Seimei war aufgeregt. Unruhig balancierte er den Bleistift zwischen seinen Fingern und wippte unterhalb des Tisches mit dem Fuß auf dem Boden. Die Verse rollte ab- und verlagerte das Gewicht schließlich wieder auf die Zehenspitzen. Nach dem Unterricht würde sein Pilotentraining weitergehen- aber das war nicht das, was ihn an der Sache eigentlich nervös machte. Er hatte endlich wieder einen Grund bei Dr Ainori vorbeizuschauen, der immer so herzlich warum und freundlich zu ihm gewesen war. Manchmal hatte er ihn ja sogar zum Teetrinken am Nachmittag eingeladen... und heute würde wieder ein Nachmittag anbrechen, an dem der junge Schüler den Arzt bewundern durfte. Natürlich musste er ihn auch untersuchen um die Werte auf kontinuierlichem Stand zu halten, welche die Optimierung seines Traingsplans ermöglichten. Doch das alles hinderte ihn nicht daran, sich über alle Maßen auf den Besuch beim Arzt zu freuen. "Psst..!" zischte es neben ihm. Aber das hörte der Junge mit dem blond gefärbten Haar nicht. Ihm war nur eine der Haarsträhnen, die seine Schläfe entlang führten vor die Lippen gerutscht - und er beließ sie immer nur mit dem schweren Atem weg. Selbst wenn sie immer wieder zurück kehrte. Dr. Ainori... darum kreisten sich seine Gedanken- aus die er mit einem Satz gerissen wurde- der von einer dunkleren Stimme in seiner direkten Nähe stammte. "Seimei. Die Antwort." wurde der Satz langsam deutlicher, und das heftige Herzklopfen ließ das Rauschen in seinen Ohren abklingen. Ihm schmerzten die Fingerknöchel, weil er sich so erschreckt hatte. Die Warnung seines Sitznachbars hatte er ja zuvor auch ignoriert. Ansonsten wäre ihm wahrscheinlich aufgefallen, dass sein Lehrer ihn unentwegt dabei beobachtet hatte, wie er träumte anstatt dem Unterricht zu folgen. "Also..." stammelte Seimei nur und rutschte an die Lehne seines Stuhls- von dem er fast rutschte. Seine Hand hob er schützend an die Schläfe. Er traute sich nicht, zu seinem Lehrer aufzusehen. Er war Europäer...und seine blauen Augen waren ihm unangenehm. Herr Valentine war immer sehr ambitioniert- aber das lag wohl daran dass er noch nicht lang im Dienst war und sein Pädagogikstudium erst vor wenigen Monaten beendet hatte. Viele Schüler glaubten, seine Ideale würden noch irgendwann an ihnen verzweifeln. Doch bisher hielt er wie ein Fels ungeahnt daran fest. Er strotzte nur so vor Idealen und Träumen die er verwirklichen wollte. Selbst viele Eltern fanden nachmittägliche in Erziehungsfragen bei einem so jungen Menschen übertrieben. Und das war nicht mal die Spitze der Neuerungen, die er für die Schüler eingebracht hatte. Da war nun auch ein Kummerkasten- und ein monatlicher Elternabend - wofür die meisten der vielbeschäftigten Wissenschaftler-Eltern keine Zeit hatten. Umso unangenehmer war es Seimei jedoch, dass sein eigener Vater von solchen Methoden auch nichts hielt, und das dem Lehrer auch direkt auf die Nase gebunden hatte. Dafür schämte er sich noch immer...und nun fiel er auch noch unangenehm auf. Nicht dass er sich noch mehr auf ihn konzentrierte. Dabei wollte Seimei doch nur seine Ruhe. "Also...dass ist so.." versuchte er noch Zeit zu schinden. Sein Banknachbar hatte glücklicherweise doch noch reagiert, obwohl sein Rat zuerst so verschmäht worden war und schob Seimei leicht sein Heft unter- auf dem die Lösung geschrieben stand. "Seimei, wo bist du mit deinen Gedanken?" Wollte der Lehrer ihn gleich schon in ein Gespräch verwickeln, was wohl daran geendet wäre dass er sich einen Sozialvortrag bis nach dem Unterricht hätte anhören müssen. " -1 !" schrillte der Junge dann hervor, der seine Arme um sein Heft geschlungen hatte um zu verbergen, dass er mit dem Bleistift die grobe Lösung abschrieb. "Oh..dass ist richtig." war der verblüffte Lehrer sichtlich überrascht und blinzelte mit erfreutem Lächeln. "Ich hatte mir schon Sorgen gemacht ob dich etwas beschäftigt. Du weist ja, wenn was ist könnt ihr immer mit mir sprechen Kinder!" freute er sich weiterhin und drehte sich dann wieder um, um mit seinem Mathematikvortrag fortzufahren. Seimei seufzte nur schwer- was im Klingeln der Schulglocke erstickte. Auf das hin standen auch alle gleich wie wild auf- und packten ihre Sachen zusammen. "Da hast du noch mal Glück gehabt... du, der sagt das noch deinem Vater und dann bekommst du Ärger bei deiner Ausbildung!" durfte sich Seimei dann noch von seinem Nachbarn entnervt anhören. Er hatte ja recht... aber dafür interessierte sich der stille Junge jetzt gar nicht. Er wollte nur schnell seine Sachen in die Umhängetasche stopfen und aus dem Raum rennen. Ganz schnell wollte er zum Büro des Doktors- um ganz schnell die Peinlichkeiten des Tages hinter sich zu lassen.
Dafür musste er nach einigen Treppen und Fahrstuhltüren, nur noch atemlos vor dem ärztlichen Abschnittsbereich halten und in die Knie gehen- damit er Atem schöpfen konnte. Die Praxis des Docs war nur noch um die Ecke! Und bevor er an dessen Tür klopfen würde- mussten die Wangen zunächst einmal abkühlen, die so rot waren, dass man glaubte er wäre einen Marathon gelaufen. Hoffentlich hatten nicht noch andere junge Piloten einen Termin! Fiel ihm dann ein- weswegen er langsam um die Ecke schlich um zu erspähen, ob vielleicht Jordy oder andere Jungs noch vor der Praxis Platz genommen hatten. Wäre dies nicht der Fall, so würde er es doch lieber vorziehen- schnell an die Tür des Arztes zu klopfen, bevor ihm doch noch jemand zuvor käme... "Doktor Ainori?"