Die Schulglocke war gerade verklungen. Das murmeln der aufgeregten Schüler verebbte und sie setzten sich an ihre Plätze. Man hatte noch nicht gelüftet, der Duft von Linoleum und Putzmittel lag schwer im Raum. Am großen Lehrerpult, hinter dem die große Tafel aufgebaut war saß ein breiter, aber ziemlich gelangweilt wirkender Lehrer. Seine Brille hing ihm auf der knubbligen Nase, und sein Haar war nicht nur grau, sondern fast schon weiß. Die Augen ergraut- aber dennoch funkelte Wachsamkeit in ihnen. "Nun... meine lieben Schüler..." begann er und erhob sich ächzend. Er warf einen Blick über sein breites Brillengestell. "Ein neues Halbjahr beginnt, und wir haben sogar Zuwachs bekommen." erzählte er weiter und seine Augen schienen in der unruhigen Menge nach einem bestimmten, unbekannten Gesicht zu suchen. Es schien sich auf einem der vielen Einzelplätze hinter einem schmalen Arm zu verstecken, den es aufgestellt hatte um seine Stirn mit der Hand zu schützen. " Wollen sie sich nicht vorstellen, junger Mann?" rief der ältere Lehrer ihm zu, und dem Jungen stockte der Alter. Sein Hals kratzte, und sein Herz schlug aufgeregt weil die Lungen sich so anfühlten, als würden sie länger mit Sauerstoff versorgt werden. Da lang keine Antwort erfolgte, mischte sich ein dunkelhaariges Mädchen ein, das sich in einem Kreis aus anderen kichernden Mädchen, und ein paar anderen Jungs saß. Sie waren modisch angezogen- und schienen sich an weißen Hemden und stiller Natur zu stören. "Vielleicht spricht man bei den Armisch nicht." forderte sie mit einem breiten Grinsen, vor dem sie ihren glitzer Kuli hielt dazu auf, auch zu lachen." Stimmt, zum Outfit fehlt ihm nur ein Hut!" Der blonde Junge mit dem halblangen Haar ließ erst dann langsam seine Hand sinken und öffnete seinen Blick der Masse. Er wirkte entnervt, gereizt- aber in Wirklichkeit hatte er einfach nur Angst gehabt. "Was wollten sie denn wissen.." hörte man die Stimme des Teenagers, der seine Arme vor sich auf dem Tisch verschränkt hielt. Der ruhige Lehrer hingegen hielt seine Arme vor seinem üppigen Bauch verschränkt, dabei hatte er das dünne grüne Heft unter seine Achsel geklemmt...musste wohl eine Art Schülerbuch sein. "Jeder Mensch hat doch eine Geschichte, junger Mann. Welche ist ihre?" wollte er ihn ermutigen und lächelte. Daraufhin suchte er seinen Weg zurück an dem Pult, und der junge Mann schob seinen Stuhl zurück um sich am Tisch abzustützen und aufzustehen. "Mein Name ist Nathanel Stean. Ich bin kein Armisch, aber gebt euch keine Mühe euch meinen Namen zu merken. Ich werde mit nicht mal die Mühe machen nach eurem zu fragen. Ich bin in den letzten drei Jahren sechs Mal umgezogen. Ich spiele Violine, und das sehr gut. Gebt euch auch keine Mühe mich bei Facebook zu suchen, sowas habe ich nicht. Ich vergebe auch keine Handynummern, und möchte mit niemanden von euch zu tun haben." endete er die Ansprache, und mit jedem weiteren Wort war es ruhiger im Raum geworden. "Was, hat es euch die Sprache verschlagen? Dabei haben wir noch nicht über meine Familie gesprochen. Mein Vater ist Banker, und hat meine Mutter als ich fünf war sitzen gelassen. Nun könnt ihr euch auch sparen, Nachforschungen über mich anzustellen." war er erst am Ende angekommen, was daran zu erkennen war, dass er sich wieder setzen wollte. Irgendwie konnte er sich jedoch nicht setzen..der Stuhl schien so unendlich weit weg zu sein..und mit jedem weiteren Herzschlag, in dem er sich darüber aufregte, dass er sich nicht setzen konnte. Alles um ihn herum drehte sich und das Gemurmel wurde immer unverständlicher. Und je mehr er sich versuchte aus der Situation zu befreien, erwachte er langsam aus der traumreichen Phase seines leichten Schlafes...
Stalker riss die Augen auf, und der Atem presste sich stoßweiße hervor. Sein Brustkorb schien wie ein Vogel zu flattern, und sein Shirt dass er trug war im Nacken vollkommen durchgeschwitzt. Seine Finger waren zu Fäusten verkrampft, und das an manchen Stellen noch schwarze Haar kräuselte sich an seiner Schläfe. Jeder Knochen tat ihm weh- und er schaffte es zumindest sich auf die Seite zu rollen. Das Bett war noch warm. Dani war aufgestanden...er konnte sich noch daran erinner. Er wollte Frühstück holen, weil er selbst nicht aufstehen konnte. Führ lag Hund vor der Treppe..und auch wenn Hund schon alt war, und überaus friedlich und gutmütig, hatte er Angst vor ihm. Das lag nicht an Hund im eigentlichen, er hatte vor allen Hunden Angst, sobald sie so groß waren dass sie ihm über die Knöchel reichten.. "Was für ein Traum..." keuchte er nur und schloss noch einmal die Augen. Irgendwie musste er noch einmal eingenickt sein. Na, hoffentlich hatte er nicht geschrien..das hatte er nach dem aufwachen auch schon drauf gehabt. Dennoch fühlte sich Stalker wieder einsam und leer. Die Erinnerungen an seine Schulzeit und seine Familie ließ sich nicht für immer verdrängen...irgendwann tauchten sie auf, wenn man sie nicht verarbeitete..das schlimme daran war, dass es dann immer unerwartet über einen einbrach, so wie jetzt, wo er nur darum beten konnte, dass Dani bald zurück kam.. "Dani..." seufzte er nur und hätte gern seine Augen zugekniffen um sich vor der Wirklichkeit zu verschließen..doch da war die Angst auch wieder zu groß- am Ende wieder einzuschlafen und zu träumen. Unruhig konnte er sich nur unter dem dünnen Laken über ihm zusammen rollen...
Auf dem Tablett stapelte sich eine Schüssel mit Rührei, Toastbrotscheiben, ein Nutellaglas und zwei knusprige Croissants die man selber aufbacken konnte. In den zwei Tassen dampfte leicht erhitzter Kakao, sogar ein Minipäckchen Butter und Marmelade war dabei, die Dani am Vortag aus seiner Lieblingsbäckerei mitgebracht hatte, weil er sie nicht aufessen konnte. Natürlich durften auch Teller und Messer nicht fehlen, so dass er oben an der Treppe angekommen irgendwie außer Puste war. Er war zwar nicht dick, aber schrecklich unsportlich. Oder vielleicht nicht mal das, aber an sportlicher Ausdauer fehlte es ihm. Als er wiede zu Atem gekommen war, suchten seine bloßen Füße sich geräuschlos einen Weg über den Teppich. "He!" schimpfte er, als zwei ihrer Katzen an ihm vorbei stoben weil sie einander jagten. "Böser Baby Felix!" schimpfte er hinterher, weil dieser Baby Lui über den Gang hetzte. Ein paar Tropfen Kakao waren über den Tassenrand geschwappt, aber glücklicherweise war nichts schlimmeres passiert. Er schaffte die letzten Meter unbehelligt und konnte die Türklinke mit dem Ellbogen herunterdrücken. "Hey mein Schatz, ich bin wieder dahaa!" begrüßte er Stalker beim Eintreten. "Ich hab ein großes süßes Frühstück gemacht, hoffentlich hast du Hunger." meinte er lieb und schob mit dem Fuß die Tür hinter sich wieder zu, bevor er zum Bett lief und auf dem Nachttisch erst mal seine Last abstellte. Erst jetzt kam er dazu, nach Stalker zu schauen. "He, was hast du denn?" meinte er dann besorgt und setzte sich auf den Bettrand, um zu ihm zu rutschen...
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Stalker hatte seine Finger aus der krampfhaften Haltung der Faust lösen können, als er hörte wie Dani an der Tür schimpfte. Böser Baby Felix, hatte er gesagt, und Stalker hatte nicht mal darüber lächeln können. Seine Mundwinkel spannten als er versuchte zumindest ein kleines Lächeln erkennen zu lassen- und irgendwie machte ihn das ganze dann noch trauriger, als er ohnehin schon war. "Dani.." murmelte er nur als dieser ihm vom süßen Frühstück erzählte. Endlich hatte sich sein Idol, sein Schwarm dann auch zu ihm gesetzt und er konnte sich zu ihm umdrehen. "Mir ist nicht gut." gestand Stalker dabei. Seine Augen waren gerötet- und seine blasse Haut zeigte viele kleine Rötungen die sich unterhalb der Wangen abzeichneten. "Als du weg warst, bin ich nochmal eingeschlafen...ich habe schlimm geträumt.." seufze Stalker und schloss für diesen Moment die Augen. Er streckte seinen Arm aus, um sich an Danis Hosenbein festzuhalten, als dieser zu ihm rutschte. Dann erst konnte sein Arm weiter hoch rutschen und sich tonnenschwer um Danis Bauch legen. Dabei könnte seine große Liebe sehen, wie sich die Härchen unter der Kälte aufstellte- die Stalkers Arm umfing als er ihn aus der Bettdeckte gelöst hatte. "Ich habe von meiner alten Schule geträumt.. ich war ja auf vielen Schulen, aber das war eine der letzten vor meinem Abschluss.. und ich hab' mich nicht mehr setzen können..." begann er zu erzählen. "Meine Mutter ist ja oft mit mir umgezogen.. ach ich hasse Schule.." seufzte Stalker wieder und rutschte näher an Dani heran. Seine Hände kribbelten, als würden sie unter der Haut brennen- und ließen die Arme ganz taub erscheinen. Alles schien so unendlich schwer zu sein. Dabei hatte er sich doch nur festhalten wollen..."Du bist das einzige was mich noch am Leben hält.. ansonsten wäre ich schon längst daran kaputt gegangen. Existieren ist so bedrohlich..." wurde er immer leiser, weil sein Körper erzitterte, und er sich enger an Dani schmiegen musste...
"Oh nein.." murmelte Dani nur leise und mitleidig, als Stalker ihm gestand, dass ihm nicht gut war. Er hatte den Kopf schief gelegt und seine klaren blauen Augen blicken aufmerksam. Er war sehr wachsam, als er Stalker betrachtete, der sich zu ihm umdrehte. Seine Hand fand den dunklen Haarschopf und streichelte über diesen. Die Finger verschwanden im dichten Haar des Nackens und kraulten dort die Haut mit sanften, langsamen Bewegungen. "Das klingt ja schrecklich..." murmelte er, als Stalker erzählte, dass er einen Alptraum gehabt hatte. Dani wusste eigentlich überhaupt nichts von ihm, bemerkte er dabei. Es war das erste Mal, dass er überhaupt davon hörte das sein Freund oft umgezogen sei. Er konnte aus den Informationsbröcken nicht viel gewinnen, musste er aber auch nicht, um zu sehen dass seinem Freund wirklich nicht gut war. "Hey... jetzt bin ich ja da, es ist alles gut." flüsterte er ihm zu und zog die Beine hoch, damit er sich wieder ins Bett legen konnte. Er drehte sich dabei zu Stalker und schlüpfte mit unter dessen Decke, wo er das Bein zwischen seine schieben konnte. Die Hand, die seinen Nacken verlassen hatte, streichelte dafür über seine Schulter und den kalten Oberarm, bevor er ihn um seinen Rücken schlang. Irgendwann im lauf der vergangenen Jahre war er selbst etwas erwachsener geworden, bemerkte er... Früher war er mal derjenige gewesen, den man so getröstet hatte, und den die eigene Existenz fast erdrückt hätte. Die kurze Erkenntnis verblasste jedoch so rasch, wie sie gekommen war, als er die spitze Nase an Stalkers rieb und die Stirn an seine drückte. "Hab ich dir schon gesagt wie glücklich ich bin, dass du jetzt da bist?" fragte er liebevoll und hauchte Stalkers Lippen dabei einen ganz kleinen Kuss auf. Es war seine Art zu trösten, und manchmal wirkte sie sogar...
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"In jeder Klasse, die ich besucht habe war ich der Außenseiter. Ich wollte aber auch mit niemanden etwas zu tun haben. Aber.. ich glaube dass wir vor allem so viel umgezogen sind damit ich keine Kontakte knüpfe..." überlegte Stalker und runzelte die Stirn. Er drückte Danis Bein leicht mit den Oberschenkeln und erschauderte, als er seine zarten Finger an der eigenen Schulter spürte. "Du bist so zärtlich zu mir.. und ich fühle mich dabei so wohl.." gestand er und wurde langsam unter Danis Umarmung weicher. Die Anspannung des kurzen Traumes wich langsam der Erschöpfung. "Erinnerst du dich an deine Eltern? Ich wünschte, ich könnte sie vergessen. Wobei ich mich an meinen Vater echt nicht erinnere.. nicht mehr so gut. Ich war vielleicht 5, da hat er meine Mutter für eine jüngere verlassen. Sie haben sowieso nur gestritten. Das weiß ich noch..sie waren sich über meine Erziehung nie einig, hat sie mir später erzählt, sie war so enttäuscht von ihm, hat sie erzählt..aber das ich anders sei und sie nicht enttäuschen würde." wurde Stalker leiser, weil er schlucken musste, und dieser Reflex seine Stimmer verzerrte. Wieder war da dieses beklemmende Gefühl von Angst dass seine Muskeln anspannte, und sein Herz gegen die Brust trommeln ließ. "Dann habe ich auch Violine gelernt...das hat mir sogar Spaß gemacht. Das war schön..nicht so wie alles andere.." musste er stocken, weil er den Kopf leicht drehen musste. Danis Atem wurde an der eigenen Haut spürbar, und Stalker musste um jeden Preis seinem Kuss begegnen. Das war mehr als er sich je hätte erträumen können.. und nun durfte er sogar noch von Dani hören, wie glücklich dieser über ihn war. Immer wieder schmiegte er die eigenen, spröden Lippen an die Danis. Dass sie spröde waren lag daran, dass er immer wieder auf seine Lippen biss wenn er aufgeregt oder nervös war.. oder angespannt und ängstlich. Eine lästige Angewohnheit wie bei anderen das kauen an Nägeln- ließ seine Lippen bei diesem sinnlichen Kontakt brennen. Doch Stalker wollte keinen Augenblick missen. "Oh Dani.." keuchte er gelöst und schmiegte sich eng an sein Lebensziel...seine Liebe. "Du bist alles für mich...!" stockte er wieder, weil er spürte, wie sein Blick verschwamm, und er mit dem schließen der Augen nur weiteres brennen herauf beschwor. Winzige heiße Tränken sammelten sich in den Winkeln seiner Augen, und verebbten recht schnell wieder.. "Aber mir ist mein Leben zu schwer.. mich erschlagen meine Erinnerungen immer wenn ich nicht damit rechne.. was kann ich nur tun." murmelte er, während sein Herz brannte, und er die heiße Stirn nur an Danis reiben konnte. Seine Arme hatten sich um Danis Rücken geschlungen und unter sein Shirt geschoben. "Ich habe auch vor dir.. nie jemanden geliebt. Alle Begegnungen waren nur mit Zwang und Schmerzen verbunden.."
Dani fühlte sich von Stalker sehr berührt. Sein eigenes Herz wurde ganz schwer als er näher zu ihm rutschte. Dabei überwog das empfundene Mitleid. Selbst wenn er wenig bis gar nichts von ihm wusste, konnte er Stalkers Schmerz spüren. Beinah so deutlich, als wäre es sein eigener... "Ich erinnere mich an meine Eltern, ja." musste er leicht nicken, und seine Stirn dabei zärtlich an Stalkers reiben. "Ich bin als Kleinkind adoptiert worden und lebte mit Unterbrechungen bis zu meinem 17. Lebensjahr bei meinen Adoptiveltern. An meine leibliche Mutter erinnere ich mich nicht. Man hat mich ihr als Baby weggenommen weil sie wohl nicht in der Lage war für mich zu sorgen.. das hat man mir jedenfalls gesagt. Mein Vater ist bekannt.. ich kenn ihn aber kaum. Ich habs erst viel später rausgefunden, wer er ist." erzählte er kurz und ging damit auf Stalkers Fragen ein. "Ich schreib meinen Adoptiveltern regelmäßig, und wir telefonieren ab und zu auch... Sie haben die Entscheidung für meinen Lebensweg akzeptiert denke ich. Insbesondere wohl weil ich jetzt keine Drogen mehr nehme und so..." lächelte er ein bisschen. Er wollte sich nicht anmerken lassen, wie sehr Stalkers plötzliche Tränen ihn erschütterten. Der Gefühlsausbruch übertrug sich auf ihn, wahrscheinlich weil er selber sensibel war. "Weißt du, wie schön das ist gesagt zu bekommen, dass man alles für jemanden ist?" stellte er eine Gegenfrage, bei welcher er versuchte Stalkers Blick zu begegnen. "Ich weiß es jedes Mal, wenn du das sagst. Für mich ist es schwer zu glauben, aber es macht mich jedes Mal so glücklich. Und gleichzeitig macht es mich traurig dass du leidest... Ich wünsch mir nur dass du bei mir bleibst, auch wenn die Erinnerungen dich erschlagen. Dann wird es irgendwann schon leichter..." versprach er ihm ganz leise und musste die Lippen wieder behutsam auf seine legen. Seine Finger streichelten dabei langsam und wie er hoffte beruhigend über Stalkers Rücken. Er tat ihm so leid, und vor allem bedauerte er, dass sie einander nicht schon vorher näher gekommen waren.
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"Dein Vater ist berühmt? Cool..." murmelte Stalker leise. Seine Augen waren zu schmalen Schlitzen zusammen gesunken, in denen ein schmaler Streifen glühte und dafür sprach, dass die Feuchtigkeit noch nicht ganz verschwunden war. "Ich habe nie Drogen genommen..aber ich kam auch nie auf die Straße.. ansonsten wäre ich bestimmt ein leichtes Opfer geworden. Einfach alles vergessen.. das wäre so verlockend gewesen." fuhr er fort und rutschte leicht über Dani, um seinem Herzen näher mit dem eigenen zu kommen. Seine Lippen streiften dabei immer wieder Danis Mundwinkel und seine Lippen. Kleine Glücksmomente, die Stalker sich selbst schenkte- und die mit keinem Geld der Welt aufzuwiegen waren. "Meiner hat mit Geld gehandelt und hat sich wohl ein junges Dummchen genommen das nicht so anstrengend war wie meine Mutter. Sie hatte immer viele Ansprüche an ihn gestellt. An mich auch...aber er hatte die Möglichkeit abzuhauen." zuckte er mit den Schultern. "Den fehlenden Platz eines Mannes hab ich dann einnehmen müssen. Dem musste ich gerecht werden.. schnell Violine lernen, gut in der Schule werden, und für meine Mutter da sein." berichtete er weiter und schaffte es aber auch nicht zu Dani aufzuschauen. " Ich weiß dass es nicht normal ist, dass sie mit mir gebadet hat, und mich geküsst hat wie sie mich geküsst hatte.. mich hat das alles so kaputt gemacht, ich habe mich immer mehr in meine eigene Welt zurück gezogen. Habe Shadowrun gespielt, und viel gelesen, und mich immer mehr verschlossen.." umriss er nur knapp, weil er mehr nicht schaffte. Mehr war aber auch nicht nötig gewesen, glaubte er... "Ich hatte später mal eine Freundin, die bei uns im Haus mit gewohnt hatte. Ich hab sie nicht geliebt, aber sie hat mich versteckt wenn meine Mutter sauer auf mich war. Und sie hat mir zumindest nicht dafür weh getan, weil ich keinen hoch kriege. Ich war so Tod.. ich weiß nicht wie ich es geschafft habe, irgendwann abzuhauen und auszuziehen. Und das schlimme ist dass es , selbst wenn ich keine scheiß Angst vor ihr hätte , es gar nichts mehr bringen würde ihr alles ins Gesicht zu sagen, was ich von ihr halte. Sie bekommt es schon gar nicht mehr mit.." seufzte er. Zumindest konnte seine Mutter so niemanden mehr weh tun. Seine Arme hatten sich eng um Danis Rücken geschlungen, und hielten sich an der warmen Haut. Dieser Kontakt tat ihm so gut, und Stalker schaffte es so sogar, ruhiger zu atmen.. "Du bist mein Leben..du hältst alles so positiv.. alles ist so bunt, schön und wunderbar. Du bist so fantastisch, da vergesse ich ganz, wie ich mich vorher gefühlt habe. Immer wenn ich über dich nachdenke, dann muss ich wieder lachen, egal wie traurig ich vorher war. Das...ist so ein Wunder..." wurde er leiser, weil er sich enger an Dani schmiegen musste. "Bitte lass mich nur immer dein Stalker sein. Ich bin nicht ganz normal..ich habe so viele Macken dass ich mich kaum mit anderen Menschen unterhalten kann, außer dir - ohne vollkommen aufgeschmissen zu sein... aber bei dir bin ich normal..da bin ich, ich..."
Dani wusste nicht, was er sagen sollte. Es war zwar nicht das erste Mal, dass er von Missbrauchsgeschichten hörte, aber sie verloren niemals ihren Schrecken. Sein Mund war trocken, weshalb er erst einmal schlucken musste. Er konnte nur daran denken, dass er jetzt um so mehr bedauerte, Stalker auf Abstand gehalten zu haben. Sicher, er hatte seine Gründe dafür gehabt, und es waren sicher auch gute Gründe gewesen... Im Endergebnis jedoch hätte er sich genauso gut auch gleich auf ihn einlassen können und ihm so weiteres Leid und Kummer ersparen. Er hatte schon Luft geholt, um etwas zu sagen, bevor das Schweigen zwischen ihnen drückend wurde, aber dann musste er doch noch einmal schlucken, weil sein Hals noch immer trocken war. "Wenn ich ehrlich bin.. hast du auf mich immer ziemlich normal gewirkt." fand er dann doch endlich eine Antwort. "Vielleicht bin ich auch einfach nur blind gegenüber solchen Sachen... Ich seh auch nie Lights Behinderung, oder Domis Wahnsinn... jetzt ist er natürlich nicht mehr so psychotisch." seufzte er leise. "Es tut mir sooo leid, dass ich dich nicht einfach sofort an mich heran gelassen habe. Insbesondere, weil du mir sofort so gut gefallen hast. Die Chemie hat total gestimmt als wir gespielt haben, und ich hab gespürt dass du mir gefällst. Ich hab nur ein Problem mit Treue... und ich wollte so gern treu sein." versuchte er zu erklären, was ihn damals dazu bewogen hatte so zu handeln. "Ich hab mich nur deswegen so abgegrenzt, weil ich Gefühle für dich hatte und sie nicht zulassen wollte. Ich hab sie einfach verdrängt. Ich denke jetzt, dass das falsch war.. weil ich auch denke, dass es ein Wunder ist, dass du lieben kannst. Ich liebe dich auch und möchte, dass du immer mein Stalker bleibst. Wenn du nicht von selbst gefragt hättest, hätte ich dich darum gebeten..." flüsterte er ihm den letzten Satz nur leise in sein Ohr, bevor er die Arme locker um seinen Rücken schlang. "Mich stört es nicht, dass du nicht normal bist... wenn wir allein sind merkt man das sowieso nicht. Ich bin auch immer für dich da. Du kannst immer über alles mit mir reden." Selbst wenn ihm dabei nicht wohl war, bemühte er sich darum Stalker ein Lächeln zu schenken. Auch wenn er traurig war wollte er ihm unbedingt ein Stück weit Zuversicht schenken. "Ich liebe dich so sehr.. ich will dir auch nie mehr weh tun."
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Stalker redete nie über das komplizierte Familienverhältnis, aus dem er stammte. Das lag zum einen daran, dass er nie mit jemanden sprach und niemanden vertraute..zum anderen lag es auch daran dass er dieses dunkle und abstoßende Kapitel einfach von sich schieben wollte. So, als sei es jemand anderen passiert...so, als würde er auf einen Film zurück schauen und nicht auf eigene Erfahrungen. Er fühlte sich dabei schlecht, unangenehm berührt und unwohl in seiner eigenen Haut. Auch aus diesem Grund hatte er weder an sexuellen, noch an einer anderen Form von Beziehung Interesse gehabt. Da hatte er sich schon nicht mit sich selbst auseinandersetzen müssen. Denn darauf wäre es zweifellos hinaus gelaufen, wenn andere ihn mit der Reflektion seiner Art konfrontiert hätten. "Menschen haben mir immer Angst gemacht.." Gestand er deswegen. "Erst bei dir kann ich normal sein. Ich vermute, weil ich dich verehre und keine Angst vor dir habe.." fuhr er fort und blinzelte auf, um seinen Blick zu klären. "Vor diesem Urmel hatte ich dann schon Angst, und ein wenig vor seinem Freund, der uns gefahren hat als ihr mich von der Fähre abgeholt habt. Ich tuh mich mit anderen einfach schwer.. aber es wird schon besser." seufzte er und drückte Dani fester. "Es muss dir doch nicht leid tun.. du hast Light nicht weh tun wollen indem du dich mit Darling auf mich einlässt.. du wolltest nur das alle glücklich sind." sinnierte er und fing sich wieder in einem Lächeln, das ihm besser stand wie der traurige Blick. "Jetzt lässt du mich an dich heran..und das ist das größte Glück für mich. Mehr will ich doch gar nicht, als von dir geliebt werden... für dich von Bedeutung zu sein." war es Stalker wichtig, Danis Blickkontakt zu halten, und mit der freien, kalten Hand über seine Wange zu streicheln. "Das gibt mir einen Sinn.. macht mein Leben schöner, als es bisher war. Und damit kann ich viel besser leben.." Gestand er weiterhin. Es war besser, derjenige zu sein der sein Leben für seine Liebe gab, die er empfand, als derjenige zu sein der seit dem Missbrauch durch seine Familie an körperlich und seelischen Störungen litt. "Ich liebe dich Dani.. du bist der einzige Mensch, dem ich glaube was du sagst. Ich kann mich selbst nicht lieben...aber ich kann dich mich lieben lassen.. Du machst mir ein so großes Geschenk damit, dass kannst du dir nicht vorstellen.." wurde Stalker wieder leiser, weil er dazu übergehen musste, den Lippen seines Schwarms, seiner Liebe mit einem Kuss zu benetzen. Dabei war er ebenso zärtlich, wie leidenschaftlich.. "Ich habe so viele dunkle Kapitel.. ich hoffe, ich muss sie nie ausbreiten. Aber wenn, dann weiß ich dass du mich auffängst..." seufzte Stalker anschließend leise, und drückte die Stirn an Danis. "Du würdest dich ja auch nie über mich lustig machen..das gibt mir Sicherheit. Ich wette, dass deswegen auch Leute wie Domi und Light so glücklich bei dir sind. Du nimmst jedes Leben so wie es ist..und hast das Talent es so einfach scheinen zu lassen, dass es einem selbst so vor kommt..."
Selbst nachträglich gesehen wirkte Stalker auf Dani nicht wirklich gestört. Selbst wenn er versuchte es ganz neutral zu betrachten, gelang es ihm nicht. Bei Domi hatte er gespürt wie einschneidend und schlimm ihn die traumatische Vergangenheit belastete. Er konnte es sich nur damit erklären, dass beide vom Typ her sehr unterschiedlich waren und auch einen unterschiedlichen Hintergrund besaßen. Er hielt es jedoch für klüger, Stalker nicht darauf anzusprechen. Wenn er sich bei ihm so frei entfalten konnte, dass seine Störungen gar nicht auftraten, war das für ihn sicher auch eine große Erleichterung. Das wollte er einfach nicht zerreden. Er bedauerte nur, dass er nicht schon früher gelernt hatte, dass Schweigen manchmal die bessere Wahl war... "Oh... also bei Urmel ist das so wie bei manchen Tieren. Die blasen sich auf und machen sich größer als sie sind, um Feinde abzuschrecken. In Wirklichkeit sind sie aber total harmlos... das hab ich in so Tierdokus im Fernsehen schon oft gesehen." erzählte er stattdessen lieber. "Nur beim Mikey muss man aufpassen, der ist scharfzüngig. Aber nicht hier zu Hause.. vor ihm brauchst du also auch keine Angst haben. Der ist außerdem so gut wie immer mit sich selbst beschäftigt. Der Urmel wollte nur so gern mit, und Mikey musste fahren weil er einen Führerschein hat... sonst hätte ich dich auch lieber allein abgeholt." erzählte er und ließ seine Hand wieder in Stalkers Nacken wandern, um diesen zu kraulen. "Ich finde das schön, dass du mich so verehrst. Irgendwie brauch ich das auch, viel Bestätigung, sonst geh ich ganz schnell kaputt. Zum Glück hab ich viel Rückhalt, sonst würde ich das alles gar nicht schaffen..." war er auch geneigt, ein wenig mehr von sich selbst preis zu geben. "Wir hatten echt einen schlimmen Start. Glaub es oder nicht, aber ich mach so gut wie immer einen furchtbaren ersten Eindruck. Ich hab so gut wie mit jedem Startschwierigkeiten. Aber du hast mir das alles nachgesehen und verziehen. Deswegen können wir jetzt zusammen sein und ich kann dir zeigen wie ich richtig bin." Dani zog die Augenbrauen zusammen, was seinem Gesicht einen leicht sorgenvollen Ausdruck verlieh. "Aber eigentlich war es diesmal ganz anders. Der erste Eindruck war gar nicht das Problem. Ich habe gespürt, dass wir beide auf einer Wellenlänge sind. Es hat sofort harmoniert und gekribbelt... Ich hab mich nur dagegen gewehrt und es nicht zugelassen. Nach Nicki wollte ich mich eigentlich nie mehr auf jemanden einlassen, und dann kam irgendwie Light dazu, und ja... danach wollte ich dann wirklich aufhören um niemand zu verletzen. Ich hab schon so immer wenig Zeit... nur deswegen hab ich dich abgeblockt, weil ich zu meinem Wort stehen wollte. Aber richtig glücklich hat das keinen gemacht. Dich hat es unglücklich gemacht, und ich hatte auch meine Durchhänger... Wenn ich richtig schlimm down bin ist es im Haus immer ganz still. Kannst du dir bestimmt vorstellen..." war er es diesmal, der viel zu beichten hatte. Irgendwie tat es gut, sich das alles von der Seele zu sprechen. Die Sache mit Stalker hatte ihm übel im Magen gelegen. Jetzt konnte er ihm wenigstens erklären, was sein Problem gewesen war.... Faktoren die gar nicht mit ihnen beiden zusammen hingen. "Tut mir leid... jetzt bin ich abgeschweift. Aber ich wollte dir das alles schon lange mal sagen. Und auch, dass ich dich liebe. Es stört mich nicht, dass mit dir was nicht stimmt. Ich werde dich auch nicht zwingen deine dunklen Kapitel auszubreiten und dich danach ausfragen. Aber ich werd immer für dich da sein wenn du jemanden zum reden brauchst. Oder einfach nur jemand der für dich da ist. Darin bin ich ganz gut... weißt du ja." versuchte auch er sich an einem kleinen Lächeln. Er nahm an, dass Stalker früher oder später vielleicht über einiges reden wollte. Vielleicht würde er aber auch für sich selber einen Weg finden abzuschließen. "Ich würde nie über dich lachen, oder mich abwenden oder vor dir ekeln. Ich hab schon eine Menge schlimmer Sachen gehört und selber mitgemacht. Für mich bist du immer nur mein Stalker, mein Natey... Daran ändert kein Zwang, keine Störung und keine dunkle Vergangenheit was." versprach er ihm, nur um dieses Versprechen durch einen kleinen Kuss zu besiegeln.
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Stalker musste lächeln. Er stieß den Atem langsamer, aber dafür schwerer aus als Dani seinen Nacken kraulte. Es war so wunderschön, und fühlte sich so angenehm an, wenn es die feinen Härchen im Nacken gegen den Wuchs rieb. Dani tat ihm nun einmal unheimlich gut.. deswegen fiel es Stalker schon schwer, überhaupt noch klare Gedanken zu fassen. Dennoch gab er sich Mühe, die Augen offen zu halten und Danis Blick zu suchen. "So siehst du wirklich nicht aus. Auf den ersten Blick, meine ich..." begann er deswegen langsam, und schmiegte sich wieder enger an seinen Schwarm. "Bei dir sieht alles so leicht aus...als wärst du ein kreatives Bündel an guter Laune und positiver Energie.. dabei bist du sooo zerbrechlich, sensibel und manchmal unsicher.. das bringt Leute wie mich oder Adam dazu, dich einfach beschützen zu wollen. Das verstehe ich wiederum..." sinnierte er leise und begann über Danis Rückenwirbel zu streichen. Er folgte dabei dem Bogen den die Wirbelsäule in Hüfthöhe auf der Rückenmitte einging, und furchte die Haut sanft mit seinen Fingerspitzen. "Und das ist auch der Grund wieso ich dich so bewundere und verehre..du bist nicht nur süß, sondern so sensibel und besonders.. dich gibt es nur einmal auf der Welt, und deswegen wusste ich dass es für mich niemand sonst geben kann, der mich so bewegt, und auch verstehen würde.." seufzte Stalker, und schüttelte anschließend nur den Kopf. "Ach was..das war gut so. Ich erfahre so gern mehr über dich.. jedes kleine Detail ist ein weiterer Schatz..." flüsterte Stalker leise und schloss die Augen erneut, als er Danis Lippen für einen Kuss suchte. Fest schmiegte er die Lippen an die des hübschen Danis, und verblieben lang an ihnen... "Ich komm nicht gut mit anderen Menschen aus.. Sex war bei mir auch immer ein rotes Tuch, weil ich einfach anstatt Lust zu bekommen, nur einen dicken Knoten im Bauch hatte, und ich habe Angst vor Hunden und zu weiten Plätzen. Naja..aber ich glaube dass davon nichts gefährlich ist..." runzelte er die Stirn. "In dem Hochhaus in dem ich früher gewohnt habe, gab es so einen bösen Hund, der hat mich mal gebissen als ich im Flur gespielt habe.." erklärte er. "Und du hast mich schon soweit geheilt..ich bin mir sicher, ich immer glücklicher werde je mehr Zeit ich mit dir verbringen kann. Bei dir, fühl ich mich sogar normal.."