Der behilfmäßige Trainingsraum schien verlassen. Durch die großen Fensterscheiben die Einblick in den Flur gewehrten drang behelfmäßig Licht ein zeigte auf, wie der im Raum stehende Staub funkelnd zu Boden fiel. Kyou hatte darauf verzichtet das Licht einzuschalten, weil ihm die trüben Sichtverhältnisse genügten. Sie zwangen ihn, sich auf sein Gefühl zu verlassen- und das hatte er bitter nötig.
Ausgerüstet war der Doktor für Biochemie mit einem Köcher, den er um die Hüfte gebunden hatte. In seiner linken Hand befand sich ein Langbogen- dessen Gewicht sich nicht auf den ersten Blick vermuten ließ. Tatsächlich war dieses Gerät nichts für Anfänger gewesen, obwohl er so leicht aussah als Kyou ihn langsam mit seinen in Schutzhandschuhe gehüllten Fingern anhob. Den Daumen fixierte er in die Mulde des hölzernen Bogens auf Augenhöhe, bevor er dazu ansetzte mit der rechten Hand einen Pfeil aus dem Köcher zu ziehen mit dem er gleichzeitig die Sehne spannen konnte. Er hatte Mühe, seinen Arm ruhig zu halten, weswegen es ein wenig dauerte bis der Bogen gespannt war und der Pfeil in eine gerade Richtung zeigte. Fixiert wurde dabei eine Zielscheibe- die so mancher Schütze vielleicht zur Übung mit Schusswaffen gebrauchte. Der Doktor hielt nicht sonderlich viel von Handfeuerwaffen, und besann sich darauf durch den sachten Staubnebel die Konturen zwischen den Kreisen auszumachen, die auf der Zielscheibe aufgemalt waren. Dabei fühlte es sich an, als ob der Staub bereits in seinen Lungen klebte. Sein Atem ging schwer, so dass er die Lippen um einen minimalen Spalt geöffnet halten musste um seinen Körper im durchgestrekten Gleichgewicht zu halten.
Dabei wirkte er würdevoll, fast kühn.. und wer würde bei diesem Anblick auf den Gedanken kommen, wievielen Menschen er bereits um ihr Leben gebracht hatte? Ein zischen durchzog den Raum und erhob ihn aus seiner Stille. Kyou hatte die Spannung gelöst und den filligranen Titanpfeil auf die Zielscheibe zurasen lassen, fast so als würde er seine Gedanken damit ebenfalls verbannen. So konnte er ihnen zusehen wie geradeaus auf die Zielscheibe donnerten- und mit dem Pfeil nahe der roten Mitte aufschlugen. Nahe- aber noch nicht perfekt.
Schweiß perlte in einem dünnen Faden von der Schläfe des Schützens, dem dieser Schuss wohl enorme Kraft gekostet hatte. Die längeren, blonden Strähnen blieben an einer Seite an seinem Wangenknochen kleben, und die Brille beschlug auf dem Glas der selbigen Seite ebenfalls. "Verdammt.." keuchte er nur leise und wankte zum Lichtschalter, der sich am Ende des Raumes überhalb eines Stuhles befand, auf dem er auch ein Handtuch abgelegt hatte. Das grelle Licht vertrieb das Staubfunkeln- und zeigte auf, wie durchlöchert die Zielscheibe bereits war. Für den Schützen schien die Schlacht jedoch nicht zufriedenstellend geendet zu haben- aber kraftlos musste er den Bogen neben den Stuhl sinken lassen und sein Werk mit grauen Augen kritisch begutachten. Dies wehrte jedoch nur solange bis eine Stimme plötzlich lautstark an sein Ohr drang und ihn zum aufzucken brachte. " Hey!" Das weiße Hemd das er trug war durchgeschwitzt und saß an den Schultern sehr locker- was darauf schließen ließ dass er wohl an Gewicht oder Muskeln in der letzten Zeit verloren hatte. " Autsch, die arme Zielscheibe kann doch nichts für deine miese Laune!" konnte Kyou vernehmen als er sich dann umdrehte und den Pfeil wieder in den Köcher sinken ließ- den er unbemerkt vor schreck zwischen die Finger genommen hatte. Die vor schreck geweiteten Augen milderten sich ebenfalls, als die Gestallt eines lässig dahin schwankenden Rebellen für bekannt befunden wurden. Der junge Mann trug moderne, dunkle Kleidung, während aus dem langen blonden Haar, dass am Hinterkopf locker zusammengebunden war rote Strähnen ragten. An seiner Brust hing ein längerer Kreuzanhänger der bei jedem Schritt des Blauäuigigen klirrte. " Seitwann kümmert dich das Schicksal einer Zielscheibe? Wirst du weich Mikado?" konterte der Schütze dann gefasst, als er wieder die gewalt über seinen gestockten Atem gewann. Es viel ihm noch nie leicht, Gefühle vor anderen einzugestehen- selbst wenn die Person in diesem Fall ihm wohlgesonnen war.
"Ach, du weist doch dass mein Herz butterweich ist!" beharrte Mikado mit glänzendem Blick und klopfte auf seine eigene Brust bevor er die Arme hinter seinen Kopf verschränkte und diesen mit durchgestreckten Rücken darauf stützen konnte. Kyou konnte nur schnaubnend ein leises Zeichen von Belustigung erkennen lassen. Die trüben Augen schloss er und griff nach dem Handtuch mit dem er sein Gesicht von Schweißtröpfchen befreien konnte. " Ich bin auch garnicht gekommen um dich zu nerven, ode dich zu fragen warum du im dunkeln mit dem Bogen spielst.." ließ er fast schnurrend seine Neugier durchblitzen und verengte die hellen Augen, was sein Gesicht spitz wie das einer Katze erschienen ließ. Da Kyou auf die von ihm gegönnte Pause nicht reagierte und ihm eine Antwort schenkte- musste Mikado seufzend die Augen sinken lassen. Das selbe galt für seine Arme die an seine Seiten herab sanken, bevor sie sich an seine Hüften stützten. " Es wird eine neue Operation geplant, diesmal gegen ein Krankenhaus. Wir können jeden Mann gebrauchen, deswegen sollst du dir das alles mal anhören, und unser neues Mitglied kenennlernen." machte sich auf Mikados Gesicht wieder ein Grinsen breit. Kyou schien jedoch wenig begeistert, und versuchte sich an Mikado vorbei zu schlängeln. " Mitglieder kenennlernen, sind wir hier auf einer Kaffefahrt?" konterte er nur kühl als Mikado sich schon begann wieder aufgeplustert neben ihm her zu trotten. " Na hör mal! Du wirst doch einem armen Mädchen deine Hilfe nicht ausschlagen?" War der Satz der Kyou doch dazu brachte zumindest mit einem Ohr zuzuhören, während er den Weg in den Flur einschlug.
"Der haben sie ganz schön übel mitgespielt, so übel wie den armen Patienten in dem Krankenhaus..los komm schon!" nörgelte Mikado solange herum bis Kyou seufzend einlenkte. "Nagut.. ich werde mit ihr sprechen." Machte er Mikado glücklich, da sein Auftrag damit wieder erfüllt war. " Lass mich wenigstens vorher duschen gehen.. dann werden wir sehen inwieweit ich euch dabei eine Hilfe sein kann." fügte er noch an- in den Gedanken schon wieder an dem schrecklichen Ort den er zurück lassen musste. Aber so eine schwere Operation konnte nicht von heute auf morgen stattfinden. So konnte auch Kyou für jeden Auftrag dankbar sein, der ihnen genügend Material verschaffte den Komplex zu stürmen. Vielleicht war dass auch ein Grund, sich auf Mikados bitten hin dafür zu entscheiden, mit dem Mädchen zu sprechen dass ihnen den Auftrag erteilt hatte. Seufzend wurde der plappernde Blondschopf dann aber weggeschickt, als sie gemeinsam das kleine Quatier des Wissenschaftlers erreicht hatten. Es reichte um zu schlafen und zu duschen- mehr gab der Raum mit Abstellkammer, die zu einem Mini-Bad umfunktioniert worden war nicht her. Aber dass musste er auch garnicht. Der Doktor hielt sich nur solang darin auf, wie es brauchte um sich zu duschen. Dabei ließ er dass Wasser nichteinmal warm werden- und hüllte sich anschließend wieder in ein dunkelrotes Hemd und dazu passende Hose, um einen frischeren und freundlicheren Eindruck zu erwecken, als zuvor. Danach fühlte er sich sogar wieder danach, ein normales Gespräch zu führen- und durfte promt wieder ein heftiges klopfen an seiner Tür vernehmen. "Bist du endlich soweit?" wollte die gedämpfte Stimme, die unzweifelhaft Mikado gehörte wissen. Bevor er das nächste mal an die Tür donnern konnte, hatte Kyou diese auch schon wieder geöffnet, was Mikados Schlag ins leere gehen ließ. "Na endlich!" freute sich der Blonde. "Was machst du schon wieder hier?" wurde er vom Schützen gleich angeherrscht, der glaubte garkeinen ruhigen Moment für sich zuhaben. "Hier, deine Unterlagen. Darin steht alles was du über den Fall wissen musst. Ihr Zimmer ist im Untergeschoss, gleich bei der Halbmauer.." brummte Mikado zurück und schob Kyou den Stapel Blätter in Bauchhöhe enteggen, so dass dieser Mühe udn Not hatte ihn aufzufangen. "Jetzt mach ich mich auch schon aus dem Staub, mach's beste drauß!" riet der wilde Blondschopf noch, bevor er davon wetzte. Kyou durchblätterte die Akten danach grob um einige Fakten zu erfassen- die ihn nach einigen Sätzen schon zischen ließen. Seine Schritte wurden somit auch schneller und sollten ihn bis vor die Haustür der Krankenschwester tragen, von der diese Informationen stammten. Vielleicht ließ sich das ganze bei einer Tasse Kaffee in der Cafeteria besser besprechen, durchdachte er dabei. Wenn sie dazu auch noch hübsch war... doch dass überließ er dem Schicksal, nicht seiner Vorstellungskraft. Nun musste er zunächst an ihre Tür klopfen und sich mit seinem Namen melden..darauf hoffend, sie würde gerade anwesend sein. "Mrs. Iori? Mein Name ist Kyou Kugami, ich bin Wissenschaftler und Mediziner. Bei der Besprechung konnte ich nichtd abei sein.. und wollte sie fragen ob sie Zeit haben mit mir ein paar Details durchzugehen.." stellte er sich vor, dann blieb es abzuwarten und den dünnen Stapel Papier fester zu umschließen.
I trampling on your dreams Before they stand in the way of mine
Natasha hatte die Zeit damit verbracht, im Raum auf und ab zu gehen, wobei sie immer wieder am Fenster stehengeblieben war und abwesend hinaus geschaut hatte. Das Zimmer, das sie nun bewohnte war eine Art Gemeinschaftszimmer. Außer ihr wohnten hier noch zwei andere Frauen, von denen jedoch im Augenblick keine anwesend war. Erst hatte ihr nicht sonderlich behagt, schon wieder mit anderen zusammen leben zu müssen.. aber nach der ersten Zeit hatte sie feststellen können, dass es doch ging. Die Frauen waren weder schnippisch, noch waren sie ihr zu nahe gerückt. Sie wahrten Diskretion, und das war Natasha am wichtigsten gewesen, wenn sie schon ihren Lebensraum teilen musste. Auf der anderen Seite war ihr bewusst, dass sie es sich nicht leisten konnte, wählerisch zu sein. Die einzigen Alternativen wären Flucht oder Knast gewesen.. und keins von beidem war erstrebenswert. Sie seufzte und löste den starren Blick von der Fensterscheibe, um ihre unruhige Wanderung wieder aufzunehmen. Wenn sie allein war, drohte die Kartengebilde wieder einzustürzen. Sie war dann immer nur einen Moment davor, völlig in sich zusammenzubrechen. Auf der anderen Seite stand aber die Wut, die wie ein schwelendes Feuer in ihr brannte und eine Kraft spenden konnte, die ihr selbst manchmal Angst machte. Sie brannte vor Entschlossenheit, ihr Hass brach hindurch und erfüllte sie mit dem Bedürfnis, zurückzuschlagen. Skrupel hatten da wenig Platz, jedes Mittel war ihr Recht, wenn sie nur den Abschaum vom Angesicht der Erde tilgen konnte... Unbemerkt hatte sie begonnen, mit den Zähnen zu knirschen, während sich ihre Fingernägel in die kleinen, geballten Fäuste gegraben hatte. Ihre Gefühle spielten verrückt, und nur das Klopfen an der Tür, das sie aufschrecken ließ bewahrten sie davor, in eines ihrer beiden Extreme zu verfallen: Hass und Resignation.
Sie war automatisch herumgefahren und hatte die Tür angestarrt, während das Herz hart gegen ihre Rippen hämmerte. Der Atem ging schnell und ließ sich nur langsam beruhigen.. Ein paar Sekunden verstrichen, während sie das gehörte Verarbeitete und sich dann glättend durch die knapp schulterlangen dunklen Haare strich. Sie richtete noch den Kragen der schlichten schwarzen Bluse, die lässig über die dunkle Jeans hing und bis zum Ansatz der Oberschenkel reichte, bevor sie zu einer Antwort ansetzte. "Ja, kommen sie rein. Es ist offen." hielt sie sich knapp. Die ordnenden Bewegungen hatten wenig mit Eitelkeit zu tun - daraus machte sie sich längst nichts mehr - sondern waren Gesten, die sie beruhigten. Was allerdings der Mediziner / Wissenschaftler von ihr wollen könnte, erschloss sich ihr nicht. Sie rieb nervös die Hände aneinander, während sie wartete dass die Tür sich öffnete und schob die Hände dann in die Taschen, während sie der Person entgegen blickte, die um eine Unterredung gebeten hatte.
Als Kyou die Stimme der jungen Frau vernahm, nickte er still und betätigte die Klinke der Tür um in den Raum einzutreten. Sein Blick den er aufrichtete , fiel sofort auf die hagere und schmale Erscheinung mit dem dunklen Haar und löste in ihm den Funken von Besorgnis aus. Bevor man dieses Ausdruck auf seinem Gesicht wahrnehmen konnte, zog er den Stabel Papier schon mit einer Hand an die Brust und richtete sich mit der freigewordenen Hand den Bügel seiner schmalen Brille. Da hatte Mikado wirklich nicht übertrieben- sie sah schlecht aus..und wenn man dies nicht an ihrer körperlichen Verfassung festmachen wollte, dann aber an ihren Augen die vom Schmerz gezeichnet waren. Kyou kannte diesen Blick..er war ihm oft genug im Spiegel begegnet und hatte in diesem Moment mühe, nicht wieder darin zu verfallen.
"Sehr freundlich.." grüßte er mit milder Stimme und ließ eine angedeutete Verbeugung erkennen. Seine Handinnenflächen wiesen grobe Schwielen und Blasen vom Bogenschießen auf- die auch die Schutzhandschuhe nicht verhindern konnten. Zudem erstreckte sich vom Puslgelenk aufwerts bis hin zum Ellenbogengelenk- jetzt noch verborgen unter dem dunkelroten Hemd- eine lange Narbe die von einem Unfall stammte der ebenfalls vom Bogen ausgelöst worden war. Damals war er von der Sehen abgerutscht und trug keine Schutzkleidung..so dass sie sich ungehindert in die Haut schneiden konnte. Ein Handschlag befand er daher für sie beide nicht für angenehm. "Ich würde mich gern mit ihnen in Ruhe unterhalten." begann er daherohne umschweifen und sah sich knapp in dem Gemeinschaftsraum um. " Hätten sie dafür Zeit?" Ließ er dann die Frage offen, bevor er weiter sprach und den Blick wieder auf die Dokumente richtete. Sporadisch, aber doch zielgerichtet durchforstete er die Zeilen nach Anhaltspunkten.
Dabei konnte ihm nicht entgehen, wie er sich fragte ob die junge Krankenschwester einmal glücklicher ausgesehen hatte. Ein Lächeln stand ihr gewiss gut udn vermittelte Kyou den Eindruck, dass sie doch sein Typ sein konnte- obwohl sie in diesem Moment eher dem Spiegelbild seiner eigenen Leiden glich. Vielleicht hatte er sich damals deswegen immer jüngere und strahlende Studentinin ausgesucht- weil sie ihn einfach von seinem eigenen Kummer abgelenkt hatten. Das hielt jedoch immer nur für eine Nacht oder einen schönen Ausflug. Die Zeiten hatten sich längst geändert, als dass solche Vergnüglichkeiten noch viel Effekt auf ihn haben konnten, wo im die Tragik der Welt wie ein Mahnmal aufgebrannt war. Er dachte nicht direkt daran, was sich aus dieser Begegnung ergeben könnte.. aber dennoch wollte er es darauf ankommen lassen die junge Frau besser kenennzulernen- wo sie doch auch einen ähnlichen Berufszweig geteilt hatten. "Ich habe ihre Erlebnisse und Anklagen nur kurz überfliegen können..was ich haber gelesen habe ist einfach furchtbar." Begann er langsam. " Ich habe ähnliches erlebt.. wir werden alles tun um den Jungen zu retten.. und die anderen Patienten auch. Der Einsatz ist gut durchstrukturiert..und wir haben einige der besten Schützen unter uns, so dass sie garnicht so schnell Alarm schlagen können, wie sie zum schweigen gebracht worden." nickte Kyou knapp ab. "Vielleicht können sie mir ein wenig vom Kranheistverlauf des Jungen berichten..sie haben ihn ja betreut. So kann ich auch die meditation und Behandlung vorbereiten. Vielleicht müssen wir ihn auch entgiften, wenn man ihm verschiedene Preperate verabreicht hat um ihn still zuhalten.." Machte er einige seiner Anliegen deutlich und suchte ihren Blick. "Vlielleicht könnten wir dass bei einer Tasse Kaffee in der Cafeteria besprechen. Um die Zeit ist es meist ruhig..wenn sie nichts daggeen haben."
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Natasha war ganz zufrieden damit, dass der Arzt gar nicht erst versucht hatte, ihr die Hand zu reichen. Ihre eigenen waren ja sowieso in den Taschen verschwunden, so dass die Situation nur für sie beide unangenehm geworden wäre. Auf seine leichte Verbeugung hin nickte sie ihm nur zu; sie war nicht besonders traditionell.. während sie ihn genau musterte, kam sie zum Schluss, dass er es vermutlich auch nicht war. Aber er war ein Mann, und das war schon Grund genug, ihm mit misstrauen zu begegnen. Außerdem hatte sie nicht gemocht, wie er sie angesehen hatte; zu deutlich hatten sich die Spuren der letzten Tage und Wochen in ihrem Gesicht eingegraben. Er sah es, und sie sah ihm an, dass er es gesehen hatte. Dennoch wollte sie den grauen, festen Blick nicht abwenden. Selbst wenn sie die letzte Vogelscheuche gewesen wäre - und im Augenblick fast wie eine aussah - ließ sie sich nicht von albernen Eitelkeiten beeinflussen. "Ja, ich habe Zeit." antwortete sie dann auch, als sie das gegenseite Abschätzen hinter sich gebracht hatten. Sie selbst hatte sich noch überhaupt keine Meinung von ihm gebildet. "Allerdings weiß ich nicht genau, worüber wir etwas zu sprechen hätten." informierte sie ihn. Eine Antwort blieb er ihr aber auch gar nicht lang schuldig.
Sie hörte ihm auch aufmerksam zu, trotz ihrer kühlen und wohl abweisend wirkenden Art darum bemüht, sachlich zu bleiben. Als sie ihm jedoch zuhörte, wurde ihre Miene ein wenig offener, wenn auch nicht weicher. Das mochte aber auch am Thema ihrer Unterhaltung liegen. "Ah, ja.. Ich verstehe. Deswegen wollten sie also mit mir sprechen." nickte sie dann und zog langsam die Hände wieder aus den Hosentaschen, wobei ihre Schultern langsam herabsanken. Die weit gewordene Kleidung konnte den rapiden Gewichtsverlust nur unzureichend verbergen. "Wenn das so ist, helfe ich ihnen natürlich gerne." zeigte sie sich sogar kooperativ. Sogar auf den Vorschlag, eine Tasse Kaffee in der Cafeteria einzunehmen ging sie ein. "Sie müssen nur voran gehen.. ich weiß nicht, wann meine Mitbewohnerinnen wieder auftauchen. Auch wenn ich keinen Grund habe ihnen zu misstrauen, wäre es mir nicht recht eine solche Unterhaltung vor Publikum zu führen." nickte sie ihm zu und wartete aber entschieden ab, dass Kyou zuerst den Raum verließ und voran ging. Auf keinen Fall würde sie vor ihm den Raum verlassen.. Höflichkeit hin oder her, der sie so vor den Kopf stieß. Allerdings war sie dazu bereit, auf dem Gang neben ihm herzugehen, wenn sie auch einen gewissen Sicherheitsabstand wahrte. Auf keinen Fall wollte sie ihn versehentlich oder zufällig berühren. Es schien ihr nicht richtig, auf dem Gang das Gespräch fortzuführen, deswegen zog sich der Weg im Schweigen auch länger dahin, als er eigentlich war. Erst in der Cafeteria selbst ergriff sie wieder das Wort, wobei sie einen Platz aussuchte, der ein wenig abgelegen war, ohne zu versteckt zu sein. "Was haben sie gemeint, als sie vorher zu mir im Zimmer gesagt hatten, sie hätten ähnliches erlebt? Haben sie auch in einer solchen Klinik gearbeitet? Oder sind ausnahmslos alle so?" fügte sie düster hinzu, wobei sie ihn forschend betrachtete. Der düstere Blick galt dabei viel weniger ihm selber, als den Tatsachen, über die sie sprachen. Natasha war sich dabei auch bewusst, wie unfreundlich und abweisend sie wirken musste. Aber sie nahm es in Kauf.. auch wenn es nicht ihrem ursprünglichen Naturell entsprach.
Er ließ es sich nicht anmerken- aber dennoch war Kyou äußerst erleichtert darüber, dass Natasha sich so kooperativ zeigte. Ihre rauhe Art perlete dabei an ihm ab wie von einem Lotusblatt- da er irgendwo schon damit gerechnet hatte dass die junge Frau die strapazen nicht nur im Gesicht trug, sondern auch auf dem Herzen und damit auch zuleicht auf der Zunge. " Dafür habe ich verständniss..deswegen wollte ich an einen neutralen Ort gehen an dem ihr in Ruhe reden können." nickte er ihr auch zustimmend zu und hob wieder eine Hand, um sich mit dem Zeigefinger wieder die Brille auf die Nase zu schieben. Sein Gesicht blieb dabei entspannt- ohne jedoch eine Regung kenntlich zu machen. Auch ihm war es nicht recht gewesen, jeden Moment mit Besuch der Mitbewohnerin rechnen zu müssen. Und das nichteinmal weil er 'abchecken' wollte..sondern weil das Thema zu vertraut war, als dass zu viele Ohren davon mitbekommen sollten. "Folgen sie mir.." ließ er sich auch darauf ein die Führung zu übernehmen und den Raum als erstes zu verlassen. Er wartete dabei auf Natasha um mit ihr gemeinsam schweigend den Weg zuzubringen. Er störte sich nicht dabei, sondern konnte die Zeit nutzen weiter über die Krankenschwester mit dem herben Charme nachzudenken.
In der Cafteria angekommen, zielte er nicht sogleich auf den Tisch ab den Natasha ausgewählt hatte, sondern schnappte sich am Eingan ein Tablett und zwei Becher- die er an der Maschiene mit Kaffee befüllte. Ein kleines Kännchen mit Milch stellte er ebenfalls auf das Tablett, sowie zwei Papieröhrchen Zucker- auf den ein süßes blaues Männchen für die Süßigkeit warb. Erst dann ging er zu der Krankenschwester und stellte sowohl ihr, als auch sich selbst den Becher vor, sowie das Kännchen und die Zuckerproben. Das Tablett lehnte er dabei an das Tischbein.. danach konnte er sich setzen und auf die scharfen Kommentare eingehen mit denen Natasha ihm begegnet war. Er nahm es ihr nicht übel- jedoch mussten sich seine Augenbrauen zusammenziehen. Der Wunde Punkt den sie dabei getroffen hatte saß schmerzend, und brauchte alle Beherrschung um sich nicht länger auf seinem feingeschnittenen Gesicht auszubreiten. "Nein.. zumindest in der Klink an der ich während meines Studiums als Assistenzarzt beschäftigt war, kam soetwas nicht vor.. aber vor mir unbemerkt sicher andere kurmme Dinger. Ich zweifel daran dass auch nur igendeine Einrichtung..ob staatlich oder privat ohne krumme Geschöäfte auskommt." begann er und verlor sich beinah in seinem Stuhl. Er fing sich jedoch wieder mit seinen Armen die er auf dem Tisch abstützte um seinen schwarzen Kaffe mit einem Schluck Milch zu trüben. " Aber wie man schon sagt..es gibt in dem Gewerbe nur schwarz oder weiß..deswegen ist für mich alles schlecht was nicht ehrlich arbeitet." wollte er sich aber nicht reinreden- er hatte von sich selbst immernoch die schlechteste Meinung. " Ich bilde da keine Ausnahme, ich habe nach meinem Studium vor einigen Jahren als Wissenschaftler an einem Japanischen Komplex angefangen.. zunächst dachte ich es wäre für mich eine große Chance ohne weitere Umnkosten an Fachwissen über Biochemie zu kommen..das Angebot war im Nachhinein betrachtet zu verlockend. Heute wäre ich stutzig.." schüttelte er den Kopf, aber das machte die Sache nicht besser. In seinen trüben grauen Augen schimmerte die Oberfläche des hellen Kaffees wieder. " Ich musste mein Wissen an Menschen erproben.. man hat unter einer Geheimen Operation veranlasst einen Virus zu erschaffen der auf einer Biostruktur aufbaut..somit in der Lage ist mit dem Menschen eine Einheit zu werden und ihn zu stärken..seien es die Muskeln oder das Gehirn.." setzte Kyou vom Kaffee ab um auf seinen Kopf zu weisen, und seinen Arm ab der Schulter abwärts. "Ich habe an den Gehirnen von Opfern geforscht die man sich illigal beschafft hatte. Die Spirale spann sich schließlich so eng dass ich wiederum Jahre brauchte um jemanden in das Vertrauen zu ziehen, mir zu helfen. Dabei bin ich auf die Rebellen gestoßen..und nach reiflicher Planung bin ich dann untergetaucht. Seitdem arbeiten wir an den Plan, die Opfer dieses Unternehmens zu befreien..ohne die Zivilisten zu beschädigen die auf dem Komplex leben der über der unteriridschen Anlage siedelt. Es ist verfahren..und ich warte nicht dass sie nun eine gute Meinung von mir haben. Ich lege Karten nur lieber gleich auf den Tisch.. aus manchen Fehlern lernt man." kam er langsam zum Ende. An seiner Stimme konnte man erhören, wie sie im angenehmen Ton sehr oft Wissen vermittelt hatte. Dafür hatte er Tagsüber als Professor auch jedemenge Zeit gehabt. " Es ist mir auch wichtig einen bestimmten Jungen zu retten.. und viele andere auch, die durch mich und Mitschuldige in Mitleidenschaft gezogen wurden. Es muss endlich aufhören.." Kyou schüttelte den Kopf. Die traurigen Augen seines Omega-Projektes hatten sich förmlich in seine Netzhaut eingebrannt, so dass der Schmerz in seiner Brust kaum auszuhalten gewesen war. Dennoch siegte die Anspannung über die entgleisten Gesichtszüge die sich wieder fassten. " Mein Medizinwissen ist noch sehr frisch.. und gerade was Krankheiten angeht die sich mit dem Nervensystem und dem Gehirn befassen bin ich hochgradig geschult. Ich möchte dem Jungen helfen, wirklich." Kam er wieder auf den Jungen aus den Akten zusprechen die er neben sich auf dem Tisch abgelegt hatte. Sein Schicksal erinnerte ihn immer mehr an sein eigenes..
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Natasha nickte dankend, als der Professor oder Arzt, oder was er nun genau war, auch ihr einen Becher mit Kaffee hinstellte. Sie hatte zulassen können, dass er den Kaffee besorgte, weil er kostenlos war. Anders wäre es ihr nicht recht gewesen. So konnte auch sie wenigstens ein kleines Zugeständnis machen, während sie abwesend auf die schwarze Oberfläche starrte. Auch wenn sie nichts sagte, teilte sie insgeheim Kyous Meinung, dass es wohl überhaupt keine Einrichtung auf der Welt gab, die ohne krumme Geschäfte auskam. Und wenn doch, dann fand man sich auch darunter noch haufenweise Mitglieder, die in die eigene Tasche wirtschafteten und sich bevorteilten. Für einen Moment entgleisten ihre Gesichtszüge und ließen den nackten Hass erkennen, der in ihr brodelte und ihr eigentlich hübsches Gesicht beinahe in die Fratze einer Hexe verwandelten.. bis sie sich wieder unter Kontrolle brachte und den Zucker in ihren Kaffee schüttete. Ihr Blick verblieb dabei auf der Verpackung, die sie zurück auf den Tisch legte. Es war ihr unbegreiflich, wie auf der einen Seite Hass, Mord, Betrug und ähnliches geschehen konnte, während auf der anderen Seite Menschen Schönes erschaffen konnten. Und sei es nur eine niedliche Verpackung für eine Portion Zucker. Es war Irrsinn.
Natasha verblieb jedoch stumm, insbesondere weil sie nicht damit gerechnet hatte, eine so umfangreiche Antwort zu bekommen. Was sie dabei zu hören bekam, überschritt noch viel mehr ihre Vorstellungskraft. Ihre Gesichtszüge verhärteten sich nur und wurden starr. "Das ist doch auch nichts Neues mehr." konnte sie dann nur irgendwann in die lastende Stille hinein von sich geben. Sie sah Kyou dabei gar nicht an, sondern starrte irgendwo an ihm vorbei, ohne etwas bestimmtes zu sehen. "Was meinen sie, wieviele Leute tagtäglich Opfer von Organhändlern werden? Die fragt auch keiner, ob sie das wollen. Es geht immer nur auf Kosten der Schwachen. Und die Rücksichtslosen trampeln alles nieder, was ihren Weg kreuzt." gab sie bitter von sich. Ob sie damit Kyou indirekt anklagte oder nur ihre Meinung äußerte, ließ sich dabei kaum unterscheiden, da beides als Möglichkeit in Betracht kam. "Mich schockt nichts mehr." konnte sie dann nur irgendwann wieder den Faden aufnehmen, wobei sie dem Arzt gelegentlich für kurze Momente ins Gesicht schaute. "Wenn das Gesetz die Kriminellen schützt, und man Opfer zu Tätern deklariert, gibt es nichts mehr auf das man hoffen kann. Es bleibt nur noch, die Gerechtigkeit in die eigenen Hände zu nehmen. Mit ihrem Gewissen müssen sie selber fertig werden." sagte sie, zu sehr mit den eigenen Gefühlen beschäftigt und zu verletzt, um Mitgefühl für Kyou aufbringen zu können. "Ob sie aus ihren Fehlern gelernt haben, wird sich zeigen. Ich bin nicht hier, um über sie zu richten." wollte sie ihn jedoch wissen lassen. Ihr war zwar bewusst, dass im Laufe eines Lebens niemand eine weiße Weste behalten konnte, aber es fiel ihr zeitgleich unendlich schwer, daran zu glauben dass jemand, der Verbrechen begangen hatte, wirklich geläutert sein konnte. "Was denken sie eigentlich?" fragte sie dann unwirsch, und schaute ihm dieses mal direkt in die Augen. "Dass ich sie für vertrauenswürdiger halte, wenn sie mir diese ganze Geschichte erzählen? Das tue ich nicht.." ließ sie ihn wissen. Sie rang hilflos die Hände, und fasste dann nach dem Kaffeebecher, weil sie nicht wusste was sie sonst tun sollte. "Es wäre mir lieber, wenn sie der Kerl mit der weißen Weste wären." sagte sie, wobei sie den Blick wieder gesenkt hatte. Die Worte waren auch mehr gemurmelt, weniger eine Anklage als eine Feststellung. Sie wirkte nun überhaupt nicht mehr so angriffslustig, eher schwermütig und erschöpft, weshalb sie es auch vermied, Kyou anzusehen, höchstens einmal seine Hände. "Ich weiß nicht, ob sie dem Jungen überhaupt helfen können. Laut seiner Akte handelte es sich um einen Unfall, er sei angeblich die Treppe herabgestürzt. Dass er gestürzt ist, glaube ich tatsächlich, aber an einen Unfall glaube ich nicht. Ich habe zwar die Familie nicht kennengelernt, aber der Junge weist zu viele Spuren von Misshandlung auf. Dazu kommt noch der Missbrauch in der Reha-Klinik. Es ist ein Segen, dass der Junge sich kaum daran erinnern wird." sagte sie, und presste die Lippen aufeinander. Der harte Strich sagte dabei mehr als genug aus. "Es wäre für ihn das Beste, wenn er sich nie mehr daran erinnern würde." nickte sie überzeugt. Das Gespräch bereitete ihr kein Vergnügen, aber sie sah sich auch außer Stande, ihre Abwehrhaltung aufzugeben. Nicht einmal, weil sie etwas gegen den Arzt persönlich hatte, oder weil ihn dessen Taten so sehr erschüttert hätten.. sie war einfach nicht imstande, ihre persönlichen Probleme so weit zurück zu schieben, dass sie Platz für eine andere Person gefunden hätte, oder für das Mitgefühl, dass sie einst ausgezeichnet hatte. Sie fragte sich, was für eine Person sie im Begriff war zu werden. Musste sich ernsthaft fragen, ob die schiere Bereitschaft zum Mord nicht auch ein Zeichen dafür war, dass sie sich selbst in ein Monster verwandelte. Doch eine Entschuldigung kam ihr nicht über die Lippen, sie seufzte nur lediglich ein weiteres Mal.
Er war nicht enttäuscht gewesen- oder fühlte sich verletzt. Dafür klagte sich Kyou viel zu sehr selbst an, als dass er Mitleid von anderen Partein erwartete. Er konnte damit nicht umgehen..selbst wenn man ihm sagte er würde es nun besser machen. Der Wissenschaftler war nicht der Typ für graumalerei..es gab für ihn nur zwei Zustände..und wenn erseine Altlast hinter sich lassen wollte, musste er selbst etwas dafür tun. "Ich erwarte keien Absolution von ihnen.." formte er seine Gedanken daher zu Worten und starrte auf seinen abkühlenden Kaffee den er in den Händen drehte. Dabei erinnerte ihn der Schmerz in den Handinnenflächen immer wieder an den harten Nachmittag den er im Übungsraum verbracht hatte. "Ich erwarte auch kein Vertrauen, ich möchte nur dass sie wissen mit wem sie es zutun haben. Das sollte auch in ihrem Interesse liegen.." erinnerte er ruhig. Seine Brille spiegelte halb das Licht der Deckenleuchte und verbarg den melanchonischen Ausdruck auf seinem Gesicht. "Ich werde sehen was diejenigen entscheiden, die über mich richten dürfen." Gab er dann noch mit einem kurzen Lächeln zu verstehen- dann verfiel das Gesicht auch schon wieder in die schwere zurück. Entgegen dem fehlenden Mitleid dass Natasha fehlte. Kyou merkte dafür in seinem Herzen, dass es noch soetwas wie Mitleid in seinem Herzen gab..und dass erübrigte sich auch für die Krankenschwester- auch wenn er klug genug war es nicht zu offen zu zeigen. " Es regiert das Gesetz des stärkeren..ich will versuchen zumindest für die, die ich retten kann ein anderes Leben zu schaffen. Das gilt nicht nur für die Opfer meiner vergehen.." sprach er leise und legte die länglichen Finger um den Becher. " Ich müsste zunächst aktuelle Röntkenaufnahmen begutachten..aber bei den traumatischen Erlebnissen in Verbindung mit den harten Medikamenten..." stockte er weil er eine Hand löste um sich einige davon auf der Liste einzusehen, die darin verzeichnet waren.. " Würde es mich wundern wenn sein Unterbewustsein diese Erinnerungen nicht vollkommen selbst verdrängt." mutmaßte er, aber genaueres konnte er erst sagen wenn er den Jungen vor sich hatte.
"Es gibt hier einen ganz außergewöhnlichen Jungen..sie haben ihn vielleicht noch nicht kennengelernt.." ging er auch garnicht weiter darauf ein, wie schlecht die Welt gewesen war..denn er glaubte auch nicht das es der entkräftigten Natasha gut tat sich weiter aufzuregen.. er wollte alles tun, damit sie weniger 'Zündstoff' auf ihre geschundene Seele bekam. " Er hat ganz besondere Fähigkeiten..man glaubt auf den ersten Blick er sei ein Autist, dabei nimmt er die Welt nur ganz anders wahr. Ich.. denke er könnte dazu beitragen dass sich der kleine erholt." mutmaßte er und suchte mit den ebenfalls grauen Augen Natashas Blick. Er hielt diesem lang stand, und bedachte dabei die angestrengten Gesichtszüge- von denen er sich nur wünschte, sie würden einmal ruhen können um ihr Pause zu gönnen. Sie kam ihm vor, als würde sie jeden Moment zerbrechen..wie insich gebrochenes Glas was sich schließlich nur noch durch die Risse zusammenhiel- solange man es nicht berührte. "Mir scheint es so als lässt er jemanden Träumen..wenn man es zulässt dass er mit einem komuniziert.. ich habe das ganze leider nur einmal beobachten können." belächelte er leise, weil dies zu Erinnerungen gehörte die ihn wieder für ein paar Sekunden erweichten. Er war selbst zu verletzt- und auch nicht de Typ- um der Welt mit so viel hass zu begegnen dass er ihn auffraß. Kyou war eher jemand, der an seinem eigenen Hass erstickte. Dennoch wollte er zumindest versuchen Natasha vor diesem Schicksal zu bewahren. "Es ist fast so als taucht er in die Köpfe anderer ein..man kann förmlich zusehen wie er daraus Erinnerungen und Gedanken filtert. Soetwas habe ich noch nie für möglich gehalten. Aber.. auch das ist möglich. Und deswegen glaube ich dass es in bestimmten Fällen noch soetwas wie Hoffnung gibt. Selbst wenn man es für unmöglich hällt.." wagte er sich doch wieder heraus und nahm noch einen Schuck von seinem Milchkaffee..
I trampling on your dreams Before they stand in the way of mine
Natashas Miene war grimmig. Einerseits hatte Kyou recht, und es war besser für sie zu wissen, mit wem sie es zu tun hatte; auf der anderen Seite jedoch kämpfte sie permanent mit dem Misstrauen anderen Menschen gegenüber, und so wünschte sich ein kleiner Teil von ihr, es mit einer 'weißen Weste' zu tun zu haben. "Wenn sie wirklich vor haben, dem Jungen zu helfen..." setzte sie dann schließlich nach einem weiteren Schweigen an. "...was spielt das dann für eine Rolle, was sie in ihrer Vergangenheit getan haben?" fragte sie ihn. "Jetzt muss ich ihnen ständig auf die Finger sehen und misstrauisch sein..." Doch noch während sie sprach, bemerkte sie resigniert, dass sie wohl auch nichts anderes getan hätte, wenn er ihr kein Geständnis gemacht hätte, wenn er ihr verschwiegen hätte, mit wem sie es zu tun hatte. Deswegen senkte sie auch den Blick. Irgendwie fühlte sie sich ertappt. "Ach.. vergessen wir das einfach." ließ sie das Thema dann lieber doch ruhen. Sie wollte sich den Kopf jetzt nicht auch noch über diesen Mann zerbrechen. "Überhaupt, lassen sie uns die medizinischen Details dann besprechen, wenn wir den Patienten hier haben. Wir wissen ja nicht einmal, ob wir erfolgreich sein werden. Oder ob sie oder ich dann noch am Leben sind." meinte sie mit einem Achselzucken, als spräche sie von irgendwelchen anderen Leuten.
Natasha war nicht sicher, ob man ihr anmerkte wie schwer sie sich im Umgang mit ihren Mitmenschen tat. Man mochte ihr Verhalten und ihre Art auf die verschiedensten Weisen deuten, so könnte beispielsweise Kyou ebenso zu dem Schluss kommen, sie sei eine schreckliche Person, oder aber auch, dass sie ihn einfach nicht leiden konnte. Das Sprektrum zwischen diesen beiden Annahmen ließ sich dabei beliebig füllen, tatsächlich fühlte sie sich nur einfach schrecklich unwohl, und selbst ein harmloses Gespräch stellte für sie eine Anstrengung dar. Deswegen konnte sie sich auch kaum auf das Gesagte konzentrieren. "Ja, das ist ja wirklich interessant." konnte sie deswegen auch nur erwiedern, wobei sie eher angestrengt als interessiert klang. "Ich habe mich früher einmal für Geisteswissenschaften interessiert. Aber das ist.. lange her." sagte sie mit einer deutlich hörbaren Pause zwischen den letzten Worten, bei denen sie hatte stocken müssen. Eine unangenehme Erinnerung mochte der Grund dafür gewesen sein. "Ich bin kein Weltverbesserer." ergriff sie dann ganz von allein das Wort wieder. "Glauben sie es oder nicht, tatsächlich ist mir das Schicksal des Jungen nicht so wichtig, wie sie vielleicht glauben. Ich kann nur nicht länger zusehen, wie die Kriminellen in Saus und Braus leben. Wenn das Gesetz und die Regierung nicht bereit sind, die Unschuldigen zu schützen, dann ist Selbstjustiz die einzige Antwort. Ich kann ihnen aus Erfahrung sagen, dass der Junge sowieso keine Chance mehr auf ein normales Leben hat. Was hat er denn zu erwarten, mit den familiären Hintergründen? Selbst wenn seine Amnesie anhält und er sich vielleicht nie mehr an das erinnern kann, was geschehen ist wird sein Unterbewusstsein doch immer darauf beharren, dass -etwas- geschehen ist. Es gibt keine Möglichkeit ihm zu helfen. Er.. wir alle.. werden immer mit dem Leben müssen was uns geschehen ist, oder was wir anderen angetan haben." Das alles war eigentlich mehr gewesen, als sie hatte sagen wollten. Sie hatte es nicht absichtlich darauf angelegt, Kyou in ihre düstersten Gedanken sehen zu lassen, in denen die völlige Hoffnungslosigkeit herrschte. Aber die Worte waren ihr entschlüpft, bevor sie sie hatte festhalten können, und jetzt fühlte sie sich noch schlechter. "Ach.. vergessen sie das auch schnell wieder." bemühte sie sich halbwegs, die Situation zu retten. "Ihre Hoffnungen sind genauso irrational, wie meine pessimistischen Gedanken. Ich habe meinen Beruf seinerzeit aus purem Idealismus heraus ergriffen. Leider hat sich die Realität anders gestaltet.." sagte sie und umfasste mit beiden Händen den Kaffeebecher, so als bräuchte sie dringend etwas, an dem sie sich festhalten konnte.
Auch Kyou konnte nicht von sich sagen, dass ihm der Umgang mit anderen Menschen leicht fiel. Er war nur pragmatisch genug auf seine Erfahrungen zurückgreifen zu können. Dabei erfüllten sie den einzigen Zweck kein Aufsehen zu erregen und bestmöglich, Gespräche so kurz wie möglich zu halten. Seine Minie blieb dabei selbst so eisern dass er nur im Nachhinein, wenn er allein auf seinem Zimmer war bemerkte, wie sehr ihn diese Mühen an Kraft gekostet hatten. Meistens fühlte er sich danach so schlecht, dass er die halben Nächte wachlag - obwohl sein Körper vollkommen erschöpft war. Und selbst in den wenigen verbleibenden Stunden nach Tagesanbruch, sollten die Ruhephasen von Albträumen durchbrochen werden die zusätzlich an seinen Nerven zerrten. Wielang er das noch durchhielt ohne selbst zu Tabletten greifen zu müssen, wusste er nicht. Er konnte nur versuchen solange wie möglich 'brauchbar' zusein. Und das allein gab ihm die Kraft nicht gleich durchzudrehen oder zusammenzubrechen. Dafür befand er seinen Kopf als noch zu wertvoll. "Sie hätten es sonst eh von jemanden anderen erfahren.. und das wäre nur noch schädlicher für die Basis, auf der wir zusammenarbeiten.." beließ er es dabei auch, nicht weiter auf das Thema einzugehen. Bei Natashas Ausführung war ihm aufgefallen, dass es ihn selbst enttäuscht oder verletzt hätte, wenn sie ihn Aufgrund von falscher Heimlichkeit jetzt anders behandeln würde als später. Nur konnte er das nicht sagen. Desweiteren kam es ihm selbst viel zu früh vor um solche Empfindungen zu tragen. Vielleicht wurde er aber auch einfach nur schon weich, wie Mikado an solcher Stelle unpassend einwerfen würde. "Ich habe nicht vor zusterben, solange ich nicht tun konnte was ich tun muss." Musste er dann aber doch wiedersprechen als Natasha meinte die medizinischen belange auf später zu verschieben, wenn der Junge bei ihnen war. "Solche wie sie und ich sterben nicht, weil dann leid und schmerz für unsereiner enden würde." durchbrach er mit einem lächeln. "Solche wie wir sterben meist erst, wenn überhaupt wenn Ruhe einkehrt und dass erreichte genossen werden könnte..." erstarb das Lächeln auf seinen blassen Lippen. Seine Lider senkten sich über die verbrauchten, trüben Augen fast schon zu einem traurigen Ausdruck. "Vergessen sie das bestenfalls auch einfach schnell." riet er ihr dann und sorgte sich plötzlich nur noch um seine glaubwürdigkeit. Für phillosophie war an diesem Ort kein Platz gewesen. "Wenn jedoch Normalität bedeutet, dass man in der Gefahr steht vergewaltigt, mishandelt oder umgebracht zu werden.. was hat ein normales Leben dann schon an Wert? Er wird nach so einem Trauma auch nie wieder normal Leben können.. aber mit der richtigen pflege denke ich, kann er auf seine Weise nocheinmal glücklich werden. Selbst wenn ich nicht gerade vor Hoffnung strotze, kann ich mir aufgrund von Erfahrung sagen, dass es noch Chancen gibt... lassen sie uns abwarten."
Kyou war jedoch aber weder der Ansicht, sie könne ihn besonders wenig leiden- genausowenig wie er nicht davon ausging dass sie ein schlechter und furchtbarer Mensch war. Für den Wissenschaftler mit abgeschlossenem Medizinstudium war es eher ersichtlich dass sie Probleme hatte überhaupt mit Menschen in Kontakt zu treten. Das mochte nicht an fehlendem Sozialverhalten liegen- wie sonst hätte sie einen Beruf wie Krankenschwester freiwillig erlernen wollen? Das passte doch nicht zusammen und musste seinen Ursprung in Traumas finden. Dafür musste man nicht besonders einfühlsam sein- glaubte der Doc. Sondern nur über Erfahrung verfügen. Vielleicht wollte oder konnte er sich auch nur noch nicht eingestehen dass er empfindsamer war, wie angenommen. Es erschütterte ihn wegen seiner Theorie dann auch nicht dass Natasha keine besonders persönlichen Belange hegte dem Jungen zu helfen. Ein höheres Ziel -musste- für so einem Zustanbd beinah der Auslöser sein. "Sie können auch nicht mehr glauben." fiel Kyou dann ein, nachdem er Natasha hatte ausreden lassen, und danach Stille zwischen sie einkehren ließ. Er rührte in dieser Zeit nur in seinem erkaltenden Kaffee, der durch seine Reflektion allein ein wenig Bewegung in die trüben Augen brachte die begannen den Blickkontakt zusuchen. "Manche glauben an einen Gott, oder allgemein Mächten, die über einem stehen und Kraft spenden können. Ich persönlich halte nichts von einem allmächtigen Herrscher, der über uns steht wie wir einer Made. Wir könnten sie einfach zertreten wenn sie uns stört..wenn es zu viele werden und sie nicht mehr in ihren Bäumen bleiben." zuckte er nur mit den Schultern."Aber andere glauben auch an ein System, oder eine Bestimmung. Ich hatte auch an eine Bestimmung geglaubt als ich mich damals für mein Studium entschieden hatte, und noch mehr als ich dann den Job am Komplex erhalten habe." nickte er dann. " Egal was es ist, ein glaube gibt einem schon Kraft, gesund zu bleiben.. und kann auch nicht soleicht erschüttert werden. Wenn das aber doch geschiet.. kann das schwere Folgen haben, sowie schwere Hintergründe." endete seine angenehme Erzählstimme langsam. Er wusste, dass er eigentlich schon ziemlich weit ging- doch die Gedanken hatten sich in ihn festgesetzt wie eine Zecke- die sich nichteinmal gewaltsam ziehen ließ und wenn nötig nur noch mit dem Kopf in der Haut zurück bleibt. Die ehemalige Krankenschwester ließ ihn nicht los.
"Was hat man ihnen nur angetan?" fragte er daher wieder völlig frei nach einer erneut gedehnten Pause, bei der er den Blick gesenkt hatte. Freilig, hätte man nun sagen können, dass sie ihre Beweggründe bereits offengelegt hatte. Dass sie am Rechtssystem zweifelte und deswegen das Recht in ihre eigene Hand gelegt hatte.. Doch für den Doktor stand mehr dahinter. "Verzeihen sie.." gab er dann mit einem langsamen senken der Augenlider zu verstehen. Erst jetzt hatte er bemerkt dass er vielleicht zu weit gegangen war. Erst jetzt, als ihn seine rasenden Gedankengänge zufrieden ließen. Er war auch nur ein Opfer seines Kopfes.
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Wenn es möglich gewesen wäre, wäre Natashas Miene nur noch weiter abgekühlt, nachdem Kyou ihr offenbart hatte, dass sie es, wenn nicht von ihm, nur von jemand anders erfahren hätte. Sie verweigerte dabei auch, ihn anzusehen sondern starrte auf die Tischplatte, als gäbe es dort einen Schädling, den sie zerquetschen wollte; oder vielleicht eine Antwort, die sie finden konnte wenn sie nur angestrengt genug suchte. Es gab aber offensichtlich keines von beidem dort, und deswegen musste sie letztlich antworten. "Warum kümmern sie sich nicht um ihre eigenen Angelegenheiten?" war es dann, was ihre Lippen formten. Dabei wurde am Tonfall offensichtlich, dass 'sie' und 'ihre Angelegenheiten' sich nicht auf Kyou bezog, sondern auf die anderen Leute. "Es geht sie doch gar nichts an... ich will mit solchen Dingen nicht belästigt werden." Erst jetzt schaffte sie es, doch noch zu ihm aufzuschauen. Den Schmerz, den sie dabei im Blick trug, konnte sie auch nach Momenten nicht wieder ganz verbergen, in denen sie um Fassung rang. "Ich bin dieses Gerede leid. Ich hätte ahnen sollen, dass das hier auch nicht anders ist.. natürlich nicht, hier sammeln sich nicht nur Kriminelle sondern.. ach, einfach alles mögliche aus allen Gesellschaftsschichten. Da gibts genug zu tratschen." war es nun auch wieder eine Spur der Verärgerung, die in ihrer Stimme mitschwang. Auch wenn sie es nicht aussprach, war es doch ein Eingeständnis, das sie es wohl wirklich lieber von ihm erfahren hatte, als von anderen. Am liebsten jedoch.. hätte sie es gar nicht erfahren, aber die Augen vor der Wahrheit zu verschließen war gefährlich, und das war ihr auch bewusst.
Entgegen anderer Thematiken schien Natasha jedoch nichts gegen philosphische Ausschweifungen zu haben. Tatsächlich schienen sie eher allgemein gehaltene Themen weniger aufzuregen als persönliche Belange. Ein wenig konnte man deswegen auch eine Veränderung in ihrer Mimik bemerken, eine Spur von Nachdenklichkeit, die einen wachen Geist vermuten ließ, als die gespannten Züge milder wurden. "Ah..." sagte sie daher nur und neigte den Kopf ein wenig. "Aber es ist doch keineswegs so, dass sie oder ich uns aussuchen können, ob wir leben oder nicht." fand sie dann ein Gegenargument. Die Art wie sie sprach, ließ außerdem darauf schließen, dass sie zumindest früher einmal Gespräche und Diskussionen genossen haben musste. "Bei einer solchen Mission kann alles geschehen. Wir könnten erschossen werden, oder einfach nur über die eigenen Füße stolpern und uns beim Sturz das Genick brechen." zählte sie nur zwei Möglichkeiten auf. "Wenn sie aber auf die Tatsache anspielen, dass vom Schicksal gezeichnete immer überleben, kann ich das nicht ganz widerlegen." sagte sie, und ließ sogar eine Art kleines Lächeln erkennen, als hätte sie über so etwas auch schon oft und ausgibig nachgedacht. Allerdings verging der Moment rasch, nicht etwa, weil der Arzt sie dazu aufgefordert hatte, diese Gedanken schnellstmöglich zu vergessen - sie hätte es auch nicht gekonnt, wenn er sie erst auf den Gedanken gebracht hätte - sondern aufgrund dessen, was er als nächstes Anschnitt. Ohne dass sie es verhindern oder unterdrücken konnte, zuckte Natasha zusammen. Ihre ohnehin durch die dunklen Haare blass wirkende Haut verlor noch ein wenig mehr an Farbe, und ihr Gesichtsausdruck wurde noch grimmiger und abweisender als zuvor. Vielleicht war sie diejenige, die sich etwas vormachte wenn sie behauptete, dass Schicksal des Jungen wäre ihr nicht so wichtig. Natashas Lippen waren einfach zu gefühllos, als dass sie darauf noch eine Entgegnung hätte finden können, deswegen schwieg sie einfach und umklammerte den Kaffeebecher, aus dem sie bisher noch keinen Schluck getrunken hatte. Seine Worte, mit denen er die lastende Stille füllte, konnten sie auch nicht dazu verlocken, eine Antwort zu finden, obwohl sie in Gedanken durchaus Antworten fand, und diese rein gedanklich auch gab.. jedoch nicht für den Arzt zu hören. Sie besaß durchaus ihre eigene Meinung zu Religionen und Glauben an sich. Jetzt jedoch war es ihr unmöglich, wieder in das Gespräch zurückzufinden. Zu starr saß ihr noch das zuvor gesagte in den Knochen. "Das... das geht sie doch gar nichts an." war dann aber doch noch eine Antwort aus ihr heraus zu bekommen, nachdem Kyou sie danach gefragt hatte, was man ihr angetan hatte. Und dieses mal war eindeutig er gemeint. "Wie kommen sie überhaupt darauf, dass mir jemand etwas angetan haben könnte?" wurde sie zum ersten Mal ein wenig lauter. Nicht laut genug, dass einer der wenigen anderen Gäste schon den Kopf gedreht hätten, aber doch deutlich hörbar zur sonst eher leiseren Stimme. Sie schnaubte nur, entweder verächtlich oder gestresst oder aus einem ganz anderen Grund, als er für seine Frage um Verzeihung bat. "Schon gut..." sagte sie dann aber. "Mir hat niemand etwas angetan. Es ist alles in Ordnung." ließ sie ihn dann noch wissen. Es mochte vielleicht von den Worten her überzeugen, oder auch nicht, je nachdem mit was für einem Gesprächspartner man es zu tun hatte, jedoch verriet das unruhige Flackern in ihren Augen, dass hier doch etwas nicht stimmte. Sie blickte sich nun auch immer wieder aufmerksam im Raum um, als ob sie sich von etwas bedroht fühlte, und das schloß auch Kyou mit ein. Auch wenn sie es versuchte, sie war einfach nicht in der Lage, diese Reflexe zu unterdrücken, insbesondere nicht unter Stress.
Kyou hatte eher damit gerechnet, dass Natasha wegen ihm so aus ihrer Haut fahren würde. Dabei vermittelte ihm sein Unterbewustsein erst Sekunden später, dass die junge Frau die potenziellen Trascher meinte.. und das verblüffte den Wissenschaftler so dass er sogar wieder die Halterung seiner Brille auf die Nase zurückschieben musste. " Wo Menschen aufeinandertreffen wird geredet. Ob aus bosheit oder nicht.. es ist für den Menschen als Gesellschaftstier einfach interessant.." versuchte er vielleicht sogar sich selbst zu beruhigen. Dabei beließ er es lieber dafür und ging nicht weiter auf das Thema ein. Er sah schon, wie sehr es Natasha anstrengte.. und mehr als nötig wollte er ihr nicht zumuten, wo konversationen für sie schon ein Problem darstellten. es..galt nur noch herauszufinden, wieso.
"Ich glaube an Schicksal, ja. Nur nicht an eine geballte, übergeordnete Macht verkörpert durch eine ..personifizierte Gottheit." zuckte er mit den Schultern weil er nicht genau wusste wie er es beschreiben sollte, was er dachte. " Das Schicksal aber, kann jeden treffen. Ich kann mich Jahre in meinem Zimmer verstecken um zu verhindern dass mir etwas zustößt. Was ist aber dann mit dem psychologischen Werdegang, den ich dabei durchlebe? So oder so, könnte mir ja selbst eine Mahlzeit zum Verhängnis werden, wenn sie verdorben oder vergiftet ist. Tatsache ist, dass wenn etwas passieren soll..es passiert- egal in welcher Auaführung. Der Meinung bin ich zumindest.." ging er seine These ganz retorisch an, und behielt den vernünftigen Tonfall. Man hätte sie sonst noch beliebig ausweiten können.. " Bei allem was mir passiert ist und mich begleitet hat.. glaube ich einfach dass ich noch nicht sterben kann. Es wartet noch eine Antwort auf mich. Bis ich diese habe, sterbe ich nicht." schüttelte er überzeugt langsam den Kopf und suchte Natashas Blick. "Ich denke auch nicht dass sie sterben werden. Wir suchen es uns nicht aus.. das ist wahr. Aber was suchen wir uns auch schon im Leben aus? Wir entscheiden uns für einen Weg..und am Ende leitet der Weg uns weil wir in Sachen hineinrutschen von denen wir nichteinmal dachten, dass sie existieren. Sie haben am Anfang auch Krankenschwester werden wollen, weil sie das Ziel hatten der Welt etwas gutes zutun. Ich wollte Arzt werden um meinem Bruder zu helfen." Begann Kyou etwas mehr von sich preis zugeben, und senkte langsam die Augenbrauen soweit, dass seine Augen sich schmälerten. Sie hatte immerhin deutlich gemacht, nichts von sich preisgeben zu wollen- ja, leugnete sogar die Tatsache eines Bestandes, der ihre Seele bedrückte. Und nun..war es dem durchdachten Kopf des Doktors selbst entgangen, was das Herz beschäftigte und sonst nie Chance hatte an die Oberfläche zu kommen. "Ich konnte meinem Bruder nicht helfen. Deswegen dachte ich, meine Bestimmung ist die Forschung. Und wo bin ich geladet? Am Vorhof der Hölle. Ach, was sage ich.. es war die Hölle.. Nicht auf dem Weg Nervenkrankheiten zu heilen." schnaubte er verächtlich, damit es schon Natasha nicht mehr tun musste. Aber die Tatsache wiederte ihn zu sehr an, als dass er hätte unbewegt bleiben können. Omega war noch in dieser Hölle.. und mit ihm so viele andere die es sich ebenfalls nicht aussuchen konnten ob sie für solche Zwecke missbraucht werden wollten.
Kyou schwieg dabei wieder stillelastend, halb und halb immernoch darauf bedacht, ansich zu halten. Er musste sich proffessionell geben- weil ihm sein dumpfes Gefühl doch anriet auf Natasha zu achten. Er glaubte nicht, dass sie auch nur ein Bruchteil von der abgeneigten Haltung gegenüber Menschen besaß, dem sie ihm vormachte. Sonst würde sie die Wahrheit über Menschen nicht so sehr verletzen. Der Junge- und das Schicksal aller Opfer glaubte er- hingen ihr nach und machten sie krank, weil sie hilflos war.. und mit eigenen Schmerzen belastet. Es musste schwer sein, auf etwas nicht zugreifen zu können, was einen einmal ausgezeichnet hatte. Er würde sich auch nicht vorstellen wollen, wie es wäre wenn man ihm die rechte Hand abschlug. Er würde zu einem späteren Zeitpunkt diese Gedanken wieder niederschreiben- um die schlaflosen Stunden zu füllen. " Sie trinken ja garnicht.." kam er erst zuwort, als er seine trockenen Stimmbänder mit einem schweren schlucken ankurbeln konnte.
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"Hah... wenn etwas passieren soll, passiert es eben, hm? So einfach ist das.." sagte sie, wobei nicht ersichtlich war, ob die Worte nun abwertend, resignierend oder einfach spöttisch waren. Es war doch schwierig, in ihrem Gesicht zu lesen wenn es so verschlossen war. "Wenn einfach geschieht, was geschehen soll, ist es doch unerheblich was wir tun oder lassen. Es würde uns völlig machtlos werden lassen. Das kann nicht richtig sein.. und falls doch, wären wir töricht für oder gegen etwas zu kämpfen." fasste sie ihre Gedanken in Worte. "Vielleicht haben sie es ja auch nicht so gemeint." gab sie brummig hinzu. "Was hätten sie denn sonst für einen Grund, hier mitzumachen? Sie haben ja nichts zu gewinnen." befand sie. Es fiel ihr dabei immer noch schwer, ihn als Mensch zuzulassen oder auch nur mehr als den geringsten Funken Empathie aufzubringen. Schon allein deswegen sagte sie auch gar nichts zu dem Umstand, dass er eigentlich in die Forschung gegangen war um seinem Bruder zu helfen. Sie hätte Fragen stellen können über diesen, aber sie tat es nicht. Schüchternheit war dafür nicht der Grund, sie mutmaßte sogar, dass er mit Fragen rechnen würde, sonst hätte er den Bruder gar nicht erst ins Spiel gebracht.. aber es war zu mühselig, sie wollte sich nicht in seine Belange einmischen, wo sie genug mit den eigenen zu tun hatte.
Natasha hatte außerdem den Eindruck, dass sie das Gespräch systematisch abtötete mit jeder weiteren ihrer spitzen oder unfreundlichen Bemerkungen. Trotzdem sah sie sich außer Stande, etwas dagegen zu unternehmen. Erst, als Kyou sie darauf aufmerksam machte, dass sie noch nichts von ihrem Kaffee getrunken hatte, senkte sie den Blick auf diesen und ließ den Becher los. "Ja.. ich mag nun doch keinen Kaffee mehr." konnte sie nur entgegnen. Es widerstrebte ihr, länger zu bleiben, aber auf der anderen Seite wollte sie auch nicht zurück in ihr Zimmer, wo möglicherweise schon die Mitbewohnerinnen warteten. "Ich hätte gern... ach, ich gehe mir etwas aussuchen." sagte sie dann. Sie hatte erst Kyou darum bitten wollen, ihr irgend etwas zu holen, selbst wenn sie gar keinen Appetit hatte, nur um einen Moment aus seinem Radius zu kommen und sich zu besinnen. Aber das war ihr dann doch nicht recht gewesen, sich von ihm etwas ausgeben zu lassen, weswegen sie ihren Stuhl zurück schob und an Kyou vorbei zu den Auslagen am Tresen ging. Die ganze Zeit über rieb sie nervös mit der einen Hand über das Handgelenk der anderen, während sie wahllos etwas bestellte, und dann zum Tisch zurück kehrte, um sich wieder zu setzen. Sie hatte sich einen Amerikaner ausgesucht, auf dessen weißen Zuckerguss mit Schokolade ein lachendes Gesicht nachgezogen war. Während sie das Gebäckstück anstarrte, begann sie sich schrecklich zu fühlen, so dass sie schon spürte, wie sich ein dünner Film auf ihren Augen bildete, den sie rasch wegblinzeln musste. "Sowas dummes..." sagte sie, ohne Kyou anzusehen. "Jetzt habe ich mir das hier bestellt, und erst jetzt bemerkt, dass es doch viel zu schade zum Essen ist." meinte sie und drehte den Teller so, dass das aus zwei Punkten und einem Halbkreis bestehende Gesicht nun Kyou anlachte.
"Oh nein, ich denke nicht dass es nur einen vorgeschriebenen Weg gibt der uns einholt selbst wenn wir uns wehren.. ich glaube eher an eine Art..Labyrinth, ein Geflächt durch dass wir mit den Entscheidungen gleiten die wir im Leben treffen. Nur auf jedem Pfad wartet etwas das zu bewältigen ist.. und sei es der Haushalt bei meinem Versuch nicht umzukommen indem ich mich in meinem Zimmer verstecke." versuchte Kyou zu erklären, sein Blick triftete wieder ab. Entgegen der Annahme er habe über seinen Bruder reden wollen, war das nicht der Fall gewesen. Er hielt sich möglichst rar damit persönliche Belange von sich preis zugeben, wenn sie im entferntesten auf sein Gefühlsleben schließen ließen. Menschen machten sich doch in jeder Lage ein Bild von ihm..da musste es auch kein wahrhaftiges sein. Das wollte er sich lieber selbst bewahren, wo es nichts anderes gab an dem er sich noch -und damit seine Menschlichkeit halten konnte.
"Er ist bestimmt auch schon kalt." mutmaßte der Wissenschaftler dann auch lieber über den Kaffee, als sich weiter mit seinen eigenen Gedanken zu beschäftigen. Seinen Kafeebecher hatte er bereits gelehrt- und behielt es den Fingern vor das kleine Tütchen mit Zucker darin zu drehen. Das fröhliche blaue Mänchen machte dabei immer wieder Grimassen, weil das Papier knickte. "Wie sie wollen Miss.." behielt sich Kyou dann aber noch immer vor, Natasha mit dem Vornamen anzureden. Dafür kannten sie sich zum einen zu wenig- zum anderen glaubte er dass diese Form der Anrede sie am wenigsten stresste. Ihren kleinen Ausflug an die Theke kam ihm dabei auch gelegen. Immer wieder wenn er den Zucker von einem Ende des Tütchens zum anderen laufen ließ- glaubte er dass er die Pause ebenso nötig gehabt hatte. Etwas in ihm versuchte ihn zu warnen, vorsichtig zusein.. vielleicht auf Abstand zu gehen. Der Bereich der jedoch primär vorherrschte warf das Gegenkommentar ein sich doch zu bemühen, um nicht nur einer anderen Seele zu helfen..sondern auch sich selbst. Ein kleiner Hoffnungsfunke hatte sich mit Natasha eingeschlichen- die in seine Schwarz-Weiß -Welt doch Farbe inform von Interesse brachte. Er wollte sehen, was daraus wurde- und wurde schließlich ganz verblüfft aus seinen Überlegungen gerissen- als die Krankenschwester wieder an ihren Tisch zurückkehrte. In der Hand trug sie einen Teller mit süßem Gebäck, dessen Gesichtsausdruck er nicht sofort ausmachen konnte. Noch verwirrender war jedoch die nachfolgende Reaktion, die folgte als Natsha sich ihrem ausgesuchten Stück besann. Auch Kyou bemerkte das flattern in ihren Augen, und damit die tiefe Trauer die sich bei ihm durch die eingeatmete Luft im Hals festsetzte- und erst schwerlich aufs Herz niedersackte. Dies, mit einem Gewicht dass es ihm abverlangte vollkommen ansich zu halten um nicht mit den Schultern einzuknicken. Wie sonst aber auch sollte er auf das süße, helle Gesicht reagieren dass ihn nun anlächelte? Wenn er sich recht besann hatte ihn höchstens ab udn an Omega angelächelt..oder hier verstörenderweise der kleine Matt der hinter seine Fassade blickte. Dies mochte der Grund dafür sein, Natashas trauer zu teilen- diesem liebenswürdigen Ausdruck nicht zerstören zu wollen. "Wenn sie ihn nicht essen, sieht er aber auch bald nicht mehr so schön aus.." versuchte sich Kyou zu fangen, auch wenn man ihm anmerkte, wie schwer er sich damit tat. Sein Schuldgefühl hatte ihm den Magen komplett zugeschnürt. "Und sie könnten etwas süßes vertragen..das Lächeln da bewahren.." Versuchte er eine Möglichkeit aus dem Dilema zu finden, und musste sie mit einem lächeln durchbrechen. "Ich verstehe einfach nicht wieso man ein Gebäck so verziert. Wenn ich mich zurückerinnere konnte ich auch nie Weihnachtsmänner oder Osterhasen aus Schokolade essen, weil mir bei dem Gedanken nicht wohl war.." Erinnerte er sich zurück. Offensichtlich eine schöne Zeit, da sein hartes Gesicht für den Bruchteil von Sekunden viel entspannter wurde. Er glaubte zudem immer mehr, dass ein ganz weicher Kern in Natasha ruhte und sich nun deutlicher in ihrem Gesicht wiederspiegelte. "Miss Iori, was halten sie eigentlich vom Bogenschießen?" versuchte er jedoch, sich nicht anmerken zu lassen dass er sie mit mitgefühl bedachte. Dieses dünne Fundament war noch zu instabil um genügend Struktur zu besitzen, sich weiter vorzuwagen. Im grunde seines Herzens war er einfach viel zu dankbar für das Lächeln, dass sie ihm durch das Gebäckstück geschenkt hatte.
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Natasha befühlte mit der Handfläche den Kaffeebecher, und schüttelte dann den Kopf. "Nein.. ich glaube der Kaffee ist noch etwas warm. Sie können ihn haben, wenn sie möchten." bot sie an und schob den Becher ein Stück in seine Richtung. "Ach.. es ist aber schon Zucker drin. Sie trinken ihren Kaffee ja schwarz.." glaubte sie sich zu erinnern, dass der Arzt weder Milch noch Zucker genommen hatte. "Ich habe nicht umgerührt.. der Zucker sollte sich am Boden festgesetzt haben." merkte sie noch an, und überließ es damit Kyou, ob er den Kaffee noch wollte, oder nicht. Die Pause, die ihr der kurze Weg zum Tresen verschafft hatte, hatte zumindest gereicht um sich etwas zu fangen, und das verfahrene Gespräch zu umgehen, auch wenn sie ihre Wahl des Gebäcks dann wieder erwischt hatte. Es war für sie schwierig, sich im Alltag zurecht zu finden. Es gab einfach unzählig viele Kleinigkeiten, die sie richtig herunterziehen konnte. Auch, wenn sie immer darum bemüht war, diese Einbrüche so gering wie möglich zu halten. Meist konnte man sich darauf einfach nicht vorbereiten...
Deswegen seufzte sie auch schwer. "Leider..." konnte sie nur murmeln, und schaffte es gar nicht, den Blick vom zckergussüberzogenen Amerikaner zu wenden. "Aber finden sie das nicht makaber?" fragte sie dann doch, und schaute ihn aus scheinbar unendlich traurig wirkenden Augen an. "Esse ich es nicht, wird es nur verkommen und damit ist keinem genutzt... Und wenn ich es esse, ist es auch zerstört.." schilderte sie das Dilemma. "Das Lächeln wäre dann verloren, denn ich kann es nicht bewahren." meinte sie, was schon beinahe hilflos klang. Dann jedoch hob sie nur milde die Augenbrauen, wobei sich doch die Andeutung eines Lächelns in ihren Mundwinklen abzeichnete. "Da haben wir etwas gemeinsam... Als Kind fiel es mir auch schwer, solche Süßigkeiten zu essen. Ich habe natürlich nicht widerstehen können, aber ich habe immer das Papier aufgehoben.. glatt gestrichen und versucht es möglichst noch gefüllt aussehen zu lassen, nachdem ich die Schokolade gegessen habe.. Meine Eltern haben die Papierchen nur irgendwann immer weggeschmissen." meinte sie, wobei sich ihr Blick wieder etwas verdüsterte. Sie verstand natürlich, dass man sich irgendwann von Schokoladenpapier trennen musste, aber irgendwie schmerzte sie der Verlust dennoch.. selbst wenn es sich nur um Papier handelte. "Was halten sie davon, wenn wir den Amerikaner teilen?" fragte sie dann. "Wenn wir ihn teilen, sind es nur noch zwei Punkte und eine runde Linie." Das schien ihr die beste Lösung, und die Themen waren ihr unverfänglich genug, dass sie sich ein wenig entspannen konnte. Die wenigen Erinnerungen, die sie dabei austauschten waren ihr auch nicht zu persönlich, oder gar verfänglich.
Kyou hatte nichts gegen Zucker einzuwenden. Er selbst nahm ab und an auch Milch zu seinem Kaffee um seinen Magen zu schonen.. alles in allem war er jedoch sehr anpassungsfähig und genügsam, was es ihm nicht schwer machte die herübergeschobene Tasse anzunehmen. "Danke.." meinte er daraufhin angenehm, und drehte den Becher ein wenig. "Ich habe nichts gegen Zucker. Die Dame von der Küche würde sich nur ärgern wenn der Zucker am ende der Tasse klebt und sich nicht so leicht reinigen lässt." belächelte er sanft. Er hatte die temperamentvolle Küchenbesatzung schon kennengelernt. Wenn ihnen etwas nicht passte, konnte es auch gut sein dass sie manche Rebllen zum abwaschen einzogen..ohne dass jemand etwas dagegen sagte. Er rührte daher das Getränk um und erfreute sich überraschter weise daran den Ansatz eines Lächelns in ihrem Gesicht auszumachen. Da schien sich doch tatsächlich eine Gemeinsamkeit abzuzeichnen. " Das kann ich mir gut vorstellen.." konnte er ein warmes Lächeln weder aus den erhobenen Mundwinkeln, noch den Augen fern halten die sich mit wärme füllten. Das Eltern der Grund dafür waren, wieso das kurze Lächeln schnell erstarb hätte er sich folglich beinah denken können. Die meisten hatten kein Gespür für die wirklichen Bedürfnisse ihres Nachwuchses. Er konnte nichteinbmal behaupten es besser machen zu können, weil ihm selbst der Bezug zu Kindern fehlte. Er bedauerte dennoch in Natashas Fall, das man das Papier einfach weggeworfen hatte. Vielleicht aber- so befand der stille Zuhörer- könnte er Aufgrund dieser Erzählungen Natasha einmal eine Freude machen können. "Bitte wie?" wurde er dann aus seinen Gedanken mit einer Frage gerissen, die ihn verzögert erreicht hatte. Kyou musste aufblinzeln, und Natashas Blick suchen. Ganz recht konnte er nämlich nicht glauben sie richtig verstanden zu haben. Erst als sie ihren Blick wieder auf den mit Zucker glasierten Amerikaner warf, konnte sich auch auf dem Gesicht des Schützens ein Lächeln erhellen. "Damit können wir beide leben." klang seine Stimme wieder wohlwollend warm. Er griff anschließend nach einer kleinen Serviette die dem Kaffe beilag, um sich die Hände damit etwas abzuwischen. Erst danach konnte er über den Teller greifen, und das Gebäck in zwei annähernd gleichgroße Teile brechen. Zurück blieben wirklich nur zwei Zucker Halbkreise mit Musterung- und erweckte nicht mehr den traurigen Schein eines Lächelns. Kyou nahm sich eine Hälfte und tunkte ihr Ende in lauwarmen Kaffee, den er bereits umgerührt hatte. "Sowas habe ich lang nicht mehr gegessen." fiel ihm dabei ein. Nach einem Biss in den weichen, lockeren Teig wusste er garnicht mehr, wieso er solang darauf verzichtet hatte. Unter diesen Umständen schien sogar das Essen wieder zu schmecken.
Kyou konnte dabei immer nur wieder überrascht auf den Verlauf des Gespräches zurückblicken. Nun waren es ganz unverfängliche Geschichten die sie austauschten. Er war deswegen nichtmal gewillt gewesen auf die Frage einzugehen, ob es makaber sei keinen Ausweg aus dem Dilema mit dem Amerikaner zu finden. Das Natasha noch positiv im Grunde ihres Herzens eingestellt war, bewies sie ihm allein durch das Angebot was ihn nun zu diesem Gebäckstück gebracht hatte. " Wir schlagen am besten vor die Schokolade in einem Muster aufzutragen. Dann können wir beim nächsten Mal zwei essen." meinte Kyou daher weiterhin erheitert. Ein Schachbrett oder eine Spirale beispielsweise erschienen ihm nicht so menschlich, dass man Gewissensbisse bekam sie zu verspeisen.
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