Yuki hatte es an diesem Tag eilig gehabt. Nach dem Training hatte er sich von Seimei verabschiedet und wollte Zeit darin sparen, die Treppe statt dem Aufzug zu benutzen. "Bis morgen!" rief er ihm noch nach- war mit einem Blick auf seine schmale Armbanduhr schon im Flur des Wohngebäudes verschwunden. "Schon so spät..." murmelte er, wobei Sorgen seine Stirn umwölkten. Bald begann sein Nachhilfeuntericht, und er wollte doch vorher noch duschen. So verschwitzt wollte er seinem Sempai nicht unter die Augen treten..das war nicht sein Stil. Yukimura war stets geordnet und hatte seinen Rhytmus, der ihm half jeden noch so stressigen Tag zu bewältigen. So schoss er geradezu eilig durch die Flure, und brachte sein Herz damit wider erneut auf Hochtouren. Er atmete heftig, als seine Schritte im richtigen Hausflur langsamer wurden und er nach dem Hausschlüssel in seiner Tasche suchen musste. Hierbei strich er sich noch die halblangen Haare aus dem Gesicht, die vor seine Brille gefallen waren und damit seine Sicht beeinträchtigten. "Ein glück.. ich scheine noch Zeit zu haben..." murmelte er wieder mehr zu sich selbst und sah sich noch einmal links und rechts von seiner Haustür um. Manchmal war er seinem Nachhilfelehrer schon im Flur begegnet... heute schien er aber nicht überpünktlich zusein. Yuki störte das nicht, heute insbesonders nicht, da er zu lange auf Ace gewartet hatte anstatt nach Hause zu gehen. Jetzt fehlte ihm die Zeit die er sonst für das Mittagessen einkalkulierte- aber das war im Gegenzug auch nicht das erste Mal, dass er komplette Mahlzeiten übergang.
Das Schloss knackte, und das Sicherheitslämpchen blinkte eine Weile rot auf, ehe es auf durchgehend grün umschlug und den Jungen in die Wohnung seiner Eltern eintreten ließ. "Ich bin wieder da." grüßte er in den Flur hinein, in dem er zunächst die Schuhe abstellte. Die Tür schloss sich danach wieder automatisch hinter ihm. "Hallo?" fragte Yuki dann als er aufsah. Der Flur blieb halbdunkel, und er musste erst das Licht aktivieren um in der Schlüsselschale einen kleinen Klebezettel zu erkennen. "Bis heute Abend Schatz, wir müssen leider doch länger arbeiten weil Kollegen krank geworden sind. Du verstehst das sicher, viel Erfolg bei der Nachhilfe." stand drauf und war von seiner Mutter unterzeichnet. Sie nahm die Schule sehr ernst und hatte erst dafür gesorgt dass ab diesem Jahr das Leben gewaltig eng um Yuki wurde. Der Junge seufzte und stellte ersteinmal die Taschen im Flur ab. Aus der Sporttasche nahm er Handtücher und Alltagskleider, die er nach dem Training nicht mehr hatte wechseln können mit ins Bad, wo sie in die Wäschetonne gestopft wurden. Yuki war sehr selbstständig, und bewies dies jeden Tag aufs neue. Schnell war er auch aus seinen Sportsachen geschlüpft und hüpfte für eine kurze Dusche hinter die verglaste Scheibe, die dem Raum faktisch als Trenner diente. In Wahrheit verbarg sich dahinter auch der Nutzen einer begehbaren, bodenebenen Dusche. Eine Kopfbrause ließ sich per Unterputzarmatur regeln und ließ einen angenehmen Strahl auf den Jungen prasseln, der seine Brille auf dem Kleiderstapel hatte liegen lassen.
Ihm tat es gut, sich den Stress vom Körper zu waschen. Das warme Wasser lockerte die Glieder und Knochen- wo es doch nach dem Training immer schnell kalt wurde. Und trotzdem hatte er auf Ace weiter gewartet. Seimei hatte damit ja schon gerechnet- nur er wollte ihm wieder das Gegenteil beweisen. Yuki seufzte, und seifte sich ein, während der Schaum den er an den Schultern verteilt hatte schon wieder von seinem Körper floss. Die kleinen Schaumbläschen waren kaum im Abfluss verschwunden, da musste er die angenehme Dusche auch wieder unterbrechen. Kälte kroch wieder an ihm hinauf- und dagegen konnte ein Handtuchwärmer an der Wand auch nichts ausrichten. Von diesem konnte sich Yukimura nur ein Handtuch nehmen und sich gründlich von den Wasserspuren befreien, die ihn so frieren ließen. "Kalt kalt kalt..." zitterte er nur immer wieder, blieb jedoch bei seinem strikten Zeitplan der ihm keine längere Dusche gegönnt hatte. Er musste sich das Handtuch anschließend um die Hüfte binden und seine Brille vom Stapel Kleider nehmen, den er erst jetzt auch noch in die Wäschetonne verbannte...und das Haar? Das musste eben erst einmal so trocknen. Die nächste Anlaufstelle für den Jungen war sein Zimmer gewesen, wo er das Licht ebenfalls anstellte. Sein Zimmer entrsprach den Vorstellung die man über den Jungen gewinnen konnte. Es war zurückhaltend, in weichen Farben gehalten. Der Holzboden war hell, und in der Mitte des Raumes stand ein Kotatsu mit weichen Stoffschichten die über die cremefarbenen Kissen reichten, die um ihn herum verteilt waren. Ein ebenso cremefarbiger Teppich war vor dem Bett zu finden...doch auch die Bettwäsche war in alltäglichen Farben gehalten- und zeigte nichts was auf ein Kinderzimmer schließen ließ. Nur ein Fußball ruhte auf der hellblauen Tagesdecke, und im Regal standen ein paar Figuren, Videospiele und viele Bücher. Um den Fernseher mit der dazugehörigen Konsole zu nutzen hatte er kaum noch Zeit. Er stand am Fußende vom Bett und Yuki nahm sich immer vor abends noch ein wenig Fern zusehen, doch er schlief ja immer sofort ein, bevor eine interessante Sendung beginnen konnte.
Manchmal kam in ihm der Gedanke auf, ob die Zeit an ihm vorbei rannte... aber bevor er es wirklich wahrnehmen konnte, setzte schon wieder sein Sinn für das große, ganze ein. Er sah sich erfüllt von seiner Aufgabe als Klassensprecher.. Streitschlichter und waches Ohr für Probleme. Das war es was ihn erfüllte. Das konnte er zwar nicht über die Wünsche seiner Eltern sagen, die sich wünschten dass er Wissenschaftler wurde..doch was sollte er auch dagegen tun? Zum einen fehlte ihm die Kraft, zum anderen die Vorstellung darüber was ihn erwarten würde... und vielleicht konnte er ja doch dann auch noch was in der Welt verändern. Seufzend musste Yukimura jedoch ersteinmal seinen Kleiderschrank öffnen und sich ein Shirt, sowie eine weiche Jacke suchen die er darüber ziehen konnte. Eine dunkle Jogginhose ließ sich dann noch leicht über seine Shorts ziehen und festbinden, bevor er noch ein paar Socken zum wärmen hervorkramen konnte. "So..ich glaube ich habe fast alles.." musste er sich sortieren, und ein bisschen zur Ruhe kommen. Immerhin musste er sich gleich konzentrieren. Was jedoch Yuki gern für sich behalten hatte war das er in dem Nachhilfeuntericht sogar eine kleine... Auszeit sah. Er fühlte sich wohl wenn der Senpai da war. Seine Stimme war ruhig, und seine Art so angenehm. Er verbrachte gern Zeit mit ihm und wünschte sich manchmal, dass nichts mehr außerhalb des Zimmers warten würde. Yuki taumelte wieder zu seinem Bett, vor dem seine Hausschuh standen. In diese schlüpfte er langsam, als er sich auf die Kannte setzte und sich an dem weichen Polster dabei festhielt. Die Ruhe tat gut... und bis die Klingel leise ertönen würde, wollte er die Augen nur einen kurzen Moment geschlossen halten. Das seine Eltern wieder länger arbeiten, war ja nichts neues... aber umso schöner war es dass er gleich nicht mehr allein sein würde, wie früher.
Heute musste Keisuke wieder hetzen. Seine Vorlesung hatte pünktlich geendet, aber danach war er ziemlich in Verzug geraten. Da er allein lebte und niemanden hatte, musste er sich selber um den Haushalt kümmern.. und dazu gehörte auch, dass er mal einkaufte. Zu Hause herrschte nur noch gähnende Leere im Kühlschrank, und dieser Zustand dauerte schon zwei Tage an. Er hatte sich in dieser Zeit provisorisch in der Mensa verpflegt, aber da das Wochenende anstand brauchte er dringend noch irgendwas essbares für die nächsten zwei bis drei Tage. Nur leider war er nicht der Einzige, der das so sah.. der Supermarkt war so voll, dass er kaum durch die Gänge kam und ewig an der Kasse anstand. Anschließend musste er auch noch zur Apotheke und dort ein Rezept einlösen.. er hatte es so lang wie möglich aufgeschoben und jetzt rächte es sich. Er war eigentlich nicht so unorganisiert, aber der Dauerstress schlug sich langsam nieder. Er musste dringend einen seiner Nebenjobs kündigen, sonst fiel er bald um, glaubte er. Außerdem wäre er gar nicht so sehr in Verzug gekommen, wenn er nicht nach dem viel zu langen und stressigen Einkauf noch extra nach Hause gemusst hätte, um die Einkäufe und sein Medikament dort abzuliefern. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, so voll beladen bei den Uyedas aufzutauchen. Was würden die wohl dazu sagen? Er wollte es nicht herausfinden, denn so lang hatte er den Job als Nachhilfelehrer noch nicht. Yukimura war außerdem sein einziger Schüler den er derzeit hatte, und diesen Job wollte er auf keinen Fall verlieren. Es war der einzige, der ihm nämlich Spaß machte. Deswegen war ihm auch so wichtig, einen guten Eindruck zu machen und pünktlich zu sein... er hatte den Eindruck, Yukis Eltern waren ziemlich anspruchsvoll. Er hatte sich nämlich erst mal durch ein Vorstellungsgespräch quälen müssen, um von seinen Qualifikationen zu überzeugen...
Jetzt hetzte er durch die Gänge im etwas besseren Wohnviertel, wo wenigstens nicht mehr so viele Leute unterwegs waren.. Noch mehr Gedränge wäre ihm nun auch zu viel des Guten gewesen. Er nestelte am Kragen seiner Jacke herum, während er in den richtigen Gang einbog und sich dann noch mal durch die Haare fuhr. Zuletzt zog er ein weiches, weißes Stofftaschentuch hervor und tupfte sich damit die Stirn ab. Ihm war nicht so gut, aber das lag sicher an dem Stress und der Hektik. Ein paar tiefe Atemzüge musste er nur nehmen, dann bemerkte er, dass ihm schon etwas weniger schwummrig war. Jetzt fühlte er sich auch bereit, an der Tür zu klingeln. Die Hände schob er dabei nicht in die Hosentaschen, sondern wartete geduldig, bis jemand die Tür öffnen würde. Dabei erwartete er natürlich Yukimuras Vater oder Mutter...
Yukimura hatte erst die Augen wieder geöffnet, als die Klingel tatsächlich hörbar wurde. Sie war nicht so unangenehm wie in der Schule- sondern eher weich. Er schreckte also nicht vor Schock in die Höhe, sondern erhob sich langsam vom Bett um dann in den Gang zu schreiten. Dabei schleifte er mehr über den Boden, weil die Beine vom Sport doch etwas müde waren. "Ah.. da ist er." freute sich Yuki lächelnd als er einen kurzen Blick durch den Türspion geworfen hatte, indem er sich auf die Zehen stellte. Schließlich musste er nur noch den Türknopf betätigen um die Veriegelung von innen zu lösen un in das Gesicht seines Nachhilfelehrers zu blicken. Yukimura zog nur den Ärmel seiner blauen Jacke etwas höher und begrüßte ihn mit einer leichten Verbeugung, so wie man es ihm beigebracht hatte...trotz seiner eher westlich-orientierten Schulausbildung und seinen lockeren Freunden, vergas er nie die Höflichkeitsformen und hielt sich auch an diese... auch wenn er sich traute ein wenig weicher zu lächeln wo er Keisuke allein begrüßen konnte. "Guten Tag Senpai." Yuki neigte den Kopf leicht seitlich und streckte dann die Hand aus. " Komm doch rein..." lud er dann ein und trat ein paar Schritte Rückwärts. Dabei nahm er auch seine Taschen und stellte sie auf einen kleinen Hocker. "Entschuldige, aber ich kam auch eben erst nach Hause und hatte noch keine Zeit aufzuräumen. Meine Eltern arbeiten noch." erklärte er und holte aus der Komode ein paar Hausschuhe für den Lehrer, den er so sehr mochte. Keisuke war noch sehr jung und fröhlich... und Yuki war froh dass sich seine Eltern für ihn entschieden hatten, und keinen älteren Herren der vielleicht früher mal als Lehrer gearbeitet hatte und garnichts mehr von dem verstand was er heute leisten musste. "Ich bringe auch gleich noch Wasser... oh." stoppte er dann noch und faltete die Hände aneinander. "Möchtest du vielleicht einen Tee?" fragte er dabei noch ruhig an. Ihm fiel im seichten Licht auf, dass der Student mit dem er jetzt öfter den Nachmittag verbrachte, doch blasser wirkte als sonst. Das bereitete ihm doch etwas Sorgen...
Yukimura war jedoch auch nicht der Typ der direkt jemanden auf Probleme ansprach die er vermutete. Zudem war Keisuke auch älter und würde sich gewiss nichts von jemanden wie ihn vorhalten lassen...so wie seine Mitschüler die sich auf ihn verließen. Manchmal vergas er schon die Grenzen zwischen ihnen- weil er sich garnicht mehr wie ein 13- Jähriger Schüler vorkam. "Es sind sicher noch ein paar Kekse da..." entschied er sich dann auch noch weiter zu warten bis sein Senpai ihm antwortete. Er konnte ihm später im Zimmer noch erzählen, wie das Training gewesen war... denn langsam hatte er sich auch angewöhnt ein wenig von seinem Tag zu erzählen, wenn ihn Keisuke danach gefragt hatte. Das war... irgendwie so nett und persönlich. "Du wieist ja wo mein Zimmer ist. Ich bringe dann auch die Bücher.." nickte Yuki deswegen auch nur knapp und strich sich die leicht feuchten Strähnen hinter das Ohr, so dass sie nicht mehr an seine Brille kleben konnten.
Keisuke war ein wenig überrascht, als nach kurzer Wartezeit die Tür aufging und ihn nicht wie erwartet Herr oder Frau Uyeda öffnete." Oh... Hallo, Yukimura-kun." begrüßte er den Jungen dann und spürte, wie sich von ganz allein ein Lächeln auf seinen Lippen ausbreitete. Er war ganz eingenommen davon, wie sein Nachhilfeschüler ihn begrüßte. Diese kleine Verbeugung war so nett, dass ihm gleich ein wenig wärmer wurde. Er musste deswegen auch seinerseits den Kopf neigen und die Augen einen Moment niederschlagen, bevor er ihn wieder anschauen konnte und schließlich an ihm vorbei in die Wohnung eintrat. Er schaute sich um, doch die erklärenden Worte erübrigten dann seine Suche. "Ach so.. deine Eltern sind also gar nicht zu Hause." begriff er und schüttelte dann aber leicht den Kopf. "Mach dir doch deswegen keine Gedanken." sagte er und deutete auf die Taschen, die Yuki beiseite gestellt hatte. Keisuke wäre nun nicht so weit gegangen, zu behaupten es wäre deswegen unaufgeräumt. Er schlüpfte viel lieber in die bequemen Hausschuhe, die Yuki ihm hingestellt hatte, nachdem er seine eigenen vor der Tür hatte stehen lassen. So weit er wusste, waren die Uyedas recht modern, aber doch noch traditionell geblieben. Er selbst hatte glücklicherweise auch eine recht traditionelle Erziehung genossen als er jung war und deswegen wohl auch den ein oder anderen Pluspunkt gesammelt, der ihm diesen Job verschafft hatte. "Nein danke, mach dir doch nicht so viele Umstände, Yuki-kun. Wasser reicht völlig aus." musste er dann aber wieder lächeln und besah den Jungen mit einem gütigen Blick. Sie waren ja fast gleich groß, schmunzelte er. Er überragte ihn nur um wenige Zentimeter.. und in den nächsten Jahren würde Yukimura vermutlich noch wachsen, so dass er letztlich größer war, als er.
"Ist gut... ich warte dann in deinem Zimmer auf dich." wollte er ihm aber noch mit einem Nicken zu verstehen geben, bevor er sich abwandte und schon in diese Richtung schreiten wollte. "Ah.. ich wasche mir nur eben noch die Hände und mache mich etwas frisch." entschied er sich dann aber um. "Es dauert nicht lang." fügte er noch an und verschwand dann stattdessen im Badezimmer, wo er sich die Hände gründlich waschen konnte. Ein Blick in den Spiegel zeigte, dass er doch etwas blass war. Er entdeckte außerdem verräterisch dunkle Ränder um seine Augen... nur gut, dass Yukis Eltern heute nicht da waren. Wer weiß, was sie sonst wohl gedacht hätten. Er seufzte und sprizte sich ein paar Tropfen Wasser ins Gesicht, um sich zu erfrischen. Dann trocknete er sich aber auch schon die Hände ab und hängte das Handtuch wieder ordentlich auf, bevor er sich in Yukis Zimmer begab. Es war ein Raum, in dem man sich schon wohl fühlen konnte, er sah nur nicht unbedingt aus wie das Zimmer eines Teenagers. Aber Yukimura wirkte auf ihn sowieso nicht wie ein typischer 13-jähriger. Dafür war er irgendwie zu reif. Keisuke ließ sich an dem niedrigen Tisch mit dem Kotatsu nieder und überkreuzte die Beine. Seine Lesebrille zog er noch aus dem kleinen Etui, das immer in seiner Tasche steckte, setzte sie aber noch nicht auf, sondern legte sie säuberlich auf den Tisch. Er brauchte sie ja nur zum lesen, sonst sah er noch ganz gut. Der kleine Moment tat ihm außerdem gut, um zur Ruhe zu kommen nach dem ganzen Stress des Tages.
Yukimura war froh dass Keisuke endlich eingetroffen war. Er war so freundlich wie immer- so höflich und angenehm..dass sich der Junge mit der leichten Seh-Schwäche gar nicht gehetzt fühlte. Er machte sich selbst genug stress-hatte darin aber sein System. Wenn dann auch noch andere hinzu kamen die ihm auch stress machten, konnte er ganz schnell überfordert werden. Dann wuchs ihm alles über den Kopf. Schon vor einem Jahr hatten bereits kleinere Schwächeanfälle begonnen und hinausgezögert dass sich die strengere Kontrolle der schulischen Leistungen verschärfte. Jetzt konnte er sich dem aber nicht mehr entziehen. Wenn es ihm zu viel wurde, sollte er eben das Fußball spielen lassen. Die Stellung als Klassensprecher machte sich jedoch gut in seinem Zeugnis - deswegen kamen seine Eltern zumindest nicht auf die Idee, ihm auch noch diese Stellung aufzugeben. Es blieb für Yukimura nur zu hoffen, dass seine Leistungen besser wurden und er im Fußball Team bleiben konnte. Er konnte ja nicht mal böse auf seine Eltern sein, so wie es andere Jungs in seinem alter gewesen wären. Yuki konnte nur daran denken, es dann eben allen Recht machen zu müssen, damit er auch seine eigne Freude verdiente. So war das eben...zuerst kamen die anderen. "Das macht mir keine Umstände.." schüttelte er deswegen nur den Kopf. In seinem Herzen breitete sich eine bekannte Wärme aus, weil er endlich spürte dass der Stress nun wirklich von ihm abfiel. Diese kleinen Rituale- die netten kleinen Gespräche.... all das machte ihn wirklich glücklich, obwohl anderen solche Sachen alltäglich erschienen.
"Ist gut, du weist ja wo das Bad ist..." musste Yukimura noch rufen, als er gerade den Flur entlang lief und sich am Rahmen der Küchentür stützte. Erst, als er den Wasserhahn hörte schmälerte sich der Blick des Jungen und er konnte mit sanften Lächeln die Küche betreten, wo er zumindest eine Kleinigkeit vorbereiten wollte. Da war das Holztablett, dass er aus der Schublade zog, und sich als perfekte Unterlage für zwei Gläser und eine Flasche Mineralwasser machte. Zusätzlich stellte er noch ein drittes Glas darauf in dass er ein paar Salzstangen füllte...und auf den kleinen Unterteller kamen ein paar Sojakekse die seine Mutter gebacken hatte. So musste er nur noch Wasser im Kocher erhitzen, den er nur anstecken musste bis kleine Dampfwölkchen aus dem Ausguss stiegen. Zu heiß sollte das Wasser nicht sein.. denn sonst würden die Teeblätter nur bitter werden die er in die kleinen Keramiktassen gab, welche er bereit stellte während das Wasser aufkochte. Sie besaßen keine Henkel..aber einen japanischen Blumenaufdruck den Yukimura so mochte. Die Tassen waren so alt, dass man das Muster kaum noch erkennen konnte... er hatte seine Eltern nur immer angefleht die Tassen behalten zu können, weil sie ein Geschenk von den Großeltern gewesen waren. "Hm.. ich glaube, dass ist ganz nett..." beschloss der Junge dann mit einem nicken. Die Teeblätter waren auf den Boden der Tassen gesunken, und er konnte sie schließlich auch mit auf das Tablett stellen dass er anschließend ins Zimmer trug. Hier sollte sein Lehrer auch schon warten- und Yuki kaum spüren lassen dass er eigentlich ein paar Jahre älter war. Für Yukimura fühlte es sich bereits so an, als würden sie sich ganz lang kennen.. "Ich konnte es einfach nicht lassen.." entschuldigte er sich dann als er sich durch die offene Tür seines Zimmers schob. Mit der Ferse des Fußes konnte er sie dann noch an den Rahmen schieben, damit es nicht im Zimmer zog. " Hier sind Tee und Kekse, meine Mutter hat sie gebacken.." erzählte er und ließ sich an der anliegenden Ecke des Kotatsus, an der sein Lehrer saß nieder. Das Tablett schob er dabei an die Seite und verteilte dann gerecht die Gläser und Tassen. " Der Tee muss noch ziehen..aber die Kekse schmecken wirklich gut.." erzählte er dabei weiterhin ruhig. Seine Augen waren hinter den entspiegelten Gläsern fast ganz herab gesunken. Durch die dichten Wimpern konnte man nur einen schmalen Streifen grau erkennen, aus dem die Zufriedenheit und Güte sprach die ihn auszeichnete. Die Salzstangen und Kekse stellte er dann auf die Tischmitte und legte das Tablett dann neben sich auf den Boden. "Du hattest heute sicher auch wieder viel zu tun." Leitete er dabei das Gespräch langsam ein. Er saß auf seinen Unterschenkeln und hatte die Hände auf seinem Schoß verschränkt.
"Bei mir war es auch knapp. Ich hatte heute noch Fußballtraining... und wir hatten noch auf einen Mitspieler gewartet der uns hängen ließ.." Seufzte Yukimura und musste seine Brille richten, selbst wenn sie keinen Zentimeter von seiner zierlichen Nase gerutscht war. Das konnte man nicht von der Anspannung behaupten, die seine schmalen Schultern verlassen hatte. In der zu großen Jacke wirkten sie ziemlich schmal..dabei hatte er durch den Sport zumindest ein paar Muskeln aufbauen können. "Der Club der Oberstufe wollte gegen uns nächstes Wochenende spielen. Aber ich vermute es geht ihnen nur darum wer den Platz benutzen darf. Vielleicht lässt sich dieses Missverständnis auch noch regeln.." wollte er Keisuke nicht verunsichern und bedachte ihn mit einem beruhigenden Lächeln. In seinen Augen schwang jedoch der Funke an Besorgnis mit, als er dessen blasses Gesicht genauer bedenken konnte.
Keisuke hatte ein paar mal ruhig durchatmen können, und das hatte gut getan. Auch die Gelegenheit, sich endlich zu setzen nachdem er die letzten zwei Stunden fast durchgehend hin und her gerannt war. Ihm war nicht mehr so komisch... und nur ein ganz leichtes Zittern der Hände war noch geblieben. Er war jedoch zuversichtlich, dass auch das bald nachlassen würde. Allzu lange brauchte er aber auch nicht mehr auf seinen Schüler zu warten. Er blickte auf, als dieser mitsamt einem Tablett das Zimmer betrat. "Ach Yuki..." meinte er nur weich und blickte mit einem Seufzen zu ihm auf. So allein sprach er ihn dann doch öfter vertraulich an. Er war aber irgendwie gerührt davon, wie liebevoll Yuki das Tablett gedeckt hatte. Nun hatte er doch noch Tee gekocht und sogar etwas zum Knabbern gebracht. Keisuke fand es so schön, und gleichzeitig war es ihm total unangenehm, so dass er erst einmal Schlucken musste, bevor sich noch ein Kloß in seinem Hals festsetzen konnte. Er sagte natürlich nichts, aber ihm ging doch der Gedanke durch den Kopf, dass Yuki sich viel zu viele Umstände machte... er traf sich so gern mit ihm, mochte es, ein bisschen zu reden und mit ihm zu lernen, aber er bekam immerhin Geld dafür. Er fand es viel zu... nett... dass er dann auch noch so umsorgt wurde. Am liebsten würde er ja völlig auf das Geld verzichten, weil er Yukimura lieb gewonnen hatte, aber er war darauf angewiesen. "Die Kekse sehen wirklich gut aus... der Tee riecht auch so gut." gab er zu und beobachtete Yuki, wie er sich setzte. Dabei fiel ihm natürlich etwas auf. Er setzte sich sehr elegant, aber das war es gar nicht. Zu seinem Interesse beobachtete er, dass Yuki tatsächlich wie ein Mädchen saß... der bequemere Sitz, den er selbst eingenommen hatte mit den gekreuzten Beinen war den Männern vorbehalten.
Er blinzelte und wandte den Blick schließlich ab, um einen Schluck Wasser zu trinken. Er hoffte, das würde ein wenig die Müdigkeit vertreiben und seine Lebensgeister erneuern. "Meine Vorlesung endete heute ganz pünklich, aber im Einkaufszentrum war so viel los... ich hatte mir schon Sorgen gemacht, zu spät zu kommen." musste er Yuki beipflichten, bevor er sich dessen Bericht anhörte. Seine Stirn umwölkte sich und zeigte kleine Sorgenfältchen. "Oh, das klingt aber nicht gut." meinte er, wobei die Aussage für beides galt; den Spieler, der sie hatte hängen lassen, und natürlich das Spiel gegen die Oberstufe. "Wer war es denn, der euch hat hängen lassen? Ace etwa? Mit dem hattest du ja kürzlich ein paar Probleme.." vermutete er und bewies damit, dass er Yuki in der Vergangenheit gut zugehört hatte. "Hoffentlich lässt sich das wirklich noch regeln. Ein Spiel gegen die Oberstufe, das klingt doch ziemlich unfair. Vor allem, wenn es dabei noch um den Platz geht." meinte er kopfschüttelnd und suchte Yukimuras Blick. Er hätte schon blind sein müssen, nicht zu erkennen wie hübsch er war. Es war ihm dabei immer schwer gefallen, da einen 13-jährigen zu sehen.. aber vielleicht benahm er sich unter seinen gleichaltrigen Freunden auch kindischer.
Yukimura hatte sich eine Salzstange gegriffen und sie zwischen die Lippen geschoben, als sein Senpai von seinem Tag erzählte. Seinen klugen Augen blieb das leichte zittern seiner Hände nicht verborgen...und so hatte auch der liebe Junge mit der Brille ein großes Interesse daran, dass sich Keisuke ein wenig ausruhte. Zudem hatte er ihn Yuki genannt... das musste der Junge auch erst einmal wegstecken, denn normalerweise nannten ihn nur seine Freunde ab und an so. Meistens blieb es bei Yukimura, und das schaffte Respekt..aber auch Distanz. So nah er seinen Mitschülern und Freunden war, so fern war er ihn jedoch persönlich. Nicht, dass er zu arrogant wäre über eigene Belange zu sprechen. Sie..waren ihm nur nicht wichtig genug, so dass er sie im laufe der Zeit einfach immer vergessen hatte. Yukimura hatte sich damit immer etwas selbst isoliert, damit er anderen besser helfen konnte und ein neutrales Urteil abgeben konnte. Zu welchem Preis? Das konnte man noch nicht abschätzen. Vielleicht würde es nie einen Preis fordern, weil er in dieser Aufgabe so aufgeht. "Am Nachmittag ist es immer besonders schlimm weil viele Berufstätige dann nach Feierabend noch einkaufen gehen wollen. Ich hoffe das war nicht zu stressig...mir, hätte es auch nichts ausgemacht wenn du deswegen ein paar Minuten später gekommen wärst." versuchte er mit einem leichten Kopfschütteln Keisuke zu erleichtern. Er wollte ihm nur etwas Puffer bieten, damit er sich nicht immer so abkämpfen musste. "Hey...und sie sehen nicht nur gut aus, probier doch mal." Ermutigte Yukimura auch weiterhin indem er die Hand über den Tisch ausstreckte und den kleinen Tellern mit Keksen zu Keisuke herüber schob. "Meine Mutter macht sie immer fürs lernen. Das sind Grünteeplätzchen, von der Farbe haben sie ihren Namen.." lächelte er und stellte den Ellenbogen auf dem Tisch ab. Das gehörte sich zwar nicht aber bot ihm eine angenehme Haltung. Und da er sich jetzt nicht beobachtet fühlte konnte er seine Wange in die aufgestellte Hand schmiegen. "Das ist ganz einfach... das Grünteepulver mit Mehl, Zitrone, Butter und Zucker vermengen, etwas Wasser dazu und fertig. Wenn man sie dann gebacken hat, muss man sie etwas eher rausnehmen, damit man sie noch mit Zucker bestäuben kann und der kleben bleibt. Das Rezept ist von meiner Oma." erklärte er mit einem leisen lachen. "Ich habe die immer geliebt. Ich glaube manchmal meinbe Mutter möchte sich damit entshculdigen dass sie immer arbeiten muss, dabei stört mich das doch nicht..." hielt er sich bedekt. Es machte ihm jedoch wirklich nicht viel aus, denn er wurde recht schnell an die Selbstständigkeit gewöhnt. "Die Tassen kommen im übrigen auch von meinen Großeltern, die waren wirklich immer sehr nett. Sie haben immer auf mich aufgepasst als ich klein war. Meine Eltern waren da zu stark in ihre Arbeit eingebunden. Mir hat es aber nie an etwas gefehlt.." wollte er seinen kleinen Ausflug in die Vergangenheit positiv beenden. Dabei war es ungewöhnlich dass er so viel von sich preis gibt. Und wenn, dann zumindest nicht klagend. Yuki zog eine Tasse an sich heran und strich über deren Rand. "Siehst du? Die Keramik ist schon etwas rissig an der Oberfläche, und die aufgemalte Blume schon fast verblasst. Aber ich bring es nicht übers Herz sie wegschmeißen zu lassen. Meine Eltern haben sie einfach immer in die Spülmaschine gesteckt. Nur deswegen sind sie ja so geworden.." lächelte er leicht und zuckte mit den Schultern auf. Dann konnte er auch die Tasse an sich heran ziehen und einen Schluck davon nehmen. "Ich hänge sehr an Sachen mit denen ich schöne Erinnerungen verbinde." murmelte er dann und bließ damit den warmen Dunst des Tee's von sich.
Yuki war selbst sehr erstaunt darüber, wie viel er schon erzählt hatte. Dabei war er doch sonst nicht so gesprächig. Ein wenig färbten sich die Wangen deswegen schon rot- was aber auch vom warmen Tee hätte stammen können- und er konnte sich fragen was ihn an Keisuke so dazu brachte, reden zu wollen. Reden, über ganz einfache, persönliche Dinge die er schon fast vergessen hatte. "Ah.. genau ich habe ja schon von Ace gesprochen." fiel ihm dann mit einem blinzeln auf. Dabei musste er gleich seine Brille auf die Nase zurückschieben. Die Aufmerksamkeit seines Senpais brachte ihm dazu auch noch ein Lächeln ein. " Also, dass ist eine etwas längere Geschichte." warnte er noch vor und suchte kurz den Blick Keisukes, um sich zu versichern, dass er es auch hören wollte. " Ich bin immer der erste in der Klasse weil ich aus dem Lehrerzimmer auch immer die Hefte holen muss für den Unterricht..." begann er einzuleiten und die Tasse in seiner Hand zu drehen. "Da war an der Tafel ein Zettel mit Magneten geheftet, darauf stand eine Herausforderung zu einem Fußballspiel an die Oberstufe...unterzeichnet von Ace. Du weist ja, wir hatten in der letzten Zeit oft ärger mit der Oberstufe. Aber worauf ich hinaus will ist, dass es garnicht Ace Schrift war, und das ganze mit einem Herz unterzeichnet war. Bevor ich den Zettel wegnehmen konnte, kam jedoch schon der Captain der Oberstufen Manschaft, Harada und hat die Aufforderung angenommen ehe ich ablehnen konnte. Das haben dann auch die anderen mitbekommen als sie zum Unterricht kommen wollten und waren dann natürlich mächtig sauer auf Ace ohne mir zu zuhören.." konnte man ein bisschen den ärger heraushören, den Yuki über so viel Starrsinn empfand. Hauptsache man hatte etwas, worauf man sich stürzen konnte. "Ace kam zu spät zum Unterricht...und wir haben ausgehandelt Sondertrainings einzunehmen, wenn die Oberstufe schon angenommen hatte. Ich habe mich hinreißen lassen...weil ich mich nicht rumschupsen lassen möchte. Dabei wäre es besser gewesen einfach abzusagen.." sah er mit einem seufzen ein. Aber er war eben auch nicht perfekt, so gern er auch danach strebte. "Auch wenn Ace wegen einer Dummheit nachsitzen musste haben wir nach der Schule lang auf ihn gewartet, er kam jedoch nicht. Vielleicht war er beleidigt von den anderern Spielern..er ist sehr sensibel was sowas angeht.. jedenfalls, blieb dann nur noch Seimei und hat mit mir gewartet bis wir glaubten er kommt echt nicht mehr. Das hat mich schon sehr enttäuscht.." hatte er sich seine Sorgen dann von der Seele gesprochen. Er sah ja auch Gründe wieso Ace das Training geschwänzt hatte. Es musste doch eine logische Erklärung geben. Auf der anderen Seite verletzte ihn die Unzuverlässigkeit, weil er letztlich immer alles auf seiun Verhalten bezog. Was hätte er besser machen können? Hätte er ihm mehr mut machen sollen? Da spielte das Verhalten der anderen keine Rolle. Letzen Endes blieb immer alles an ihm hängen, und zwar nur, weil er es so wollte.. "Ohh ich hoffe ich nerve dich nicht mit den ganzen Sachen.." musste er sich entschuldigen. Nicht wirklich für die Worte, sondern mehr den sorgenvollen Blick der ihn die ganze Zeit eingenommen hatte, und jetzt die Handfläche an der Wange benötigte.
"Ja... das glaube ich dir, Yuki." musste er dann mit einem lieben Lächeln einräumen. "Aber ich bin ja davon ausgegangen, dass deine Eltern zu Hause sind. Und da wollte ich keinen schlechten Eindruck hinterlassen, indem ich direkt zu spät komme. Pünktlichkeit ist sehr, sehr wichtig." nickte er und musste kurz den Blick senken. Er konnte und wollte nicht anfügen, wie wichtig ihm dieser Job war.. und dass er leider auch darauf angewiesen war. Er wünschte nur, er könnte ganz auf die Bezahlung verzichten. Das hätte es ihm letztlich schon etwas leichter gemacht. Aber so, wie sie jetzt allein zusammen waren, fiel auch von ihm der Druck etwas ab. Er erklärte sehr gern und gut, war geduldig und hatte Spaß daran, jemandem etwas beizubringen. Außerdem hatte zwischen ihm und Yukimura von anfang an die Chemie gestimmt, was die Zusammenarbeit besonders angenehm machte. Er musste dann aber schon fast dem Angebot nachkommen, von den Plätzchen zu probieren. Abzulehnen wäre ihm auch unhöflich vorgekommen... und wie der erste Biss bestätigte, hatte Yuki wirklich nicht übertrieben. Die Plätzchen waren sehr lecker. "Stimmt... die sind wirklich gut." musste er deswegen auch zugeben und nach dem Tee greifen. Er war nun sicher durchgezogen, und Keisuke mochte ihn nicht bitter. Er nippte an der noch heißen Flüssigkeit und lauschte dabei Yuki, der heute in sehr mitteilsamer Stimmung war. So viel hatte er ihm noch nie von sich erzählt, lauschte er staunend und betrachtete dann die Keramik in seinen Händen. Sein Daumen erforschte die verblasste Malerei und konnte die vielen kleinen Unebenheiten dabei ertasten.. Er wusste nicht warum, aber irgendwie berührte ihn die Erzählung. Machte sein Herz irgendwie schwer und weich gleichzeitig, so dass er noch ein wenig mehr Tee trinken musste, um diese Kloß wegzuspülen, der heute hartnäckig immer wieder kommen wollte. Keisuke war seinerseits ebenfalls ein guter und aufmerksamer Zuhörer.. "Du bist so lieb..." konnte er nur murmelnd entgegnen, wobei er Yuki aber nicht anschaute. Er glaubte halb und halb, dass er einem anderen Teenager nie sowas gesagt hätte.. in dem Alter war man, was sowas anbelangte, ziemlich empfindlich. Das wusste er noch aus seiner eigenen Jugend, die nicht so lang zurück lag.
Schließlich musste er aber doch wieder zu ihm herüber schauen. Yukis Wangen waren gerötet, aber Keisuke vermutete, dass seine eigenen das vielleicht auch waren, trotz der Blässe, die bis dahin bei ihm vorgeherrscht hatte. Aber allgemein fühlte er sich wirklich schon etwas besser, wo nun Ruhe einkehrte. "Also, ich habe Zeit.. erzähl nur." lächelte er und stellte seine Teetasse behutsam wieder ab. Nun waren zumindest seine Hände nicht mehr so kalt. Was jetzt von ihrer Zeit zum Lernen abging, würde er einfach dran hängen.. er hatte heute nichts mehr vor, und mehr als die Stunde würde er dafür auch nicht abrechnen. Wenn Yukis Eltern arbeiteten, fiel sowieso nicht auf, ob er nun 15 Minuten länger da war, oder nicht. Aus diesen Gedanken heraus lauschte er aber aufmerksam Yukis Bericht, wobei er wieder die Stirn runzelte. "Das ist ja wirklich seltsam." musste er zugeben. Den Oberstuflern traute er aber schon zu, den jüngeren so einen Streich zu spielen. Es war total kindisch, aber so waren die meisten Oberstufler halt. Die wollten sich den Platz sicher nicht von ein paar Kindern abnehmen lassen. Er fand es... blöd. "Du hast eben deinen Stolz, Yuki. Daran ist doch nichts schlechtes.." wollte er ihn aber dennoch wissen lassen. "Ihr könntet das Spiel immer noch absagen oder..." machte er und hob leicht einen Zeigefinger. "..oder aber herausfinden wer diesen Wisch verfasst hat und ihn zur Rede stellen. Dann ist die Herausforderung möglicherweise hinfällig, ohne dass du dein Gesicht verlierst." konnte er noch einen Ratschlag beisteuern. "Und was Ace betrifft.. vielleicht gibt es ja einen guten Grund, dass er nicht gekommen ist. Hast du schon versucht, ihn zu erreichen? Vielleicht ist ja was passiert, oder er musste länger nachsitzen." Ein wenig unfair fand er es schon, dass er seinen Freund versetzt hatte. Immerhin war Ace ja der Hauptbetroffene dieser Herausforderung. Es musste deswegen auch am meisten in seinem Sinn sein, herauszufinden wer ihn so diskreditieren wollte. Stattdessen sah es ganz so aus, als ob er die Verantwortung an Yukimura abtrat, dessen schmale Schultern ohnehin schon so viel zu tragen hatten. "Du nervst mich auch nicht, Yuki.. Ich habe nur überlegt, wie ich dir helfen kann. Du trägst ganz schön viel Verantwortung..." Und Keisuke wäre nie so weit gegangen zu sagen, er sollte dann einfach dieses oder jenes sein lassen. Das konnte man nicht, wenn man gerade mal 13 Jahre alt war. Gerade in dem Alter fing man doch an, die Persönlichkeit zu entwickeln, eigene Grenzen auszutesten und sich selbst zu finden. Es war die Zeit, in der man Erfahrungen sammeln und Fehler machen musste, wenn man irgendwann durchs Leben finden wollte. Vernunft entwickelte man, wenn man älter wurde. Und er fand, dass Yuki sich ziemlich verantwortungsvoll verhielt für sein Alter. Er konnte sich lebhaft vorstellen, wie anstregend dieses Spagat zwischen Anforderungen und Lebensgefühl war, mit dem er sich jeden Tag herumschlagen musste. Jung sein war schwer... erwachsen werden aber auch, seufzte er gedanklich und suchte dann aber wieder Yukis Blick. "Ich kann dir massenweise gute Ratschläge geben, Yuki-chan.." kam ihm die Anrede schon über die Lippen, ohne dass er es verhindern konnte. "..aber deine Erfahrungen musst du doch selbst machen. Du bist niemand, der sich stark von anderen beeinflussen lässt. Am meisten hörst du ja doch auf dein Gewissen. Ich kann dir nur den Rat mitgeben, ein -bisschen- Verantwortung an deine Freunde abzugeben, denn die müssen das auch lernen. Du tust ihnen auf lange Sicht keinen Gefallen, wenn du ihnen alles abnimmst." nickte er leicht und hoffte, dass Yuki verstand worauf er hinaus wollte. "Ich nehme dein Engagement schon ernst." lächelte er. "Aber die Schule ist natürlich auch wichtig.. für deine Zukunft. Jetzt ist die natürlich noch weit weg und uninteressant.. wesentlich weniger greifbarer als deine täglichen Probleme. Aber dafür hast du ja deinen Senpai, dir die Schulaufgaben etwas interessanter zu machen." war sein Lächeln noch immer warm und gütig. Standpauken halten und Verbote aussprechen war immerhin Aufgabe der Eltern. Er hatte es gut und konnte sich leisten zu versuchen, Yuki auf anderem Weg zu motivieren. Gemeinsam mit Yuki zu lernen machte ihm viel Spaß, und er hatte immer den Eindruck, dass es ihm auch so ging. "Ich lerne sehr gern mit dir, aber du kannst auch so immer mit mir reden, wenn du ein Problem hast. Ich schreib dir später noch meine Nummer auf, wenn du magst."
Yukimura war niemand der gern Komplimente bekam. Komplimente waren etwas, womit er nicht umgehen konnte...und das zeigte seine Unfähigkeit mit seiner eigenen Person wirklich umgehen zu können. Er war unbeholfen und schüchtern... wie fast jeder Teenager in seinem Alter der nicht wusste, wohin mit sich. Nur dem hatte Yukimura zumindest vorraus dass er wusste was er wollte. Er wusste, dass er helfen wollte. Und dafür ging er bis zur vollkomenen Selbstaufgabe. Er war immer bereit, Opfer zu bringen..und das konnte er so gut weil er gelernt hatte sich nicht wichtig zu nehmen. An diesen wenigen Nachmittagen, auf die er sich seit wenigen Wochen bereits in der Schule freute merkte Yuki jedoch, dass alles nicht ganz stimmte. Er hatte sich nicht vollkommen selbst aufgegeben. Denn sonst würde er sich nicht diese Freude gönnen können. Das erschrak ihn jetzt nicht, sondern freute ihn viel mehr. So wusste er sicher, dass er noch Persönlichkeit besaß. Und kleine Freuden waren eine Sicherheit dafür, dass es ihm noch gut ging und er seine psyischen Grenzen nicht überschritten hatte. So war es für ihn ganz wichtig, dass er ihn Yuki -chan genannt hatte... zudem hatte Keisuke auch behauptet dass er süß wäre und lieb. Das waren Dinge über die sich der Junge mit der Brille so sehr freute dass sich glatt seine Wangen wieder röteten und er die Hände wieder um seine eigenen Oberschenkel schließen musste. Seine Handflächen wurden davon wieder ganz warm- und er fühlte eine unbekannte Wärme auch in seinem inneren aufsteigen. Sie breitete sich vom Herzen aus und schien jede Lücke ausfüllen zu wollen die den Raum seiner Empfinungen ausmachten. Für Yuki war das... eigenartig, doch nicht beängstigend. Er würde noch genauer darüber nachdenken können, wenn es wieder abgeklungen war- vermutete er. Jetzt wollte er einfach nur stolz sein und sich freuen, dass jemand älteres seine Fähigkeiten und sein Wesen so sehr schätzte. "Ich ... habe schon vermutet dass es ein Mädchen sein könnte dass einmal mit Ace zusammen war und sich rächen möchte. Dafür das er sie verlassen hat zum Beispiel.." gab er daher auch seine Vermutungen preis. Keisuke nahm seine Probleme immerhin ernst und er konnte sich trauen seine Gedanken darüber zu teilen. "Aber die letzte von der ich weiß, hat ihn verlassen. Das ist schon eine weile her..." überlegte er stirnrunzelnd und legte die Hand an die Lippen- so wie immer unbewusst wenn er nachdachte. "Ich vermute er hat uns versetzt weil er beleidigt war und angst hatte. Immerhin waren die anderen ganz schön sauer auf ihn. Da macht Ace gern einen Rückzieher..." versuchte er seinen Freund zu erklären. Es war aber keine schlechte Idee, sich nach dem Rotschopf zu erkundingen. Ihm war bisher nicht einmal eingefallen das auch was passiert sein könnte. Da machte sich Yuki schon sorgen.
Dennoch ließ er sich von diesen Sorgen nicht so stark einnehmen, dass er seinem Senpai nicht folgen konnte. Er lauschte seinen Worten aufmerksam, und konnte dabei auch nicht die Wärme aus seinem Herzen bannen, die wieder aufquoll. Er musste erkennen, dass er wirklich vielen die Verantwortung einfach abnahm. Dabei war er sich sogar ziemlich sicher, dass es in den meisten Fällen auch nicht einmal nötig war. "Vielleicht hast du recht..." musste er deswegen zugeben und nachdenklich die Tischkannte des Kotatsus bedenken, als wäre in ihr die Inschrift der großen Weisheit zu lesen. Er übernham meistens schon Probleme wenn er die kleinste Sorgenfalte auf dem Gesicht seines Gegenübers wahrnahm. Dafür hatte er bereits ein richtiges Gespür entwickelt- doch er musste erkennen dass es nicht immer richtig war, dann sofort einzuspringen. "Sobald ich sehe, dass jemand ein Problem hat was ihm Sorgen bereitet, möchte ich es gleich übernehmen um nur nicht sehen zu müssen das es jemanden schlecht geht. Weil ich es eben kann...ist dann immer meine Motivation. Vielleicht sollte ich wirklich auch mal anderen die Chance geben.. sich selbst zu kümmern..." denn das gehörte ja auch dazu. "Ich kann ja auch nicht immer da sein..." wurde ihm dann auch bewusst. Ein wenig musste er sogar lächeln, auch wenn ihm etwas komisch zumute war. Es war nicht leicht für ihn Fehlermuster bei sich zu erkennen.. aber dennoch wollte er sich Mühe geben. Und Keisuke war so lieb zu ihm, dass er seine Worte wirklich annehmen konnte ohne sich wie ein Kind zu fühlen auf das man herab sah. Das alles konnte er ihm nicht sagen- aber er konnte es denken und aus seinem Blick sprechen lassen, mit dem er Keisuke betrachtete. "Danke Keisuke.." formten seine Lippen dann schüchtern und schützten sich anschließend auch hinter einem Lächeln. "Ich mag es Keisuke zu dir zusagen...das macht es irgendwie ganz angenehm.. als wären wir einfach nur Freunde." konnte er diese Gedanken auch nicht länger zurück halten. Er wollte sie auch gar nicht zurücknehmen oder verneinen. Dafür dachte er viel zu unschuldig..."Aber keine Sorge, ich vergesse auch nicht dass wir auch zusammen lernen müssen." schmunzelte er dann und strich sich eine lockige Haarsträhne hinter das Ohr, die sich immer wiederspenstig zeigte, jetzt wo sie trockneten. "Ich verstehe immer alles, was du mir bei bringst. Da wünschte ich immer, ich könnte gleich nur bei dir lernen, denn mit dir ist es nicht so kompliziert wie in der Schule." Erzählte er dann und streckte seine vom Oberschenkel angewärmte Hand aus, um sie liebevoll über die Keisukes an der Teetase zu legen. Die Stimmung war so angenehm gewesen dass er für einen Moment wirklich vergessen hatte seinen Senpai vor sich zu haben, und nicht einen Freund den er seit ewigen Zeiten kannte. Dabei wusste er doch auch noch so wenig über ihn...es war wirlich verrückt, musste er sich selbst ermahnen. " Ich hole nur eben schnell mein Handy um nachzusehen, ob Ace sich gemeldet hat. Dann bin ich beruhigter..." sprach er ihm zu. "Ich hoffe das ist Okey, ich möchte dich auch nicht aufhalten.." murmelte er dann noch und nahm seine Hand zurück. "Ich meine nur..fals du etwas vor hast.." fügte er ungelenk an und zog den Kopf leicht schützend zwischen den Schultern ein. "Aber ich finde es sehr schön wenn du hier bist. Und heute steht eh nur Mathe an..." wollte er noch ausdrücken, dass sie heute nichts hetzte. Erst dann stand er auf um im Flur nach seinem Handy in der Jackentasche zu suchen. Vielleicht hatte Ace ja geschrieben. Zumindest würde es ihm dann ein wenig besser gehen, und er könnte sich noch etwas sortieren..wo die Grenzen doch verwischten. Yuki wollte doch nur seinem Senpai gefallen und dafür sich auch Mühe beim lernen geben, damit er sah wie gut seine Art Wissen weiterzugeben bei ihm anschlug..Immerhin wollte er ihm doch auch seine Telefonnummer anvertrauen. Da war es eh besser, das Handy gleich bei sich zu haben- damit der Senpai das Angebot am Ende nicht doch vielleicht vergas.
"Ace ist ja ein ganz schöner Schwerenöter, so wie das klingt.." musste er trotz des ernsten Themas belustigt einwerfen. Zumindest hätte die Tatsache dafür gesprochen, dass sich ein Mädchen an ihm rächen wollte. Er musste ja schon viele Freundinnen gehabt haben, wenn er welche verlassen hatte, und schon verlassen wurde. Er kam nicht umhin den Kopf zu neigen und sich zu fragen, ob Yukimura auch schon eine Freundin hatte, oder gehabt hatte. Aber danach fragte er ihn natürlich nicht. Er war so süß... er konnte sich schon vorstellen, dass sich viele Mädchen für ihn interessierten. Nicht nur als Klassensprecher, sondern auch noch als Sportler. "Ich kann mir wirklich nicht denken, wer so etwas machen sollte. Es klingt wie ein wirklich dummer Streich.. Vielleicht jemand aus eurem Team, der sauer auf ihn ist, oder jemand, den ihr nicht ins Team gelassen habt?" wollte er noch ein paar Ideen beisteuern. Aber ohne näheren Bezug zu der ganzen Angelegenheit fiel ihm sonst niemand mehr ein. Er senkte daher nur den Blick und beschloss, noch einen von den Keksen zu essen. Sie schmeckten wirklich sehr gut, vor allem mit dem Tee zusammen. Yukis Eltern mussten ihn schon sehr gern haben, wenn seine Mutter für ihn kekse machte, als kleine Entschuldigung so viel zu arbeiten... Er fühlte sich ein wenig betrübt, schüttelte das Gefühl aber schnell wieder ab. Er verlor sich lieber in der Betrachtung Yukimuras, der seinen eigenen Gedanken nachhängen musste. "Du bist wirklich sehr erwachsen für dein Alter." musste er deswegen auch Lächeln. "Du hast es gleich verstanden.. dass du anderen auch die Chance geben musst, Verantwortung zu übernehmen und Probleme zu lösen. Es spricht aber sehr für dich, dass du so fürsorglich bist. Das ist ein sehr schöner Charakterzug und ich hoffe, du kannst dir das immer bewahren. Außerdem kannst du trotzdem noch auf deine Freunde aufpassen und eingreifen, wenn du merkst dass sie gar nicht klar kommen. Ich bin sicher, dass du ihnen damit am meisten hilfst.. und vielleicht auch ein bisschen mehr Zeit für dich gewinnst. Das ist auch wichtig, Yuki-chan." schloß er weich und trank noch einmal von seinem Tee.
Erst als die Tasse leer war, stellte er sie behutsam wieder auf den Tisch. "Ich finde es auch nett, dass du mich Keisuke nennst. Ja, ich fühle mich manchmal schon mehr wie dein großer Bruder oder sowas..." schmunzelte er verlegen und streifte sich mit der Hand durch das kürzere Haar im Nacken. Sowas zu sagen machte ihn immer verlegen, aber er konnte sich nicht gegen das angenehme Gefühl wehren, dass er immer hatte wenn sie zusammen lernten. So eine Familie hätte er irgendwie auch gern gehabt, glaubte er. Aber das waren Gedanken die er selten zu ließ. Irgendwo tat es ihm immer noch weh, und er wollte nicht unglücklich sein, wo er es doch eigentlich gut hatte. "Wir haben ja auch immer mehr Zeit zusammen... Die Lehrer in der Schule müssen sich ja um alle kümmern. Da bleibt nie so viel Zeit für einen Einzelnen." meinte er. Wenn er Yukis Bruder wäre, würde er wahrscheinlich jeden Tag mit ihm Hausaufgaben machen und lernen, stellte er sich vor. Dann hätte er garantiert auch so ein schönes Zimmer gehabt... Er schüttelte den Kopf, um die Gedanken loszuwerden. Irgendwann kam er schon darüber hinweg, da war er sich ganz sicher. Er war schon überzeugt davon, dass es ihm besser ginge wenn er gesund wäre und mehr Zeit bei sich zu Hause verbringen könnte. Er fühlte sich dort ja ganz fremd, weil er so gut wie nie da war. Er war so von sich selbst abgelenkt, dass er leicht zusammenzuckte, als er Yukis Hand plötzlich auf der seinen fühlte. Diese eine Berührung riß ihn regelrecht aus seinen Grübeleien heraus und katapultierte ihn zurück ins hier und jetzt. Er stellte fest, dass das ein gutes Gefühl war, überraschenderweise. Deshalb konnte er auch gar nicht anders, als Yuki zuzulächeln. Die Hand zog er dabei auch nicht zurück. "Ähm... ja sicher ist das okay." lächelte er dann aber auf Yukis Worte hin. "Es hat gar keinen Sinn, vorher mit dem Lernen anzufangen. Da könntest du dich sowieso nicht konzentrieren. Da ich heute auch nichts mehr vor habe, hältst du mich auch nicht auf, mach dir keine Sorgen." wollte er noch beschwichtigen und schaute Yuki nach, als dieser im Flur verschwand. Die Hand hatte er dabei zurück gezogen, aber die Wärme, die in der Berührung gelegen hatte, blieb...
Yukimura hatte nicht mitbekommen, wie sein Nachhilfelehrer zusammengzuckt war. In sein innerstes konnte er ja auch genauso wenig hineinsehen, wie in seine Vergangenheit. Er hatte ihn nie gefragt woher er kam, oder ob er allein wohnte oder jemanden hatte der auf ihn wartete. Yuki glaubte jedoch auch dass es schwer war jemanden zu finden wenn man so viel arbeitete wie Keisuke. Das gehörte zu den wenigen Dingen die er wusste. Er wusste um seinen Fleiß, seinen Anstand... das er klug war und darüber hinaus auch offen und freundlich. Das waren alles Eigenschaften die Yuki schätzte, und die er noch nie in dieser Kombination vorgefunden hatte. Der Senpai wusste ihn in seinem Herzen zu berühren, und das war ein Geschenk dass Yuki gernfür sich behielt. Wie einen wertvollen Splitter etwas sehr kostbaren, dass man in die Kleine Truhe unter seinem Bett einschließt, und ganz weit anschließend nach hinten schiebt damit sie niemand finden konnte. Das war nur sein Schatz, den er nicht teilen wollte. Den Zauber, das Glück war ein Luxus den er sich einmal selbst gönnen wollte. Das Lächeln auf seinen Lippen spürte er im Flur also auch nur allein- ebenso wie den schnellen Herzschlag während er nach seinem Handy suchte. Er sah jedoch nur die Uhrzeitanzeige, und keinen verpassten Anruf oder eine Sms. Das war Grund genug, um das Lächeln doch weichen zu lassen, und besorgt die Kurzwahl zu drücken die ihn mit Ace Leitung verband. Sein Freund ging jedoch nicht ans Telefon, dass fortwährend piepte. "Ace? Hier ist Yukimura.." sprach er ihm dann auf die Mailbox. "Ruf doch bitte zurück wenn du das hier abhörst. Ich habe mir sorgen gemacht weil du nicht zum Training erschienen bist." fuhr er fort und lief im Flur auf und ab. "Mach dir auch keine Sorgen okey? Ich bin dir nicht böse. Wir müssen nur zusammenhalten, dann können wir alles wieder gerade biegen. Bis dann..." endete seine nachricht genau mit dem piepen der Tonspur, die er besprechen durfte. Seufzend wischte er mit dem Finger auch über das grüne Hörer Symbol um aufzulegen. "Er ging nicht ans Telefon." unterrichtete er Keisuke dann auch schon als er wieder in der Tür stand und den Kopf durchgeschoben hatte. "Ich habe ihm auf die Mailbox geredet. Die hört er schon öfter ab. Ich muss ja lernen, abzuwarten...deswegen gebe ich ihm jetzt auch die Zeit." meinte er und schlich sich dann wieder in sein Zimmer, um wieder neben Keisuke platz zunehmen. Seine Augen wirkten etwas besorgt als er das Telefon von sich schob- doch das Lächeln ereilte ihn sobald er wieder das Gesicht seines Nachhilfelehrers suchte. "Aber hast du das erst wirklich ernst gemeint?" hielt den Jungen dann wohl doch noch etwas fest. Er wirkte sehr aufgeschlossen und interessiert.. schon neugierig als er seine Hände wieder auf den Schoß stützte. "Das du manchmal glaubst mein Bruder zusein." half er ihm auf die Sprünge mit einem leisen schmunzeln, denn er konnte ja nicht erwarten dass Keisuke sofort wusste wovon er sprach- wo er doch zuvor über so viel gesprochen hatte.
"Ich habe mir immer Geschwister gewünscht, musst du wissen.." Teilte Keisuke seine Gedanken im Vertrauen und roten Wangen. "Ich bin jedoch immer Einzelkind geblieben. Meine Mutter wollte keine Kinder mehr und war zu stark in den Job eingebunden. Sie ging ja auch sobald zur Arbeit wie sie konnte nachdem ich auf der Welt war, weil sie eben zu stark eingebunden ist." erklärte er weiterhin und suchte dann wieder den verschüchterten Blick. "Ich habe auch manchmal das Gefühl dass es irgendwie... passt. Ich kann es nicht besser beschreiben, aber es ist schön wenn du da bist..." murmelte er verlegen, weil ihm langsam bewusst wurde, dass es doch etwas peinlich war. Er war sehr emotional- das war auch ein Umstand von dem niemand wusste weil er nur anderen half, die sehr emotional waren. Seine eigenen Gefühle hatte er nur untergraben und spürte sie deswegen auch nur in so wenigen Momenten, wie diesem. "Entschuldigung, aber manchmal geht es gar nicht anders.. wenn ich glücklich bin, möchte ich das auch teilen. Das...passiert nur nicht so oft, so dass ich es immer wieder vergesse. Mit dir ist das anders. Da bin ich so oft glücklich...." Nicht zuletzt trugen auch die Eltern ihren Teil dazu bei, ihm weiß zumachen dass es sich nicht gehörte zu viel Gefühl zu zeigen. Es lag ihm jedoch nur, seine Gefühle zu übergehen- und nicht sie zu unterdrücken wenn er sie spürte. Da seine Eltern nicht da waren, hatte er aber auch keine so große Angst davor. Er hoffte, Keisuke verstand das.. "Wenn ich mehr Zeit habe und weniger lernen muss möchte ich gern mal auf das Festland.. da gibt es manchmal so traditionelle Feste die ich so mag. Mit Goldfisch fangen... Theater, Musik und Fächern... ooh und diese Teigwaren Stände an jeder Ecke! Die Drachenumzüge.." schwärmte er und schloss die Augen. "So eins möchte ich gern mit dir mal besuchen im Sommer, wenn dann die Prüfungen geschafft sind. Ja? Ich lerne auch ganz viel, dass ich die meisten Punkte bekomme.. dann musst du mit mir da hingehen okey?" freute er sich mit einem Lächeln und umschloss wieder seine Teetasse. Das Getränk war schon etwas abgekühlt und er konnte es wieder an die Lippen heben, um davon zu kosten. Keisuke war so erwachsen... das erlaubte ihm über Dinge zu sprechen, die er bei seinen anderen Freunden nicht ansprechen würde..und so verhielt es sich auch mit seinen Wünschen. Vielleicht konnte Keisuke ihm dann auch mal beim Fußballspielen zusehen... "Keisuke magst du Fußball?" interessierte es ihn deswegen auch, ob sein Lehrer Fußball überhaupt mochte. Erst dann würde er sich vielleicht dazu durchringen können, ihn zu fragen. Es gab so wenig Momente, in denen er sich etwas wünschte.. so dass er sie auch nur mit bedacht aussprach um nicht zu riskieren, vielleicht übermütig zu werden.
"Oh... das ist schade." meinte Keisuke, und seine dünnen Augenbrauen zogen sich leicht zusammen. "Vielleicht kannst du später noch bei ihm zu Hause anrufen.. da wird er wohl ans Telefon gehen müssen." lächelte er ganz leicht. "Aber vielleicht ist es auch wirklich besser, ihm die Zeit zu lassen. Du hast ihm schon die Hand ausgestreckt.. annehmen muss er sie von allein." Er kam aber nicht mehr dazu, das Thema Ace weiter zu verfolgen. Viel mehr sah er sich nun selbst in Erklärungsnot, weswegen er wieder die Hand in den Nacken legte. "Oh, also..." setzte er an und schüttelte dann mit einem verlegenen Lächeln den Kopf. "Ich habe mich natürlich nicht für deinen Bruder gehalten." musste er gleich richtig stellen, er glaubte, das wäre sonst überaus missverständlich, und vor allem befremdlich. "Ich habe nur gedacht, es wäre nett einen Bruder zu haben.. So einen wie dich, so eine nette Familie. So in etwa habe ich es mir vorgestellt, dass es dann wohl wäre." schloß er ein wenig unsicher. Er war eigentlich ein offener und ehrlicher Typ, aber das waren Themen, die er nicht so offen verfolgte. Bei seinen Komilitonen war das auch nie wirklich wichtig gewesen. Da scherzte man über die Professoren oder diskutierte über den Lernstoff... oder es ging darum, in welches Lokal man am Wochenede ging und so weiter. Alles sehr allgemeine Themen, bei denen Keisuke sich zu beteiligen wusste.
"Deine Eltern sind sehr tüchtig, das habe ich schon bemerkt." musste er dann aber zugeben. "Naja, und es ist auch nicht unüblich, nur ein Kind zu haben für japanische Familien. Selbst heute noch." meinte er mit einem leichten Lächeln. "Ich habe auch den Eindruck, dass sie dich wirklich sehr lieben und nur das beste für dich wollen, das spürt man.." Er musste dann aber inne halten, die Verlegenheit wurde einfach zu groß. Deswegen senkte er den Blick, und die dichten schwarzen Wimpern verschleierten dabei seine Augen und schützten ihn vor Yukimuras Blicken. "Schon gut... du musst dich nicht entschuldigen. Ich bin nur nicht gewohnt, solche Komplimente zu bekommen." musste er dann aber einwerfen. "Ich hatte auch den Eindruck, dass bei uns die Chemie stimmt, von anfang an." wollte er ihm dann aber auch nicht vorenthalten. Aber wie sollte man auch damit umgehen, von jemand gesagt zu bekommen, dass er ihn glücklich machte? Er schob es erst mal nur darauf, dass er älter war als Yukimura. Jüngere sahen oft zu ihren Senpais auf, sagte er sich. Ja, so war er doch auch gewesen, als er jung war.. glaubte er. Er schaute aber überrascht wieder auf, als Yuki von den traditionellen Festen auf dem Festland erzählte. Seine Augen weiteten sich überrascht, dann musste er sogar tatsächlich ein wenig lachen. "Oh ja, das klingt wunderbar!" musste er zugeben. "Und abends gibts es dann immer ein Feuerwerk, wusstest du das? Ich hab es mir manchmal vom Dach aus angesehen... bei klarem Wetter sieht man es bis hierher. Ich liebe die Masken, die sie dort verkaufen. Aber.. ich war bisher auch nie da." schloß er. Früher war er immer noch zu jung gewesen, um allein hinzugehen, und das letzte Jahr, wo er endlich hatte selbst bestimmen können, war bei ihm nicht so gut gelaufen wegen seiner Krankheit. Aber vielleicht klappte es ja dieses Jahr... wenn er ein wenig Geld beiseite legen konnte. "Heh... okay ich geh mit dir hin, wenn du wirklich die meisten Punkte schaffst. Abgemacht?" fragte er und hob seine Hand, um Yukimura den kleinen Finger zum Schwur entgegenzustrecken. "Das ist ein Versprechen zwischen uns. Und ich helf dir auch, damit es klappt. Oh.. und natürlich müssen deine Eltern einverstanden sein." fiel ihm nachträglich noch ein. Er stutzte bei Yukis Frage dann aber doch etwas. "Ob ich..? Ah, klar mag ich Fussball." lächelte er dann aber. "Aber nicht selber spielen, das kann ich nämlich nicht." musste er dann aber schnell noch anfügen. Besonders sportlich war er ohnehin nie gewesen, aber seit seine Gesundheit so gelitten hatte, fühlte er sich noch gebrechlicher als sonst. "Ich weiß aber, dass du gut spielst." ließ er nicht aus zu erwähnen.
Yukimura fühlte sich ein wenig beruhigter, als er hörte dass ihm immer noch ein Anruf in Ace Wohnung blieb. Ja, selbst wenn der Rotschopf nicht zu Hause war, würde er gewiss einen seiner Eltern an den Hörer bekommen die ihm Auskunft geben konnten. So oder so würde er sich am heutigen Abend sicher sein können, ob es seinem besten Freund gut ging. Er musste nun wirklich los lassen- und hoffen dass die ausgestreckte Hand ausreicht um ergriffen zu werden. Zu Freundschaft gehörte nunmal auch Vertrauen- und auf das versuchte er sich nun zu konzentrieren. "Also ich bin froh das ich keinen Bruder wie -ihn- habe.." musste er dann schnauben. "Da wäre es aus mit der Ruhe, dass sage ich dir." musste er schmunzelnd anfügen. ER hatte sich auch immer vorgestellt, einen älteren Bruder zu haben- und keinen jüngeren. Selbst das hatte seine Gründe. "Ein älteren Bruder hätte ich viel lieber gehabt.. auch so wie du einer wärst." lächelte er ihm zu als er sich wieder gesetzt hatte. "Denn man kann über ganz andere Sachen sprechen, als mit Gleichaltrigen. Und wenn man sich nicht wie eine vollkommene Nervensäge anstellt...dann hätte ein Bruder wie du auch mit mir reden wollen. Meistens ist es ja so, habe ich gehört- dass ältere Bürder sich sonst von ihren jüngeren Geschwistern genervt fühlen..." erklärte er und strich sich wieder verlegen dass Haar aus dem Gesicht. "Du bist ganz anders, nicht so dreist wie die Jungs aus der Oberstufe. Die sind zwar älter...kommen mir aber gar nicht so vor. Und dennoch wird ihre Meinung ernster genommen, als meine..." Seufzte er. Darin lag wohl auch der Grund warum er sich sooft von ihnen hinreißen ließ. Er musste was das anbelangte, kühner werden. Erst dann würde er das Wissen und die Reife ausstrahlen können, die er beherbergt. "Ich muss mich dann immer durchsetzen wenn es Schülerkonferenzen gibt. Das bin ich leid... ah, ich bin so froh dass du mich ernst nimmst..." musste er dann wenigstens mit weichem Ton enden. Man konnte spüren, dass es Yuki beruhigte, so von seinem Senpai reden zu können- dem entsprechend lächelte er ihn auch herzlich an.
Er hatte natürlich nicht überhört wie sein Senpai ausgedrückt hatte, dass er sich eine Familie wie seine wünschte. Es muss ihm also etwas gefehlt haben als er jünger war- vermutete Yukimura stark- und sein Herz wurde gleich wieder mit allumfassender Wärme erfüllt. Er fühlte den Wunsch, Keisuke trösten zu wollen...ihm helfen zu wollen, wobei immer er Hilfe benötigte. Wie schön es doch wäre- wenn er eine deratige Rolle in seinem Leben speilen könnte. Dabei hatte Yuki noch nicht einmal seine tieferen Gefühle ergründet, von denen die Wünsche hätten stammen können. Bisher unterschieden sie sich nicht vom dem Drang zu helfen, den er sonst empfand.. "Oh..echt?" fragte er sich dann, ganz überrascht aus seinen Gedanken auftauchend. Sein Herz schlug ganz schnell- denn der ausgestreckte kleine Finger zum teilen des Versprechens machte ihm deutlich dass er alles richtig verstanden hatte. "Versprochen...dann sehen wir uns zusammen das Feuerwerk an." schmunzelte er mit einem Lächeln und streckte seinen kleinen Finger ebenfalls aus. Ganz filligran schob er ihn in die kleine Beugung die der Finger seines Senpais formte und drückte ihn leicht. "Meine Eltern haben da bestimmt nichts dagegen... also, dann bring mir ganz viel bei. Ich will nämlich auch das Feuerwerk sehen..." Lächelte er ganz warm. Lang hielt er den umschlossenen Finger fest, bevor er seinen langsam löste und sich von der Wärme seiner Haut trennte. Es stand eh noch die Frage nach dem Fußball offen- und die beantwortete sein Senpai ebenfalls nach seiner Zufriedenheit. "Dann kannst du mich ja mal beim Training besuchen kommen. Natürlich nur wenn du Zeit hast. Ich weiß ja dass du viel arbeiten musst. Das ist schwer zu koordinieren. Aber... ich gebe dir einfach mal durch wann ich Training habe. Dann könntest du wenn du wollest, das mit einplanen." Lächelte er ganz leicht und neigte den Kopf schief. " Für diesen Fall habe ich ja auch deine Nummer dann, und du meine."freute er sich ganz offensichtlich. "Ich spiele wirklich gut...und ich bekomme davon sogar ein paar Muskeln. Oh, also nicht viel. Aber ich bin stolz darauf dass es mich kräftiger macht..." Berichtete er dann wieder. "Ace und ich haben den Club damals ins Leben gerufen. Und heute sind wir eine ganze Manschaft, dass ist richtig schön, wenn man sieht dass man Gemeinschaftssinn formen kann..." konnte Yuki nicht aufhören zu schwärmen. Da vergas er ganz sein Mathebuch zu holen. "Zusammen können Menschen so viel schönes schaffen. Ich will ganz viel schönes schaffen und gutes tun. Das ist mir viel wichtiger, als selbst zu spielen..." kam er nicht umhin, seine tiefsten Gedanken ebenfalls auszusprechen, selbst wenn die Worte nur ganz leise seine Lippen verließen. Für ihn war es einfach schöner etwas größeres zu schaffen, als an sich selbst zu schaffen. "Ha.. du bist echt der beste Nachhilfelehrer den es gibt..." musste er dann nur wieder feststellend den Kopf schütteln. " Allein habe ich mich beim lernen nie so gut gefühlt wie jetzt...du solltest wirklich überlegen Lehrer zu werden Keisuke..."
Keisuke hielt Yukimuras kleinen Finger liebevoll umschlossen. Es war eine kleine Geste, aber trotzdem fühlte er dabei eine tiefumfassende Wärme, die von seinem Herzen auszugehen schien und sich überall hin ausbreitete. "Du schaffst das bestimmt.." murmelte er und senkte den Blick auf die Tischplatte, wo er nichts anderes tun konnte, als mit den Augen der Maserung des Holzes zu folgen. Nur langsam löste sich die Berührung, und hinterließ dabei sowohl Wärme, als auch ein Gefühl des Verlusts. Aber es war klein, so dass Keisuke es gar nicht richtig bemerkte. "Ja... ich denke die meisten Geschwister kommen wohl nicht so gut miteinander aus." Keisuke wusste auch nicht, wie er mit Geschwistern umgegangen wäre, wenn er welche gehabt hätte. Wie er sich in ein Familienleben hätte integrieren können, was für einen Platz er eingenommen hätte.. Da er jedoch in seiner Kindheit und Jugend nie etwas gehabt hatte, war er ziemlich bescheiden geworden. "Aber ich stelle es mir irgendwie nett vor... jemanden zu haben." lächelte er warm. "Naja... jemanden wie dich. Ein kleiner Bruder der eine Petze ist und dazu noch der Liebling der Eltern.. das stelle ich mir nicht so schön vor." hing er seinen Gedanken nach. "Aber so bist du ja gar nicht. Nur sind eben die meisten Menschen nicht so wie du." kam er immer wieder darauf zurück. Er bemerkte dabei schon selbst, wie warm und angenehm ihm Yukimura war. Es war ein schönes Gefühl, jemandem so nah zu sein, bemerkte er. Und doch hatte er nie richtig zulassen können, dass ihm jemand wirklich nahe kam. "Ich kann es bestimmt auch einrichten, mal zu deinem Training zu kommen.. oder zu einem Spiel, wenn eines stattfindet." überlegte er. "Wenn du mir rechtzeitig bescheid sagst und ich nicht arbeiten muss ist das gar kein Problem.. Hast du etwas zum schreiben? Dann notiere ich dir meine Nummer. Ah, und die Nummer von meinem Studenten Account, dann kannst du mir online schreiben. Das ist vielleicht ganz praktisch... dann kannst du mich auch zwischendurch etwas fragen wenn du in der Schule nicht mitgekommen bist. " fiel ihm dann noch ein.
Keisuke war überhaupt sehr von Yukimura überrascht. Er mochte die Art wie er sprach, und sein elegantes Wesen. Das an sich hätte schon ausgereicht, aber da war noch sein einzigartiger Charakter. Keisuke fühlte sich von seinem Idealismus regelrecht angezogen. Beinahe, wie eine Motte, die um die Kerzenflamme strich auf der Suche nach etwas Licht und Wärme. Er hoffte nur, dass er sich dabei nicht verbrannte. "Yuki, du bist wirklich etwas ganz besonderes." war das einzige, das er sagen konnte. "Wie du dich für andere einsetzt.. was für schöne Gedanken du hast.. Es ist sehr traurig, dass nicht mehr Menschen so denken und fühlen, wie du. Und vielleicht hast du ja auch recht.. und ich sollte wirklich Lehrer werden." schmunzelte er ein wenig. "Ich finde es schön, jemandem etwas beizubringen. Das macht mir Spaß.. gemeinsam Erfolg haben, das ist doch fast wie beim Fussball, oder? Nur dass man nicht auf dem Platz steht sondern mit den Büchern arbeitet. Oh.. naja, Muskeln bekomme ich davon aber keine." kaschierte er hinter einem verlegenen Lächeln. Er war nicht sehr sportlich.. eigentlich gar nicht. Und ziemlich mager, aber das sah man nicht unbedingt unter der Kleidung.
Yuki war ganz verlegen. Sich für andere einsetzen war nicht ein Thema über dass er gern sprach, sondern viel lieber umsetzte. Es gefiel ihm einfach nicht dass jemand auf den Gedanken kommen könnte ihm daraus einen strick zu drehen. Es war immerhin nicht nur einmal passiert dass ihm jemand nachsagte, er würde das nur tun, um sich beliebt zu machen und dadurch aufzuwerten. Dank guter Freunde die ihrem Klassensprecher nur immer ins Gewissen redeten, hatte das fehlende Selbstbewustsein nie die Chance sich weiter heraus zu kristalisieren. Man sah es dem hübschen Jungen mit der Brille nicht an..doch er versteckte sich auch viel hinter seinem Idealismus.Dazu konnte er nämlich nicht nur sich selbst und seine Bedürfnisse ignorieren, es schützte ihn auch davor zu viel über das schlechte in der Welt nachzudenken, gegen dass er nichts unternehmen konnte. " Es gibt so viele traurige Menschen..." begann er deswegen seine Gedanken doch einmal auszusprechen, als Keisuke ihn damit verlegen machte, etwas besonderes zu sein. Die blassen Wangen wurden ganz rot- hinderten ihn jedoch nicht daran von seinen Gedanken ab zu kommen. Nicht einmal mehr stottern musste er- wo der Blick doch schon wieder in die ineinander verschränkten Hände fiel. " Viele... auch meine Eltern glauben ich wäre blind für das um mich herum. Manchmal werde ich angeschaut, als ob die Welt wirklich nur aus dem kleinen Radius bestünde, der uns hier im Komplex umgibt. Als ob ich.. schon damit zufrieden wäre und glauben würde, die ganze Welt mit meinem handeln verändern zu können. Aber das stimmt gar nicht." schüttelte er dann den Kopf. "Ich weiß sehr wohl dass es Menschen gibt denen ich nicht helfen kann, die ich nicht erreichen kann. Und das es Menschen gibt die Krige führen und sich auch dabei nicht von der Meinung gutmütiger Menschen beeinflussen lassen.. doch dass ich deswegen versuche zumindest mein Umfeld vor Schaden zu bewahren heist nicht dass ich nicht über meine Grenzen hinaus sehen kann. " musste er wieder den Kopf schütteln. Aus irgendeinem Grund war es ihm wichtig dass Keisuke ihn für reif hielt und wusste was ihn beschäftigte. Auf der anderen Seite glaubte er auch das Keisuke der einzige sein würde der ihn versteht. "Ich will tun was ich tun kann um die Welt besser zu machen. Selbst über die getrennten Mülleimer in den Fluren und Zimmer habe ich mich gefreut, als sie uns zugesprochen wurden. Das sind kleine Erfolge mit denen ich glaube die Qualität vom Leben zu erhöhen. Das ist mir genauso wichtig wie beispielsweise die Probleme meiner Mitschüler. Es erfüllt mich so wenn man mir vertrauen entgegen bringt. Irgendwie fühle ich mich nur... richtig da wenn ich gebraucht werde." musste er ein wenig lächeln, weil er in seiner eigenen Logik begreits die Schwächen erkannte. Er war oft an dem Gedanken hängen geblieben, vollkommen zufrieden und erfüllt zusein, wenn er sich aufopfern konnte.
"Aber ein bisschen veränder habe ich mich schon..es ist nicht mehr ganz so schlimm." schütelte er dann wieder den Kopf und berührte kurz Keisukes Unterarm mit einem Lächeln, was er ihm schenkte um ihn aufzumuntern. "Ich verbringe zum Beispiel wahnsinng gern Zeit mit dir, ohne dass ich meine dir konsequent etwas gutes tun zu müssen. Ich..genieße es einfach und wünsche mir dass es dir auch so geht. Ja.. das ist Erholung die ich zulassen kann, wenn du bei mir bist Keisuke.." wollte er ihn unbedingt wissen lassen, bevor er noch einmal aufstand um vom Schreibtisch ein kleines Büchlein zu holen. An der Seite hing ein Kugelschreiber, so dass er es nur unter den Arm klemmen musste damit noch Platz für sein Buch und Heft blieb. Auch der Taschenrechner durfte nicht fehlen- dann kehrte er schon zum Kotatsu zurück um in seine Position auf die Knie zurück zu sinken. "Ich möchte deine Nummer gleich aufschreiben." infomrierte er Keisuke dabei freudig. Sich etwas von der Seele reden hatte ihm anscheinend gut getan. "Dann könnten wir heute abend noch schreiben, dass wäre sehr schön. Ich glaube nämlich dass meine Eltern wieder die halbe Nacht weg bleiben. Das kenne ich schon." erklärte er munter, aber ruhig und zückte den Stifft um Keisukes Namen in feinen Kanji Zeichen in sein Büchlein zu schreiben. Man konnte dabei zusehen, wie liebevoll er jeden Strich ausführte- ohne dabei die Röte von den Wangen zu verlieren. Keisuke hatte ebenfalls etwas besonderes- und das konnte auch Yuki nicht mehr ignorieren. "Was ich schade finden würde wäre nur, dass wenn du Lehrer bist ganz viele in den Genuss kommen würden, den ich mit dir beim lernen habe.." musste er dabei noch schmunzeln. "Denn du bist ein toller Lehrer.."