Ideo wirkte nachdenklich. Chiyonosukes Stimme hallte angenehm in seinem Ohr. Seine Worte waren eindringlich, und sprachen seinen Geist an. "Vermischtes Blut..Japans Blut ist unsere Tradition..unser Erbe das die Menschen mit den Dämonen verbindet.Wirklich..romantisch."Kam er zu dem Schluss. Das melancholische Lächeln furchte winzige Fältchen in seine Mundwinkel. Er suchte Chiyonosukes Blick. "Interessant, dass es sogar in eurem Familienzweig Abtrünnige gibt..vielleicht sind wir uns wirklich näher, als wir gedacht haben." Ideo schenkte Chiyonosuke ein Lächeln. Die Finger seiner rechten Hand hatte er an sein Kinn gelegt, während seine klugen Augen am Dämon haften blieben. Hideo ..klang fast, wie Ideo. "Wir haben weitreichende Bücher über unsere Vorfahren. Vielleicht können wir sie ja einmal gemeinsam studieren. Was meinst du?" richtete er die Frage an Chiyonosuke. "Vielleicht erkennst du ja den ein oder anderen Namen wieder." stellte er weiterhin in Aussicht. Ideos Interesse war geweckt. Manchmal war das Schicksal wirklich seltsam...sollte es dazu übergegangen sein, ihre Familien zu verbinden.
Jun hatte sich in dieser Zeit nur ganz nah an Chiyonosukes Seite geschmiegt. Dabei war er still geblieben. Jedoch nicht, weil er nichts zusagen hatte desinteressiert oder zu schüchtern war. Jun hatte viel mehr den Worten des Dämons gelauscht- und seine Blicke huschten immer nur zwischen ihm und seinem Bruder umher. Seine hellen Augen weiteten sich jedoch, als er überrascht aufschnappte dass Chiyonosuke ihn gern...als kleinen Bruder, offiziell ausleihen wollte?
Der Weißhaarige sah auf. Fragend..aber auch irgendwie ein wenig verlegen. Die roten Wangen kleideten seiner sanften Blässe..und so wie er auch schon verlegen den Blick gesenkt hatte- nickte Ideo. "Ich kann dich verstehen. Wenn man erst einmal weiß, wie es sich anfühlt einen süßen, kleinen Bruder zu haben..vermisst man es immer, sobald man ihn nicht mehr um sich hat." gab er zu, und betrachtete seinen Bruder mit einem milden Blick. Dieser konnte ihn vielleicht nicht sehen-aber dennoch spüren. "Ich vertraue dir meinen kleinen Bruder gern an. Wenn nicht dir, dann niemandem." gestand er ihm dann auch offiziell zu, und Jun konnte nur sanft lächeln. "Zum verwöhnen ausleihen.." murmelte er nur. Dann sah er zu Chiyonosuke auf. "Bin ich wirklich so schwierig?" fügte er beinah schüchtern an- schenkte dem Dämon aber im gleichen Atemzug ein Lächeln. Den Blick hielt er jedoch unter den hellen Wimpern verschleiert. "A-aber..ich kann nicht leugnen..das es mit gefällt, dir so viel zu bedeuten.." räumte er ein, und Ideos friedlicher Blick beobachtete, wie Juns Arme sich auch enger um den Bauch des Dämon gezogen haben. Er wusste, dass es auch seinem Bruder gut tun würde, sich auf Chiyonosuke einzulassen. Er wollte unbedingt, dass sein Bruder wieder vertrauen lernen konnte. Und er war sich darüber hinaus sicher, dass sich Jun dann auch gern verwöhnen ließ. "Du musst mir dann aber auch viel von Sapporo erzählen..deiner Familie dort...und wie du dort gelebt hast bevor du nach Tokyo gekommen bist." Wurde Jun dann aber auch wärmer, weil er aus seiner Schüchternheit (und ein wenig auch Ehrfurcht) erwachte.."Ich erzähl' dir dabei auch gern..von mir, bevor Ideo auf die Idee kommt, dir irgendwelche peinlichen Sachen von mir zu verkaufen.." verklangen seine Worte murmelnd, wobei sein Bruder, der die Nudeln nun zum kochen bringen wollte- lachen musste. "Ach komm Jun..alle Geschichten die ich zu berichten hätte, wären süßer als deine Gerichte.."
Kurosawa musste mit einem seufzen einräumen, dass er wohl wirklich am besten helfen konnte wenn er selbst auf sich aufpasste. "Wenn man es so sehen möchte, bewahre ich deinen guten Kern..und ich werde nie zulassen, dass ihm etwas geschiet." Die letzten Worte wurden dann aber auch schon von einem stöhnen begleitet- denn Janus hatte sein Becken gehoben, und damit den Druck von seinem Schoß genommen. Sein Glied und seine Leisten spannten unangenehm- weil ihm der nötige Widerstand fehlte. Zum anderen..merkte er die langsam die klebrigen Rückstände an seinen Schenkeln. Sie ließen seine Shorts an der Haut haften. "Janus.." keuchte er daraufhin nur- denn die wissenden Worte seines Freundes machten ihn nicht nur verlegen, sondern bereiteten ihm auch noch große Lust. Zweifellos würde sie spürbar sein..und die Nässe zwischen seinen Beinen auch fühlbar. Seine Hose bestand nur aus einem leichten, schwarzen Stoff, der unter Janus Fingern zwischen seinen Beinen an einer Stelle leicht kleben würde. Wieder musste er aufkeuchen, und sich an Janus Hüften festhalten. Er zischte, und konnte auch nicht wiederstehen, sich Janus Hand entgegen zu drücken. "Ich bin nicht nur einmal gekommen.." flüsterte er nur leise in Janus Ohr, und suchte daraufhin den Blick seines Freundes. "Sobald du mich berührst..küsst..oder so festhällst.. halte ich es kaum aus. Ah..!" Seine Worte unterbrachen wieder, weil er Janus Kuss begegnen wollte. Er hieß die Zunge seines Freundes willkommen, und schmiegte seine eigene nur ganz weich und zittrig an die seines Freundes. Sein Bauch zuckte- und Kuro's Finger vergriffen sich, als sie von Janus Hüfte abgeglitten waren, fester in dessen Po. Vor seinen Augen tanzten nur winzige, bunte Pünktchen- und während das Rauschen in seinen Ohren verklang- löste sich seine Lust immer wieder in Janus Hand auf. Dabei wollte Kurosawa diesen Kontakt mit Janus, auch nur für sich behalten. Auch er hütete diese Bindung mit allem eifer..und wollte sie um keinen Preis teilen. Den Kopf konnte er nur erschöpft in die Sofalehne schmiegen- und seinem Freund wieder ein Lächeln schenken. "Vielleicht..kann ich mich dann auch noch kurz waschen? Eine Shorts..reicht da sicher nicht.." hauchte er verlegen. Seine Wangen brannten wie Feuer- und sein Brustkorb raste regelrecht vor begehr..während sein Glied sich nur immer wieder leicht an Janus Hand drückte. "Ich bin so..süchtig nach dir." seufzte er nur, und hob den Kopf- damit er Janus Lippen für einen Kuss suchen konnte. Dabei nahm er eine Hand, und zog sein eigenes Shirt ein wenig hoch- und seine Hose ein wenig herunter. Dabei würde Janus sehen können, was seine Berührungen auf seinem Freund zurückließen. Lustvoll gerötete Haut...voller milchiger, winziger Tröpfchen...
"Ja... Die Asai sind die Einzigen. Sie vertreten im Grundkern deine Meinung. Nun, ich kann nicht leugnen, dass auch ich denke, Dämonen sollten wieder Japan beherrschen... aber meine Meinung überschattet nicht meine Loyalität. Ganz zu schweigen davon, dass ich einige Menschen sehr lieb gewonnen habe, und meine meine Familie nicht mehr geben würde, wenn nicht Menschen uns geschützt hätten. Ich würde niemals die Ehre dieses Pakts beschmutzen." Er neigte nachdenklich den Kopf. Solche Themen konnten ihn Tage und Nächte faszieren. Mit einem intelligenten und zielstrebigen Menschen wie Ideo zu diskutieren, machte es nur um so interessanter. "Ich würde liebend gern deine Familienchronik mit dir zusammen studieren. Gleichzeitig bevorzuge ich aber immer noch die Möglichkeit, dass du eher aus meinem Familienzweig entstammst." Seine Eckzähne blitzen weder auf, während er direkt Ideos Blickkontakt suchte. "Reinkarnation ist schließlich nicht perfekt, und die Asai haben den Vertrag gebrochen. Ich traue dir zu, aus Stuhrheit als Mensch wiederzukehren... um die Menschen zu vernichten. Das ist so typisch..." tadelte er nur und schüttelte seufzend den Kopf. "Wenn etwas Wahres daran ist, hoffe ich nur, du gibst deine Sturheit auf und kehrst zurück in den Schoß der Familie." Er schloß für einen Moment die Augen und musste sich selbst ermahnen, Ideo keine weiteren, für ihn hitzigen Predigten zu halten. Er hatte schließlich keinen Beweis, aber Ideos Sturheit, Lebensgeschichte und seine Motive erinnerten ihn sehr stark an die Vergangenheit. Aber wie dem auch war, es stand ihm nicht zu, einzugreifen. Ideo musste seinen eigenen Weg gehen, wie jeder von ihnen. Für den Augenblick gab er auf, aber nur, weil er dieses Gespräch lieber unter vier Augen weiterführen wollte, und nicht beim Essen. Eher bei kaltem Sake. Stattdessen verbeugte er sich nur tief und bedankte sich dann. "Ich verspreche, auf Jun acht zu geben, als wäre er von meinem Blut." gelobte er damit förmlich, fast ein wenig altmodisch. "Wenn ich mir noch einen Rat erlauben darf: verschwende keine Zeit mehr, sondern genieße ihn in der Zeit die ich nicht da bin so lange du noch kannst. Bald ist er zu groß dafür, und dann wirst du ihn wirklich vermissen." merkte er an, und verbeugte sich dann noch einmal höflich, bevor er sich Jun zuwenden konnte. "Ja, das bist du. Aber nicht zu schwierig für mich. Gerade so sehr, dass es süß ist. Du ziehst Menschen - und Dämonen - damit an." er sprach sehr weich und leise, die Schärfe, die ihn mit Ideo verband, war verschwunden. "Ich passe gut auf dich auf." versprach er und hob die Hand, um über Juns Haar zu streicheln. "Und du kannst an mir üben, wie man mit einem großen Bruder umgeht. Du bist aus der Übung und zu scheu, um es bei Ideo zu machen. Du bist zu schnell erwachsen geworden, und kannst ihm jetzt deine kindliche Seite nicht zeigen...." Er hatte die letzten Sätze nur noch ganz leise in sein Ohr geflüstert. "Aber das ist in Ordnung... er wird immer der Ältere bleiben. Und er hat zugegeben, wie sehr er dich vermisst. Wenn du so weit bist, wird er dich mit allem akzeptieren, was er hat." Chiyonosuke lächelte zufrieden, und entfernte seine Lippen wieder von Juns Ohr. "Ich erzähle dir alles von mir, Sapporo und meiner Studienzeit. Was immer du wissen willst. Und wenn ich Glück habe, kann ich dann irgendwann peinliche Geschichten über dich mit Ideo austauschen." schmunzelte er. "Aber mach dir nicht zu viele Sorgen, die meiste Zeit will ich dich wirklich nur verwöhnen, so wie meine kleinen Cousins."
Ideo lauschte den kritischen Worten von Chiyonosuke. Es war erstaunlich, wie sich seine dämonische Natur auswirkte wenn er nicht im Dienste seiner Familie sprach. Das war Chiyonosukes eigene Meinung..nicht geprägt von Loyalität oder Disziplin. Ideo kam nicht umhin, dass anzuerkennen. Und weil er den Dämon schätzte, räumte er ihm auch ein darüber nachzudenken. Ideo nickte knapp mit geschärften Blick. Die angespannten Gesichtszüge führten dazu, dass sich kürzere Strähnen von seinem Stirnhaar lösten, und in die leicht gebräunte Haut seines Gesichtes fielen. "Etwas in mir, rebelliert wenn du Asai erwähnst. Und es reagiert auch heftig, wenn du mir sagst, dass der einzig richtige Weg zurück in den Schoß der Familie führt. " gab er nach einer langen, bedachten Pause von sich. Die Nudeln kochten, und er musste sich kurz zum Wasser drehen, um mit dem Holzlöffel die dicken Fäden umzurühren. Sein Blick blieb weiterhin kritisch.. nachdenklich. "Du musst mich wohl erst überzeugen. Und ich gebe dir gern die Möglichkeit dazu." wählte er seine Worte ruhig und besonnen. Als sein Blut sich langsam beruhigte, fiel ihm dieser Schritt auch leichter. Er wollte unbedingt mit Chiyonosuke allein sprechen. Es gab Dinge, die er vor Jun geheim hallten wollte um ihn nicht zu beunruhigen..und er glaubte dass Chiyonosuke die nötige Ruhe und Intelligenz besaß, um ihm brauchbaren Rat zu spenden, ohne sich in Emotionalität zu verlieren. Ideo musste einsehen, dass es nicht leicht war, wirklich in sich hinein zu hören- wenn man nie wirklich 'allein' war. Da war zum einen Baphomet..zum anderen auch Hypnos, der in ihm ruhte. Das alles hielt ihn zwar nicht davon ab, eigene Entscheidungen zu treffen: und sein Lebensweg hatte er wohl weißlich schon vorher gewählt- doch jetzt im nach hinein, wusste er oft selbst nicht- wo er seine Grenzen zwischen sich und denen setzen sollte- die ihn benutzten.
Wenn wirklich die Tragik einer Reinkarnation dahinter steckte, dass er sich so entwickelt hatte- wie er sich nun einmal entwickelt hatte..lag vielleicht auch wirklich eine Chance auf mehr Freiraum für ihn selbst darin, dies anzuerkennen und sich darauf zu besinnen. Es gab so viele Gedanken..so viele Worte, die er mit dem Dämon wechseln wollte. Zum Glück, gab es auch ein gutes altes Bambus Go-Brett und eine gekühlte Flasche Sake..
"Bei einer Schale Sake nach dem Essen? Danach überlasse ich dir meinen Bruder.. " bot er an, und Jun hatte nur den Kopf zur Seite gedreht, und sich die Hand vor die Lippen gehalten. Sein Bruder klang fast so, als würde er mit ihm handeln.. aber er kannte Ideo ja. Und er wusste- dass sein großer Bruder ihn liebte..so sehr, dass er es auch schwer hatte, es ihm nach all der Zeit zu zeigen.
"Deine Cousins haben es wirklich gut. Ich wette, die kleinen sind ganz vernarrt in dich.." seufzte Jun dann, weil er zu verlegen war um weiter auf die Worte seines Bruders einzugehen. Lieber konzentrierte er sich auf Chiyonosukes Flüstern, dass so angenehm in seinem Körper hallte- dass er glaubte unterhalb seiner Haut gestreichelt zu werden. Hitze sammelte sich in seiner Brust- und strahlte vom Herzen, bis in alle Glieder seines Körpers.."Dann..gewöhne ich mich vielleicht auch an das verwöhnt werden..mit der Zeit." gestand er deswegen auch nur leise und verlegen zu- weil er zu vereinnahmt von Chiyonosukes klarer und eindringlicher Stimme war- das er selbst kaum klar denken konnte.."Wenn.. du gern Geschichten magst, kann ich dir auch welche erzählen." konnte er dann aber noch ein paar Worte finden, die in einem verträumten Lächeln mündeten. "Auch über Ideo.." fand er eine Möglichkeit, sich damit vielleicht ein Stück weit "zu rächen.." aber das war natürlich nicht in erster Linie seine Intension. "Oh..OH!
Riss es ihn dann jedoch aus seinen Gedanken. Erschrocken fuhr er neben Chiyonosuke hoch, und musste nach dem Topf sehen. "Das Gemüse..!" rief er dann, doch als er den Glasdeckel anhob, konnte er sehen, dass noch nichts zerkocht war. Er hatte gerade genug Zeit, um noch die Dashi-Brühe aufzugießen..und mit seiner Hektik brachte er Ideo nur zum herzlichen Lachen. Er fand es einfach auch zu süß, wenn sein Bruder so hochschreckte. Dabei war er so natürlich.. und er war sich mit einem abweichenden Blick auf Chiyonosuke sicher, dass er ihm seinen Bruder anvertrauen konnte..
Chiyonosuke lächelte und gab Jun frei, damit er nach dem Gemüse schauen konnte. Er selbst sah noch einmal nach der Vorspeisenplatte, von der jeder nehmen konnte und trug diese dann schon einmal zu Tisch. Er trug auch Schälchen, Stäbchen und Schüsselchen auf, eben all die vielen Dinge, die zu einem traditionellen Essen gehörten. Er fand die Atmosphäre nett, es fühlte sich in jedem Fall familiär an. "Nach dem Essen dann." stimmte er Ideo nur zwischen einem seiner Wege zwischen Küche und Esszimmer zu. Allein unterhielt es sich wirklich besser, sie waren schließlich die Älteren. Auch ihm war daran gelegen, die Jüngeren nicht zu beunruhigen. Es störte ihn auch nicht, dass Ideo Widerstand leistete; er war kooperativ genug. Ein wenig Überzeugungsarbeit zu leisten war das Mindeste, das Chiyonosuke zu seiner Unterstützung tun konnte. Wenn er recht behielt was Ideo anbelangte, würde dieser ohnehin seinen Frieden nicht auf die Art finden. So oder so freute er sich auf lange und intensive Gespräche mit Ideo.. "Oh ja, meine Cousins lieben mich." schmunzelte Chiyonosuke, nachdem er wieder zu Jun gekommen war. Er blieb kurz stehen, um ihm zuzuschauen. Danach wollte er noch die Getränkedosen zum Tisch tragen. "Aber ich bin natürlich immer noch gleichzeitig ihr Hauslehrer, deswegen kann ich nicht sie nicht so viel verwöhnen, wie ich will." gestand er ihm. "Theodore, Shigeru und ich sind im selben Alter.." er neigte den Kopf von einer Seite zur anderen. Er konnte es natürlich nicht aussprechen, aber ihr jeweiliges Verhältnis zueinander war einerseits von unterschwelliger und andererseits ganz offensichtlicher Erotik geprägt. Und keineswegs brüderlicher Natur, sie waren Cousins, und das konnte Chiyonosuke auch genauso genießen. Er fing Ideos Blick auf und lächelte, bevor er die Dosen aus der Tüte nahm, und diese zum Tisch trug.
Das Essen war ein voller Erfolg gewesen. Bei dieser angenehmen Runde war es nicht verwunderlich dass trotz der üppigen Menge, sogut wie nichts übrig geblieben ist. Jun hatte noch angeboten sich um den Rest des Abwasches zu kümmern. Das war auch nicht weiter schlimm: denn sie besaßen ja auch einen Geschirrspüler. Er musste deswegen nur den Tisch abwischen und einige Utensilien verräumen. Deswegen konnte Ideo auch dazu übergehen, sich Chiyonosuke zu nehmen..und ihn mit auf die Veranda zu entführen. Von der hölzernen Bank aus hatte man einen hervorragenden Blick auf den rötlichen Himmel..das weiche Gras- und die Weide über dem kleinen Teich. Seerosen schwammen darin- und diese würden später auch die Glühwürmchen anlocken. Ein kleiner Kieselweg führte durch den Garten, doch das war nicht Ideos Ziel gewesen. Er bot Chiyonosuke den Platz auf den weichen Kissen an, welche die Holzbank polsterten. Vor ihnen stand ein kleiner Tisch, auf dem sonst das Go-Brett stand..doch jetzt wurde er dafür benutzt um die gekühlte Sakeflasche abzustellen- ebenso wie die flachen schwarzen Schalen- die Ideo befüllen wollte. "Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so viel gegessen habe.." sinnierte Ideo mit einem Lächeln unter geschlossenen Lidern. Als der Sake die Oberflächen der Schalen gleichmäßig zum spiegeln brachte, setzte er die Flasche ab und setzte sich zu seinem Gast. "Es tut gut, sich nicht immer Gedanken machen zu müssen. Ich fange an, die wenige Zeit die mir dafür bleibt, bewusst zu genießen." sprach er weiterhin milde aus, und hob sein Schälchen. Er wartete jedoch mit dem ersten Schluck, bis Chiyonosuke seines ergriff. "Du bietest mir die Stirn, Chiyonosuke. Das brauche ich..und ich bin dir dafür sehr dankbar." War es ihm wichtig, Chiyonosukes Blick zu halten, während er sprach. Seine dunklen Augen waren voller Bewegung,selbst wenn sie wirkten als würden sie von undurchdringlicher Schwärze frei von dergleichen Emotionen. Der nachdenkliche Geschäftsmann ließ seinen Blick in die Ferne schweifen, ohne dabei einen bestimmten Punkt zu fixieren. "Ich habe gemerkt, dass du mir Grenzen bietest..und so sehr mir das widerstrebt, zieht es mich auch an. Ich kämpfe jeden Tag gegen mich selbst.. und ich glaube, dass macht mit der Zeit müde...und ich darf nie müde sein.. ich muss stark bleiben."
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Chiyonosuke atmete tief ein und aus, während er Ideo zu ihrem Platz folgte. Die Luft war angenehm kühl geworden nach der Hitze des Tages, während er gleichzeitig noch die schwache Abstrahlung der Sonne auf der Erde spürte. Der Blick zum Himmel enthüllte ihm die Sterne, wenn er sie auch wegen der Lichter der Stadt nicht ganz so deutlich erkennen konnte. "Das Essen war wirklich köstlich. Ich liebe gemeinsame Mahlzeiten. Während meiner Studienzeit habe ich fast immer allein auf meinem Zimmer gegessen.." erinnerte er sich, und nahm dann auf dem Kissen Platz, um kurz darauf sein Sakeschälchen entgegen zu nehmen. "Nun... ich schätze den geistigen Austausch mit dir viel zu sehr, als dass ich darauf verzichten könnte. Mich an dir zu messen bereitet mir nicht wenig Vergnügen." lächelte er und prostete Ideo dann zu, damit sie beide von dem Sake trinken konnten. Chiyonosuke mochte das Gefühl, wie die Flüssigkeit kalt seinen Hals hinab floß. Es war wirklich ausgezeichneter Sake. Er überließ sich diesen Sinneseindrücken und überdachte Ideos Worte. Sie waren so charakteristisch, so passend für ihn. "Ja, das trifft es sehr gut. Du kämpfst. Für deine Überzeugungen, gegen dich selbst, gegen andere... und was dich aufrecht hält, ist dein Stolz. Die meiste Zeit hast du allein gekämpft, unfähig Nähe zuzulassen. Jetzt hast du Verbündete..." fasste er Gedanken, Fakten und Gefühle zusammen, die er für Ideo empfand und die dieser Vermittelte. "Aber das reicht noch nicht aus. Du hast dein eigenes Opfer einkalkuliert, um dein Ziel zu erreichen. Du bist stolz, und mehr als bereit, dein Leben für deine Sache zu opfern. Aber ich bin nicht sicher, ob es letztlich ein leerer Sieg wäre, wenn du ihn erringst und mit dem Leben dafür bezahlst..." Chiyonosukes Blick war abgeschweift, während er diese Möglichkeiten durchdachte. Würde Ideo nach dem Erreichen seines Ziels wiederkehren, hätte er vielleicht seinen Stolz, aber mit Sicherheit nichts anderes mehr. Ihm erschien das wie ein trauriger Sieg. Doch ihm lag es fern, zu bewerten. Sein Herz sagte ihm nur, dass Ideo nicht die Person war, die damit ihren Frieden fand. Nur seinen Stolz. "Ich persönlich glaube, du hast in deiner Vergangenheit gesündigt. Deine Überzeugungen waren so stark, dass du heilige Versprechen gebrochen und dich isoliert hast. Aber auch das Lossagen hat dich nicht von deinem Blut und deinem Karma trennen können. Deswegen lebst du als Ausgestoßener. Unter denen, die du so sehr hasst, und auch unter ihnen als Ausgestoßener, was deinen Hass nur um so tiefer werden lässt. Natürlich bist du stark, und auch stolz... aber deine Sturheit macht dich zu einem verwundbaren Ziel. Du bist klug genug, um zu wissen dass du benutzt wirst, so wie du 'ihn' benutzt... und du bist bereit den Preis zu bezahlen, wenn es dich nur an dein Ziel bringt. Aber dein Herz ist leer... Immer hungrig, weil du weißt, wo dein Platz sein sollte. Hideo ist ein direkter Nachkomme der Asai, und er büßt jeden Tag für eine Schuld, die er nicht begangen hat, wie alle andere direkten Asai. Selbst wenn andere Dämonen ihn meiden und verachten, wird er in seinem Haushalt mit allen Ehren behandelt und geliebt..." Chiyonosuke hatte die Augen geschlossen, und noch einen Schluck Sake getrunken. "Das ist es, was du auch tun solltest. Du wehrst dich dagegen, aber du begehrst es auch. So wie du dich immer nach Jun verzehrt hast und ihm trotzdem nicht nahe sein konntest. Aber ich denke... du hast genug Verbündete gefunden, die bereit sind für dich zu kämpfen und ebenso bereitwillig vieles dafür opfern würden, damit du eine Chance bekommst, deinen Lebensweg zu überdenken." kam Chiyonosuke mit seiner Analyse zum Ende. "Empfindest du bei diesen Worten etwas?" erkundigte er sich daher bei Ideo, um zu sehen wie viel von seiner These der Wahrheit entsprechen mochte.
Ideos Blick war in der Ferne haften geblieben. Die schwarzen Lider hatten sich über seine Augen gesenkt, die im schwindenden Licht einen gewissen roten Schimmer angenommen hatten. Es waren nur noch dünnen Sicheln seiner Pupillen sichtbar- und das Lächeln eines müden, wissenden Mannes.. "Er empfindet Trauer, Chiyonosuke aus Sapporo.." sprach Ideos Stimme klar..doch irgendwie auch fern... "Glaubst du sein Hass und seine Überzeugung allein hätten einen Dämon wie Baphomet in diese Welt gelockt? Es war mein Erbe was ihm die Fähigkeit dazu gab, seine Wut zu kanalisieren und mit Dämonen in Kontakt zu treten.." fuhr die Stimme ruhig, in höflichem Ton fort. Es lag kein Hohn, kein Tadel oder Abfälligkeit in seinen Worten..aber dennoch blieben sie so rege wie das Wasser auf der Oberfläche des kleinen Teiches vor ihnen. "Baphomet gab ihm..gab mir damit die Möglichkeit, sich den Menschen entgegen zu stelllen, die ihn Jahrelang gequält haben. Die Menschen haben sich in all den Jahren nicht geändert.. wieso also ihnen dienen?" fragte er ohne Wertung. Er nahm einen Schluck Sake, und schloss für einen Moment die Augen. Er atmete tief durch..und brachte sich mit Erinnerungen in Einklang, die er eindeutig von seinen wirklich erlebten trennen musste. Sie waren Jahrhunderte alt..und stammten aus einer Zeit, in der er nicht Ideo Hazama hieß.."Chiyo-san.." atmete er den Namen seines Freundes sanft aus. "Ich spüre wirklich Trauer, und Bitterkeit. Ich habe in meinem Stolz begrüßt, dass Baphomet mich benutzt. Ich habe mir einen Dämon einsetzen lassen, dessen erwachen allein mich umbringen könnnte..aber das habe ich genauso in kauf genommen wie die Vision die damit einher ging. Ich träumte von einem grausamen Tod durch mehrere Stiche in meinen Körper. Als ich Siren und Janus kennenlernte, wurde diese Vision trüber..und das gab mir mehr Sicherheit. Ich dachte, nun könnte ich es wirklich schaffen.. die Menschen zu vernichten." seufzte Ideo. Die leere Schale Sake in seinen Händen bot ihm halt. "Aber die Frage bleibt..was ist am Ende übrig? Wenn man meinen Stolz mit Feuer vergleicht, vergeht ihm mit dem Auslöschen der Menschheit das Material. Was..würde es dann verbrennen..frage ich mich.." Er musste die Augen schließen. Es gab viele Fragen, die er sich stellte...und auf die er keine Antwort wusste. Aber zumindest konnte er sich mit einem Teil seiner Seele auseinandersetzen, der ihm immer verborgen geblieben war. Nur dank seines Freundes hatte er sie überhaupt entdecken können. "Noch kann ich empfinden. Ich weiß nicht..ob ich, wenn ich mein Ziel erreichen würde..ein Mensch werde, von dem ich mir wünsche dass er stirbt?"
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"Die Menschen haben sich in all den Jahren nicht geändert.. wieso also ihnen dienen?" wiederholte Chiyonosuke Ideos Worte. "Weil sie sich nicht geändert haben." erwiederte er mild. "Das mag vielleicht nicht die Antwort sein, die du hören wolltest, aber sie ist dennoch wahr. Es gibt Menschen, die zu uns stehen. Es gab sie während der vergangenen Jahrhunderte, und wird sie auch in Zukunft geben. Sie ändern sich nicht, so wenig wie die anderen Menschen sich ändern... oder wie du, oder ich. Ich schließe daraus, dass du dich erinnerst..." Chiyonosuke griff nach der Sakeflasche, um Ideos Schale wieder aufzufüllen, nachdem er ausgetrunken hatte. "Das ist faszinierend. Nicht einmal ich besitze Erinnerungen an meine Inkarnationen. Ich besitze nur das überlieferte Wissen meiner Ahnen. Aber ich nehme an, es ist belastend." Chiyonosuke hob die Hand an sein Kinn und tippte es nachdenklich mit dem Zeigefinger an. "Du weißt sicher, dass jeder einzelne von uns mit allem was er hat, gegen 'ihn' kämpfen würde. Tokyo ist unsere Heimat und unser Erbe. Ich verstehe sehr gut, warum du die Menschen hier verabscheust... aber ich habe lang unter ihnen gelebt und festgestellt, dass die meisten von ihnen weder gut noch böse sind. Sie sind nur... Menschen. Ihre Zeit wird irgendwann von allein vergehen. Und dann werden wir noch immer hier sein, um unser Erbe wieder in Empfang zu nehmen. Vielleicht könntest du dein Ziel erreichen und sie vernichten... aber ich sehe nicht, wozu das gut sein soll. Wenn wir scheitern sollten und du mit 'ihm' siegst, wird er im schlimmsten Fall unser Erbe zu unrecht nehmen. Er liebt dieses Land nicht so, wie wir es tun. Aber vielleicht ist dein Hass auf die Menschen größer, als die Liebe zu Japan. Vielleicht bist du mit dem was du tust sogar im Recht... ich weiß nur, dass es für mich keine Art zu leben wäre. Diese Dämonen sind falsch, sie sind auf ihre Art ebensolche Bestien, wie es die Menschen sind. Oder schlimmer noch, sie sind unnatürlich. Sie würden die Menschen vernichten, wie sie uns vernichtet haben... und wir würden versuchen, die Menschen zu schützen, die uns geschützt haben. Es entbehrt für mich des Sinns, die Dinge ins umgekehrte zu drehen, ohne sie zu ändern. Natürlich ist auch das nur eine Art, es zu sehen." Chiyonosuke griff über den Tisch nach Ideos Hand. "Wichtiger ist mir, was du denkst. Was du begehrst. Ich möchte es wissen. Und ich möchte dass du weißt, dass dein Platz noch immer frei ist. Es ist nicht zu spät, zurückzukehren.." er lächelte schwach. "..zumindest in deiner nächsten Reinkarnation. Empfindest du kein Verlangen, wieder in den Schoß der Familie aufgenommen zu werden? Oder wünscht du noch immer so sehr, die Bande zu zerreißen..? Ich möchte es nur wissen. Ich würde dich nie verurteilen." schloß er, und drückte dabei noch einmal Ideos Hand, bevor er sie langsam zurück zog.
"Ich war 4 Jahre alt..damals musste ich wie immer bis zum Abend im y?chien [Kindergarten] bleiben weil meine Eltern lang gearbeitet haben. Sie haben unsere Softwarefirma damals noch hier in Tokyo vertreten. Jetzt leben sie ja schon lang im Ausland um den Vertrieb zu leiten.." begann Ideo zu berichten. Er nahm einen Schluck vom eingeschenkten Sake..dabei konnte er noch immer Chiyonosukes Hand auf seiner Haut spüren- obwohl dieser sie schon längst zurück gezogen hatte. "Ich glaube an diesem Abend habe ich zum ersten Mal gespürt das mit mir etwas nicht stimmt. Zwei Kinder aus meiner Gruppe waren damals auf einen Baum im Garten geklettert. Ich habe sie abhalten wollen, weil ich mich daran erinnerte dass Ikuro damals in Kyoto vom Baum gefallen war und sich das Bein gebrochen hatte. Es war Hien Harada der uns damals ausschimpfte. Er meinte ich wäre der ältere und hätte Ikuro abhalten müssen..er war mein Meister." Ideo seufzte. Der Sake brannte in seiner Brust..aber das war gut. So hatte er in sich etwas wärme, die ihn in dieser Zeit hielt. "Ich habe das sehr ernst genommen. Aber die Kinder denen ich das erzählte um sie abzuhalten, so wie es Harada- Sensei gesagt hatte- wurden wütend. Sie sagten ich würde lügen, weil ich gar keinen Harada kennen könnte, und es auch keinen Ikuro in unserer Gruppe gab. Ich verteidigte mich..denn ich hatte das doch alles erlebt. Das machte die Kinder so wütend das sie auf mich los gingen. Danach haben sie mich gemieden, und das einzige was unsere Lehrerin dazu sagte war, dass ich nicht lügen darf..und deswegen keiner mit mir spielt." Ideo musste lachen. Das lag alles so weit zurück.. und war nicht der Grund dafür, wieso er Menschen hasste- aber es war das erste Mal, dass er gespürt hatte nicht normal zu sein. "Mein Kopf füllte sich mit immer mehr Erinnerungen. Ich wusste oft nicht ob ich mir das wirklich einbilde..aber irgendwann war es ganz normal. Ich zog mich zurück..und meine Eltern entschieden sich dann, ein zweites Kind zu bekommen. Nur, für alle Fälle dass ich wirklich verrückt bin." teilte er weiterhin mit Chiyonosuke, und schenkte ihm einen warmen Blick. In seinen Augen lag eine Spur Melancholie "Aber ich habe Jun immer gemocht. Er war nicht mein Feind..ich war auch nicht wirklich eifersüchtig." Gab er mit einem Schulterzucken zu. "Aber ich gebe zu dass es kompliziert war. Unsere Eltern waren nie da, und da ich mich nicht mehr 'verrückt' verhielt, kümmerte ich mich um meinen Bruder. Ich beneidete ihn um seine Unbeschwertheit, und ich hätte es gern gehabt, wenn er sich niemals um schlimme Dinge hätte Gedanken machen müssen. Aber das gelang mir nicht sehr gut.." Wieder folgte ein Schulterzucken. Das Abendlied der Zikaden verstummte langsam- und der Wind fegte leicht durch sein Haar, und das luftig geknöpfte Hemd. "Was ich begehre? Ich habe Verrat begangen..und meine Nachfahren mussten dafür büßen. Ich kann nicht verstehen, wieso sie dieses Schicksal denn ich tragen..aber vielleicht ist das die einzige Aussicht auf Frieden." Ideos Blick senkte sich, er hatte den Sake ausgetrunken, und lehnte sich an die Rückwand der Bank. "Ich hätte wohl gern Frieden, denn ich bin Müde, Chiynonosuke aus Sapporu.." Gestand er dann. Er dachte an Siren und ihre gemütlichen Abende..ihre Zärtlichkeit und Leichtigkeit. Das war die erste Geborgenheit, die er seit langem empfunden hatte. Zudem dachte er an Janus, dessen Aura ihn auch so angezogen hatte, und die ihm Liebe und Sicherheit versprach. Er musste einräumen, dass es ihm gefiel nicht allein sein zu müssen..obwohl er sich immer für die Einsamkeit entschieden hatte. "Vielleicht habe ich mich von den Menschen so fern gehalten, aus Furcht davor doch die Dinge zu sehen, die du erwähnt hast. Ich wollte irgendwann nicht mehr sehen, dass Menschen gute Seiten haben können, auf die man sich verlassen kann. Ich wollte die Welt immer reformieren..ich wollte, dass wir als das alte Erbe Japans, uns unser Recht sichern konnten, dieses Land zu beanspruchen.." Ideos Schulter war langsam an die des Dämons gesunken. Der Widerstand hatte etwas tröstendes. Widerstand bot ihm einen Rahmen und verhinderte, dass er sich auflöste.. "Hast du die Geschichte über meinen Verrat eigentlich einmal gehört? Die Geschichte von dem Asai Fluch.. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie je oft niedergeschrieben wurde.."
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"Es ist ein Unglück, dass du nun als Mensch wiedergeboren wurdest. Oder vielleicht war es auch deine freie Entscheidung.. In jedem Fall ist deine Seele nur bedingt für diesen Körper geeignet. Und für deine Umgebung. Natürlich haben sie gedacht, du wärst verrückt, oder ein Lügner..." sprach Chiyonosuke langsam und leise. Er schenkte nur wieder Ideos Schale nach, so lange dieser sie austrank. Er legte nur den Arm um Ideos Rücken. Seine eigene Schulter konnte diesem ebenfalls als Stütze dienen. "Es mag vielleicht nicht so aussehen, aber alle deine Nachfahren unterstützen dich. Sie tragen deine Sünden geduldig und warten auf den Tag, an dem die Schuld abgegolten ist. So sehr du dich auch isolierst, ziehst du doch immer wieder andere in deinen Bann.." lächelte er gütig, und ließ den Blick wieder zum Nachthimmel schweifen. "Du findest immer jemanden, der bereit ist den Weg mit dir zu gehen. Und sie nehmen bereitwillig in Kauf, Opfer zu bringen... Das ist keine Kritik." versicherte er noch immer sanft. "Es ist eine Tatsache. Du besitzt die Gabe, andere zu führen, aber dein Stolz und dein Sinn für Gerechtigkeit machen dich ungeduldig. Du hast Visionen, die andere mit dir teilen, und ihre Loyalität macht sie ebenalls zu Verrätern..." resümierte er, halb und halb an sich selbst gerichtet. "Deine vielen Qualitäten sind Fluch und Segen. Woran es dir fehlt, ist die Geduld. Das beeinflusst nicht selten auch dein Go Spiel. Finten durchschaust du, aber deine Ungeduld kann ich gegen dich verwenden." Seine Augen funkelten listig, als er daran dachte, aber er wurde rasch wieder ernst. "Ich teile überwiegend deine Ansichten, aber ich bin mit der Wahl der Mittel nicht einverstanden. Vielleicht hast du damals recht gehabt, und wir waren alle zu passiv. Japan ist nicht mehr, was es einmal war. Unsere schönen Traditionen verwässern mehr und mehr, so wie unser Blut.. Vielleicht hätten wir den Lauf der Geschichte ändern können, wenn wir schon vor Jahrhunderten aktiver geworden wären. Vielleicht nicht... Die Menschen, die uns vernichtet haben konnten letztlich nicht gegen die Gaijins und ihre Waffen siegen. Möglicherweise hätten wir ihnen mit einem Anführer wie dir etwas entgegenzusetzen gehabt, oder aber wir wären vernichtet worden... Nicht einmal ich kenne die Antworten auf diese Fragen. Was ich aber weiß ist, dass die Menschen sehr schnell sehr groß wurden, und dass ihre Zeit irgendwann vorbei sein wird. Wie ein Krebsgeschwür fressen sie sich selber auf. Was du über sie bringen willst, werden sie über sich selbst bringen, wenn man sie nur in Ruhe lässt. Und wenn es so weit ist, werden wir noch übrig sein, und uns an die Vergangenheit und die Traditionen erinnern. Seite an Seite, nicht als Herrscher und Diener, sondern als Gleichberechtigte... Oder zumindest ist es das, woran ich glauben möchte. Wir alle arbeiten auf unsere Ziele hin.." Er schwieg, um den letzten Zikaden zu lauschen, bevor sie gänzlich verstummten. "Die Geschichte des Asai Fluchs wurde tatsächlich niemals niedergeschrieben." sagte Chiyonosuke dann. "Sie wird aber in jeder Generation mündlich überliefert. Es gibt natürlich mehr als einen, der dieses Wissen besitzt, aber es sind nicht viele. Ich bin einer von ihnen. Aber da mündliche Überlieferungen nicht völlig akurat sind und sich im Lauf der Zeit verändern können, weiß ich nicht, wie genau ich die Geschichte tatsächlich kenne." musste Chiyonosuke einräumen. Er glaubte jedoch, zumindest die wichtigsten Aspekte zu kennen... oder hoffte es. "Du könntest mir deine Seite erzählen. Dann habe ich mehr, was ich der zukünftigen Generation mit auf ihren Weg gehen kann. Es ist nicht an uns Historikern, zu richten oder zu urteilen... Wir erinnern uns und erhalten die Vergangenheit so gut wir können am Leben."
Ideos Lächeln blitzte ebenso schnell auf seinen Lippen auf, wie es auch schon wieder verschwunden war. Ja..das Go Spiel konnte sich bei ihnen Stunde um Stunde ziehen.. und wenn es darauf hinaus lief, brach ihm die Ungeduld das Genick. Dann musste er Chiyonosuke den Sieg gönnen..und damit verbunden einen Nachtisch.
"Du hast recht..ich bin nie allein, aber ziehe damit andere in ihr Unglück. Ich muss einräumen, dass mein Blut allein dadurch rebelliert, mir vorzustellen das Seelen die meine Ideale Teilen dafür verdammt werden. Das hat mich damals sehr wütend gemacht..und das ist bis heute so. " Er seufzte, seine Wangen fingen kurz eine gewisse Röte- dann nahm er noch einen Schluck vom Sake. "Ich habe die Menschen dafür gehasst, dass sie über uns richten..unsere Kraft leiten,obwohl sie viel mehr Schwächen besitzen, als wir. Als Ikuro älter wurde, sprachen wir oft hitzig darüber. Er hatte es sehr, sehr schwer mit mir.." Erinnerte er sich. "Das amüsante ist, dass er ähnlich argumentiert hatte, wie du jetzt. Er meinte, dass es nicht gut ist, dass unsere Traditionen verwässern..aber das würde nicht rechtfertigen, unser System aus den Angeln zu heben. Ich unterstellte ihm, nur Angst zu haben weil er wusste, das ich recht hatte. Ich war überzeugt davon dass wir Dämonen uns über die Menschen hinweg setzen sollten. Meine Familie teilte die Ansicht..und obwohl ich vorsichtig war, bemerkte Ikuro meine Abgründe. Ich wendete mich von ihm ab..und er musste als Harada tun, was er tun musste. Mich von meinen Vorhaben abhalten." Ideo sah zu Chiyonosuke. Er fixierte mit seinem Blick den des Dämons, als würde er in seinen Augen etwas beobachten können. Dabei schwieg er andächtig, und er hatte sich zu ihm gebeugt.. "Wir stritten, als er mich mit meinem Verrat konfrontierte und als ich ihn angriff, zückte er einen von Hikari Urura gesegneten Dolch. Er jagte ihn mir in die Brust..und während ich in seinen Armen verblutete drückte er mir auf die Stirn einen Tropfen meines eigenen Blutes. Er sprach den Fluch aus, der meine Familie und meine Nachfahren schwächte, damit sie nie wieder aufbegehren können, und dann Verrat begehen. Es sollte ein Exempel statuieren, damit das Gleichgewicht der Rollen zwischen Menschen und Dämonen wieder hergestellt werden konnte. Ich erinnere mich noch, dass er Tränen vergoss und mich dennoch die ganze Zeit festhielt. Obwohl ich ihn umbringen wollte, hielt er an mir fest. Ich denke.. ich hätte daraus lernen sollen, dass Menschen treu sein können.." Ideo wurde stummer. "Ikuros Augen werde ich nie vergessen. Ich habe ihn gehasst.. ich habe in seinem Gesicht Schwäche gesehen..und wollte die Menschen umso mehr dominieren. Heute...schmerzt es mich mehr, daran zu denken. Ich weiß aber nicht, was das bedeutet.." Wieder seufzte Ideo, und er musste die Augen schließen. Sein Atem streifte Chiyonosuke dabei, und seine Schultern sanken ein wenig.. "Du magst recht haben..ich habe Fehler begangen. Hass und Liebe liegen so nah beieinander. Vielleicht hätte es mir gut getan, wenn wir uns damals schon gekannt hätten.."
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Chiyonosuke nahm sich seine Zeit, in Ruhe nachzudenken. So senkte sich schweigen zwischen sie, aber er fand es nicht unangenehm. Aus der Ferne hörte man noch leise die Geräusche des Straßenverkehrs, viel näher den Geräusch des auffrischenden Windes. "Die Überlieferungen scheinen mir akurat genug... Das ist sehr beruhigend." Er verfiel wieder in nachdenkliches Schweigen, da ihm viele Gedanken durch den Kopf gingen. "Du magst vielleicht recht haben, dass wir Dämonen den Menschen in vielfacher Hinsicht überlegen sind... Aber sie waren eine aufsteigende Rasse. Sie vermehren sich schnell, und was ihnen an Stärke fehlt, machen sie durch Masse und Technologie wett. Ich war... sehr unglücklich als ich zum ersten mal einen Smartphone-Dämon gesehen habe. Vielleicht habe ich so ähnlich gefühlt, wie du damals. In gewisser Weise betrogen, enttäuscht. Verletzt..." erinnerte er sich. "Aber wir Dämonen besitzen nicht nur Stärke, sondern auch Intelligenz. Hätten wir aufbegehrt, wären wir vielleicht ausgelöscht worden. Das mag heute vielleicht noch mehr gelten, als früher. Erinnerst du dich an Hiroshima? Was würde wohl geschehen, wenn Baphomet Japan verwüstet? Was dann? Will er China angreifen und dann den Rest der Welt? Das ist doch absurd. Wir hätten keine Chance." schüttelte er langsam den Kopf. Vielleicht konnten sie Japan befreien, aber sie würden nicht damit davon kommen. "Selbst wenn wir jeden Politiker und jede wichtige Person der Politik unterwandern würden, würde das nichts ändern. Wir können nicht Japans Unabhängigkeit erklären. Die Welt ist heute so viel kleiner als damals. Die Zeiten haben sich sehr gehändert, und wie müssen mit der Zeit gehen, wenn wir überleben und erhalten wollten. Hajime hat mich das gelehrt.. er ist auch ein Harada. Es mag uns nicht gefallen, aber mit Gewalt können wir unsere Ziele nicht so einfach erreichen. Selbst wenn Baphomet die Weltherrschaft erinneren könnte, wäre diese Welt kein lebenswerter Ort mehr. Denn ich schätze die schönen Künste, die Kultur, die Philosophie..." Chiyonosuke seufzte leise. "Ich verstehe dich so gut.. Du bist als Diener nicht geeignet... aber als Herrscher auch nicht." lächelte Chiyonosuke schließlich, und schenkte ihm dabei einen warmen Blick. "Vielleicht hilft dir die Tatsache zu wissen, dass Ikuro dich sehr geliebt hat. Auch wenn du ihn gehasst hast. Du weißt... auch ich liebe dich, aber ich würde nicht zögern, dich zu bekämpfen wenn es von mir verlangt wird. Diese Treue geht in zwei Richtungen, Ideo. Hajime, und jedes andere Mitglied des Harada-Haushalts würde zu jeder Zeit ihr Leben für uns geben. Wir sind keine bedeutungslosen Diener, sondern geliebte Familienmitglieder. Die Haradas und Ururas gingen damals große Risiken ein, um uns zu schützen. Sie und wir gleichermaßen hätten dadurch unsere Leben verlieren können. Deine Motive mögen richtig gewesen sein oder nicht, aber deine Taten waren falsch. Du hast Verrat begangen und dich gegen deinen Blutsverwandten gestellt. Er nahm dir dein Leben, aber musste selbst mit der Gewissheit um den Fluch leben. Du hast ihn mehr verletzt, als er dich." nickte Chiyonosuke bedächtig. Keines seine Worte enthielt eine Anklage. Er sprach ruhig die Fakten aus, wie er sie sah, immer bereit Ideos Ansichten und Gedanken zu lauschen. "Vielleicht haben wir uns damals gekannt, auch wenn ich nicht "Chiyonosuke" war... aber ich glaube, du warst damals Argumenten weniger zugänglich, als du es heute bist. Die Zeit mag ihren Teil dazu getan haben, aber vielleicht auch deine menschliche Existenz. Menschen sind in vielen Dingen offener und flexibler als wir Dämonen. Aber wie dem auch sei, jetzt hast du mich. Ich leihe dir gern mein Ohr, und wenn du willst, auch meinen Rat... Hajime, der älteste Sohn der Haradas, ist sowohl weise als auch gütig. Vielleicht würde er dir die Freiheit schenken, wenn es das ist, was du wirklich wünscht. Als einer von Ikuros Nachkommen hätte er wahrscheinlich die Kraft dazu. Ich persönlich würde aber eher dazu raten, den Fluch auf dich zu nehmen, zu büßen und so die Ehre deiner Nachkommen wiederherzustellen, bevor du dich dazu entschließt, dich von unserer Familie zu trennen, wenn du das wirklich möchtest." schloß Chiyonosuke, und gab Ideo damit einmal mehr viele Dinge, über die er nachdenken konnte.
Ideo hatte nur ab und an geblinzelt. Er hatte Chiyonosuke andächtig gelauscht...es war nicht einfach für ihn, die Fakten anzunehmen. "Wenn ich so darüber nachgedacht habe, fragte ich mich immer was an dieser Welt dann noch etwas Wert ist." Er seufzte, und wischte sich das Haar aus seiner Stirn. "Wenn man die Welt nicht reformieren kann..was ist sie noch Wert?" Stellte er mehr eine rhetorische Frage, und zuckte mit den Schultern. "Geduld war nie meine Stärke. Da magst du recht haben. Ich wollte nicht darauf warten, dass die Menschen sich gegenseitig auslöschen, ehe unsere Zeit kommt." Er konnte nur mit den Schultern leicht zucken. Da Chiyonosuke nicht urteilte, musste er sich nicht in der Position sehen sich rechtfertigen zu müssen. Das machte das Gespräch angenehmer..und damit auch produktiver. "Ob du es glaubst oder nicht, aber ich habe Ikuro auch geliebt. Er war klug und ein guter Kampfsportler. Trotzdem verrohte ihn das nicht, und er bewahrte sich seinen feinsinnigen Kern. So sehr wie ich ihn gehasst habe, hatte ich ihn auch geliebt." Ideos Gesicht erhellte sich, während Erinnerungen ihn einholten. Erinnerungen an schönere Tage. "Glaubst du wirklich ich könnte in eine Familie wie deine gehören? Ich tauge nicht zum Diener.. und auch keinem anderen Zweck. Das einzige, was ich mir vorstellen könnte ist wirklich dass ich mein Karma antrete und damit meine Nachkommen befreien. Das könnte ich tun.." stellte er seine Gedanken zwischen sich und Chiyonosuke, und suchte immer wieder seinen Blick. "Es gibt mir zumindest ein wenig Glaube zurück, dass du selbst nach allem was du weißt, noch sagen kannst das du mich liebst." nickte er, und hob seine Hand. Liebevoll streichelte seine warme Hand die Wange von Chiyonosuke - und sein Daumen zeichnete die Unterlippe des Dämons minutiös nach. Seine Fingerkuppe zeichnete genau den Rand der schmalen, rosanen Linie nach und glitt an seinem Mundwinkel langsam ab. "Dich liebe ich auch..ebenso spüre ich unsere Verbindung und unser Blut." Ideos Stirn sank an die von Chiyonosuke. Er atmete sacht aus..und besann sich auf die Nähe zu dem Dämon, der ihm nicht nur ein Ohr lieh, sondern auch Trost spendete. "Hajime sieht Ikuro so ähnlich. Es ist verblüffend wie die Gene sich von Generation zu Generation tragen.." Sprach er dabei leise aus. "Es sind vor allem diese Augen..die Haut und das dunkle Haar, dass in der Abendsonne rötlich erscheint.." sinnierte er weiter, und öffnete langsam wieder die eigenen Augen. Es war, als hätte er das Angesicht von Hajime in Chiyonosukes Gedanken gesehen. Ab und an hatte dabei gelächelt..jetzt betrachtete er Chiyonosuke nachdenklich..und innig. "Dich liebe ich auch..und wenn ich daran denke, nicht mehr zu dir zu gehören..fühlt es sich so leer in meiner Brust an. Es gibt so vieles, über das ich noch nachdenken muss." Leise klangen die Worte von Ideo aus, dann benetzte er die Lippen von Chiyonosuke mit einem Kuss der eigenen. "Aber du musst mir versprechen, falls mit mir in dieser Existenz doch etwas geschiet..dass du auf Jun aufpasst. Er braucht einen großen Bruder.." murmelte er noch leise. Er wusste, dass Janus auf sich aufpassen konnte. Nicht zuletzt weil er durch ihn mehr oder minder dazu fähig gewesen war, Magie zu wirken. Aber er dachte auch, dass egal was geschah, Janus nie von seiner Seite weichen würde..und es deswegen unmöglich war, jemanden auf Janus achten zu lassen- außer sich selbst. "Ich muss viel..viel nachdenken, Chiyonosuke. Und ich bin sehr, sehr dankbar dafür, dass du für mich da bist. Ich habe das nicht kommen sehen, als du das erste Mal vor der Tür unseres Anwesens standest. Aber jetzt bin ich froh darüber. Vielleicht gehst du in die Geschichte ein als Historiker, der den Verräter bekehrte.."
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"Wirklich? So siehst du die Welt..? Das ist interessant." folgerte Chiyonosuke aus Ideos Worten. Er hatte nicht gelogen, als er sagte, sich wirklich für seine Ansichten zu interessieren. "Für mich besitzt diese Welt großen Wert, selbst wenn man sie nicht einfach reformieren kann. Meine Lieben leben auf ihr, welchen anderen Wert sollte ich benötigen?" er lächelte, und sah dabei glücklich aus. "Ich liebe außerdem all das Wissen, das es zu finden gibt. Die Menschen haben Großartiges geleistet. Man weiß heute so viel mehr über Medizin, Astronomie und Physik. Je mehr man lernt, um so mehr gibt es zu entdecken. Ich liebe Technik nicht so sehr, aber Dinge wie Ferngläser, Mikroskope oder auch chirurgische Geräte sind einfach wunderbar. Sie sind in der Lage, wertvolle Leben zu retten, die sonst verschwendet wären. Nun, das ist zumindest meine Antwort. Ich liebe diese Welt, auch wenn sie nicht perfekt ist. Ein Baum wächst auch nicht in einer Jahreszeit... ich kann warten, wie viele Reinkarnationen auch nötig sind, bis unsere Zeit kommt. Und wenn du sagst, dass du Ikuro geliebt hast, bin ich der Erste, der dir glaubt." Für Chiyonosuke war es einfach genug, nachzuvollziehen wie man jemanden gleichzeitig lieben, aber auch töten konnte. Er hielt es deswegen noch nicht für richtig, aber er würde Ideo nicht verurteilen. "Du hast mich gefragt, ob ich glaube dass du wirklich in eine Familie wie meine passen würdest. Zum einen bist du bereits mein Verwandter, wenn auch auf Abwegen, zum anderen denke ich aber, dass du dort einen Platz finden könntest, der dir liegt. Wir leben heute so viel freier als damals. Ich bin im weitesten Sinn ein Diener.. und ich muss sagen, es macht mehr Spaß als man denken würde.. vor allem aber bin ich Lehrer und Historiker. Akuma, der Diener und Leibwächter war, wurde von seiner Pflicht entbunden und wird in einigen Jahren Hikari-chan heiraten... Wir haben eine Menge Möglichkeiten, die wir früher nicht hatten, nicht zuletzt weil unser Blut dünner, und unsere Merkmale weniger auffällig geworden sind. Es wird sich sicher auch für dich eine Aufgabe finden, mit der du leben könntest. Wenn du es wolltest. Es ist deine freie Entscheidung. Du hast entschieden zu gehen, also kannst du auch entscheiden, zurückzukehren." Chiyonosuke schwieg, und ließ sich die vereinzelten Liebkosungen gefallen. Er spürte die Beschaffenheit von Ideos Daumen deutlich auf der weichen Haut seiner Lippen. Er ließ sich die Nähe gefallen und lehnte sich seinerseits an Ideo, von dem er glaubte, er konnte die Verbundenheit dringend gebrauchen. Eine Lebensgefährtin und einen treuen Freund zu besitzen mochte helfen, aber die massiven Schäden, die seine Seele erlitten hatten, verschwanden davon nicht. Die konnten nur heilen, wenn er sein Karma akzeptierte, und nicht mehr davor wegrannte. "Man sagt, Hajime sieht Sanosuke sehr ähnlich. Es trennen sie auch nur wenige Generationen, und er war einer der letzten Samurai unserer Zeit. Ich finde das nur passend." Er lächelte, als Ideo seine Lippen berührte, um sie zu küssen. Es war ihm Beweis genug, dass ein Teil seiner Seele ihrer Familie noch immer zugetan war. "Du weißt, dass dir die Türen immer offen stehen." wollte er ihm daher mitgeben, bevor sein Blick sehr ernst wurde. "Ich schwöre es. Ich werde immer auf Jun achten, wenn dir etwas zustoßen sollte. Ich kann dich nicht ersetzen, aber ich kann ihn beschützen. Aber du lässt es besser nicht so weit kommen. Du hast sein Herz schon einmal gebrochen, deinen endgültigen Verlust würde er nicht verkraften." Er versuchte gar nicht, es leichthin zu sagen. Das Thema war zu ernst. "Nimm dir deine Zeit und denke nach. Entscheide nach dem, was dein Herz dir sagt und triff dann die Wahl für deine zukünftigen Leben. Du kannst immer mit mir sprechen." Er nickte ihm sacht zu, und zog dann den Arm enger um ihn. "Ich habe das ebenfalls nicht erwartet. Ich war schrecklich eifersüchtig und nicht sehr begeistert, dass Kurosawa Freundschaften außerhalb der Familie pflegt. Das war so.. albern von mir. Und beweist, dass auch ich noch viel zu lernen habe."
Ideo zog seine Arme auch enger um Chiyonosuke. Er schloss die Augen erneut, und schmiegte die Nase an den Hals des Dämons.. "Ich mochte die Kultur der Samurai. Damals diente jeder Japan..und natürlich gab es damals Betrug und Verrat, aber ich denke im großen und ganzen waren die Menschen damals noch nicht so verdorben wie heute. Nun..sie hatten damals auch nicht so viele Möglichkeiten.." mutmaßte er, und dachte weiter nach. "Ikuro wird sicher auch wiedergeboren. Vielleicht ist er es auch schon. Ich bin es ihm, und meinen Nachfahren auf jedenfall Schuldig..mein Karma anzutreten. Darum komme ich nicht herum. Ein Teil von mir, würde diese Auflösung so sehr begrüßen. Der andere Zweifelt weil er sich um die Konsequenzen in diesem Leben sorgt. Ich habe zum einen den Pakt mit Baphomet..der nicht zögern würde jemanden zu bestrafen, den ich liebe. Zum anderen würde er es sich sicher auch nicht entgehen lassen mich aus dem Weg zu räumen. Ich trage eine tickende Zeitbombe in mir..und er weiß dass er mich damit in der Hand hat." Ideo scheute nicht davor, seine Bedenken ebenso mit Chiyonosuke zu teilen, wie seine Gedanken oder Wünsche. Ob es hässlich war, oder Schwäche bedeutete..spielte für Ideo in der Gegenwart des Dämons keine Rolle. "Ich werde deinen Rat benötigen..für weitere Schritte. Und ich werde sehr genau darüber nachdenken, was in meiner Macht steht und inwieweit ich mein Leben noch selbst bestimmen kann.." Wieder erklang ein leises Seufzen, was sich in ein sanftes Lächeln auflöste als er wieder Chiyonosukes Stimme vernahm. "Du wirst lachen. Ich war im Gegenzug so angespannt, weil Janus mit Kurosawa befreundet ist..der wiederum nun zu den Haradas gehört. Ich wusste nicht was ich zu erwarten hatte..aber ich war so überrascht von deinem Urteilsvermögen und deine Klugheit. Im Grunde ist es das beste, was uns allen wohl passieren konnte, dass Janus und Kurosawa sich wieder angenähert haben. So..können wir uns auch wieder näher kommen." Murmelte Ideo, der sich über Chiyonosuke gebeugte hatte, so dass er ihn zurück in das Polster drückte. Dieser Dämon war irgendwo ebenfalls sein Cousin. Er war Familie..seine Familie. Und auch wenn er sich noch nicht vorstellen konnte, einem Harada gegenüber zu treten..so sehnte er sich dennoch nach der Geborgenheit die ihm seine Familie früher versprochen hatte. Ikuro liebte auch die Glühwürmchen, die nun langsam den Teich erhellten. Und er war bis zum Tod und darüber hinaus, immer gut zu ihm gewesen. Langsam..ganz langam, konnte Ideo das akzeptieren. Das gehörte alles zu einem Prozess..und er war froh, dass er damit nicht allein gewesen war. Das machte die Schmerzen erträglicher..und er glaubte, dass Chiyonosuke das spüren konnte. Dessen Schultern drückte Ideo zurück, während er ihn festhielt. Die Küsse, die Nähe..und der Zuspruch bestärkten Ideo darin, seine Gedanken weiter zu verfolgen. "Ich liebe zudem den Sommer.. Ich würde mich freuen, wenn wir noch viele..viele Sommertage zusammen verbringen könnten. Ich habe noch Lust auf das Leben..und ich denke, das ist etwas gutes.."
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