Inzwischen war schon ein wenig Zeit vergangen, seit Chester Harley näher kennengelernt hatte. Tatsächlich waren es nur wenige Wochen, aber diese waren so erfüllt gewesen, das es Chester wie eine Ewigkeit vorkam. So war das außerdem mit den Sommern.. man hatte immer das Gefühl, der Sommer wäre endlos, bis dann doch irgendwann der Herbst kam, und die schönste aller Jahreszeiten verdrängte. Aber noch brauchte sich Chester darum keine Sorgen zu machen. Es war Sommer.. und dieser würde noch mindestens ein, zwei Monate andauern. Außerdem standen die Ferien vor der Tür - und damit die beste Zeit des Jahres.
Vorerst war aber noch nicht an Ferien zu denken. Worauf Chester sich nun konzentrierte, war Harleys sich nahender Besuch. Er selbst war heute ziemlich früh vom Training nach Hause gegangen, während Harley noch eine Trainingseinheit angehängt hatte. Chester wäre ja gern geblieben, um zuzusehen, aber weil er sich zur Zeit nicht ganz wohl fühlte, war es doch besser gewesen, gleich zu duschen und sich zu Hause noch etwas auszuruhen. Dazu kam, das er selbst noch ein wenig lernen wollte, weil die letzten Klausuren des Schuljahres anstanden, und die mussten natürlich noch vor Notenschluss abgegeben werden. So war das auch jedes Jahr, da konnte man dann jeden Tag in einem anderen Fach einen Test schreiben. Da Chester jedoch in der Schule immer aufmerksam war, reichte es ihm, ein wenig in seinem Schulheft zu blättern. Nebenbei beschäftigte er sich auch mit dem Stoff, den Harley derzeit zu bewältigen hatte. Chester musste sich schließlich erst einmal selbst kundig machen, bevor er Harley die Wunder der Naturwissenschaft erklären konnte. Natürlich war das meiste daran nicht besonders wunderbar, Chester gehörte jedoch zu den Menschen, denen das Wissen darum, wie etwas funktionierte und warum es das tat, nicht den Zauber nehmen. War die Sonne beispielweise nur eine enorme Gaswolke, die zum größten Teil aus Wasserstoff bestand, war es für ihn doch immer noch ein bezaubernder Stern, ein Lebensspender. Chester mochte vielleicht wissen, wie die Dinge funktionierten.. doch niemand wusste, warum sie es taten. Er glaubte einfach an den Zauber hinter dem Erklärbaren. Und das war etwas, das kein Wissenschaftler ergründen konnte. Sie mochten erklären können, warum Eiskristalle so wunderschöne Muster bildeten.. nicht aber, wer oder was dafür gesorgt hatte, dass sich die Atome so verhielten.
Ein sanftes Lächeln bildete sich auf Chesters Lippen über diese Gedanken, während er das Heft, in dem er gelesen hatte zuschlug. Er trug trotz der milden Temperaturen im Zimmer eine ganz leichte, bauschige Jacke über seinem t-shirt. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass das Schwimmbad nun schließen würde.. es konnte also nicht mehr so lange dauern, bis Harley da sein würde, weil sie heute bei ihm lernen würden. Zu dieser Gelegenheit war Harley auch gleich noch zum Essen eingeladen worden. Chesters Eltern fanden schließlich auch, dass der Captain des Schwimmteams ein netter Junge war, und wussten es zu schätzen, das dieser sich nun mehr um Chester kümmerte. Ihm selbst war es auf der einen Seite etwas peinlich.. auf der anderen war es aber schön, Harley um sich zu wissen. Chester kam jedoch nicht umhin sich zu fragen, ob diese Gerüchte die seit neuestem die Runde machten, am Ende etwa seinetwegen aufgetreten waren. Das brachte ihn dazu, die Augenbrauen sorgenvoll zusammen zu ziehen. Ihm war es egal.. ob man so etwas über ihn erzählte.. aber es betrübte ihn, wenn das der Grund sein sollte, so über Harley zu sprechen. Er hatte sich bisher nicht getraut, seinen Freund darauf anzusprechen. Nur einmal hatte er das Gespräch darauf gelenkt, doch Harley hatte gleich abgeblockt und war überzeugt davon gewesen, das es sich nur um neidische Mitschüler handeln konnte. Chester hatte sich damit zufrieden gegeben, sein sensibles Inneres aber war trotzdem noch besorgt, ob er Harley nun solche Umstände bereitete... und überhaupt.. es beunruhigte ihn, da er sich selbst über seine Gefühle rein gar nicht schlüssig war. Tief im Inneren verborgen gab es den Funken Hoffnung, dass es vielleicht gar kein Gerücht war, und das wirklich er der Grund für dieses Gerede war.. aber viel weiter oberflächlich war die Angst davor, und damit auch eine gewisse Weigerung, die Gefühle völlig zuzulassen. Noch konnte er sich immerhin glaubhaft selbst davon überzeugen, das Harley nur ein guter Freund war, dass er ihn nur für seine Leistungen und seine Art bewunderte.. Irgendwann jedoch würde die Erkenntnis schon kommen. Chester, der jung für sein Alter war, brauchte vielleicht nur ein wenig länger dafür als Harley, der aus ganz anderen Gründen nun dazu gezwungen war, Stillschweigen zu bewahren. Das hielt sie aber beide nicht davon ab, Zeit miteinander zu verbringen.
Als schließlich ein Klingeln zu hören war, ließ Chester es sich nicht nehmen, sich vom Bett zu erheben und in seine Hausschuhe zu schlüpfen, damit er derjenige war, der Harley die Tür öffnen konnte. "Ich geh schon!" rief er daher, bevor seine Mutter das übernehmen konnte. Wie er sie kannte, ließ sie es sich auch nicht nehmen, Tee zu kochen, oder ein paar Kekse oder Sandwiches zu machen, und das obwohl sie ja bald auch Abendessen würden. Aber so war das eben.. dachte er lächelnd. Es unterstrich nur die Unterschiede zwischen ihnen weiter.. so wie Harleys Mutter immer von der Arbeit eingespannt war, und Chesters Mutter dafür die gesamte Zeit darauf verwandte, sich um "die Jungen" zu kümmern. Nun, glücklicherweise nicht mehr die gesamte Zeit, konnte er gerade noch denken, bevor er mit einem Knopfdruck die Tür öffnete, vor welcher sich tatsächlich Harley befand.
In Harley stieg die Aufregung mit jedem Schritt den seine weißen Turnschuhe auf dem Boden vollzogen. Seine schwarze Stoffhose saß zum glück ordentlich und war nicht wie sonst von Knitterfalten überseht. Schaden konnte es dann aber doch nicht noch einen Abstecher in die eigene Wohnung zu machen- um sich umzuziehen. Harley schob sich also doch noch einen Riegel der Schokowaffeln zwischen die Lippen, und hatte des dann doch eilig den Flur zu überbrücken und die Fahrstühle aufzusuchen, von denen einer ihn in das richtige Stockwerk bringen würde. Dort angekommen musste er nur noch die Haustür mit der Chippkarte entriegeln und die Wohnung -so wie immer- leer vorfinden. Das kam ihm ganz gelegen, da er seine Schuhe einfach abstreifen konnte, und so wie sie vomk Fuß gerutscht waren, im Eingangsbereich zurücklassen konnte. Herkules würde schon nicht arüber stolpern- machte er es sich doch eh auf dem Sofa bequem und schielte mit zugekniffenen Äuglein über die Lehne- als fühlte er sich sogar in seiner Ruhe gestört. Der Fall war dies aber nicht gewesen..sonst hätte er wohl keine Anstalten gemacht, vom Sofa zu hüpfen und sich zu verziehen. " Ich bin nur kurz da , Dicker:" Grüßte Harley ihn lächelnd und tapste stolperte zum Sofa, um den Kater am Kopf zu tätscheln und hinter dem schwarzen Öhrchen zu kraulen. " Pass du schön weiter auf." Nickte der gedulige Captain ihm noch zu, dann war er auch schon wieder in seinem Zimmer verschwunden wo er seine Sporttasche abstellen konnte, und seine graue Kapuzenjacke abstreifen konnte. Erst dann kramte er die nassen Handtücher hervor, ebenso wie seine Badehose, die er in seine eigene Wäschetonne warf. Seine Mutter mochte es zwar nicht- da sie meinte den Chlorgeruch dann in der ganzen Wohnung vernehmen zu können, aber Harley hatte es viel zu eilig als dass er wegen den wenigen Sachen eine Waschmaschine im Bad anwerfen würde.
Jetzt musste er nur noch aus seinem Hemd schlüpfen und es ebenso in die Tonne verbannen..wollte er doch lieber eines seiner gemütlichen, weißen Shirts wählen die sportlich geschnitten waren und seine leichte bräune noch hervor hoben. In der Schule fiel er deswegen auch zwischen seinen japanischen Mitschülern des öfteren auf, da sie viel blasser gewesen waren. Harley stach somit nicht nur durch Unaufmerksamkeit hervor... Doch genau stimmen tat dies eigentlich nicht mehr. Seitdem er mit Chester lernte war er viel motivierter gewesen- was auch an den Lehrern nicht vorbei gegangen war. Nichtmal provozieren ließ sich der Captain des Schwimmteams mehr- selbst wenn man ihn auf seine neue Mitarbeit ansprach. Er war schlicht zu zufrieden gewesen, als dass man sein Gemüt so leicht reizen könnte. Wohlmöglich hätte er sogar anders auf die Gerüchteküche reagiert, die um ihn herum kusierte. Irgendwann würde es schon einen anderen treffen, glaubte Harley und huschte vor den Spiegel, wo er seine Haare notdürftig mit den Fingern glatt strich und damit richtete. Gut sah er aus.. auf der linken Seite befand sich in Brusthöhe ein dunkelblaues Logo, dass aus zwei ineinander übergehenden Sternen bestand. Nun brauchte er nur noch nach einem der Halstücher suchen, die sich ebenfalls in einem tieferen Schubfach seines Schrankes befanden. Was viele immerhin nicht wussten war, dass der Captain des Schimmteams im Sommer durch die Klimaanlagen nach dem Schimmtraining besonders anfällig auf Halsentzündungen gewesen war- ebenso wie ihm zug im Nacken zu schaffen machen konnte. Übergehen ließ sich dieses Problem aber gut mit den Tüchern, wie das dunkelblaue was mit weißen Fäden durchzogen war und sich zwei mal um seinen Hals wickeln ließ. So hielt den Captain nichts mehr und brachte ihn dazu nur noch nach seinem Schulrucksack zu greifen, bevor er sein Zimmer wieder in Richtung Flur verließ und in seine über den Boden verteilte Turnschuhe schlüpfte..
Die Tür war danach schnell durchquert und schloss sich unter einem hydraulischem Zischen während Harley schon über den Gang flüchtete und erst langsamer wurde, als er ie Wohnung von Chester und seinen Eltern erreichte. Das Herzklopfen wurde hier stärker.. und ließ den Captain des Schimmteams mit einem schweren Schlucken einen Moment innehalten, bevor er die Klingel betätigte. Lange dauerte es dabei auch nicht und man konnte schon leise, schleifende Schritte vernehmen, wenn so wie in diesem Moment Ruhe auf dem Gang herrschte. Als harley schließlich den Kopf hob- tat er dies im selben Moment in dem sich die Tür öffnete- und Chesters Anblick ein Lächeln auf die Lippen des Captains zauberte. " Hey Chester."grüßte Harley den Blondschopf vergnügt und langte mit der Hand welche die Schultasche nicht an der Schulter stützte- in das weiche Haar des Jungens für den er tiefe Gefühle hegte um es zu zerzausen. " Gehts dir besser?" wollte Harley sogleich wissen und neigte den Kopf nach vorn, um einen genaueren Blick auf das süße Gesicht werfen zu können, dass er nach Spuren der Erschöpfung absuchte. Nachdem Harley jedoch nichts fand was seinen beunruhigten Blick weiter bekräftigte, ließ er seine Hand vom Blondschopf sinken und klopfte dem Jungen sacht auf die Schulter. "Sind deine Eltern da?" Fragte er mit einer leiseren Stimme. Immerhin wollte er auch sie grüßen, um den guten Eindruck den sie vom Freund ihres Sohnes gewonnen hatten, weiter zu bekräftigen. Außerdem roch es verdächtig gut, und damit nach der Aufmerksamkeit Chesters freundlicher Mutter. Harley war solche Fürsorge garnicht gewöhnt, und war seit je her zur Selbstständigkeit erzogen worden. Deswegen konnte er auch nicht leugnen, sich ein wenig darüber zu freuen dass Chesters Mutter ihnen manchmal Tee brachte oder etwas zum knabbern. Genug Zeit mit Chester allein blieb ja dennoch..und Harley genoss davon jeden Moment. Deswegen ließ er sich auch nicht lang bitten und trat nachdem Chester zurück treten würde- in die Wohnung ein, in welcher er sorgsamer seine Schuhe abstreifte, und auch ordentlich zusammen schob...
Chester freute sich, Harleys Gesicht zu erkennen, als die Tür sich öffnete. Ihm entging dabei nicht, dass der Captain noch schnell zu Hause gewesen sein musste um sich umzuziehen, und dabei natürlich auch nicht, wie gut er aussah.. Harley war immer angenehm gebräunt, und er hatte so ein hübsches, offenes Gesicht.. zumindest war das Chesters Wahrnehmung, für den Harley sowieso der Tollste und der Beste war. Deswegen kniff er auch die Augen zusammen und schenkte ein Harley ein strahlendes Lächeln, als dieser ihm die Haare zerzauste. "Na klar, alles in Ordnung. Ich hab mich noch etwas ausgeruht und auf dich gewartet." lächelte er, bevor sich die hellen Augen wieder öffneten, und nach Harleys suchten. "Komm doch herein." lud er dann auch ein, indem er selbst einen Schritt beiseite machte, damit Harley durch den Türspalt schlüpfen konnte. Eine kleine, mit einem weißen Tuch belegte Unterlage bot Platz für Harleys Schuhe. "Brauchst du ein paar Hausschuhe?" erkundigte sich Chester, der schon einen Schritt zu einem kleinen Schuhregal gemacht hatte, in welchem sich zweifellos ein Paar verborgen halten würde, das Harley passen könnte. "Meine Eltern sind auch da, mein Dad ist nur noch mal kurz los, um etwas aus dem Supermarkt zu holen für das Dessert." verriet er Harley dabei, während er es ihm überließ, ob er ein paar Gästehausschuhe nehmen wollte, oder nicht.
Da es, wie Harley schon bemerkt hatte, tatsächlich gut roch in der Wohnung, dauerte es auch nicht lange, bis Chesters Mutter den Weg von der Küche in den Flur gefunden hatte, um den Freund ihres Sohnes ebenfalls zu begrüßen. "Guten Tag, Harley! Ich hoffe du hast hunger mitgebracht." begrüßte sie ihn mit einem Lächeln, wobei Harley feststellen dürfte, dass Chester sein feines Blondhaar wohl mütterlicherseits geerbt hatte. Sie war nur geringfügig größer als Chester, hatte das helle Haar zu einem schlichten Zopf zusammengebunden, und wirkte auf eine mollige, gemütliche Art doch zierlich. "Es dauert wohl noch etwa eine Stunde, bevor wir essen können. Überlegt euch doch bis dahin, ob ihr im Zimmer essen wollt, ich bringe euch gleich noch Tee." kündigte sie an, bevor sie wieder in der Küche verschwand, wo sie sorgsam das Abendessen überwachen musste. Immerhin hatten sie ja heute mit dem besten Freund ihres Sohnes einen wichtigen Gast; da galt es, etwas besonders köstliches zu zaubern. So wie heute einen geschmorten Rinderbraten mit dunkler Soße und selbstgemachten Klößen. Dazu natürlich einen gemischen Salat, der aber erst kurz vor dem Essen frisch angerichtet werden würde, damit er bis dahin nicht matschig geworden wäre. Zum Nachtisch sollte es einen frischen Obstsalat geben, nachdem Chesters Mutter sich lange den Kopf darüber zerbrochen hatte, was die beste Nachspeise für einen Sportler wie Harley war. Blieb nur zu hoffen, das sie damit auch den Geschmack des jungen Mannes treffen würde, der einen sehr netten Eindruck machte, und der sich so viel aus ihrem Sohn machte.
"Oh, klasse!" freute sich Chester indes, der etwas schüchtern, aber trotzdem fröhlich nach Harleys Hand gegriffen hatte, damit er ihn in Richtung seines Zimmers ziehen konnte. Dieses war geräumig und gemütlich, mit einem plüschigen weißen Teppich und hellen Möbeln. Das Fenster war mit weißen Gardinen verziert, ein paar Grünpflanzen und Ziersteine fanden sich auf dem zugehörigen Fensterbrett, vor welchem ein weißer Heizkörper montiert war. Im Sommer jedoch war dieser natürlich nicht eingeschaltet. Der Schreibtisch mit der kleinen Computerkonsole war aufgeräumt, ein ausgestopfter Plüschbär saß dort und überwachte alles mit treuen Knopfaugen. Weitere Plüschtiere saßen auf dem Bett, welches von einer Tagesdecke überzogen war. Eine kleine Sitzecke aus einem gepolsterten Sofa bestehend lud dazu ein, sich zu setzen, und zeigte auf, dass Freunde von Chester hier gern gesehen waren, sofern er denn welche hätte. "Setz dich doch.." lud Chester lächelnd ein, und ließ sich selber auf dem hellen Polster nieder, während er zu Harley aufschaute, damit dieser sich mitsamt seiner Schultasche zu ihm setzen konnte. "Magst du denn Braten?" erkundigte sich Chester, der sich schon eine "Standpauke" hatte anhören müssen, warum er die Lieblingsgerichte seines Freundes nicht kannte. Nun ja.. er hatte bisher einfach vergessen zu fragen, und würde den Fauxpas aber nun wieder gut machen.