Es war ein eigenartiger Nachmittag für Shiro gewesen- der seine Zeit meistens damit zubringt, sich von Menschen fernzuhalten und seine Energie in Arbeit zu stecken. Seine Arbeit war ihm wichtig gewesen, ebenso wie seine Position die er in kürze hatte einnehmen können..und das nicht nur aufgrund seines Potentials, sondern auch seiner strengen Disziplin. Andere hätten in der kurzen Studienzeit sich zu Pausen hinreißen lassen, um auch nicht etwa in einigen Jahren bereuen zu müssen, etwas verpasst zu haben. Doch..wenn sich Shiro nun in die Gegenwart zurück fand- musste er feststellen, dass er nichts verpasst hatte, sondern immer auf den geeigneten Augenblick gewartet hatte, indem sich ihm die Liebe zeigt.
Natürlich hatte es der Programmirer nicht absichtlich darauf angelegt..aber dennoch war es ihm wiederfahren, dass er sein heißblütiges Herz erneut an einen viel jüngeren verloren hatte. Aber dies stellte er weniger in Frage. Was für Shiro nuneinmal zählte war, dass es nuneinmal so war. Schon als der kleinere Japaner am frühen Nachmittag neben ihm über den Boden schlürfte, hatte es Akio schon geschafft die Aufmerksamkeit, und damit das ernste Interesse Shiros zu gewinnen. Und wie der ältere Halbjapaner nuneinmal war- konnte er diese Entwicklung auch vom ersten Moment an bewusst verfolgen. Misstrauisch war er daher auch gewesen - konnte er sich doch nicht vorstellen dass ein so junger Mensch eine derartige Auffassung über Beziehung mit ihm teilen konnte. Normalerweise, war es doch eher so, dass junge Menschen in diesem Alter sich aller Monat oder gar Wochen neu verliebten, und diese Gefühle für das einzig wahre Glück hielten..doch bei Akio- so hatte es Shiro befunden, war dies nicht der Fall gewesen. Dafür blieb er in den richtigen Situationen viel zu ernst..und nun, wo er dabei gewesen war mit seiner Familie zu telefonieren, um den Verbleib der kommenden Nacht auszuhandeln- hatte Shiro auch die Möglichkeit gefunden genauer darüber nachzudenken.
Im ersten Augenblick hatte man immerhin schon glauben können, dass der Junge nicht nur mit seiner Schule und seinen Freunden überfordert gewesen war- sondern auch äußerst sprunghaft, fantasiereich und aufgeweckt war..und zualledem sich auch noch in seiner pupertären Entwicklung befand, in der sich Hormone und Gefühle eh erst begonnen hatten, zu entwickeln und zu definieren. Auf dem zweiten Blick war es jedoch eher so, als würde es Akio schon immer an einer liebevollen Hand gemangelt haben, die ihn irgendwo in seinem Leben leitete und dabei half, seinen eigenen Weg zu finden-und vorallem zu sichern. Und so, wie er instinktiv danach gesucht hatte, war er nun auf Shiro gestoßen..den erfolgreichen Programmierer der Abteilung für Mechsoftware Entwicklung. Bei ihm konnte er nicht nur eine Stütze finden..oder Beständigkeit, sondern auch Halt inform seiner Hände, die sich sofort um den schmächtigen Körper schlangen, als der Junge von seinem beendeten Telefonat zurück auf seinen Schoß fand, auf dem er sich frech niedergelassen hatte. Shiro kleidete dabei eine schwarze Hose, und ein dunkelgrauer, eng geschnittener Pullover, unter dem jedoch die Hände Akios trotz des tailierten Schnittes gut platz gefunden hatten. Der Halbjapaner fragte dabei nichteinmal danach, ob der Junge nun bei ihm bleiben durfte..selbst wenn es geheim war. Das hatte er bereits den zuvor vernommenen Gesprächsfetzen entnehmen können, und den strahlenden Augen seines jungen Freundes, für den er bereits sein leidenschaftliches Herz entdeckt hatte. So konnte Shiro nur eine Hand um die Hüfte des kleineren legen, und den freien Arm um seinen Rücken legen, so dass die langen Finger geschmeidig den Weg in den Nacken Akios finden konnten, wo sie zart unterhalb des Haaransatzes beginnen konnten, zu kraulen- und das Köpfchen des Jungens den eigenen Lippen entgegen zu ziehen.
Shiro konnte dabei nicht sagen, wann er einmal so starke Empfindungen verspürt hatte..wielang es doch her gewesen war, dass seine Leidenschaft und seine Liebe überhaupt jemanden angesprochen hatten, der sie erwiederte. Doch jene Liebe wusste die Gesellschaft genauso schnell zu ersticken, wie Shiro befürchtete, dass sie es schaffen würde, nun ihn und Akio zu schaden- wenn man sie nicht heraushielt. Nur deswegen konnte es der Programmierer auch akzeptieren eine geheime Beziehung zu führen. Sanft sollten die silbergrauen Augen als Zeugen seiner nicht gänzlich japanischen Abstammung, sich zu länglichen Spalten zusammenziehen, so dass sie gerade noch Akios Gesicht einfangen konnten, dass sich ihm direkt gegenüber befand- da Shiro nicht gedachte, den Kuss sobald zu lösen. Sinnlich sollten die schmalen Lippen des älteren an Akios Lippen festhalten, bevor sie jene mit einem langsamen ziehen verließen. Shiro stützte dabei seinen Nacken an der hellen, weich gepolsterten Sofalehne, was ihn dazu brachte, beinah zu Akio aufzuschauen, während die blauschwarzen Haarsträhnen trotz des geordneten Scheitels in die glatte Stirn fielen, und das spielerische Lächeln umrandeten, dass sich auf seinen Lippen ausbreitete. Ausgerechnet ein so junger musste es gewesen sein? Shiro musste es als sein Schicksal ansehen..eines, dass er nicht mehr hinterfragte- selbst wenn es wegen seiner Vergangenheit von einem bitteren Nachgeschmack behaftet war. Er liebte Akio..und genau das sprach er den bräunlichen Augen entgegen, die im einfallenden Licht, dass sich durch die halb heruntergezogenen Jalousien kämpfte- auch ein gewissen Rotton angenommen hatten. '' Ich liebe dich..'' war es dabei eine sanfte Stimme, die trotz ihrer tiefe nichts an ihrer Wärme verlor, die auch aus Shiros Augen sprach, der seinen Kopf in die entgegen gesetzte Richtung neigte, so dass sein Haar an der Nackenstütze raschelte. '' Vielleicht hätte ich dich aber warnen sollen.'' setzte er dabei an, und suchte den Blick des jüngeren, dessen Nacken er sanft streichelte, indem er den beginnenden Wirbeln folgte. '' Ich kann dich nun nicht mehr gehen lassen, geschweigeden, von meinem Schoß.'' ..Wollte er doch seinen Liebsten noch aufklären, auf was er sich eingelassen hatte. Ob diese Warnung nun unter 'komische Dinge' fiel, gegen die Akio protestieren könnte? Shiro wartet es ab, wobei es nicht zu übersehen war, dass die silbergrauen Augen, von viel mehr Leben erfüllt waren- während die Fingerspitzen sich in dem Kragen der Schuluniform verkeilten- die Akio trug.