Es war ein besonderer Tag im Haus. Schon am frühen morgen hatte geschäftiges Treiben geherrscht, aber Kakashi war allen aus den Weg gegangen und hatte sich kurz vor Tagesanbruch in die Trainingshalle geschlichen, um dort in Ruhe ein paar Übungen zu machen. Er wollte noch etwas Zeit für sich, bevor er zur Schule ging. Am Nachmittag erwarteten sie einen neuen Verwandten, aber Kakashi sah nicht ein, warum deswegen jetzt schon so ein Aufheben gemacht wurde. Er fand das Haus schon ordentlich genug, kein Grund, noch einmal alles auf den Kopf zu stellen... Und bis zum Nachmittag war noch so viel Zeit. Als er sich eine Stunde später den Schweiß von der Stirn wischte, blieb ihm gerade noch genug Zeit sich kurz zu duschen, dann musste er schon zur Schule. Er war froh, dass ihn niemand aufhielt, und auch Theodore war an diesem Tag zu beschäftigt, um ihm seine Bento Box hinterher zu tragen. Kakashi steckte sich nur ein Reisbällchen ein, das er auf dem Weg essen wollte. Er kaufte sich den Lunch lieber in der Schul-Cafeteria..
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Als er am Nachmittag wieder auf dem Heimweg war, dacht er noch darüber nach, dass er sich ja eigentlich auf einen neuen Verwandten freute, wenn es nur nicht so einen Staatsempfang dafür geben müsste. Bei seinem Cousin Tatsu hatte er es ja noch verstanden, der war ja auch wirklich wichtig... Aber der Neue? Er kickte ein Steinchen aus dem Weg und ging etwas schneller, zu spät kommen wollte er auf keinen Fall. Und umziehen musste er sich auch noch. Für den Empfang würden sie alle ihre Festkimonos tragen. Kakashi seufzte und setzt schließlich zu einem Sprint an. Er musste eh noch ein wenig Energie loswerden, um die lange Zeremonie zu überstehen.
Als es dann endlich so weit war, hatten sie sich alle in der großen Eingangshalle versammelt. Kakashi, der neben Kurosawa und Hikari stand, fand dass sie wie ein Bild aus einem Geschichtsbuch aussahen. In der Mitte standen Vater und Mutter, beide mit hohen Frisuren und ernsten Gesichtern, zu Vaters rechter Seite Hajime, der sein Haar zusammengebunden hatte, und Tatsu mit Hoshiko. Links von Mutter standen erst Kurosawa, dann er selbst und Hikari, die wiederum Akuma an ihrer Seite hatte. Einen Schritt hinter ihnen Stand in der Mitte Vaters Diener in seinem westlichen Anzug mit den weißen Haaren, zu dessen Rechter waren Shigeru und Hideo. Der Platz hinter Hajime war leer, da Theodore draußen war, um den Neuankömmling hereinzugeleiten. Chiyonosuke stand direkt hinter Kurosawa, während hinter ihm und Hikari Mizar und Naos standen. Kakashi fragte sich, ob ihr Anblick den neuen nicht eher verschrecken würde. Er hoffte es nicht. Während sie warteten, wäre er am liebsten von einem Bein auf das andere getreten, aber er verkniff es sich. Stattdessen blieb er ernst und still stehen... und wartete. Nach einer gefühlt endlosen Zeit öffnete sich endlich die Tür, und jemand trat ein, gefolg von Theodore. Während Kakashi den Neuen unauffällig musterte, stellte er fest, dass er gar nicht so aussah, wie er ihn sich vorgestellt hatte. Er sah aus, als wäre er in seinem Alter, und auch ungefähr gleich groß. Er wartete geduldig, während ihr Vater ihn im Haus begrüßte, und als alle vorgestellt waren und der Höflichkeit genüge getan war, durften sie endlich wegtreten. Kakashi war wieder rastlos, eigentlich hatte er mit Kazuki - das war sein Name - sprechen wollen, aber er hatte gar nicht die Gelegenheit dazu gehabt. Erst hatte er mit Vater gesprochen, dann mit Hajime und dann, so kam es ihm vor, mit annähernd jedem anderen der älter war als er selber. Bis auf eine Verbeugung und einen kurzen Blick in die Augen hatte er nichts von ihm gehabt. Er ärgerte sich ein bisschen, als Theodor den Jungen aus der Halle führte, wahrscheinlich um ihm sein Zimmer zu zeigen. Aber was blieb ihm anderes übrig? Er konnte ihnen nur nachschauen. Vater und Hajime unterhielten sich leise miteinander, und Kakashi schaute nach Tatsu, der aber nur Hoshikos Arm genommen hatte, um sie wieder in ihren Bereich des Hauses zu führen. Er nahm an, dass die Zeremonie lang für sie gewesen war. Immerhin hatte sie bei ihnen gestanden, obwohl sie bei ähnlichen Gelegenheiten normalerweise im Rollstuhl saß. Weil er sich nicht anders zu helfen wusste, wandte er sich an Kurosawa. "Onii-san?" versuchte er dessen Aufmersamkeit zu gewinnen, und wartete, bis Kurosawa sich ihm zugewandt hatte. "Wie fandest du Kazuki?" wollte er dann von ihm wissen, und betrachtete ihn gespannt. "Er sah nett aus." antwortete Kurosawa, und Kakashi nickte. "Ich wollte auch mit ihm sprechen." sagte er so leise, dass niemand - höchstens Chiyonosuke, der bei ihnen stand - es hören konnte. "Aber Theodore hat ihn sofort wieder mitgenommen." Es klang vorwurfsvoll. Kurosawa schmunzelte. "Du kannst bestimmt später noch mit ihm reden." Das stimmte, und Kakashi nahm an, dass Kurosawa ihn damit trösten wollte, aber er fühlte sich schon den ganzen Tag so rastlos, und Geduld war nicht seine Stärke. Er nickte t trotzdem höflich und verabschiedete sich dann kurz darauf, um Theodore und Kazuki nachzugehen. Er wusste ja, welches Zimmer man für ihn vorbereitet hatte. Ohne sich umzuziehen, blieb er einfach vor der Tür stehen. Er lauchte, aber von drin war nichts zu hören. Als dann endlich eine gefühle Ewigkeit später Theodore die Tür aufschob und herauskam, schien er gar nicht überrascht davon zu sein, Kakashi hier stehen zu sehen. "Theodore!" begrüßte er ihn. "Ich möchte auch mit Kazuki reden." Er war halb und halb darauf gefasst, dass er ihn verscheuchen würde, aber zu seiner Überraschung tat er es nicht. "Kazuki packt gerade aus. Warum wartest du nicht noch fünf Minuten und lässt ihn erst einmal ankommen?" Kakashi hatte schon den Mund aufgemacht, aber Theodore war noch nicht fertig. "Ich habe in der Küche schon ein paar Snacks vorbereitet. Jetzt muss ich noch den Tee aufbrühen, und wenn ich fertig bin, kannst du ihm die Sachen bringen." Kakashi machte den Mund wieder zu und nickte. Eifrig marschierte er hinter Theodore her, während er breit in dessen Rücken grinste. Das war ja wirklich besser gelaufen, als er dachte. Zufrieden wie er war, konnte er nun auch viel geduldiger warten, während der Tee aufgebrüht wurde. Theodore richtete das Tablett noch an, und Kakashi schnappte es und war so schnell aus der Küche geflüchtet, dass Theodore ihm nur noch kopfschüttelnd nachschauen konnte. Er huschte den Gang entlang und freute sich, während sein Herz aufgeregt in seiner Brust schlug. Er war nicht direkt schüchtern, aber ein wenig nervös war er schon. "Kazuki!" rief er leise, als er vor der Tür zum stehen gekommen war. "Hier ist Kakashi. Kann ich hereinkommen?" erkundigte er sich höflich und wartete dann mit seinem Tablett. Als er eine leise Bestätigung vernahm, schob er die Tür auf und kam mit dem Tablett ins Innere. Das Zimmer war sehr sauber, aber es sah noch leer aus. Kazuki hatte nicht allzu viel Gepäck mitgebracht, und es sah aus als ob er das wenige bereits verstaut hätte. "Ich habe Tee mitgebracht und etwas zu Essen. Theodore hat es zubereitet." sagte er, und jetzt konnte er ihn endlich genauer anschauen. Sein Herz schlug schneller, aber auf eine angenehme Art. Er hoffte, Kazuki nahm es ihm nicht übel, dass er ihn so direkt ansah, aber er konnte den Blick auch nicht abwenden. Schon als er ihm vorgestellt wurde, war sein Interesse stark gewesen. Und ihn jetzt endlich allein und in Ruhe ansehen zu können, war alle Mühe wert gewesen. Er stellte nur das Tablett auf dem niedrigen Tisch ab und wandte sich ihm dann wieder zu. "Das war sicher sehr aufregend für dich." setzte er an und verbeugte sich dann noch einmal langsam, als er wieder vor ihm stand. Er schaffte es kaum, den Blick von ihm zu wenden und die Augen lang genug niederzuschlagen dabei. "Ich bin der dritte Sohn, Kakashi." stellte er sich noch einmal vor. Ein kurzes Schweigen entstand, und Kakashi fügte mit ein bisschen Verspätung hinzu: "Wenn du ein bisschen Ruhe haben möchtest, gehe ich wieder.. Aber sonst würde ich gern bleiben und mit dir reden."
Kazukis Rücken straffte sich, als er eine Stimme gedämpft durch die Tür vernommen hatte. Er war vom Boden aufgestanden und hatte seine kleine Tasche beiseite geschoben. Dabei schaffte er es noch, im richtigen Moment die Hände vor seinem Bauch zu falten, und sich ebenfalls zu Verbeugen als Kakashi das Zimmer betrat. "Hallo.." murmelte er leise. Seine Stimme war hell und klar, doch ebenso strahlte sie Demut und Gehorsam aus. Kazukis Wimpern teilten sich dabei wieder langsam um den Blick auf seinen Verwandten aufzufangen. Dabei schärften sich die grünen Augen jedoch nicht. Sie blieben groß, und hell wie der Mond, und ließen Kakashis Blicke direkt in sich eindringen. Es war für den jungen Diener ein besonderer Moment. Selbst wenn er vollkommen Regungslos verblieb, verspürte er ein schweres Gefühl in der Brust. Es war kein negatives Gefühl..es war nur mächtiger als die Gefühle, mit denen er sonst jonglierte. Er konnte dann nicht anders, als seinen Blick schüchtern zu senken, weil er von sich selbst so überrascht war, den Blick solang erwiedert zu haben. Dann hatte Kakashi sein Tablett jedoch schon abgestellt und hatte sich vor ihm verbeugt.
Sogleich musste Kazuki sich daraufhin ebenfalls noch eine Note tiefer verbeugen, und war froh für den Moment der demütigen Haltung. Denn sie brachte ihm die Hoffnung dass die Aufregung seine sonst so blassen Wangen verlassen würde. "Ich freue mich, dich kennenzulernen." erhob sich dann wieder seine helle Stimme, und er richtete sich wieder auf. Er trug ein westliches, weißes Hemd und eine rote, dezente Schleife um den Hals. Seine weißen Hände steckten in fast ebenso weißen Handschuhen. "Vielleicht...würdest du ja eine Tasse Tee mit mir trinken?" wagte er sich dann auch hervor. Immerhin hatte Kakashi ihn extra besucht..er musste also keine Scheu haben...hoffte er. Dennoch konnte er nicht anders als sich das hellbraune Haar aus der Stirn zu wischen. Warum war er nur so nervös?
"Ich..ich war noch nie in einem so großen Haus. Die Anreise war zwar lang, aber am schlimmsten war, dass ich nicht wusste was mich erwartet." murmelte er leise, und trat neben Kakashi. Er hielt kurz dessen Blick, und deutete dann vorsichtig an, dass sie sich an den kleinen Tisch setzen konnten. Kazuki war von einer frischen Note umgeben..aber die Art des Duftes war schwer zu bestimmen... "Ich bin noch immer aufgeregt." Gestand er dann dabei leise, und kniete sich neben den Tisch. "Und ich bin auch froh, dass du zu mir gekommen bist. Ich wollte dich auch gern kennenlernen. Wir..hatten nur keinen Augenblick um miteinander zu sprechen."
"quiet people have the loudest minds, my master said."
Kakashi war entzückt von Kazuki. Er wusste, dass es unhöflich gewesen war, ihm so lang und vor allem direkt in die Augen zu sehen, aber er hatte nicht anders gekonnt. Und die Art, wie Kazuki seinen Blick erwiedert hatte, hatte ihm sehr gefallen. Er hatte so große schöne Augen in einer Farbe, die Kakashi noch nie gesehen hatte. Und er war anders als Theodore, begriff Kakashi. Viel scheuer und demütiger als er. Kakashi wusste nicht warum, aber aus irgend einem Grund gefiel es ihm.
Und natürlich freute er sich, dass er zum Tee eingeladen worden war. Er wäre gegangen, wenn Kazuki es gewünscht hätte, und zu einer anderen Zeit wieder gekommen, aber so war es ihm lieber. Er strich seinen Kimono glatt und nahm am Tisch platz. Er ließ Kazuki dabei aber gar keine Möglichkeit, selbst den Tee einzuschenken, sondern servierte ihn gleich selbst für sie beide. Dabei antwortete er auf Kazukis leises Murmeln, natürlich in seinem üblichen enthusiastischen Ton. "Ich habe mir schon gedacht, dass die Anreise lang gedauert hat. Du musst sicher müde sein.. und dann die lange Zeremonie. Als ob man sich so viele Namen und Gesichter auf einmal einprägen könnte." Er lachte und zuckte die Schultern. Obwohl er nichts sagte, ließ sein Ton durchscheinen, dass er das alles für etwas zu viel gehalten hatte. "Oh.. aber auf der anderen Seite ist das ja zu deinen Ehren gedacht." Überlegte er dann, und hatte dabei den Blick von Kazuki abschweifen lassen. Vielleicht war es ja doch nicht zu viel. Kakashi ließ es sich nicht nehmen, Kazuki auch noch von den kleinen Gebäckstücken aufzulegen. Theodore hatte sie mitsamt einer silbernen Servierzange auf das Tablett geschichtet. Kakashi war sich dabei sehr wohl bewusst, dass er Kazukis Arbeit vorwegnahm und beobachtete ihn, wie er es fand. "Bei mir musst du nicht aufgeregt sein." plauderte er dabei weiter. "Ich bin selber in der Ausbildung zum Samurai. Und wir sind im selben Alter, oder? Ich bin dieses Jahr 14 geworden." ließ er ihn wissen. Es hatte ihm gut getan zu hören, dass Kazuki auch mit ihm reden wollte. Er mochte ihn, und ließ ihn wieder kaum aus den Augen, selbst als er jetzt nach seiner Teetasse griff, und langsam davon schlürfte.
Kazukis blasse Lippen hatten sich von ihm unbemerkt geöffnet. Er wirkte entsetzt, als Kakashi seine Arbeit übernahm. Schützend hob er die Hände, doch sein Ton blieb mild. "Aber ich sollte doch.." setzte er an, und presste die Lippen aufeinander. Dann versuchte er es noch mal. "Ist das nicht zu viel der Ehre?" verbesserte er sich deswegen. Er schien verwirrt zusein, denn immerhin gehörte Kakashi zur engsten Familie.."Ich bin doch hier, um zu dienen.." fügte er noch an, aber verbeugte sich leicht als Kakashi ihm auch etwas von den Gebäckstückchen auflegte. Verwirrt strich er sich wieder das hellbraune Haar aus der Stirn..noch wusste er selbst nicht wie er das alles finden sollte. Im ersten Moment, war er wohl ein bisschen überfordert.
Als Kakashi ihm jedoch davon erzählte, dass er 14 wahr hatte er es geschafft dass der junge Diener es schaffte seinen Blick zur Seite zu drehen, so dass er ihn doch genauer betrachten konnte. Kakashi hatte ein schönes Gesicht...aber sehr starke , kraftvolle Augen. Ein wenig war Kazuki davon schwindelig geworden. Aber er spürte auch, dass darin viel Charakter lag...und auch etwas großes, dessen Bedeutung ihm noch verborgen blieb. Kurz musste Kazuki blinzeln..er schob das Gebäckstück vorsichtig mit dem Stäbchen auf dem Teller vor sich her. "Ich bin 19 Jahre alt." veriet er knapp. "Ich bin weiß..ich sehe nicht so aus." seufzte er und ließ die schmalen Schultern für einen Moment sinken..dann versuchte er sich aber auch, wieder zu straffen. "Meine Geschwister sind alle viel kräftiger." Eine kleine Pause schlich sich ein..sie schien zumindest Kazuki jedoch nicht drückend. Er erlaubte sich jedoch ein tiefen Atemzug. "Ich war dennoch sehr aufgeregt davor, dich kennen zu lernen. Jeder war freundlich zu mir..so korrekt, warm und höflich. Aber dein Blick hat sich von dem der anderen unterschieden." versuchte er die passenden Worte zu finden. Dabei nahm er einen winzigen Bissen von dem Gebäckstück. Zum Glück war es nicht so groß...und es schmeckte davon abgesehen köstlich. "Ich bin noch nie jemanden mit einem so offenen Blick mir gegenüber begegnet. Es fehlte dir nicht an Würde..es war viel mehr so, als würdest keinen Unterschied zwischen dir und mir machen, obwohl ich dir eigentlich unterstellt bin.." versuchte er sich zu erklären und hob schuldbewusst die Schultern. "Und obwohl du mich nicht kennst. bist du mir nicht mit mit höflicher Distanz begegnet. Das..hatte mich beeindruckt." vollendete er seinen Satz wie gewohnt leise. Kakashis Wärme färbte jedoch schon auf ihn ab. Seine Muskeln wurden weicher..
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Kakashi freute sich, als er Kazukis schüchterne Reaktion bemerkte. Genauso hatte er es sich vorgestellt, und das Herz wurde ihm ganz leicht in der Brust. Kazuki war natürlich viel zu schüchtern, um etwas gegen sein unerwünschtes Servieren zu sagen. Während er jedoch selbstzufrieden von dem Grüntee schlürfte und zuhörte, entgleisten ihm kurzzeitig seine Gesichtszüge. Kakashi war ja froh, dass er sich nicht am Tee verschluckte. Er blieb nur ganz starr, schluckte das, was er im Mund hatte herunter, und stellte die Tasse dann ganz behutsam zurück auf den Tisch. Er blieb für eine Weile still, dann räusperte er sich. Jetzt war er es, der sich peinlich berührt fühlte. Schließlich hatte er ja nicht wissen können, dass Kazuki schon so alt war! Noch immer ein wenig leicht im Kopf, musste er sich noch einmal räuspern. Er war ja sogar älter als Kurosawa! Während er sich ein bisschen betrogen fühlte, überlegte er noch immer, wie er sich in der Situation jetzt verhalten sollte. Aber da Kazuki das Schweigen füllte, zwang er sich dazu, ihm zuzuhören. Er fühlte sich ein bisschen getröstet, aber gleichzeitig noch immer unwohl in seiner Haut. "Kazuki, ich muss mich entschuldigen." setzte er daher vorsichtig an. Er sprach ruhiger, und man hörte deutlich, dass er die Worte sehr sorgfältig wählte. "Ich bin davon ausgegangen, dass wir im gleichen Alter sind, und beide in Ausbildung... Aber in Wirklichkeit bist du schon erwachsen. Dazu.. dazu habe ich verschiedenes zu sagen." Er hob leicht den Zeigefinger über der Tischplatte, um das zu unterstreichen. "Zuerst, selbst wenn du mir unterstellt bist, bist du älter und hast deswegen Respekt verdient. Zweitens..." Er hob einen weiteren Finger. "...ist es bei uns so, dass ein Diener mit jedem Familienmitglied gleichgestellt ist. Für mich bedeutet das, wenn jemand oder etwas dir Schaden zufügen möchte, ist es meine Aufgabe, dich zu beschützen, selbst wenn es mein Leben kostet." Auch wenn es Kakashi jetzt gerade ein wenig schwer fiel, sah er Kazuki bei den Worten direkt in die Augen. "Und das sieht hier jeder von uns so, das ist nicht nur meine Meinung." fügte er milder an und ließ seine Hand wieder sinken. "In unserem Haushalt stehen wir uns alle sehr nahe... das schließt dich natürlich mit ein. Du wirst es noch herausfinden, aber ich bin etwas anders als die anderen. Aber man lässt mich gewähren, so lange ich mich in der Öffentlichkeit und den Älteren gegenüber anständig benehme." Das Lächeln zuckte schon wieder ein wenig um seine Mundwinkel, obwohl der Blick seiner Augen noch immer ernst war.
Kazuki nahm einen Schluck vom Tee, musste ihn jedoch schnell schlucken als er hörte wie Kakashi sich entschuldigte. Seine Wangen wurden warm, und er fühlte sich aus einem unbestimmten Grund so, als würde er ein Ersuch nach Vergebung nicht verdienen. Kazuki war früher immer untergegangen und hatte faktisch in seiner Familie nebenher gelebt. Es war an ihm, möglichst unauffällig zu sein..und da er es gewöhnt war, hatte er sich auch nie nach einem anderem Zustand gesehent. Nur einen Freund hatte er sich gewünscht..aber das war in Otaru nicht möglich gewesen. "Danke, Kakashi.." murmelte er deswegen verlegen, und schmeckte noch immer das Aroma des Güntees auf den Lippen. "Kakashi , ich war sehr lang nicht dazu in der Lage, meine Ausbildung zu beginnen. Mein Leben begann erst wirklich vor nur wenigen Jahren..und es fällt mir noch immer nicht leicht mir alles, was ich bereits wissen sollte zu merken. Ich war..sehr froh darüber dass unsere Familie das Angebot bekam, dass ich nach in die Hauptstadt kommen sollte um in eurem Halshalt zu dienen. Ich hoffe nur , ich kann dem Vertrauen gerecht werden." schloss er mit einer weiteren Verbeugung und blinzelte erneut mit seinen großen Augen. "..Und ich hoffe auch, dass du nie dein Leben für mich riskieren müsstest." Er behielt für sich, dass er nicht glaubte ein solches Opfer wert zu sein, aber für einen kurzen Moment lag ein bisschen Wehmut in dem hellen Grün zwischen den dichten Wimpern. "Aber..ich muss sagen dass ich es sehr schön finde, wie nah ihr euch alle steht. Glaubst du wirklich, ich könnte dazu gehören?" fragte er vorsichtig. Kazuki hoffte wirklich, dass er seinen Beitrag leisten konnte, um es zu verdienen, an diesem Ort sein zu können. Hier, zusammen mit Kakashi. "Es passt zumindest auch dazu, was ich von Tokyo gehört habe..ihr lebt hier sehr modern..und dennoch wahrt ihr die Tradition. Nur.." endete er offen, und war es diesmal der Kakashis Blick suchte. Er fand sein Lächeln in dessen Mundwinkeln..und sein Herz entspannte sich dabei wieder ein wenig. "Nur..wenn ich mir etwas wünschen dürfte, wäre es, dass du mir gegenüber nicht so höflich sein musst." gestand er schüchtern. Sein Blick verlor sich zu seiner einsamen Seite. "Ich meinte nur..weil ich nicht wirklich erwachsen bin."
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Kakashi hörte aufmerksam zu. Ihn interessierte, was Kazuki zu sagen hatte, und gleichzeitig war es eine Möglichkeit, ihn besser kennenzulernen. Ein wenig erleichterten ihn Kazukis Worte, aber gleichzeitig ließen sie ihn auch mit mehr Fragen als Antworten zurück. Er ermahnte sich, Kazuki nicht zu sehr zu bestürmen und stellte seine eigenen Fragen erst einmal zurück. "Ich würde mein Leben mit Freude für dich geben." setzte er stattdessen an, und diesmal lächelte er breit dabei. "Aber ich trainiere jeden Tag sehr hart, deswegen würde das für wen-auch-immer nicht so einfach werden. Und du musst dir überhaupt keine Sorgen machen. Du bist doch schon ein fester Teil unserer Familie. Alle sind froh und dankbar, dass du gekommen bist. Und nach und nach wirst du alle gut kennenlernen und feststellen, dass jeder dich schätzt und für dich da ist. Theodore kennst du ja auch schon. Er ist so ähnlich wie ich etwas besonders... Da du es ja sowieso herausfinden wirst, kann ich es dir auch gleich erzählen. Theodore ist mit meinem Bruder Hajime zusammen, dem ersten Sohn. Das macht ihn also gleichzeitig zum ersten Hausdiener, und zum Herrn." Kakashi zuckte wieder die Schultern. "Ich bin die meiste Zeit damit beschäftigt, vor ihm zu flüchten.. aber in Wirklichkeit hab ich ihn immer noch gern. Theodore hat mich quasi mit großgezogen... und zu dir wird er bestimmt genauso gut sein. Er ist streng, aber auch stark und zuverlässig, und würde dich nie schlecht behandeln. So..." er atmete noch einmal tief durch und musste dann noch einmal vom Tee trinken, weil sein Mund trocken geworden war. "Wenn es wirklich dein Wunsch ist, müssen wir nicht förmlich miteinander umgehen. Ich denke, ich hätte es auch so lieber." Aber er nahm sich trotzdem vor, Kazuki nicht mehr so viel zu ärgern. "Und wenn die Frage erlaubt ist, warum begann dein Leben erst vor wenigen Jahren?"
Nun hatte sich Kazuki schon etwas mehr entspannen können. Ihm gefiel die Art, wie Kakashis Charakter durch seine Stimme kenntlich wurde. Er war nicht wirklich laut..aber bestimmend, kräftig und ohne Furcht. Er würde einmal großes Ansehen über sich bringen..und Kazuki glaubte, dass dies nicht mehr in allzu ferner Zukunft lag. Deswegen hörte er ihm aufmerksam zu..nicht nur den Worten, sondern auch der Farbe von Kakashis Stimme lauschte er aufmerksam. Sie passte zu einem Krieger. Einem Krieger, der hoffentlich niemals wegen ihm in Gefahr geriet.."Oh...dann sind Theodore und Hajime liirert? So ist das also.." beantwortete er sich seine gestellte Frage selbst. Er hatte seine Hand an sein Kinn gelegt, und nachdenklich die blassen Lippen geschlossen. "Ich muss zugeben, dass ich selbst ohne dass zu wissen den ungemeinen Respekt gespürt habe , der Theodore zu teil wird. Das hat mich ehrfürchtig gemacht..und ich muss auch zugeben, sehr nervös." Er seufzte. Er hatte sich schon gefragt, ob er diesen Anforderungen gerecht wurde..aber wenn Kakashi ihm die Familienverhältnisse so erklärte, machte es doch mehr Sinn und nahm Kazuki die Angst vor dem nun nicht mehr Unbekannten. Wenn Theodore daran beteiligt war aus Kakashi einen so wundervollen menschen zu machen, musste er ein gutes Herz haben. Gegen strenge hatte er selbst wirklich nichts einzuwenden. Im Gegenteil, er glaubte sie auch zu verdienen.
Nach einem weiteren Schluck vom Tee, bedankte sich Kazuki erneut bei Kakashi dafür, dass er ihm so viel über seine Familie erzählt hatte. Das hatteja auch zum Verständnis beigetragen, und ihm ungemein viel Angst genommen. Dafür, wollte Kazuki seinem Verwandten auch etwas zurück geben. ""Mh.." überlegte er mit gerunzelter Stirn. Als sie sich wieder glättete, war sein Blick auf die Oberfläche des dunkeler gefärbten Tee gerichtet. "Ich hatte dir ja schon gesagt, dass ich viel kleiner bin als meine ganzen Geschwister. Aber ich war auch viel schwächer." Versuchte er, einen Anfang zu finden und sah auf. "Wir leben hoch im Norden..unweit von Sapporo entfernt. Eigentlich ist unser Familienzweig durch die kalte Witterung abgehärtet..und sehr gesund. Nur ich war eine Art ..Anomalie." Kazuki zuckte mit den Schultern. Er schämte sich...deswegen fiel es ihm schwer,die passenden Worte zu finden. Er hatte die Teetasse mit beiden Händen fest umschlossen. "Die ersten 10 Jahre meines Lebens habe ich in einer Art...Schlaf verbracht. ich wurde geboren..und habe geschlafen." Ein schüchternes Lächeln lag auf seinen Lippen. Ein winziger, kaum merklicher Schutz den er damit versuchte, aufrecht zu erhalten. "Es war eine Art Koma..ich habe weder Nahrung, noch irgendetwas anderes benötigt und bin nur sehr langsam gewachsen. Ich kann mich an diese Zeit auch nicht erinnern. Nur..das ich irgendwann doch aufgewacht bin, und von da an langsam an das Leben heran geführt wurde." Versuchte er sich an einem Anfang, und wagte es dann, schüchtern zu Kakashi aufzusehen. Er wusste nicht wieso, aber er hatte angst davor, dass sein Verwandter eine schlechte Meinung von ihm haben könnte. Das lag wohl an seinem minderen Selbstvertrauen. Er konnte auch keine großartige Persönlichkeit aufweisen..aber dennoch hatte er gehofft, dass Kakashi sein Freund werden könnte. "Ich weiß, es ist komisch. Aber niemand konnte auch erklären, woran es lag. Vermutlich an den Genen?" stellte er die leise Frage, um einen Grund zu haben um zu Kakashi aufzusehen. Er war neugierig..
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"Ja... sie sind ein Paar." Kakashi lächelte. "Theodore ist besonders. Er wurde vom Diener meines Vaters ausgebildet seit er ganz klein war... Und der war wohl in ihrer Generation sowas, wie Theodore es in unserer ist. Aber jetzt ist er schon alt, das hast du sicher gesehen. Vater möchte auch nicht mehr, dass er so viele Pflichten im Haushalt übernimmt. Er pflegt jetzt vor allem den Garten, aber ehrlich gesagt ist das auch schon eine Arbeit die für mehr als einen Gedacht wäre." Er zuckte erneut die Schultern. Nur fragte er sich jetzt, ob Kazuki kräftig genug war, um als Hausdiener tätig zu werden. Er beschloß, ihm noch ein wenig mehr über ihre Familiengeschichte zu erzählen - zumindest das wenige, das er selber wusste.
"Erinnerst du dich an das Mädchen, das ganz rechts gestanden hat? Das war Hoshiko, die Frau von meinem Cousin. Ihr geht es so ähnlich wie dir. Sie leidet seit ihrer Geburt an einer unheilbaren Krankheit. Sie ist sehr schwach, und war sogar für einige Jahre in Amerika in einer Privatklinik. Aber nichts hat geholfen, man weiß nicht was ihr fehlt. Die anderen denken inzwischen, dass es mit dem Fluch zu tun hat, der vor einigen Jahrhunderten auf die Asai-Blutlinie gelegt wurde. Hoshiko ist mit ihnen sehr eng verwandt... Ich denke, in unserer Blutlinie kommt immer wieder so etwas vor. Mach dir deswegen keine Sorgen." Er lächelte ihm zu. Er konnte Kazukis Unsicherheit regelrecht spüren. "Ich finde es gar nicht komisch. Ja, ich habe auch eine kleine Anomalie. Nichts schlimmes.. Ich habe nur ein verändertes Gedächtnis. Ich erinnere mich an praktisch alles seit meiner Geburt." Er grinste. "Aber ich konnte natürlich nicht sprechen oder mich verständlich machen. Ich hab genauso geheult wie jedes andere Baby. Ich erinnere mich an das Krankenhaus, und die Ausflüge die wir gemacht haben als ich noch im Babykorb lag." Dazu gehörten auch peinliche Erinnerungen, wie das Trinken von der Brust seiner Mutter, aber das verschwieg er Kazuki. Diese Erinnerungen waren auch erst peinlich geworden, als er schon alt genug war, um sie zu verstehen. Kakashi trank den Rest von seinem Tee aus, bevor er kalt wurde, und betrachtete Kazuki wieder nachdenklich. Er hatte so viel von seiner Familie erzählt, dabei hatte er lieber mehr über ihn erfahren wollen. Aber andererseits, wenn es Kazuki half, sich hier leichter zurechtzufinden, war es in Ordnung. "Kazuki.." setzte er dann an. "Möchtest du wirklich Diener werden? Bist du dafür überhaupt kräftig genug?" fragte er, und wollte gleich klar stellen, warum er diese Frage stellte. "Ich sorge mich um deine Gesundheit. Ich finde, du solltest wenn überhaupt nur leichte Aufgaben bekommen." Seine Haut fing an zu prickeln. Er musste seine gesamte Willenskraft aufbringen, um einen plötzlichen Besitzanspruch niederzuringen. Sein Herz schlug sehr hart gegen seine Rippen, als er versuchte es mit bewusster Atmung unter Kontrolle zu zwingen.
"Hoshiko.." Ein Blinzeln folgte, dann nickte der junge Diener erneut. Er erinnerte sich an das blasse Mädchen dass neben Tatsuro gestanden hatte. Er hatte gespürt dass sie schwach war..aber sie hatte auch Würde und Warmherzigkeit ausgestrahlt. Was für eine tapfere junge Frau..und gleichzeitig eine Person, an der er sich orientieren konnte." Wenn sie es schafft so eine gute Ehefrau zu sein, obwohl sie unter so schlimmen Problemen leidet, so werde ich es mit dem selben Rückhalt gewiss auch schaffen ein guter Diener zu werden. " lächelte er freundlich, und ein wenig verträumt. Hoffnung war nicht seine größte Stärke, aber er versuchte sich am positiven Denken.. das war zumindest ein Anfang. Etwas an Kakashi sprach seinen Willen an, sein bestes zu geben. Und Kazuki glaubte, dass das etwas gutes war.
Deswegen schwieg er wieder für einen Moment, und legte seine Hand schließlich über sein Herz. "Die Frage wurde mir auch schon von meiner Familie gestellt. Nur hatten sie eher Sorge darum, dass ich deswegen meinem Haus die Ehre absprechen könnte wenn ich versage." Ein schmales Lächeln huschte über seine Lippen, aber seine Augen spiegelten ein wenig von der Trauer wieder, die er dabei empfand. Aber wenn er eines gelernt hatte, dann dass auch dieses Gefühl irgendwann verschwinden würde. "Aber weißt du..ich würde gern Diener werden." Entgegnete er schließtlich Kakashi. "Vielleicht werde ich ja nur langsamer älter, als die anderen und brauche noch etwas Zeit. Aber ich werde tun was mir möglich ist um meine Aufgaben gut zu erfüllen. " Schließlich suchten die großen Augen Kakashis Blick. "Ich verspreche dir auch, mich nicht zu übernehmen. Denn, sieh..ich habe einen großen Bruder, er ist der älteste. Und dann habe ich noch sieben Schwestern." Unterbrach er und zeigte sieben Finger. "Ich bin der, der als letztes geboren wurde. Und ich habe zugesehen wie jeder seine Bestimmung fand. Ob das nun im Heiraten lag, oder darin dem Tempel zu dienen oder das Haus weiter zu führen wie mein Bruder, und meine älteste Schwester gemeinsam." Leicht zuckte der junge Diener mit den Schultern. "Und da ich nicht viel machen konnte..hatte ich umso mehr Zeit, zu denken. Und ich denke gern. Deswegen habe ich früh beschlossen, dass ich gern Diener werden würde. Es wäre mir eine Freude, wenn meine Existenz die einer großen Familie, oder einzelnden Person bereichern würde. Ich möchte zum Fortschritt beitragen. Ich..möchte einen Sinn haben. Ja...vielleicht kannst du mir ja dabei helfen?" flüsterte er leiser, und schenkte dann Kakashi ein Lächeln. "Es ist erstaunlich dass deine Erinnerungen so weit zurück reichen. Darüber würde ich gern mehr erfahren. Es freut mich auch immer wieder, wenn ich höre dass ich nicht der einzige bin..der ein wenig anders ist."
"quiet people have the loudest minds, my master said."
Kakashi lächelte Kazuki freundlich an und nickte schließlich. Er nahm sich nur im stillen vor, mit Theodore zu sprechen, und diesen darum zu bitten, einfache und nicht zu anstrengende Aufgaben für ihn zu finden. "Ich bin sicher, dass du sehr gut werden wirst. Mach dir keine Sorgen darüber, zu versagen. So lange du bei uns in Tokyo bleiben willst, ist hier immer Platz und eine Aufgabe für dich. Und auf meine Hilfe kannst du natürlich immer zählen, egal worum es geht" Kakashi schenkte ihnen beiden noch einmal Tee nach, diesmal gänzlich unprovokativ. Im Anschluss aß er auch von den kleinen Gebäckkugeln und dachte nach. Kazuki mochte ja älter sein, aber er sah nicht so aus, und wenn Kakashi richtig rechnete, war er sogar erst neun Jahre alt. Jedenfalls hatte er nur neun Jahre besessen, um zu lernen und Lebenserfahrung zu sammeln. Kakashi fand das nicht besonders viel, aber es war sicher ein gutes Alter, um in die Lehre zu gehen. Besser jedenfalls als bei ihm, er hatte viel zu spät angefangen. "Chiyonosuke, der mit der Brille der fast hinter mir gestanden hat, ist ein naher Verwandter von dir.. er kommt ursprünglich aus Sapporo, aber ist schon ganz jung nach Tokyo gekommen." erklärte er dann weiter, als er geschluckt hatte. "Er kam letztes Jahr als Leibdiener für meinen Bruder Kurosawa zu uns, und ist danach mehr oder weniger zufällig Hauslehrer für Theodores jüngere Geschwister geworden. Du hattest bestimmt keine Möglichkeit zur Schule zu gehen... Ich finde, du solltest mit Mizar und Naos den Heimunterricht besuchen. Danach hat Theodore immer noch genug Zeit, dich im Haushalt anzuleiten. Würde dir das gefallen?" fragte er ihn. Kakashi ertappte sich immer mehr dabei, sich schon persönlich für Kauzki verantwortlich zu fühlen. Er wollte ihn unbedingt für sich behalten und dafür sorgen, dass er es gut hatte. Ja, und warum auch nicht? fragte er sich selber. Hajime und Kurosawa hatten bereits jemanden, also war es gar nicht so unwahrscheinlich, dass die Reihe jetzt an ihm war. Zum ersten Mal in seinem Leben spürte er einen kleinen Stich wie Eifersucht auf seinen Bruder Hajime, der praktisch seit seiner Geburt mit Theodore zusammen gewesen war. Aber das war natürlich albern; er hatte ja bis zu diesem Augenblick noch nie jemanden getroffen, mit dem er so hatte zusammen sein wollen. Nicht einmal mit Shigeru, den er auf eine vollkommen andere Art verehrte. Aber mit Kazuki... Er konnte sich gut vorstellen, mit ihm im selben Raum zu schlafen. Er war süß und schüchtern, und das reizte ihn sehr. Wenn er diese unschuldigen, grünen Augen sah, spürte er ein heftiges Brennen in seiner Brust. Kakashi verlangte sich selbst noch Geduld ab, aber versprach sich, sich Kazuki zu seinem 16. Geburtstag zu wünschen, wenn dieser ihn auch annahm. Das sollte genug Zeit für ihn sein sich einzuleben, und seine Ausbildung zu beginnen.. Ja, und genug Zeit, einander besser kennenzulernen. Seine Augenlider sanken herab, und erst jetzt bemerkte er, dass er abgeschweift war. Er hatte nicht aufgepasst und bat Kazuki daher, zu wiederholen, falls er etwas gesagt hatte.
Diesmal hatte Kazuki keine großen Bedenken als er bemerkte dass Kakashi ihm den Tee einschenkte. Er war noch warm , und schmekte immer noch süßlich mild. "Mh..." überlegte er leise, und trank vom Tee. "Ich habe wirklich keine Schule besucht. Da hast du recht. Mir wurden nur die Grundkenntnisse in Japanisch und Mathematik vermittelt. Und ein wenig mehr noch von unserer Familiengeschichte.." Aber dann hörte es auch schon auf. Wieder schämte er sich ein wenig dafür, aber es war ja nicht zu ändern gewesen. "Nachdem ich eine Grundmenge an Schriftzeichen gelernt hatte, habe ich angefangen zu lesen. Ich..würde mich natürlich freuen, wenn ich mehr lesen könnte. Indem ich den Hausunterricht besuche, könnte ich sicher noch einiges dazu lernen, was dazu beitragen würde mehr Bücher lesen zu können.." man konnte an dem vorsichtig-optimistischen Tonfall erkennen, dass Kazuki Interesse an dem Gedanken hegte. Aber natürlich hatte er auch Zweifel. "Oh.."murmelte er dann jedoch, als er gesehen hatte dass Kakashis Gedanken abgedriftet waren, und dieser ihn darum bat, seine Ausführungen zu wiederholen. "Kein Problem.." murmelte er nur weiterhin leise, und fuhr sich durch das Haar. "Ich hatte dich nur gefragt, ob es wirklich keine Probleme machen würde wenn ich am Vormittag , oder wann immer der Unterricht stattfindet, den Hausunterricht besuche? Ich meinte nur..damit ich niemanden enttäusche. Immerhin wurde ich ja geholt, um Theodore in der Haushaltsführung zu unterstützen." führte er noch einmal seine Bedenken aus. "Aber auf der anderen Seite könnte man die einfachen Hausarbeiten sicherlich um den Unterricht herum takten. .."gab er ebenfalls zu bedenken, und seufzte schließlich. "Also wenn du es arrangieren könntest, dass wir mit deiner Familie über diese Schul-Sache sprechen könnten..wäre das wirklich nett von dir." kam er schließlich zu dem Schluss. Das seufzen lichtete sich in aufgerichteten Schultern..und die blassen, weichen Lippen zierten ein vorsichtiges Lächeln. Kazuki neigte den Kopf nach vorn, um eine leichte Verbeugung anzudeuten. "Vielen Dank, dass du dir so eine Mühe um mich gibst. Ich..bin das gar nicht gewohnt. Also wenn ich mich ungeschickt benehme, dann liegt das nur an meiner Unsicherheit. Ich danke dir wirklich aus tiefsten Herzen, Kakashi." wählte er seine warmen Worte bedächtig, und hob den Kopf erst dann, um vorsichtig nach Kakashis Blickkontakt zu suchen. Er wusste nicht, wie ihm geschah..und plötzlich hatte er mit ganz anderen Gefühlen zu kämpfen. Aber diesmal führte er nicht einmal einen Kampf. Er hatte den Eindruck, etwas dazu gewonnen zu haben..aber noch konnte er diese losen Enden in seinem Kopf nicht verknüpfen. Was ihm jedoch bewusst war, dass der Auslöser darin bestand,eine so extreme Zuneigung gegenüber Kakashi zu verspüren. Sein sonst so leeres Herz, war auf eimal bewohnt..und er hoffte zum ersten Mal, ein Gefühl behalten zu dürfen...
"quiet people have the loudest minds, my master said."
Kakashi lachte herzlich und machte eine abwehrende Bewegung mit den Händen. "Unglaublich das gerade ich das sage... Aber Bildung ist wichtig." Er wusste, dass Kazuki nicht verstehen konnte, warum so eine Aussage von ihm so ungewöhnlich war, aber irgendwann würde er ihn gut genug dafür kennen. "Und dazu gehört nun einmal auch die Schuldbildung. Ich denke das ist Teil der Ausbildung. Theodore hat auch keine Schule besucht, aber er hat eine unglaubliche Allgemeinbildung. Er hatte auch Hausunterricht... Ich wette, wenn er erst deine Geschichte kennt, wird er dich schon selber zum lernen einteilen." er zuckte leichthin mit den Schultern. "Dein zu Hause scheint ganz anders gewesen zu sein, als es bei uns ist... Und in Kyoto ist es wohl auch noch mal ganz anders. Ich kenne nur ein paar Geschichten von meinem Cousin." Kakashi fand, dass sie es hier am besten hatten. Kazuki tat ihm leid. Mit seinem Gendefekt, oder was immer es war, wäre er hier sicherlich ziemlich verwöhnt worden. Oder zumindest viel stärker gefördert. Aber vielleicht hatten sie in ihrer Familie die Kapazitäten dafür nicht gehabt. Jetzt spielte es auch keine Rolle mehr, wo er hier war.
"Weißt du, für einen Hausdiener ist es wichtig, eine gute Bildung zu besitzen. Unsere Diener sind das Herz der Familie. Früher waren Vater und Mutter seeehr oft unterwegs, überall auf der Welt. Meine Geschwister und ich sind zurück geblieben, wir mussten ja auch in die Schule. Hajime und Theodore waren zwar schon etwas älter, aber immer noch jung. Theodore hat damals das ganze Anwesen allein verwaltet. Das musst du dir mal vorstellen. Sowas kann nicht jeder.. und wenn er nicht so klug wäre, hätte er es sicher nicht hinbekommen. Es ist eine so verantwortungsvolle Aufgabe..." Kakashi nickte ernst. "Unter seiner Anleitung würdest du bestimmt genauso gut werden in einigen Jahren." Er war inzwischen dazu übergegangen, Kazuki wieder als jügeren anzusehen, auch wenn er faktisch noch älter war. Also mit Respekt begegnen, aber gleichzeitig die Rolle als Senpai einnehmen... Kompliziert. "Wenn ich ein eigenes Haus hätte, würde ich es dich bestimmt verwalten lassen, wenn ich auf Turnieren im Ausland bin. Ach.. aber andererseits würde ich dich nicht gern allein zurück lassen. Und warum sollte ich überhaupt hier ausziehen?" fragte er sich und lächelte. Ja, es war alles sehr verwirrend. Er hatte zu viele verschiedene Eindrücke und Bilder von Kazuki in seinem Kopf. "Meine Schwester hat ziemlich viele Bücher. Kinderbücher vor allem, die kannst du sicher lesen. Sie sind alle in Hiragana geschrieben, falls du die anderen Schriftsätze noch nicht lesen kannst. Sie hat sicher nichts dagegen sie dir auszuleihen." Kakashi hatte wieder Blickkontakt zu ihm aufgenommen. Er stellte fest, dass er noch immer keine Lust hatte, wieder zu gehen. Nicht einmal zum Training.
Kazuki hatte aufmerksam zugehört. Ihm wahr zwar bewusst dass Bildung auch für einen Hausdiener wichtig war..aber im großen und ganzen ist er davon ausgegangen dass es für einen Diener reichte wenn er eine Grundausbildung besaß. Das war ziemlich naiv gewesen. Er hatte sich nur immer für sich selbst gewünscht, mehr lernen zu können, damit er mehr lesen konnte. Nun fand sein Wunsch sogar noch mehr Gewicht. "Ich war wirklich ein wenig naiv.." gab er deswegen zu, und rieb sich die Schläfe. "Jetzt kommt es mir ziemlich albern vor, davon ausgegangen zu sein dass eine Grundschulbildung ausreichen würde. Dabei hätte ich Theodores Aufgaben niemals trivialisieren wollen." murmelte er und faltete dann die Hände auf seinem Schoß zusammen. "Dabei hast du recht..die Führung eines so großen Hauses bedarf einer guten Bildung. Es geht ja nicht nur um das kochen, oder reinigen..sondern auch um die Erziehung und den Beistand der Familienmitglieder. Es gibt so viel zu steuern und zu koordinieren. Ich..hoffe ich werde wirklich mal so gut wie Theodore." Lächelte Kazuki wieder schüchtern auf.
"In meiner Familie war das ganz anders..wir hatten nur einen Hausdiener. Er wurde von meinen Schwestern unterstützt, bis sie verlobt waren oder in andere Familien einheirateten. Mein großer Bruder hat meine älteste Schwester geheiratet und die Hausführung übernommen. Das war nötig, weil unsere Eltern vor ein paar Jahren gestorben sind." Kazukis Schultern zuckten erneut. Er schien dabei nicht sehr emotional..dabei hatte das nichts damit zu tun, dass ihm seine Eltern nichts bedeuteten. Aber auch das würde Kakashi noch herausfinden. "Zu mir waren immer alle sehr freundlich..aber wir sind uns alle nie wirklich nah gekommen. Du weist ja, ich bin erst ein paar Jahre..wach. Und ich glaube, niemand hat damit gerechnet dass ich überhaupt je aufwache. Das war für alle eine ziemliche Überraschung." Begann er ein wenig mehr von sich zu erzählen. Dabei glich Kazuki einer Blume. Mit genügend Wärme und Wasser öffnete sie sich langsam. Und Kakashi war für ihn zu wärmenden Sonne geworden. "Sie waren nicht böse..aber ich denke ich habe ihren kleinen Familienbund aus den Fugen geworfen. Manchmal sah man mich an, als wäre ich ein Eindringling..und in gewisser weise war das ja auch so. Ich habe deswegen versucht, mich so unscheinbar wie möglich im Hintergrund zu halten. Ich war fleißig und gehorsam..und wurde dafür auch mit dem nötigsten versorgt. Aber das hier, Kakashi.." setzte Kazuki seine Pause mit Bedacht, wobei seine Stimme weich wie Samt wurde, als er Kakashis Namen aussprach. "Das hier ist ganz anders. Eure Familie ist ganz anders..und ich würde so gern hier bleiben, und so viel lernen wie es nur geht." Gestand er dann wieder schüchtern, und musste dann weg sehen, weil er verlegen wurde. Es lag ihm so viel auf den Lippen. Am liebsten wollte er sagen: er würde gern schnell so gut werden, wie es nur ging, um Kakashi ins Ausland begleiten zu dürfen, wenn er weg gehen müsste..aber das hielt er doch für nicht angebracht. Nicht aus seiner Position heraus. Aber dennoch war es sein sehnlichster Wunsch gewesen. "Warst du schon auf vielen Tunieren?" Bekam er deswegen nur hervor, und verbiss sich die Lippen um den Rest nicht doch versehentlich zwischen den Lippen zu entlassen. Er hoffte dabei auch, dass Kakashi noch blieb. Am liebsten, würde er ihn ja gar nicht gehen lassen. Selbst wenn er sich gar nicht erklären konnte, warum er so schlimm an Kakashi hang..
"quiet people have the loudest minds, my master said."
Kakashi schüttelte den Kopf und hob eine Hand, wobei sein langer, fließender Ärmel gefährlich über den Tisch streifte, als er eine abwehrende Geste machte. "Nein, nein, so habe ich das nicht gemeint. Du hast schon recht damit, dass für einen einfachen Hausdiener wohl eine Grundschulbildung ausreicht. Aber du bist etwas besonderes. Und wenn du gern lernen möchtest, hat es nur Vorteile. Ich lerne nicht gern, aber gute Noten sind eine Voraussetzung dafür, dass ich meine Unabhängigkeit behalte.. also lerne ich fleißig." Er zog seine Hand zurück, und ersparte seinem Kimono damit Teeflecken und Kekskrümel.
Kakashi versuchte sich vorzustellen, wie es wohl in Kazukis Familie ausgesehen hatte, aber selbst dessen Erzählung klärte es für ihn nicht auf. Er nahm an, wenn er einen Bruder hätte, der die letzten zehn Jahre geschlafen hätte, hätte er sich sicher mehr um ihn gekümert. Er wäre wahrscheinlich komplett außer sich gewesen, dass er nach so langer Zeit aufwachte, aber er konnte die Situation ja schlecht beurteilen, weil er nicht dabei war. "Dann bleib auch einfach hier, Kazuki. So lange du bleiben möchtest, ist hier immer ein Platz für dich." Er dachte daran, wie selbst Ideo wieder in den Kreis ihrer Familie aufgenommen war. Kakashis Meinung darüber war zwiespältig gewesen, aber es hatte keine Rolle gespielt. Obwohl man ihn angehört hatte, war er zu jung, als dass seine Stimme gezählt hatte. Langsam glaubte er jedoch, den Wert einer Familie besser zu begreifen. Ihm wurde bewusst, dass er wohl großes Glück mit der seinen hatte... Er seufzte leise, und wollte dann Kazukis Frage beantworten. "Ja, ich war schon auf vielen Turnieren. In meinem Zimmer habe ich eine ganze Menge Urkunden und Auszeichnungen. Ich habe schon sehr jung angefangen und fast alles bisher gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Ich habe sogar ein paar Zeitungssausschnitte in denen über mich geschrieben wurde... ich zeige sie dir gern. Und auf die nächste Meisterschaft nehme ich dich mit." Er hoffte nur, er würde nicht ausgerechnet dann verlieren. Bei der Vorstellung überkam ihn ein gewisser Horror, der sich kaum unterdrücken ließ. Er konzentrierte sich auf seine Atmung, und verdrängte das Gefühl, wie er es von Shigeru gelernt hatte. Nervosität konnte er zu keiner Zeit gebrauchen, und es war eine ganz gute Übung. "Kazuki.." setzte er dann spontan an. "Fühlst du dich einsam? Möchtest du heute bei mir schlafen? Und hab keine Angst abzulehnen, falls du lieber in Ruhe in deinem Zimmer bleiben möchtest, ich bin nicht beleidigt."