Die Luft wurde langsam drückender. Kurosawa saß auf der hölzernen Terrasse, die zum Garten der Hazamas führte. Er war umzäunt mit hohen Bambuspaneelen, die keine Blicke von außen nach innen durchdringen ließen. Das hinderte außenstehende daran, auf den kleinen weißen Pavillon zu sehen, der viel zu schön war, um sich hinein zu setzen. Zu ihm führte ein kleiner Weg aus glatten weißen Kalksteinchen, inmitten durch den grünen Grasteppich. Hier standen auch ein paar hohe Bäume?eine alte Weide und ein Kirschbaum, der gerade die letzten Früchte für dieses Jahr trug. Am schönsten war jedoch der kleine Teich mit den winzigen Koi-Karpfen. Narzissus saß wie jeden Nachmittag in der Sonne und hielt die Füße hinein, während er sein Spiegelbild bewunderte..und Bilwis hockte nur mürrisch neben ihm, weil man ihm verboten hatte die Koi?s mit der Harke zu jagen.
Kurosawa musste schmunzeln. Er streckte die Hand aus, um nach seinem Eistee zu greifen..doch anstatt das Glas zu finden, was neben ihm gestanden hatte, hörte er nur ein klirren. ?Hm?? stieß er nur aus, und sah über die eigene Schulter. Er trug nicht mehr wie seine Verbände unter einem viel zu weißen Muskelshirt, dessen Ärmelausschnitte weit bis zu den Rippen reichten. Für mehr war es einfach zu heiß. ?Ach Poltergeist..? seufzte er dann nur, als er erkannte dass der unsichtbare Geist Eiswürfel in das Glas fallen ließ. ?Was? Du wolltest doch eine Abkühlung?? protestierte dieser quietschend auf, und wurde sichtbar. ?Schon..aber jetzt gib mir mein Glas. Shiori wartet drinnen sicher schon auf mich.? Klärte Kurosawa den Dämon auf, der sich daraufhin aufplusterte und unsichtbar machte. Das Glas schwebte zu ihm, so dass er es greifen konnte..ja, sogar an die Lippen führen konnte. Nur genau in dem Moment, in dem er den kühlenden Eistee auf der Zunge spürte- wurde es auch schon am Rücken kalt. Punktuell glitt ein schmelzender Kältepunkt über seine Wirbelsäule tiefer über seinen Rücken, und ließ ihn so zusammen schrecken, dass Kurosawa seinen Eistee halb auf seinem Shirt verschüttete. ?Poltergeist!? keuchte er und stand auf. Da hatte der kleine Geist ihm doch tatsächlich einen Eiswürfel in den Ausschnitt am Nacken fallen lassen. Er konnte den Geist nicht sehen..nur sein kichern vernehmen. ?Na warte, wir werden ja sehen wer heute Abend im Handy schlafen muss.? Grummelte Kurosawa nur, und ging lieber wieder ins Haus. Sein Bauch klebte..und er wollte nicht riskieren, dass ihn am Ende noch Bilwis abschleckte, nur weil er so gut nach ?Pizza? roch.. So steuerte der Junge auch nur das Wohnzimmer an, in dem er die anderen vermutete- und stellte das halb geleerte Glas auf den Tisch ab. ?Bin gleich zurück..muss mich nur eben umziehen.? Seufzte er und winkte kurz mit geschlossenen Augen um das Zimmer anzusteuern, dass er sich hier mit Shiori teilte, wenn sie alle bei Senpai übernachteten. ?Du wirst nicht glauben, was sich Poltergeist immer einfallen lässt, wenn ihm mal wieder etwas nicht passt.? Schimpfte er nur, als er das kühlere Zimmer betrat. Hier wirkte sich die Ruhe positiv auf sein Gemüt aus? ?Ich habe den ganzen Eistee verschüttet?? murmelte er nur weiterhin, und suchte mit seinen Blicken nach seiner Kindheitsfreundin?
Shiori hatte es sich am Schreibtisch mehr oder weniger gemütlich gemacht. Sie hatte noch Hausaufgaben zu erledigen - der einzige Grund, warum sie sich nicht zusammen mit Kurosawa in den Garten gesetzt hatte. Allerdings fiel es ihr heute mehr als schwer, sich zu konzentrieren. Das lag nicht allein an der Hitze, insbesondere, wo es im Zimmer schon kühler war. Jedoch musste sie die Hausaufgaben machen, und auch das Lernen nicht vernachlässigen... ansonsten war es ganz schnell vorbei mit der Freiheit. Sie hätte auch nicht gewusst, wie sie ihren Eltern mit schlechteren Noten als zuvor hätte erklären sollen, wie die Lerngruppe mit ihrem Senpai aussah... Und deswegen quälte sie sich durch den ganzen zähen Lernstoff, der einfach nicht in ihrem Kopf bleiben wollte. Sie war schon kurz davor, entnervt alles vom Tisch zu fegen, als die Tür aufging. An ihr Ohr drang die Stimme des Menschen, den sie auf der Welt am meisten liebte, so dass sie gar nicht anders konnte, als unwillkürlich zu lächeln und sich umzudrehen. "Was? Wie siehst du denn aus?" lachte sie, als sie den durchnässten Kurosawa erblickte. Vom Bauch abwärts war das Shirt unübersichtlich nass gewesen. "Ach so... der Eistee." begriff sie auf seine erkläreneden Worte hin. "Aber was hat denn der Poltergeist damit zu tun?" wollte sie dann wissen und stand mit einer fließenden Bewegung auf. Sie trug nur kurze Shorts und ein leichtes Shirt mit dünnen Trägern, die Füße waren bloß. "Ach, ist ja eigentlich auch egal... wegen mir musst du dir gar nichts anderes überziehen." murmelte sie nur als sie näher gekommen war und die Arme um Kurosawas Nacken geschlungen hatte. "So gefällst du mir eh am besten..." flüsterte sie leise an seinem Ohr und schmiegte sich eng an seinen Bauch. Ob dieser noch von Eistee klebte, war ihr dabei ganz egal...
Kurosawas Arme schlangen sich um Shioris Rücken, als diese aufgestanden war um ihn zu umarmen. ?Also..zunächst einmal hat er mich erschreckt..? begann er dabei zu erzählen, und senkte seinen Blick auf das hübsche Gesicht aus Kindertagen. Er liebte dieses Mädchen aufrichtig..und seine Seele heilte mit jedem Tag, den sie zusammen verbrachten ein wenig mehr. ?.. Und das nur, weil ich nicht wollte dass er mit meinem Glas spielt. Er hatte es herum fliegen lassen. Als Dank..landete dann unerwartet ein Eiswürfel in meinem Nacken..? begann er dann schon zu schmunzeln, denn wenn man so offen darüber sprach, klang es beinah schon lächerlich. Erschrocken von einem Poltergeist, der sich mit Eiswürfeln rächt. Es gab schlimmeres..gerade in der heutigen Zeit. Kurosawa musste diese Erfahrung aus erster Hand sammeln, und war froh dass er nun damit nicht mehr allein fertig werden musste. Einen Kuss versuchte er such zu stehlen- indem er den Kopf senkte und Shioris Lippen mit den eigenen berührte. ?Ich bin jeden Tag froh darüber dass wir uns wiedergefunden haben. Erst gerade habe ich mich noch geärgert, über die Attacke mit dem Eistee?aber eigentlich bin ich viel mehr froh darüber, nun nicht mehr allein sein zu müssen..? musste er deswegen loswerden. Seine Hände umfassten Shioris Schultern, damit er sie sanft von sich schieben konnte. ?Warte..? murmelte er nur mit einem Lächeln. Er hatte sie nicht weit von sich geschoben..nur soweit, dass er Platz hatte seine Arme zu überkreuzen und sein Shirt über den Kopf auszuziehen. Er ließ den durchnässten Stoff achtlos zu Boden fallen..und zog Shiori darauf wieder an sich. Sein Bauch klebte nur noch leicht an den letzten Druckverbänden nahe der Hüfte??Ich wollte nur verhindern, dass dein Shirt auch noch klebt..? erklärte er sich dann, und drückte den Bauch nur ein wenig durch, um seiner Freundin näher zu sein. ?Aber du riechst schon wunderbar frisch nach Eistee..? musste er dann wieder lächeln. Der Kuss, für den sich dabei erneut ihre Lippen trafen, wurde deswegen auch schon intensiver, ohne dass Kurosawa noch einen Zentimeter Platz ließ. Nicht einmal für einen Atemzug..
Shiori musste lachen, als Kurosawa ihr schilderte, was der Poltergeist angestellt hatte. Natürlich hatte sie nur gut lachen, weil es nicht ihr Shirt gewesen war, in das man plötzlich Eiswürfel steckte. Ihre Hand fand seine Wange und streichelte sie zärtlich. ?Ganz schön gemein?? sagte sie dann jedoch und seufzte zufrieden auf. ?Ich bin auch froh, dass wir wieder zusammen sind.? Gestand sie ihm. Der kleine Satz bedeutete das Ende all der Zweifel, des Kummers und der Schmerzen, die ihre die Trennung im Kindesalter zugefügt hatte. Natürlich verlor sich die Reue nicht, dass sie nicht früher seine Nähe gesucht hatte, aber in ihrem Herzen wohnte auch die Hoffnung, eines Tages darüber hinweg zu kommen. Irgendwann würden die Schuldgefühle verschwinden und sie konnte nach vorn schauen. Sie gab nur einen unwilligen Laut von sich, als Kurosawa sie an den Schultern fasste und von sich schob, wobei ihre Hand von seiner Wange abglitt. Der Grund dafür wurde ihr jedoch schnell klar, als er das Shirt über den Kopf zog. Ihre Hände fanden seinen Bauch und glitten sacht weiter über seine Seiten, um sich dann um seinen Rücken zu schlingen. ?Als ob mir das was ausgemacht hätte?? flüsterte sie in sein Ohr, als er meinte, nur verhindert haben zu wollen dass ihr Shirt auch noch klebte. Viel lieber streckte sie sich seinem Kuss entgegen und umschloß seine Lippen mit den eigenen. Ihre Augenlider sanken herab und ließen die Welt um sie herum verschwinden, so dass sie plötzlich nur noch aus Kurosawa bestand. Ihre Welt war ohnehin im Begriff sich zu ändern, und Shiori wollte nur dafür gewappnet sein, um sich selbst, ihre Freunde und vor allem ihre Liebe zu beschützen, wenn es so weit war. Nur dafür trainierte sie jeden Tag neben der Schule, arbeitete an sich und mit ihren Dämonen? ?Ich hoffe, dass die Dämonen sich bald zeigen werden. Ich will nicht mehr nach Hause und von dir getrennt sein?? murmelte sie nur und öffnete die Augen dann wieder, um zu Kurosawa aufzuschauen. ?Chaos in der Stadt wäre dafür genau das Richtige.? Seufzte sie wieder. Es war vielleicht kein besonders angenehmer Wunsch, aber in Anbetracht der Umstände war ihr alles lieber, als ohne Kurosawa sein zu müssen und ihre Beziehung auch noch geheim halten zu müssen. ?Wenn wir nur schon alt genug wären um zu heiraten..?
Nachdem sich ihr Kuss doch gelöst hatte, musste Kurosawa schwer seufzen. Sein Kinn stützte er daraufhin auf Shioris Scheitel ab, knapp über ihrer Stirn-ohne damit aufzuhören sie sanft im Arm zu wiegen. ?Wenn die Dämonen sich erst einmal zeigen werden wir kaum noch eine ruhige Minute haben.. aber he, du hast dich erstaunlich schnell an den Gedanken gewöhnt..? sprach er seine Gedanken aus, und blinzelte. ?Ich möchte auch jeden Augenblick in deiner Nähe verbringen. Und..in zwei Jahren können wir dann auch schon heiraten.? Kurosawas Umarmung wurde fester. Er dachte an Baphomet und sein Versprechen?das Versprechen was die Menschen künftig daran hindern wird, ihre blinde Zerstörungswut an anderen auszulassen. Es würde ihnen gut tun, wenn sie sich endlich einer sichtbaren Macht unterordnen müssten. Dabei empfand der Junge Genugtuung. Dem Chaos würde der Friede folgen?und dafür gab er seine Kraft gern der dämonischen Gottheit. ?Mein Vater sucht mich zumindest auch nicht?deswegen habe ich es wohl ein wenig leichter, wie du. Als einzige Tochter deiner Eltern, sind sie natürlich sehr darauf bedacht das du nicht in schlechte Kreise gerätst?? seufzte er dann wieder und nahm sein Kinn von Shioirs weichem Haar, um ihr nun seinerseits über die Wange zu streicheln. ?He?außerdem können wir nun auf die gleiche Schule gehen. Das ist doch auch etwas..und das bisschen Normalität sollten wir doch noch auskosten..? murmelte er dann, während er die Fingerspitzen durch ihr Haar schob, um es über Shioris Schultern zu kämmen. Danach wichen seine Finger nur über ihren Oberarm?zogen dabei den dünnen Träger von der Haut, die er anschließend an ihrer Schulter küssen wollte. ?Verheiratet?sind wir irgendwo ja auch schon. Wir haben das oft auf dem Spielplatz getan...geheiratet. Kaum zu glauben, dass wir jetzt wirklich ein Paar sind..?
"Hm... da hast du sicher recht, aber ich habe keine Angst, so lange wir alle zusammen sind." antwortete Shiori weich. Sie hatte sich auf die Zehenspitzen gestellt, um noch einmal Kurosawas Lippen mit den eigenen zu streicheln. "Nach dem was dir passiert ist habe ich einfach Angst, dich wieder zu verlieren. Wenn ich allein zu Hause bin bekomm ich nachts kein Auge zu." seufzte sie mit einem milden Lächeln, das jedoch die Sorge in ihren Augen nicht vollständig kaschierte. "Aber hier bei Senpai ist immer alles in Ordnung. Fast so wie früher, nur dass wir jetzt ein richtiges Bett und vier Wände haben." murmelte Shiori und hing auch für einen Augenblick den Erinnerungen an die längst vergangenen Sommertage nach. Das Viertel war wirklich nicht das Beste gewesen, aber dort war sie glücklich. Nach ihrem Umzug hatten sich zwar die Verhältnisse in denen sie lebten gebessert, sonst jedoch nichts. Im Gegenteil. Sie musste nicht nur die Trennung von Kurosawa verkraften, sondern auch noch den Zwischenfall in der Bahn, durch den sie Ken kennengelernt hatte. Diese Freundschaft war das einzige, was sie an Positivem zu verbuchen hatte. "Ja, es ist wirklich fast nicht zu glauben..." sagte sie leise und drehte leicht den Kopf, als Kurosawa ihre Schulter vom Träger befreite und küsste. "Ich habe dich immer so sehr geliebt, und jetzt bist du wirklich da und erwiderst meine Gefühle. Es ist das größte Geschenk, das mir das Leben gemacht hat." Shiori musste schlucken. Wann immer sie sich bewusst machte, wie knapp Kurosawa dem Tod entronnen war, und dass sie ihn vielleicht nie wieder gesehen hätte, fühlte sie sich schwach und ängstlich. Ein anderer Teil von ihr jedoch bezog daraus eine kaum zu bändigende Kraft. Es war der Kampfgeist in ihr, der sie dazu trieb das äußerste aus sich - und ihren Dämonen - zu holen, damit sie nie mehr wehrlos zuschauen musste wie man ihr oder ihren Geliebten etwas antat. Ihre Hand fand Kurosawas Nacken und musste sich an den seidigen Strähnen festhalten. "Ich verspreche dir, dass ich auf dich aufpassen werde. So wie du mir und Ken im Einkaufszentrum geholfen hast. Und in zwei Jahren bin ich dann endlich Mrs. Sai Shiori." gab sie sich einem kleinen Tagtraum hin...
Gedanklich war Kurosawa abgedriftet. Shioris Erzählungen waren einfach zu schön... und zu schön auch nur, weil er sich selbst kaum vorstellen konnte, was für ein Glück er gehabt hatte. Aber eigentlich war es auch kein Glück....es war seine Bestimmung gewesen, zu überleben. Dank Baphomet konnte er nun seine Liebe genießen, und küsste ihre Stirn. "Ich hatte damals wirklich... angst gehabt. Es war nicht die Angst wie vor einem Streit meiner Eltern, oder Angst vor der Schule. Es war die Angst um mein Leben, die ich nie vergessen werde...sie hat mir erst gezeigt wie kostbar dieses Leben ist. Wir haben es geschenkt bekommen, Shiori..du bist alles was ich mir je gewünscht hatte." seufzte der Schwarzhaarige und drückte ihre Schultern. Danach wurde der Griff weicher...und strich über ihre Oberarme, zu ihren Unterarmen..bis hin zu ihren Handgelenken. Dann konnten sich seine langen Finger zwischen ihre schieben, und sie festhalten. Er nutzte diese Bindung, um sie langsam zum Bett zu ziehen, wo er sich schließlich mit Shiori auf dem Rand nieder ließ. Das weiche Poster gab unter ihrem Gewicht nach- und er konnte Shiori dicht an seine Seite ziehen. "Baphomet hat mich gerettet. Als ich so am Boden lag...ich erinnere mich nur an dieses warme, schwerelose Gefühl dass mich konzentriert in sich hinein gezogen hat. Es war so, als würde ich auf meinen innersten Kern sehen können...und da habe ich meine erste Begegnung mit einem Dämon gehabt. Es war beängstigend, erschreckend..aber auch faszinierend. Und er wusste genau, wie ich mich fühle..er vertrat dieselbe Meinung über Menschen, wie ich. Dafür schenkte ich ihm mein Vertrauen, und er schlug die Typen in die Flucht, die mich angegriffen hatten. Danach.. bin ich nur in diesem eigenartigen Krankenhaus aufgewacht. Mein Körper fühlte sich trotz der vielen Verletzungen und Verbände an wie neu geboren." Kurosawa schloss die Augen, und drückte Shioris Hände fester. An seinen Armen konnte er schon leichten, hellen Flaum im letzten Tageslicht ausmachen. "Ich werde auch nie zulassen, dass uns noch einmal irgendetwas trennt. Darauf gebe ich dir mein Wort. Und auch darauf...dass ich dich zu Mrs Sai machen werde.." Seine Worte gingen in einem Schmunzeln verloren. Er liebte dieses Mädchen, dass seine große Liebe darstellte..und damit für ihn zum Ideal geworden war, dass nie eine andere hatte erfüllen können. "Ich bin nur auch froh, dass ich nicht mehr zu Hause schlafen muss. Janus Mutter ist sehr nett zu mir..aber ich freue mich schon sehr darauf, wenn wir ein eigenes Heim haben werden." Das zumindest war sein Traum gewesen. Er sah sich noch weit entfernt davon, sich selbst genügend zu fühlen um Vater zu werden. Er glaubte nicht gut genug für Kinder zu sein...aber mit der Liebe seiner Shiori, würde sicher auch mit der Zeit diese Hürde brechen..
Shiori hatte sich von Kurosawa zum Bett schieben lassen, auf welchem sie sich hingesetzt hatten. Sie war nah zu ihm gerutscht, um sich an seine Seite schmiegen zu können. Berührungsängste hatte sie nicht mehr so viele, wo die schlimmsten Verletzungen heilten. Eine gewisse Vorsicht ließ sie dennoch walten. "Ich kann nicht sagen, dass ich das verstehe. Nicht so richtig jedenfalls... Ich halte nicht so viel von Dämonen wie du oder Janus." schüttelte sie sacht den Kopf. "Aber ich bin so dankbar dafür, dass Baphomet dein Leben gerettet hat." Das kurze Zögern, bevor Shiori den Namen des Dämons aussprach, war zu hören gewesen. Sie konnte nicht richtig benennen, was ihr daran unangenehm war. Es war eher Instinkt oder Intuition, die sie vorsichtig stimmten, ohne dass sie es hätte greifen können. Dämonen waren zu Verbündeten und vielleicht sogar Freunden geworden. Sie waren außerdem eine Waffe, die Shiori nur zu bereitwillig bereit war zu nutzen, um sich und ihre Geliebten zu schützen... und doch war da ein schlechtes Gefühl, das sich nicht vertreiben ließ. Sie vertiefte das Thema jedoch nicht weiter und beließ es bei dem, was sie gesagt hatte. Sie zog es einfach vor, sich auf ihre gemeinsame Zukunft zu konzentrieren, denn Kurosawa war auch ihre große Liebe, an die niemand hatte heran reichen können. Nicht einmal Ken, den sie fast ihr halbes Leben kannte, und dem sie viel zu verdanken hatte. "Janus hat's gut... aber ich bin froh, dass du bei ihm wohnen kannst. Seine Mutter ist wirklich nett, aber arbeitet viel. Ich habe sie deswegen nicht so oft gesehen... Wer hätte gedacht, dass die Alkoholsucht deines Vaters irgendwann mal einen positiven Nebeneffekt hat?" lächelte sie schwach. Jedenfalls machte er auf die Art Kurosawa das Leben nicht noch schwerer, wie es gerade der Kontrollzwang ihrer Eltern tat. "Ich freu mich gerade nur so darüber, dass du mich immer noch heiraten willst." murmelte sie und streckte den Hals, damit sie Kurosawa wieder auf den Mund küssen konnte. Von beiden unbemerkt konnte man auf dem Fenstersims plötzlich eine lautlose Bewegung ausmachen, die an ein Uhrenpendel erinnerte. Tatsächlich war es nur der buschige Schwanz des Neko-Shogun, der sich von zwei verliebten Teenagern nicht bei seinem Sonnenbad stören ließ.
Den stillen Kater hatte Kurosawa kaum bemerkt. Er war zu beschäftigt gewesen, die Arme schließlich um Shiori zu schlingen, und sie an seine Brust zu ziehen. Mittlerweile war seine Kraft soweit zurückgekehrt, dass er keine starken Schmerzen mehr dabei verspürte, sich ein wenig mehr anzustrengen. Davon abgesehen war Shiori einfach zu süß, als dass er es zulassen konnte auch nur einen Zentimeter zwischen ihnen Platz zu schaffen. Mit Shiori im Arm ließ er sich auf die Matratze fallen. Ihr Köpfchen ruhte an seiner Schulter...ungerührt jeder Erschütterung die sie hätte ereilen können. "Ja..wer hätte das gedacht? Mein Vater hat sich nie viel aus mir gemacht. Das hat mich immer gestört..ich war nur zu feige um mehr Aufmerksamkeit zu fordern. Jetzt bin ich über die Enttäuschung ganz froh...das lässt mir Freiraum für die wichtigen Dinge im Leben..." raunte Kurosawa dabei und küsste Shioris Schläfe. Seine Lippen kitzelten ihren Haaransatz...durch ihn streifte ebenfalls sein warmer Atem. "Ich wollte dich immer heiraten...deswegen habe ich auch immer mit dir spielen wollen. Nur...weil ich immer wollte, dass du 'Ja' sagst. Und...." dehnte er seine Antwort, um die gewollte Stimmung und Erwartung zu erreichen... "..und dann gab es immer den Kuss." Seine Stimme war von Eindringlichkeit gezeichnet...Emotion und Gefühl bildeten eine unverwechselbare Klangfarbe, mit der sich seine halb geöffneten Lippen wieder über ihre senkten.. "Die anderen Kinder haben das nie verstanden. Aber... für mich gab es nie etwas schöneres, als dich zu küssen. He..und jetzt können wir sogar schon die Nächte zusammen verbringen, so wie wir es uns als Kinder auch immer gewünscht hatten." seufzte der Junge erneut, und er drückte Shiori sanft ein wenig fester. "Bald heirate ich dich ganz offiziell.." Auch Kurosawa hatte den gehörnten Dämon nicht mehr erwähnt. Vielleicht hatte unterbewusst sein Feingefühl angeschlagen, das ihn dazu mahnte Shiori langsam mit seinen Visionen und Träumen zu konfrontieren...
In Kurosawas Arm gekuschelt hatte sich Shioris Hand langsam an seine Brust geschlichen und streichelte dort über die nackte Haut, wo sie nicht von Verbänden verhüllt war. Als sie Kinder waren, hatte es an Kurosawas Körper nicht solche Verletzungen gegeben. Keine Bandagen und Pflaster, sah man von den üblichen Blessuren wie etwa aufgeschlagenen Knien ab, und die hatten sie beide mehr als einmal gehabt. Für Shiori jedoch hatte sich Kurosawa nicht verändert. Er war lediglich älter geworden. Vielleicht war es die Verliebtheit, die sie gegen manche Veränderung blind gemacht hatte, vielleicht war sie aber auch einfach noch nicht bereit, mit den Veränderungen umzugehen. Überhaupt war ihre Liebe ein sehr wirksames Mittel, die über allen Veränderungen und auch über Träumen und Visionen stand. Die Zukunft kam schon von allein, und für Shiori zählte nur, diese mit Kurosawa zu verbringen. "An deine Eltern kann ich mich eigentlich kaum noch erinnern..." musste sie zugeben. "Nein, eigentlich kann ich mich gar nicht erinnern. Ich durfte immer nicht zu dir zum Spielen. Damals habe ich das nicht verstanden, und ich habe auch nicht so viel darüber nachgedacht. Wir hatten ja sowieso unser eigenes zu Hause auf dem Spielplatz..." teilte sie leise ihre Eindrücke und Erinnerungen mit ihrer großen Liebe. "Ich hatte auch keine Ahnung, dass du dir die Aufmerksamkeit deines Vaters gewünscht hast, aber vielleicht war das ja auch erst so, nachdem ich weg gezogen bin." überlegte sie, bevor sich ihre Erinnerungen den angenehmeren Dingen zuwandten. "Ich hab auch immer so gern Familie mit dir gespielt. Die anderen Nachbarsjungen wollten nicht." lachte sie leise. Sie hatte nicht versucht, einen von denen zu heiraten, aber ihre Freundinnen. Und mehr als einmal hatte es Tränen gegeben, wenn es Stadt küssen nur Haareziehen gab. "Du warst immer schon so anders... Ich habe es geliebt, dich zu küssen. Und ich habe damals immer erzählt, dass wir später richtig heiraten." lächelte sie ein wenig wehmütig. Damals hatte das niemand wirklich ernst genommen. Zu ihrem Bedauern jedoch hatten ihre Eltern es ernst genug genommen, mit ihr in einen anderen Stadtteil zu ziehen. Shiori war darüber noch immer traurig. Seit sie einander jedoch wiedergefunden hatten, überwog die Wut, mit welcher sich erwachsene Menschen das Recht nahmen, über ein Kind zu urteilen. Kurosawa war immer besser gewesen als all die anderen Kinder aus den Problemfamilien in ihrem Viertel. Und das hatte ein schlechtes Elternpaar auch nicht ändern können. "Ich bin einfach nur so dankbar, dass wir jetzt eine zweite Chance haben. Wenn unsere Geschichte so geendet hätte, das wäre einfach nicht fair..." Sie spürte, wie sich ihr Herz wieder schmerzhaft zusammenzog, und musste sich enger an Kurosawa schmiegen. Trotz der Wärme im Zimmer wurde ihr bei solchen Gedanken immer kalt. "Ich meine... jeder hat gesehen, dass wir füreinander bestimmt sind. Jemand anders hätte mir nicht geben können, was du mir gibst.... Hazama-Senpai habe ich immer gemocht, aber ich war nicht verliebt in ihn." schlich sich doch ein kleines Lächeln auf ihre Lippen.
"Abgesehen von dir durfte sonst auch nie jemand zu mir nach Hause. Meine...Eltern haben keinen Wert darauf gelegt die Wohnung ordentlich zu halten. Deswegen war es ihnen auch wichtig, dass niemand zu Besuch kommt." Erklärte Kurosawa auf Shioris Erinnerung hin. "Meine Mutter hat uns erst vor zwei Jahren verlassen, zusammen mit meinem Bruder. Wir haben keinen Kontakt, ich weiß nicht einmal in welchen Stadtteil sie gezogen sind. Aber...so wichtig ist mir auch meine Familie gar nicht. Es hat mich nie so getroffen, wie der Verlust von dir.." seufzte er dann und schloss die Augen. Seine Brust senkte sich, als würden Tonnen auf seinem Herzen ruhen. "Wir sind füreinander bestimmt..das hast du schön gesagt.." wurde ihm dabei bewusst, was seinen Körper in diesem Moment mit Wärme erfüllt hatte. Es war die romantische Vorstellung davon, einen Auftrag in dieser Welt zu haben. Für jemanden wichtig zu sein... für Shioir wichtig zu sein. "Hazama Senpai ist bei euch ganz schön beliebt. Ich finde es erstaunlich wie beliebt...und dass er trotzdem gar nicht vergeben ist.." Machte es den Jungen fast schon ein wenig stutzig, als Shioris Lächeln auf den Lippen erschien. Er senkte den Kopf, um ihre Stirn zu küssen. "Ich bin nur froh, dass du dich wirklich nicht in deinen smarten Senpai verliebt hast.." schmunzelte Kurosawa dann, und diesmal waren es seine Lippen, die von einem Lächeln geziert wurden. "Ich frage mich, wie lang ich auch noch im Internetcafe arbeiten kann. Ich meine... jetzt wo die Dämonen kommen, wird sich unser ganzer Alltag ändern. Ich frage mich wohin das führen wird..meine Chefin ist sicher eh nicht begeistert gewesen, nachdem ich solang krank war." musste er lachen, und drückte Shiori in seinen Armen ein wenig fester. Seine Blicken glitten über ihre Finger, die seine Haut berührten- und ihn überkam ein angenehmer Schauer, auf dem sich hin seine Bauchmuskeln zusammen zogen. "Shiori.." murmelte er dabei auch nur heiser, und vergrub die Lippen in ihrem Haar. "Ich liebe dich.." hauchte er zwischen ihre Strähnen. Seine Hand war derweil an ihren Bauch gerutscht, und hatte den Stoff ein wenig hochgeschoben. Bis zum Nabel- um die Haut zu streicheln die an ihrem Bauch darunter verborgen war. Sie war unglaublich warm..und samtig weich. "Ich habe immer davon geträumt, dass wir richtig zusammen sein können. Jetzt muss ich mich daran gewöhnen, dass dieser Traum war geworden ist.