Besonderheiten: lange, senkrechte Narbe in der Mitte seiner Brust, das Resultat einer Herz-OP. Diverse andere Spuren am gesamten Körper, die auf eine Vielzahl an Eingriffen hindeuten lässt
Charakter: praktisch, vernünftig, intelligent. Trotz der widrigen Umstände, die viele andere Leben und Verstand gekostet haben, hält sich Nicolai tapfer am Leben fest.
Hintergrund:
Geboren und aufgewachsen in unvorstellbarer Armut im Herzen Moskaus - so lernte Nicolai, der seit frühester Kindheit herzkrank war, schon früh sämtliche Härten des Lebens kennen, welches ihn schon früh reifen ließ. Obwohl sein Vater studiert hatte und aufgrund dessen eine hochqualifizierte Fachkraft auf Ingenieurssektor war, reichte sein Verdienst kaum aus, um seine Familie am Leben zu erhalten, und schon gar nicht, um die dringend benötigte Operation seines Sohnes zu bezahlen.
Als wäre es nicht schon schlimm genug, mit Hunger, Kälte und Armut fertig werden zu müssen, drohte dem damals noch sehr jungen Nicolai das Erbe seiner Abstammung einzuholen. Wenn sie auch in bitterer Armut lebten, war er der Blutlinie väterlicherseits nach ein Prinz, sogar einer mit nicht unbeträchtlichem Vermögen. Das Vermögen der Familie lag jedoch gänzlich im Besitz eines Verwandten, den Nicolai niemals kennengelernt hatte. Dieser war darüber hinaus alt, und würde in absehbarer Zeit sterben, Ländereien und andere Schätze hinterlassen - diese würden aufgeteilt werden zwischen Nicolais Familie und der seines Onkels. Sicherlich hätte niemand geahnt, wohin dies führen würde. Nicolais Vater, der außer seinem Titel nichts besaß, wusste schließlich nicht einmal von der sich ankündigenden Erbschaft, so dass die Hintergründe des Mordanschlags auf sein Leben sich ihm im ersten Moment nicht erschlossen.
Aus Furcht blieb ihnen nur noch die Option aus Moskau zu fliehen. Ein Schleuser-Ring nahm ihr letztes Geld, um sie nach Deutschland zu bringen.. doch das Unglück folgte ihnen weiter auf dem Fuß. Während der langen und beschwerlichen Reise starb Nicolais kleine Schwester, die den Strapazen nicht gewachsen war, und ließ mit ihrem Tod die Saat der tiefen Verzweiflung in den stolzen Herzen ihrer Angehörigen zurück. Auch in Deutschland selbst verbesserte sich das Leben der Beljajews nicht. Als illegale Einreisende blieb ihnen keine Möglichkeit, sich von seiten der Ämter oder anderen Einrichtungen Hilfe zu holen. Nicolais Vater fand trotz seiner guten Referenzen keine Arbeit, da sein Abschluss in Deutschland nicht akzeptiert wurde - er musste seine Familie mit Gelegenheits- und Hilfsarbeiterjobs notdürftig über Wasser halten. Die Frustration wuchs immer weiter, und schließlich begann Nicolais Vater diese in immer größeren Mengen Alkohol zu ertränken... Nicolais Mutter indessen sah sich gezwungen, der Familie auf die einzige Art zu helfen, die ihr als Frau geblieben war, und sich im Rotlichtgewerbe zu verkaufen, was die Situation nur weiter zuspitzte.
Nicolai, blass, abgemagert und dennoch immer noch das kalte Abbild eines wahren Prinzen, kam in Deutschland besser zurecht als noch in Russland. Er lernte nach und nach deutsch, machte sich selbst nützlich indem er sich von dem bediente, was andere weg warfen.. Jedoch zwang ihn seine Herzkrankheit immer mehr zur Ruhe, so dass seine Streifzüge immer kürzer wurden. Bei einem von diesen musste er einen Schwächeanfall erlitten haben, denn als er wieder zu sich kam, befand er sich an einem ihm völlig unbekannten Ort, jedoch nicht unähnlich den Schleusern, mit denen er damals gereist war. Da waren auch andere Kinder und Jugendliche, die teilweise genauso verwarlost und krank aussahen wie er, aber nicht alle. Im Vergleich zu den meisten war Nicolai jedoch nicht völlig panisch, sondern darum bemüht, Ruhe zu bewahren. Er schrie nicht, heulte nicht, und stellte auch keine Fragen. Viel mehr schonte er seine Kräfte für den Moment, in dem er vor hatte zu entkommen. Doch eine Gelegenheit dazu ergab sich nicht, und irgendwann, nach einer Zeit die er nicht überwiegend wach verbracht hatte, und die Tage, Wochen oder nur Stunden gedauert haben konnte, war er in seinem neuen zu Hause angekommen.
Ein lichtloser Ort, irgendwo unter der Erde, umgeben von Metall, Neonlicht und dem allgegenwärtigen surren von Klimaanlagen, ohne die die Luft schon bald giftig geworden wäre, und jedes Leben unmöglich gemacht hätte. Und auch so mochte man es kaum als Leben bezeichnen. Nicolai, der aus Russland schon viel Grauen und Unmenschlichkeit gewohnt war, empfand trotzdem noch schreckliche Angst vor dem was mit ihm geschah - das einzige was ihn aufrecht hielt war die brennende Flamme in seiner Seele, die sich verbissen und unter allen Umständen ans Leben klammerte. Selbst wenn er Schmerzen und Grausamkeiten durchlitt, nicht wusste, was man mit ihm anstellte und welche Medikamente ihm eingeflößt wurden, klammerte er sich verbittert an die Tatsache, hier lebend herauskommen zu müssen, weil er schon längst tot wäre, wenn es das war, was seine Entführer gewollt hätten.
Die ersten geschätzten Wochen, da er die Tage nur anhand eines sehr unregelmäßigen Schlafzyklus abschätzen konnte, verbrachte er in ständiger Angst und Anspannung, doch irgendwann erblickte der damals erst 16-jährige und noch nicht mal komplett zum Mann gereifte Jugendliche seinen späteren Besitzer, bei dem es sich um Lee Yun Hee handelte, wie er mit der Zeit aus gelegentlichen Wortfetzen herausfilterte. Überhaupt sprach Nicky niemals viel, und ersparte sich damit weitere Gewalt, wie sie anderen Forschungsopfern angetan wurde. Er zeigte sich so kooperativ, wie es von seiner Warte aus überhaupt möglich war, und seine Herzkrankheit schließlich war es, die ihm vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben etwas Glück einbrachte. Der Mann mit den unvergleichlich langen Haaren, der seine Aufmerksamkeit erweckt hatte, untersuchte ihn regelmäßig, kam ihm dabei nahe. Es blieb nicht aus, dass er ihn dabei berühren musste, und Nicolai der so weit er konnte jede Form der Berührung ignorierte, spürte das hier etwas anders war. Yun war professionell, klinisch, aber dabei niemals grausam oder unbedacht, was Nicolai schon von anderem Personal zu spüren bekommen hatte. Schon damals im Geiste gereift, hatte er die wortlose Herausforderung in den Blicken des Personals gesehen, doch etwas dagegen zu sagen - und hatte geschwiegen. Sein kalter Blick war schon früher oft das einzige gewesen, was er zu seiner Verteidigung gebraucht hatte, und so schien auch jetzt immer wieder hindurch zu scheinen, dass es kaum etwas gab, was ihm noch irgendjemand antun konnte...
Dennoch hätte es mit ihm vielleicht ein schlechtes Ende genommen, wenn Yun sich nicht seiner angenommen hätte, und den "interessanten Fall" für sich beansprucht hätte, so dass Nicolai ohnehin kaum noch jemand anders zu sehen bekam. Nicolai versuchte zu Anfang noch nicht, mit ihm zu sprechen, wenn auch seine eindrucksvollen Augen an Yun zu hängen pflegten, wann immer er ihn sah. Erst nach und nach begann er, sich ein wenig mehr hervorzuwagen. Durch seine Herzkrankheit war er medizinisch nicht völlig unbewandert, hatte zahlreiche Fachliteratur gelesen und sich generell für Medizin und den menschlichen Körper interessiert.. so dass er irgendwann einmal eine kleine Bemerkung hatte fallen lassen, die dem Wissenschaftler suggerieren sollte, dass er zumindest teilweise begriff, was mit ihm geschah. Er hatte das für besser gehalten als das unentwegte: 'was habt ihr mit mir vor? 'was macht ihr da?' was die Wissenschaftler sonst Tag ein Tag aus wohl zu hören bekam.. auch wenn Nicolai zugeben musste, dass es ihn seinerseits natürlich interessierte, was mit seinem Körper angestellt wurde. Vor allem war ihm jedoch wichtig, dass hier auch sein Herz behandelt wurde, und das war dringend nötig, wenn er noch länger als ein paar wenige Jahre leben sollte.. Yun war es, der ihm irgendwie ein neues Herz besorgte, und auch es ihm einsetzte, wenn Nicolai selbst davon natürlich nichts mitbekam. Nach dem Eingriff benötigte er eine lange, lange Zeit um wieder zu Kräften zu kommen, immer in der Besorgnis, das sein Körper das Organ abstoßen könnte - und in dieser Zeit war es auch, in der er halb und halb mitbekam, dass der Wissenschaftler wohl jede freie Minute bei ihm verbrachte.
Was es auch war, der Mangel an Licht, Freiheit, an allem was das alltägliche Leben für Menschen lebenswert machte - irgendwie fand Nicolai unter der Erde seinen eigenen Sinn. Mehr und mehr wurden für ihn die Sonnenauf- und -Untergänge durch Yuns kommen und gehen simuliert, was ihm ein wenig "Normalität" in dem ganzen Irrsin schenkte. Es war keine Liebe auf den ersten Blick gewesen, auch nicht auf den zweiten, sondern etwas das ebenso wie sein Körper wuchs, sich veränderte und sich entwickelte. Vielleicht hätte man glauben können, die Reaktion wäre psychisch bedingt, um sich irgendwie am Leben zu halten - doch Nicolai hatte niemals Zweifel, dass er sich auch unter anderen Umständen in Yun verliebt hätte, wenn sie sich begegnet wären. Es war ein so starkes Gefühl, und der Beweis schlug unermüdlich in seiner Brust. Natürlich konnte er das Gefühl dem Wissenschaftler gegenüber nicht in Worte kleiden.. doch immer wieder verpackte er es in kleinen Gesten, in Blicken, Dinge die oft nicht wirklich greifbar waren.. und irgendwie schienen diese Gefühle auf Gegenseitigkeit zu beruhen, war sich Nicolai sicher, der nie ein Freund von Hirngespinsten und Träumereien gewesen war, sondern sich immer der harten und kalten Realität gestellt hatte..