ich. Das wird nach der Schule sicher besser." gab er zu bedenken und verlor seine Finger in ihrem Nacken. " Ich hatte doch vorher nie eine Freundin..oder auch nur im entferntesten für jemanden so gefühlt wie für dich. Das ist für mich auch ganz neu.." wollte er zu bedenken geben und schlug die Augen nieder. In der Tat fühlte er sich schon viel besser, als er mit Tamiko darüber sprach was ihn bedrückte. Bei Gelegenheit würde er sich sicher bei seinem Freund für den Rat bedanken. "Das nächste mal ignoriere ich ihn einfach, sollte das nochmal vorkommen..ok?" nickte er knapp, bevor er seine Lippen mit der Zungenspitze benetzte und sein Blick wieder die verträumte Note annahm, die ihn sonst immer vereinnahmte. "Außerdem ..sollten wir doch heute unseren Abend nicht an Oda verschwenden.. wir sind doch jetzt schon ein Jahr zusammen." Charly überließ es Tamiko genügend Zeit zu finden auf seine Gesprächswendung zu reagieren. "Ich habe etwas kleines für dich." belächelte er und musste deswegen auch seine Hände von Tamiko lösen. Er rutsche dafür ein Stück weiter vor, um sein Nachtschrank zu erreichen. Auf diesem war ein kleines, blaues Kästchen zu finden- und dieses würde sogleich seine Übergabe auf Tamikos Schoß wiederfinden. Wenn sie es öffnen würde- wozu Charly sie ermutigte- würde sie ein schmales Silberkettchen wiederfinden. Gerade einmal sogroß, dass es um ihr Handgelenk passen würde..mit zwei Anhängern versehen. Einem Buch mit kleinem Edelsteinchen an der äußeren Ecke geschmückt.. sowie ein kleines filligranes Blümchen. Sie standen für die Abschnitte die sie im laufe ihrer Beziehung bereits durchlaufen hatten..und Charly würde sie einzelnd zu benennen wissen. Jedoch wollte er erst abwarten was Tamiko dazu sagen würde...
"Ich mag ihn nicht besonders..." konnte sie nur ganz leise flüstern. Ihre Augenlider waren dabei schon ein Stück herab gesunken während sie Charlys zärtliche Berührung genoß. Es war dabei auch seine Liebenswürdigkeit, die sie schließlich von dem Gedanken ablenkte und sie aufschauen ließ. Dabei schmiegte sie die Wange in Charlys Handfläche, während sie sein Gesicht betrachtete. Selbst wenn ihre Mitschüler nicht der Meinung sein sollten, dass der Rotschopf besonders attraktiv war, konnte sie selber nichts anderes erkennen, als das schönste Gesicht, das sie je gesehen hatte. Sie war absolut überzeugt davon niemals einen schöneren oder liebenswerteren Menschen finden zu können. Und das war mehr als genug Grund, ihn nie verlieren zu wollen. "Ja, glaubst du wirklich?" fragte sie ihn dann mit einem milden Lächeln und fasste nach seinem Handgelenk, um das sie die eigenen, filigranen Finger nur ganz leicht schlang. "Ich glaube viel mehr, dass es umgekehrt ist.. Mädchen wollen sich gern binden und heiraten.. Jungen dagegen genießen lieber ihre Freiheit. Du bist da anders.. das macht dich besonders." verriet sie Charly ihre Gedanken. "Ich bin einfach so glücklich dass ich dich gefunden habe. Du machst mich glücklich." lächelte sie und musste dabei einfach den Blick senken, an Charly vorbei schauen, weil die Verlegenheit sie eingeholt hatte. So offen und ehrlich ihre Gefühle Charly gegenüber auch waren, fiel es ihr teilweise noch immer schwer, sie auch so zu zeigen. Sie glaubte aber, schon sehr große Fortschritte gemacht zu haben. Mit Charly war es auch einfach.
"Deswegen... deswegen kann es auch niemanden geben der besser ist als du." musste sie ihm gestehen. "Du bist der wundervollste Mensch den ich kenne. Ich habe darum auch manchmal Angst, dich zu verlieren. Und.. vor dir hatte ich doch auch nie einen Freund." erinnerte sie ihn, dass sie ihre ersten Erfahrungen auch mit ihm gemacht hatte. Ansonsten blieben ihr nur ihre beiden Freundinnen, mit denen sie sprechen konnte, und von denen eine es strikt ablehnte, sich überhaupt einen Freund zu suchen, während die andere immer ganz genau wusste, was sie wollte. "Ja, du solltest ihn ignorieren. Es gibt sowieso nichts, worin er besser wäre als du." erinnerte sie ihn. Dann aber erhellte sich ihr Blick. "Oh, du hast also auch daran gedacht!" freute sie sich. "Es ist unser erster Jahrestag." Sie war dabei überrascht, als Charly ein kleines blaues Kästchen von seinem Nachttisch ergriff und es ihr überreichte. "Wie süß von dir.. das wäre aber doch gar nicht nötig gewesen." meinte sie lächelnd und strich sich verlegen die blonden Haarsträhnen hinter das Ohr. Vorsichtig musste sie dann aber doch das Kästchen öffnen, woraufhin sie überrascht und entzückt das Kettchen empor heben konnte, an welchem sich zwei Anhänger befanden. "Wie hübsch.." konnte sie nur füstern und dann Charlys Blick suchen. "Danke Charly.." war es nur ein leiser Hauch, der über ihre Lippen kam, als sie sich zu ihm beugte und ihre Lippen zu einem vorsichtigen Kuss auf die seinen legte. "Es ist wunderschön.."