Morgenlicht sickerte durch die Fenster. Der trüblich graue Schein deutete entweder darauf hin, dass es sehr früher morgen war, oder ein regnerischer Tag. Area seufzte verschlafen und tastete mit noch geschlossenen Augen zur anderen Bettseite. Ihre Finger stießen sofort auf ein warmes Bündel: weiche Haut eines Oberarms. Also früher morgen, zu früh um aufzustehen, eher die Zeit, sich noch einmal umzudrehen und weiterzuschlafen... Doch da fiel es ihr ein. Es war Montag morgen, und genau die gleiche Szene hatte sie vor ein paar Stunden schon einmal gehabt. Da war es wirklich ihr Ehemann gewesen, der ihr noch einen verschlafenen Kuss gegeben hatte, bevor er mit ihren anderen beiden Lieben zur Arbeit gegangen war. Der einzige Grund, warum sie jetzt noch einen warmen Körper neben sich spürte konnte also sein....
Sie öffnete vorsichtig die Augen und warf einen Blick auf die Person neben ihr. Sie begann bei der Bettdecke, die nur bis zum Nabel hochgezogen war. Weiche weiße Haut, schmale Rippenbögen... ihr kam der Verdacht, wer der Mann tatsächlich war und sie schluckte. Spitze Schultern, umspielt von gelockten blonden Haaren... fein geschwungene Lippen, wohlgeformte Nase... Seine Augen waren noch geschlossen, aber sie brauchte sie gar nicht zu sehen um zu wissen, dass sie von eisigem Blau waren. "Nicky..." murmelte sie und rieb sich die Augen, woraufhin er immer noch da war. Es war also wirklich kein Traum. Nicht dass sie wirklich geglaubt hatte es wäre einer, aber wenn man bedachte wie lange sie an ihm gehangen hatte, und welchen Stellenwert er unwissentlich immer in ihrem Leben eingenommen hatte, war ihre Überraschung nicht verwunderlich. Es war ein wahr gewordener Traum, einfach die Hand ausstrecken zu können und seinen Arm zu berühren, ihn nur eine Armbreite von sich entfernt zu sehen. Für sie war er immer so weit entfernt gewesen, dass er genauso gut auf einem anderen Stern hätte sein können. Gedankenverloren streichelte sie seinen Arm und spürte dabei, wie die feinen blonden Härchen ihre Fingerkuppen kitzelten. Sie hätte nicht in Worte fassen können, wie tief und umfassend ihre Gefühle für ihn immer gewesen waren, und dabei bei weitem verliebtheit überschritten. Aber sie konnte näher rutschen und die Distanz überwinden, indem sie behutsam den Arm über seine Brust legte und sich an seine Seite schmiegte. Er hatte ja nicht wissen können, dass sie auf emotionale Weise genauso an ihm geklammert hatte, weil sie immer gespürt hatte, dass er genauso einsam und allein auf der Welt war, wie sie. Ihre Schüchternheit und mangelndes Selbstbewusstsein hatte sie immer davon abgehalten, sich einer anderen Person zu nähern, und er...? Sie nahm an, er war zu sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen um zu bemerken, wie gern sie mit ihm zusammen gewesen wäre. Daran hatten auch die Jahre nichts geändert. Um seinen leichten Schlaf nicht zu stören, schmiegte sie die Wange an seinen Oberarm und hatte aufgehört, ihn zu streicheln. Wahrscheinlich würde er ohnehin bald aufwachen, nahm sie an. Für den Moment war es ihr genug, sich an seiner Präsenz und Nähe zu wärmen, körperlich und emotional.
Nicky atmete ruhig und ließ sich auch nicht durch das gräuliche Sonnenlicht das durch seine Wimpern drang, beirren. Normalerweise war er immer sehr rastlos gewesen und konnte sich nie der Ruhe hingeben. Mehr als fünf Stunden am Tag schlief er eigentlich nie. Sobald sein Körper meinte ausgeruht zu sein, drehten sich die Gedanken in seinem Kopf im Kreis und zwangen ihn dazu aufzustehen. Selbst wenn er spürte das seine Knochen gern noch eine Weile länger liegen geblieben wären, und auch seine Muskeln sich noch schwach anfühlten- konnte er einfach nicht anders. Sein Herz begann dann zu rasen und verlangte wie auch sein Kopf nach Beschäftigung und Ablenkung. Jetzt war das jedoch anders gewesen... Er merkte, dass er nicht in seinem eigenen Bett lag. Die Wäsche war weicher, der Lichteinfall war anders..und noch viel wichtiger war, dass er spürte dass er Gesellschaft hatte. Ein wenig regte er seine spitzen Schultern um die Position seines Kopfes zu korrigieren. Da er aber ein leichtes Gewicht an seiner Seite spürte, ging er dabei sehr zaghaft vor. "Habe ich zu lang geschlafen..?" Fragte er schließlich müde, was seiner Stimme einen rauhen Unterton verlieh. Er konnte es selbst nicht sehen, aber seit Ewigkeiten hatte er keinen dunklen Schatten unter seinen Augen. Erst langsam begann er sie zu öffnen.."Area.." lächelte er dann, als seine verschwommene Sicht sich klärte und den Blick auf den süßen schwarzen Schopf frei gab. Nickys rieb sich mit der freien Hand den Schlaf aus den blonden Wimpern und versuchte, die Locken aus seiner Stirn hinter das Ohr zu schieben. Dann konnte er den Oberkörper so drehen, dass die Decke leicht von seinen Hüften rutschte, aber durch die Beugung seines Rückens auf der Höhe seines Pos hängen blieb. Unter der Decke konnte man die Siluette seiner schmalen Beine ausmachen, und die geschmeidige Bewegung die es brauchte, um sich über Area zu legen. "Ich hatte einen Traum." sprach er dabei leise, und seine Augen wirkten gütig und ruhig..was im Kontrast zur Helligkeit seiner Augenfarbe stand. "Normalerweise schlafe ich nie lang genug um zu träumen." verriet er und begann Areas Haar aus ihrer Stirn zu streicheln. der Blonde wickelte ihre lange Strähne um den Finger, und zog sie an seine Lippen. "Ich wache meistens mehrmals in der Nacht auf..und spätestens nach fünf Stunden ist die Nacht für mich auch vorbei. Heute hat es mich nicht mal gestört als Stalki und die anderen aufgestanden sind. Normalerweise bin ich sofort wach wenn das Licht angeht..jemand spricht oder im Zimmer herum läuft. Aber heute ist das alles anders.." Nicky hatte nachdenklich den Blick gesenkt, die Lider jedoch nicht geschlossen. Er ließ Areas Strähne fallen, und senkte den Kopf um die Stirn an ihre zu legen. "Du hast mir so gefehlt." sprach er seine tief empfundenen Gedanken aus. Die Emotionen waren regelrecht greifbar. Diese Intensität zeigte der Franzose sonst nur, wenn er etwas verabscheute oder sich ärgerte. Dass er auch gute Gefühle so empfinden konnte, war auch für ihn eine angenehme Abwechslung. "Ich wusste es nicht. Aber ich habe dich all die Jahre über vermisst." fasste er zusammen, ehe er die Lippen nur noch einmal öffnete, um sie um Areas Lippen zu schließen. Er wollte ihr einen Kuss geben, und diesen auch nicht so schnell wieder lösen. "Das wird der erste Morgen von etwas sein, das nie endet..was meinst du?"
Areas Herz klopfte schneller, als Nicky sich über sie legte. Für einen Moment musste sie die Augen zusammenkneifen, öffnete sie dann aber wieder, um in das hübsche Gesicht über ihr zu schauen. Sie konnte ihn nur immer gar nicht so lange anschauen, zum einen weil es sie verlegen machte, zum anderen weil er einfach so hübsch war. Es dauerte ein wenig, bis sie sich wieder beruhigen konnte, und die zärtliche Nähe als er seine Stirn an ihre schmiegte, tat einiges dazu. Sie schloß die Augen und genoß den Moment, so lange er anhielt. Als sie sich küssten, schlang die Arme um seinen Rücken und ließ sie auch dort, als er sich wieder von ihr löste. "Ich habe dich auch vermisst..." gestand sie ihm und schenkte ihm ein Lächeln. Ihre Hände glitten langsam über seinen Rücken und streichelten dabei von der Wirbelsäule bis zu den Rippen. "Und ich bin froh, dass du dich auch wohl gefühlt hast und schlafen konntest... wenn es nach mir ginge, könnte es immer so bleiben. Ich habe immer an dich gedacht, deswegen warst du in Gedanken und in meinem Herzen sowieso immer bei mir. Nur dass es auf Gegenseitigkeit beruhen könnte, habe ich nie gedacht. Würdest du mir denn erzählen, was du geträumt hast?"
Nicky fand Areas Schüchternheit sehr charmant. Es hatte etwas verletzliches ansich, wenn sie so verlegen wurde mit so einer weichen, leisen Stimme sprach. Es lag auf der Hand wieviel ihr die gemeinsame Zeit bedeutete. Das konnte nicht einmal Nicky abstreiten, der immer an der Ehrlichkeit der meisten Menschen zweifelte. Aber mit Area war wirklich alles anders. Sie schliff seine Kanten nicht ab- aber sie federte sie so weich- dass er sich selbst an seinen Kanten nicht mehr verletzen konnte. Dem Franzosen war dies so angenehm, weil es ihm so besser ging, ohne dass er sich verbiegen oder ändern musste. "Ich habe von dir geträumt..und der Sache mit dem Curry von gestern." schmunzelte Nicky. "Du hast immer wieder den Deckel vom Topf genommen weil du meintest, das Curry müsse ausdampfen damit es nicht so scharf wird." Nicky zeigte erneut eines seiner seltenen Lächeln. "Ich fand es süß wie du es für mich verteidigt hast." Lies er Area wissen, und schmiegte die kühle Nasenspitze an ihre Stirn. Mit geschlossenen Augen prägte er sich Areas Duft ein. Ein vertrautes Shampoo..aber sehr, sehr mild. "ich dachte, du hast nur Augen für Lui. Ich wäre wirklich nicht auf die Idee gekommen das du die ganze Zeit an mich denkst. Vor einigen Jahren ging es mir auch noch sehr schlecht..ansonsten hätte ich dich deiner unglücklichen Beziehung sicher eiskalt ausgespannt." verriet Nicky ihr dabei auch, und pustete sich eine blonde Locke aus dem Gesicht. Sein Blick war wieder kritisch. Wie der einer Katze die überlegte, wie sie an die Leckerlis kam..
"Dann wäre ich extrem überrascht gewesen das du schon gefallen an mir gefunden hast. Es wäre mir viel eher besser gegangen. Aber, wann kommt man schon mal auf den Gedanken, der gut für einen ist? Komischerweise fällt es allen viel leichter, Dinge zu finden die schädlich für einen sind, oder bei diesen zu bleiben." schloss er mit einem Schulterzucken. "Ich glaube aber nicht das wir Menschen alle einem Selbstzerstörungstrieb unterliegen. Aber ich finde doch das es eher die Ausnahme ist, dass wir uns darauf einlassen, auf unser Bauchgefühl zu hören. Von deinem Mann können sich alle etwas abschauen." Grübelte Nicky anerkennend. "Stalki wusste sofort was er wollte. Schon immer. Er hatte nie Probleme damit sich anzupassen oder durchzusetzen..und das ganz ohne dominant zu sein oder über Leichen zu gehen. Ich finde das beachtlich. Wäre ich dazu fähig gewesen, wären wir beide schon lang vorher zusammen gekommen." nickte der Franzose. Dann musste er jedoch einmal inne halten, und sich eng mit dem Bauch an Areas schmiegen. Sein Knie ruhte zwischen ihren Beinen, und seine Hand streichelte über ihre Schulter. " Ich bin nur so dankbar das es noch nicht zu spät ist. Ich möchte auch mit dir zusammen bleiben.."
Area lachte leise, als Nicky von seinem Traum erzählte. Es musste ihn beschäftigt haben, wenn er sogar davon träumte. "Ich hoffe es hat dir auch geschmeckt und dass du es vertragen hast. Ich mache mir immer Sorgen um deinen Bauch..." Ihre Hand glitt langsam tiefer und blieb auf seiner Hüfte liegen, die sie mit den Fingern liebkoste. Ihr Blick wanderte gedankenverloren zur Decke, bevor sie die Augenlider wieder senkte und nachdachte. "Oh ja... die Geschichte mit Lui ist auch ziemlich lang. Vielleicht weißt du es ja, er war mein erster fester Freund und auch meine erste richtige Liebe. Davor war das immer einseitige Verliebtheit von mir. Aber irgendwie ging es wegen der Adam-Sache nicht mehr richtig zusammen. Ich habe der Beziehung erst Jahre lang hinterhergetrauert, und als wir es dann noch mal versucht haben waren wir beide so tot unglücklich dass keiner dem anderen hat helfen können. Da war also ein ziemlich großes Zeitfenster, in dem ich single war und du hättest zugreifen können." fasste sie zusammen und zeigte ein leicht verlorenes Lächeln, bei dem sie wieder seinen Blick suchte. "Andererseits wäre es vielleicht dann bei uns ähnlich abgelaufen wie mit Lui?" überlegte sie. "Jetzt gehts mir wieder gut und ich falle niemandem zur Last, aber vorher... Dir ging es ja auch schlecht." erinnerte sie sich. "Mein Ehemann hat mich auch aus diesem Sumpf rausgezogen. Er ist das beste was mir je passiert ist, und ich würde ihn deswegen immer wieder heiraten. Aber dich habe ich trotzdem auch immer geliebt." erklärte sie und löste eine Hand, um sie in Nickys Haaren zu vergraben, und die verirrten Strähnen aus seinem Gesicht zu streichen. "Man kann also sagen, dass alles gut ausgegangen ist. Ich fühle mich jetzt erst wie ein richtiger Mensch, das hätte ich allein oder auch mit jemand anders wahrscheinlich nie geschafft. Und nur deswegen habe ich auch das Gefühl, jetzt mit dir zusammen sein zu können. Dir mehr von mir zu zeigen.. Facetten die sonst nie aufgekommen wären. Ich hätte mich wahrscheinlich immer nur hinter dir versteckt.. aber jetzt kann ich dir auch etwas von mir schenken. Das kommt mir sogar besser vor. Das hat die Wartezeit auf dich auch mehr als wert gemacht." Ihre Finger glitten von Nickys Wange ab und folgten seinem Schlüsselbein. "Ich hätte noch viel mehr Jahre warten können.. ein zu spät gibt es gar nicht. Falls du das noch nicht wusstest, es läuft sogar mit Lui inzwischen wieder richtig gut. Wenn ich jemanden liebe hat die Person immer einen Platz, und der bleibt auch frei.." Sie schlang ihr Bein um Nickys Wade und strich sanft mit den Zehen seinen Knöchel entlang.
Nicky ließ die Nähe auf sich wirken. Durch Areas Anwesenheit fühlte er sich nicht bedroht..viel mehr eingeladen. Es verlangte ihm durch ihre schlichte Zurückhaltung danach, selbst die Nähe zu ihr zu suchen- und sich zu freuen wenn er spürte das sie welche aufbaute. Allein wie sie ihr Bein um seine Wade schlang und mit dem Fuß seinen Knöchel streifte- durchzog seinen Körper wie einen Schauer. Vielleicht gab er es nicht gern zu, aber Nähe und Zärtlichkeit hatte er schon vermisst. Da er ziemlich wissbegierig war - und darüber hinaus auch noch maßlos von sich überzeugt, fand er immer eine Möglichkeit sich zu beschäftigen. Er hatte oberflächlich kein Problem mit der Einsamkeit. Das dies jedoch nicht ganz so einfach war, merkte er mit jeder Sekunde mehr, die er mit Area verbrachte. Durch seine Rastlosigkeit kompensierte er, dass er eben nicht gut allein zurecht kam..dass er sich doch wünschte das jemand für ihn da war wenn es ihm schlecht ging. Er wünschte sich schon das ihm jemand einen Tee kochte wenn sein Darm wieder von Entzündungen geplagt war- selbst wenn er dabei die Welt verfluchte und der gesammten Menschheit (Frauen udn Männer gleichermaßen) den Untergang wünschte. Nicky spürte, dass es selbst dann schön war, wenn er jemanden hatte der ihm die Schulter streichelte- ihn anlächelte und sagte das wieder alles besser werden wird. "Ich habe mir auch ziemlich lang etwas vorgemacht." antwortete er dann gedankenverloren. Seine Finger streichelten die Haut von Areas flacher Brust bis über den Ansatz ihrer Rippen. "Ich habe immer behauptet das ich unaustehlich bin. Das an sich mag ja stimmen, aber ich habe immer behauptet das ich allein besser zurecht komme weil ich wenn ich krank bin so fies bin und es mir niemand recht machen kann.." murmelte er während er den Körper seiner Freundin erkundete. "Dabei habe ich es mir schon gewünscht das ich jemanden habe der mich dazu bringt nicht alles so schwarz zu sehen. Und wenn der Preis dafür war, noch ein paar Jahre länger zu warten bis Stalki dich geheilt hat, dann ist es mir das auch Wert. Denn ich möchte auch das du glücklich bist, das es dir gut geht. Ich hätte mir nie verziehen wenn ich dich nur runtergezogen hätte, oder du an meiner Seite untergegangen wärst.." schloss er dann auch und glitt mit seiner Hand wieder über Areas Brust. Er drückte seine warme Handfläche dagegen und lauschte so ihrem Herzschlag während er sprach und die Hüfte soweit durchdrückte, dass er seinen Unterleib zwischen ihre Beine drängen konnte. "Ich mag das im übrigen auch an dir..das du niemanden ersetzt. Das spürt man..und deswegen vertraue ich dir auch so sehr. Du fühlst dich nicht nur gut an, du hast auch noch wirklich ein gutes Herz..du sagst was du denkst und gibst mir damit wirklich etwas zurück. Ich hoffe nur, dass ich dir genauso viel geben kann, wie du mir?" fragte er leise, ehe er die Lippen wieder um die seiner Freundin schloss, ohne den Druck seines Beckens von ihr zu nehmen..