"Yuki..." musste Keisuke dann doch ein wenig verblüfft den Namen seines Schülers aussprechen. Es hatte nicht viel gefehlt, und er hätte die Hand nach ihm ausgestreckt. Er war dabei nicht nur verblüfft, er war auch ein wenig betroffen. Nicht über das, was Yukimura gesagt hatte, sondern was er damit ausdrückte. Er musste deswegen kurz den Blick senken, hob ihn aber umgehend wieder und suchte nach dem hübschen Gesicht... "Yuki." setzte er noch einmal weich an, wusste diesmal aber, was er sagen wollte und brauchte nicht nach den Worten zu suchen. "Ich habe nie gedacht, dass du blind für das bist, was um dich herum geschieht. Ehrlich gesagt habe ich mir darum nicht einmal Gedanken gemacht. Dafür kenne ich dich ja zu wenig.. nur schade, dass deine Eltern oder Freunde dich in dieser Hinsicht nicht so gut kennen." Ein kleines, wehmütiges Lächeln zuckte kurz auf und umspielte seine Lippen, dann war es jedoch schon wieder verschwunden und ließ nur Keisukes gutmütigen, freundlichen Blick zurück. "Aber manchmal sind es gerade die, denen man am nächsten steht, die einen auch am wenigsten kennen." versuchte er, ihr Gespräch nicht zu schwermütig werden zu lassen. "Was ich sagen will ist, eine gute Tat ist niemals verschwendet, ob du nun die Welt damit verändern kannst, oder nicht... Du tust das Richtige, Yuki-chan. Wenn sich jeder so engagieren würde wie du, hätte sich die Welt bereits verändert, zum Guten." wollte er seinem Schüler nicht vorenthalten. Er schenkte ihm daher auch wieder sein mildes Lächeln, hinter welchem sich die Melancholie versteckte. "Solang du dich nur nicht selbst vergisst.." war die einzige, sehr milde Mahnung, die er ihm dabei mit auf den Weg geben konnte.
Keisuke selbst war auch eher als leichtherzig bekannt. Nicht, weil er es tatsächlich war, sondern weil er mit seinen Bekannten und Kommilitonen einfach lieber über leichte und unverfängliche Themen sprach. Er lachte oft und machte gelegentlich auch mal den ein oder anderen Witz... tatsächlich wollte er einfach nicht immer an das Schlechte denken, was sie alle außerhalb ihres kleinen, geschützten Radius umgab. Der Komplex war allemal sicherer als das Festland. Sogar viel sicherer, als die Kriesengebiete wo schon Krieg tobte... Nein, Keisuke konnte nichts schlechtes daran erkennen, wenn man nicht über den Tellerrand schauen konnte. Es war ein Privileg, und er hätte es niemandem entrissen, schon gar keinem Teenager, der sich eigentlich noch gar nicht mit solchen Problemen beschäftigen sollte. Sport war wichtig, die erste Liebe, gute Schulnoten... nicht die Probleme der Welt. Aber Yukimura hatte schon angefangen, darüber nachzudenken, und damit war ein kleiner, vielleicht auch größerer Teil seiner Unschuld unwiederuflich gegangen. Keisuke wollte nur, dass er nicht mehr davon als nötig verlor; er war doch noch so jung. "Yuki-chan, du wirst sehr gebraucht.. deswegen trägst du auch die große Verantwortung, besonders gut auf dich aufzupassen." meinte er mit erhobenem Zeigefinger und lächelte aber dabei, was die Mahnung eher scherzhaft als ernst klingen ließ. Tatsächlich war sie auch so gemeint. Allerdings wich der fröhliche Gesichtsausdruck und wurde ein wenig nachdenklicher, als Yuki ihm gestand wie er über ihre gemeinsame Zeit fühlte. "Dabei tust du mir eigentlich ständig etwas gutes... ja, wie mit dem Tee beispielsweise." nickte er und zeigte mit der Hand andeutungsweise auf den niedrigen Tisch mit dem Tablett. Er war nur froh, dass Yuki aufstand um noch etwas zu holen.. er brauchte den Moment, um sich zu sammeln. Er war es nicht gewohnt, dass man sich so um ihn sorgte. Er war doch schon früh selbständig geworden, stellte sich dabei aber eher schlecht als recht an. Dass er bei Yukimuras Eltern so freundlich aufgenommen worden war, bedeutete ihm viel... Es war das nähste, was er je an Familienleben besessen hatte. Er lächelte, aber sein Blick war ein wenig abwesend, während er Yuki beobachtete, wie er seinen Namen in das Büchlein schrieb. Er gab ihm dabei Zahl für Zahl seine Nummer an, erst die vom Handy, dann die von seinem Online-Konto. "Wir können gern heute Abend noch schreiben. Ich habe nichts anderes mehr vor." stimmte er aber gleich zu. "Aber warum würdest du das schade finden, wenn viele in den Genuß meiner Lehrerfähigkeiten kämpen? Es wäre doch eher schade, wenn ich ein ganz schrecklicher Lehrer wäre, oder?" schmunzelte er leicht.
Yuki war mehr oder minder bewusst dass er sich selbst untergrub. Er blendete seine Gefühle zum Großteil einfach aus und erklärte sich mit dem Besten für die Allgemeinheit. Selbst wenn ihm seine Aufgabe als Schulsprecher zu viel geworden wäre- würde er die Position nicht aufgeben wollen... und wenn er sich doch einmal etwas vornahm dass dann durch ein Problem eines Mitschülers oder zwischen Mitschülern unterbrochen wurde- dann war das eben so und wurde verworfen. "Weißst du, das schöne daran sich einer größeren Sache hinzugeben ist, dass man schon keine eigenen Probleme mehr haben kann. Nichts kann doch einen dann aus persönlichen Gründen noch großartig verletzen, weil man mit der ganzen Welt in Verbindung steht und sich soetwas nicht erlauben kann..." schwärmte er fast schon und hatte die Hände ineinander gefaltet. "Mann kann sich auch hinter seiner Aufgabe schützen nehme ich an... ich weiß nicht ob ich das überhaupt noch kann. So richtig an mich denken. Das macht mir schon angst." gestand er dann und knautschte das zugeschlagene Büchlein in dem er nun Keisukes Nummern aufbewahrte. Das war ein kleiner Schatz den er sich gönte, weil der ihm schon nicht weggenommen werden konnte. "Klar, ist das nicht gerade selbsttsändig zu behaupten m an kommt anders nicht zurrecht. Aber... ich bin eben bisher gut damit ausgekommen..." seufzte er und schloss für einen Moment die Augen. Jedoch tat er dies nicht ohne ein schmales Lächeln, dass er Keisuke dann auch mit einem offenen bLick schenkte. "Aber du hast recht. Wenn man nicht auf sich achtet dann hilft das niemanden." nickte er dann, und wagte sich an einem kleine, vielleicht traurigen schmunzeln hinter vorgehaltener Hand. "Aber dafür habe ich ja jetzt dich, damit du mich daran erinnern kannst falls ich es wieder vergessen sollte. " endete Yuki dann mit einer höflichen, angedeuteten Verbeugung. Keisuke wärmte sein Herz- so dass er die ineinander verschränkten Finger gleich an seine Brust legen musste. Was war das nur für ein Gefühl, dass ihn so nervös machte?
"Oh verstehe mich bitte nicht falsch. Ich möchte nicht sagen dass du ein schlechter Lehrer bist, oder werden könntest." Musste er dann aber den Kopf schütteln und unter sienem dunklen Haar die roten Wangen kaschieren. "Ich meine nur... dass dann vielleicht noch viel mehr so viel spaß mit dir hätten wie ich... aber das ist schon ziemlich egoistisch." musste er dann einsehen, und lächelte Milde auf sein geleehrten Tee. Die Blume auf der Keramik war noch ganz blass-rosa. "Eigentlich müsste ich mich über jeden freuen den du so glücklich machen kannst wie mich...und so klug" gestand er, nur warum fiel es ihm dann so schwer ? Yuki versuchte das Lächeln zu halten und drückte dann wieder das Buch an sich. " Oder hattest du vorher andere Pläne nach dein em Studium?" wollte er auch ablenken und sein Köpfchen neigen. "Ich wäre froh wenn du hier bleiben würdest am Komplex.. he und wehe du gehst weg, dann musst du mich aber mitnehmen!" hob nun Yuki seinen Zeigefinger mit einem Lächeln auf dem Gesicht. " Du bist mir in der kurzen Zeit so wichtig gewoorden Keisuke. Ich möchte nicht dass wir uns aus den Augen verlieren..." was zwar jetzt absurd war- da sie zusammen lernten...doch was war in 5 oder mehr Jahren? Würde Keisuke da nicht sonst schon besseres zutun haben als sich mit ihm abzugeben? Das musste ja nicht soweit kommen. Yuki wollte sich zumindest um ihn weiter bemühen, wo er doch so besonders für ihn war. "Ich nutze meinen Schüleraccount nur selten, weil Ace immer so komische Videos schickt die ich nicht lustig finde.. aber wir könnten Musik tauschen und uns Sachen ansehen, die wir beide mögen..." freute er sich schon auf den Abend, fern seiner Befürchtungen. Schlafen konnte er bestimmt nicht gut- dafür sorgte schon der Einsatz seiner Eltern die erst in der Späten Nacht oder dem frühen Morgen wiederkommen würden.