Der Sommer war endlich gekommen, und mit ihm auch das Ächzen über die -plötzlich- viel zu heißen Temperaturen. Der Vorlesungssaal besaß keine Klimaanlage, und so waren Matthew und die anderen Studenten mehr als glücklich darüber, als der Unterricht endlich zu Ende war. Draußen herrschte zumindest ein halbwegs erfrischender Wind, während die Luft drinnen gestanden hatte. Matthew warf seine Tasche über die Schuler und schritt über den Asphalt auf das Tor der Uni zu. Er trug nur ein ärmelloses Shirt, Turnschuhe und eine dünne Jeans. Für mehr war es einfach zu heiß. Jessy würde zu Hause bestimmt schon auf ihn warten, und der Gedanke brachte ihn zum Lächeln während die Sonne vom Himmel brannte. Seine Gedanken schweiften ab, als er den nur zehnminütigen Heimweg antrat. In Dänemark war es nun schon ziemlich spät... Light würde wohl bald zu Bett gehen. Wenn er Schlaf fand zumindest. Matthew sorgte sich ein wenig um ihn, nachdem er ihm gestanden hatte, zur Zeit wohl keine gute Phase zu haben. Nicht, dass es Matthew zu viel gewesen wäre; er fühlte sich einfach nicht wohl dabei, ihm nicht richtig beistehen zu können. Aber was blieb ihm übrig, wenn ein ganzer Kontinent zwischen ihnen lag? Hinzu kam ja außerdem noch, dass sie beide eine feste Beziehung führten... und selbst wenn Matthew mit sich selber ehrlich war und wusste, dass er den hübschen, blonden Admin wohl immer lieben würde, ging es einfach gegen seine Prinzipien, bestehende Beziehungen zu unterwandern. Das galt sowohl für seine eigene, als auch für die Lights.. und der hatte ihm glaubhaft versichert, in seiner eigenen Beziehung nicht unglücklich zu sein. Und dann war da natürlich noch Jessy... der kleine, süße Jessy, der alles zurückgelassen hatte um bei ihm zu sein, und der ganz sicher mehr verdiente als eine halbhertige Beziehung, in der er mit den Gedanken ständig anderswo war. Ebenso war für ihn nicht akzeptabel, seinen Freund als zweite Wahl anzusehen, oder gar aus Mitleid mit ihm zusammen zu bleiben.. oder aus Gewohnheit. Er hatte eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie sehr es ihn verletzen würde, wenn er sich irgendwann so vorkommen sollte. Der umsichtige Matthew würde es demnach gar nicht erst so weit kommen lassen. Schon allein deswegen hatte er längst seine Familie über seinen festen Freund informiert und würde ihn zum wichtigen Thanksgiving Fest mitnehmen... Aber Light war sein Freund, und wenn es ihm schlecht ging wollte er ihm beistehen. Er seufzte und stellte fest, dass er schon das Mietshaus sehen konnte, in dem er wohnte. Er durchschritt die kleine Grünanlage davor und kramte nach seinem Wohnungsschlüssel. Drinnen war es schlagartig kühler und dunkler, eine echte Erleichterung nach dem heißen Sonnenschein im freien. Er schaute in den obligatorisch leeren Briefkasten und stieg dann die Treppen hinauf bis zu ihrer Wohnung, wo er aufschloss. "Hey mein Schatz, ich bin wieder da!" rief er und schloß die Tür hinter sich, bevor er aus den Turnschuhen schlüpfte...
Bald würde Matthew nach Hause kommen- das war Jessys Gedanke als er unruhig die Füße vom Sofa austreckte. Er trug ein Ärmeloses, weißes Shirt- dass am Ausschnitt für Hals und Arme etwas zu groß geraten war. Dazu trug er eine leichte cremefarbene Stoffhose mit weiten Taschen, die seine schmalen Beine etwas zu kaschieren wusste. Noch immer war er jeden Tag sehr nervös wenn Matthews Unterricht sich dem Ende neigte. Der Junge hatte sich dabei immer Mühe gegeben, zumindest die Wohnung in diesem Zeitpunkt aufzuräumen und die Küche soweit vorzubereiten dass sie später gemeinsam kochen konnten. All diese kleinen Rituale verschafften seinem Leben langsam die ersehnte Struktur und das innerlich vermisste Gleichgewicht.. und genau weil ihn diese schönen Wendungen in seinem Leben so glücklich machten war Jessy nicht so leichtfertig sie einfach hinzunehmen und zu akzeptieren. Dafür schätzte er Matthews Gastfreundschaft und seine Liebe einfach viel zu hoch. Er wollte ihm noch viel, viel mehr zurückgeben..und das war wohl auch der Grund für seine innerliche Nervosität, die in seiner Brust zu explodieren schien als er das Schloss knacken hörte. ?Matthew!? rief er aufgeregt. Sein Atem stockte ihm, weil sein Herz so schnell schlug- und seine Beine suchten sogleich den Grund des Bodens um sich anschließend vom Sofa abzustoßen und aufzuspringen. ?Matthew! Oh endlich bist du da!? wiederholte er nur, und als er um die Ecke des Flures bog würde Mathew wenn er aus seinen Turnschuhen geschlüpft war, in die strahlend blauen Augen seines Freundes sehen können. Die Freude, Aufregung und Liebe schien in ihnen überzuquellen?ohne auch nur ein Anzeichen dafür zusetzen sich in irgendeiner Hinsicht vernachlässigt oder weniger geliebt zu fühlen. Jessy konnte seine Gefühle nicht verbergen?dazu gehörte seine Nervosität genauso wie seine Verehrung, seine Neugier..und auch die gewisse Scham aus der er heraus immer ein wenig schüchtern wurde, wenn er von Mathew so vereinnahmt wurde. ? Schatz..? murmelte er deswegen auch nur ganz leise, als er bei ihm angekommen war. Ihre Fußspitzen berührten bereits einander, und Jessy legte behutsam seine Hände auf Matthews Brust. ?Ich habe Tee zum abkühlen gestellt..und schon seeehnsüchtig auf dich gewartet. War der Unterricht heute anstrengend?? wollte Jessy weiterhin wissen. Doch weitere Fragen sprudelten nicht aus ihm hervor. Sein hellbraunes Haar klebte ihm in vereinzelten Strähnen an der Stirn und kräuselte sich an seiner Schläfe..und erwirkte dabei den Anschein ebenso rot zu sein, wie die Wangen die in Matthews Gegenwart aufblühten?
Matthews Blick fiel lächelnd auf Jessy, als er um die Ecke bog, gerade als er seine Schultasche abgestellt hatte. Zu Anfang war er derjenige gewesen, der nervös war... eine Beziehung mit einem Jungen war für ihn neu, ungewohnt... aber er hatte sich daran gewöhnt und zu seiner innerlichen Ruhe zurück gefunden. "Ah, da bist du." entgegnete er daher auch lächelnd und griff unbewusst nach dem im Nacken zusammenen Haar, um es über die Schulter zu streifen. Dann brauchte er nur noch die Hand ausstrecken, um damit liebevoll über Jessys Wange zu streicheln, bevor er die andere Hand zu Hilfe nahm und sie beide an seine Wangen legte um sich über ihn zu beugen. Seine Lippen fanden Jessys und hielten sie in einem zärtlichen Kuss gefangen, mit dem er ihn oft zu begrüßen pflegte. Zärtlich glitt seine Hand von Jessys Wange ab und fand seinen Rücken, damit er ihn an sich ziehen konnte. Erst viele Herzschläge später konnte er langsam von ihm ablassen und schließlich erst auf die Fragen eingehen, die sein Freund ihm gestellt hatte. "Der Unterricht war eigentlich gar nicht so anstrengend.. was ihn anstrengend gemacht hat, war die Hitze im Saal. Da kann man sich kaum konzentrieren." schmunzelte er leicht. "Ich hab dich auch vermisst." ließ er ihn noch einmal wissen und strich mit den Fingerspitzen liebevoll über Jessys Nacken. "Ich geh mich nur kurz frisch machen. Schenkst du uns so lang Tee ein?" fragte er und ließ seinen Freund dann los, um im Bad zu verschwinden. Nicht jedoch, ohne dessen Antwort abgewartet zu haben.
Jessy hielt lang den Blick der dunklen, so warmen Augen- bis Matthews Lippen seinen eigenen immer näher kamen. Schließlich vereinten sie sich zu einem Kuss und nahmen Jessy das letzte bisschen Kraft seine Augen noch geöffnet zu halten. Seine Wangen wurden von weiterer Hitze erfasst, und der Junge hatte Problem durch das Beben und Zittern seiner Lippen den Kuss aufrecht zu erhalten. So krallten sich nur seine Finger fester in Matthews Shirt in dem Moment, in dem dieser ihn näher an sich zog. Jessy fühlte sich schwerelos?und nicht länger mehr Herr seiner eigenen Sinne. Wie jemand wie Matthew sich überhaupt für ihn so hatte erwärmen können kam ihm in diesem Moment einmal mehr unvorstellbar vor. Der Student und Musiker war schon überirdisch schön..und darüber hinaus war er auch noch so herzlich..gebildet und tiefsinnig. Jessy glaubte wirklich wahnsinniges Glück gehabt zu haben?und er war auch nicht bereit es einfach aufzugeben. Ein leises Keuchen verließ seine Lippen beim lösen des Kusses, weil er sich aus der Anspannung heraus nicht einmal einen flachen Atemzug durch die feine Nase gegönnt hatte. Matthew hatte ihn schlichtweg paralysiert..und jetzt hatte er Mühe sich wieder zu fangen..und auf seine eigenen Füße zurück zu sinken. ?Hm-mh?? nickte er nur mit feuerrotem Kopf. ?Ich bereite den Tee vor, im Wohnzimmer..? murmelte er und sah dabei Matthew nach. Am liebsten wäre er ihm schon ins Bad gefolgt?einfach nur um sich länger seiner vollkommenen Ausstrahlung auszusetzen. Der Zopf seines Freundes hatte dieser über die Schulter gezogen?das wunderschöne lange Haar, dass Jessy ein weiteres schweres seufzen entlockte. Einfach weil er es so sehr liebte..?Ich warte dann auf dich..und dann will ich noch ganz viel von dir haben.? Freute sich Jessy und faltete die Hände ineinander. Noch einen Moment hielt er Matthews Blick?dann wollte er auch schon ins Wohnzimmer verschwinden, wo er in der angrenzenden Küche den Tee in Tassen füllen konnte, und diese anschließend auf den kleinen Tisch vor dem Sofa tragen konnte. Nun konnte der entspannte Teil des Tages beginnen.. Jessy freute sich auf den Austausch mit Matthew..und darauf ihn für sich nun haben zu können..
Im Badezimmer konnte Matthew sich die Hände und das Gesicht mit erfrischend kalten Wasser waschen. Die Tröpfchen rannen von seiner Haut und ließen ihn erfrischt zurück, bevor er sie mit dem sauberen Handtuch hinfort tupfte... Beim Blick in den Spiegel zogen sich seine Augenbrauen leicht zusammen. Er musste immer noch an Light denken und zog schließlich das Handy aus der Gesäßtasche, um diesen zumindest eine kurze Nachricht zukommen zu lassen, dass er an ihn dachte. Nachdem er das erledigt hatte, steckte er es wieder zurück in die Tasche und verließ schließlich das Badezimmer wieder, um Jessy ins Wohnzimmer zu folgen. "Oh, schon alles fertig." lächelte er und kam dann zum Sofa, um sich neben seinem Freund darauf niederzulassen. Er seufzte zufrieden auf, als er den Arm um Jessy legen und sich wieder an ihn kuscheln konnte. "Dafür wird mir auch im Sommer nicht zu warm..." nickte er ihn spielerisch und schmiegte das Kinn an Jessys Schulter, wobei er den Kopf an seinen lehnte. "Ich hoffe du hast dich ohne mich nicht zu sehr gelangweilt..." schloß er sanft und streichelte liebevoll den dünnen Oberarm seines Freundes. "Ich freue mich schon so auf Thanksgiving dieses Jahr.. das erste Mal, dass ich jemanden mitbringe. Meine Familie freut sich auch schon so auf dich. Aber bis dahin ist ja noch Zeit... erst mal genießen wir den Sommer. Nächste Woche spiele ich bei einem Open Air.." erzählte er und unterbrach nur, um die Nase in Jessys Haar zu vergraben und die Augen zu schließen. Während er tief einatmete, spürte er die Liebe, die er Jessy entgegen brachte. Eine ruhige, starke Glut die ausreichte um ein ganzes Leben lang zu halten. Matthews Meinung nach das Mindeste was Jessy verdiente, nachdem er ihm seine Liebe geschenkt hatte. "Ich liebe dich, weißt du das eigentlich?"
Während Jessy im Wohnzimmer wartete und die Teetassen zurecht schob, hatte Light schon Matthews kurze Textnachricht erhalten. So viele Kilometer sie auch trennten, so war die Schnelligkeit der Daten nicht zu unterschätzen?und die Wirkung die sie damit erzielten ebenso. Lethargisch hatte der blonde Admin in Dänemark nur das Bett am heutigen Tag gehütet, und ihn an der Seite seiner Videospiele verbracht. Er gab sich Mühe, sich nicht so viel anmerken zu lassen?aber umso Kraft kostete es, die trübsinnigen Gedanken nicht durch sein Lächeln scheinen zu lassen. Hier freuten sich alle über den Sommer..und Light war der letzte, der es seinen lieben verderben wollte. Derzeit nahm er sich wirklich so wenig wahr, als dass er überhaupt in Betracht zog dass sein Befinden sowohl Dani als auch den anderen wichtiger war als ein Wochenende am Strand. Matthews Nachricht versetzte seinem Herzen ein Stechen..aber dem folgte ein warmer Schauer, ein leichtes brennen dass ihn daran erinnerte, zu empfinden. Er tippte ihm ein kurzes -Danke..- zurück, doch löschte die Zeichen ebenso schnell wieder. Seufzend hielt er inne, ehe er erneut dazu ansetzte, über den Bildschirm seines Telefons zu wischen. ? Ich denke auch an dich. Danke, dass du für mich da bist..- unterbrach er mit einem Zeilenumbruch. ? in Liebe, Light..- fügte er nur an, und schob das Telefon nach dem Absenden der Nachricht von sich. Vielleicht fand er nun doch ein wenig Schlaf. Zumindest vergrub er sein blasses Gesicht in den weichen Stoffen seiner Kissen..
?Ah! Matthew..? seufzte hingegen am anderen Ende des Ozeans Jessy. Er rutschte mit dem Rücken von der Lehne, um sich Matthew zu zuwenden, der sein Kinn auf seine Schulter gestützt hatte. Er war wirklich atemberaubend schön?. Und das machte Jessy immer wieder verlegen. So sehr dass er erneut den Blick senken musste. ? Ich habe mich nicht sehr gelangweilt. Ich habe aufgeräumt.. etwas gespielt und dann die Zeit damit verbracht von dir zu träumen..? schmunzelte er und kniff die Augen vergnügt zusammen, als Matthew über seinen Oberarm strich. Der Junge wurde langsam immer weicher, und drehte Matthew den Rücken zu. Das hatte nur den Vorteil, dass er ihn nun an Matthews Bauch schmiegen konnte. Dabei drückte sich Jessy so eng an ihn, wie er nur konnte. Als er den Kopf leicht anhob, konnte er wieder Matthews Nase in seinem Haar spüren..und seufzte erleichtert auf. ?Ich hoffe deine Familie wird mich wirklich mögen?immerhin hast du nie jemanden mitgebracht, und dann einen Jungen?? stellte er die rhetorische Frage, versuchte dabei jedoch Matthews Hand zu suchen, so dass er sie an seinen Bauch ziehen konnte, wenn er sie erreichte. ?Nicht jeder ..ist so tolerant.? Zuckte er nur leicht mit den Schultern auf und rieb sich wieder leicht mit dem Rücken an Matthews Bauch, um seine Nähe zu spüren während er die Augen geschlossen hielt. ?Ein Open Air? Mit einer Band oder allein?? zeigte er sich dann aber wieder von seiner Nervosität abgelenkt und drehte leicht den Kopf in die Richtung seiner großen Liebe. ?Ich ?wäre gern dabei um dich singen zu hören..? murmelte er dabei zaghaft, und musste dann verlegen den Blick wieder abwenden. ?Ich? habe es mir immer gewünscht dass du mich liebst. Es zu hören?dass es wirklich so ist, zieht mir noch immer regelrecht den Boden unter den Füßen weg.? Schauderte der Junge und hielt sich an Matthew. ?Ich liebe dich auch..so sehr dass ich darin mich selbst ganz verlieren. Wenn du meine Gefühle so erwiderst?ich kann mir nichts schöneres vorstellen..? unterbrach er mit einem seufzen. ?Ich such mir auch schon einen Job..ich will dich so gut es geht in allem unterstützen. Mir ist es auch wichtig? das mit uns. Für mich ist das hier, einfach alles.? Schloss er und wurde noch weicher in Matthews Armen. Die Hitze schien ihn dabei gar nicht zu stören. Sie umgab ihn eh permanent, wenn er nur an Matthew dachte..