Julians Herzschlag normalisierte sich langsam, als sicher wurde das Tristan sich nicht gegen die Umarmung wehrte. Für unangenehm befand der kleine Franzose sie damit auch nicht, und machte den Dänen in vielfacher Hinsicht glücklich. Und hätte er gewusst, wie nah sie sich bereits gekommen waren, und bereits mehr voneinander wussten wie Tristan und Abel zusammen- wäre er wohl mehr als geehrt gewesen. Es wäre nur ein weiterer Beweis für die Gedanken gewesen, die er früher für Träume gehalten hatte. Die Träume, in denen er sich gewünscht hatte mit Tristan zusammen zu sein, und ebenfalls dessen Liebe für sich zu wissen. So gleich wie sie beide waren- mussten sie doch aber wirklich füreinander bestimmt sein. Zusammen fühlten sie sich wohl..und weder ungenügend noch unerwünscht. Niemals würde Julian auf die Idee kommen, dass Tristan ihn je abweisen würde; einfach aus dem Grund weil sie sich so stark nach einander sehnten. Der Däne war sich sicher, dass er sich immer auf diese Verbundenheit berufen konnte- und ebenso sicher war er sich, dass Tristan sich in seiner Gegenwart niemals überflüssig vorkommen würde. Liebevoll wurde daher über das schwarze Haar am Köpfchen gestrichen- während Tristan den Blick zu ihm suchte, und dem Dänen dabei mit seinen treuen Rehaugen begegnete, die jedes noch so harte Herz zum schmelzen brachten. "Möchtest.. möchtest du vielleicht probieren?" Fragte Julian ihn schließlich, nachdem er Tristans Augen eine gefühlte Ewigkeit begegnet war. Verlegen hatte ihn diese Vermutung gemacht, so dass er den Kopf ein wenig senkte um die rötlichen Wangen zu kaschieren. Da Tristan zu ihm jedoch aufschaute- kam er dem hübschen Gesicht des kleinen Franzosen somit umso näher. Mit einem schlucken dass schwer über die Kehle des Dänens glitt, zuckten nicht nur die schmalen Schultern auf. Die fast schon unnatürlich hellen Wimpern versuchten ebenfalls die ehrlichen, und tiefen Gefühle die sich in Julians Augen wiederspiegelten, zu verschleiern. Julians Blick schien so undurchsichtig, wie ein ausgetrunkenes Milchglas- was immer einen trüben Schleier zurück ließ.
Lieber hätte Julian seinen Liebsten ja im Nacken gestützt, und seine Lippen in einen zärtlichen Kuss verwickelt..doch auch wenn Julian starke Sehnsucht verspürte, war er nie in der Lage zu vergessen, wie schlimm das alles für Tristan sein musste, wenn er wirklich begriffen hatte, dass sie einander liebten. Julian, der sich zwar wünschte dass die Liebe zum Engländer vielleicht nicht das richtige gewesen war.. wusste aber, dass Tristans Gefühle auch für Abel real und tief gewesen waren. Niemals hätte eine so sensible Seele wie die Tristans verkraften können, dass sich das eigene Weltbild so stark änderte.. dass ein Herz doch für zwei schlagen konnte. Julian glaubte, dass ihn so ein Gefühl zerreißen würde..und er war deswegen auch glücklich, dass sein Herz ausschließlich für Tristan schlug.
So lachhaft es dann aber auch gewesen war- konnte sich der Däne nicht den Gedanken verkneifen, dass es wohl vielleicht besser gewesen wäre, wenn er für Tristan und Abel empfunden hätte- was natürlich auch vorraussetzte dass der Engländer sein Gefühl teilte. Vielleicht wäre es für Tristan dann ja weniger schlimm gewesen..aber kompliziert, dass war ihre Lage egal wie man es drehte und wendete. Seufzend verbarg der Däne seine verworrenen Gedanken und löste einen Arm von Tristans Rücken, da er nicht glaubte dass der Junge sich lösen würde. Stattdessen wurde der freie Arm genutzt, um zur Anrichte zu langen, damit die Zeigefingerspitze in den Kakao eintauchen konnte. Heiß war er gewesen- doch durchaus annehmbar für den kurzen Kontakt, den die Flüssigekeit mit der Fingerspitze eingegangen war. Bevor der Tropfen sich jedoch verselbstständigen konnte- oder an Temeratur verlor, hob Julian den Finger über Tristans Lippen, die ihm immer noch begegneten. Erst als der Finger den Mund des Franzosens erreicht hatte, senkte er sich und ließ den Tropfen über die Mitte Tristans Lippen gleiten- ohne dass sich die Fingerkuppe von der zarten, so leicht nachgebenden Haut löste. "Ich glaube, er ist fertig.." murmelte der Däne verlegen und ließ seine Hand aus Tristans Nacken gleiten- damit er dessen Rücken stützen konnte. Dabei war der Saumen Tristans Shirt bald erreicht gewesen- und mit den Fingern rasch zusammengeschoben, dass die Hand unter dem langen Stoff verschwinden konnte. Tristans Rücken wollte er kraulen- und ihm dabei mit einer Frage begegnen- die er ihm stellte nachdem er den Kopf leicht zur Seite neigte. " Ist dir..denn vielleicht kalt? Wir können uns auch gern wieder ins Bett legen. " Machte Julian gleich seinen Vorschlag- wenn auch murmelnd. " Ich..möchte nicht dass du krank wirst.." Fügte er noch an, selbst wenn sein verlegener Blick zur Seite abweichen musste. Das Lächeln hielt sich jedoch auf den blass-rosa Lippen des Dänens. " Außerdem, war es so gemütlich mit dir..."
Ein scheues nicken sollte es sein, das Tristan seinem Freund schenkte, als dieser ihn fragte, ob er von dem Kakao probieren wollte. "Gern.." murmelte er daher, jedoch hatte er ja nicht damit rechnen können, auf welche Weise Julian dieses probieren gemeint hatte. Wie von seinem Freund erwartet, dachte er gar nicht daran, die Umarmung aufzugeben, auch nicht als Julian sich löste, um mit dem Zeigefinger der einen Hand in die heiße Flüssigkeit zu tauchen. Damit gerechnet, das Julian den benetzen Zeigefinger an seine Lippen legen würde, hatte er nicht, und schon allein weil die Berührung einen so durchaus sinnlichen Charakter hatte, schoß Tristan augenblicklich Hitze in die Wangen, die sich daraufhin röteten. Da es nur ein Tröpfchen gewesen war, musste er zumindest nicht befürchten, das ihm der Kakao nun über das Kinn rann.. jedoch fühlte er sich außer Stande, etwas zu tun, außer rasch die Augen niederzuschlagen. Unangenehm war es ihm dabei nicht gewesen, nur eben so.. sinnlich. Unter diesem Aspekt betrachtet, war auch die aus dem Nacken abgleitende Hand gar nicht mehr so unschuldig, wie sie sich ihren Weg seinen Rücken herab bahnte, und schließlich unterhalb des Tshirt-Saums auf zarte Haut traf. Ein zittern konnte Tristan dabei nicht mehr unterdrücken, jedoch nicht vor Kälte, sondern von der Berührung ausgelöst. Überall an seinem Körper bildete sich Gänsehaut.
"Mir... mir ist nicht kalt." musste er gleich ein zweites Mal ansetzen, weil ihm die Stimme versagt hatte. Ob dies nun vor Verlegenheit geschah, oder aus anderen Gründen, wusste Tristan dabei selbst nicht einmal genau. Eine Erklärung, warum er aber dann zitterte, und sich an Rücken und Armen Gänsehaut gebildet hatte, hätte er nun aber auch nicht finden können. "Aber wir können gern wieder zurück ins Bett.." murmelte er, noch immer mit leuchtend roten Wangen, die sich trotz des gesenkten Köpfchens nicht so recht verstecken ließen. Seine Zungenspitze musste nun doch die Lippen benetzen, denen der Kakao anhaftete, welcher ganz bestimmt fertig war.. "Ich habe nur Angst.. etwas zu verschütten.." wurde seine Aussprache immer verwaschener, war aber dabei sicher gerade noch verständlich. Ins Bett hatte er ja sowieso wieder zurück gewollt.. schon seit er aufgestanden war, weil es eben so warm, weich, gemütlich gewesen war, so wie Tristan es einfach gern mochte. Jetzt jedoch machte sich eine gewisse Scheu bei ihm breit. Er war schüchtern, weil es so einfach war sich in Julian zu verlieren. Vielleicht war er einfach nur erschöpft? Zwar hatte er die ganze Nacht friedlich geschlafen, so weit er wusste, jedoch fühlte er sich jetzt schon wieder matt, müde, so sehr das er direkt wieder einschlafen könnte. Das war zumindest nicht ungewöhnlich, sondern passierte ihm oft an Schultagen.. Unsicher fasste er nach dem Henkel seiner Tasse, was bedeutete, dass er zumindest einen Arm von Julian lösen musste, und nur zögerlich den zweiten dann auch sinken ließ, ohne das er sich direkt von Julians Brust gelöst hätte. Viel mehr hielt er einfach die heiße Tasse mit beiden Händen fest, nahe an der Brust, wo er sie sicher im Griff hatte, und nicht Gefahr lief etwas auf den hübschen Teppich zu verschütten. Er überließ es dabei auch Julian, ihn wieder mit sich zum Bett zu führen, wenn er denn wollte. Tristans Blick zumindest war abwartend zu seinem Freund aufgewandt.
Julian war dabei natürlich nicht entgangen, dass Tristans Röte auf den Wangen einer ganz eigenen Verlegenheit zu zuschreiben war. Es war nicht länger nur schüchterne Röte.. die naive Unschuld aufzubringen wusste. Diesmal wirkte Tristan viel mehr so, als würde er begreifen welche Art der Intensität in Julians Berührung steckte, der seine Gefühle auch nicht aus all seinen Taten verbannen konnte. So Gewissenhaft und beherrscht wie er war- war der Däne immer noch ein Mensch gewesen..und dabei auch ein ziemlich einsamer, der die Liebe nun ohne Schonung vollkommen spürte, ohne ihr nachgehen zu können. Und selbst wenn er der Berührung Tristans Lippen mit samt des Tropfes Kakao- keinen weiterführenden Hintergrund zuschrieb, konnte man auch nicht von der Hand weisen dass sie tatsächlich sinnlich gewesen war..
Diese an Tristan zu bemerken stimmte den Dänen seinerseits verlegen, so dass er blinzelnd den Blick ab und an scheu abwandt, um sich wieder erneut zu fangen. Das Herz vermittelte immerhin bei jedem überholten Schlag die Angst davor, dass Tristan sonst noch offensichtlicher zu spüren oder zusehen bekam- welche Art von Liebe der Däne für ihn empfand. " Die Tasse ist nicht mehr ganz so heiß..ich habe extra nicht zu viel Wasser eingeschüttet, damit man es nicht versehentlich verschüttet." Gab sich Julian mühe, so unauffällig wie möglich zu sein, und streifte dabei die Rehbraunen Augen Tristans, die ihn immer noch fixierten, obwohl die Hände längst die Tasse umschlungen hielten. Erst jetzt wagte es Julian, seine Tasse zu greifen, und von jener den Dampf zu pusten, der sich wie eine trübe Wolke über der Tasse gebildet hatte. " Komm.." Wies Julian Tristan mit einem lächeln darauf hin, dass er ihn am Rücken gehalten in Richtung Bett schob. Zaghaft ging er dabei vor, und setzte bedacht einen Schritt vor den anderen, bevor er sich mit einer sachten, streichenden Berührung Tristans Rücken von dem Jungen löste. Der Däne konnte seine Tasse bereits nur am Henkel halten, und konnte somit mit einer Hand das weiche, große Kissen aufstellen, in dem man so herrlich versinken konnte. Gegen die Wand gelehnt, gab es das perfekte polster ab, während man sich mit den Beinen unter die Bettecke kuscheln konnte. Julian griff anschließend vorsichtig nach Tristans Ellenbogen, und zog den Jungen daran näher. " Gib mir doch kurz deine Tasse, ja?.." Bat er er den Jungen, und wartete ab, bis dieser seiner Bitte nachkam. Danach konnte er Tristan darauf hinweisen, sich bereits in das Bett kuscheln zu können. Die Tassen, würde der Däne ihm dann reichen, um sich ebenfalls zu dem süßen Franzosen zu setzen, und mit ihm den ersten gemeinsamen Kakao am Morgen zu trinken. Für Julian war dies etwas besonderes..selbst wenn er jetzt noch unsicherer war, wie zuvor. " Nun musst du mir nur sagen, wie er wirklich schmeckt.." War somit auch das Lächeln des Dänen wieder von verlegener Scheu geprägt, die Julian zueigen war. Der Däne drehte daraufhin die zurück erlangte Tasse in seinen eigenen Händen, und nahm einen vorsichtigen Schluck, bei dem er mit der Schulter, die Tristan zugewandt war- dem Franzosen so nah kam, dass sie fast wieder eine Einheit bildeten. Noch war zwar die Tasse zu voll..aber wenn er nur genug vom Kakao getrunken hatte, würde Julian gewiss wieder den Arm um Tristan schlingen, ohne angst zu haben, ihn versehentlich zu verbrühen..