Der Nachmittag war für den Blondschopf ziemlich Ereignislos verlaufen. Was jedoch andere daran für langweilig befinden, kann Nathan nicht an Meinung teilen. Der Junge, der gerade dabei ist einen Fuß an der Wade des anderen Beines zu stützen, während er sich in einem Aufenthaltsraum über seine Bücher beugt- begrüßt Routine, da er sie als Sicherheit empfindet. Daran konnte auch nicht wirklich das schlechte Wetter etwas ändern, dass mit schweren Wolken den Himmel grau wirken ließ, und die Sonne den ganzen Tag kaum eine Chance gegeben hatte, sich zu zeigen. Im Grunde konnte es sich um jede Tageszeit handeln, an der Nathan damit beschäftigt war für sein kommendes Studium zu lernen. Aber so fleißig wie er war- konnte man neben dem schweren Wälzer für technische Wissenschaft, auch noch eine Liste finden, auf der man in säuberlicher Schrift und Zeichnung, ein Bild des Archives erkennen konnte, in dem der Blondschopf drei Mal in der Woche arbeitet. Unbedingt musste er noch den Plan aufstellen, damit die neuen Dokumente, die bereits digital verarbeitet wurden- einen Platz erhielten an dem man sie auch wiederfinden würde- ohn e bestehende Unterlagen zu verkramen. Da sich aber dieser Teil seines '' Nachmittagsplanes mit Ordnung befasst, ist es kein notwendiges Übel, mit dem sich Nathan rumschlug.
Wenn man dies auch kaum glauben mag, sobald man diese Ansichten mit einem 18 jährigen Jungen in Verbindung bringt, so sollten diese Bedenken mit einem Blick auf dessen Gesicht sogut wie ausgelöscht werden. Die weichen Züge wirkten entspannt, gleich den Mundwinkeln die es schaffen ein Lächeln auf den Lippen mit den sanften Bögen zu bilden- die nur damit beschäftigt waren, ein Mikadostäbchen zu halten. Die passende Schachtel zur schokoladigen Süßigkeit findet sich ebenso auf dem Tisch in dem offenen Raum wieder, der mehr eine Einbuchtung des Ganges im Schulgebäude war, und zusätzlich mit einem Kaffeeautomaten ausgestattet war. Das es dabei auch sein konnte, dass sich die ein oder anderen Seelen murmelnd in den Gang verirrten, stört den Jungen dabei nicht. Viel mehr scheint er sich in dem, was er tut so zu vertiefen, dass es ihn auch nicht nervös macht, oder vom lernen ablenkt, wenn das murmeln laut anschwillt, oder sich in lachen und gedränge verliert. Zudem wird er eh meistens übersehen, da es kaum jungendliche in seinem Alter gibt, die etwas mit ihm anfangen können. Und dass sich die Interessen nicht unbedingt kreuzen, wird bereits an der Kleidung offensichtlich, die den unscheinbaren Nathan von seinen Mitschülern abhebt, ohne aufzufallen.
Wie meistens kleidet den Jungen heute ein weißes, enges Hemd ohne Krawatte, dass von einem dunkelblauen, warmen Pullunder überzogen ist, der etwas lockerer sitzt und damit für das nötige Wohlbefinden sorgt, dass der schlanke Junge darin findet, sich etwas in seiner Kleidung verstecken zu können. Auch aus diesem Grund liebt er auch die um einen Ton dunklere Strickjacke, deren Ärmel durch das viele tragen bereits so lang sind, dass man gerade noch die fleißigen, fast weißen Finger dabei beobachten kann, wie sie den wichtigsten Daten im Buch folgen, und sie wenn nötig dünn mit Bleistift unterstrichen. Natürlich darf auch nicht seine charackteristische Brille fehlen, die ihm wann immer sein konzentrierter Blick zu lang über dem Buch hängt, von der Nase rutscht und nach der sonstigen Verlegenheitsgeste verlangt, mit den Fingern zurück geschoben zu werden. Und wer würde dabei nicht mehr in ihm vermuten, wie einen kleinen Streber, der seiner Zeit modisch hinterer hängt? Jordy und Sean taten es, Freunde die Nathan vor einiger Zeit kennengelernt hatte, und die sich wirklich viel daraus machen, mit ihm etwas zu unternehmen- was Nathan immer wieder genoss, blieb er auch wie so oft schüchtern und zurückhaltend. Zum Glück aber sollten seine Freunde dies auch bemerken, und seine Zurückhaltung nicht als unwohles Gefühl fehlinterpretieren. Und dennoch.. sollten auch Jordy und Sean ihre Zeit benötigen, um ihre Beziehung zu leben- was auch dafür sorgt, dass Nate wieder mehr Zeit für sich hat, die er nur zum lernen nutzt, wenn er nicht gerade seinem Schülerjob nachgeht, von dem er noch immer versucht seine kommenden Studienausgaben zu decken, wenn Abels Familie sein Studium schon weiterhin finanzieren werden.
Ein seufzen, bei dem das Mikadostäbchen beinah aus dem Mund fiel- und die Schultern dazu brachte, erschrocken zu zucken- sollte seinen Ursprung gerade in diesem Gedanken finden. Nachdem aber das Stäbchen von den Zähnen Nathans gesichert wurde, konnte der Gedanke sich auch weiterhin festigen, und dafür sorgen dass Nate seine Ellenbogen auf den Tisch sinken ließ. Unangenehm war es ihm ja noch immer, dass es die englische Verwandtschaft ist, die ihm das Studium unter hohen Ansprüchen finanziert. Und dass nicht, weil er genau wusste dass es auf ihr erheiterndes Wohl ging, wenn sie an ihn Ansprüche stellen konnten- den Nachkommen eines Mannes, der die Familie für ein angeblich besseres Leben zurück ließ um mit seiner Frau in Deutschland glücklich zu werden. Viel mehr ging es Nathan darum, im immer engeren Kontakt mit seinem Cousin Abel zu stehen, der ausgerechnet auch an diesem Komplex lebt. Dank Jay, seinem besten und engsten Freund, schafft er es aber schon immer besser, sich mit den Tatsache ohne zu großen Druck zu arrangieren. Jay, der schließlich mit Takami zusammen ist und ihn, Nathan damit in direkte Verbindung mit Takamis Bruder Mizu und Abel bringt- da die beiden ebenfalls zusammen sind- sorgt dafür, den Blondschopf auch in ihr Familienleben zu integrieren.
Eigentlich lag es nur noch an Nate selbst, sich nicht zu viel aufzulasten, und damit zu begraben. Zumindest macht dies den Anschein, da man nicht sagen kann, dass er offensichtlich mit seinem Selbstbewustsein umgeht. Bescheiden ist er- und sehr ehrgeizig, da er auch niemanden enttäuschen möchte, und niemanden eine Last sein möchte, als welche er sich manchmal empfindet. Liebevoll und warmherzig wie er ist, wird er nicht wie andere dabei hart oder abweisend. Vielmehr wünscht er sich dabei auch Nähe, in der er sicherheit und Bestätigung findet. Der Stift sollte dabei den Fingern entgleiten, und über den Holztisch unbemerkt rollen- da die Vorstellung darüber, wie es wohl wäre, wenn er jemanden ganz für sich hätte- erst einen Abbruch finden sollte, als der Stift hallend auf den Boden prallte. Nate blinzelte daraufhin erschrocken auf, und fand sich mit dem vernehmen des surrens, dass vom Kaffeeautomaten stammte, in der Realität wieder. Abwechselnde, noch leicht verträumte Blicke wanderten dabei zwischen dem am Boden liegenden Stift, und dem Automaten umher- die Nachdenklichkeit bezüglich der eigenen Gefühle einen Moment vergessend- und brachten Nate dazu, sich dann doch an der Tischkannte festzuhalten, und sich gleichzeitig nach dem Stift zu strecken.
Vorstellen konnte er es sich außerdem wirklich nicht, dass es überhaupt so sein könnte, dass es jemanden geben könnte der ihn so lieben würde, ohne dass er, Nate vielleicht doch einmal zu langweilig werden würde...Die Gefahr sah Nate in der Liebe genauso wie in der Freundschaft- doch hatte Jay und Jordy, so wie auch Sean für das vertrauen gesorgt, dass der Blondschopf entgegen seiner Zweifel, wirklich aufbringen kann, gibt man ihm die Zeit dazu, sich auch zu öffnen. Die Wangen, die sich beim strecken nach dem Stift rötlich färbten, sollten die Farbe aber nicht von der Anstregung annehmen, und dabei von dem blonden Haar kaum verdeckt werden. Viel mehr, war es die Verlegenheit, die in seinem Herzen schlug, wann immer das Unterbewustsein bemerkte, wie sich Nathan eigentlich nach Nähe sehnte.. '' Noche in Stück..'' Murmelte der Blondschopf, der dabei war den Stift schon mit den Fingerspitzen näher an sich zuziehen. Er würde ihn noch brauchen- und hoffte dass die Schritte, die er nun wieder deutlicher von den Gängen hatte vernehmen können, nicht von B.i.o stammten, der ihn zu weilen aufsuchte und ihn dabei nicht nur vom lernen ablenkte- und seinen Alltag damit unterbrach- sondern auch dafür bekannt war, mit seinen schmutzigen Fingern, irgendetwas voll zu schmieren. So, wie beispielsweise die Seite 22 des geliehenen Wälzers. Jene schmückt seit längerem ein durchscheinender Fingerabdruck des Kabelträgers, nachdem so neugierig war, und sehen wollte, was denn nun so spannend daran war, dass der Brillenjunge seine Augen nicht davon abwenden konnte..nur, um festzustellen das ihn die Buchstaben doch zu viel waren, um einen zweiten Blick wert zu sein!
Eine ganze Woche war vergangen, seit Nils seinen Dienst angetreten hatte.. oder doch fast. Vergangenen Sonntag hatte man den Rest seiner Sachen angeliefert und vor dem Raum abgestellt, der zukünftig sein Zimmer werden würde. Als Jumper hatte er schon so einiges gesehen; angefangen vom kakerlakenverseuchten Abstellraum bishin zum gut eingerichteten Single-Apartement... aber diese Unterbringung weckte dann doch seinen Argwohn. Es war zwar ein schlichtes Zimmer, aber trotzdem weit über dem gängigen Standard, mit dem er bisher vertraut war. Entgegen seiner guten Qulifikationen als Mechpilot war er ein nicht übermäßig gebuchter Anwärter. Zu kompliziert, zu eckig, zu kantig, vor allem zu speziell war er. Waren die Piloten mit einschlägiger Militärerfahrung am beliebtesten, erfreuten sich "Spezialisten" wie er nicht unbedingt großer Beliebtheit, und schon gar nicht wenn sie wie er früher oder später mit jedem möglichen Partner zusammenstießen und eine Zusammenarbeit unmöglich machten. Man hatte ihm mehrfach - oft - ans Herz gelegt, als Tester zu arbeiten, aber das war für Nils nicht in Frage gekommen, nachdem er schon einen vollwertigen Pilotenschein besaß. Lieber weniger Arrangements, als sich unter Wert verkaufen.
Nils war außerdem nicht auf einen Komplex angewiesen - er besaß ein kleines, aber gemütliches Apartement, welches er sich von seinem Verdienst geleistet hatte, und in dem sich gut leben ließ. Besser als in der ständigen Hektik seiner Arbeitsstädten, die theoretisch überall auf der Welt sein konnten, aber sich hauptsächlich in Japan befanden. Während er arbeitete musste er natürlich in den Zimmern und Wohnmöglichkeiten residieren, die man ihm zuwies. Was hatte ihn aber dazu bewogen, nun doch eine Stelle als Tester anzunehmen, was er bisher immer so massiv abgelehnt hatte? Geldnot war es nicht, obwohl Nils weit weniger finanzielle Rücklagen besaß, als viele andere Piloten. Genug jedenfalls, das er nicht händeringend nach einem Job hätte suchen müssen. Viel mehr war es die Art des Angebots gewesen, die nach und nach angefangen hatte ihn zu reizen. Sich als Tester zu verdingen war eine Sache; neue Technologien zu erproben, die sich mit der Thematik eines als "Partner" fungierenden Bordcomputers zu befassen eine ganz andere. Nils hatte erst aus Prinzip schon ablehnen wollen, doch die Konditionen und Anforderungen hatten ein sofortiges "Nein" seinerseits verhindert und ihn schließlich zu einer Bedenkzeit bewogen, in welcher er mehr über das Projekt in Erfahrung bringen wollte. So zum Beispiel, das sein Vorgänger das Projekt unter Bezahlung einer horrenden Ablösesumme abgebrochen hatte.. und das scheinbar aus keinem anderen Grund, als persönlicher oder familiärer Natur. Auch die Daten dieses Piloten waren für Nils recht interessant, glichen sie doch seinen Werten beinahe ganz genau, angefangen vom Alter über die Größe bishin zur Blutgruppe. Ganz zu schweigen von den Ähnlichkeiten, die ihre Persönlichkeiten aufwiesen. Es würde garantiert schwer werden, einen Piloten zu finden, der auch nur annähernd so große Übereinstimmungen aufwies zu finden.. ganz zu schweigen davon ihn auch noch unter Vertrag zu nehmen. Nils hatte also seine Chance genutzt, und einen gehörigen Aufschlag seiner Prämie ausgehandelt, ein richtiges Vermögen, das ihm aber in der Gesamtsumme erst nach erfolgreicher Beendigung des Projekts ausgezahlt werden würde. Für die Zwischenzeit bleiben ihm zumindest Kost und Logis sowie eine ganz akzeptable Summe für seinen persönlichen Bedarf.
Einen weiteren Wehmutstropfen gab es aber dann leider doch. Nils, der keinen guten Schulabschlluss besaß und auch nicht die geringste Lust hatte, daran etwas zu ändern musste einige Kurse besuchen, die für die Arbeit mit dem neuen Bordcomputer unerlässlich war, und darüber hinaus auch noch einige Leute, die mit der Programmierung und den Feinheiten der "KI" vertraut waren, kennenlernen. Unvermeidlich also, das die Einarbeitung einen nicht unwesentlichen Teil seiner Arbeit ausmachte, und er bisher überhaupt nicht mehr als einen Blick auf Lacrimosa hatte werfen können, den Mech der für die nächsten Wochen und Monate seiner sein sollte. Es war ein Ärgernis.. und mehr noch. Kaum eine Woche war er hier, und die hatte ausgereicht um sein armes, eigentlich sonst ganz gesundes Herz an schmerzhafte Grenzen zu treiben, die sich jedoch nie auf der ruhigen Oberfläche seines hellen Gesichts spiegelten. Auf dem Weg zu seinem schön eingerichteten Zimmer war er auf dem Gang einem Jungen begegnet, der mehr weiß war, als eine andere Farbe zu besitzen schien. Weiß die Haare, gar nicht mehr wirklich blond, und der Hautton, der nicht mehr Farbe aufweisen konnte.. abgesehen von den rötlichen Lippen und einem leuchtenden Blau, das die schönen Augen ausgemacht hatten. Nils selbst hatte wie gebannt stehen bleiben und den Blick senken müssen, so dass sich sein eigenes Gesicht bis zur Nasenspitze in seinem locker geknoteten Halstuch verfangen hatte, wo er den Jungen hinter gesenkten Wimpern hervor betrachtet hatte. Dass es mehr als nur Interesse an dem außergewöhnlichen Anblick war, hatte er schon an dem Hämmern bemerkt, das sein Herz an seinen Rippen ausgelöst hatte, und dem Gefühl des Fallens in der Magengrube. Allerdings hatte beides nicht besonders lang gehalten... sondern sich in einen schmerzhaften Krampf verwandelt, als er Zeuge davon wurde, wie der Weißhaarige einen Kontrast bekam, der sich durch den pechschwarzen Schopf eines anderen Jungen und dessen roten Strähnen abzeichnen sollte. An den zur Begrüßung erfolgenden Küssen und den so selbstverständlichen vertrauten Berührungen konnte man nichts fehlinterpretieren. Eindeutig ein Liebespaar, und so weit Nils dasw beurteilen konnte, ein glückliches. So setzte er seinen Weg unbemerkt fort, wo er sich in die noch nicht sonderlich vertraute Umgebung seines Zimmers zurückzog. Später sollte er noch erfahren, das der Junge ein Däne war, auf den Namen Julian hörte und eine Art Kollege war, nämlich auch ein angehender Pilot. Nils nahm es einfach so wie es kam, und versuchte sich nicht länger mit Julian oder dessen Freund zu beschäftigen. In eine Beziehung einzumischen verstieß außerdem gegen seine Prinzipien.
Julian sollte aber nicht die einzige Begegnung sein, die ihm nachhaltig im Gedächtnis blieb. Es gab da noch einen anderen Jungen, der zwar auf den ersten Blick nicht annähernd so anziehend oder faszinierend wirkte wie der fast weiße Däne.. aber auf den zweiten Blick doch etwas süßes hatte. Blond war er, und blauäugig, was man hinter den dicken Brillengläsern aber gar nicht richtig sah, wenn man nicht ganz genau hinschaute. Altmodisch gekleidet, und mehr Bücherwurm als Teenager hätte wohl kaum jemand Interesse an der wenig imposanten Gestalt gefunden, entgegen Nils, der ihn irgendwann nach seinen nervigen Unterrichtsstunden in einer Art Pausenraum ausfindig gemacht hatte. Allein in einer Ecke sitzend war das schon Grund genug für den Piloten mit den zweifarbigen Haaren gewesen, sich den Schüler näher anzusehen, der alles um sich herum ignorierte. Erst hatte Nils noch gedacht, es könnte sich vielleicht um jemanden wie ihn handeln, der einfach Wert auf seine Privatsphäre legte und es vorzog, in Ruhe gelassen zu werden, aber es wäre schon schwierig gesehen, die offensichtliche Schüchternheit und Zurückhaltung zu übersehen. Einfacher war es da schon, sie misszudeuten, aber dafür war Nils ein zu guter Beobachter. Nathan Weiß, wie er herausfand, war ein überdurchschnittlicher Schüler, der einen Nebenjob besaß und vor hatte, nach dem Schulabschluss zu studieren. Das genaue Gegenteil von ihm selbst, angefangen vom den Berufszielen über die Persönlichkeit bishin zum Aussehen. Er, der am liebsten zerrissene Jeans, gestreifte Pullover und bequeme, aber schicke Jacken überzog und eine Vorliebe für Nieten, Stiefel und vor allem alle Arten von Halstücher und Schals besaß, schien überhaupt nicht zu einem pullundertragenden Streber zu passen. Statt einer Brille hatte Nils ein Piercing, meist ein silberner Stecker, manchmal aber auch einen Ring, der die Unterlippe zierte...
Als er Nathan zum ersten Mal sah, war es nicht das selbe haltlose Gefühl, das ihn bei Julian überkommen hatte, aber auf den zweiten Blick hatte Nathan, dessen Nachname "Weiß" Nils zum Lächeln brachte, weil er die Bedeutung des deutschen Wortes kannte, ihn doch zu fesseln gewusst. Es war eine gewisse Lieblichkeit, die dem Jungen anhing, und die nicht mehr zu übersehen war, wenn man sie erst einmal entdeckt hatte. Schwer zu finden.. aber nicht unmöglich und damit irgendwie besonders für Nils, der das Außergewöhnliche zu brauchen schien wie die Luft zum atmen. Angesprochen hatte er den Jungen aber noch nicht. Er hatte nicht gewusst, was er hätte sagen sollen, und obwohl er nicht schüchtern war, hatte er doch nicht den Eindruck gewonnen, das Nathan sonderlich begeistert darüber wäre, mit jemandem in Kontakt zu treten, der so ganz verschieden von ihm selbst war.. was für eine gemeinsame Basis hätten sie da finden sollen? Ihre Blicke hatten sich gekreuzt.. mehrfach, weil Nils die Angewohnheit, menschen lange mit den Blicken zu taxieren im Versuch, in ihren Augen zu lesen, vielleicht in ihre Seele zu sehen und den Menschen, der sich hinter der Maske verbarg, zu sehen zu bekommen. Doch geendet hatte das ja doch immer damit, das der schüchterne Junge rot geworden war, und irgendwann den Blick hatte abwenden müssen. Die Meter, die dabei zwischen ihnen lagen, schienen eher ganze Klüfte zu sein, oder Berge, und nicht nur ein paar Tische und Stühle, sowie ein paar Schritte.
Heute jedoch, so dachte Nils, war eine günstige Gelegenheit gekommen, um Nathan doch einmal näher kennenzulernen. Und als sich die Gelegenheit bot, hatte er deswegen rasch zugeschlagen, bevor sie ihm durch zu viel nachdenken wieder durch die Finger gleiten konnte. Ver zu lang zögerte, verschenkte nur allzu oft die einzige Chance, die einem geboten wurde. Auf seinem Stuhl mehr lümmelnd als sitzend, hatte er gelangweilt seine Aufgaben durchgeblättert, während der Aufenthaltsraum halb und halb belebt war, bis die gespitzten Ohren das charakteristische Geräusch eines erst rollenden, und dann herabfallenden Stifts ihm zutrugen. Wie es der Zufall - oder die Vorsehung - wollten war es ausgerechnet Nathans Stift, und Nils war ziemlich schnell dabei, von seinem Stuhl aufzuspringen und den Stift aufzuheben... direkt bevor Nates Finger es schafften, sich um das Schreibgerät zu legen. Hinzu kam, das er dabei in die Knie hatte gehen müssen, und aus der nun entstandenen Nähe nur den Kopf leicht heben musste, um Nathan aus kurzer Distanz direkt in die Augen zu sehen und seinen Blick mit dem eigenen für einige Sekunden festzuhalten. Kaum eine Handbreit trennte seine Nase von Nathans Kinn, welcher sich ebenfalls herabgebeugt hatte, als er seinen Stift wieder aufheben wollte. "Hier.." murmelte er, wobei er den Stift, welchen Nathan schon mit den Fingerspitzen berührt hatte, diesen erst wieder entwendet worden waren.. und dann mit einer sachten Berührung der Finger wieder in Nathans gelegt wurden.. Jetzt hätte Nils eigentlich wieder aufstehen und sich entfernen müssen, aber abgesehen davon das er es nicht konnte, wollte er es auch gar nicht. Er wollte lieber hier am Boden bleiben, dem hübschen Schüler so nahe, nur um zu beobachten.. vielleicht mehr, aber beobachten und über dessen Reaktionen, die möglichen Gedanken und Gefühle nachzudenken, die hinter der klugen Stirn und dem sicherlich ganz weichen Herz schlummerten, zog ihn an wie die Motte das Licht.
Nathan spürte den Stift schon förmlich zwischen seinen Fingern. Allein die hölzerne Oberfläche mit all ihren Kerben und abgerundeten Kanten, die immer spitzer zuliefen, je näher sich das Ende samt Mine ankündigte. Doch das hölzerne Schreibgerät, sollte nur in den zu schnellen Gedankengängen fühlbar geworden sein. Einen ''realen'' Windzug später, sollte sich der Blondschopf schon kurz erschaudernd in der Situation befinden, nicht länger nur den Boden vor sich zu sehen. Der graublaue Boden, dessen einheitliche Oberfläche nur von der Farbe des Bleistiftes unterbrochen worden war, glänzte nun durch die Erscheinung eines menschlichen Umrisses- der dem Blondschopf auf dem zweiten Herzschlag wohlauf bekannt vor kam. So wie sich die Augen nach einem beinah zeitlupenartigen Aufschlag von den Wimpern befreiten, die in ihrer ganzen Länge die Sicht auf das nicht gar so fremde Gesicht verklärt hatten- sollte Nathan schon der Atem fehlen, den er benötigt hätte um auch nur ein einziges Wort hervor zu bringen. Die Luft stockte in der Brust- wurde beim Blick auf die grauen Augen- die so durchdringend wirkten, nnur noch schwerer und versuchte den Herzschlag einzufrieren, der unaufhörlich gegen die Rippen schlug. Teils vor Aufregung, teils vor Angst..aber teils auch vor Überraschung, der Schönheit des Fremden so gegenüber gestellt zu sein.
Nathan, dessen Wangen sich schon ganz heiß anfühlten, wusste nämlich dass er es nie gewagt hätte, den Neuling länger anzusehen, nachdem dieser schon begonnen hatte ihn mit stechenden Blicken zu beobachten. Auf soetwas war Nathan einfach nie vorbereitet gewesen..und zum anderen auch viel zu schüchtern, um entweder dagegen etwas zu unternehmen, oder nach den Gründen zu fragen. Es hatte den Blonden, dessen große, blaue Augen über den Rand der Brille ragten, da diese von der Nase rutschte ohne weiterehin wichtig für die klare Sicht auf den anderen zu sein- einfach unsicher gemacht so angesehen zu werden..war doch die Reaktion, die darauf folgen könnte garnicht vorraus zusehen gewesen.Im Grunde konnten diese Blicke doch jegliche Faszination bedeuten..sowohl im guten, als auch im schlechten Sinne. Und da Nathan doch allgemein von Unsicherheit bestimmt ist, hatte er auch nicht annehmen können, wieso ihn der so schöne Junge aus interessiertem Grund so ansehen sollte. Jetzt- wo es nicht nur die wunderschönen Augen sind, die nur um so wenige Zentimeter von den eigenen, so schlechten Augen entfernt waren- konnte es sich Nate beinah noch schlechter vorstellen..wäre da nicht der so sanfte Ton gewesen, der den feingeschwungenen Lippen entwich, die aus dem Tuch ragten, dass komplett den Hals des Neulings bedeckte. '' D-Danke..'' Entwich es fast automatisch, wenn auch mit einem unsicheren, und emotionsreichen wankenden Unterton durchdrungen, dessen unruhige Oberfläche sich auch in dem intensiven Blau Nathans Augen wiederspiegelte. Seine Fingerspitzen begannen zu brennen, als er spürte wie der andere ihm den aufgehobenen Stift doch in die Finger legte, die sich zuvor noch nach ihm gereckt hatten, bevor sie vom Erscheinen des Unbekannten vom unerwarteten überrascht worden. Etwas unerwartetes..eigentlich etwas, dass den unsicheren Nathan noch schüchterner machte..doch wie er auch schon die Augen für einen Moment kurz schmälerte, um genauer den silbernen Schmuck in der Unterlippe seines Gegenübers auszumachen- schien der Blondschopf schon so gefangen vom ganz eigenen, exotischen Charme zusein, der nur um Handbreite von ihm entfernt war, und auf eine ganhz spezielle Art wusste, ihn zu fesseln ohne den Drang in Nathan zu erwecken, sofort die Flucht zu ergreifen.
Stattdessen schlangen sich die vorsichtigen Finger immer weiter um das dünne Holz des Stiftes- dabei noch den Luftzug streifend, mit dem der Fremde ihm das Schreibgerät in die Finger gelegt hatte. Anschließend schaffte es Nate nur vorsichtig, die Hand an seine Brust zu ziehen, von der er glaubte, sie würde ohne den nun vorhandenen Gegendruck in zwei brechen, und das aufgeregte Herz herausspringen lassen. Die noch freie Hand - wenn auch mit einem unsicheren Griff neben den Brillenbühel- schaffte es dann aber doch das schlichte Modell beim zweiten Versuch auf der Nase gerade zu rücken, und dabei die Sicht noch einmal zu schärfen..ohne die Röte zu kaschieren, die seine heißen Wangen hervorbrachte. Daran konnte auch der verlegene Blick nichts ändern, der sich mit einem nervösen Lächeln ab und an auf die Knie wanderte. Nur verbleiben konnten sie da nicht, zog ihn doch das ungewöhnliche Wirken des Fremden so sehr an, dass er auf dieser Nähe nicht wiederstehen konnte, doch aufzuschauen, und ein weiteres Detail zu erkennen..wie beispielsweise die ungewöhnliche Färbung der Haare. Alles an ihm schien so speziell und anders zu sein..das komplette Gegenteil, von ihm selbst- dachte auch der Blondschopf, der sich noch einmal kurz auf die Lippen biss, bevor sein Kopf ein wenig zwischen seinen Schultern schwand. Er musste zunächst Mut sammeln, um noch etwas hervorzubringen, ohne etwas an dem Moment zu zerstören, der ihm so eigenartig vorkam, ohne ihn zu fürchten. '' Du ist doch.. '' begann er zuerst die Worte zu finden, die von einem weiteren Augenaufschlag begleitet wurden, ehe sie Ergänzung fanden. Im nachhinein, fand er seinen Ansatz sogar so schlecht, dass es Nathan ein weiteres, nervöses Lächeln einbrachte, dass seinen Augen etwas unschuldiges verlieh. ''...wir haben uns schon ein paar Mal gesehen..'' Traute er sich kein Kopfschütteln, nach welchem ihm gewesen wäre. Er musste einfach diesen außergewöhnlichen Jungen im Auge behalten, der ihm schon nichts schlechten wollen würde-wenn er ihm schon den Stift aufhob, und vorallen Dingen so ansah, als wäre er genauso gebannt, wie der unscheinbare, so schüchterne Junge selbst- der garnicht wusste, was auf ihn zukam.
"Stimmt..." murmelte Nils, dessen Stimme man bei den beiden einzigen, einsilbigen Worten die er bisher hervorgebracht hatte, noch nicht recht definieren konnte; etwas kratzig vielleicht, und vielleicht sogar der Grund, warum er eine so besondere Vorliebe für Halstücher und Schals besaß, wie eine andere Bekanntschaft, die er in dem Fall aber einigermaßen unfreiwillig geschlossen hatte, mutmaßte. Er dachte dabei aber noch gar nicht daran, aufzustehen, sondern verblieb nach wie vor mit einem Knie auf dem glatten Fußboden, während das andere sein Gewicht abfederte, und der Oberschenkel als Stütze für den Ellbogen dienen sollte, wie das Knie für die scheinbar verspielten Finger, die mit schlanken, geraden Gliedern ausgestattet waren. Die andere Hand, die den Stift in Nathans Hand gelegt hatte, sank an seiner Seite herab, wo er noch die Hitze der Haut des Brillenträngers an der eigenen spürte. Nicht das seine Haut so besonders warm gewesen wäre, es war mehr die geistige Komponente, die ihn Hitze an jedem Berürhungspunkt fühlen ließ.
Besonders aber sollten die spiegelnden grauen Augen aber an dem ausnehmend hübschen Gesicht hängen, welches Nils aufgrund seiner mangelnden Schüchternheit offen betrachten konnte. Fehlte in seinen eigenen Zügen auch noch immer die Mimik, die es so schwer machte, etwas von seinen tatsächlichen Gefühlen zu lesen, zeigte eine leichte Spannung der Lippen doch die Konzentration an, mit der er Nathan betrachtete, der leichte Funken von Neugier in seinen Augen. Nils hatte das Gefühl, als könnte er sich gar nicht satt sehen an Nathan, und tatsächlich kam das der Wahrheit nahe, denn die Reichhaltigkeit von Nathans Gefühlen konnte dieser kaum verstecken, vermutlich nicht einmal, wenn er es versucht hätte. Jedes schüchterne Blinzeln, verrücken der Brille oder auffälliges Erröten war Kommunikation in einer Sprache, die Nils vorenthalten blieb, aber die er sehr wohl verstand.. und nach der es ihn verlangte, wie er sich selbst eingestehen musste. Von dieser Tatsache ernüchtert, war er es, der plötzlich den Blick senken musste, so das die etwas kürzeren geschnittenen, aber noch immer langen Haarsträhnen in seine Stirn fielen. Vom blonden Schopf verdeckt, fielen die Strähnen ab der Wangenpartie in grüngrauer, leicht verblichener Farbe herab und verliehen seinem Gesicht etwas exotisches.. Weniger ungepflegt, wie man vielleicht bei herausgewachsenen Haarfarben vermutet hätte, als viel mehr willkürlich. Nils, der sich viel aus seinem Aussehen machte, und das nicht nur aus Imagegründen fragte sich zum ersten Mal, ob ihm der eigenwillige Stil nun eher Steine in den Weg legte, während er die Augen über Nathans Kleidung wandern ließ. Konservativer und zurückhaltender konnte man sich in seinen Augen nicht mehr kleiden, sogar altmodisch könnte man behaupten..
Nach kurzem Zögern folgten seine Blicke der Hosennath weiter nach oben über das dunkelblau der Strickjacke, hin zum etwas helleren Blau des Pullunders, und schließlich über den weißen Hemdkragen hin zur samtigen Haut des Halses und dem anziehenden Blau der Augen, das sich mit der Kleidung gar nicht vergleichen ließ. "Ich hab dich hier schon ein paar Mal gesehen.. immer beim lernen." fügte er schließlich an, bevor das Schweigen sich zu lange ausdehnte, und einen unangenehmen Zug annehmen konnte. Wie um diesen Bann zu brechen, erhob er sich aus der halb hockenden und halb knienden Haltung, um federnd wieder auf die Beine zu kommen, was den schwachen Duft von Nelken mit sich trug, zu schwach, als das man sicher sein konnte, ihn wahrgenommen zu haben, befand man sich nicht in unmittelbarer Nähe des Testpiloten, der den sitzenden Nate nun überragte und einen Daumen locker in die Hosentasche schob. In der vertrauten Pose Sicherheit findend, konnte er auch die Lider leicht senken, um Nates Blick wieder zu suchen, zwar auf ihn herabsehend, aber nicht herabwürdigend, sondern einfach aus dem Größenunterschied heraus. "Ich heiße Nils.. aber du kannst John zu mir sagen." stellte er sich dann spontan vor. "Wie du willst." Eine Erklärung dafür fügte er nicht an, und obwohl er gespannt war, wie Nathan reagieren würde, was er tun würde, gelang es ihm noch immer nicht recht, eine Miene zu verziehen. Zu deutlich war er sich außer Nathan, dem er fast seine gesamte Aufmerksamkeit geschenkt hatte, noch die Umgebung im Bewusstsein. Wie etwa das blubbern der Kaffeemaschine, oder der Schritte, die man auf dem Gang gehört hatte, seit Nathan der Stift heruntergefallen war. Für den stets wachsamen und misstrauischen Nils Grund genug, angespannt zu bleiben und nur äußerlich die teilsnahmslose Ruhe auszustrahlen, die für ihn charakteristisch war.
Nate, dem das Herz vor Aufregung immernoch bis zum Hals schlug, kam dennoch nicht umhin, all die kleinen Feinheiten an dem Fremden zu bemerken- die ihn so besonders machten.. und damit den Brillenträger durch die außergewöhnliche Mischung fesselten. Besonders war diese Tatsache aus dem Grund, da Nathan dazu neigte sich vor allem zu fürchten, was neuartig oder fremd war. Es riss ihn aus seiner Sicherheit, die er sich müssig aufgebaut hatte, und in der er sich so wohl fühlte wie in seiner dunkelblauen Strickjacke, die der Zeit längst entglitten war. Aber gerade das wollte wohl das Unterbewustsein des Jungens bewirken..seine Eigenheit, die er vertrat obwohl er genau wusste wie ihn andere in seinem Alter bezüglich seiner Kleidung anstarren würden, und es sich nicht nehmen lassen würden- darüber ihre Scherze zu machen. Diese störten den Jungen immerhin nicht so tragisch, weil er ein eigenes kleines Nest dadurch besaß, eigen zu sein- sowie ein Ziel, ein guter Student zu werden, und nicht seinem Cousin auf den sprichwörtlichen Taschen zu liegen..
Natürlich braucht man dafür auch ein Potenzial an Stärke, dass Nathan durchaus besitzt- wenn auch nicht wirklich sichtbar. Denn die Unsicherheit und Schüchternheit, lassen ihn oft nachgeben und veranlassen ihn dazu den Blick gesenkt zu halten und sich einem scheinbar übermächtigen Wiederspruch zu ergeben. So wie zum Beispiel im Fall des Kabelträgers, der ihm immer merkwürdige Spirtznamen gegeben hatte, und auch nicht davor zurück schreckte, dass Studienwerk mit seinen fettigen Fingern zu beschmutzen.. nur weil der kleinlaute Blondschopf die Konfrontation genauso fürchtete, wie die Gewalt und es daher nicht schaffte, dass Gegenwort zu erheben. Immer verblieb er still und bedrückt.. doch nicht so in diesem Moment, wo im die Fremdartigkeit des sich ihm als Nils vorstellende so sehr bewegte, dass er es kaum wagte mit dem Blicken von seinem Gesicht abzulassen. Sein Blick für Details, der ihm auch oft beim lernen half- war ihm auch dabei vom großen Vorteil, da es dem blonden Brillenträger dadurch möglich wurde, Nils noch weiter zu erfassen..waren seine Gesichtszüge auch noch unbewegt. Nathan reichten bereits die grausilbernen Augen aus- und der Ton der kratzigen Stimme um nicht mehr von dem schönen Gesicht loszukommen, zu dem sie gehörten. '' Wirklich?'' War es dem jungen Nate dann aber noch vor der eigentlichen Vorstellung von Nils entglitten. Dem Ausdruck, der sich auf die größer werdenen , irritierten blauen Augen legte- sprach schon dafür, dass der Blonde völlig überrascht von der Tatsache gewesen war, dass der Fremde mit dem Halstuch ihn sogar öfter beobachtet hatte. '' Ich erinnere mich auch an ein paar Momente..in denen ich dich gesehen habe..'' Versuchte Nate im Gespräch zu bleiben, und senkte aus dem Reflex die Augenlieder ein wenig in dem Moment, in dem ihm die Verlegenheit erneut in die Wangen stieg. Dabei half es auch nichts, sich über den Brillenbügel zu streichen und dabei einige der blonden Strähnen zurück zu kämmen..wo sie doch eh viel zu fein und zu kurz waren, um hinter dem Ohr zu verbleiben. '' Ich wusste nur nicht..wieso'' war es ein deutlich nervöses, beinah entschuldigendes Lächeln, was Nathan dann doch mit dem Blick seiner blauen Augen an die Nils richten konnte. Nur das hilflose Schulterzucken blieb seiner Gestik fern, da es für Nate eh bei einem Blick auf Nils Gesicht- viel zu spät war um sich in irgendeiner Hinsicht zu verstecken. Das sagte ihm schon der intuitive Feinsinn- dem es jedoch an Selbstbewustein fehlte um sicherer zu wirken. So waren es auch erneut die Finger, die am Saumen der Ärmel zupften, um sich zu beruhigen. '' I-ich meine damit, dass ich deinen Blick nicht einschätzen konnte.'' Wollte sich der schüchterne, so ehrliche Nate dann doch noch aus seiner Verlegenheit retten und senkte mit einem raschen Blinzeln den Blick genau in dem Moment, in dem Nils begann sich aus seiner Hocke zu lösen. Hierbei war es der sachte Windhauch samt einer Spur eines Duftes, der Nates Haarspitzen dazu brachte, kurz aus seinem Gesicht zu wehen, und für eine frische Brise zu sorgen, welche die Wangen lindernd kühlte.
Nur das Herz des Jungen, sollte die Finger dabei rasch dazu bringen, an die Oberschenkel zu wandern und sich daran festzuhalten- wenn es das pulsierende Lebensorgan schon nicht gekonnt hatte, so haltlos wie es in der Brust schlug und stehts den Eindruck vermittelte, anzuschwellen und auszubrechen. All dass lag in den großen Augen, die es wagten dann doch zu Nils aufzublicken, dessen Schönheit sich bereits in das Gedächnis des blonden Brillenträgers gebrannt hatte. Er bemerkte dabei, dass er wirklich Nils ' anders sein' nicht als störend empfand.. so dass er über die Tatsache sicher noch mehr überrascht gewesen wäre, dass Nils sich darüber Gedanken gemacht hatte- ob sein Stil so passend sein würde, wenn er mit ihm- Nathan befreundet sein wollte. Dieser wartete jedoch während er Nils bewunderte, dessen Vorstellung ab- bevor er erneut ins staunen geriet, und den Kopf vorsichtig ein wenig schief neigte. '' Wieso John?'' Fragte er deutlich unschuldig, und entschuldigte sich daraufhin folgend sogleich mit einem Lächeln- sowie einem sachten aufzucken der Schultern. '' Ich finde Nils auch ganz schön..'' murmelte er hinzufügend. '' Ich bin Nathan Weiß.. aber nenn mich ruhig Nathan.'' sollte der Junge dabei nicht vergessen, sich ebenfalls vorzustellen und den Stift dabei nicht mehr all zu sehr in der Hand zu zerdrücken, die sich zusätzlich am Oberschenkel fest gemacht hatte. Wirklich vorstellen konnte er es sich immer noch nicht, wieso Nils ihn so aufmerksam beobachtet hatte..wieso er ebenso nicht von ihm loszukommen schien- wie es Nate nicht schaffte seinen schüchternen Blick zu lang zu entziehen. Immerhin war er auf eine anziehende, offensichtliche Art schön und interessant- so dass sich Nate vorstellen konnte, dass Nils bereits viele Bewunderer und sogar Verehrer besaß, denen es so ähnlich gingen musste- wie seinem schwachen Herz in diesem Augenblick. Fragend waren somit die Blicke erneut zu dem Testpiloten mit der ungewöhnlichen Färbung des Haares gewandert. ''Ich weiß nicht, ob du es vielleicht interessant gefunden hast..'' murmelte er dabei, und legte den Stift dabei nicht aus seiner Hand. Lediglich die freie Hand löste sich vom schützenden Oberschenkel, um auf das Buch und die darunterliegende Liste zu streichen. Auch der liebevolle lick des Jungen verblieb einen Moment lang auf dem Buch. '' Aber ich lerne für mein Studium, was ich gerne machen würde..dafür helfe ich auch im Archiv aus.'' War es ein kurzer Einblick, den Nate Nils gegben hatte- um schließlich wieder zu ihm aufzuschauen. Hoffen hatte auch den blonden Brillenträger dabei ergriffen, da er unbedingt wissen wollte, was Nils an ihm gefunden hatte..wo doch lernen, etwas so langweiliges gewesen war..zumindest, für die meisten. '' Dubist sicher neu hier am Komplex, oder?'' War es wieterhin eine vorsichtige Frage, die der Junge seinem vorsichtigen Blick noch anzufügen hatte. Getraut hatte er sich dabei noch nicht, Nils danach zu fragen, ob er sich setzen mochte. Dafür, war er immer noch viel zu aufgeregt gewesen- wie man ihm ganz offensichtlich hatte ansehen können..
Nils, der sich gern in der Betrachtung des feinen Blondhaars verlor, streifte mit den Augen beinahe liebevoll über die schillernden Bahnen, denen das einfallende Licht eine Spur von Gold verlieh. Gold war aber nicht die Assoziation, die er bei diesem Anblick fand. Zum einen war das Haar nicht so leuchtend, wie das wertvolle Edelmetall, und nicht so kräftig in der Farbe. Viel mehr erinnerte ihn der feine Glanz an Sterne, die ebenso fahl waren, aber in ihrer Schönheit zumindest Nils Meinung nach Gold verblassen ließen, um in ihrem eigenen Glanz wie Diamanten zu funkeln. Sanft entließ er den Atem zwischen den Lippen, was ein mattes Seufzen zutage brachte angesichts seiner halb poetischen, halb romantischen Gedanken, die er doch nie wirklich in Worte kleiden konnte. Aber was waren schon Worte, wenn man die Intensität des Gefühls, des Bildnisses vor dem inneren Auge auskosten konnte? Nichts... zumindest so lange nicht, bis man das Bedürfnis hegte, diese Gefühle mit anderen zu teilen.
Der melancholische Zug sollte aber nicht lange auf seinem Gesicht verbleiben, und die leicht geöffneten Lippen sich wieder schließen, als Nate zu einer Antwort ansetzte. Diese entlockte Nils sogar ein schwaches Lächeln, das seine Züge weicher werden ließ, und ihn weniger kühl und abweisend aussehen ließ. "Das hab ich schon öfter gehört." stimmte er dann zu, nicht ohne einen Augenblick später noch eine Erklärung anzufügen. "Dass man meinen Blick nicht einschätzen kann, meine ich.." Irgendwie war er darauf in einem distanzierten Teil seiner selbst stolz; ein entfernter Teil, da er seine Gefühle sorgfältig abzuschirmen pflegte - anders wäre es auch nicht möglich gewesen, so undurchdringlich zu sein. Und natürlich hatte er gute Gründe so zu sein wie er war.. die hatte schließlich jeder. "Ich weiß auch nicht warum." sollte Nils dann aber relativ freimütig von sich geben. Schließlich wusste er selbst noch nicht, was es nun genau war, das ihn an Nathan so angezogen hatte. Genauso wenig wollte er aber enthüllen, das er Nathan nun näher kennenlernen wollte, um herauszufinden was es war.. Ein Schulterzucken seinerseits sollte dann schließlich dazu dienen, die Situation ein wenig aufzulockern, und nicht etwa desinteresse ausdrücken. Vielleicht hatte ihm ja einfach gefallen das Nathan so anders war als andere. Man sah ihm an, das es so war, und schon allein aufgrund der Tatsache wollte Nils das nicht mehr hinzufügen. Es war, wie fast immer bei ihm, ein Thema bei dem er sich in mysteriöses Schweigen hüllte.
Es stimmte schon; wo immer er hin kam, fanden sich über kurz oder lang Verehrer und Verehrerinnen. Seine unterkühlte Art, die Extravaganz und das ganz eindeutig gute Aussehen wirkten so anziehend, das Nils sich schon oft insgeheim geärgert hatte, das er keine Trophäe war. Je abweisender er wurde, um so anziehender schien er auf andere zu wirken, was er nie verstanden hatte. Und je anziehender er wurde, um so weniger war er gewillt, irgend etwas von sich zu teilen. Eifersüchtig hütete er jedes Detail, jede Gefühlsregung... bis es ganz und gar zur zweiten Natur geworden war. Aber Nathan war nicht so. Man musste kein großer Menschenkenner sein um zu bemerken, das dem schüchternen Jungen solches Denken gänzlich fremd war. Nils konnte sich schon vorstellen, das Nathan tief betroffen und traurig wäre, das es überhaupt Menschen gab die so waren. Ein Grund mehr für Nils, mit dem Bein einen Stuhl heranzuziehen und sich Nathan gegenüber niederzulassen, von wo aus er wieder in Augenhöhe mit ihm sprechen konnte. "Ich wusste schon, das du so heißt." gestand er dann. "Es ist ein hübscher Name. Ich kenne sogar die Bedeutung.. Weiß, white." wiederholte er, um zu zeigen das er es wirklich wusste. "John ist mein Familienname." führte er dann auch weiter aus, die Überleitung nutzend. "Die meisten nennen mich John.. ich mag es so." schloß er dann, wobei er dem Gedanken nachhing, das er sich vorstellen konnte, das Nathan seinen richtigen Vornamen benutzte.. wahrscheinlich hatte er sich deswegen auch als Nils vorgestellt, etwas, das er sonst nicht tat. Nathan war etwas Besonderes, daran bestand kein Zweifel, schon als dieser wieder das Wort ergriff, und ein wenig von sich selbst erzählte. Das er klug war hatte Nils ja ohnehin schon vermutet... er sah schon aus wie ein Musterstudent, fand er.
Statt einer Antwort lächelte Nils nur noch einmal.. er hätte sagen können, das er es interessant fand, oder das Nathan für fleißig hielt.. aber solche Dinge fand er immer schwierig in Worte zu fassen, so das er es dabei beließ. Zumal er weder Lernen noch Studium ewas abgewinnen konnte. Bei Nathan war es aber irgendwie anders.. inwiefern anders musste Nils aber selber noch herausfinden. "Ich bin vor einer Woche erst angekommen." stimmte er daher zu, als Nathan die Frage gestellt hatte. "Aber ich gehe hier eigentlich nicht zur Schule. Ich besuche nur ein paar Kurse wegen meiner Arbeit als Pilot.. Testpilot." korrigierte er. "Fortbildung, sozusagen.."
Nathan konnte nicht leugnen, dass er immer noch aufgeregt war. Dennoch war die Gradwanderung zwischen Aufregung, Vorsicht und Anziehung so fesselnd, dass ihm immer noch nicht der Gedanke gekommen war, zu flüchten. Und genauso wie Nils bereits vermutete, so würde der unschuldige Blondschopf niemals darauf kommen, Nils Interesse für sich zu nutzen. Sich wichtig machen gehörte nie zu den Eigenschaften die Nathan ausgemacht hatten- und die ihm fehlten um den schönen Testpiloten zur Trophäe oder Statussymbol zu machen. Er konnte sich ja auch immer noch nicht vorstellen, wieso Nils sich für ihn interessierte, wo seine eigenen Interessen doch wirklich sehr 'verstaubt' waren, und sich hauptsächlich mit Büchern beschäftigten. Aber auch dies war nur ein Teil von dem sensibelen Jungen, der gespannt zusah, wie Nils den Daumen in seiner Hosentasche geschoben hatte, und seine lässige Haltung beibehielt, bis er dazu überging sich auf einen Stuhl niederzulassen. Keinen Moment verlor Nathan ihn dabei aus den Augen und fühlte sich von jedem Wort, dass Niels Lippen verließ berührt. Es machte dabei auch keinen Unterschied, dass Nils selbst keine Antwort darauf wusste, wieso er ihn, Nathan so oft beobachtet hatte. Das was Nathan seiner Tonlage und seiner Gestik entnehmen konnte, war rein gutartig.. und machte es überflüssig, völlig ergründet zu werden. Das zutrauen, die sympathie die Nathan schon geknüpft hatte, war dafür ausschlaggebend gewesen. Vielleicht war es sehr waghalsig- gerade für den sonst so vorsichtigen Jungen- doch Nate hätte sich nichteinmal dagegen wehren können, wenn er gewollt hätte. Stattdessen rutschte er auch wieder an den Tisch heran, und hob die Hand mit dem Bleistift zurück auf die glatte Oberfläche.
Aber mit den Überraschungen, schien es immer noch nicht vorbei zu sein. Ja, sogar die um einen hauchfeinen Ton dunkleren Augenbrauen unterhalb des blonden Ponys, sollten sich wölben- als Nils auch preisgab, von dem Namen des zukünftigen Studenten bereits zu wissen. Dabei konnte Nate nichteinmal bestimmen, ob er nun erstaunt darüber war, dass sich Nils bereits erkundigt hatte- oder ob er darüber verzückt war, dass der Testpilot die Bedeutung seines Namens kannte. Zumindest ließ ihn der letzte Fakt erneut erröten und brachte die Lippen dazu, sich erneut zu einem sanften Lächeln zu verziehen, dass die Wangenknochen ein wenig hob- und den Blick der blauen Augen noch friedlicher wirken ließ. '' Danke.. es ist ja ein deutscher Name. Das du seine Bedeutung kennst überrascht mich.'' Nahm er unsicher, aber glücklich das Kompliment an, dass ihm Nils gemacht hatte. Jay machte ihm oft Komplimente..und es war ihm dabei immer noch mindestens genauso peinlich, wie es die Konfrontation mit Komplimenten seitens Jody oder Seans peinlich ist. Nate hatte einfach keinen Zugang dazu, einen Weg zufinden, damit anders umzugehen, als den verinnerlichten zu nehmen. Innen konnte er sich immerhin freuen..am liebsten ohne Worte und zusätzlich mit viel schützender Nähe. '' Immerhin, ist hier deutsch nicht so gängig.'' War die Aussage wieder mit einem Lächeln verbunden, dass entschuldigend die Unsicherheit aufzeigte, die Nathan zweifelos bestimmte.
Somit konnte Nate froh sein, dass seine Freunde seine Reaktionen nie missverstanden..und so hoffte er auch, dass Nils keinen falschen Eindruck von ihm gewann, wenn er so schweigsam und einsilbig verblieb. Den Worten allein konnte man ja auch nicht anmerken, dass er sich darüber freute. Hätte der Blonde jedoch gewusst, wie feinsinnig Nils seine Stimmungen und Reaktionen aufnehmen konnte- hätte er sich sicherlich darüber keine so großen Gedanken gemacht, die nun seine Stirn zeichneten. Er wollte doch nur den exotischen, und mysteriösen neuen Bekannten nicht verlieren, der sich schon in sein Herz geschlichen hatte..'' Eine Woche..das ist aber noch nicht lang.'' Ging der Brillenträger dann aber lieber auf die Aussage des Testpiloten ein, die er mit einem interessierten weiten der Augen verfolgt hatte- ehe sich der Ausdruck auch schon wieder in einem verlegenn Blinzeln verlor. Einen Ellenbogen stellte der Junge bei dieser Gelegenheit auch sogleich auf den Tisch auf- so dass er die Hand in seinen eigenen Nacken gleiten lassen konnte, und dadurch eine leicht zusammengesunkene Haltung annahm. Jedoch weniger angstvoll- als viel mehr entspannt- durchzogen mit einer Spur Hiflosigkeit. '' Ich war in meiner ersten Woche hier ganz verloren.. ungefähr vor ein- und einem halben Jahr müsste es gewesen sein. Durch ein Stipendium bin ich hier her gekommen.. aber das gilt zunächst nur für den Schulabschluss, den ich diesen Sommer mache. Für das Studium qualifiziere ich mich erst noch..deswegen lerne ich auch so viel.'' Versuchte Nate ein wenig zu erklären, wieso man ihn immer nur lernend antraf. Selbst Nils, der ihn bisher nur eine Woche hatte sehen können, hatte den Brillenträger durchgänig beim lernen erwischt. '' Aber ich mache es ja gern..genauso wie die Arbeit im Archiv..'' wurde die Stimmfarbe eine Spur weicher, gleich den Blicken die zur Liste streiften. Jene wurde sogleich folgend mit den Fingerspitzen unter dem Buch hervorgezogen. '' Als Tetspilot bist du sicher schon viel herumgekommen..das war sicher immer sehr aufregend.'' Mutmaßte er ebenso vorsichtig, wie er den Blick auf Nils hob, dessen Lippenpiercing silbern glänzte, und zu der Farbe seiner Augen genauso perfekt zu passen schien, wie es die ungewöhnlichen Farbtöne hielten- die der Testpilot am Kopf trug. Mit einem innerlichen seufzen, was gerade noch die Schultern dazu brachte, ein wenig zusammen zufallen- war sich Nate auch sicher, dass Nils so speziell war, dass diese Kombination auch wirklich nur an ihm gutaussehen würde.
''..ich finde das sehr spannend..aber auch gefährlich. Deswegen wäre ich für so einen Beruf auch garnicht geschaffen.'' Schüttelte der Junge mit dem beibehaltenden Lächeln den Kopf. '' Ich will in die Wissenschaft gehen.. im technischen Bereich. Dafür gibt es hier die besten Vorraussetzungen um auch der Materie nah zu sein..den ganzen Mechs. Mein Cousin war auch einmal Testpilot.'' zuckten die Schultern erneut auf, bevor das vorsichtige Lächeln sich begann, weiter zu festigen. '' Aber somit haben wir ja beide damit zutun...'' freute sich der Brillenträger nämlich über die dabei festgestellte Gemeinsamkeit. Es war ihm nicht wichtig, in allen Punkten übereinzustimmen..doch ließ es ihn irgendwo hoffen, wenn er eine Gemeinsamkeit mit Nils findet, dass sich ihre Bekanntschaft auf keinen Fall im Sande verlief. Er spürte, wie er gern Zeit mit ihm verbrachte..auch wenn die silbergrauen, kalten Blicke ihm ein ewiges Rätsel sein würde. Ein Rätsel, mit dem sich Nate aber arrangieren konnte, solange Nils nur länger am Komplex blieb. Da der rege Pilotenmangel aber auch in Form von Gerüchten bereits bekannt gewesen war, konnte der Blondschopf sich auch nicht vorstellen, dass Nils nur ein paar Wochen blieb.
"Also.. eigentlich bin ich ja kein Testpilot." nahm Nils den Faden des Gesprächs wieder auf, erstaunt darüber das tatsächlich ein Gespräch zustande gekommen war. Jetzt wo sie einander gegenüber saßen, war es auf einmal nicht mehr so schwierig, wie es im ersten Moment ausgesehen hatte. Nathan war süß.. und wie Nils schon vermutet hatte, überaus klug. Außerdem wirkte die offensichtiche Schüchternheit des schönen Blonden Jungens auf Nils schon wieder anziehend, die Zurückhaltung sprach ihn bei weitem mehr an, als jeder noch so coole Spruch. "Ich habe meine Pilotenlizens schon seit ein paar Jahren, aber... Militärstil liegt mir nicht besonders." erzählte er ein wenig, jedoch verfiel er rasch wieder in Schweigen, da er nicht davon ausging, das Nathan allzu viel Kenntnisse über die Feinheiten eines Mechpiloten wusste. Was von außen noch recht einfach aussah, gestaltete sich im Inneren doch wesentlich komplizierter. Ein Pilot war nicht gleich ein Pilot, so wenig wie ein Mech einfach nur ein Mech war. Ein schwaches Lächeln und ein erneutes Schulterzucken, dann setzte Nils wieder dazu an weiter zu sprechen. "Den Tester-Job hier an diesem Komplex habe ich nur angenommen, weil mich die Herausorderung gereizt hat, und weil ich bei den Konditionen viel mitbestimmen konnte." Schließlich war man auf ihn angewesen.. und so dringend wie ein Pilot mit seinen Werten und Voraussetzungen gesucht worden war, hätte die Projektleitung wohl sogar noch tiefer in die Taschen gegriffen, wenn das Budget das hergegeben hätte.
So oder so, Nils war einigermaßen froh, das Projekt angenommen zu haben, auch wenn ihn die Unterrichtsstunden nervten. So hatte er wenigstens Nathan kennengelernt, oder war viel mehr dabei. "Was ich eigentlich sagen wollte war, dass ich etwas deutsch verstehe. Ich habe meine Kindheit in Skandinavien verbracht.. dort gab es den Sommer über viele deutsche Touristen, und ich hatte mich immer schnell mit den Kindern angefreundet." Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen, als sich der Blick irgendwo in den Erinnerungen an eine längst vergangene Kindheit verlor. Natürlich hatte er als Kind nur seine Muttersprache gesprochen, so wie die Kinder, die er kennengelernt hatte, nur die eigene jeweilige Sprache sprachen. Aber Kinder waren manchmal so herrlich unkompliziert, dass es ihm nicht schwer gefallen war, in den Wochen über die verschiedensten Sprachen zu lernen; zumindest einige Brocken, genug um sich mit viel guten Willen verständigen zu können. Und ein Teil davon war ihm bis heute geblieben. Rasch sollten sich die grauen Augen klären und wieder zu Nathan finden. Wie er ihn so ansha, fand Nils, das Nathan noch immer irgendwie verloren aussah, fast genauso wie er eben seine erste Zeit am Komplex beschrieb. Er konnte sich den verschüchterten Jungen gut vorstellen, weit weg von zu Hause und ganz allein. Nicht schön, fand Nils. "Ich hab mich schon ganz gut eingelebt." sagte er daher. "Eine Woche reicht mir dafür. Ich bin ja eigentlich oft unterwegs. Das kann manchmal ganz schön stressig sein. Aber das Projekt das ich angenommen habe, dauert wahrscheinlich noch einige Monate, bis es vollendet wird... Vielleicht sogar ein ganzes Jahr." mutmaßte Nils, dem man so etwas schon angedeutet hatte. "Bis dahin wirst du dann dein Studium sicher schon angetreten haben... ich könnte mir das für mich selber gar nicht vorstellen." zuckte er erneut leicht mit den Schultern. Ebenso wenig, wie er sich Nathan als Pilot vorstellen konnte. Sie waren eben doch recht verschieden, aber das störte Nils nicht besonders. Er wusste nicht einmal selber, ob Pilot sein Traumjob war, oder jemals gewesen war. Tatsache war das er nicht wusste, was er sonst machen konnte. Er konnte sich nichts anderes vorstellen.
"Hat dein Cousin inzwischen eine richtige Lizens?" erkundigte er sich aber aus reinem Interesse dann doch bei Nathan, da dieser in der Vergangenheitsform gesprochen hatte. Ganz allgemein unterhielt Nils sich gern mit Nathan.. lieber als mit jedem anderen, den er bisher am Komplex kennengelernt hatte, aber die Unruhe des Raums wirkte auf ihn schon beinahe wieder bedrohlich, obwohl nichts an dem sonnigen und lichtdurchfluteten Raum irgend eine Gefahr darstellen konnte. Es waren wohl wirklich die Schüler an sich, die seine Kopf- und Schulterhaltung so konstant gespannt hielten. Vielleicht war es aber auch nur eine berufsbedingte Stressreaktion; Nils konnte nie so richtig abschalten. "Halte ich dich vom lernen ab?" erkundigte er sich daher noch einmal sicherheitshalber. Er mochte Nathan.. nicht die beste Art also, ihm das zu zeigen indem er ihn von seinem angehenden Studium abhielt.
Auch Nathan hatte sich zu beginn des Gespräches nicht vorstellen können, dass sie es schaffen würden einen Dialog aufrecht zu erhalten. Zu viel angst hatte der Brillenträger davor gehabt bei Nils Anblick zu verstummen- da dieser doch etwas größer- und vor allen Dingen eindrucksvoll gewesen war. All die gehegten Befürchtungen trafen aber nicht ein, und erlaubten es dem Blondschopf sogar, mit einem weicheren Lächeln die Schultern etwas sinken zu lassen. Für seine Umgebung hatte er schon längst keinen Sinn mehr geöffnet- so traniert war er allein schon beim lernen, dass er oftmals in die Pausenräume verlagerte, anstatt im eigenen kleinen Zimmer. Stille- so fand Nathan nämlich, konnte zu gewissen Anteilen schon ebenso bedrohlich wirken, wie es die Anwesenheit bestimmter Menschen tat. So konnte er sich weitaus mehr entspannen, wenn er wusste dass er nicht ganz allein gewesen war..solange er mit niemanden direkt etwas zutun haben musste. '' Ach..du bist ein ausgebildeter Pilot!'' war es nicht sonderlich laut gesprochen, doch mit dem milden Erstaunen des interessierten Nathans, der seine Hand kurz an die Lippen gezogen hatte, um den Ausdruck an Überraschung höflich zu kaschieren. '' Entschuldigung.'' meinte er zusätzlich mit einem kleinen Lächeln, dass Nils Augen genauso traf wie der eigene Blick, der sich hinter den starken Brillengläsern spiegelte. '' Das habe ich dann falsch verstanden. Der Pilotenjob ist doch auch um weiten umfangreicher wie der eines Testers, könnte ich mir vorstellen. Immerhin.. muss man doch die Einsätze mit den Modellen bestreiten..und sie nicht nur für den Zeitraum der Fertigstellung begleiten.'' Wurde Nate immer leiser, da er merkte, wie sehr er doch schon wieder das Interesse aus ihm herausprudelte, und gewiss folgend viele Fragen aufgeworfen hätte- die er dem armen Nils nicht gleich stellen wollte, wo er ihn doch gerade erst kennenlernte. '' Und du besitzt die Lizens sogar schon seit ein paar Jahren? Wow..das toll.'' War der Junge immer noch voll von ehrlicher Begeisterung, die sich nur nicht überschwänglich zeigte..viel mehr verinnerlicht aus den Augen strahlte, oder die wachsame Art, mit der sich Nathan im Gespräch hielt. Das Projekt muss aber wirklich wichtig sein- dachte er sich zusätzlich- wenn die Projektleiter schon soweit auf ihre Tester eingingen, dass sie sogar Konditionen ermöglichten, mit denen sogar ein ausgebildteter Pilot einverstanden gewesen war.
Das aber gerade dieser Fakt ein gewisses unbehagen im klopfenden Herz zurück ließ- bemerkte Nathan trotz des unruhigen Glücksgefühls. Etwas daran gefiel ihm nicht- konnte er es auch noch nicht genau bestimmen, und nur in einem runzeln der glatten Stirn festhalten. Jedoch musste der Blonde im selben zug eingestehen, dass ihm dieses Projekt die Begegnung mit Nils verschafft hatte..und somit, schien es doch etwas gutes zu haben..ganz davon abgesehen, dass er Takami nach seiner Meinung über das Projekt fragen konnte, wenn ihn das unwohle Gefühl nicht los ließ. Jenes sollte, wenn auch nur vorübergehend Zerstreuung finden, da Nils begann von seiner Herkunft zu sprechen. Das war etwas, was Nathan viel mehr wie jedes Wissenschaftsfach oder jedes Buch interessierte. Die Geschichte der Menschen, die ihm etwas bedeuteten..waren doch auch ungemein interessanter und intensiver zu fühlen, als jede geschriebene Zeile an Wissen. Das Blau der Augen füllte sich dabei regelrecht mit spiegelnden Glanz, der perfekt zu dem Lächeln passte, dass die geröteten Wangenknochen erneut anhob. '' Skandinavien ist wunderschön..'' sprach Nathan mindestens in einem genauso harmonischen Ton an, wie es dem Wort 'wunderschön' auch nur gerecht wurde. Abgesehen davon, war es vorallem auch Nils, den Nathan wunderschön fand..würde er auch nie soweit gehen, dem schönen Piloten diese Ansicht mitzuteilen. ''Ich glaube auch, dass meine Eltern früher mit mir einmal in Norwegen im Urlaub waren. Sie lieben die Seefahrt, deswegen ging es eigentlich immer im Sommer ans Meer. Am liebsten hatten sie jedoch die Nordsee, da sie nicht allzu weit entfernt war..'' ..und damit auch kostensparender. Nathan war nicht jemand, der sonderlich gern oder fiel verreiste. Aber er konnte sich schon Urlaube oder Ausflüge in schöne Gegenden vorstellen, die ihn auch interssierten- oder die seine Liebsten Interessant fanden. Allein das kurze Lächeln der Erinnerung, welches Nate auf Nils Lippen kurzzeitig hatte ausmachen können- wäre es Wert einmal den Ort seiner Heimat zusehen.
Viel mehr Zeit blieb dem Jungen jedoch nicht, dem Lächleln mit träumerischen Blicken nachzuhängen, in denen er sich oftmals verlieren konnte, ohne es zu bemerken..oder erst, wenn die Brille wieder von der Nase rutschte. Nils sollte immerhin dann dazu übergehen, erneut fragend das Wort an ihn zu richten, und dabei auf Abel anzusprechen. Blinzelnd musste sich Nate dabei kurz besinnen, und die Ellenbogen wieder soweit aufstellen, dass die Schultern sich mehr strafften und die Hände zur Stütze des Kinns machten. '' Er..hatte eine.'' musste Nate sorgfältig überlegen, wie er das Thema ansprach. Gerade, da dieses in Abels fernbleiben stattfand, wollte er erstrecht nicht, dass man von ihm falsch dachte. Doch mit einem weiteren, suchenden Blick den er an Nils wendete- wusste der Brilelnträger schon, dass dieser klug genug war um dem Engländer keine Schwäche zuzusprechen, oder ihm überschüssiges Mitleid entgegen zu bringen. Wenn Nate immerhin etwas über seinen Cousin gelernt hatte, dann war es dessen Meinung zu mitleidigen Blicken, oder helfenden Händen die ihn versuchen zu unterstützen, indem sie seine Handlungsfähigkeit, die er noch besitzt zu untergraben. Aber Nils wirkte nicht wie jemand, der großartig Öffentlichkeit suchte..er wirkte wirklich wie jemand, mit dem Nate glaubte über alles sprechen zu können, wenn er sich nur traute.. '' Abel hatte vor über einem Jahr seine Lizens als Pilot, und war auch sehr gut..deswegen hatte sein Projekt schnell große Fortschritte gemacht. Ich weiß nicht, ob dir der Name Hierad Chidre etwas sagt.'' Unterbrach Nate kurz seine Ausführung mit einem Blick auf Nils undurchsichtiges Augenpaar, bevor er Haltung durch die Ellenbogen aufgab, und lieber die Ärmel seiner Strickjacke über die Fingerknöchel zupfte, nachdem die Arme dem Tisch auflagen. '' Jedenfalls hatte er einen Unfall beim ersten Test im freien, und überlebte die Explosion ganz knapp. Heute ist er wieder genesen, aber kann Aufgrund der nachhaltigen Verletzungen den Pilotenberuf nicht mehr ausüben.'' Nate, dem viel an seinem Cousin lag, ohne wirklich nah in seiner Nähe sein zu müssen, kämpfte schon mit dem mitfühlenden Ausdruck auf seinem Gesicht. '' Es war sein Traumberuf gewesen..'' Gab er Nils sogleich die Erklärung, da er dem schönen Piloten schon ansehen konnte, dass er wiederum die Trauer sehen konnte, die in den blauen Augen für diesen Moment gewohnt hatte, und sich auch nicht durch ein Schulterzucken abschwächen ließ. '' Aber nun studiert er ebenfalls Wissenschaft, genauso wie sein Freund..sie wollen gemeinsam an etwas ganz neuatigem forschen. Ich denke, dass macht ihn auch glücklich.''..war auch schon wieder das Lächeln auf Nates Gesicht zurückgekehrt, wenn auch der leicht traurige Ausdruck seiner Augen beständig zu sein schien. Er sollte erst durch die pure Röte der Verlegenheit abgelöst werden, welche auch die Augen zum erneuten funkeln brachte- als Nils ihn mit seinem eindringlichen Blick fragte, ob er ihn vom lernen abhielt. ''Ni-nicht doch..!'' gab Nate wieder ganz kleinlaut vonsich- und auch nicht ohne dem verlegenen Augenaufschlag. '' Ich lerne eh gerade nur, weil ich Freizeit habe..arbeiten muss ich erst wieder morgen Nachmittag, und ich wollte noch nicht zurück auf mein Zimmer. Nur deswegen sitze ich noch hier mit den Büchern.'' Gab er dann mit einem schüchternen Lächeln zu, bei dem er garnicht bemerkte, dass die Finger bereits bis zu den Spitzen in den weiten Ärmeln verschwunden waren. ''Da ist es mir zu einsam..es macht hingegen spaß, sich mit dir zu unterhalten.'' schloss der Brillenträger noch murmelnd, ohne diesmal die Augen unter dem blonden Pony hervorblitzen zu lassen. Dafür hielt er den Kopf zu gesenkt. Diese Haltung konnte aber nicht Glück verbergen, dass inform eines Lächelns die Lippen Nates bestimmte..
"Macht doch nichts.." lächelte Nils leicht, um anzudeuten das Nathan sich nicht dafür zu entschuldigen brauchte, dass er anfangs davon ausgegangen war, es handelte sich bei ihm nur um einen Testpilot. Streng genommen fungierte er ja derzeit auch als ein solcher, Lizens hin oder her. "Umfangreicher.. ja, so kann man das sagen." stimmte Nils dann jedoch zu, wobei sich seine Nasenspitze wieder auf den weichen, mit silbrig schimmernden Fäden durchzogenen Stoff seines Halstuchs senkte. Er hatte nicht den Eindruck, das er vor Nathan etwas verbergen musste, aber er hatte auch nicht das Bedürfnis, einen Jungen den er eben erst kennengelernt hatte mit allzu intimen Gedankengängen und Weltanschauungen zu konfrontieren. Zumal mit solchen, über die er sich selbst noch nicht gänzlich schlüssig geworden war. Aber dafür würde auch Zeit kommen.. oder eben nicht. So nahm er auch die halb und halb bewundernden Worte mit einem Nicken entgegen, bei welchem er jedoch den Augenkontakt nicht herstellte, sondern die grauen Augen gesenkt die Tischplatte zwischen ihnen fixierte. Aber es war nicht das Buch, das Nils hierbei interessierte, sondern viel mehr die weißen, schönen Hände Nathans, die irgendwie klein aussahen. Viel zu klein, um schon die Last eines Studiums zu tragen - aber natürlich waren solche Gedanken albern. Nils fand, das Nathan schon so aussah, als ob er genau wusste was er im Leben erreichen wollte. Und das Studium war ganz sicher ein Teil dessen. Schließlich war der Beruf das, womit man die meiste Lebenszeit zubrachte. Im besten Fall hielt ein Berufsverhältnis länger als so manche Ehe..
Erneut seufzte er, nur um dann die Lippen wieder fester aufeinander zu pressen und den Blick zu heben. "Nordeuropa hat einen ganz eigenen Charme." pflichtete Nils dann jedoch bei. "Norwegens Fjorde, Finnlands Wälder und Seen... Und Schweden, das die Vorzüge der beiden Länder vereint.. Natürlich ist es im Winter kalt, aber die Sommer können warm und schön sein." lächelte Nils, der scheinbar noch immer gern an das Land seiner Geburt zurückdachte. "Aber es ist eine Art trockene Kälte, ganz anders als in Deutschland oder Großbritannien." Dass Nathan aus Deutschland stammen musste, oder zumindest seine Eltern oder Großeltern, hatte er anhand des Namens erschlossen.. die blonden Haare und blauen Augen sprachen auch irgendwie dafür, ebenso die altmodische Kleidung, die wohl auf viele Menschen typisch deutsch wirken musste. Zumindest vermutete Nils das so. Während er Nathan so betrachtete, fand er es schwierig, sich den jungen Mann an der Nordsee vorzustellen. Er fand es, wie er stirnrunzelnd bemerkte, auch schwer sich Nathan an einem sanfteren, wärmeren Meer wie etwa der südfranzösischen Mittelmeergegend vorzustellen... irgendwie wirkte er eher wie jemand, der inmitten von blühenden Gärten anzutreffen war, wo alles flach und Eben war, und nicht den zügellosen Naturgewalten unterworfen wurde, die Nils am Meer immer zu spüren glaubte, ebenso wie in den luftigen Höhen eines Gebirges, das darüber hinaus noch steil und unwirtlich war. Nichts davon schien zu Nathan zu passen... entgegen dem weißhaarigen Julian, der sich unfreiwillig schon wieder in Nils Gedanken verirrt hatte. Den wunderschönen Dänen konnte er sich nirgendwo besser vorstellen, als an der rauhen See mit dem windgepeitschen Himmel... Um den ungewollten Gedanken zu vertreiben, zupfte er an den herabhängenden Fäden seines Halstuchs, obwohl diese eigentlich alle ordentlich lagen. Mehr Sinn machte es da schon, eine einzelne Haarsträhne aus dem Gesicht zu befördern und hinter das Ohr zu klemmen.
Es kam dem von sich selbst irritierten Nils in diesem Moment zu Hilfe, das Nathan dazu übergegangen war, über den zuvor hinterfragten Cousin zu sprechen. So konnte er durch ein rasches Kopfschütteln zu verstehen geben, das er von dem Projekt noch nie etwas gehört hatte. So bekannt die Geschichte sein mochte, vielleicht sogar an anderen Komplexen, an Nils war das alles spurlos vorüber gegangen, da sich sein Alltag für gewöhnlich überhaupt nicht mit neuen Mechs beschäftigte, oder gar mit den Testern, die diese lange Zeit erprobten, bevor Leute wie er sich damit in den Einsatz begaben. "Tut mir leid das zu hören." sagte er dann, als Nathan zum Ende gekommen war mit seiner Erzählung. Vielleicht keine besonders emotionale Reaktion, zumal Nils sehen konnte, wie sehr der Umstand Nathan berührte... er war eben nicht besonders gut darin seinen Kummer zu verstecken, den er ganz offensichtlich hegte - und wenn es nach Nils ging, brauchte er das auch nie zu tun - aber er selbst konnte sich einfach nicht dazu zwingen etwas zu fühlen. Er hätte gern mehr gesagt, aber die Worte die sich ihm aufdrängten, dass sowas eben Berufsrisiko war.. dass das letztlich die Funktion eines Testers war.. wie hätte er es Nathan gegenüber aussprechen können, ohne kalt und hartherzig zu wirken? So behielt er die Worte lieber für sich. Er nahm an, der besagte Cousin würde begreifen, warum Nils so dachte, und warum er ihn nicht mit dem so verhassten Mitleid überhäufen würde.. aber jemand wie Nathan, der nie Pilot war und nicht einmal davon träumte einer zu sein, konnte ja doch nicht verstehen, das man im Herzen so sein musste, wenn man bestehen wollte. Der Tod war in diesem Beruf noch näher als in vielen anderen. In jedem Einsatz hatte er diesen stummen und unsichtbaren Begleiter als Copiloten.. Und Nils war sich dessen vielleicht noch bewusster als viele andere. Selbst wenn er überlebte, brachte er anderen den Tod. Es war eine Bürde, und Nils war insgeheim der Meinung, das es für Abel vielleicht besser war, nun den Berufsweg eines Wissenschaftlers einzuschlagen, selbst wenn Pilot sein großer Traum gewesen war. Er würde sauber bleiben.. und er war mit dem Leben davon gekommen. Damit hatte er das kostbarste Geschenk bereits erhalten, denn Nils wusste, das Tester zwar eher selten Unfälle hatten.. aber wenn sie sich ereigneten, dann meist tödlicher Natur waren. Schon aus dem Grund fand man ja eher selten professionelle Tester, meist sehr junge Anfänger, die anders keine Chance hatten, sich eine Piloten-Ausbildung leisten zu können und jemals eine Lizenz zu bekommen... immerhin hatte er selbst auch mal klein angefangen.
"Ich bin sicher, dass er in seinem Studium genauso erfolgreich sein wird wie als Pilot. Und wenigstens könnt ihr dann später auch zusammen arbeiten." gab sich Nils alle Mühe, wenigstens etwas Anteilnahme zu zeigen, die er ja irgendwo doch in sich empfand. Er versuchte sogar, dies mit einem kleinen, angedeuteten Lächeln zu unterstreichen. "Freut mich, wenn es dir wenigstens Spaß macht dich mit mir zu unterhalten..." murmelte er dann, er konnte sich nämlich nicht direkt vorstellen, das es besonders viel Spaß machte, zumal wenn sie dazu übergingen, ernstere Themen anzuschneiden. "Du bist auch.. ein angenehmer Gesprächspartner." suchte er dann seine Worte mit bedacht. Etwas ungelenk vielleicht, aber er näherte sich zumindest an. Nathan gegenüber, und sich selbst.
Nathan selbst erfüllte sogar die Vorstellung- die Nils bezüglich des Urlaubes an der Nordsee betrafen. Ihm war die raue See immer viel zu kalt gewesen- wenn er sie auch gern durch das Fenster beobachtete. Grau- wie es Sand, Meer und Himmel in diesen Gefilden färbt- ist ebenfalls nicht nach dem Geschmack des Jungens, der jedoch nicht absprechen konnte, dass es ein Grau gab, dass ihn faszinierte..nämlich das in Nils Augen, die ihn unentwegt fixierten. Auch wenn die Farbe nicht minder undurchsichtig scheinen, und genausowenig eine Gefühlsregung vermuten lassen, wie es die gesammte Mimik des schönen Piloten tat..doch fehlte ihm etwas unberechenbares, dass durch die Vermutung an versteckten, viel mehr behüteten Gefühlen- ersetzt wurde. Ging es nach der Meinung des Blondschopfes, so brachte dieses Grau die lebendige, menschliche Komponente ein, wie sie der rauen See zuweilen fehlte..oder auch vielen anderen Menschen. Jedoch waren diese auch nicht mit einander zu vergleichen gewesen. Nathan, der gern derartige Gedanken außeinandernnahm und für sich durchdachte- merkte das ihm hierfür die Zeit fehlte. Immerhin wollte er Nils auch nicht zu lang anschweigen, oder mit abgleitenden Blicken irritierten. Vielleicht würde es auch Gelegenheiten geben, in denen er diese Gedanken mit Nils teilen könnte. Diesen Augen, konnte Nathan es zutrauen..
'' Da hast du recht.'' Nate musste schließlich ebenfalls lächeln, so dass es in einem gedämpften schmunzeln ausklang ohne sich dabei von der Lautstärke des angeschlagenen Tones abzuheben. '' Vielleicht kann ich ihr Projekt später auch unterstützen, ich werde mein bestes geben. Abel ist auch schon sehr glücklich, da er sich auch immer auf seinen Freund verlassen kann..sie studieren ja zusammen.'' Ja, sogar freuen tat sich der Junge- in diesem Moment gänzlich unbekümmert. Nils Lächeln hatte ihn dazu gebracht, genauso wie es dafür verantwortlich waren, dass die Röte auf den sonst so blassen Wangen heimisch wurde. ''Zunächst muss ich erst die Aufnahmeprüfung bestehen.'' Fügte der Blondschopf noch gepaart mit einem nicken an, wobei er nicht umhin kam, zu bemerken wie die Nase des Piloten im Halstuch versank. Eindrücke- die es erst Sekunden..Minuten oder gar Stunden der Einsamkeit später schafften, in das Bewustsein zu treten und umso intensiver zu wirken- überwältigten Nate immer, wann immer er die Eindrücke besonders schön fand..so wie in diesem Moment, in dem ihm nach einem weiteren, schüchternen Lächeln war. Dieses Lächeln sollte jedoch nur kurz darauf wieder ein wenig seichter werden, da Nate es ein wenig peinlich war, dass Nils meinte- es freue ihn wenn es ihm wenigsten spaß machte, sich mit ihm zu unterhalten. Der Blondschopf machte sich daher ein wenig sorgen, ob Nils sich auch ernst genommen fühlte..wo doch die Themen wirklich nicht mit spaß zu vergleichen waren. Bevor Nate- dessen Herz schneller klopfte und das Blut in die Wangen pummte- sagen konnte dass es allein an dem Umstand lag, in Nils einen guten Gesprächspartner gefunden zu haben, sollte dieser schon mit der Sorge weitestegehend ausräumen, indem er das ungeschickte Kompliment erwiederte.
Nathan fiel dabei fast ein Stein vom Herzen, wenn dies sich auch erst zeigte, als das rasche Blinzeln die Sicht der blauen Augen geklärt hatte. Das Seufzen, dass es dann schaffte durch die Nase gestoßen zu werden, und damit die Schultern zu senken- war ein unwiederufliches Zeichen für die empfundene Erleichterung.. warfen die Worte die Nils sprach auch weitere Fragen auf. ''Wirklich? ich..'' Murmelte er daher schüchtern und rieb sich mit den Kuppen der Finger erneut über die Fingerknöchel der anderen Hand. ''Es freut mich, dass du gern mit mir redest.. ich hätte das erst garnicht vermutet. Als ich dich gesehen habe, muss ich zugeben, dass ich etwas angst hatte, weil ich deinen Blick nicht einschätzen konnte..und weil du den Eindruck gemacht hattest, als ob du ganz unnahbar bist..und dir wenn du wolltest, sicher andere Freunde suchen würdest, wie mich.'' Verlorenes Schulterzucken, dass folgte sollte dabei signalisieren, dass Nate, der sich folglich die Brille zurrecht rückte, noch nicht geendet hatte. '' Aber..ich freue mich wirklich, dass es dir wohl genauso angenehm ist, wie mir..'' versuchte er ebenfalls ungelenk im murmelnden Ton den Punkt seiner Aussage zu erreichen, und schloss ihn mit einem kleinen Lächeln. ''Wenn du möchtest, dann können wir uns auch öfter treffen.'' Schlug er dann auch- wie es für Nate auch sehr gewagt war- leise vor und suchte Nils Blick ohne an seinem Lächeln zu verlieren. ''Der Pausenaufenthaltsraum ist auch nicht unbedingt immer der beste Ort, um sich zu unterhalten. Oftmals ist es auch sehr laut..'' Erklärte er noch und senkte schützend die Augenlieder..
Insgeheim musste Nils sich eingestehen, das ihn das Leben von Nathans Cousin nicht allzu sehr interessierte... es lag weder am bezeichneten Abel, noch daran das ihn Nathans Erzählungen langweilten, viel mehr war es sein generelles Desinteresse an allen anderen Menschen außer sich selbst - aber was ihm dabei auffiel war, das ihn zwar die Worte an sich nicht berührten, sehr wohl aber das Gesicht Nathans, das jeden Gefühlseindruck so offen und rein wiederspiegelte, das Nils das Gefühl hatte, zum ersten Mal etwas gänzlich Unverdorbenes zu Gesicht zu bekommen. Seine Freude war so echt, so rein, Nils hätte den Ausdruck am liebsten konserviert und ihm einen festen Bestand gegeben.. etwas, das er berühren und fühlen konnte, wie er etwa einen Teddybär gedrückt hätte, oder die Beschaffenheit eines seidigen Stoffs mit den Fingerspitzen ergründet hätte. Aber natürlich konnte man einen solchen Gefühls- oder Gesichtsausdruck nicht spüren - höchstens auf einer Fotografie einbannen, und das wäre nicht das selbe gewesen. Die sonderbaren Gedankengänge verfolgend, betrachtete er Nathan immer noch ernsthaft, von dem hübschen Jungen fasziniert. "Wenn du weiter so fleißig lernst, wirst du die Aufnahmeprüfung sicher ganz leicht bestehen." wagte er dann aber doch etwas zu entgegnen. Nils war niemand, der leichtfertige Aussagen machte wie 'Das schaffst du doch mit links'. Immerhin wusste er genau, das man für jeden Erfolg hart arbeiten musste, und wenn Nathan Prüfungen tatsächlich mit solcher Leichtigkeit bestehen sollte, dann nur wegen den vielen Stunden die er mit lernen zugebracht hatte, und in denen andere sich weniger nützlichen Vergnügungen hingegeben hatten..
"Oh.." sollte es dann aber alles sein, was dem derzeitigen Testpiloten leiste über die Lippen kam, der Tonfall halb überrascht. "Eigentlich," setzte er dann an "stimmt dein erster Eindruck ja auch. Ich bin unnahbar." entgegnete er ernst, so schlicht, das jeder Verdacht, es könnte sich damit um ein cooles Image oder Aufschneiderei handeln sofort wieder zerstreut wurde. Nils faltete ganz sorgfältig seine hellen Hände vor sich auf der Tischplatte, während sein Blick von Nathans Gesicht abglitt und einige Momente durch den Raum schweifte. "Aber bei dir ist das anders." gab er dann mit einem kleinen Lächeln zu, während sein Blick wieder wie magisch von Nathans Gesicht angezogen wurde. "Du bist klug.." setzte er an, nur um den Rest dessen, was noch in seinen Gedanken war, auch dort verbleiben zu lassen. Worte wie, das Nate ganz anders war als alle anderen, das er ernsthaft war und schön.. So offen und ehrlich, voller Gefühl. Nils hätte gar nicht gewusst, wie er es überhaupt in Worte kleiden sollte, weil er es selbst nicht gänzlich begriff. Aber für solche Gefühle hatte der Pilot noch nie einer Erklärung beduft.. er folgte ihnen einfach. "Ich möchte dich gern öfter treffen und Zeit mit dir verbringen." brachte er daher über die Lippen, ohne sich von Nathans Schüchternheit anstecken zu lassen. Es war nicht seine Art, obwohl er deutlich fühlte, wie sich in seinem Inneren der Herzschlag beschleunigte. Es war einfach nicht die Umgebung, in der er sich darauf einlassen konnte, sich mehr zu öffnen, obwohl er sich ganz generell schon vorstellen konnte, Nathan näher zu kommen.
Sacht sollten sich daher auch seine Lider senken, aber weniger schüchtern und schutzsuchend als die von Nathan, sondern nur um den Kopf zu neigen, so das die halb gesenkten Lider das verblichene Silber der Augen nicht mehr gänzlich verbergen konnten und dem Blick aufgrund der aufgeworfenen Schatten mehr Tiefe verliehen, aus welcher Nils Nathans Blicke suchen konnte, oder zumindest der geraden Form der Nase folgen konnte. "Ich mag keine lauten Orte." fügte er dann leise an. "Und auch keine Menschenansammlungen.." Das er diese, selbst in der Umgebung in der sie sich jetzt befanden, schon bedrohlich fand, verschwieg er. Genau genommen fühlte er sich nicht permanent bedroht, selbst wenn er so ziemlich jede Umgebung als feindliches Gebiet klassifizierte - aber sich im Gespräch mit jemandem zu befinden, der ihn so faszinierte und deswegen seine Aufmerksamkeit so einforderte, das er sie nicht mehr gänzlich auf das Umfeld konzentrieren konnte, war etwas ganz anderes. Um nicht versehentlich einen völlig falschen Eindruck von sich zu vermitteln oder Nathan gar zu verschrecken, wollte er wenigstens noch ein paar erklärende Worte anfügen. "Ich bin lieber mit dir allein, weil mich dann nichts anderes ablenkt. Und es gibt.. schönere plätze als den Aufenthaltsraum. Ich lerne nicht so gern wie du." gab er dann zumindest noch ein kleines bisschen mehr von sich preis. Wenn er Nathan nur richtig kennenlernen konnte..
Ganz konnte der Blondschopf mit der starken Brille immer noch nicht glauben, in was für eine Situation er geraten war. So war doch der Morgen noch ganz normal verlaufen, gleich der Schule die sich anschloss..und nun, saß er nicht länger allein am Tisch nahe dem Fenster -unweit vom Kaffeeautomaten entfernt, der mit seinem Surren die Geräuschkullisse gleichbleibend durchzog. Nun war es Nils, der den Platz gegenüber füllte, und es Nathan unmöglich machte sich auf irgendetwas anderes zu konzentrieren. Entgegen des derzeitigen Testpiloten, hatte der angehende Student kein Feindbild von fremden Menschen, auch wenn er nicht unbedingt direkt etwas mit ihnen zutun haben wollte. Dafür rissen sie ihn zu sehr aus seiner Gewohnheit. So lieb er auch war- und so sehr dies auf Naivität schließen lässt, so weiß er ganz genau, dass die unberechenbarkeit der Menschen auch oft schmerzen bedeuten konnte. Auch aus dem Grund, war er wohl nie auf andere zugegangen- neben der einvernehmenden Schüchternheit die in ihm wohnt. Das er jedoch gesellig und warmherzig ist- kann man schon allein am Umgang mit seinen Freunden absehen, die mehr oder minder zu ihm gefunden hatten..
Jay traf er unerwartet eines Tages bei der Arbeit, wobei sich ihre Freundschaft begann zu entwickeln und zu vertiefen. Es war angenehmer..viel angenehmer wie beispielswiese die Bekanntschaft mit dem Kabelträger, der außerdem eine Vorliebe für furchtbare Spitznamen hegte. Doch Nathan, der aus angst vor Gewalt und Streit nie ein Ton dagegen gesprochen hatte- konnte garnichts dagegen unternehmen, dass er einfach zum Freund erklärt wurde. Und wiederum anders, war das erste Treffen mit Jordy und Sean gewesen, die ihm- Nathan zur Hilfe gekommen waren..nur um dem besagten Kabelträger seine Grenzen aufzuweisen. Ein Kopfschütteln sorgte schließlich dafür, dass Nathans Pony sich neu ordnete und glatt mit den längeren Spitzen über den Rand der Brille ragte. Er war froh gewesen, dass er er sich doch mit Jordy hatte anfreunden können, obwohl seine eigene Unfähigkeit darüber-ein Wiederwort zu sprechen- beinah dafür gesorgt hätte, dass sie sich wohl nie wieder über den weg gelaufen wären. Es war sein Glück, das Jordy's Interesse genauso stark war, wie das eigene und das von Sean..und nun? Ein weiterer Blick, der Nils schönes Gesicht fixierte beförderte Nathan sogleich wieder in die Gegenwart. Allein wie das Spiel der Schatten seine markanten Gesichtspartien hervorhob, war für den Blondschopf atemberaubend gewesen. Schönheit war er ja eigentlich schon von Jay gewöhnt..dem früheren Testpiloten mit dem Hang zum schwarzen Makeup, mit dem er seine tiefblauen Augen betonte.. aber bei Nils, war das Herzklopfen doch ein wenig differenzierter. Nathan konnte auch nicht sagen, dass es einfach ein Ideal war, dass ihn an Nils ansprach..es war ein Gemisch aus Worten, wirken und dem Blick der grauen Augen, die nur halb unterhalb der dichten Wimpern zu erkennen waren. Es war, als wäre der Pilot von einer Art Aura umgeben, die den jungen Nathan gänzlich eingefangen hatte, ohne Chance darauf zulassen, sich dieser Anziehung zu entziehen. Einmal durchdrungen-so fühlte er sich- konnte man genauso wenig davon loskommen, wie von der Energie der Sonne, sobald man einmal in den Genuss kam, sich von ihr wärmen zu lassen.'' Ich gebe mir große Mühe..'' war es ein murmeln, dass es schaffte von den Lippen zu perlen, noch ehe sie sich zu einem schützenden Lächeln verzogen. Die Knöchel an den Händen gaben sich dabei weiterhin durchscheinend zu erkennen- als wären sie unter der hellen Haut genauso wenig zu verstecken gewesen, wie Nathan seine Emotionen verstecken konnte.
Und das er diese nur schwer zusammenhalten konnte, sollte sich bei den Worten zeigen, die Nils ihm gegenüber erhob, nachdem er mit seinem Blick schon fast für ein Herzstillstand in der Brust des angehenden Studenten gesorgt hatte.. Es rieselte ein sanfter Schauer innerlich über den gesammten Rücken, als die Stimme des Piloten leise an Nathans Ohr drang. Es prickelte vorallem im Nacken, der sich schützend im weißen Kragen des Hemdes befand- genauso wie das Gefühl bis zu den Fingern und Füßen ausstrahlte. ''Oh..'' war es dabei an Nathan, den Ausdruck für Überraschung zu gebrauchen, wenn auch gedämpft und ein wenig schuldig. Immerhin bedeutete dies ja, dass sich Nils garnicht gern an so einem Ort aufhielt..aber es für ihn- Nathan tat. Ein weiterer Grund nur, um wieder Röte zu fangen, und unsicher die Handflächen aneinander zu reiben- anschließend ineinander faltend. '' Ich muss auch nicht immer lernen..dafür gibt es immer genug Zeit.''.. Musste Nathan unterbrechen, um die Lippen kurz aufeinander zu pressen. Mit einem hilflosen Lächeln, dass zum Ausdruck brachte, dass er es garnicht fassen konnte, wie eindringlich Nils Worte auf ihn wirkten, fasste er auch nach dem stabilen Brillenbügel, um ihn zu richten..so gerade er auch auf der geraden Nase saß. ''Ich würde auch viel lieber Zeit mit dir verbringen..''..fanden Nathans Worte erneute Unterbrechung, doch diesmal in einem ausgestoßenen leisen schmunzeln, dass die Gesichtszüge des Jungens wieder auflockerte und so weich und verletzlich wirken ließen, wie je zuvor. '' eigentlich finde ich mich nicht so interssant..aber ich finde es schön..dass es dich interssiert. Das ist immer noch neu für mich..'' erklärte er danach und schaffte es doch noch einmal, kurz den Blick des Piloten zu suchen, so sehr das Herz auch vor Aufregung zu zerspringen drohte. Konnte das alles wirklich war sein? ''Hast du hier schon Plätze gefunden, die du magst? Du wirst doch bisher auch kaum Zeit gehabt haben, dich umzusehen..'' War es eine Frage, die zumindest ein kleinen wenig Sicherheit versprach, und Nate dazu veranlasste den Kopf ein wenig zur Schulter zu neigen, die sich in Richtung Gang befand. Nate hoffte, dass er Nils bezüglich des Ortes entgegen kommen konnte. Immerhin konnte er sich ja vorstellen, überall mit dem schönen Piloten zusein, solange er seine Gegenwart spüren konnte, sowie das Gespräch zu ihm suchen konnte. '' Ich habe mich noch nie sonderlich umgeschaut.. eigentlich kam ich auch nicht weiter wie bis zum Archiv, indem ich arbeite..'' Nathan zuckte mit den Schultern, als Zeichen dafür, dass es ihn bisher nicht sonderlich gestört hatte. ''Ich würde auch gern kennenlernen, was du magst.. die Umgebung, in der du nicht durch Ablenkung angespannt wirst..''..wurde der Junge ebenso immer leiser, wie die zusinkenden Augenlieder dafür sprachen, dass er bereits wieder in Gedanken abtriftete. Nils schien so vielschichtig zu sein..und Nathan glaubte, umso weiter man nach innen vordrang, umso intensiver würde die Kraft wirken, die ihn an Nils bereits anzog. Er musste ihn dafür nichteinmal ausfragen..sondern nur sehen und damit fühlen.
Nils, der durch und durch ein Einzelgänger war, würde sich vermutlich nicht besonders daran stören, das Nathan bereits ein paar Freundschaften geschlossen hatte, und auch Familie hier am Komplex besaß. Tatsächlich hätte es ihn sogar mehr gewundert, wenn es anders wäre. Wieder schweiften seine Gedanken ohne das er es wollte ab, und kreisten um den weißhaarigen Julian, der in ihm jedes mal eine wahre Flut an Gefühlen auslöste. Einsam, stürmisch, geheimnisvoll und voll von intensiven Gefühlen.. so nahm er den derzeitigen Kollegen wahr, eine Mischung die ihn unwiderstehlich anzog. So besonders, das er einfach nicht von ihm lassen konnte, aber es doch auch unmöglich war, sich ihm anzunähern. Was immer Nils gesehen hatte, oder glaubte zu sehen, war längst dem Glück gewichen, das Julian mit seinem Freund teilte. Und auch wenn Nils sich vielleicht innerlich an dessen Stelle wünschte, war er weit davon entfernt, irgend etwas in dieser Richtung zu unternehmen.
In Nathan, den er so aufmerksam betrachtete, dessen Gesichtszüge er mit den Blicken beinahe streichelte, als wollte er sie sich für immer einprägen, hatte er auch einen ganz besonderen Menschen gefunden. Dessen zumindest war er sich sicher. Die gütigen, klugen Augen inmitten des schönen, geradezu lieblichen Gesichts strahlten eine solche Unschuld aus, das es schwer war sich zu entziehen. Selbst wenn Nils sich dem Irrglauben hingeben wollte zu denken, das es zwischen ihm und Julian etwas besonders gab - geben könnte - suchte er in Nathan keinen Ersatz... Viel mehr glaubte er, in dem schüchternen Jungen jemanden gefunden zu haben, den er vielleicht lieben konnte, und der ihn lieben könnte... Wehmütig schlossen sich für einen Moment die müden Augenlider. Schwer war es für den so kühlen Nordeuropäer, sich diese Möglichkeit vorzustellen, und doch war die unterschwellige Hoffnung zum Greifen nahe. Wenn er es nur schaffte, Julian zu vergessen, so wollte er wirklich versuchen, sein Glück zu finden.. am liebsten mit dem schüchternen Jungen, der das lernen so sehr liebte, wie er selbst es hasste. "Ich glaube, dass du sehr interessant bist. Viel interessanter als du selbst glaubst, oder auch andere, die dich nicht besonders gut kennen." gab er dann für seine Verhältnisse freizügig zu. In Nathan vermutete er ein stilles, aber um so tieferes Wasser. Voll von schönen Gedanken, vielleicht von Träumen, Gefühlen.. den reichhaltigen Schatz seiner schönen Gefühle konnte Nathan auch gar nicht verbergen, teilte ihn mit jedem erröten und jeder so verlegenen Geste mit, das es Nils Herz ein wenig erwärmte, wenn sich auch der Kummer tief darin eingenistet hatte. So tief, das er dort wie ein verwachsener Dorn stach..
"Eigentlich.. habe ich mich ein wenig umgesehen. Aber ich habe noch keine Plätze gefunden, die mir wirklich gefallen hätten. Aber.. vielleicht kommt das ja noch. Am wohlsten fühle ich mich in dem Zimmer, das mir zugewiesen wurde. Es ist eigentlich sehr schön." erzählte er ein wenig. Nils hatte sich schon ein wenig wohnlich eingerichtet, so dass es im Zimmer nicht allzu leer oder öde aussah, aber die Gemütlichkeit seines schönen Apartements erreichte das Zimmer noch lange nicht, selbst wenn er schon einen großteil seiner Besitztümer hatte anliefern lassen in Anbetracht dessen das sein Projekt eine voraussichtlich lange Laufzeit haben würde. "Wahrscheinlich muss ich mich einfach noch einleben.. Aber wenn du möchtest kannst du mich gern besuchen wann immer du möchtest." gab er mit einem Schulterzucken von sich, nicht ohne Nathan anschließend auch noch seine Zimmernummer zu nennen. "Am wohlsten fühle ich mich bei mir zu Hause.. ich habe ein eigenes Apartement bei mir zu Hause, in dem ich wohne wenn ich gerade keine Einsätze habe. Dort ist es schön.." seufzte er, während er an die gemütliche kleine Terrasse dachte, wo er zu fast jeder Tageszeit und bei schönem Wetter die Sonne und den Ausblick genießen konnte.. "Vielleicht zeige ich dir ja einmal Fotos davon.." fügte er dann noch an, nicht ohne das Thema schließlich auf etwas zu lenken, von dem er glaubte es könnte Nathan mehr gefallen. "Ich besuche zur Zeit auch ein paar Schulkurse.. deswegen bin ich manchmal hier im Pausenraum." das stimmte schon ,aber in wirklichkeit war er tatsächlich nur hier geblieben in seinen Pausen, weil es ihm Gelegenheit gegeben hatte, Nathan zu beobachten - und weil er vielleicht wirklich auf eine Chance gewartet hatte, ihn anzusprechen, wie sie ihm der heruntergefallene Stift gegeben hatte.
Nathan fühlte sich bereits wieder wohler, wo er die halb aufgebrachte Spannung hatte ablegen können - welche ihn in dem Moment befallen hatte, in dem er Nils beichtete, sich nicht besonders interssant zu finden. Was war ihm dabei nur eingefallen? Es machte doch kein sonderlich gutes Bild, wenn man sich so klein redete- genauso wie es auch nicht gut war, sich überdurchschnittlich in den Mittelpunkt zu rücken. Aber letzteres lag dem angehenden Studenten auch garnicht im Blut, so dass er dahingehend nichts zu befüchten hatte, und Nils den Eindruck machte, Aufschneider noch weniger zu mögen wie schüchterne Außenseiter. Zumindest nahm Nathan es so an und zog gleichzeitig die erneut zusammengefalteten Hände enger an den Körper, was zur folge hatte das sich die schmalen Schultern schützend erhoben. Zu befürchten hatte er ja nichts...und wenn man den anschein haben konnte, dass er sich mit dieser Haltung hatte vor irgendeiner Reaktion schützen wollen- so diente dies viel mehr der eigenen Beruhigung, die sich sonst in peinlich äußern konnte. Die eigentliche angst vor Nils war längst verflogen.
Die Achtung und das Ansehen - all das, was die gesammte Ausstrahlung des kühlen Nordeuropähers unterstrich, konnte sich in seiner Wirkung nicht wie die zuvor empfundene Angst verlieren. Sie hielt den blonden Brillenträger so fest wie eine Kette..kühl..silbergrau und unnachgibig wie die Augen, die ausschlaggebend für Nathans vergleich gewesen waren. Er konnte nur fasziniert den Blick aufrecht erhalten und dabei jede Einzelheit an Nils Gesicht ausmachen, die sich in den klaren Brillengläsern spiegelte. Die Art wie er redete..so unbeteiligt, distanziert..aber doch nicht fern. Das Gefühl brodelte reichhaltig unterhalb der unbeteiligten Oberfläche. Aber Nate, der bei diesem Gedanken die feinen Augenbrauen wölbte, kam der Vergleich nicht ganz treffend vor. Das Gefühl, was er in Nils vermutete, ging tief..es brodelte nicht wie drohende Lava, wie sie meistens auch der Kabelträger in jeder Hinsicht versprühte. Das, was von Nils ausging war unglaublich riesig, rein und intensiv..exotisch gleich der äußeren Erscheinung, ohne agressiv in den Vordergrund zu treten. All das hatte Nils garnicht nötig, um für Nate Sensibilität vorzuweisen. Der schon schwärmende Brillenträger sah dem Piloten etwas ganz entscheidenes an..wurde doch die zuvor außeinander genommene Mischung an Emotionen, durch Trauer erweitert- die Nate dazu brachte, doch die Augenlider langsam zu senken. Was Nils wohl bedrückte? Vielleicht gehörte dieser Ausdruck zur seiner Mentalität..aber um all das besser einschätzen zu können, musste Nathan den Piloten besser kennenlernen. Aber all die guten Vorsätze, nicht gleich wieder mit Fragen oder bohrenden Blicken über NIls einzubrechen, halfen nichts gegen den Sturm der verlegenheit, der einen gewissen Schimmer im blau Nathans Augen wachrief, der sich deutlich zwischen den schwarzen Wimpern abhob. '' Wie?'' Eine Frage, die Nathan entwich, nachdem er aufgrund Nils offenkundiger Meinung zusammengezuckt war, und die Brille diesmal tatsächlich vom Nasenrücken rutschte. Schnell versuchten die geschickten Finger den Bügel wieder zu richten- genauso wie die Mundwinkel zeitgleich ein Lächeln formten. '' Findest du...'' folgte dem fragenden Ausruf beinah schon flüsternd, wobei der Blick samt Lächeln sich entzog, da die zusammengefalteten Hände ein beruhigenderes Bild abgaben. Beruhigender, wie das Angesicht des Jungens, der ihm so ein schönes Kompliment gemacht hatte.. '' Danke..vielleicht hast du ja recht.'' Konnte Nate dabei nur zugeben, und sich selbst daran erfreuen, jemanden wie Nils zu gefallen. Vorallem Nils zu gefallen.. '' Ich kenne auch nicht so viele Menschen..ich glaube auch nicht das es an ihnen liegt, dass ich mich nicht so gut einschätzen kann..'' Mutmaßte er, da niemand seiner Freunde ihm je ein anderes Gefühl vermittelt hatten. '' Ich bin vielleicht nur zu ..schüchtern. Ich habe mich auch nie getraut jemanden anzusprechen.'' war es ein erneutes, verlegens Lächeln das die Worte des Blondschopfes unterbrach. '' Und andere reden auch nicht über mich. Da macht es sich gut, unaufällig zu sein.. Am Anfang hatten sie meine Kleidung komisch gefunden..oh, und vor einiger Zeit..'' ..fiel Nathan überrascht ein, wie es an den hochgezogenen Augenbrauen zu erkennen war. Ebenfalls sollte es die Hand sein, die sich an die Schläfe hob. '' B.i.o.. so ein komischer Typ, der ebenfalls wie ich Deutscher ist.. hatte mir vor einiger Zeit einen furchtbaren Spitznamen verpasst. Damit haben mich viele aufgezogen..''
Mit einem seufzen, sank Nathan auch schon wieder in seine Stuhllehne und faltete die Hände fester ineinander. '' Er hatte es nicht böse gemeint..'' wollte Nathan den Kabelträger noch mit einem schütteln des Kopfes entschuldigen. '' Und er hat später auch dafür gesorgt dass mich niemand mehr so nennt..worauf ich aber hinauswollte ist, dass damit auch alle schnell wieder diesen Namen vergessen haben, und mich nicht mehr aufziehen. Das ist ganz gut so..'' Die schützende Unauffälligkeit hoffte Nate damit erklärt zu haben, und widmete dem hölzernen Tisch erneut die folgenden Blicke, die von Nils Gesicht gewichen waren. Als dieser ihm dann auch noch davon erzählte, dass er sein eigenes Zimmer am besten fand..verbunden mit der folgenden Einladung für Besuche- war es auch schon mit der kurz empfundenen Ruhe vorbei gewesen. Nathans Blicke, in denen die stumme Frage abzulesen war: 'meinst du das wirklich ernst?' hefteten sich erneut an den Piloten, der seine Zimmernummer anschließend nannte und Nathan damit bestätigte, es ernst zu meinen. '' Wann immer ich möchte..'' war das flüstern mit einem schüchternen Lächeln verbunden gewesen. '' Solang ich dich nicht störe, komme ich gern öfter vorbei..'' Nate, der weder etwas mit Julian zutun hatte, noch ihn besonders gut kannte, konnte natürlich nicht ahnen, dass Nils sich wegen dem Dänen so schlecht fühlte. Für Nils war damit aber sicher, dass er gewiss nicht Seitens des Brillenträgers mit Julian konfrontiert werden würde. Nur mit der ganzen Fürsorge und Lieblichkeit, die seinen Kummer vielleicht lindern konnte..'' Dein Apartment scheint aber wirklich ein Traum zusein..'' fand Nathan dann aber zurück in das Gespräch, nachdem er zunächst garnicht hatte fassen können, was Nils ihm angeboten hatte. Er schien ihn wirklich sehr zu mögen, obwohl sie sich gerade erst kennenlernten..Etwas, was gerade dem schüchtern Nathan gut tut- der sich so viel aus der Sicherheit macht, und dem was Leute denken, die er mag. Dabei macht es auch kein Unterschied, ob er Nils nun 5 Minuten, oder 5 Jahre kennen würde. Der schöne Pilot hatte es ihm sofort angetan.. '' Ich würde gerne die Fotos sehen..hast du sie denn auf dem Zimmer?'' war die Frage mit dem schief legen des Kopfes verbunden gewesen. ''Ich würde gern sehen, wo du lebst..ich interessiere mich für jeden erdenklichen Ort der Erde, selbst wenn ich nie großartig gereist bin..'' schwärmte der Junge dabei schon- und fand garnicht dass irgendetwas, das Nils sagte, mehr oder minder interessant gewesen war. '' Ich habe nur wenige Fotos von meinem Leben in Deutschland..aber ich such sie auch gern raus.'' Nathan, der gern teilte und Eindrücke austauschte, bezog somit nicht nur aus lernen einen Reiz. Viel intensiver war es da noch, alles über Nils zu erfahren, und mit ihm persönliche Eindrücke zu teilen. '' Besuchst du da richtige Schulkurse oder nur welche, die auf die Arbeit direkt zugeschnitten sind?'' Fragte der Junge deswegen auch lieber, anstatt sich über das lernen zu unterhalten. '' Vielleicht würden wir uns ja sonst sogar im Unterricht sehen..'' Stellte Nathan in aussicht, und bot damit den Grund seiner gehegten Frage. Selbst wenn er vermutete, dass Nils nur Computerkurse besuchte, die relevant für sein Projekt waren..''Weißt du..ich mag lernen ja..aber, ich finde das Leben dennoch viel schöner..wie das Wissen, dass andere vor mir schon niedergeschrieben haben. Ich mag die Erinnerungen und die Erkenntnisse, die ich daraus für mich gewinnen kann..doch viel schöner sind Momente..wie dieses Gespräch.'' Zeigte sich der Brillenträger wie gewohnt offenherzig..hatte ihn der kühle Nordländer schon längst gebannt -und damit jede gehegte Vorsicht vor Verletzung.