Tristan hatte natürlich trotzdem Angst, egal ob nun die sogenannten Trockenübungen harmlos waren, oder nicht. Immerhin war Abel trotz allem verunglückt, obwohl man geglaubt hatte, der Test würde gut verlaufen. Tristan hatte schlicht wenig Zutrauen in alles mögliche, woraus ihm auch sicher niemand einen Vorwurf machen würde, wo er doch seine Eltern bei einem ebenso sinnlosen Unfall verloren hatte. So tief und gleichermaßen unschuldig war seine Liebe zu Julian, dass er schon den Gedanken nicht ertrug, seinen geliebten Freund zu verlieren. Vielleicht, so erklärte er es zumindest sich selbst, kam daher ja auch die Problematik, Julian loszulassen, die generelle Angst vor Trennungen. Abel wollte er genauso wenig aus den Augen lassen, wie Julian. Der Unterschied bestand lediglich darin, dass Tristan Abel zutraute, auf sich zu achten. Vielleicht, weil er seinen Freund bisher immer nur so selbstsicher und ruhig erlebt hatte. Tristan glaubte ja auch, dass Abel alles konnte und alles wusste.. es nahm ihm zwar nicht die Angst, aber zumindest besaß er das Grundvertrauen, dass er wenigstens nicht von Angstzuständen heimgesucht wurde, wenn Abel einmal nicht in seiner unmittelbaren Nähe war. Was Julian dagegen anging...
Der hatte natürlich immer noch seine gefährliche Arbeit, besuchte darüber hinaus eine andere Klasse als er, und schien zumindest Tristan in so vielfacher Hinsicht verletztlich. Tatsächlich schien darin ein Großteil des Problems zu bestehen, denn wenn man es mit seinen Gefühlen B.i.o gegenüber verglich, hatte er um seinen besten Freund auch nicht diese übersteigerte Angst. Schon allein deswegen glitt seine Hand weiter nach oben, nun gänzlich unter Julians Shirt, so dass nur noch Haut auf Haut traf. Er brauchte nun einfach den Halt, die Gewissheit das Julian nicht aus seinen Armen.. seinem Leben entschwand. Leicht musste er jedoch die Augen, die bis dahin noch so ängstlich und sehnsuchtsvoll an Julian gehangen waren, senken, so dass sein Blick mehr auf die Brust seines Freundes fiel. Doch die besänftigenden Worte, die der Däne glaubte zu finden, machten es in Wahrheit nur noch schlimmer. Schon konnte Tristan fühlen, wie sich seine Augen mit Tränen füllten, und sein Blick verschwamm, als Julian von seinen Großeltern erzählte. Obwohl er diese nie kennengelernt hatte, griff einmal mehr Julians eigenes Gefühl, die eigenen Erinnerungen auf Tristan über. Es war nur noch eine ganz besonders dünne Schicht Selbstbeherrschung, die ihn davor bewahrte, in Tränen auszubrechen, da er den Gedanken ganz unerträglich fand, was Julian alles auf sich nahm, um seine Großeltern zu schonen. Ganz zu schweigen davon, wie immens groß seine Liebe war. Sein eigenes Herz zog sich schon schmerzhaft zusammen, wenn er nur daran dachte, und so konnte er auch nichts anstößiges an der Berührung von Julians Fingerspitze sehen, die seine Lippen streifte. So in seiner eigenen, endlosen Gefühlswelt gefangen, hatte er nicht einmal so weit denken können. Wenn überhaupt, so sah er es nur als Geste des Trostes an, und diese brachte den Damm endgültig zum einstürzen.
Ohne es verhindern zu können, rollten die ersten Tränen schon schwer über seine Wange, wo eine herabfiel und die Bettdecke nässte, die andere Tristans Halslinie folgte, und schließlich vom Kragen seines eigenen Shirts aufgesogen wurde. Im Versuch, diese Tränen noch vor Julian zu verbergen, zog er das Köpfchen so ein, dass er es an Julians Brust schmiegen konnte, und die Nase sich an seinen Hals schmiegte. Den Arm musste er noch enger um Julian schlingen, an den er sich schon regelrecht klammerte. Verstehen konnte er die eigenen Gefühle zwar nicht, jedoch brauchte es kein Verständnis, um von Emotionen überschwemmt zu werden. Und wie man es drehte und wendete, wenn Tristan sich in so aufgelöstem Zustand befand, hätte er tatsächlich nicht zur Schule gehen können. Die verdächtig zuckenden Schultern sprachen ihr übriges, selbst wenn Tristan versuchte, seinen offensichtlichen Kummer vor Julian zu verbergen. Sah man vielleicht den Zusammenhang hierbei nicht, so entsprach es doch einer Tatsache, dass Tristan nun Tränen vergoß, die nur aus der reinen Liebe zu Julian entstanden waren. Er liebte ihn doch so sehr.. so innig, nur dass er ebenso wenig wie der Däne ein Ventil für dieses Gefühl besaß, das er noch nicht einmal richtig verstand... Wie hätte er ihn auch nicht lieben können, wo er doch Sanftheit und Güte vereinte, und ebenso wie er selbst die Einsamkeit im Herzen trug..
Julian liebte seine Großeltern, die ihn so herzlich aufgenommen hatten, nachdem er seine Eltern verloren hatte. Mehr fühlte sich Julian, da er bereits als kleiner Junge angenommen worden war so- als wenn sie tatsächlich seine richtigen Eltern. Die schönen Geschichten, die leckeren Mahlzeiten waren mit den schönen Ausflügen an den Strand nur wenige der unbezahlbaren Erinnerungen, die der Däne würdigte..und weswegen er den Lebensabend seiner Großeltern so gut wie möglich gestallten wollte. Mit diesem Beruf war es ihm möglich gewesen- waren sie doch schon alt und der Handel mit Souviniers warf in den wenigen Stunden längst nicht so viel ab, dass man gut davon leben konnte. Und Julian, dem sein Beruf auch spaß machte..auch wenn er eigentlich keinen Wert darauf legte, sonderlich bekannt zu werden- hatte damit auch nie ein Problem gehabt. Die Verantwortung trug er immer nur allein..und damit auch für seine lieben Zieheltern. Nun hatte sich dies jedoch geändert. Tristan war in sein Leben getreten und gehörte damit zu dem kleinen Kreis an Menschen, für die Julian auch mit Verantwortung übernahm. Er spürte die Verlustangst..spürte die Trauer in Tristan aufsteigen, der schon längst nicht mehr dazu fähig gewesen war ein Wort zu sprechen. Seien Stillen Tränen waren dem Dänen schon bewusst- bevor sie heiß über die roten Wangen rollten.
Julian drückte daher Tristan tröstend fester. es war kein Begehr, der ihn dazu trieb seine Hand weiter nach oben gleiten zu lassen, was Tristans Shirt weiterhin aufraffte und den Kragen den Tränen näher brachte. Julian wollte die ausgebreitete Handfläche fest angelegt zu den Rippen wandern lassen, über die er schließlich strich bevor er den Nacken einbeugte, und die Nase im Haar des Jungens nahe seines Ohres vergrub. Julian fand dabei den Halt, der es ihm ermöglichte den Arm gänzlich um den schmalen Rücken zu schlingen, und Tristan daran gehalten nach oben zu ziehen- so dass Julian seine Nase und die Lippen in die Halsbeuge des Jungens schmiegte, dessen Tränen bereits Kissen und Shirts durchnässten. " Es wird alles gut.." Flüsterte Julian, der Tristan nicht los ließ und ihn ebenso fest hielt, wie der Franzose sich an ihm festhielt. Er wollte ihm zeigen, dass er für ihn da war..und wollte ihm zeigen, dass sich daran nie etwas ändern wird. Ja, vielleicht war es gut, nach Beendigung des Projektes einen anderen Job zusuchen. Einen, der Tristan nicht so viel Sorgen bereitete und beiden mehr Zeit ermöglichte. Julian war ja nicht bewusst gewesen, wie nah Tristan sich ihm schon verbunden fühlte- dass er sogar angst wegen dem Beruf des Piloten hegte. Damit war doch schon bewiesen, dass der Däne ihm einfach mehr bedeuten -musste- er musste doch... klagte der Däne in seinem Köpfchen ungehört und schloss die Augen. " Wenn..dass Projekt beendet ist, dann kann ich mir auch einen anderen beruf suchen." Waren es nicht nur Worte der Beschwichtigung die er sprach. Die Bezahlung nach Abschluss war hoch gewesen- und würde dem Dänen den Unterhalt für seine Großeltern sichern- und auch noch das eigene Leben finanzieren können, bis er eine andere Beshäftigung gefunden hatte. Vielleicht in der Verwaltung oder einem anderen Zweig der sich mit der Technologie befasste- oder aber auch den Piloten direkt. Julian glaubte, in beiden Fällen damit auszukommen, solange es Tristan besser ging..und damit auch ihm. "Ich weiß, warum du angst hast. Aber glaube mir..ich würde niemals ein Risiko eingehen." Flüsterte er weiterhin da er sich nahe Tristans Ohr befand, dass sich unter den dichten schwarzen Haaren versteckt hielt." Ich könnte dich niemals verlassen.." War der Däne dabei weiterhin ehrlich, dessen ganzes Herz an Tristan hang, von dem er nun immer mehr glaubte, dass er irgendwann spüren würde, dass sie füreinander bestimmt waren..
Von Julian gehalten ließ der Tränenfluss zumindest ein wenig nach, wenn auch Tristans Herz noch immer schmerzte. Den Grund dafür konnte er natürlich nicht erahnen in seiner Naivität und Unschuld.. doch wenn das Herz sprach, musste der Verstand ohnehin nur allzu oft schweigen. Ein sachtes Nicken, das Julian mehr spüren als sehen würde, brachte Tristan aber hervor, als Julian ihm zuflüsterte, dass alles gut werden würde. Wie sehr er sich doch an diese Worte klammerte und versuchte, daraus Hoffnung zu schöpfen. Julian versicherte ihm sogar, dass er sich einen anderen Job suchen würde, wenn das Projekt erst einmal abgeschlossen wäre.. aber was blieb bis dahin? Nur diese ungewisse Angst, die sich ebenso wenig erklären ließ, wie viele andere von Tristans Gefühlen. Er war ja auch nie der Typ gewesen, der Emotionen versuchte zu erklären, zu begreifen.. es war nur der Instinkt, und vielleicht eine unbewusste Vorahnung, denn bis zu diesem Moment ahnte Tristan ja noch nicht einmal, welche mediale Veranlagung ihm bereits in die Wiege gelegt worden war, und erst viel später in der Zukunft einmal völlig erwachen würde.
"Ich weiß.. dass du kein Risiko eingehen würdest.." brachte er dann doch von schluchzen unterbrochen flüsternd hervor, wobei sich seine Hände haltsuchend an Julians Rücken schmiegten. "Aber das schützt dich doch nicht vor Unfällen.." brach Tristans Stimme wieder, den schon der Gedanke vor Kummer schüttelte. "Oh Julian..." war es erneut ein Schluchzen, das an das Ohr des Dänen dringen sollte, während Tristans Atem warm seine Haut streifte, ebenso wie die hitzigen Tränen, die direkt aus dem verwundeten Herzen zu fließen schienen. "Nur weil du mich nicht verlassen willst, bedeutet es nicht das du nicht aus meinem Leben gerissen werden kannst wie.. wie.." versagte ihm schließlich die Stimme, und blieb ihm nur noch, das Gesicht an Julians weiche Haut zu pressen. Noch war der schöne Däne bei ihm, lebendig, warm.. voller Leben, und auch voller Liebe. Es war für Tristan unerträglich, sich auch nur vorzustellen das ich daran jemals etwas ändern würde. "Ich kann doch nicht ohne dich sein... ich will dich nie verlieren.." versuchte Tristan wenigstens, irgendwie die Fassung zurück zu gewinnen, und musste deswegen eine Hand lösen, um sich mit Hilfe des Handrückens die Tränen aus dem Gesicht zu wischen. "Ich liebe dich doch.." war es nur noch ein hilfloses Murmeln, das ihn kraftlos zurückließ. Vielleicht hatte der Däne ja recht, und Tristan hatte schon längst in einem Winkel seiner Seele gespürt, das sie füreinander bestimmt waren. Dennoch änderte es nichts daran, das er in Abel seine große Liebe gefunden hatte, welcher er auch treu zu sein gedachte.. und die gefühle für den schönen, so stilvollen Engländer hatten keineswegs gelitten, so wenig wie Tristans Bewunderung. Liebe war für Tristan etwas natürliches, der seine Eltern ebenso innig geliebt hatte, wie er ein Herz für Kätzchen, Hunde und andere kleine Tiere besaß und auch mit seinem besten Freund B.i.o eine stürmische, wenn auch platonische Liebe teilte. So schien es ihm nur natürlich, auch Julian in Liebe verbunden zu sein.. so, wie der weißhaarige Däne es empfand, nur eben unbewusster Natur. Wie anders ließe sich auch erklären, dass in Julians Herz die Hoffnung niemals sterben konnte?
Mit der Schwäche, die Tristan überkam, ließen auch die Tränen schließlich nach, so dass er nur noch erschöpft in Julians Arme sinken konnte. "Wie du dich um deine Großeltern kümmerst.." fand er schließlich mit mühsamer Beherrschung wieder die Worte "..es berührt mich einfach so. Deswegen auch die Tränen.. ich habe noch nie gesehen das jemand so fürsorglich ist wie du.." Und dass Tristan dies nachempfinden konnte, lag vor allem in den geteilten Erinnerungen, die er mit Julian geteilt hatte. Zwar waren es die Großeltern des Dänen, und nicht seine eigenen, jedoch spürte auch Tristan die starke Zuneigung zu den beiden älteren Herrschaften, die er selbst gern einmal kennengelernt hätte, nachdem sie ihm schon so vertraut waren. "Ich ertrage einfach den Gedanken nicht, dich zu verlieren.." kam es mit einem seufen über seine Lippen, in welchem die ganze Schwere seines kleinen, doch so großen Herzens mitschwang.
Julian gab Tristan die Zeit sich zu fangen, und ein wenig zu beruhigen. Wer außer ihm konnte schon so gut verstehen, was es bedeutete solchen Herzschmerz zu empfinden? Julian meinte, dass er sich auf diesem Gebiet mehr als gut auskannte..wobei man natürlich niemals verallgemeinern konnte. Jeder ging mit Trauer, Verlust oder Schmerz anders um. Was der Däne jedoch behauptete war, dass Tristans Weg nicht nur zu den aufrichtigsten gehörte, sondern auch zu dem besten um seine Gefühle zu schonen. Diese konnten heilen, wenn sie die Chance bekamen für sich zu sprechen. Und..das tat Tristan inform seiner heißen Trönen die Julian an seiner eigenen Wange spürte- sowie auch am weißen Hals. Julian wollte, dass Tristan weinte..denn so blieb ihm die Möglichkeit den süßen Franzosen aufzufangen und zu pflegen..und somit auch zu zeigen, wie sehr sie doch füreinander geschaffen waren. Immernoch war er natürlich nicht gewillt, Abel je auszustechen. Aber ein Teil seines menschlich empfindenen Herzens hoffte doch immer, den kleinen süßen Franzosen für sich zu gewinnen. Ihn mit niemanden teilen zu müssen.. Mit dem Engländer hatte er zudem nie wirklich engen Kontakt gepflegt, so dass er sich nichteinmal vorstellen konnte, wie dieser sich im Alltag benahm..weilche Eigenarten und Charakterzüge ihn bestimmten, wenn er sich im Kreis seiner engsten Vertrauten befand. Tristan hatte sich aber auch in ihn verliebt..so dass er durchaus ein warmes und großes Herz besitzen musste. Anders war es für Julian nicht zu erklären, wie die beiden zueinander gefunden hatten, die doch so unterschiedlich waren. Wo der Engländer kühn und beherrscht blieb, war doch Tristan überaus emotional und verletzlich. Ja, das vermochte bei Idealisten wie Abel sicher den Beschützerinstinkt zu wecken..doch was die beiden wirklich verband, sprach sich Julian nicht zu , zu wissen. Er wollte sich nicht einmischen..nur, lieben und Tristan in seinen Armen wiegen und streicheln, während sein zitternder Körper sich langsam beruhigte, und einen Arm gebrauchte um die Tränen aus dem geröteten Gesicht zu wischen, dem Julian so verfallen war...
" Tristan.." konnte der Däne nur erwiedern, als der süße Franzose ihm seine Ängste beichtete. Tristan wusste genau was es bedeutete keinen Einfluss darauf nehmen zu können, was mächtiger war wie er selbst. Was das Schiksal für sie bereit hielt, vermochte es unverhofft durchsetzen..und das überaus schmerzvoll. Seine Eltern hatte der Junge durch so ein Unglück verloren- dem auch beinah Abel kurz darauf zum Opfer gefallen war. Die Angst, die Tristan dabei beherrschte, verstand Julian so gut..."Ich passe auf mich auf..wirklich." Konnte er ihm nur versprechen, bevor er sein Kopf ein wenig mehr beugte, und gegen den Hals des Franzosens hauchen konnte.. " Ich verstehe dich.." war dabei zwischen den aufgewirbelten Haarspitzen zu verstehen gewesen, welche Julians Lippen streiften. " Ich will dich doch auch nie verlieren..niemals." Konnte Julian noch einfügen, ehe ein schwerer Atemstoß durch seine Nase wich, und dem Dänen die Zeit des schweigens ermöglichte. Erwartet hätte er dabei niemals, was Tristan dabei war ihm in drei wundervollen Worten zu erwiedern: 'ich liebe dich doch.' Doch, er hatte es gesagt! Julian, dessen Augen bis zu dem Moment noch schwer herabgefallen waren öffneten sich schlagartig und fixierten den schwarzen Schopf Tristans, da sich sein Gesicht wieder an ihn schmiegte. War das ein Traum gewesen..oder Wirklichkeit. Das Herz des Dänens überschlug sich förmlich und strahlte in seinen gesammten Körper aus. Zunächst verspürte Julian ein tiefen Zug in seiner Magengegend. Als wäre es ein Sack voll Steine, den er mit den Worten des Jungens veschluckt hätte- machte sich ein Gefühl der schwere in ihm breit und ließ das Rauschen seine Ohren erfüllen, sowie mit Druckgefühl. Als wär all das, was er so lang hatte verheimlichen müssen- zerschmettert worden und somit frei. Frei um in Julian zu wüten- der so hart an seiner Fassung hatte festhalten müssen. Ein Zittern konnte dabei der Däne selbst nicht mehr unterdrücken, doch drückte er dafür den süßen Franzosen immer fester, in dessen Haar seine Nasenspitze verschwand. Die Lippen waren somit dem kleinen Ohr wieder gefährlich nah gekommen- und benötigten nur ein flüstern, um da szu formulieren, was Julian fühlte. " Ich liebe dich auch.."..war er froh, nur flüstern zu müssen, da er selbst glaubte, sonst Tränen vergießen zu müssen. Doch so sehr er auch versucht hatte dies zu verhindern, schaffte es ein stiller Zeuge über den Augenwinkel zu flüchten und über die weiße Wane zu rollen. Verräterischer Glanz wurde vor Tristan versteckt gehalten- der eh seinen Schutz an dem Dänen selbst gesucht hatte.." Ich liebe dich.." Wiederholte er sein Geständnis- ohne weiter darüber nachzudenken. Zu kräftig schlugen noch die Wellen, die in ihm ausgelöst durch den Sack Steine in ihm tobten.
Das Tristan sich beruhigte, und weitere Worte fand, kam dem verinnerlichten Dänen dabei ganz gelegen. So..konnte er sich von seinem eigenen Gefühlssturm erholen und damit ein weiters Verzeichnis dafür zu setzen- dass Tristan einfach mehr empfinden musste. Er musste.." So wie ich an meine Großeltern denke, denke ich auch an dich. Deswegen werde ich auch nicht zulassen mich von dir reißen zu lassen. Du hast schon so viel mitgemacht.." erinnerte sich Julian wieder an die Schiksalsschläge, von denen er bereits erfahren hatte- und von denen er nicht glaubte dass sie jemals an Tristan vorbeigezogen wären. " Ich will für dich da sein.."
Es war für Tristan wohltuend, zu hören das Julian ihn auch liebte. Es waren Worte, die zu ihm durchdringen konnten, und den Nebel aus Kummer, der sich wie ein Schleier um seine Gedanken und seinen Blick gelegt hatte, zu lösen vermochte. Zwar zitterte sein kleiner Körper immer noch, doch die Tränen konnten langsam versiegen, und auch die Schmerzen ließen nach, die bis dahin sein Herz so geplagt hatten. Und Julian hatte versprochen, sich nach diesem Projekt eine andere Arbeit zu suchen.. also konnte es nur noch eine Frage der Zeit sein. Und diese würden sie schon überbrücken können.. irgendwie. So versuchte zumindest Tristan, der nun leise schniefte, sich zu beruhigen. Mit sich selbst beschäftigt, hatte er natürlich auch nicht bemerkt, wie sein eigenes Geständnis in Julian tobte, was dem Dänen wahrscheinlich nur recht so war. Beinahe unbemerkt konnten sich so ihre Tränen mischen, Tristans, die bereits versiegten und zu trocknen begannen, und die einzelne von Julian vergossene..
Für Tristans unschuldige Gedanken jedoch klangen Julians Worte, dass er an ihn wie an seine Großeltern dachte außerdem danach, dass er ihn wie ein Familienmitglied betrachtete.. und an einer familiären Liebe war schließlich nichts auszusetzen gewesen.. nicht den geringsten Verdacht hatte Tristan, so dass er sich, von seinen eigenen Gefühlen erschöpft, nun ganz weich in Julians Arme schmiegen konnte, ohne ihn dabei selbst loszulassen. "Du doch auch.." murmelte er dann aber, als er sich zutraute, die Stimme wieder zu erheben. "Du hast doch auch schon so viel mitgemacht.." erinnerte er sich daran, wie einsam Julian gewesen war, und wie er sogar seine schöne Vergangenheit in einer Schachtel aufbewahrt hatte, weil die Erinnerungen zu sehr schmerzten. Kraftlos musste er dabei den Kopf etwas heben und drehen, damit er zum Schreibtisch sehen konnte, wo Julian zumindest eine der Muscheln aufgestellt hatte.. erst dann schaffte er es, das Köpfchen wieder an Julians Hals und Schulter sinken zu lassen. "Ich bin froh, dass du da bist.. und ich möchte auch für dich da sein, selbst wenn ich nicht viel tun kann.." war es ein ehrliches, wenn auch betrübtes Geständnis. Manchmal, vielleicht auch öfter, kam sich Tristan ziemlich nutzlos vor, mehr wie eine Last für seine Umwelt. Abel gegenüber, der immer wusste was zu tun war, den nie etwas aus der Ruhe brachte, B.i.o gegenüber, der sich nichts gefallen ließ, und einfach das tat wonach ihm der Sinn stand, und den er nie vor sich selbst schützen konnte, weil er sich nicht traute ihm zu widersprechen.. und natürlich auch Julian gegenüber, dem er bei nichts helfen konnte, und bei welchem er sich auch noch Sorgen machte, ihm die wenige Freizeit wegzunehmen. Ja, selbst jetzt fiel er ihm zur Last, hielt ihn von der Schule ab, und quälte ihn mit seinem Kummer und den Sorgen, wo Julian schon genug eigene hatte... Leise musste er deswegen seufzen. "Warum muss die Welt nur so kompliziert sein.." fragte er mehr sich selbst, als Julian, wo er doch genau wusste, das es auf solche Fragen keine Antwort gab. Immer, wenn er sich so gefühlt hatte wie jetzt, war er ans Meer gegangen, und hatte seinen Kummer von der Brandung einfach davon spülen lassen, doch hier war das nicht mehr möglich gewesen, so dass ihm nur blieb, das Gesicht an Julians Hals zu verstecken. "Ich wünschte mir so so sehr, ich könnte dir nur irgendwie helfen.. wirklich etwas tun.." äußerte er dann einen sehnsüchtigen, wenn auch einmal mehr unerfüllbaren Wunsch. Er war eben wie er war.. und so wie etwa B.i.o konnte er nicht werden, auch wenn er es nach Kräften versucht hätte. "Wenn man jemanden liebt.. möchte man das doch immer.."
Julian wusste nicht, wie ihm recht geschah. Noch immer versuchte die Taubheit ihn heimzusuchen und weis zumachen, dass er wirklich träumte und Tristan nicht wirklich gesagt haben konnte, dass er ihn liebte. Aber wie Julian sich auch weiteren Atemzügen verwehrte, war es der zitternde Körper den er in den Armen hielt, und ihn zurück in die Wirklichkeit holte. Ja, Tristan liebte ihn.. und wusste damit nichteinmal, was diese Worte für den Dänen bedeuteten. Sein Herz das unaufhörlich schlug, dürfte dabei jedoch nicht unbemerkt bleiben..selbst wenn das gutmütige Herz des süßen Frazosens niemals darauf kommen würde, wieso es denn nicht aufhörte so heftig gegen Julians Brust zu schlagen. " Wir haben beide viel erlebt..deswegen können wir einander auch so gut verstehen. Aber nicht nur das...Tristan?" wagte Julian minimal den Ton zu heben, so dass er fragenden Charakter erlangte ohne das weiche Flüstern zu übersteigen. " Ich glaube dass wir aufeinander treffen sollten..dass uns etwas verbindet- und zwar schon bevor wir überhaupt je dazu gekommen sind auch nur ein Wort zu wechseln. Ich glaube daran ganz fest." murmelte der verliebte Däne und schloss seine Augen, die sonst wieder drohten zu überfluten und nur durch vollkommene Dunkelheit davon abgehalten werden konnten, gänzlich in Tränen auszubrechen. Oh, wenn er Tristan doch nur sagen könnte, wie sehr er ihn liebte. Wie gern er dies doch auch mit einem zärtlichen Kuss besiegeln würde, bei dem er den süßen Franzosen nur zu gern gegen das Kissen gedrückt hätte um ihn mit dem eigenen Gewicht zu wärmen und zu schützen. Aber all das..und all die romantischen Gedanken und Worte musste sich der Däne verkneifen- und deshalb in seiner Seele verwahren. Das bedeutete jedoch nicht, dass er nicht weniger froh darüber war, dass Tristan ihm schon so stark zugetan war. Vielleicht brauchte es auch nur noch ein wenig Zeit, und der süße Tristan würde es von ganz allein bemerken, was genau der Däne damit meinte, auf welche besondere Art sie verbunden waren. Julian hatte keine Eile..war kein Mensch gewesen, der sich seine Wünsche erzwang oder rücksichtslos verfolgte. Wenn es so wäre, hätte er bestimmt schon versucht den Jungen offensichtlich von sich und seiner Liebe zu überzeugen- und wäre vor keiner zögernden Ablehnung zurück geschreckt.
So, wie es viele andere handhaben würden- war es Julians nicht möglich gewesen. Und nicht nur das- vorallem verstieß diese Art von Charakter völlig seinen Idealen und seinem weichen Herzen das skrupel besaß..und schon Schuldgefühl empfand, wenn es sich zu sehr nach Tristan sehnte. Aber genau wegen diesem herzensguten Kern, hatte er ja erst Tristan von sich überzeugen kennen. Er glaubte nicht, dass man anders überhaupt Tristan erreichen konnte. Dafür kannte der Däne ihn bereits zu gut. Treu- liebevoll und süß war der süße Franzose..und nicht leichtfertig oder schwach in seinem Charakter. " Aber Tristan.." Musste Julian dann aber energischer, wenn aber immer noch ruhig den Namen des geliebten Franzosens aussprechen, wobei er einen Arm anzog, den er zuvor unter das Kopfkissen geschoben hatte. Somit konnte Julian sich mit dem Unterarm vom Bett abstützen, und Tristans Wange mit seiner freien Hand wieder streicheln, ohne die Umarmung aufgeben zu müssen da er sich über ihn beugen konnte. Unweit entfernt der schönen Lippen- die er dennoch nicht küssen durfte.. " Was du alles für mich tust.. Du bist für mich da..und mein einziger Freund..gleichzeitig mein bester Freund. Wobei.. ich glaube, eine richtige Bezeichnung gibt es noch garnicht für das, was du für mich bist. Für mich bist du viel mehr, als dass man es simpel mit ..'mein bester Freund', erklären könnte." Versuchte Julian, aus dessen Stirn die weißen Haarsträhnen fielen und sie somit freilegten- seine Gefühle zu erklären, aus welchen seine Liebe schließlich auch resultiert war. " Wenn ich mit dir zusammen bin, dann fühle ich mich nicht mehr allein. So..wie vorher. Ich weiß, dass es nun jemanden gibt, der...der mir gleich ist." Konnte der Däne es immer noch nicht richtig erklären, aber wohl den Blick auf die halbe Muschel werfen- wobei er hoffte das Tristan seinem Blick folgte. Das kleine Gebilde, dass äußerlich nicht nur schlicht weiß gewesen war- sondern auch noch kaputt- besaß innen eine wunderschöne, schillernde Färbung die ganz für Julian und seine Mentalität sprach, die er mit Tristan und seiner Liebe zum Meer teilte. Er wusste einfach, dass der kleine Franzose es verstehen würde, wenn er seinen Blick gesehen hatte.." Wie..könntest du dann nutzlos sein? Wenn du doch der wichtigste Mensch für mich bist..der mir auch noch mut und Kraft gibt." Beließ Julian es vorerst mit einem schwachen Lächeln, wobei er in Stille mit dem Daumen über Tristans Augenwinkel streichen konnte, der noch ganz durchnässt gewesen war. Dabei achtete der Däne auch genau darauf, nicht versehentlich an die dichten Wimpern zu stoßen.. "Wenn du mit mir redest..wenn wir so nah beieinander sein können, dann tust du für mich mehr, wie jeder andere Mensch. Keiner wäre sonst dazu fähig, mir dieses Gefühl sonst zugeben.." Ließ es sich der Däne aber dennoch nicht nehmen eine Erwiederung zu finden, die Tristan mit seiner Aussage auslöste, dass doch alles so kompliziert war.. Oh, wenn er doch nur wüsste, wie komplizierter es tatsächlich noch war. Aber Julian dachte garnicht daran, dies dem Jungen zu beichten.." So kompliziert und schwer das Leben oftmals ist.. ist es dennoch schön, da ich dich gefunden habe..Was macht da schon ein einziger Schultag aus, den wir verpassen..wenn wir doch uns haben können? Du bist viel mehr..wie du dir zutraust.."
Man konnte tatsächlich fühlen, wie schnell Julians Herz schlug, wenn man so wie Tristan die Augen geschlossen hielt, und sich auf die Eindrücke konzentrierte, die die anderen Sinne ihm vermittelten. Schon allein weil er sein Gesichtchen an Julians Hals schmiegte, konnte er dort den raschen Puls der Halsschlagader spüren, wo das Blut mit höherem Druck als sonst durch den Körper des wunderschönen Dänen gepumpt wurde. Zaghaft, scheu wie er war, glitten seine Finger von Julian ab, nur um sich unterhalb des Shirts den Weg über die schmalen Rippen zu suchen, und schließlich nach einem weiteren Zögern der Brust näherten. Das Ziel, das Tristans kleine, weiche Hand ausgewählt hatte, war natürlich das Herz gewesen, das so heftig schlug.. Vielleicht wollte Tristan ja das Herz beruhigen, wie die schützende Geste signalisierte, mit der er seine Hand auf Julians Brust schließlich legte. Ein sachtes Nicken, das beinahe mehr wie ein streicheln war, sollte auf Julians Worte hin erfolgen, als dieser aussprach, das sie beide schon viel erlebt hatten. "Hmm..?" war es dann nur die leise Stimme Tristans, als Julian so fragend seinen Namen ausgesprochen hatte. Lange warten musste er jedoch nicht auf eine Antwort, oder eine Erklärung. Und wo Tristan zuvor noch von seinem Kummer nahezu überschwemmt worden war, lauschte er nun mit immer größerer Verwunderung. Tristan hatte schließlich nicht den geringsten Grund, an Julians Worten zu zweifeln, und da dieser sich sicher zu sein schien in dem was er sagte, wurden die Worte auch zur Gewissheit für ihn, weshalb er Julian auch mit großen Augen anblickte, wo er zuvor noch die Augen fest zugekniffen gehalten hatte. "Schon bevor wir überhaupt je ein Wort miteinander gesprochen haben..." wiederholte er daher überrascht, staunend.. aber kein bisschen ungläubig. "Wie schön.." war es dann nur ein leiser Hauch. "Ich glaube auch daran.. ich kann die Verbundenheit spüren.." war es dann ein sanftes Lächeln, das seine Lippen vereinnahmte, während sich seine Augen wieder schlossen, und etwas Frieden in sein Herz zurückkehrte.
Bei dem Gedanken daran, musste auch seine eigene Hand wieder leicht über Julians Brust streicheln, wo das Herz beständig unter seinen Fingern schlug, und damit für das Leben und die Liebe stand, welche Tristan beide so wertvoll und teuer waren. "Hm?" musste er dann aber erneut fragen, während auch Julian sich ihm nun wieder mehr zuwandte, sogar seine Wange streichelte, was in Tristan wieder Wärme auszulösen wusste. Er konnte gar nicht anders, als die Wange vertrauensvoll in Julians Handfläche zu schmiegen. Außerdem mochte er es, wenn Julian sich über ihn beugte. Es vermittelte ein Gefühl der Geborgenheit, wie er es anders kaum jemals gefühl hatte. Deswegen nickte er auch verständnisvoll. "Es ist viel mehr.." stimmte er zu, da er wusste, wie es sich anfühlte einen besten Freund zu haben. Dieser war schließlich B.i.o geworden, seit sie einander näher kennengelernt hatten, und auch wenn die Liebe zwischen ihnen groß war, war sie doch völlig anderer Natur, als seine Gefühle für Julian. Das ließ sich nicht damit erklären, das Julian und B.i.o eben unterschiedliche Charaktere hatten. Deswegen neigte er auch noch einmal den Kopf, um Julians Blick zu folgen, der wie ein stummer Fingerzeig gewesen war. Mehr war zwischen ihnen auch gar nicht nötig um zu wissen, was der andere bezweckte.. und in diesem Fall sollte Tristans Blick erneut auf die kaputte Muschel fallen, die Julian ihm damals gezeigt hatte. Wieder versetzte dies Tristans Herzen einen Stich, nicht unähnlich dem Gefühl, das Julian erlitt, wenn Tristan das Gefühl entgegen seinem Freund nicht zu deuten wusste. Die Muschel zu sehen löste in ihm nur den unerbitterlichen Wunsch aus, Julian zu schützen, ihn zu lieben, für ihn da zu sein.. all das, was der Däne ihm an Eigenschaften zu schrieb. "Vielleicht.. hast du ja recht." wollte Tristan zumindest einlenken. "Aber ich möchte so gern mehr tun.. ich habe einfach das Gefühl, das es nicht ausreicht." war es seine schlichte Ehrlichkeit, die die Worte formte. "Der Schultag ist mir egal.. ich habe nur Angst das du deswegen Schwierigkeiten bekommst.. nur weil ich mich nicht von dir trennen kann." war es ein Stück reuiges Schuldbewusstsein, das ihn überfiel, weil er Julian nun doch von etwas abhielt.. weil er sich eben doch wieder wie eine Last fühlte.. aber sein Herz sehnte sich voller Stärke nach dem Dänen. So stark, das Tristan das Gefühl hatte, schon ein Blick aus Julians traurigen Augen könnte ihn sterben lassen. Es war Tristans Güte zuzuschreiben, dass er den Schmerz und Julians Kummer und Einsamkeit heilen wollte.. aber nicht nur das. Es war mehr.. "Es wäre schön, wenn wir immer so zusammen sein könnten..."
Julian, der ein feines Gespür besaß- wär wohl niemals auf den Gedanken gekommen, welche Fähigkeiten wirklich in dem sensiblen Tristan steckten. Aber der Junge, der nicht nur eine herzensgute Seele besaß, deren Unschuld sich nicht verlor- wusste ja nichteinmal sehr davon. Das in den Ängsten eine gewisse Prognose steckte, die den Piloten heimsuchen konnte- wäre wohl für Julian aussagefähig genug gewesen um selbst ein mulmiges Gefühl gegnüber dem Projekt zu entwickeln, dass so hoch gehandelt wurde. Dafür stand es immerhin ja auch unter gesonderten Sicherheitsbestimmungen- und beruhigten Julian damit, der nichts weiter im Kopf gehabt hatte, als damit sein Geld zu verdienen. I.v.e war ein gut durchdachtes Programm, dass von Köpfen wie Akishiro Noir stammte, und weiteren führenden Persönlichkeiten der Programmabteilung. Eine Revolution der Mechforschung, die ermöglichen würde dass Piloten zukünftig auch im Alleingang geschützter waren- da das Boardprogamm dafür sorgte dass kein feindlicher Angriff unentdeckt blieb. Und nicht nur das.. die Vorteile des Programms waren schier endlos gewesen. Zumindest hatte man es Julian so verkauft, der sich auf diesem Gebiet zu wenig auskannte um argwöhnisch zu werden. Viel mehr wollte er glauben dass die Zukunft von Piloten so zusätzlich gesichert werden konnte. Es wäre somit auch mit sein verdienst gewesen- was auch seinem eigenen Leben mehr Sinn gab. Zumindest hatte Julian in Zeiten seiner Einsamkeit so gedacht. Nun..erfüllte ein ganz anderer Sinn sein Leben. Und das war nuneinmal die Liebe zu Tristan. Sein Lächeln, seine Wärme..jede noch so kleine Berührung machte es lohenswert aufzustehen, Tag für Tag..
Nun, wo er sich über Tristan gebeugt hielt, und auch noch spürte, wie dessen Hand erneut unter sein Shirt wanderte- war ein Moment gekommen der ihm wieder verriet, wieso dieser Junge eine so große Rolle in seinem Leben spürte. Fast schon erschrocken- irritiert wandelte sich der gleichbleibende, ruhige Blick voller Zufriedenheit in Julians Gesicht, als die zierlich weichen Finger sich ihren Weg zur schmalen Brust bahnten, die ebenso weiß die der Rest seiner Haut gewesen war. Und..selbst wenn die so verletzliche Region seines Körpers noch unterhalb seines Shirts verborgen lag, war Tristan diesem Bereich so nah gekommen, wie nie ein Mensch zuvor- auf diese Weise. Wo der Däne sich sonst nur vom Doktor berühren ließ, um sich abtasten zu lassen, oder aber abhören- waren es nun lieebvolle Berührungen die man ihm zuführte. Keine medizinischen..sondern von dem Menschen, den er über alles in der Welt liebte. Zurückweichen tat der Brustkorb im ersten Moment- doch zwang sich Julian sofort wieder, nachzulassen und die Brust gegen Tristans Handfläche sinken zu lassen, um nicht zu auffällig zu sein. Vielleicht aber auch, weil er sich schon unterbewusst nach diesen zärtlichen Körperlichkeiten sehnte. " Kalt.." Entschuldigte er sich murmelnd und senkte den Blick samt der hellen Wimpern, die zu den Spitzen hin schon zu einem weiß ausgeblichen waren. So, wie man es bereits am Kopf des Dänen findet. Wie sollte er sich aber so konzentrieren können? Unaufhörlich schlug das Herz vor Liebe schneller und verlangte so stark nach einem Kuss, nach einer innigen Umarmung..so dass Julian seine ganze Energie in seine Beherrschung legen musste, um nicht doch seinen Schwächen nachzugeben. Mit einigen, zittrien Atemzügen sollte ihm dies jedoch auch gelingen- da Tristan auch nicht aufhörte über das schmerzende Herz zu streichen, dass sich unter der Haut befand und lautstark bemerkbar machte. Wie könnte man da Tristans Schuldbewustsein anerkennen, wenn es doch nichts gab, womit Julian lieber seine Zeit zubrachte? Er wollte ja selbst nicht aus diesem Bett steigen..und nicht nur, um Tristan zu trösten. Julian, der sich langsam fing, konnte auch wieder dazu übergehen, zaghaft mit den Fingern über Tristans Wange zu streichen, und dabei bewusst über den sensiblen Mudnwinkel zu streicheln- was dem Jungen vielleicht ein Lächeln entlocken würde. Was Julian nun noch wollte war, dass Tristan seine Finger garnicht erst mehr von seiner Brust nahm, die gegen die Handfläche sank ohne soweit zu gehen, das zarte Handgelenk des Franzosens zu beschweren. " Du tust so viel für mich.. aber wenn du möchtest, dann kannst du mich bei der Arbeit ja besuchen kommen. Wenn ich das sage, dann gibt es sicherlich kein Problem. Du..könntest mir ja auch beim Training helfen. Ausdauer..Belastbarkeit.." Zählte er auf und ließ die Fingerspitze des Zeigefingers am Rand der Unterlippe Tristans abgleiten, die leicht vom abgerundeten Nagel gestreift wurde. " Aber in dem du Zeit mit mir verbringst, erfüllst du eine viel wichtigere Aufgabe für mich, als jeder andere Mensch dazu fähig wäre. Es gibt..nichts was mir mehr bedeutet Tristan.." Gestand Julian weiterhin, ohne das sein Herz aber gedachte leiser zu werden. Wie seine unaufhörliche Liebe- wollte es wohl den Standpunkt klar machen, indem es sich nicht besänftigen ließ.
" Wenn wir.. immer so zusammen sein könnten.." ..musste der Däne dann aber schwermütig sinnieren. Oh, wie er sich doch nur wünschte, dass sie zusammen Zeit verbrachten- für immer. Doch da gab es noch den Engländer, dem Tristans Herz gehörte..oder aber auch nur B.i.o. Julian, der nichts dagegen hatte wenn Tristan Zeit mit seinen Freunden verbrachte, stach es nur in sein Herz wenn er daran dachte, dass doch Tristans Wünsche den eigenen so ähnlich waren- dass sie doch nur füreinander bestimmt sein konnten. .."Wieso haben wir uns nicht schon früher kennengelernt..?" Fragte Julian daher spontan aus den Gedanken auftauchend, und schenkte dem süßen Franzosen ein schönes, aber zerbrechliches Lächeln. Eines, dass mehr für Julians eigenen Charakter sprach, wie jeder andere Ausdruck auf seinem hellen Gesicht- dass sich senkte und damit die Nasenspitze an Tristans Stirn reiben konnte.
"Tut mir leid.." murmelte er verschämt, als Julians Brustkorb sich von seinen Fingern erst einmal zurückzog bei der Berührung, und ihm schließlich die Erklärung gab, dass seine Hand kalt gewesen war. Erwärmen tat sie sich dafür aber schnell, von Julians Körperwärme sanft umfangen, wobei dieser nicht anders konnte, als die weiche Haut zärtlich zu liebkosen. Tristan verstand viel zu wenig von Mechs, und allem was damit zu tun hatte, als das er das I.V.E. Projekt als potentiell größere Gefahr hätte einschätzen können, als andere Projekte. Tatsächlich machten ihm die gewaltigen Maschinen sogar Angst, die Leben so leicht auslöschen konnten, wie ein Mensch eine Ameise zertreten konnte. Tristan ging nicht so weit zu sagen, das Julian für diesen Job nicht gemacht war.. aber es fiel ihm schwer, sich den hübschen, blassen, so schlanken Dänen in dieser Rolle vorzustellen, selbst wenn er wusste das Julian so gute Leistungen brachte.. Ja, tatsächlich hörte er immer wieder, wie Julian dafür gelobt wurde, und wie vor allem Mädchen für ihn schwärmten. Für Tristan dagegen war aber wichtiger, das es seinem Freund gut ging.. und diesen konnte er sich eher in ganz anderen Berufen vorstellen, so weich und zart wie er war.. Für Abel wäre das vielleicht etwas gewesen, dachte er noch bei sich, während seine Finger so zärtlich Julians Brust streichelten. Abel war schließlich ein Held, der sein Leben gern in den Dienst der gesamten Menschheit gestellt hätte, wenn der Unfall nicht alles zerstört hätte. Und ganz bestimmt war es auch ein Beruf für Mizu, der Tristan immer schon unmenschlich und hart erschienen war, beinahe wie die Maschinen selbst, die er steuerte. Und B.i.o? Zu dem schien es zu passen, weil er selbst begeistert war von Technik.. und weil er zumindest Tristans Meinung nach genauso stark war, wie ein Mech. Nur eben zu Julian schien es irgendwie nicht zu passen.
Es war wohltuend, wie Julian seine Wange streichelte. Tristan konnte dabei ganz genau spüren, wie zart und feingliedrig seine Hände waren. Die Augen wollten ihm deswegen teils vor Erschöpfung, teils aber auch vor Wohlbefinden beinahe wieder zufallen, weil er Julian auch so sehr vertraute, dass er sich bei ihm geborgen fühlte. Mehr als jeder andere konnte er sich vollständig auf Julian einlassen, wobei sein Körper weich und anschmiegsam wurde, und es tatsächlich ein Lächeln war, das sich auf seinen Lippen bildete, als Julians Finger so zart den Mundwinkel streichelte. Tristans Lippen sollten sich dann jedoch leicht öffnen, um den Atem mit einem leisen Hauch entweichen zu lassen, als Julians Fingerspitze von seiner Unterlippe schließlich abglitt, und diese noch mit dem Nagel streifte. Es war ein sonderbares Kribbeln, das ihn dabei umfangen hielt, und seinen gesamten Körper erfüllte. Wenn er nicht in seinem Denken noch immer so kindlich und naiv gewesen wäre, hätte er spätestens bei diesem Gefühl erkennen müssen, dass es etwas anderes war, als familiäre Liebe und innige, freundschaftliche Zuneigung. Nur Verliebtheit, zärtliche Liebe, konnte ein solches Gefühl im Inneren auslösen.. doch dies, so glaubte Tristan noch immer, konnte er nur für Abel empfinden. "Ich besuche dich gern, wenn du willst..?" war Tristans Stimme einerseits unsicher, was ihm dem fragenden Tonfall verlieh, aber auf der anderen Seite auch erwärmt von den schönen Gefühlen, die er für Julian empfand, und die denen des Dänen so ähnlich waren. "Ich würde dir gern helfen, wenn ich es irgendwie kann.." war er dabei auch ehrlich gewesen. Natürlich würde er Julian helfen, selbst wenn er gegen diesen Beruf war.. aber er glaubte, indem er Julian half, machte es das für ihn vielleicht irgendwie sicherer, bis er aufhören konnte. Julians Frage jedoch brachte Tristan dazu, wieder die Augen zu öffnen. Er konnte natürlich nicht begreifen, welche Verzweiflung und welcher Herzschmerz hinter dieser Frage stehen würde.. jedoch nahm er sie wie alles andere ernst, so dass sich seine eben erst wieder geöffneten Augen schmälerten. "Ich weiß auch nicht.. warum wir uns nicht früher kennengelernt haben." erwiederte er leise, während sich sein Blick wieder auf Julians Shirt senkte, ohne dass er seine Hand darunter wieder hervorzog. "Ich war einfach nie besonders auffällig.. obwohl ich schon länger an der Schule bin. Wenn.. ich nicht aufgrund dieses Fehlers in die falsche Klasse eingestuft worden wäre.. oder mich getraut hätte zu sagen, dass es ein Fehler ist, wäre ich vielleicht in deine Klasse gekommen.." war Tristans Stimme schon immer leiser geworden, weil er irgendwo schon begriff, was das bedeutete. Es war ja auch nicht das erste Mal in seinem Leben, das schlechtes aus seiner Zurückhaltung resultierte.. wobei schlechtes natürlich relativ war. Es hatte ihn mit Abel zusammengebracht, welchen er sonst wahrscheinlich nie kennengelernt hätte.. Trotzdem konnte auch Tristan bei Julians Lächeln mit seinem Herzen alles ganz deutlich spüren, was sein Köpfchen noch nicht zulassen konnte oder wollte. Die Zerbrechlichkeit von Julians Lächeln und dessen Blicke weckten in Tristan den Wunsch, augenblicklich für Julian zu sterben, wenn dieser nur irgendetwas davon gehabt hätte.. und doch... war er trotzdem nicht dazu in der Lage, Julian das zu schenken was sie sich irgendwo beide wünschten. "Julian.." murmelte er daher, weil er irgendwie hoffte, der Klang seiner eigenen Stimme würde die Beklemmung vertreiben, die ihn zu befallen drohte. "Ich hätte dich gern früher kennengelernt.. am liebsten sofort nachdem ich hierher gekommen bin.."
Julians Herz setzte förmlich aus, als tatsächlich die Berührung seiner Hand dafür verantwortlich war, dass ein Lächeln die feingeschwungenen Lippen schmückte. Konnte das wirklich sein? Wenn doch seine Berührungen so kraftvoll auf Tristan wirkten, musste es einfach wahre Liebe sein die sie teilten. Julian, dessen Trauer und Kummer auf einmal vergingen wie flüchtiger Hauch- oder aber verbrannte Asche im Wind , brauchte den Glanz der sich in seinen Augen bildete dabei schon garnicht verstecken. Immerhin war es kein schlimmes Gefühl dass ihn zu Tränen rührte. Es war Aufregung, Hoffnung die seine Augen zum leuchten brachte und Tristan geschenkt wurden, über dessen Unterlippe der schmale Zeigefinger umso intensiver glitt um jede eventuelle kleine Vertiefung auszumachen, die Lippen so einzigartig machten wie tiefe Ringe in der Haut an den inneren Fingerkuppen. Nichts war so einzigartig- glaubte Julian- wie Tristan. Alles an ihm war ein Wunder gewesen. Selbst, wenn es nur der Atem war der flach ausgestoßen wurde und die Brust des Jungen selbst kaum anhob- oder aber ein kleiner, einziger Wimpernaufschlag. Julian bemerkte dabei selbst, wie kitischig er wurde wenn er begann über Tristan nachzudenken. Das konnte nur Liebe sein- da es kein wenig unangenehm war. Höchstens, ein wenig peinlich weil es den Dänen verlegen machte, so starke Gefühle zu hegen die er nicht zeigen durfte. Dies vermittelte immer noch einen gewissen 'verbotenen Charakter', der ihn hemmte seine Liebe zumindest heimlich zu genießen.
Ein Freund von halben Sachen war er immerhin nie gewesen- auch wenn man bei seiner Erscheinung einen ganz anderen Eindruck vermittelt. So wie ein helles, schwaches Lichtlein schien er auf den ersten Blick zwar distanziert, aber schüchtern und beugsam. Nicht zuletzt hatte ihm dies auch den von B.i.o Beinamen 'Glühwürmchen' eingebracht. Einfältig war der Kater immerhin nicht- auch wenn das das Vorurteil war, dass ihm manchmal anlastete. In Wahrheit wusste B.i.o ebenso oft was er tat- wie er nicht wusste was er tat- und oftmals spielte er den Unwissenden um an seine eigenen Vorteile zu gelangen. Und im Falle seines untrüglichen Blickes, schrieb er Julian den Spitznamen nicht -nur- zu weil er so blass gewesen war- sondern weil Glühwürmchen klein waren- fliegen konnten und sich durch den Wind allzuleicht durch ihr Federgewicht beugen ließen. Julian sollte ihm beweisen- dass er nicht so war..und enttäuscht hatte er den Kater zumindest bis jetzt nicht. In seinen Beruf hatte er sich trotz starker Anfangsschwierigkeiten eingefunden. Selbst als niemand daran glaubte er überstehe das erste Jahr seiner Ausbildung, und kam damit bis zur ersten Zwischenprüfung- gab er nicht auf und gab sich nocbh mehr Mühe um seine Ziele zu erreichen. Sowas wusste zu wirken, wenn man hinter die Fassade des schweigsamen Dänen blickte- der es damit auch nicht nötig hatte sich aufzuspielen oder feiern zu lassen. Das, was ihn interssiert hatte war ein Ort an dem er gehörte. Und diesen hatte er nun gefunden. Es war Tristans Herz gewesen- und all die Mühe wert, die Jahre des allein seins zu überbrücken.
" Ich? " schmunzelte der Däne plötzlich leise, als Tristan sich danach versicherte, ob er die Hilfe wirklich wollte..oder ihm nur anbot um weitere Sicherheit zu gewährleisten und ihn damit wieder in Schutz zunehmen. Der Kopf samt weißen Schopf wurde geschüttelt- aber nur so leicht, dass Tristans Hand nicht davon abgebracht wurde über die Brust des Dänens zu streicheln, dessen leuchten aus dem Inneren strahlte. " ich möchte am liebsten jede freie Minute mit dir verbringen. Wie könnte ich es dann nicht wollen.." schmälerte sich der erhobene Ton wie die Augen, die das dunkelblau versteckten- das förmlich glühte vor Hoffnung udn Freude. " Du könntest mir helfen.. es ist nicht viel anders als beim Sport. Du kannst aufpassen, ob ich meine Zeiten einhalte..und ich brauch mich nur auf meien Leistung konzentiere. Du könntest mich dann auch immer daran erinnern, ausreichend zu trinken. Das vergesse ich oft." Konnte der Däne dann freimütig erzählen, weil seine Bedenken längst abgedriftet waren, und damit der Entspannung platz schufen. Zumindest..bis zu dem Augenblick indem Tristan ernst auf seine Frage danach einging, wie es gewesen wäre wenn sie sich eher kennengelernt hätten. Dies mochte doch wieder das Herz dazu bringen, von Krämpfen heimgesucht zu werden, die lebenswichtige Schläge verhinderten. Dabei war es keine Wut oder Schuld die er Tristan zuschrieb- so unaufällig gewesen zu sein, oder zu wenig selbstvertrauen zu besitzen was ihn daran gehindert hatte zu melden, dass die Kurse zu schwer für ihn gewesen waren. Viel mehr machte es ihn traurig, dass ihm das Schicksal so übel mitspielte. Was konnte gemeiner sein, als das persönliche Glück nur wenige Meter von sich entfernt zu finden, ohne es zusehen oder davon zu wissen? Julian fragte sich, ob es mehrere Fälle ab in denen diese Qual zutraf- zu spät gekommen zu sein.
Seine Augen die zum Glück immer noch schmal fast zugefallen waren- ließen dabei nicht zu dass die Trauer verräterisch im Blau der Augen spiegelte. Nur seine Hand nahm er von Tristans Wange, und glitt von jener über den schmalen Hals des schwarzhaarigen Jungens ab- bis zu dessen Shirtkragen. Den Kopf neigte der Däne schräg, was es ihm zusätzlich ermölichte die eigene Stirn an die Tristans zu schmiegen, und dessen Nasenspitze stattdessen mit der eigenen zu streifen. Er spürte, dass Tristan sich schuldig fühlte- und irgendwie verloren weil er glaubte dafür verantwortlich zu sein, dass sie sich nicht eher kennengelernt hatten. Nur ein weiterer Beweis für seine sensible Seele- die Julian unbedingt auffangen wollte. " Ich dich auch Tristan, ich dich auch.." murmelte der Däne beständig ruhig, und schloss die Augen. Seine Hand indess, glitt weiter über die Brust des süßen Franzosens und dessen Bauchansatz, ehe der Arm Tristans ihn daran hinderte, weiter zu kommen. Das brachte den Dänen dazu, seine Hand die über die Stoffalten geglitten war- unter das eigene Shirt zu schlüpfen und dabei Tristans Hand zu suchen, die fester gegen das Herz gedrückt wurde, nachdem die feinen Finger in die Fingerzwischenräume geglitten waren, und sich somit mit ihenn verkeilten. " Aber nun haben wir uns, für alle Zeit.. " Sprach Julian ihm mit einem ehrlichen Lächeln Mut zu, wobei er Tristans Hand fester drückte. Julian konnte ihm natürlich nicht sagen, dass er Tristans Liebe sofort hätte erobern wollen, wenn sie sich zuerst kennengelernt hätten. Nein, er traute sich nichteinmal zu sagen, dass er sich wohl sofort in ihn verliebt hätte. Dafür, standen schon die Blicke verräterisch allein und senkten sich daher verlegen zum Kinn des süßen Tristans. " Wir konnten ja beide nicht wissen, dass es den anderen gibt. Aber..jetzt gebe ich dich natürlich nie mehr her." War es ein weiteres, sonnigeres Lächeln das Julians Lippen bestimmte- das möglich war weil er sofort die Gedanken verdrängt hatte, wie er Tristan sonst für sich gewonnen hätte.. " Nun ist deine Hand schön warm.." murmelte Julian schließlich, als er merkte dass es Stille war, die langsam einkehrte. Er wollte die Zeit mit Tristan genießen- und er würde dafür jeden Augenblick ausnutzen. So ließ er es sich auch nicht nehmen, zärtlich mit dem Handrücken über Tristans Fingerknöchel zu streichen, soweit es den ineinander verschlungenen Händen möglich war.
Tristan konnte nicht leugnen, das es ihm gefiel wenn Julian sein Gesicht berührte. Es war immerhin eine sehr vertrauliche und auch intime Geste, die man nicht jedem einfach so gestattete. Hinter den geschlossenen Lidern konnte Tristan dabei am meisten genießen, wie Julians Finger seine Lippen streichelten, welche überaus sensibel waren. Tristan selbst hätte sich zwar nie getraut, Julian so zu berühren, selbst wenn er es gern gewollt hätte, doch konnte er so wenigstens die Berührungen seines Freundes genießen, wenn sie auch eindeutig zu kurzer Natur gewesen waren, und für sein empfinden zu schnell endeten. Außerdem kannte Tristan Julian auch so gut, dass er schon wusste, dass er kein Freund von halben Sachen war. Er hielt ihn nicht für schwach oder zu weich.. nur eben zu anderem berufen, als ein Mech-Pilot zu werden. Doch das hatte er ihm bereits so gut zu verstehen gegeben, wie er es sich gerade noch getraut hatte. Wo Tristan bei Abel immer Angst hatte, nicht ausreichend zu sein, vielleicht am Ende zur Last zu werden und sich zu gering fühlte, war diese Angst bei Julian wesentlich geringer ausgeprägt. Es ließ sich nicht erklären, doch der selbstbewusste Brite aus gutem Hause konnte trotz seiner idealistischen Menschlichkeit manchmal unerreichbar wirken.. zumindest, wenn man so wenig Selbstvertrauen hatte, wie Tristan. Julian fühlte er sich da schon viel näher, viel verbundener, wo sie beide vom Meer kamen, welches irgendwo ihre einzige Liebe gewesen war.. das die Geschichten von Einsamkeit und Sehnsucht in sich trug, wie kein anderes Element. Julian gab ihm nie das Gefühl, zu gering zu sein.. obwohl Tristan sich absolut sicher war, das Abel das auch niemals tun würde. Er traute sich nur seinerseits nie, Abel das zu sagen.. oder im geringsten spüren zu lassen. Er hätte sich dann ja eher noch mehr als Last empfunden, wo er doch so sehr versuchte, Abel zu helfen wo er konnte. Wenn er doch nur selbst mehr können würde.. oder wenigstens so feiner Abstammung gewesen wäre, wie sein Cousin.. Doch wenn Tristan ehrlich mit sich selbst war, wollte er das gar nicht. Sein Elternhaus liebte er nach wie vor, und hätte es für nichts auf der Welt gegen eines eingetauscht wie das seiner Verwandten. Dennoch konnte er nicht leugnen das man mit einer solchen Abkunft weitaus besser stand..
Doch was bedeuteten schon all diese Gedanken, so lange er hier mit Julian zusammen war? "Ich wünschte, die Zeit würde einfach stehen bleiben, für immer.." seufzte er daher schweren Herzens, ohne Julian gestehen zu können, wie er überhaupt auf diesen Gedanken kam. Kurzfristig hatte es ihn ermutigt, als Julian davon gesprochen hatte, wie er ihm helfen konnte; denn das war ausnahmsweise einmal etwas, von dem Tristan felsenfest überzeugt war, es zu können - gut zu können sogar. Aber all das musste vor der Erkenntnis verblassen, was wohl gewesen wären wenn sie einander früher kennengelernt hätten. Das war so skandalös, das Tristan sich nicht einmal gestatten konnte den Gedanken zu Ende zu denken. Erinnerungsfetzen fanden einen Weg an die Oberfläche, Erinnerungen, die nicht so weit zurück lagen, dass sie schon verblasst wären. B.i.o, der der erste war, den Tristan geliebt hatte, und bei welchem er nie eine Chance bekommen hatte... weil er Mizu zuerst kennengelernt hatte. Was das bedeutete, raubte nun dieses mal Tristan den Atem, und ließ ihn ganz starr werden. Julian musste nicht einmal die Gedanken aussprechen, damit Tristan sie empfing.. oder vielleicht kamen sie auch aus ihm selbst. Einen Unterschied zumindest machte es nicht, da die Erkenntnis ihn lähmte, und sich doch voller Kraft weigerte, an die Oberfläche zu steigen. Auf einmal war ihm nun ganz kalt geworden, und es konnte sich erst wieder etwas Leben und Wärme in seinem Körper bilden, als Julians Hand die seine gefunden hatte, und sich mit ihr verschränkte. Dennoch musste Tristan mit aller Macht darum kämpfen, nicht in eine Lähmung zu verfallen, die ihn zu überwältigen drohte. Er konnte deswegen auch nur ein angestrengtes Lächeln finden, wo es ihm sonst so wohltuend gewesen wäre, Julians eigenes Lächeln zu erblicken, das sein Herz immer so leicht gemacht hatte.. ihn dazu gebracht hatte sich gut zu fühlen. "Für alle Zeit.." murmelte er mit Lippen, die sich gar nicht wirklich weich und lebendig anfühlten, sondern eher hölzern und gar nicht für so schöne Worte gemacht. "Julian, ich.." setzte er an, bevor er sich mit der Zungenspitze die Lippen benetzen musste. Tristan wusste selbst gar nicht so genau, was er sagen sollte, doch bevor er noch einmal ansetzen musste, ließ ihn ein schrilles Piepen zusammenzucken, das er erst beim zweiten Pieps als Julians Wecker zu identifizieren wusste. Die schreckhaften, dunklen Augen hatten dabei Julian fixiert, von welchem Tristan nicht sicher war, ob er sich ebenso erschreckt hatte. So oder so, hatte ihn die plötzliche Störung aufgeschreckt, und damit auch aus dem seltsamen Zustand befreit, in den er gerade dabei gewesen war, abzudriften. "Vielleicht.. hätte ich jetzt doch ganz gerne einen Tee.." wagte er dabei schüchtern anzufragen. "Und ich muss Abel eine sms schreiben, damit er mich in der Schule entschuldigt.." erinnerte er sich, dass sich dieser sonst noch Sorgen machen würde, wenn er sich nicht meldete, und nicht zum Unterricht erschien. "Danach.." Ja, danach würde er sich eigentlich gern noch einmal mit Julian ins Bett kuscheln, nachdem er sich ein wenig frisch gemacht hatte. Aber das traute er sich nun auch nicht zu sagen. Manchmal war es schwer, wenn man so scheu war, wie er.
Julian konnte nicht übersehen, welcher Wandel sich erneut in Tristan verzog. Dafür, musste man nach der Meinung des Dänen auch kein Hellseher sein. Beide wussten, was dann wohl passiert wäre..dass sie sich ineinander verliebt hätten und ein glückliches Paar geworden wären. Doch was Julian in klaren Linien melanchonisch werden ließ, war in Tristans Augen geradezu skandalös. Immerhin liebte er doch Abel! Wie hätte sein Herz so bei jemanden anderen glücklich werden können? Wenn es den jungen Franzosen so sehr erschütterte, musste er irgendwo die tieferen Gefühle bereits erkannt haben, die er für den Dänen hegte- so glaubte dieser. Nur deswegen erstarrte der sensible Franzose in seinen Armen, weil er verhindern musste dass sein Bewusstsein davon etwas bemerkte und es damit permanent machte. Julian war sich sicher, dass es den Jungen dann unglücklich machen würde. Noch war es nicht für ihn an der Zeit gewesen, sich diesen Gefühlen zu stellen..auch, wenn es für Julian schöner gewesen wäre. Aber um was den dem Piloten am meisten ging war das Wohl seines Tristans: ein Zeichen für seine große, so bedingungslose Liebe. Dafür nahm Julian auch gern das stechen in kauf, mit dem sein Herz ihn wieder in die Realität zurück holte..und diese war nuneinmal von dem Engländer Abel bestimmt, und den ganzen Problemen die verhindert hatten, dass -er- Tristan zu spät kennengelernt hatte. "Hm?"
Die Worte des Dänen kamen jedoch ins stocken- da jetzt, wo er sich wieder der harten, so kalten Umwelt geöffnet hatte das surren in seinen Ohren vernahm, sowie das leise klicken dass sein Wecker auszulösen wusste, bevor er los piepte. Erschrocken hatte er sich deswegen nicht, als die schrillen Töne an sein Ohr drangen, aber wohl zuckte auch er zusammen, als er merkte wie Tristan sich erschrocken hatte und mit großen Augen betrachtete. Seine schweren Worte hatte der Junge dabei nicht mehr über die Lippen bekommen- aber Julian wusste, dass dies im Moment nicht so wichtig gewesen war. Was zählte war die Pflege des kleinen Tristans, der zuvor so verwirrt und geschockt von den eigenen Erkenntnissen gewesen war- dass er nun die Unterstützung des Dänens besonders nötig hatte. Ebenso, wie Julian angewiesen auf Tristans Nähe war- der immer noch bei ihm bleiben wollte- und Abel nur darüber bescheid geben wollte- wo er war. Erleichterung machte sich in Julian breit, der während des Piepens Tristans Hand fester an die eigene Brust gedrückt hatte, und Tristan somit in seiner Umarmung gefangen hielt. " Ich mach uns einen Tee." Nickte der äne verständnissvoll und streichelte noch ein wenig liebevoll über Tristans Hand, von welcher er den Griff seiner Finger immer mehr löste- um Tristan bloß nicht zu ruckartig sich selbst zu überlassen. Dann griff er Tristans Hand und führte diese wieder unter dem Shirt hervor. Doch tat er dies nicht indem er die Hand des Jungens sogleich ihm überließ. Noch einmal wurde sie an die kühle Wange des Dänens gezogen- der dabei die Augen schloss. " Sag bescheid, wenn du etwas brauchst.." Flüsterte er ihm noch liebevoll zu und streichelte ihm durch sein schwarzes Haar. Tristan sollte das Gefühl bekommen, dass mit dem Dänen wirklich alles in Ordnung war- damit er sich selbst wieder entspannen konnte. Das war zumindest der Plan den Julian hatte- während er die Knie aufstellte, und mit ihrer Hilfe langsam über Tristan stieg. Die Bettdecke, fiel dabei wie von selbst von den Schultern des Dänens, der wackelig die ersten Schritte auf dem blauen Filtzteppich setzte. Er schwankte schließlich zum Schreibtisch, wo er den Kippschalter des Weckers betätigte, und ihn damit dazu brachte- zu schweigen.
Erst jetzt war dem Dänen nach einem seuftzen zumute gewesen. Tristans Hand fehlte auf der Brust- wie er merkte- und was er nur damit kaschieren konnte, die Nasenspitze betrübt in Richtung Bauchmitte zu senken, und die Falten seines weiß-grauen Shirts glatt zu streichen-ohne dass es etwas an der Erscheinung änderte, und kalt war ihm ebenfalls gewesen. Erst dann fuhr Julian sich durch das feine, etwas dünne Haar und steuerte die kleine Arbeitsfläche an, die mit zwei Wandschränken einen kleinen Bereich in dem Zimmer ausmachte, dass ihm gehörte. Kochplatten besaß er jedoch nicht- sondern lediglich eine kleine Spühle, sowie zwei Steckdosen. Dies reichte dem Dänen jedoch für seinen Wasserkocher, den er sich angeschafft hatte um sich ab und an etwas warmes zu gönnen. Und so wie Julian auch Tristan kannte: konnte er ihn mit einer kleinen Überraschung vielleicht locken, fröhlicher zu sein. Zumindest wünschte sich der Däne dies, und griff mit müdem Blick zum rechten Schranktürchen, aus dem er eine kleine Dose hervorzog- und nicht nur eine Packung mit Früchtetee. Licht brauchte Julian dabei nichteinmal zu entfachen- da die Sonnenstrahlen bereits in einem warmen Orange-Ton durch den Spalt des Vorhanges drangen, der dünn über sein Fenster fiel. Der Wasserkocher war dabei in einem routinierten Schritt mit Wasser gefüllt worden, und wurde anschließend vom Dänen zum kochen gebracht. In der Zeit- waren die einzigen zwei Tassen, die er nur besaß- mit dem Kakaopulver gefüllt worden- und dass reichlich! Mit Wasser schmeckte das süße Getränk zwar nicht ganz so hervorragend wie mit Milch- doch Julian wusste, dass Tristan diese Art von Kakao auch trank- da nur diese am Automaten zur Verfügung stand. Hier war es Milchpulver was für die Cremigkeit sorgte- aber für Julian auch keinen Unterschied machte. Unkompliziert wie er war, schmeckte ihm alles was warm, süß - aber vorallen Dingen weich gewesen war. So heiß- wie das Wasser jedoch war- würde man die Tassen eh nicht sogleich greifen können-weswegen auch Tristan genug Zeit bleiben sollte- sich zu ordnen. Vernehmen würde er dennoch vielleicht schon die leicht schokoladige Note, die aufstieg als Julian das Wasser über das Pulver goss, dass noch verrührt werden musste.
Tristan konnte den schmerzlichen Verlust schon spüren, als er sich von Julian lösen musste, bedingt durch den Wecker, der sie aus ihrer eigenen kleinen Welt gerissen hatte. Vielleicht war das ja auch ganz gut gewesen, da die eigenen Eindrücke und Gedanken ihn schon zu sehr überflutet hatten.. und Tristan nicht gewusst hätte, wie er damit umgehen sollte. Jetzt jedoch blieben ihm ein paar Minuten, sich zu sammeln und damit wieder mehr zu sich zu kommen. Und da Julian sich nur so sanft und langsam von ihm löste, fiel es Tristan auch ein wenig leichter... hätte er jedoch nicht gewusst, dass sie sich nicht für lang trennten, hätte er spätestens jetzt nach dem Dänen greifen müssen, um ihn festzuhalten... "Ich brauch nur dich.." war es ein undeutliches Murmeln, das er sich aber erst traute, nachdem Julian sich schon zum Schreibtisch begeben hatte, um den Störenfried namens Wecker auszuschalten.
Tristan, der sich bis dahin gar nicht getraut hatte Julian anzuschauen, konnte nun jedoch den Blick wenden, um den schönen Dänen in dem unbeobachteten Moment zu betrachten. Julian war so schön.. und dazu brauchte Tristan nicht mal mehr ein Teleobjektiv, um es zu bemerken. Er sah so verloren aus in seinem hellen Shirt, welches er glatt strich.. mit seinen weichen, dünnen Haaren.. Tristan fand, das Julian irgendwo genauso schutzlos war wie er selbst, und diesen Schutz gebraucht hätte.. nur im Gegensatz zu ihm war Julian nicht so schwach.. seufzend wandte Tristan den Blick ab, jedoch wollte sich das Gefühl der Nutzlosigkeit, mit welchem er schon fest gerechnet hatte, nicht in dem Umfang einstellen wie er es erwartet hatte. Rasch fasste Tristan nach seinem Handy, welches er auf dem Fußboden ein Stück unter das Bett geschoben hatte. Aber nur so weit, dass man nicht versehentlich darauf treten konnte, und es trotzdem gut erreichtbar war. Ein paar Zeilen waren mit leisem klicken schnell getippt und abgesendet.. damit Abel wenigstens bescheid wusste, und ihn in der Schule entschuldigen konnte. Tristan hatte dazu geschrieben, dass er sich nicht wohl fühlte, aber Abel sich keine Sorgen zu machen brauchte, weil es nichts ernstes sei, und er sich noch bei Julian befand.. Nach kurzem Zögern schob er das Handy dann auch zurück in das "Versteck", aus welchem er es gezogen hatte, und befreite sich dann mit einem weiteren Gefühl des Verlusts aus der Decke, die über und über von Julians Duft und dessen Wärme behaftet war, damit er barfuss zum Bad tapsen konnte, in welchem er verschwand, während Julian das Wasser aufkochte.
Etwas Wasser musste sich Julian auch ins Gesicht spritzen, wobei er es vermied, seinem Spiegelbild in die Augen zu sehen.. Einzig seine Haare, die viel kräftiger waren als Julians, bedachte er mit Blicken, damit er sie mit Hilfe der Finger einigermaßen wieder glatt bekam.. Notdürftig erfrisch, und nun selbst eher frierend, musste er dann schon seinen Mut zusammen nehmen, um wieder zurück ins Zimmer zu kehren - wo ihn tatsächlich ein Duft empfing, der nicht wie Kräuter- oder Früchtetee roch, sondern viel süßer. "Kakao?" fragte er daher überrascht. "Wo hast du den denn her?" Zögerlich rutschte er auf die Bettkante, wo er sich niederließ, und schüchtern kaum wagte Julian zu beobachten. Allzulang hielt er es aber auf diesem Platz nicht aus; nicht umsonst hatte er sich ja auch auf der Kante niedergelassen, die eher dazu einlud, direkt wieder aufzustehen. Seinen Mut fassend, und damit auch seinem Herzen folgend, machte er die paar Schritte, die ihn von Julian trennten, und schlang von hinten die Arme um seine Hüfte, wobei er den Kopf so drehte dass er die Wange an Julians Rücken schmiegen konnte. Sagen konnte er in diesem Augenblick nichts. Aber Tristan glaubte, dass das auch gar nicht nötig war. Die fest um Julian geschlungenen Arme drücken alles aus, was Tristan mit Worten hätte versuchen können zu umschreiben, und doch nicht geschafft hätte. Eine seiner Hände schaffte es noch, Julians Bauch zu streicheln, ansonsten jedoch hielt er den Dänen ganz fest, als wollte diesmal er dessen Zerbrechlichkeit schützen..
Julian war gerade dabei, mit den kleinen Löffeln das Pulver im heißen Wasser so zu verrühren, dass sich keine kürmligen Rückstände bildeten und sich der Kakao vollkommen auflösen konnte. Dabei konnte der Däne förmlich zusehen, wie das dünnflüssige Getränk immer mehr Konsistenz annahm, und sich rein äußerlich garnicht mehr von der milchigen Varriante unterscheiden ließ. Ein zufriedenes Lächeln mischte sich mit dem müden Ausdruck der Augen Julians, der doch nun merkte, dass er weniger Schlaf abbekommen hatte, wie erwartet. Mit dem Handballen der Hand, die nicht mit rühren beschäftigt war, konnte er sich jedoch über die zugekniffenen, klein gewordenen Augen reiben und somit die Zeit vertreiben, bis Tristan wieder aus dem Bad kam, dass sich an ihr Zimmer anschloss. Da dies jedoch noch auf sich warten ließ- konnte Julian seinerseits noch nach seinem Handy greifen, dass er auf dem unweit entfernten Schreibtisch hatte liegen lassen. Das schlichte Model wurde sogleich aufgeschoben- und ebenso schnell war auch gleich die Nummer des Sekretariats eingetippt, zu dem er sich auf seinem Weg zurück zur Anrichte durchstellen ließ.
Der netten Dame aus der Verwaltung war auch gleich der Grund für die heutige Abwesenheit vom Unterricht genannt, der dem blassen Jungen auch sogleich abgenommen wurde. Unwohl konnten sich Piloten ebenfalls öfter fühlen, wenn sie sich in ihrem Training überanstrengten. Vom Unterricht und anschließendem Training war Julian damit zunächst aber befreit, so dass er das Handy noch zuschieben konnte, bevor Tristan den Geruch von Kakao bemerkte. " Den? Ach, ich wusste doch dass du so gern welchen trinkst.." Begann Julian mit einem müden Lächeln, und warf Tristan einen Blick über die Schultern zu. Der Kopf hatte der Däne dann aber wieder einziehen müssen weil ein Gähnen ihn daran hinderte weiter zu sprechen. Die Auen kniffen sich dabei ebenso reflexrtig zusammen- und Julian schaffte es gerade noch so, den Ellenbogen vor den Mund zu heben. " Tut mir leid." Entschuldigte er sich schmunzelnd, wobei man ihm unter Umständen anmerken konnte, dass die Aussage scherzhafter Natur war. " Aber als ich das letzte Mal einkaufen war, habe ich den Kakao hier entdeckt." Fügte Julian schnell an, und wandt sich kurz zu Tristan um, der sich auf die Bettkannte niederlassen wollte. Die Dose wollte Julian seinem süßen Franzosen zeigen, dessen durchgewirbeltes Haar erneute Emotionsstürme in dem Dänen auszulösen wussten. Am liebsten hätte er Tristan umarmt, und wieder in das Bett gezogen.. so dass er sich lieber mit geschmälerten Blick, aber dennoch vorhandenen Lächeln dem Kakao zuwendete, und diesen weiter umrührte. " Ich dachte, wenn wir uns doch öfter treffen, könnten wir uns gleich hier immer warmen Kakao machen, ohne dass wir uns am Automaten immer die Plastikbecher holen müssen.. " Zeigte sich bei Julian sogleich wieder die praktische Ader. Verschwendung konnte der Däne nicht leiden..und so sparten sie nicht nur Müll- sondern auch Zeit die sie allein teilen konnten. Außerdem konnten sie sich so leichter so viel Kakao machen, wie sie wollten..
Viel mehr Zeit blieb dem Dänen dann aber nicht- unerwartet sollte seinen Träumen das Schicksal wieder entgegen kommen. So sollte er Tristans tapsige Schritte über den Boden hören- aber niemals hätte er damit gerechnet dass der süße Franzose ihm die Arme um die Hüften schlingen wollte. Er drückte den schmalen Bauch des Dänens auf eine angenehme weiße fest- und schmiegte die warme Wange an den Rücken- während Julian den Kopf garnicht hatte heben können. Nur die Augen weiteten sich von Tristan unbemerkt- und verloren dabei all die empfundene Müdigkeit. Aus allen Gliedern war sie gewichen und setzte Julians erstarrten Körper unter Strom. Zumindets, fühlte es sich so für den erröteten Dänen an, der sich nur langsam von dem Schreck erholte, der zunächst Herzstechen ausgelöst hatte. Der Löffel war dabei schon in der Tasse versunken- weil der Däne ihn nicht mehr hatte halten können. Sein angespannter Bauch konnte sich daher nur langsam unter Tristans sanften Streicheleinheiten entspannen und weicher werden. Ob Tristan nun etwas bemerkt hatte? Kämpfte er ebenso mit den Verlustängsten, der Anziehung und Sehnsucht wie der Däne selbst? Fragen, die in Julian aufstiegen, während er nicht fähig war auch nur ein Wort zu sprechen. Eine Hand legte sich schließlich auf das eigene Herz, wogegen die andere zu Tristans Hand wanderte. Als würde Julian diese zum ersten Mal berühren, suchten die Fingerkuppen des Zeige-und Mittelfingers zaghaft den Kontakt mit Tristans Handrücken. Zärtlich folgten sie den fühlbaren Knochen und Gelenken bis zu den Knöcheln, deren Zwischenräume sacht gestreichelt wurden. Fast so- als würden sie bei einer groberen Berührung zerbrechen- da sie sich so fest und schützend um Julian selbst geschlungen hielten. " Tristan.." War der Däne damit nur fähig den Namen seines geliebten Tristans auszusprechen- während durch die gesenkte Kopfhaltung eine der dünnen Strähnen an seiner Unterlippe haften blieb. Wie gern er ihm doch gesagt hätte- dass er ihn liebte..wie gern er sich doch zu ihm umdrehen würde, um mit Tristan einen zärtlichen Kuss zu teilen..auf eine Art ähnlich der des Kusses aus der vergangenen Nacht. Doch auf all das- so versuchte Julian sich zu trösten- würde er zwar noch warten müssen..aber er war sich sicher, dass diese Zeit kommen musste- so klar die Anzeichen doch bei Tristan zu sehen waren. Das konnte Julian sich einfach nicht einbilden- ob er nun verliebt war- oder nicht.
So wagte es Julian dann aber dennoch, den Rücken vorsichtig einzuziehen, und sich in Tristans Umarmung zu wenden- nachdem er stillschweigend die geschützte Nähe genossen hatte. Er wollte seinerseits die Arme um Tristan schlingen, indem er eine Hand- erwärmt durch den Kakaobecher- in den Nacken des Franzosens gleiten ließ. Die Finger bahnten sich dabei ihren Weg durch das dichte Haar am Hinterkopf Tristans- um den Jungen in seiner Haltung an die eigene Brust zu ziehen. Nun konnte der Däne seine weiche Haut, die verborgen unter den Haarspitzen gelegen hatte, mit den Fingerspitzen liebkosen- während sein anderer Arm sich um Tristans Rücken schlang und die Hand dabei der Wirbelsäule folgte. An jener gehalten, zog Julian den restlichen Körper des süßen Franzosens immer näher an den eigenen, so dass es keinerlei Zwischenraum mehr gab, der sie trennen konnte. Körper an Körper- Atemzug für Atemzug. Für diesen Moment waren sie wirklich unzertrennlich gewesen. " Du machst mich glücklich.." Wollte Julian dem geliebten Franzosen dabei noch zuflüstern, ohne dass er sich auch nur einen Millimeter bewegte..
Tristan konnte natürlich spüren, das sich Julians Körper bei seiner Umarmung erneut verspannte. Entgegen seiner sonstigen Schüchternheit jedoch fühlte er sich diesmal als Störenfried, oder wurde davon verunsichert. Viel mehr schmiegte er die Wange enger an Julians Rücken und unterbrach nicht die Streicheleinheiten, die der sensiblem Bauchregion zugedacht waren. Und wie zur Bestätigung entspannte sich Julian tatsächlich nach und nach. "Das ist so lieb von dir.." brachte er dann schließlich ganz leise über die Lippen, womit er natürlich das Kakao Pulver gemeint hatte, das Julian extra gekauft hatte, nur weil er wusste, das er, Tristan, eine Vorliebe für dieses Getränk hatte. Sicher war es nur eine kleine Geste, die jemand anders womöglich sogar als selbstverständlich genommen, oder vielleicht nur mit einem knappen Dank zu gewürdigen gewusst hätte. Nicht jedoch Tristan, für den eine solch kleine Geste die ganze Welt bedeuten konnte. Und in diesem Fall tat es das auch.. es war das deutlichste Zeichen von Liebe, das man setzen konnte, und genau so hatte es Tristan auch verstanden. "Vielen dank Julian... das bedeutet mir so viel.." wagte er noch, ebenso leise hinzuzufügen, bevor er die Augen verschloss, und einmal tief einatmete, um vor allem Julians Duft aufzunehmen, der ihn umfing, und von zartem Schokoladenaroma abgerundet wurde.
Wissen konnte Julian es nicht, wenn er sich auch diese Fragen schon selbst gestellt hatte, dass auch Tristan mit den selben Verlustängsten zu kämpfen hatte, und sich auch gegen die überfließende Sehnsucht gegen die Anziehung wehren musste, die von Julian ausging. Zu lösen war dies nur mit seinem einfachden denken, dass Julian schlicht nicht solche Gefühle für ihn haben konnte.. ebenso wenig, wie umgekehrt.. So war es dieses mal auch Tristans Hand, die leicht zuckte, als Julians Hand sie unerwartet streifte. Entziehen wollte Tristan sie ihm jedoch gar nicht, nur mit der Berührung gerechnet hatte er zuerst nicht. Genießend, schwer den Atem ausstoßend, konnte er sie aber trotzdem völlig in sich aufnehmen, sich von einer einzigen Berührung seiner Hand so umfließen lassen, wie es nur in Unschuld und reiner Liebe empfunden werden konnte. Ohne das er es gewollt hätte, wanderten seine Gedanken plötzlich zu dem Tristan aus der Legende, der Namensgeber für ihn selbst geworden war. Dieser Tristan war eigentlich ein tugendhafter Ritter gewesen, der sich jedoch unsterblich in die schöne Isolde verliebt hatte.. welche ihrerseits jedoch bereits einem König versprochen war.. Wie albern, musste er dann jedoch die eigenen Gedanken schelten. Wenn man es so betrachtete, wäre doch viel eher Julian Tristan gewesen.. und er selbst die hübsche Isolde. So oder so, schien die Geschichte nicht ganz zu passen, und seine Eltern hätten ihm ja auch sicherlich nicht so ein Leben gewünscht.
Doch all die Gedanken, die wahrscheinlich nur verhindern sollten, sich vollständig in Julian zu verlieren, wurden ohnehin davon getragen, als er dessen Stimme vernahm, die seinen Namen aussprach, und dieser sich umwandte, um ihn wieder gänzlich in die Arme zu schließen. Tristan konnte und wollte sich gar nicht dagegen wehren, sondern schmiegte sich seinerseits eng an Julians schönen, zierlichen Körper. Unbeschreiblich war das Gefühl von Julians Hand, die sich zärtlich in seinen Nacken legte, und außerdem noch von der zuvor umfassten Tasse warm gewesen war. So aneinander angeschmiegt, wäre es nur zu leicht gewesen sich fallen zu lassen. Es gab keine andere Erklärung als die Liebe, die zwischen ihnen längst erblüht war.. und doch ganz und gar unmöglich war. "Ich bin glücklich mit dir.." sollte Tristan aber fast sofort flüsternd erwiedern, als er Julians Worte vernahm, ohne dass er dabei die Augen geöffnet hätte. Sein Köpfchen indes schmiegte sich ganz in Julians Hand, so dass dieses leicht in den Nacken geneigt war, zu Julian aufgewandt, der doch ein Stückchen größer war als er selbst. So vertrauensvoll und liebevoll sei miteinander umgingen, hatte Tristan das Gefühl, Julian immer schon gekannt zu haben. Er wusste sogar über den Dänen mehr, als über Abel, bei welchem er immer viel zu scheu gewesen war, groß zu hinterfragen. Ebenso wenig, wie er es wagte, dem Engländer seine vielen, kleinen Geheimnisse anzuvertrauen, weil sie ihm einfach zu gering vorkamen. Seine Vorliebe für schönen weißen Sand etwa, oder seine tiefgehenden Gedanken über das Meer, über welches er in melancholischen Momenten nachdachte.. Er wäre ja gern größer, besser gewesen für Abel, damit er mit ihm mithalten konnte.. aber das war nicht möglich gewesen, und so war doch alles, was er Abel noch schenken konnte, zumindest seine unsterbliche Liebe.. Und diese Liebe überbrückte doch vieles.. fest musste Tristan daher seine Augen zusammenkneifen, da die Gefühle schon jetzt zu verschwimmen drohten.. man konnte doch gar nicht zwei Menschen lieben, das war.. unmöglich..