"Ja, Nachhaltigkeit..." wiederholte sie mit einem Seufzen. "Es gibt nichts wichtigeres, als die Kinder. Egal was wir erreichen, es wird umsonst sein, wenn wir der nächsten Generation nicht etwas mitgeben. Das wäre so schön... Besser sogar noch als einfach nur zu heiraten, Haus und eigene Kinder zu haben..." stellte sie sogar fest. Die Erkenntnis überraschte sie sogar. Sie kam mit solchem Nachdruck, dass sie sich ganz betäubt fühlte. Sie hatte immer geglaubt, ihr Lebenstraum wäre einfach zerstört worden durch ein einziges Ereignis und dessen Folgen. Jetzt, so viele Jahre später zu erkennen, dass es sogar noch etwas Besseres gab.. war gleichermaßen erhebend und paralysierend. Die eigenen Ideale über das persönliche Glück zu stellen und dadurch erst Glück zu empfinden, erschien ihr schon beinahe transzendent. Sie schob daher auch ihre Hände über das Tischtuck, und streckte sie Kyou entgegen. "Ich habe keine Ahnung, wie sich das verwirklichen lässt, und wie es sich weiter entwickelt." musste sie mit einem Lachen gestehen, und zeigte sich damit sorgenfreier, als je zuvor, seit sie einander kannten. "Wenn wir erst einen Anfang gefunden haben, wird sich schon alles fügen." Auf einmal schien ihr das eigene Schicksal gar nicht mehr so tragisch. Die Leere, die sie all die Jahre mit sich herumgetragen hatte, fühlte sich für einen Augenblick erfüllt an. Die Euphorie würde sicherlich verfliegen, aber der eine Moment blieb ihr trotz allem. Egal ob sie morgen wieder kühl kalkulierend in ihrem Bett erwachen würde, war der plötzliche Gefühlsausbruch der Beweis, dass es noch mehr gab in ihrem Leben. "Was immer auch passiert, wir müssen nur darauf achten, dass unsere Ideale niemals korrumpiert werden. Das ist schon vielen passiert. Einschließlich dir selber, als du in diese Sache hineingerutscht bist. Aber wir werden es besser machen. Deine ehemaliger Kollege hoffentlich auch. Jeder einzelne der umdenkt, ist ein kleiner Sieg..." Natasha verstummte langsam, die Hochstimmung begann bereits wieder, sich zu legen. Sie war einfach nicht mehr daran gewöhnt, solche Gefühle zu empfinden. Wer das trinken nicht gewohnt war, würde ja auch keine Flasche Vodka auf einmal in sich hinein schütten.. Eine kleine Dosis Glück war für sie also mehr als genug, um erst einmal eine Weile davon zu zehren. "Ich lasse mir gern mal eine Probestunde geben... aber lieber wirklich erst morgen. Heute bin ich dafür schon zu müde." musste sie gestehen. "Lass uns lieber noch einen Kaffee trinken. Mit etwas Glück sind sogar noch welche von diesen kleinen, abgepackten Keksen übrig, die man hin und wieder hier dazu bekommt. Ich wäre auch für Tee zu begeistern, aber da wir hier als Arzt und Krankenschwester nachts zusammensitzen, finde ich Kaffee angebrachter... das hat so ein Krankenhaus Ambiente."
Kyou selbst war, seitdem er sich selbst 'bekehrt' hatte, schon selbst in das Leben eines Asketen verfallen. Sein einziges, persönliches Glück war bis vor kurzem nur das Bogenschießen gewesen..ansonsten hatte er sich jedes Glücksgefühl versagt. Das er Liebe gefunden hatte, war daher schon selbst ein Wunder...und ein noch viel größeres, das seine Liebe sogar seine Vorstellung teilte. Glück in einer höheren Aufgabe finden hatte etwas erfüllendes...etwas, das nicht nur den Horizont erweiterte, sondern auch die Grenze dem wahrnehmbaren. "Es wäre am Anfang schwer... wir bräuchten ersteinmal ein Haus...mit viel Platz. Es müsste umgebaut werden, um allen Standarts gerecht zu werden. Es sollten auch Blinde, oder Rollstuhlfahrer zurrecht kommen...jeder eben der entweder körperlich oder seelisch benachteiligt ist..." Äußerte er die ersten Schwieriegkeiten, die auf sie zukamen. Das Geld würde er aufbringen können...doch die Arbeit die noch dahnter steckte, mussten sie wohl selbst bewältigen. "Wir müssen das noch besser strukturieren, wenn wir ersteinmal den Anfang haben..dann klappt es ganz bestimmt." pflichtete er jedoch mit einem Lächeln bei. Dann ließ er sich jedoch das angebotene Handpaar nicht mehr länger entgehen. Die ganze Zeit hatte er noch gezögert jetzt fand er die Überzeugung auch danach zu greifen und die Finger in seine erwärmten Handinnenflächen zu nehmen. Natashas Hände waren kühl und die Finger sehr schmal... aber dennoch so weich dass sie unter den Schwielen seiner Hände immer leicht nachgaben. Vielleicht konnte er einmal sogar seinen ehemaligen Kollegen mit ins Boot ziehen. Aber dazu müsste er ihn ersteinmal finden..ganz zu schweigen davon, ob dieser sich überhaupt bereit dafür zeigen würde. Doch auch Kyou hatte sich von der Welle der großen Ehre erfassen lassen- und damit seine Träume weiter gesponnen. "Wir...sind ein gutes Team." murmelte der Arzt dann, und suchte den offenen BLick zur Realität im Angesicht von Natasha. Es lag ihm so vieles auf den Lippen...angefangen davon, dass es für eigene Kinder dann immernoch eine Chance gab, bis hin zur Heirat, die ebenfalls möglich wär...doch zu viel Herz auf einmal preisgeben, hatte schon einmal negatives nach sich gezogen...weswegen er es lieber für sich behielt- wenn auch seine Augen eine ganz andere Sprache sprachen..
Sie leuchteten regelrecht- und hatten die Wangen mit Farbe gespeist, welche die Haut rot färbte. Kyou hatte sich lang nicht so glücklich gefühlt...und ließ Natasha deswegen auch alles langsam verarbeiten. "Dann...stoßen wir nun mit Kaffee und Gebäck auf unser Projekt an?" musste er mit einem schmunzeln von sich geben- ließ dabei Natashas Hände aber nur langsam los. Man konnte sehen, dass es ihm nicht besonders leicht fiel- und dass er lieber mehr von der Wärme gezehrt hätte. Das war der einzige Luxus, den er gern für sich beanspruchen würde...und weil dieser so groß war- dass er ihn nicht verlieren wollte, durch irgendeine unbedafte Unachtsamkeit. "Ich ...mach uns mal Kaffee." murmelte er wieder, und ehe er den Moment verpasste, erhob er sich auch schon und ließ Natashas langsam sinken. Er suchte nach der Kaffeemaschine auf der Anrichte gegenüber der der Kochniesche, an der sie ihren Eintopf zubereitet hatten, und füllte den Trichter mit Wasser aus der Spüle. "Wo meinst du, könnte das Gebäck sein?" Fragte er über die Schulter hinweg und musste unweigerlich daran denken, wie schön es jetzt wäre - wenn Natasha sich von hinten anschleichen würde um ihn zu umarmen. Wünsche, die er endlich zulassen konnte- und auf die er zum ersten Mal auch einen Lichtblick hegte- nachdem sie sich schon so nah gekommen waren, und förmlich schon verlobt hatten. Ging man so eine große Verpflichtung gemeinsam ein- kam dies für Kyou zumindest einer Verlobung schon gleich..
I trampling on your dreams Before they stand in the way of mine
"Wir kennen doch hier eine ganze Menge Leute... Ich bin sicher, wir würden genug Hilfe finden, um einen Anfang zu machen." meinte Natasha. Und tatsächlich gab es in ihrer gut strukturierten Rebellengruppe eine erstaunliche Anzahl an Fachkräften verschiedenster Professionen. Sie würden bestimmt einen guten Start haben. Natasha spürte dabei die warmen, rauhen Hände von Kyou. Etwas ungewohnt, aber wesentlich weniger unangenehm, als sie erwartet hätte. So konnte sie diese auch drücken und für lange Augenblicke festhalten. Sie schenkte ihm ein Lächeln. "Ein sehr gutes Team. Wir hätten sicher auch im OP gut harmoniert. Andererseits bin ich immer froh, wenn das gar nicht erst nötig wird. Da fällt mir ein... So ein Projekt ist nicht nur für die Nachhaltigkeit gut, sondern auch für Omega. Er braucht einen Platz wo er sich sicher fühlen kann. Wir müssen davon ausgehen, dass er wahrscheinlich nie normal leben wird. Es wäre also die beste Lösung auch für ihn." gab Natasha weiterhin zu bedenken. Sie hätte auch gern Luc weiter behalten... aber der hatte inzwischen eine eigene Familie gefunden und damit wahrscheinlich die Möglichkeit, so weiterzuleben. Andererseits ließen sich Raiden und Clive vielleicht dazu überreden, auch in so einem Haus zu leben. Sie traute es beiden durchaus zu... Clive mit dem Helfersyndrom, Raiden mit seinem gut verstecken, weichen Kern, der sicher auch nicht widerstehen konnte, wenn es darum ging, Kinder zu beschützen. Aber noch war es zu früh, um den Vorschlag überhaupt zu unterbreiten. Sie mussten sich in Geduld üben. Trotzdem konnte sie nicht abstreiten, dass es ein gutes Gefühl war, ein Ziel zu haben.
"Ja, Kaffee und Gebäck. Ist auch besser, als Sekt und Champagner, nicht wahr?" schmunzelte sie. "Mit Alkohol hab ich es nämlich gar nicht so." verriet sie ihm. "Ich vertrage nicht viel, und Getränke mit übermäßig viel Kohlensäure.. oder was immer das ist, verträgt mein Magen nicht so gut. Nur für besondere Gelegenheiten.. da trinke ich gezwungenermaßen auch mal mit." Ihre Hände trennten sich daraufhin wieder, und Natasha spürte den Temperaturunterschied. Es war ewig her, dass sie jemandes Hand gehalten hatte - außer natürlich zu unpersönlichen Zwecken, wie etwa bei einer Behandlung.. na gut, oder um Trost zu spenden, das kam schon auch manchmal vor. "Okay... ich warte so lange. Dann fühle ich mich immerhin doch noch so, als ob ein attraktiver Kellner mir den Nachtisch servieren würde." gab sie ihm mit auf den Weg, als Kyou zur Kaffeemaschine schritt. "Oh.. ich glaube wenn noch was da ist, im Unterschrank in so einer großen Kartonschachtel..." Sie zeigte mit dem Finger, welche der Schränke sie meinte. Leider erfüllte sich so Kyous Wunsch nicht, dass seine Angebetete sich von hinten anschlich und ihn umarmte, aber was nicht ist, konnte ja noch werden...
Kyou musste auch zugestehen, dass es wohl für Omega das beste war, wenn er immer im selben Umfeld aufwachsen würde. Man wusste nicht, in wieweit er sich noch weiter entwickeln würde..ob sein Körper noch wachsen würde, oder vielleicht sein Geist. Man musste alle psychischen und physischen Aspekte mit einbeziehen die zu Komplikationen einplanen, die Omega noch zustoßen konnten. Im Zweifelsfall war es immer gut wenn sich für ihn nicht zu viel änderte- solang er eben wollte... "Forty wird auch nichts dagegen haben...er ist nur froh, solang er bei dem Kleinen sein kann.." nickte er nur, als er schon aufgestanden war um den Filter der Kaffeemaschine zu füllen. "Schon verrückt..aber er hat sich sofort für Omega erwärmt und gleich in ihn verliebt. Dabei könnte man meinen, dass ein junger Mensch wie er...andere Interessen und Vorstellung vom Leben hat. Ich muss zugeben dass ich mir am Anfang Sorgen gemacht habe...denn Omega ist nicht gerade einfach, wenn es darum geht ein normales Leben zu führen. Du weist ja was ich meine... aber Forty ist das immernoch egal. Er wirkt glücklich...und Omega ist es auch." rief er seine Erinnerungen wach. Es machte Kyou glücklich, dass Omega so ein Glück fand- und jemanden hatte dem er vertrauen konnte- und dem er ebenfalls Liebe schenken konnte. " Un d die Katzen... ich denke, mit Haustieren werden sich die Kinder auch schneller erholen..ich würde gern eine Therapie mit Tieren einführen..und verschiedene Ansätze ausprobieren. Irgendwann...darüber vielleicht Bücher schreiben und hoffen dass andere sie lesen und weiter daran arbeiten Kindern und Jugendlichen zu helfen." seufzte er glücklich, und ließ unter der schwere seiner Schultern sogar wieder ein Lächeln erkennen. "He, das war ein Kompliment, Natasha." Enthielt er ihr auch seine Freude darüber nicht vor- und scheute auch nicht vor der Verlegenheit, die er empfand. Er stand eh mit dem Rücken zu ihr,und beugte sich nur runter zum Schrank in dem er die Box mit den Gebäckpäckchen vermutete. Dank Natasha fand er sie auch schnell- und legte zwei Tätchen mit durchsichtigem Papier auf die bereitgestellten Unterteller. Man konnte die Vanillekekse mit den Schokostückchen darunter erkennen. "Zurücknehmen ist jedenfalls nicht mehr.." schmunzelte er und ließ das Wasser durch den Filter der Kaffeemaschine laufen, als es endlich erhitzt war. Die zwei Kafffeebecher füllten sich nach und nach mit dem herrlichen Getränk. "Magst du Milch dazu?" erkundigte er sich gleich- da er selbst welche wollte und dafür auch zum Kühlschrank schritt, um die Tüte hervor zu ziehen. Wenn Natasha welche wollte- würde er auch ihren Becher mit einem Schluck krönen. Dann wollte er dieTassen an den Untertellern gehalten nur noch zurück zum Tisch bringen.
Natürlich trat er zunächst an die Seite Natashas- und servierte von rechts. "Bitte, ihr bestellter Kaffee." säuselte er dezent mit versüßter Stimme, ehe er die übrige Tasse auf seine Seite abstellte- und auch wieder auf denStuhl rutschte. "Ich mag auch keinen Alkohol...aber ab und an mag ich milden Pflaumenwein oder guten Sake. Ansonsten meide ich Alkohol..er betäubt meinen Verstand. Und der war manchmal das einzige was mit geblieben ist." Gab er wieder ein wenig mehr seiner Vergangenheit Preis und legte sein Kinn auf die Handoberfläche, da sich sein Arm auf der Tischplatte abstützte. Mit der anderen Hand drehte er sich die Tasse zurrecht und sah zu, wie die Milch an der Oberfläche verlief. "Ich mag Raiden...mit Clive hatte ich noch nicht viel Gelegenheit zu reden, doch er scheint mir Fair,und er ist so angenehm. Es wäre schön, wenn sie sich uns anschließen würde. Ach...am liebsten würde ich schon lieber gestern wie morgen damit anfangen, alles umzusätzen und an den Plänen zu arbeiten.." Und damit verlor sich auch nicht der Wunsch danach, irgendwann mit Natasha an Plänen für die eigene Zukunft zu arbeiten...
I trampling on your dreams Before they stand in the way of mine