Area lachte leise, als Nicky von seinem Traum erzählte. Es musste ihn beschäftigt haben, wenn er sogar davon träumte. "Ich hoffe es hat dir auch geschmeckt und dass du es vertragen hast. Ich mache mir immer Sorgen um deinen Bauch..." Ihre Hand glitt langsam tiefer und blieb auf seiner Hüfte liegen, die sie mit den Fingern liebkoste. Ihr Blick wanderte gedankenverloren zur Decke, bevor sie die Augenlider wieder senkte und nachdachte. "Oh ja... die Geschichte mit Lui ist auch ziemlich lang. Vielleicht weißt du es ja, er war mein erster fester Freund und auch meine erste richtige Liebe. Davor war das immer einseitige Verliebtheit von mir. Aber irgendwie ging es wegen der Adam-Sache nicht mehr richtig zusammen. Ich habe der Beziehung erst Jahre lang hinterhergetrauert, und als wir es dann noch mal versucht haben waren wir beide so tot unglücklich dass keiner dem anderen hat helfen können. Da war also ein ziemlich großes Zeitfenster, in dem ich single war und du hättest zugreifen können." fasste sie zusammen und zeigte ein leicht verlorenes Lächeln, bei dem sie wieder seinen Blick suchte. "Andererseits wäre es vielleicht dann bei uns ähnlich abgelaufen wie mit Lui?" überlegte sie. "Jetzt gehts mir wieder gut und ich falle niemandem zur Last, aber vorher... Dir ging es ja auch schlecht." erinnerte sie sich. "Mein Ehemann hat mich auch aus diesem Sumpf rausgezogen. Er ist das beste was mir je passiert ist, und ich würde ihn deswegen immer wieder heiraten. Aber dich habe ich trotzdem auch immer geliebt." erklärte sie und löste eine Hand, um sie in Nickys Haaren zu vergraben, und die verirrten Strähnen aus seinem Gesicht zu streichen. "Man kann also sagen, dass alles gut ausgegangen ist. Ich fühle mich jetzt erst wie ein richtiger Mensch, das hätte ich allein oder auch mit jemand anders wahrscheinlich nie geschafft. Und nur deswegen habe ich auch das Gefühl, jetzt mit dir zusammen sein zu können. Dir mehr von mir zu zeigen.. Facetten die sonst nie aufgekommen wären. Ich hätte mich wahrscheinlich immer nur hinter dir versteckt.. aber jetzt kann ich dir auch etwas von mir schenken. Das kommt mir sogar besser vor. Das hat die Wartezeit auf dich auch mehr als wert gemacht." Ihre Finger glitten von Nickys Wange ab und folgten seinem Schlüsselbein. "Ich hätte noch viel mehr Jahre warten können.. ein zu spät gibt es gar nicht. Falls du das noch nicht wusstest, es läuft sogar mit Lui inzwischen wieder richtig gut. Wenn ich jemanden liebe hat die Person immer einen Platz, und der bleibt auch frei.." Sie schlang ihr Bein um Nickys Wade und strich sanft mit den Zehen seinen Knöchel entlang.
Areas Herz klopfte schneller, als Nicky sich über sie legte. Für einen Moment musste sie die Augen zusammenkneifen, öffnete sie dann aber wieder, um in das hübsche Gesicht über ihr zu schauen. Sie konnte ihn nur immer gar nicht so lange anschauen, zum einen weil es sie verlegen machte, zum anderen weil er einfach so hübsch war. Es dauerte ein wenig, bis sie sich wieder beruhigen konnte, und die zärtliche Nähe als er seine Stirn an ihre schmiegte, tat einiges dazu. Sie schloß die Augen und genoß den Moment, so lange er anhielt. Als sie sich küssten, schlang die Arme um seinen Rücken und ließ sie auch dort, als er sich wieder von ihr löste. "Ich habe dich auch vermisst..." gestand sie ihm und schenkte ihm ein Lächeln. Ihre Hände glitten langsam über seinen Rücken und streichelten dabei von der Wirbelsäule bis zu den Rippen. "Und ich bin froh, dass du dich auch wohl gefühlt hast und schlafen konntest... wenn es nach mir ginge, könnte es immer so bleiben. Ich habe immer an dich gedacht, deswegen warst du in Gedanken und in meinem Herzen sowieso immer bei mir. Nur dass es auf Gegenseitigkeit beruhen könnte, habe ich nie gedacht. Würdest du mir denn erzählen, was du geträumt hast?"
Morgenlicht sickerte durch die Fenster. Der trüblich graue Schein deutete entweder darauf hin, dass es sehr früher morgen war, oder ein regnerischer Tag. Area seufzte verschlafen und tastete mit noch geschlossenen Augen zur anderen Bettseite. Ihre Finger stießen sofort auf ein warmes Bündel: weiche Haut eines Oberarms. Also früher morgen, zu früh um aufzustehen, eher die Zeit, sich noch einmal umzudrehen und weiterzuschlafen... Doch da fiel es ihr ein. Es war Montag morgen, und genau die gleiche Szene hatte sie vor ein paar Stunden schon einmal gehabt. Da war es wirklich ihr Ehemann gewesen, der ihr noch einen verschlafenen Kuss gegeben hatte, bevor er mit ihren anderen beiden Lieben zur Arbeit gegangen war. Der einzige Grund, warum sie jetzt noch einen warmen Körper neben sich spürte konnte also sein....
Sie öffnete vorsichtig die Augen und warf einen Blick auf die Person neben ihr. Sie begann bei der Bettdecke, die nur bis zum Nabel hochgezogen war. Weiche weiße Haut, schmale Rippenbögen... ihr kam der Verdacht, wer der Mann tatsächlich war und sie schluckte. Spitze Schultern, umspielt von gelockten blonden Haaren... fein geschwungene Lippen, wohlgeformte Nase... Seine Augen waren noch geschlossen, aber sie brauchte sie gar nicht zu sehen um zu wissen, dass sie von eisigem Blau waren. "Nicky..." murmelte sie und rieb sich die Augen, woraufhin er immer noch da war. Es war also wirklich kein Traum. Nicht dass sie wirklich geglaubt hatte es wäre einer, aber wenn man bedachte wie lange sie an ihm gehangen hatte, und welchen Stellenwert er unwissentlich immer in ihrem Leben eingenommen hatte, war ihre Überraschung nicht verwunderlich. Es war ein wahr gewordener Traum, einfach die Hand ausstrecken zu können und seinen Arm zu berühren, ihn nur eine Armbreite von sich entfernt zu sehen. Für sie war er immer so weit entfernt gewesen, dass er genauso gut auf einem anderen Stern hätte sein können. Gedankenverloren streichelte sie seinen Arm und spürte dabei, wie die feinen blonden Härchen ihre Fingerkuppen kitzelten. Sie hätte nicht in Worte fassen können, wie tief und umfassend ihre Gefühle für ihn immer gewesen waren, und dabei bei weitem verliebtheit überschritten. Aber sie konnte näher rutschen und die Distanz überwinden, indem sie behutsam den Arm über seine Brust legte und sich an seine Seite schmiegte. Er hatte ja nicht wissen können, dass sie auf emotionale Weise genauso an ihm geklammert hatte, weil sie immer gespürt hatte, dass er genauso einsam und allein auf der Welt war, wie sie. Ihre Schüchternheit und mangelndes Selbstbewusstsein hatte sie immer davon abgehalten, sich einer anderen Person zu nähern, und er...? Sie nahm an, er war zu sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen um zu bemerken, wie gern sie mit ihm zusammen gewesen wäre. Daran hatten auch die Jahre nichts geändert. Um seinen leichten Schlaf nicht zu stören, schmiegte sie die Wange an seinen Oberarm und hatte aufgehört, ihn zu streicheln. Wahrscheinlich würde er ohnehin bald aufwachen, nahm sie an. Für den Moment war es ihr genug, sich an seiner Präsenz und Nähe zu wärmen, körperlich und emotional.