Was sie so recht zu der Einladung bewogen hatte, wusste Natasha selbst nicht recht. Was dafür um so greifbarer war, waren die schwachen Duftspuren, die noch in der Küche wahrnehmbar waren. Frisch gebackenes Brot, ein Hauch von Zimt, Kaffee... das waren alles Düfte, die etwas heimatliches und vertrautes ausstrahlten. Es war lange her, dass sie so gerochen - oder gefühlt - hatte.. und jetzt war das Gefühl gleichermaßen angenehm aber auch beängstigend. Sie nahm an, das hatte damit zu tun, dass für sie Heimat irgendwann nichts gutes mehr gewesen war. Ja, sie musste nun sogar in Frage stellen, überhaupt jemals ein richtiges zu Hause gehabt zu haben... aber bevor die schwarze Welle der Vergangenheit sie wieder einholen und überrollen konnte, blockte sie die Gedanken ab und wandte sich lieber dem kleinen, geflochtenen Korb zu, den sie mitgebracht hatte. Im Inneren befand sich nicht viel, lediglich ein kleines gebügeltes und noch gefaltete Tischdeckchen, eine einfache schmale Glasvase und ein ebenso kleiner Kerzenhalter samt Kerzen.. alles in allem für sich nichts besonderes, Natashas Bedürfnissen aber mehr als ausreichend. Außerdem würde sie, wenn sie mehr darüber nachdachte, den Mut verlieren und alles albern finden, deswegen schüttelte sie lieber die kleine weiße Tischdecke auf und legte sie so auf den kleinen Beistelltisch, dass die Ecken überragten und an den Tischlängen ein Stück herabhingen. Mittig fanden Vase und Kerzenhalter platz, die Kerze steckte sie in die Fassung und zündete sie mit einem Streichholz an. Eine einzelne blaue Blume fand den Weg in die Vase und verlieh so einen angenehmen Farbtupfer. Um das Geschirr hatte sie sich nicht kümmern müssen, in der Küche gab es mehr als genug, so dass sie problemlos zwei Gedecke fand und diese ebenfalls auf den Tisch stellen konnte.
Auch was Zutaten anging war die Küche ganz gut ausgestattet. Allerdings brauchte sie sich hierum noch keine Gedanken zu machen, denn die Nachricht die sie dem Doc geschickt hatte, enthielt nur die Frage ob er Lust hatte, heute mit ihr zusammen zu kochen. Als Zeitpunkt hatte sie den sehr späten Abend ausgewählt, da die Küche dann geschlossen war und sie Ruhe hatten.. außerdem war es unwahrscheinlich, dass Kyou dann noch arbeit hatte oder bei Omega war, der dann höchstwahrscheinlich mit seinem neuen Freund beschäftigt war... Natasha war etwas nervös, da sie zum einen nicht wusste, ob er ihrer Einladung tatsächlich folge leisten würde, und sie andererseits schon seit Ewigkeiten kein 'Date' mehr gehabt hatte... oder sich mit einem Mann allein getroffen hatte, zumindest wenn man von dem Ausflug in die Stadt abgesehen hatte, bei welchem sie aber faktisch nicht allein gewesen waren. Sie hatte sich sogar ein bisschen hübsch für den Abend gemacht und die aus matt schimmerndem Stoff gefertigte neue Bluse angezogen, die sie bei der Gelegenheit gekauft hatte. Seufzend lehnte sie sich dann gegen die Anrichte, weil es nichts weiter gab das sie tun konnte, außer zu warten ob Kyou tatsächlich auftauchen würde..
Kyou hatte den Nachmittag bei Omega und dessen Freund verbracht. Das traf sich aus dem Grund gut, dass die Untersuchungen die der Doc bei dem Jungen vornehmen musste, in der Gegenwart seines Freundes garnicht wie unangenehme Untersuchungen wirkten. Omega war immer viel zu abgelenkt, als dass er die neben bei einfließenden Berührungen und Blicke als störend empfand. Danach hatten sie Karten gespielt..aber schon dabei war Kyou schon bei ganz anderen Gedanken. Er musste sich immer wieder vor Augen führen das Natasha ihn für den Abend eingeladen hatte..doch aus was für Gründen? Früher hätte er jede Gelgenheit- von einer Frau eingeladen zu werden als Date angesehen..doch diesmal war selbst er nervös gewesen.
Als er wieder in sein Zimmer zurückgekehrt war, hatte er darauf geachtet nicht Mikado in die Arme zu laufen. Eine kurze Dusche in dem provisorischen Bad hatte sein übriges getan um ihm die Wahl seiner Kleidung zu erleichtern. Er entschied sich für ein Hemd, dass in seinem Grauton etwas heller war als der Ton der eng geschnittenen Hose. Seine silberne Uhr mit dem schwarzen Lederarmband sorgte für den hellen Akzent, gleich seiner blonden Haare die er versuchte in eine haltende Position zu kämmen. So ruhig er bei dem prüfenden Blick in das Fenster wirkte- so unruhig schlug jedoch sein Herz. Er konnte ja seit ihrem Besuch in der Stadt nicht mehr leugnen, etwas für Natasha zu empfinden. Selbst, wenn er sich alles ganz anders vorgestellt hatte, sollten seine Gefühle ihn doch überkommen und ihren Platz einfordern. Er konnte sich daher auch nicht dagegen wehren, sich Hoffnungen durch die Einladung zum kochen zu machen..und so ließ er sich auch nicht länger Zeit und überbrückte mit schnellen Schritten den Weg zur Küche. Dort angekommen, wurde er schon von der schwach leuchtenen Lichtquelle angelockt- straffte dabei die Schultern und klopfte ganz leicht mit dem Zeigefinger gegen die Tür durch die er eben getreten war. "Guten Abend Natasha.." sprach er dabei, seine hübsche Gastgeberin betrachtend. Sie sah in der neuen Bluse wirklich süß aus. "Können sie noch einen brauchbaren Beikoch gebrauchen?" fügte er dabei mit einem Lächeln an und trat ein. Die Atmosphäre war dabei angenehm gewesen, das seichte Licht der Kerzen schmeichelte seinem sonst so abgekämpften Gesicht, und ließen es so freundlich wirken- wie sein Herz klopfte. "Ich habe mich sehr über die Einladung gefreut.. " Meinte er zusätzlich und hob auf dem Weg zu Natasha seinen Arm an, um sein Hemdärmel hoch zu ziehen. Er hatte dabei den Knopf am Handgelenk öffnen müssen, doch nun wo er den Ärmel am Ellenbogen fixieren wollte, fand er die Öse nicht gleich, in die er den Knopf verhacken musste. Kannte man ihn etwas besser, würde man wissen dass diese Geste aus Verlegenheit heraus entstanden war, die ihn nun unterbewusst befallen hatte.
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Als Kyou auftauchte, geschah es plötzlicher, als Natasha erwartet hatte. Deswegen erschreckte sie sein Erscheinen auch, so dass sie unwillkürlich zusammenzuckte und sich schützend ein wenig von ihm wegdrehte.. jedoch nur so lange, bis sie seine Stimme erkannte und ihn ins warme Licht eintreten sah. Sie atmete auf und schaffte sogar ein kleines Lächeln, mit dem sie ihn begrüßte. "Sie sind ja doch gekommen..." meinte sie dann und ließ die Arme wieder sinken. Sie streifte ihn mit den Blicken.. nur ganz vorsichtig, wobei sie bemerkte, dass er gut aussah. Es war ihr vorher nicht direkt aufgefallen, oder vielleicht einfach nicht wichtig gewesen. "Unbedingt..." antwortete sie dann auf seine Frage. "Ich habe doch fest mit ihrer Unterstützung gerechnet. Zusammen können wir sicherlich ein gutes Abendessen zubereiten.."
Obwohl alles so schön war, wurde ihr doch etwas mulmig, als der Doc näher auf sie zukam. Nur die Tatsache, dass sie bereits an der Anrichte lehnte verhinderte, dass sie weiter zurück wich. Es war ein Instinkt der sich einfach nicht beherrschen ließ - nur manchmal unterdrücken, so wie in diesem Moment. "Was die Einladung anbelangt.. ich dachte, wir könnten uns vielleicht ein wenig besser kennenlernen. Sie wissen schon... sich unterhalten.. und so." kamen die Worte zögerlich, die letzten Worte behelfsmäßig angefügt, um nur ja keinen falschen Eindruck zu erwecken. Sie konnte dabei genau spüren, wie ihre Wangen heißer wurden. Sie hatte ihn nämlich tatsächlich mit dem Hintergedanken eingeladen, vielleicht mit ihm über ihre Vergangenheit zu sprechen, wenn es sich denn ergab und die Situation passend war. Es fiel ihr nicht leicht, darüber zu sprechen, aber er hatte nie gefragt und sie waren auch nie im Streit so aneinandergeraten, dass sie ihm etwas an den Kopf geworfen hätte.. jetzt jedoch erwog sie ein freundliches Gespräch. Auch wenn sie ihn zu Anfang nicht besonders gut hatte leiden können, war das nicht unbedingt persönlicher Natur gewesen. Im Lauf der Zeit hatte er sich als zuverlässig erwiesen... und mehr als einmal hatte er ihr imponiert. Nicht nur, was seine Leidensfähigkeit im Bezug auf Omega anging. Er hatte weitestgehend klaglos die Last seiner Schuld getragen und trug sie noch immer.. hatte unerschütterliche Ruhe an den Tag gelegt, obwohl er selbst zum Opfer von gemeinen Gerüchten geworden war... all das war gut genug, um auch in Natasha den Wunsch zu wecken, vielleicht doch noch einmal vertrauen zu wollen. Es war ein Risiko, aber sie konnte sich immer noch damit beruhigen, jederzeit Abstand nehmen zu können, wenn doch etwas schief gehen sollte. "Was würden sie denn gerne essen?" fragte sie, um vielleicht die eigene Unsicherheit zu überspielen. Obwohl sie noch immer hager und abgehärmt wirkte, schien durch die spitzen Züge doch irgendwie der Mensch hindurch, der sie einmal gewesen sein musste; freundlich, gütig, ein wenig unsicher. Man sah es ihn dem Lächeln, mit welchem sie zu ihm aufschaute. Es spiegelte sich in den Augen, wenn durch die Wärme auch der Schatten der Angst hindurch sichtbar war, der irgendwo in diesen Tiefen lauerte. "Wollen wir etwas panieren, oder doch lieber nach ihrer Methode alles kleinschneiden, das wir finden und kochen?"
Kyou versuchte, sich nichts bei der Einladung zum kochen zu denken.. und dennoch hatte das Vorhaben keine Früchte getragen. Unterbewusst hatte er sich doch Hoffnung auf ein persönliches Gespräch gemacht.. eine traute Zweisamkeit. Ob damit Probleme begannen? Er wusste es nicht und hatte auch nicht den Eindruck dass Natasha sich für romantische Gefühle interessierte. Es galt einfach abzuwarten- Ruhe zu bewahren selbst wenn der angenehme Kerzenschein immer wieder die Erinnerungen an seine Hoffnungen ankurbelte. " Habe ich Sie denn je einmal im Stich gelassen?" lächelte er gütig als Natasha meinte , sie habe fest mit seiner Unterstützung gerechnet. Danach sah er sich in der sauberen Küche um - Natashas Gesicht nur gelegentlich mit den Blicken streifend. Sie wirkte genauer betrachtet wirklich etwas anders, als sonst. Nicht so..hart- abweisend und verletzt. Kyou bekam tatsächlich eine Vorstellung von dem freundlich, schüchternen Mädchen mit gutem appetit- was voller wärme gewesen sein musste. " Eine gute Idee.." musste er beipflichtend nicken, bevor seine Gedanken das Herz noch mehr erwärmten.
Als er sich gerade nach einer Schürze umsehen wollte die man um die Hüften band, und meistens zerknüllt um den Griff der Herde und Stühle gebunden war- musste er jedoch wieder aufsehen und Natasha mit klaren, grauen Augen betrachten. Hatte sie wirklich gesagt sie wolle sich mich ihm unterhalten? Kennenlernen.. "Sehr gern Natasha.." Es galt weiter ruhig zu bleiben und diese Gelassenheit auszustrahlen..selbst wenn es ihn innerlich wirklich verwunderte, was für einen großen Schritt Natasha bereit war auf ihn zuzugehen. Er hatte schon garnicht in naher Zeit damit gerechnet, mehr über die traurige Seele dieser Frau zu erfahren, die ihn so rührte. Und das lag bei weitem nicht nur daran dass ihr Schicksal ihm unbekannt war. Er empfand sehr viel für sie- obwohl sein Herz selbst noch unter Schuldgefühlen und anderen Dingen zu leiden hatte. Es hatte genug Platz gelassen für Gefühle, die sich heimlich einschlichen und dabei fest machten. Sie waren zart, aber doch beständig.. " Ich würde sie gern besser kennenlernen.." hatte er deswegen noch anzufügen gehabt. Selbst wenn seine Augen den Blick durch Brille und gesenkten Wimpern verkleideten- würde man wenn man ihn gut kannte erkennen, dass er sich freute und aufgeregt war. Diese Freude sollte sogar in ein leises lachen ausarten- denn Natasha sollte ihn an die Geschichte über das panier-Problem erinnern, und ihn damit dazu bringen, sich ihr wieder gänzlich zuzuwenden und seine Brille zu richten. "Sie können sich erinnern, oder?" wollte er sich vergewissern. Irgendwie schien es so, als würde er von Minute zu Minute lebendiger werden. "Nun, genug Platz zum panieren haben wir ja. Und wenn das Küchenpersonal morgen schimpft, kenne ich ein paar gute Griffe mit dem Ceranfeld- Schaber und Scheuermilch. Das bekommt alle Flecken weg." unterwies er Natasha einer kleinen, humorvollen Geste indem er mit der Handfläche über den glänzenden Tisch zeigte, als würde er sie schon allein damit reinigen können. Eine weike betrachtete er ihr hübsches Gesicht dabei- musste dann jedoch wieder die glänzende Tischfläche bedenken. " Ich glaube es sind noch Kartoffeln da und Gemüse... was halten sie von einem Eintopf? Ich könnte dazu auch noch ein paar Karottensticks panieren, wenn sie sich von meinem Talent überzeugen wollen.." meinte er noch und strich sich durch das Haar. Die Atmosphäre war ihm eigenartig vertraut, und er fühlte sich darin wohl. Er konnte wieder eigenes Glück annehmen..und das war sein erster Schritt wieder zurück in das Leben..
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"Nun..." meinte sie nachdenklich, wobei sie die Arme vor der Brust verschränkt gehalten hatte und nachdenklich an Kyou vorbei schaute. "Naja, nein. Ich kann mich nicht erinnern, dass Sie mich je im Stich gelassen hätten." musste sie einräumen. Sie verkniff sich dabei sogar den Zusatz, dass sie einander ja auch noch nicht besonders lange kannten.. und schon gar nicht so vertraut miteinander waren, dass sie sonderliche Ansprüche an ihn gestellt hätte. Das war für ihre Verhältnisse schon ein großes Zugeständnis. Sie glaubte, es lag an seinem gütigen Lächeln, dass sie es einfach nicht übers Herz brachte, seine Worte wieder ins negative zu verkehren. Stattdessen krempelte sie lieber die Ärmel der hübschen Bluse hoch und band sich ebenfalls eine Schürze um, in ihrem Fall jedoch eine mit Oberteil, das man über den Kopf streifen konnte. "Es freut mich, dass Sie das sagen... Ich hoffe nur, Sie ändern ihre Meinung nicht hinterher." meinte sie, wobei sie den Blick ebenfalls gesenkt hatte. Sie sah dabei nicht besonders zuversichtlich aus, im Inneren war sie sich aber selbst noch unschlüssig, wie sie selbst damit umgehen würde, Kyou von ihren Problemen zu erzählen.
"Natürlich erinnere ich mich.." ließ sie dann aber doch wieder ein kleines Lächeln erkennen. "Sie erzählen schließlich nicht oft von Ihrem Bruder, oder von Ihnen selbst." meinte sie. "Außerdem war es eine nette Geschichte.." wollte sie noch anfügen. Sie mochte zwar eigentlich keine netten, angenehmen Erinnerungen, da sie sich davon schlecht fühlte, aber sie respektierte Kyous Meinung dazu. Außerdem ließ sich nicht bestreiten, dass seine Argumente etwas für sich hatten. Sie mochten besser sein, als ihre eigenen. Schon allein deswegen ließ sie ihnen Raum. "Aha?" wollte sie ihn dann aber doch ein wenig necken, auch wenn Humor nicht zu ihren Stärken zählte. Man bemerkte das am dunklen Schein, der nie ganz aus dem Augen wich, auch wenn sie gerade lächelte, so wie jetzt. "Wenn es mit der Arztkarriere also irgendwann nicht mehr klappen sollte, könnten sie immer noch als Reinigungskraft arbeiten, oder Küchenhilfe. Vielleicht sogar als Chef-Koch? Ihre Chef-Koch Qualitäten könnten sie wirklich gleich mit panierten Karottensticks unter Beweis stellen.. das klingt nämlich ausgesprochen köstlich." lächelte sie dann jedoch und bedachte ihn mit einem warmen Blick. "Es klingt nach einem wirklich guten Essen.. sie müssen mir nur sagen, was ich machen soll. Heute bin ich ihre Küchenhilfe." schmunzelte sie. Auch sie mochte die Atmosphäre, wenn sie sich auch nicht so einfach entspannen konnte. Einmal mehr wünschte sie, die Vergangenheit ändern zu können. Es hätte alles wunderschön sein können..
Kyou hatte gerade die Schürze um seine Hüfte gebunden, da musste er auch schon wieder zu Natasha aufsehen. Er bedachte sie mit einem Lächeln und streckte sich anschließend um aus einem Hängeschrank Eine Schüssel und Schneidbretter zu ziehen, die er vor und neben sich auf der Arbeitsfläche ausbreitete. " Ich denke nicht dass ich meine Meinung über Sie ändern würde." sprach er dabei ohne sie direkt anzusehen. "Könnten sie mir bitte den Topf geben? Es müssten sich welche unter dem Herd befinden." unterbrach er kurz und betätigte den Einhebelmischer über der Spühle um sich die Hände zu waschen. Er behielt es dabei für sich, dass er sich schon eine Meinung über sie gebildet hatte die sich nicht von Vergangenes oder Charaktereigenschaften schmälern ließ. "Die Kartoffeln brauchen am längsten.. wir müssen sie kleinschneiden bevor wir das Gemüse dazu geben.. wenn dann etwas Sud entstanden ist gießen wir das ganze auf und haben einen tollen Eintopf." klärte er sie über die nächsten Arbeitsschritte auf. Sein nächster Weg führte ihn zum Kühlschrank um die Reste von Gemüse ausfindig zu machen, über deren verbleib sicher keiner mehr weinen würde. Kyou nahm Karotten, Tomaten und Paprika wieder zurück an das kleine Fleckchen Arbeitsfläche damit er sie anschließend waschen konnte. "Während die Sachen einkochen, bleibt genug Zeit sich zu unterhalten.." gab er wieder mit einem kleinen Lächeln zu verstehen, und wusch zunächst die Paprika unter dem lauwarmen Wasser.
"Wissen sie, ich rede auch nicht gern über meinen Bruder, weil ich finde dass dieses Thema zu privat ist um es vor anderen auszubreiten. Bei ihnen istdas jedoch etwas anderes. Unsere.. Gespräche.." unterbrach er mit einem verlegenen Lächeln, bei dem er sich zwei Karotten schnappte. ".. sind sehr angenehm und verleiten doch dazu, über privates zu reden. Sie verurteilen mich nicht, und gestehen mir gute Taten genauso zu wie schlechte." konnte er es nicht anders formulieren. Es fehlte ihm an Worten um auszudrücken, wie viel es ihm bedeutete in Natasha an so einem Ort doch soetwas wie eine Konstante gefunden zu haben, die ihm sogar ab und zu etwas zuessen gebracht hatte. "Wie könnte ich mir da je eine andere Meinung von ihnen bilden?" stellte er dann eine retorische Frage, bei der er den Kopf zu Seite drehte, wo er Natasha unmittelbar vermutete.
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"Sie haben leicht reden... immerhin wissen sie ja gar nicht, was ich zu erzählen habe." meinte Natasha nur von der Seite. "Es ist immer leicht gesagt, dass man seine Meinung über jemanden nicht ändert, aber letztlich ist das nicht wahr. Ob wir es wollen oder nicht, das gesagte Wort ändert immer etwas, auf die eine oder die andere Art." der düstere Zug, der ihr wie eine Gewitterwolke ständig zu folgen schien, huschte wieder über ihr Gesicht. "Das geht gar nicht gegen sie persönlich. Es ist nur so, dass Menschen sich überhaupt nicht dagegen wehren können, ihre Meinung über dieses oder jenes zu ändern. Informationen gehören zu unserem Leben, und jede Information über diese oder jene Person ändert ihr Bild unwiderbringlich, da kann man nichts machen..." Sie bemerkte, dass sie nun schon halb resignierte, bevor sie überhaupt begonnen hatte, über das zu reden, weswegen sie Kyou überhaupt zu diesem Gespräch gebeten hatte. War es die Angst vor der eigenen Courage? Oder gab es andere Gründe. Natasha fielen eine ganze Menge ein, warum es leichter war zu schweigen. Ihr fielen auch genügend Gründe ein, warum es besser war. Nun musste sie sich fragen, ob ihr überhaupt Gründe einfielen warum sie sprechen sollte. Einmal ausgesprochen, waren Worte genauso wenig zurückzunehmen wie der Pfeil, der von der Sehne geschossen wurde. Nichts hielt ihn auf. "Sagen sie, Kyou, kennen sie das Sprichtwort? 'Vier Dinge kommen nicht zurück: Das gesprochene Wort, der abgeschossene Pfeil, das vergangene Leben und die versäumte Gelegenheit'. Das ist eines meiner Liebsten..." Ein wenig hatten sich dabei ihre Züge gemildert. Um ihre Hände zu beschäftigen holte sie zwischenzeitlich den vom Schützen geforderten Topf herauf und stellte ihn auf der Herdplatte ab. "Was ich meine ist, dass das was ich ihnen erzählen wollte ganz sicher ihre Meinung auf die eine oder andere Art verändern wird. Das ist wie mit ihrem Bogen. Haben sie den Pfeil erst einmal abgeschossen wird, er zwangsweise irgendwo einschlagen. Sie können das Ergebnis vorhersehen oder auch nicht... aber Fakt ist, etwas wird geschehen." Natasha fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn und lehnte sich dann gegen die Arbeitsplatte, wo sie Kyou dabei zuschaute, wie er das Gemüse wusch, um es anschließend klein zu schneiden. Jetzt hatte sie so viel geredet, und doch gar nichts gesagt. Der Schütze hatte dabei eher nicht vorher sehen können, dass sie darum bemüht war, auf seine rhetorische Frage eine Antwort zu finden. Sie seufzte nur schwer und schaute dann wieder weg, wobei sie den Kopf in den Nacken legte und an die Decke schaute. "Es ist nicht so leicht für mich... Jeder von uns trägt seine eigene Last." murmelte sie. "Aber ich habe ganz gute Gründe.. gut für mich jedenfalls, warum ich so bin wie ich bin." Sie zog es auch weiterhin vor, Kyou gar nicht anzusehen. Der Blick zur Decke war ihr lieber, aber eigentlich sah sie gar nicht die weiße Oberfläche über sich, sondern schaute viel mehr durch das Weiß zurück in die Vergangenheit. Zurück auf eine Natasha, die lebendiger gewesen war, mit runden, fröhlichen Wangen und rotbraunen Haaren. Positive Gedanken und Gefühle hatten sie erfüllt, da war sie noch voller Hoffnung gewesen, die an der Realität letztlich zerbrochen war.
"Wissen Sie, eigentlich ist diese ganze Angelegenheit sehr erbärmlich." letztlich hatte sie doch noch einen Anfang gefunden. Ihre Augen waren verklärt, ihre Stimme hatte einen neutralen Tonfall angenommen, während sie sich mit dem Rücken an die Arbeitsfläche gelehnt hatte, und darauf die Ellbogen abstützte. "Ich habe mir oft genug gesagt, dass das eigentlich nichts besonderes ist... Vor ein paar Jahren wurde ich vergewaltigt. Das passiert statistisch gesehen jeder fünften Frau, haben sie das gewusst? Ich habe mich gewehrt, aber das war alles sinnlos. Ich hätte es dabei belassen können, aber ich habe es vorgezogen, Anzeige zu erstatten. Ich habe alles meinen Eltern erzählt, jedoch habe ich statt Unterstützung nur Vorwürfe geerntet. Meine Eltern waren der Meinung, ich hätte so einen Übergriff nur durch mein freizügiges Verhalten provoziert. Leider habe ich keine genaue Statistik darüber, wie vielen Frauen eingeredet wird, selbst an sowas schuld zu sein, oder wieviele es sich selbst einreden. Für mich war das jedenfalls ein absoluter Alptraum..." Unbewusst hatte sie schließlich die Arme vor der Brust verschränkt und den Blick langsam sinken lassen, so dass er von der Decke zu ihren Schuhspitzen gewichen war. "Deswegen mag ich keine Männer... das ging nie gegen sie persönlich. Ich mag sie einfach nicht, und ich mag es nicht, angefasst zu werden. Es ist auch der Grund, warum mir das Schicksal des kleinen Luc so unter die Haut ging. Ich kann bei solchen Dingen einfach nicht mehr weg sehen. Ich würde bis zum äußersten gehen, damit diese Dinge aufhören." Bei ihren letzten Sätzen waren ihre Gesichtszüge wieder hart geworden und ein entschlossenes Funkeln war in ihre Augen getreten. Selbst wenn Natasha irgendwo gebrochen war, ihr Kampfgeist war es nicht, ebenso wenig ihre Moralvorstellungen. "Tja... jetzt wissen sie wohl bescheid." lächelte sie, und hielt dabei die Augen geschlossen. "Sie brauchen aber nichts zu sagen... ich habe es nicht so mit dem Mitleid. Und Trost brauche ich da auch nicht. Sie kennen ja meine Einstellung... dass jeder sein Päckchen selbst tragen muss. Ich wollte nur... dass Sie wissen, dass ich nie etwas gegen sie persönlich gehabt habe." kam sie dann zum Ende. Sie wusste noch nicht, ob sie sich nun erleichtert fühlen sollte, dass es heraus war, oder was sie überhaupt fühlen sollte. Das würde sich sicherlich erst noch in den nächsten Minuten, Stunden oder gar Tagen aufklären. Ebenso, inwiefern es ihre vage Beziehung beeinflussen würde. Natasha ließ es auf sich zukommen und schnappte sich lieber etwas vom Gemüse, um es ungerührt zu schneiden, so als wäre gar nichts passiert.
Kyo war nicht frei davon, sich seine eigene Meinung zu bilden. Mit den Jahren die er für eine verdeckte Wissenschaftsorganisation gearbeitet hatte, musste er sich diese Eigenschaft mühsam abtrainieren und merkte jetzt, dass sie doch nicht ganz verschwunden war. Man konnte so frei von Vorurteilen und den Einfluss von Gefühlen sein... man schaffte es ja doch nicht, sich einfach nur ein Bild vom Erlebnis eines anderen zu machen. Noch dazu, wenn ein dieser 'andere' so viel bedeutete wie ihm Natasha. Die Zeit die er hier verbrachte war zwar mit Feindseligkeit gespickt...doch das waren Gefühle mit denen er umgehen konnte. Vielleicht um sich selbst zu bestrafen. vielleicht um mit den eigenen Taten besser fertig zu werden. Man konnte sagen was man wollte, er war dennoch für seine Fähigkeiten und Erfahrungen sehr jung...und der Verstand, der seit langem wieder mit der eigenen Moral und Wertvorstellungen konfrontiert wird, macht Fehler...macht unsicher- und sucht sich nur schwer einen Weg allein an die Oberfläche um wieder zu Recht zu kommen. Der kleine Omega konnte beispielsweise so oft wie möglich zu verstehen geben, jetzt glücklich zu sein...und dennoch fiel es Kyo schwer, das einfach so hinzunehmen. Er sah noch immer sehr oft zurück- und so auch in Natashas Erzählung. Sicher, hatte er keine Vorstellung davon wie Natasha früher ausgesehen hatte. Wie lebendig sie mit ihren roten Wangen und den vielen Hoffnungen war, konnte er nicht erahnen...und dennoch versetzte es seinem Herz einen Stich. Er merkte, dass es wirklich so war wie Natasha versucht hatte zu erklären. Man konnte nicht verhindern, Mitleid zu empfinden...vorsichtiger zu sein und Betroffenheit zu zeigen. Natürlich verblieb der Schütze unbewegt...schnitt nur weiter die Karotten Scheibe um Scheibe, bis Natasha mit ihrer Erzählung endete. Kyo hatte sie dabei kein einziges Mal unterbrochen..
"Ich verstehe, was sie meinen Natasha." Begann er zunächst, ehe er revidierend den Kopf schüttelte. "Nein, das heißt ich weiß es nicht. Ich kann nicht nachfühlen, wie es ist...aber ich verstehe jetzt was sie meinen, mit dem abgeschossenen Pfeil und das gesprochene Wort." versuchte er sich zu verbessern. Ohne zu glauben dabei besonders erfolgreich zu sein. Es war ihm jedoch wichtig... "Natasha..aber es bedeutet mir viel, zu wissen...dass es nicht gegen mich persönlich geht...Es bedeutet mir so viel, dass wir uns...so verstehen, dass es ihnen wichtig ist, mich wissen zu lassen." versuchte er so wenig wie möglich das Mitleid einfließen zu lassen, was er empfand, und suchte auch nur immer wieder sporadisch den Blickkontakt aus dem Augenwinkel, der sich scheu wieder abwand. "Ich kann...auch nicht mehr wegsehen..." War sein 'es tut mir leid?, dass er auf dem Herzen trug, und wobei sich seine Finger fest um den Griff des Messers schlang. Mit der anderen Hand schob er die Stückchen zur Seite, die er bereits zusammengeschnitten hatte. "Ich bin Täter und verhalte mich oftmals mehr wie ein Opfer, als sie...aber das ist wohl eine Frage des Charakters...und wie man damit umgeht." mutmaßte er leise, und nahm sich die kleine Tomate vor. "Ich bewundere sie, und ich will sie besser kennenlernen..." suchte er nach Worten. Er musste selbst mit den Informationen umgehen...sie verarbeiten. Und wenn es ihn auch im ersten Moment vorsichtiger machte, so war er nicht davon abgebracht, Natasha näher kommen zu wollen. Je mehr er glaubte zu spüren, dass Natasha sich auch etwas aus ihm machte...und aus seiner Meinung über ihr Verhalten ihm gegenüber- umso mehr Hoffnung bekam er. "Irgendwo... war noch eine Zwiebel ..die kann mit ins Wasser..." versuchte er auch dann abzulenken, um Natasha nicht zu sehr zu bedrängen. Doch sein Gefühl war ungebrochen. Vielleicht noch ein wenig beklemmt von den schweren Erlebnissen...doch es war immer noch genauso stark wie vorher.
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"Ah... hier ist sie ja." sagte Natasha dann und schob Kyou die kleine Zwiebel entgegen. Sie schaute ihm dabei kaum in die Augen, sondern konzentrierte sich nach wie vor auf das Gemüse. "Nun, Sie wissen ja, wie ich zu Ihrer Täterschaft stehe. Damit müssen Sie selber zurecht kommen." sagte sie, und hatte dabei die Hand hochgehoben, fast als hielte sie einen Vortrag. Dennoch klang ihre Stimme dabei weniger vorwurfsvoll, als man annehmen würde. Es klang genau genommen sogar äußerst freundlich, für ihre Verhältnisse. "Sie haben wenigstens ein Gewissen. Anderen ist das zur Gänze abhanden gekommen.." wieder hatte sich ihr Blick irgendwo in Gedanken verloren, und wurde nur wieder scharf, als sie sich die Kartoffeln schnappte und mit geübten Handbewegungen zu schälen begann. Jede geschälte schob sie zu Kyou, damit er sie kleinschneiden konnte. "Aber... danke. Machen Sie sich nicht zu viele Gedanken meinetwegen." Sie schien zumindest ein wenig entspannter, als zuvor. Als sie die letzten Kartoffeln geschält hatte, wischte sie die Hände an der Schürze ab und zog diese über den Kopf, um sie wieder aufzuhängen. Sie überließ es Kyou, die geschnittenen Zutaten in den Topf zu geben, und nahm wieder am Tisch platz, wo sie ihn beobachten konnte. "Meine Mutter hat mir damals fürchterliche Vorhaltungen gemacht, können Sie sich das Vorstellen? Und mein Vater war außer sich vor Zorn. Sonderbarerweise war er wütend auf mich. Glauben Sie nicht, dass man üblicherweise davon ausgehen müsste, dass er auf den Täter wütend sein sollte? Nun ja... seiner Meinung nach hatte ich Schande über die Familie gebracht. Aber so jemanden muss man doch anzeigen. Ich würde es wieder machen, selbst wenn die Justiz am Ende immer versagt. Es kam nie zu einer Anklage." verriet sie Kyou noch ein wenig mehr von den Vorfällen. Sie hatte die Ellbogen auf dem Tisch aufgestützt und das Kinn in den Handflächen vergraben. "Letztlich blieb mir gar nichts anderes übrig, als von zu Hause weg zu gehen. Ich habe es dort nicht mehr ausgehalten. Ich ging damals in die Schwesternschule. Irgendwie habe ich gehofft, das würde alles wieder in Ordnung bringen. Aber es kam gar nichts in Ordnung. In Wirklichkeit wurde nur alles schlimmer und schlimmer." Sie schüttelte den Kopf, und zuckte mit den Schultern. Die Geste zeigte vor allem Ratlosigkeit. Aber was hätte sie sonst machen sollen, mit gerade 18 Jahren und wenig Lebenserfahrung? "Ich dachte, mein Beruf würde mich ausfüllen, aber stattdessen habe ich nur gesehen, wie schlecht es tatsächlich auf der Welt zugeht. Und dann tauchen Sie auf, und zeigen dass es noch viel schlechter geht." Entgegen der Aussage klang sie nun überhaupt nicht mehr feindselig, oder vorwurfsvoll. Kyou hätte beide Tonfälle sofort identifizieren können, er hatte sie oft genug gehört. "Ich mag Sie ja auch, irgendwie..." musste sie dann sogar ein wenig lächeln. "Vielleicht macht mich das gelegentlich etwas unfreundlich.. Aber Sie haben etwas an sich... Ich kann nur beim besten Willen nicht ergründen, was das sein könnte." war sie es diesmal, die sich an einem Scherz versuchte, und wenn er auch noch so klein war. "Nein, ernsthaft... Sie sind doch im Grunde Ihres Herzens ein guter Typ. Es hat mich gerührt, wie Sie sich für Omega einsetzen, und auch für Luc." Natasha hatte die Hände wieder sinken lassen, aber nur kurz, da sie damit beschäftigt war, ein Fläschchen Wein zu öffnen und in ihre beiden Gläser zu füllen. Eigentlich hatten sie den zum Essen trinken wollen, aber das Essen musste noch eine Weile kochen, und sie hatte jetzt einen Schluck nötig. "Bitte setzen Sie sich doch zu mir." forderte sie ihn auf, und lockte mit dem zweiten Weinkelch, den sie ihm entgegenstreckte. "Lassen Sie uns darauf trinken, das richtige zu tun, was immer das auch sein mag."
Kyou war noch immer fassungslos. Langsam begann er innerlich zu verarbeiten, was ihm gerade erzählt wurde, und das alles tatsächlich geschehen war. Die Fragen die sich dabei aufwarfen waren natürlich: wie wird man damit fertig? Nicht nur mit der Tat sondern vor allem mit dem Verrat der eigenen Familie, die einem Rückhalt versprechen sollte. "Haben sie sich schon früher nicht gut mit ihren Eltern verstanden?" Fragte Kyou aus den Gedanken heraus. Die Zwiebel, deren poröse Schale sich einfach entfernen ließ, wusch er unter kaltem Wasser ehe er sie in große Hälften schnitt und sie mit in den Topf gab. Dem folgten auch die geschnittenen Kartoffelteilchen..und der Inhalt des Topfes wurde dabei immer bunter. Es war etwas Schönes zusehen, wie viel Gutes noch aus den Lebensmitteln herauszuholen war..wo sie sonst kaum noch Verwendung fanden. "Es fällt mir nur wirklich...wirklich schwer nachzuvollziehen, wieso gerade ihr Vater sich so gegen sie stellte, und sogar ihre Mutter.." schüttelte er den Kopf. Gut, seine Eltern waren nicht die herzlichsten, doch sie hatten ihn und seinen Bruder immer fürsorglich behandelt. Nach dessen Tod verlor sich jedoch auch dieser dünne Faden an Bindung...und sah sich nur noch durch Höflichkeitsfloskeln aufrecht gehalten. Das gratulieren zum Geburtstag oder der Glückwunsch zum bestandenen Studium. Vielleicht traurig, doch bei weitem nicht so bitter wie Natashas Schicksal. "Der Zorn hätte dem Verbrecher gelten sollen, der ihnen das angetan hat..." konnte er nicht gänzlich seinen Frust für sich behalten- schloss jedoch die Augen um sich und Natasha von ausgereiften Ausbrüchen zu verschonen. "Und dann geraten sie auch noch in so einen korrupten Betrieb wie das Krankenhaus vom kleinen Luc.. der Junge hat es jetzt glücklicherweise auch besser..aber das hat sie wohl schließlich hier her zu den Rebellen geführt?" Drehte er sich gerade um, als Natasha sich ihre Schürze üb r den Kopf gezogen hatte um zum Tisch zu schreiten, Da nun alles vor sich hin brodelte, löste auch Kyou den Knoten seiner Halbschürze und schob sie in den Griff des ungenutzten Herdes. "Oh, das Angebot lasse ich mir doch nicht entgehen..." zeigte sich der Schütze dann doch ein wenig geschmeichelt, und strich sich selbst unbewusst über den Nacken. Dann hielt er mit langsamen Schritten Kurs auf den kleinen Tisch, und angelte das angebotene Weinglas aus ihren Fingern, die er mit den eigenen Fingerkuppen streifte. Natasha besaß so viele Ideale, dass er sich selbst in ihrer Gegenwart viel besser fühlte..obwohl er innerlich noch immer betroffen war. Er setzte sich zu ihr, und ließ den Rand des Glases an ihres stoßen. "Cheers.. auf das richtige, was immer es auch ist..?" fragte er mit hochgezogener Augenbraue, die bis über den Rahmen seiner Brille reichte, und sich erst mit einem seufzen, und dem ersten Schluck wieder senkte. Der Wein tat gut...der herbe Geschmack hinterließ ein warmes Gefühl in seiner Brust, und eine angenehme Schwere. "So viel Lob beantworte ich sicher besser nicht so direkt, denn es ist sehr selten von ihnen.." musste er dann aber schmunzeln, als man ihm ein gutes Herz nachsagte. Naja...vielleicht konnte er es sich selbst irgendwann zugestehen. "Natasha..was halten sie eigentlich davon, wenn wir aufhören uns zu siezen?" fragte Kyou dann vorsichtig an, weil er die vorsichtige Nähe genoss, und aus den Gefühlen heraus, die er für Natasha hegte, langsam versuchen wollte sich vorzuwagen. Immer ein Stück mehr..
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"Hm..." machte Natasha nur nachdenklich, und schaute an Kyou vorbei auf den dampfenden Topf. Es war sehr still bis auf das Brodeln des Topfs, gelegentlich hörte man nur das Tropfen des Wasserhahns. "Eigentlich würde ich das nicht sagen, nein. Ich habe mich mit meinen Eltern ganz gut verstanden. Jedenfalls als ich jünger war. Ich war ein umkompliziertes Kind." erinnerte sie sich. "Ich war häuslich, fleißig, und habe nie Widerworte gegeben... keine Probleme gemacht. Das war es hauptsächlich, worauf es ankam. Sie haben das sicher schon bemerkt, ich bin ein Mischling. Mein Vater hatte gewisse Vorstellungen." meinte sie mit einem Schulterzucken. "Es belastet mich ehrlich gesagt nicht mehr so stark. Nicht mehr so, wie früher." gab sie zu. "Wie Sie schon gesagt haben, führten letztlich all diese Dinge dazu, dass ich mich den Rebellen anschloß. Und ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben, dass all unsere Taten irgendwann eine bessere Zukunft für alle schaffen werden.." Auch wenn die Hoffnung noch so vage war, war es doch das Fünkchen Licht im Dunkeln, das jeder Mensch brauchte, um nicht die Orientierung zu verlieren. "Das habe ich auch gemeint, mit den richtigen Entscheidungen... Jeden Tag unseres Lebens müssen wir Entscheidungen treffen. Ich wünsche uns Beiden einfach, dass wir dann das Richtige tun, Tag für Tag..." Erklärte sie auch ihren Trinkspruch, der Kyou ein wenig verwirrt zu haben schien. Dabei konnte sie ihm sogar ein mildes Lächeln schenken, so schwach es auch sein mochte. Natasha führte daraufhin das Glas an die Lippen und trank einen Schluck. Sie war keine Weinkennerin, und es war sicher auch kein edler Tropfen... "Schmeckt gut, oder?" erkundigte sie sich dennoch bei Kyou. "Immerhin, Wein ist was besonderes. Den gibts hier nicht jeden Tag. Aber er ist ganz sicher dem Anlass entsprechend." Sie musste noch einen tiefen Zug nehmen, dann wurde auch langsam die Wärme im Magen spürbar, die nach einer kurzen Zeitspanne sogar bis in ihre Wangen stieg. Damit wollte sie ein wenig Zeit schinden... Irgendwie war es ihr etwas peinlich, auch Kyous Vorschlag einzugehen. Sicher, sie sprachen sich schon mit den Vornamen an, aber gar so vertraulich miteinander zu werden, das war für sie schon ein Umstellung. Bevor allerdings das Schweigen zu peinlich werden konnte, entschied sie sich auf den Vorschlag einzugehen. "Also gut... aber es kann ein wenig dauern, bis ich mich daran gewöhnt habe. Immerhin sind Sie... du... ein Mann, und ich eine Frau. Sie sind doch Japaner? Dann wissen Sie ja, was das bedeutet wenn ein Mann und eine Frau sich so vertraulich ansprechen?" neckte sie ihn ein wenig. Allerdings war ihre Art ein wenig zu spröde, als dass es wirklich lustig klang, oder gar flirtend. Trotzdem war es nur halb so ernst gemeint, wie es klang. Sie war ja selbst zur anderen Hälfte Amerikanerin...
Kyou ließ es sich nicht sogleich anmerken, doch er war wahnsinnig nervös. Es fiel ihm nicht zuletzt Aufgrund seiner Herkunft sehr schwer, Zugang zu schaffen..und dazu noch zu einer Frau. Nicht zuletzt die Frau für die er etwas empfand. Omega wusste es schon, noch bevor es sich der Schütze selbst eingestehen konnte mehr für Natasha zu empfinden. Am einfachsten war es für ihn, ab und an sich mit Studentinnen und Affären zu Vergnügen. Das geschah auf einer ganz anderen Basis. Gern hatte er umworben und gesiegt- doch im inneren wusste er immer das diese Zeit nicht von Dauer sein würde. Das nahm der Sache in gewisser weise den ernst. Wie hätte er denn auch bei seinem Beruf eine Beziehung führen können? Wie hätte er das alles geheim halten können, oder die Belastung nicht irgendwann spüren lassen. Jetzt jedoch saß er hier, am Tisch einer verlassenen Großküche, mit einem Glas Wein in der Hand und dem durch die Brille gesenkten Blick auf Natasha ruhend. Er hatte sich verliebt..seufzte jedoch über die unausgesprochenen Gefühle mit der gleichbleibenden Mimik seines Gesichtes hinweg. "Ich hätte mich auch der Polizei stellen können. Dann wäre ich sicher ins Gefängnis gekommen und alles wäre aufgeflogen. Vielleicht aber nur...und ich hätte nichts mehr dann daran ändern können." kam er nur auf das Thema ihres Trinkspruches zurück. "Ich habe gehandelt, wie ich es für richtig hielt. Weil ich weiß, wie korrupt die Welt ist, gerade in der Medizin und Wirtschaft. Man hätte mich umbringen können ehe ich auch nur einen Ton von mir gegeben hätte."Zuckte er nur aus der Erklärung heraus mit den Achseln auf. Er wollte sich nicht rechtfertigen, nur entgegnen...aber er war sich sicher dass Natasha das verstehen würde. Sie waren sich still und einvernehmlich näher gekommen, war die Tatsache die ihm dann ein schmales Lächeln auf die Lippen zauberte. "Schmeckt..sehr gut. Ich trinke selten Wein..früher habe ich ab und zu Sake getrunken. Aber hier...lernt man wirklich jede Kleinigkeit zu schätzen. Ob es nun ein Zimmer ist in dem man schlafen kann...ein Bett, oder das wissen drum, dass man jeden Tag was zu essen bekommt, Sicherheit. Also... ja, er schmeckt wirklich sehr gut.. vor allem in guter Gesellschaft." Verfing er sich nicht länger in Worten und bot sein Glas zum anstoßen an. Nervös war er noch immer, denn sie hatte ihm noch keine Antwort gegeben. Nicht, dass er sie jetzt wieder dazu gebracht hatte sich zurück zu ziehen. War es noch zu verfrüht? Begann er sich zu fragen und tippte nur gegen das Glas , dass er wieder an die Lippen hob. "Wirklich?" War es dann doch eine Überraschung die an sein Ohr drang. Hatte sie sich doch darauf eingelassen? "Gut..kein Problem..Natasha." Die Freude breitete sich in ihm aus, ebenso wie die Erleichterung. Da war die Verlegenheit über ihren spröden Versuch, ihn zu ärgern, nicht weiter schlimm. " Meine Eltern hatten auch immer genaue Vorstellung davon, wie mein Leben aussehen soll. Und natürlich auch die Frau die ich einmal heiraten würde. Ich habe mich immer schwer getan, deswegen ernsthaft jemanden Platz einzuräumen. Jemanden vertraut anzusprechen...war da nicht drin. Aber Sie..ich meine, dich mag ich" Als er ausgesprochen hatte was er dachte merkte er schnell, wie eindeutig es klang. Doch sich immer weiter zu verstrinken, war nicht wirklich klug. Lächelnd konnte er nur wieder den Kopf schütteln. "Oh..der Topf." lenkte er nur ab, und stand auf um die Temperatur des Herdes herunter zu drehen. Erst dann kehrte er zum Tisch zurück, und ließ sich wieder auf seinen Stuhl sinken. "Was glaubst du? Wie lang wird es dauern, bis die ersten Gerüchte kursieren, wenn man mitbekommt dass wir uns duzen..." Der klang seiner Stimme war mild, und die Schultern schwer. Kyou war sich jedoch sicher, dass dies nicht allein am Wein lag. Auch nicht die Wärme in seiner Brust. Er tat sich mit seinen Gefühlen noch immer schwer...aber dabei war es an ihm, sich davor nicht zurück zu ziehen, und es zuzulassen.
I trampling on your dreams Before they stand in the way of mine
Natasha wusste auch nicht so genau, wie sie mit Kyous Geständnis umgehen sollte. Auch in ihren Ohren hatte es sich sehr eindeutig angehört. Obwohl sie ihn eigentlich auch mochte.. viel mehr mochte als sie es wollte, ließen die Worte in ihr wieder ein kaltes Gefühl in der Magengegend aufsteigen. Sie hatte Angst, selbst vor dem ihr inzwischen ganz gut bekannten Mann. Sie schaute deswegen nur weg und nickte beipflichtend, als er entschuldigend aufstand, und die Temperatur des Topfs herunterdrehte. Sie wollten ja keinen angebrannten Eintopf... Ihre Hand wanderte zum Bauch, und strich über diesen wie um das schlechte Gefühl wegzureiben, während die andere fest den Stiel des Weinglases umschlossen hielt. Eigentlich wollte sie keine Angst haben... deswegen versuchte sie an die Wut zu appellieren, die ihr schon damals dabei geholfen hatte, aus ihrer Opferrolle zu fliehen. Wut war ein guter Antrieb, während Angst nur dazu führte, sich weiter zurückzuziehen. Aber sie fand keine Wut... nichts an Kyou regte sie auf, und so blieb nur das schwere Gefühl, das sich nicht auffüllen ließ. "Ja.. die Gerüchte." meinte sie deswegen auch nur mechanisch. Sie fühlte den Impuls, aufzuspringen und wegzulaufen, spürte aber wie überzogen diese Reaktion war. Sie musste das überwinden, um nicht ewig Opfer zu bleiben. "Ja, also die kursieren doch sowieso schon... Es wird viel zu viel geredet." Obwohl Natasha sich darum bemühte, Ruhe zu bewahren, kamen die Worte ein wenig zu hastig. Sie scharrte nervös mit der Schuhsohle über den Boden. Ein dünner Schweißfilm bildete sich auf ihren Handinnenflächen. Letztlich hatte sie sogar den Gesprächsfaden verloren, sie erinnerte sich nicht, was sie noch hatte sagen wollen. "Ich gehe mich mal eben etwas frisch machen." entschuldigte sie sich dann schließlich, und stand auf, wobei der Stuhl quitschend über den Boden rutschte. Ein wenig Zeit und Abstand, war alles woran sie denken konnte. Dann würde sie wieder zu sich selbst finden, das klamme Gefühl los werden... "Bis gleich... Pass bitte auf den Eintopf so lange auf, damit es nicht anbrennt..." murmelte sie noch, dann war sie rasch aus der Küche verschwunden, um den Gang zu den Toiletten zu nehmen. Auf dem Gang war es kühler, dunkler, und damit auch beruhigender. Aus Kyous direktem Radius entkommen, konnte sie viel freier durchatmen. Auf einmal erschien ihr die Situation auch nicht mehr so bedrohend. Glücklicherweise begegnete ihr niemand, bis sie die quitschende Tür öffnen und den Stress hinter sich lassen konnte. Sie betrachtete ihr abgehärmtes, gestresst wirktendes Spiegelbild und drehte den Wasserhahn auf, damit kaltes Wasser über ihre Handgelenke fließen konnte. Erst dann wusch sie sich die Hände ausgibig mit Seife. Nun fragte sie sich auch, ob sie nicht etwas missverstanden hatte. Vielleicht waren Kyous Worte gar nicht so gemeint gewesen, wie sie gewirkt hatten. Auf jeden Fall bewirkte diese Erklärung, dass ihr Herzschlag sich normalisierte. Sie blieb dennoch ein paar Minuten länger vor dem Spiegel stehen, um sich zu beruhigen. Erst als sie glauben musste, der Wissenschaftler würde sonst noch kommen, um nach ihr zu sehen, konnte sie sich überwinden den Raum wieder zu verlassen. Noch war ihr etwas mulmig, aber letztlich geisterte sie doch über den menschenleeren Gang zurück zur Küche, wo hoffentlich das Essen noch nicht verkocht, der Wein leer getrunken und ihre Begleitung verschwunden war...
Kyou hatte halb und halb damit gerechnet, Natasha überfallen zu haben. Nur kam die Einsicht zu spät. Erst nachdem er die verhängnisvollen Worte ausgesprochen hatte löste sich mit dem Knoten in der Zunge auch sein Verstand. Eigentlich trug der Schütze das Herz nicht direkt auf der Zunge. Aber etwas an Natasha zog ihn so magisch an, dass ihm seine Gefühle jeden Blick auf die Konsequenzen vernebelte. Erst jetzt, wo sie aufgestanden war um sich frisch zu machen- zeigte sich dem Wissenschaftler langsam auf dass er wohl zu weit gegangen war. Sicher...sie hatte ihm doch gerade erst davon erzählt, wodurch ihr Verhältnis zu Männer und Verbrechen so drastisch verändert hatte...da wirkte eine annähernde Liebeserklärung wie ein überstürzter Heiratsantrag nach einer ersten gemeinsam verlebten Nacht. Was hatte er sich nur dabei gedacht...
Kyou stand auf, und schob nur seinen Stuhl leicht zurück. Er hatte nicht vor zu gehen...denn jetzt wo er Natasha mit diesem 'Geständnis' überfallen hatte musste er ihr auch die Möglichkeit geben sich darauf einzustellen. Es konnte ja noch immer sein dass sie zum Schluss kam, es könne freundschaftlich gemeint gewesen sein. Kyou wäre der letzte der ihr das zu diesem Zeitpunkt ausreden würde. Das einzige was er mit Sicherheit sagen konnte war, dasser es ihr schuldig blieb, hier zu warten. Er wollte eine Konstante in ihrem Leben sein. Eine vielleicht sehr ruhige..doch das war vielleicht genau das was Natasha helfen konnte um irgendwann wieder Freude empfinden zu können. Sie konnte hart sein, und auch überaus direkt mit verbissener Mimik. Ihr Gesicht war so hart...dass Kyou glaubte, dass nur diese angespannte Körperhaltung sie noch zusammen hielt. Wie sonst war ein solches Gewicht zu ertragen? Mitlerweile hatte er den Topf erreicht und nahm den Deckel ab, der den Dampf aufsteigen ließ. Als dieser Nebel sich verzog, kam mit dem würzigen Duft auch der bunte Mix hervor der vor sich hin brodelte. Die Kartoffelstückchen waren schon zerfallen, sowie ein Großteil des Gemüses, dass nun einkochte und das Wasser geschmackvoll anreicherte. Es war langsam Zeit zur Pfeffermühle zu greifen damit er den Geschmack schon abrunden konnte. Eine weile würde der Eintopf noch ziehen müssen.. um sich mit den Gewürzen und Kräutern zu binden. Viel gab die Küche ja nicht her- aber Kyou tat es auch eine Kräutermischung aus der Dose, direkt über ihm im offenen Hängeschrank.
Dabei fragte er sich schon, ob Natasha nicht etwas passiert war...wo sie doch so aufgelöst den Raum verlassen hatte. So würdevoll wie sie versucht hatte sich nichts anmerken zu lassen, kannte sie der Wissenschaftler dafür einfach schon zu gut, um sichd avon blenden zu lassen. In dem Moment, der seinen Blick aus Sorge zu Tür lenkte- sah er auch schon auf das gewünschte Gesicht. "Ah...da bist du wieder." freute er sich mit warmen Lächeln, und legte den Kopf leicht seitlich. Seine Augen hatten sich dabei geschlossen, und der Kochlöffel mit dem er im Eintopf gerührt hatte, hielt er begrüßend wie ein Zepter. "Das essen sieht schon fantastisch aus...schau mal." rief er Natasha nur zu sich mit einem Kopfnicken. Er wollte vom nahen nur sicher gehen dass es ihr wirklich gut ging...den trotz seiner milden Worte war die Sorge nicht abgeschwächt. Wie würde sie reagieren...und was viel wichtiger war... würde sie ihm noch so offen gegenüber sein wie noch wenige Minuten zuvor? "Du hast nichts verpasst. Aber das sieht gut aus...ist so viel geworden dass man nicht mal Brot bräuchte." freute er sich. " Ich mag eh lieber warme Speisen..das bin ich noch so gewöhnt. Das erste was ich als Kind früh gerochen habe war Reis aus dem Reiskocher..ich habe bis vor kurzem am Morgen noch nie etwas anderes gegessen als Reis und klare Suppe." schmunzelte er. "Mittlerweile hat sich mein Magen aber an sogut wie alles gewöhnt... magst du mal probieren?" Fragte er dann, und sah in der Ablenkung die beste Möglichkeit wieder normal miteinander umzugehen... "Das Besteck müsste hier doch auch irgendwo sein..."
I trampling on your dreams Before they stand in the way of mine
Natasha war doch ein wenig mulmig, als sie wieder durch die Tür trat - aber wirklich nur einen Moment lang. Nach dem dunklen, menschenleeren Gang war die hell erleuchtete Küche doch ein wenig Zufluchtsort. Selbst dann noch, wenn Kyou hier wartete. "Mh... das riecht aber gut." sagte sie dann, als sie hinter sich die Tür zugezogen hatte. Sie war noch kurz dort stehen gelieben, aber letztlich doch näher gekommen. Wenn sie ehrlich war, hatte Kyou auf sie nie den Eindruck gemacht, ein übler Vergewaltiger oder Frauenschänder zu sein... andererseits sah man niemandem so etwas an, aber sie ging nun doch nicht so weit, ihn zu verdächtigen. Jemand, der an Menschen Experimente durchführte, war deswegen noch lang kein Vergewaltiger. "Es ist doch sicher schon fast fertig.." meinte sie, als sie nahe genug am Herd war, um in den Topf zu schauen. Sie hielt dennoch etwas Abstand - aber nicht zu viel, sie wollte immerhin nicht, dass Kyou zur Ansicht kam, sie hätte Angst.
Sie war sich auf der anderen Seite aber auch unschlüssig, wie es weitergehen sollte. Den 'Vorfall' totschweigen erschien ihr etwas kindisch, aber andererseits wollte sie auch nicht darauf herumreiten. "Hm, nein ich lasse mich überraschen, wenn es fertig ist. Ich vertraue da ganz.. auf deinen Geschmackssinn." Sie schaffte es, mit einem kleinen Zögern, beim 'du' zu bleiben. Stattdessen schaute sie sich um, das Besteck war rasch gefunden. Sie machte sich daher lieber daran, den Tisch zu decken. Es war immer gut, die Hände zu beschäftigen. Auch der Wein musste in den Gläsern nachgefüllt werden. Da die Flasche klein war, war sie nach dem zweiten Einschenken auch schon geleert. "Das reicht gerade noch zum Essen, da haben wir Glück gehabt.." meinte sie, wich aber Kyous Blicken immer noch aus. Sie wanderte lieber noch einmal durch die Küche und schaute in die Schränke, bis sie zwei weitere, schlichte Gläser gefunden hatte. In die füllte sie Wasser, und stellte sie ebenfalls zum gedeckten Tisch. "Wein für den Durst.. das wäre doch Verschwendung. Dafür haben wir Wasser." informierte sie ihn darüber, warum sie die Wassergläser dazu gestellt hatte. "Außerdem sieht es doch nett aus... fast wie in einem Restaurant." meinte sie dann. Es war ein kleiner Versuch, Konversation zu betreiben, und sie fand, dass sie sich für ihre Verhältnisse sehr gut schlug. "Fehlt nur eine hübsche Tischdecke, und Kerzen.." zählte sie auf. "Aber.. ehrlich gesagt mache ich mir nicht so viel daraus. Es wäre bestimmt nett, einmal in ein schönes Restaurant zu gehen, aber andererseits gibt es wichtigere Dinge zu erledigen..." Allerdings wollte Natasha jetzt keine weitere Diskussion beginnen.. oder philosophieren. Sie nahm stattdessen Platz und überließ es Kyou, den Topf zu ihnen auf den Tisch zu stellen und etwas von dem Eintopf auf die Teller zu verteilen. "Da fällt mir ein.. ich finde es gut, dass du nicht ins Gefängnis gegangen bist. Das wollte ich noch sagen, aber vor dem Essen muss man sich nun einmal waschen... Das war wichtig." lächelte sie sparsam. Sie war sich sicher, dass auch Kyou wusste, dass das nur eine Ausrede war. Aber als Gentleman würde er garantiert die Ausrede galant annehmen, und sie nicht in Frage stellen.