Chester fand es unglaublich, geradezu skanalös, wie jemand Harley nicht mögen konnte. Das sollte sich auch in seinem Blick wieder spiegeln, der für einige Augenblicke entgleiste. Wie schrecklich, dachte er dabei nur. Furchtbar die Vorstellung, dass Harley das Gefühl haben könnte, nicht willkommen zu sein. Chester, der das Gefühl am eigenen Leib ein paar mal zu spüren bekommen hatte, wusste wie das war, hatte es wenn es ihm geschah aber einfach immer so hingenommen. Es war dagegen nicht so leicht, zu akzeptieren, dass dies dem wundervollen Harley genauso gehen sollte.. das ging doch einfach nicht! Alles in ihm wehrte sich dagegen, wollte es nicht wahrhaben. Aber leugnen konnte er nicht, denn er glaubte Harley jedes Wort. Chester fühlte sich ganz angefüllt mit diesen Emotionen, wusste selbst nicht recht wohin damit. Er konnte, wollte auch nicht glauben oder denken, dass er der einzige war der sich etwas aus Harley machte. Das konnte doch gar nicht sein, denn immerhin war er trotz der gerade wegen seiner aufmüpfigen Art so beliebt gewesen. Zumindest bei ein paar Mitschülern, so weit Chester es beurteilen konnte. Und das entsprang nicht alles nur seiner eigenen Anschuung und Interpretation. Er fühlte sich deswegen auch ganz und gar verloren, während das Wasser aus seinen Haaren tropfte, und schon das Handtuch an den Schultern durchnässte, in das er sich so schutzsuchend vergraben hatte.
Deswegen war er eigentlich auch ein bisschen froh gewesen, das Harley zu ihm herüber kam... auch dass er ihn trotz seiner Worte nicht angeschrien hatte, zurückgewiesen hatte. Er fühlte sich jedoch immer noch elend, als sich Harleys Hand auf seinen Kopf verirrte, und die nassen Haare streichelte. Es war ihm nicht unangenehm.. überhaupt nicht, er war es gewohnt das man ihm das Haar zerzauste. Das war eine liebenswürdige Geste.. aber von Harley machte es ihn irgendwie nervös, es hatte etwas beunruhigendes, das sein armes Herz zum schlagen brachte, und sich ihm der Magen irgendwie drehte. Und gerade jetzt waren die Gefühle ohnehin zu einem verworrenen Knäuel zusammengerafft worden. "Ja sicher..." stammelte er irgendwie, mit Lippen die sich nicht recht an die Worte anpassen wollten. "Ich will immer ehrlich zu dir sein.." versprach er, er konnte ja abgesehen davon gar nicht richtig lügen.. Immer mehr wuchs seine Verwirrung bei allem, was Harley sagte. So sehr, dass Chester schon gar nicht mehr wusste, wo er seinen Kopf hatte. Es war doch einfach unvorstellbar, dass er keine Freunde haben sollte. Jeder wäre doch glücklich, Harleys Freund sein zu können. Für Chester indes waren die Berührungen besonders innig. Er hatte ja längst wärmere Gefühle für Harley entwickelt, ohne dass dieser es je bemerkt hätte. Wie auch, wo Chester doch so scheu und zurückhaltend war, mehr verinnerlicht, als nach außen gerichtet. Und alles, was man von ihm mitbekam, war die schlichte Bewunderung für seinen älteren Mitschüler, den Captain seines Sportteams eben. Was war schon dabei? Für ihn viel.. nur Harley waren die flüchtigen Berührungen, wenn sie vorkamen ganz normal erschienen. Jetzt war es das erste mal, dass er sich dieser Nähe so bewusst war, und das machte auch für Chester selbst einen großen Unterschied. Er konnte spüren, dass Harley sich dessen bewusster war.. dass es irgendwie anders war, als sonst. "Ich weiß doch dass du dich gar nicht streiten willst..!" platzte es dann regelrecht aus Chester heraus, die Worte sprudelten wie eine Quelle, wollten alle auf einmal heraus. "Ich weiß das du keinen Ärger zum Vergnügen machst, dass du kein Unruhestifter bist. Und du bist auch ganz bestimmt im Recht wenn du dir nichts gefallen lässt. Ich würde mich das nur nie trauen.. ich könnte nie so stark sein wie du.. aber das ist schon in Ordnung so.." kam er dann etwas lahm zu einem Ende. "Ich finde dich so toll.." murmelte er etwas hilflos. So ehrlich und offen er auch war, er sah sich außer stande seine reichhaltigen, lieblichen und bewundernden Gefühle die er für Harley hegte, in Worte zu kleiden. "Ich weiß dass die Lehrer schuld sein müssen." war es nur noch ein flüstern das er aussprechen konnte, so dass man ihn kaum noch über das Wasser der dusche verstehen konnte. "Aber ich möchte nicht das du aus dem Team geworfen wirst.. dann wäre ich doch ganz alleine." Chester fand, dass das ein ziemlich egoistisches Argument und Denken war, aber er konnte sich einfach nicht dagegen wehren. Es wäre schön gewesen, Harley nun einfach die Arme um die Hüfte zu schlingen, und sich an seinen so schönen Körper zu schmiegen, doch obwohl Chester so schöne Gefühle hegte, hätte er das doch nie über sich bringen können. Er war viel zu schüchtern, und zum anderen viel zu zurückhaltend.. wusste nicht damit umzugehen so zu empfinden. Er war doch immerhin kein Kind mehr, sondern wurde langsam ein junger Mann..
Es war vielleicht ein etwas trauriger Blick, den Chester zu Harley hob, als dieser ihn fragte, ob sie denn Freunde wären. Der blonde Junge nickte sehr ernst bei diesen Worten.. natürlich waren sie das, wenn Harley das wollte. Er wollte doch gern sein Freund sein.. er würde auch so gern vieles tun für den schönen Captain, den er schon so lang bewunderte. Aber was konnte er schon großartiges? "Du wärst ein toller Coach.. der Beste.." war es immer noch nur ein flüstern, dass er über die Lippen brachte, die Augen von derdächtigem Glanz erfüllt. Weinen wollte Chester nun aber nicht. Es war kindisch.. obwohl er sonst eigentlich sehr zu seinen ehrlichen, schlichten Gefühlen stand. Er war aber einfach zu alt.. um noch vor anderen zu heulen. Das war etwas, das der Kindheit angehörte, von welcher er sich so langsam aber sicher immer mehr zu lösen versuchte. "Wenn du aber nicht mehr reisen magst.. dann wäre ein Profikarriere vielleicht nicht das richtige. Da bist du auch immer unterwegs von einem Wettkampf zum nächsten.." murmelte er, sich Harleys Nähe übermäßig bewusst. Es war doch so schön, seine Hand an seiner Wange zu fühlen, auch wenn er sich ganz sicher war, dass dies ganz normale Gesten waren.. eine Geste des Trostes, weil Harley ganz sicher bemerkt haben musste, wie unglücklich er sich gefühlt hatte.. "Ich habe.. nie daran gedacht den Komplex zu verlassen.." war es ein weiteres murmeln, klare Worte brachte er in dieser Situation einfach keine mehr heraus. "Ich bin doch hier zu Hause." Über seine Zukunft hatte er sich außerdem noch gar keine Gedanken gemacht. Er hatte vor, irgend etwas Verwaltungstechnisches zu lernen. Vielleicht einen Bürojob.. irgendwas ungefährliches, langweiliges, aber für ihn doch spannendes. Und die Chancen standen dafür eigentlich nicht so schlecht. Chesters Augen hingen so sehnsuchtsvoll an Harley, mit all seinen schönen Gefühlen, die er nicht auszudürcken wusste, vor allem jetzt wo er mehr über den jungen Mann erfahren hatte, den er so bewunderte, und der nun auch über mehr Tiefgang verfügte. "Ich bin kein Einserschüler, und außerdem noch in niedrigeren Kursen als du.. aber ich würde dir gern helfen bei Naturwissenschaften, wenn du magst. Die Lehrer sind doch unwichtig.. es geht doch nur um dich.." versuchte er noch einmal, irgendwie seinen Standpunkt zu erläutern, ohne das seine Wortwahl allzu geschliffen war. Er wollte einfach nur vermitteln, das für ihn Harley im Vordergrund stand. Nicht die Maßregeln von Lehrern, das Lehrsystem an diesem Komplex im allgemeinen. Er wollte doch gar nicht das Harley sich verbog, veränderte.. nur eben so weit anpasste, dass er für sich selbst leichter zurecht kam, von den Lehrern in Ruhe gelassen wurde.. Zeit fürs Schwimmen hatte.. Zeit damit sie zusammen sein konnten, zu Wettkämpfen fahren konnte. Das alles könnte ein Ende finden, wenn es so weiter ging. Denn der traurige kleine Chester begriff irgendwo, dass Harley sich kaum gegen die Lehrer durchsetzen konnte, die immer am längeren Hebel saßen. Er hielt es für klüger, die Lehrer im glauben zu lassen, sie hätten sich durchgesetzt.. wo sich doch gar nichts über Harley wussten, der sich im Inneren doch gar nicht ändern musste. Nur so weit verstellen, dass er keine Probleme mehr bekam. Mehr wollte Chester nicht.. oder vielleicht doch, nur war er sich deswegen selbst nicht bewusst. "Wenn.. wenn du nirgendwo hinwillst.. dann würde ich auch einfach bei dir bleiben.. da wo du sein willst.." fand er zumindest in dieser Aussage ein wenig von dem Gefühl verpackt, das er für Harley empfand. Immerhin wünschte er sich das doch, immer bei ihm zu sein. Das wäre so schön gewesen...
Harley war hielt all seine Sinne für Chester geöffnet. Nicht nur mit den Ohren folgte er seinen Worten, sondern hing auch an dem hübschen und zarten Gesicht, auf dem die Lippen kaum verbergen konnten, welche Verwirrung in dem Köpfchen wüten musste. Der Captain wusste, dass er einen Jungen vor sich hatte, der reichhaltig an Gefühlen und Gedanken gewesen war, so dass er unweigerlich spüren musste dass diese Situation ganz anders war, wie sonst beim Training mit dem Team. Das machte der Junge mit dem Blonden Haar aber auch schon in seiner Bewunderung deutlich, in welcher er aussprach, wie toll er Harley eigentlich fand.. und diesen, ließ dieses ' Geständnis' natürlich nicht ungerührt. Auch dem Captain des Schwimmteams sollte der eigene Herzschlag nicht verborgen bleiben, der sich auf eine noch unbekannte Weise überschlug und vor Sehnsucht nach mehr das Herz gefühlt größer werden ließ. Harley hatte das Gefühl, als würde das lebenswichtige Organ in seiner Brust ganz weich werden, und förmlich zerfließen.. " Ich werde dich niemals allein lassen.." Brauchte Harley garnicht weiter nachzudenken. Was gab es auch groß dabei zu überlegen, wenn der Junge auch noch die Angst vor dem allein sein ihm gegenüber aussprach? Wo doch Harley selbst nicht mehr von der Seite Chesters weichen wollte..
Allein die Vorstellung den Jungen allein zu lassen, brachte alles in Harley dazu, zu rebellieren- so dass er fast schon selbst die Arme um den schmächtigen Leib geschlungen hätte- als ob in diesem Duschraum so viel schlechtes herrschen würde- vor dass Harley ihn schützen wollte. Dem Captain wurde erst jetzt wieder bewusst, wie viel schlechtes es auf der Welt gab..und wie viel noch schlechters für so sanfte Seelen wie die Chesters, der ihn so bewunderte- und der für seine Verletzlichkeit und Ehrlichkeit Bewunderung Harleys erntete. Seiner Wirkung auf den Menschen, der ihm so toll vor kam- war sich Chester nicht im geringsten bewusst gewesen.. aber, wie sollte er auch? Wo doch Harley selbst erst langsam begriff, wieso sich alles in eine ganz eigene Richtung entwickelte. Eine Richtung die ein durchschnittlich freundschaftliches Verhältnis für Harley schon überschritten hatte- zumindest von seiner Seite aus. So zurückhaltend wie Chester war, konnte er nicht glauben dass den Gefühlen dass aus den bewundernden Gefühlen bereits mehr gewachsen war. Aber darauf kam es in diesem Moment letztendlich nicht an. Chester war so süß gewesen.. und bot ihm sogar hilfe beim lernen an, was Harley wiederum zum staunen brachte. Wenn er Chester nicht schon längst geglaubt hätte, dass er nur an ihm als Mensch interessiert war- und nicht an seiner Position, dann wäre dies spätestens jetzt eingetreten. Und die schimmernden Augen, die den zurückgehaltenden Tränenfluss schon ankündigten- konnten sich nicht vor Harleys wissendem Blick verbergen.
Antworten? Die fand der Captain des Teams nicht. Zumindest nicht in Worten. Seine Handfläche indess war schon wieder abgekühlt, und fühlte sich ganz taub an, nachdem sie sich von Chesters Wange gelöst hatte. Für Harley, der nicht zuletzt durch das Training gelernt hatte, auf seinen Körper zu hören, schloss zunächst schweigend die Hand um das Schulterblatt des Jungens. Doch..anstatt an ihm vorbei zugehen, wie er es sonst bei dieser Geste tat, nachdem er Chester auf die Schulter anschließend klopfte, sollte er den Jungen sanft ziehen, so dass dessen Köpfchen schließlich an seiner Brust landete, und von jener aufgefangen wurde. Es war dabei kein Trost, den er Chester zusprach..sondern viel mehr auch ein Bedürfnis, das aus ihm- Harley selbst gewachsen war. Mit jedem Augenblick seitdem Chester davon gesprochen hatte, dass er doch ohne ihn als Manschaftscaptain allein wäre. Wie hatte er nur diese wundervollen Seiten an Chester so lang nicht bemerken können? Als ob die Sehnsucht nach verlorener Zeit den Captain übernahm, drückte er die schmalen Schultern fester und schmiegte durch senken des eigenen Kopfes die Stirn an den Hals des Jungens, sowie die Wange samt nassem Haar während die Dusche unaufhörlich ihren Strahl gen Boden prasseln ließ. Harley war es egal.. er wollte nur noch Chester.Nur dessen Herz wollte er erobern, und allein für sich wissen.. " Dann halte ich mich im Unterricht zurück..und lerne mit dir..bleibe dafür im Team, und unabhänig davon, bei dir.." flüsterte er in die blasse Halsbeuge des Jungens , dessen Körper schon wieder dabei gewesen war, auszukühlen und deswegen Harleys Bedürfnis ihn zu wärmen, nur noch mehr entfachte. " Zusammen schaffen wir das.." verlor sich Harley gar in dem sanften Ton und gab sich der Ruhe hin, für einen Moment die Augen zu schließen, und den Atem langsam über Chesters Schulter hinweg zu entlassen. Langsam konnte er damit auch wieder den griff um den Jungen lockern, ohne ihn loszulassen. " Ich bin gern mit dir zusammen Chester.. nur mit dir. Deswegen ist Lage schon dadurch ein Gewinn, dass sie uns vielleicht näher zusammengeführt hat.." Mutmaßte er laut, und nicht etwa in Gedanken. Dabei blieb es aber jenen überlassen, anzunehmen wie man diese Aussage auslegen konnte. Ob man es nun auf ihre engere Freundschaft bezog, oder aber die Gefühle, die viel innigerer Natur waren, und für Harley ein immer genaueres Bild ergaben, je mehr ihn die eigenen Gefühle auftauten. Glücklich war er schon damit- Chester fest in den eigenen Armen zu wissen. Er war ihm so dankbar.. wie könnte ihm da freundschafliche Unterstützung da nur genügen? Niemals..
Das alles war nun beinahe so wie in einem Traum, fand Chester. So recht begreifen konnte er nicht, wie das alles geschehen war.. nun waren sie hier in der dampfigen Dusche, die Chester mindestens zwei mal die Woche benutzte.. diesmal aber mit Harley allein, welcher ihm auch noch sagte, er würde ihn niemals allein lassen. Das musste doch einfach ein Traum sein, oder nicht? In Wirklichkeit passierten solche Dinge eigentlich nie.. dachte zumindest Chester. In Wirklichkeit hätte Harley doch bestimmt etwas wie 'Nun sei doch nicht so albern' gesagt, oder zumindest etwas ähnliches. Jemandem zu versprechen ihn nie allein zu lassen gehörte also ganz sicher mehr in das Reich der Träume, oder höchstens noch in Fernsehserien. Schon allein deswegen musste er voll Verlegenheit den Blick senken, welcher in großer Nachdenklichkeit zu Boden glitt, wo er einzig das gurgelnde Wasser betrachtete, das in dem kleinen Ablaufgitter im Boden abfloss, als würde er dort eine große Weisheit finden. Verlegene Röte hatte inzwischen auch die Wangen überzogen, welche aber weiteestgehend von den tropfnassen Haaresträhnen verdeckt waren.
Deswegen zuckte er auch leicht zusammen, als er Harleys Hand an seiner Schulter fühlte. Er hatte nicht mit einer Berührung gerechnet, und gab sich deswegen auch etwas steif und spröde. Es war ja nicht das erste mal dass sie einander berührten, Harley hatte ihm immer mal wieder die Hand auf die Schulter, oder an den Arm gelegt, oder ihm das Haar zerzaust.. trotzdem war es jetzt irgendwie anders, wohl weil die Situation anders war. Er konnte schlicht nicht glauben ,was um ihn herum geschah. War es Wirklichkeit, sich von Harley in die Arme gezogen zu fühlen? Oder war er nach dem Training eingeschlafen und träumte jetzt? Für einen Traum waren aber alle eindrücke viel zu real.. überhaupt hatte er sich in Träumen auch noch nie gefragt, ob er träumte. Es musste also wirklich geschehen.. ganz langsam sanken seine Augenlider herab, der durch die Zärtlichkeit so steif gewordene Körper Chesters begann sich langsam wieder zu entspannen, weicher zu werden, so dass er das Gesichtchen drehen konnte, und damit die Wange an Harleys Brust schmiegte. Das Handtuch, welches er noch immer notdürftig von seinem Bauch zusammenhielt, knautschten indes die Finger etwas. Bei allem traute er sich einfach nicht, die Arme um den schönen, sportlichen Körper seines Captains zu schlingen, auch wenn er es vielleicht gern getan hätte. Er war aber einfach zu schüchtern, unsicher ob das falsch sein könnte.. viel mehr ließ er sich lieber die Umarmung gefallen, selbst wenn ein Teil von ihm dazu neigte, es komisch zu finden. Der restliche Teil von ihm fand es angenehm, aufregend, so dass ihm flau im Magen war, und das Herz rascher schlug. Das war ihm nämlich noch nie passiert, das ihn jemand so im Arm gehalten hatte.. Es war beängstigend und aufregend gleichzeitig, Harleys Atem an seinem Hals zu spüren, einer Region die eigentlich nie zuvor jemand berührt hatte.. geschweige denn mit den Lippen so nahe gekommen war. Körperkontakt war immer etwas gewesen, dass er meiden musste, als Kind zumindest. Beim Raufen hätte er sich leicht verletzen können.. deswegen war er immer schon ein wenig ausgegrenzt gewesen, und hatte auch später nicht so den Drang gehabt, sich zu sehr mit anderen auszutauschen. Solche Umarmungen aber waren anders.. ganz anders, und es sprach ja überhaupt nichts dagegen, außer die leichte Nervosität, die mit dem Wohlbefinden stritt, das es in Chester auslöste. "Ich bin auch gern mit dir zusammen.." entgegnete er dann jedoch vorsichtig, weil es die einzige Erwiederung war, die er gefunden hatte. Er konnte nicht leugnen, das er das alles etwas komisch fand. Dabei.. hatte er doch immer davon geträumt? Spätestens jetzt bemerkte Chester, dass seine Gedanken sich im Kreis zu drehen begannen. Was war denn nur los mit ihm? Gesundheitliche Gründe hatte das nun ganz bestimmt nicht. Er wusste außerdem nicht, was Harley damit meinte, die Lage sei ein Gewinn, da sie sie näher zusammengeführt hatte. Er vermutete ja, Harley war der Meinung, Chester würde das verstehen.. nur verstand er leider gar nicht so genau. Auf der anderen Seite jedoch wollte er auch nicht dumm dastehen, und sagte deswegen nichts, sondern nickte nur sacht, wobei seine nassen Haare Harleys Wangen streiften. "Du hast bestimmt recht.." murmelte er schüchtern, noch immer hin und her gerissen zwischen seinen schwärmenden Gefühlen und seiner Schüchternheit.
Harley war bisher immer sein Idol gewesen, vielleicht sogar sein heimlicher Schwarm. Es war doch etwas anderes, wenn man dieser Person, die bisher größtenteils nur der Vorstellung entsprungen war, auf einmal so richtig nahe kam. Er hatte nicht gewusst, wie sich das anfühlte, wie es sein würde. Genau genommen hatte er nicht einmal erwartet, dass es jemals passieren würde. Er hatte sich nie, nie Hoffnungen gemacht Harley näher zu kommen, zumindest nicht näher als ein Kameradschaftliches, nicht mal richtig Freundschaftliches Verhältnis. Und jetzt? War er ihm auf einmal näher als er selbst in seinen kühnsten Träumen vorzustellen gewagt hatte.. oder um bei der Wahrheit zu bleiben, so nahe wie es in seinen Träumen immer geschehen war. Und jetzt, wo es wirklich so weit war, wusste er plötzlich nicht mehr wie er darauf reagieren sollte. Das war doch zum verrückt werden, fand er. Da wartete man ewig auf so eine Gelegenheit, und ließ sie dann einfach ungenutzt verstreichen! Wenn ihm wenigstens etwas geistreiches einfiel das er sagen könnte, oder wie in einen Träumen die Arme um den schönen Harley schlingen könnte.. doch sein Körper war ja wie gelähmt, er war viel zu schüchtern um so etwas zu tun! In der Vorstellung war es eben doch ganz anders, viel einfacher.. in der Realität konnte er ja nicht mal den Augenblick genießen, weil er vor Nervosität und Gefühlen tausend Tode starb, anstatt zu genießen das es nun Wirklichkeit geworden war...
Harley, der dabei war seine Gedanken zu ordnen, während er die Arme um Chester geschlungen hielt- war aufgefallen dass er eigentlich nie eine bestimmte Neigung entwickelt hatte. Seine einzige Liebe galt dem Sport, und somit auch all seine Leidenschaft. Es war dabei auch nicht ungewöhnlich gewesen- und von ihm wohl bemerkt worden dass Mädchen für ihn schwärmten..doch gefallen hatte ihm keines so gut, dass er je bestrebt gewesen war sich zu verabreden. Für ihn war damit jedoch bis zum heutigen Tag klar gewesen, dass es bestimmt einmal ein Mädchen geben würde, dass er beschützen wollte. Süß sollte sie sein- und nicht so Oberflächlich wie die Mädchen seiner Stufe. Wohl hatte er sich deswegen in seinem eigenen Team am wohlsten gefühlt..dort gab es nur Menschen- die seine Leidenschaft für den Sport teilten. Für Makeup und künstliche Fingernägel blieb dabei kein Platz..und das waren alles Gründe, die es Harley erleichterten Antworten darauf zu finden, wieso sein Herz die Wahl getroffen hatte, sich in Chester zu verlieren..
Dieser war zwar ein Junge- aber so süß und zurückhaltend, dass ihm das herbe zu fehlen schien. Es machte den Blonden damit nicht weibischer..aber viel weicher und angenehmer wie andere Jungen, die Harley begegnet waren- und ihn daher auch nie interessiert hatten. Ja, nichteinmal der süße Blondschopf war ihm während des ganzen Jahres über aufgefallen, so dass man schon erkennen konnte worin Harley seine Werte sah. Er musste zunächst jemanden kennenlernen..und hatte dafür auch nur Chester die Chance gegeben. Im nachhinein betrachtet, war Harley darüber auch ganz froh- und nicht etwa geschockt..wenn er auch zugeben musste am Anfang von seinen eigenen Gefühlen verwirrt gewesen zu sein die meinten, nun Zuneigung für einen Jungen zu empfinden. Das konnte kompliziert werden- aber Harleys Meinung nach, wurde es nur kompliziert wenn man anderen die Möglichkeit eröffnete sich einzumischen. Er zumindest, wollte es darauf ankommen lassen, den Jungen zu erobern- und damit seine Gefühle. Erst wenn er wusste, wie Chester fühlte- wenn er für ihn fühlte- konnte er mit ihm eine Lösung finden, die für den Captain jetzt jedoch noch fern lag. Viel näher war ihm da schon Chesters Präsenz..sein zierlicher Körper der vom Handtuch verhüllt war, und sich deswegen ganz weich in den Armen anfühlte, die ihn festhielten. Das Gesicht des Blonden schmiegte sich jedoch langsam an die Brust Harleys, was seinem Herz schon ein stechendes Glücksgefühl bereitete. Was für ein faszinierendes Spektrum doch Gefühle besaßen..wie sie ebenso viel Freude, wie Wut oder Trauer auslösen konnten, und Menschen so hilflos machten, wie sich Harley in diesem Moment fühlte. Hilflos- da es ihm kaum möglich war den Jungen los zulassen, der kaum mehr ein Wort herausbrachte. Chester musste sicher verwirrt sein- vermutetet Harley. Denn, wer wäre es nicht wenn man auf einmal in eine so vertraute Umarmung gezogen wurde? Er hätte sich wehren können, sie für unangenehm befinden können.. Harley glaubte, dass er Chester hätte anmerken können wenn er sich derartig unwohl gefühlt hätte. Das er garnichts tat, war insofern ein Gewinn, dass es dem Captain die Möglichkeit gab diesem Moment selbst Charakter zu verleihen. Wäre er zu forsch, wäre die Verwirrung gewiss der Abneigung gewichen- sowie der Angst. Er musste Chester vermitteln, dass es einfach etwas schönes war, sich so von ihm umarmen zu lassen. So würde gewiss die Zeit ihr übriges tun- und Chester daran gewöhnen, wenn Harley nur nicht nachgab.
Zumindest ging der Captain davon aus, der Chester zunächst beobachten wollte, kennenlernen wollte- und war daher froh sein Gesicht so nah an den Hals des Jungens zu schmiegen, wo er dessen Geruch deutlich warnehmen konnte. Die Lippen, die sich dabei um einen Spalt öffnen mussten, um den Atem entweichen zu lassen, streiften dabei scheinbar beiläufig über die weiche Haut der Halsbeuge- knapp über dem Schlüsselbein, als Harley dann doch den Kopf hob, um auf Chesters blondes Köpfchen herab zusehen. Jenes schmiegte sich ja noch immer an seiner Brust in der das verräterische Herz langsam wieder beruhigte, und einen gleichmäßigen Takt schlug. " Du wirst ja schon wieder ganz kalt.." schmunzelte Harley dabei, und nahm einen Arm von Chesters zierlichem Rücken, um ihm wieder durch sein nasses Haar zu streichen. Harley glaubte nicht, dass die Farbe künstlichen Ursprung hatte. Doch welcher Nationalität Chester angehörte, wusste Harley immer noch nicht. Das waren Fragen, die sich gewiss in Gesprächen klärten, wenn sie nun dazu kamen, sich öfter zu treffen. " Vielleicht sollten wir uns langsam etwas anziehen. Ich möchte nicht, dass du krank wirst.." murmelte er geduldig , während sein Daumen nicht in den dichten Strähnen versank, die zusammenklebten- sondern am Ohr des Jungens entlang glitt, und es somit mit der Fingerkuppe nachzeichnete. Harley wartete dabei, ob Chester selbst das Köpfchen hob- weil er ihm die Stütze des eigenen Körpers nicht hatte entziehen wollen, die er selbst genossen hatte. Chesters Körper so nah an dem eigenen zu spüren, hatte Harley schon gefallen- da die Last sich angenehm am eigenen Oberkörper anfühlte. Der Blick lag eindringlich auf dem Jungen mit den hübschen, hellen - und so verträumten Augen, von dem er sich nur schwer lösen konnte. Die Hand des umgelegten Armes wollte nicht so recht von der Wirbelsäule weichen, und glitt nur langsam von jener über Chesters eigenen Oberarm hinweg ab, den Harley noch kurz umfasst hielt- bevor er sich gänzlich von Chester löste, und die eigenen Strähnen, die sich an seiner Stirn kringelte- hinter das Ohr strich.
Ganz sicher wäre der hübsche Chester von einer forscheren Annäherung abgestoßen gewesen. Dafür war er viel zu schüchtern und zurückhaltend, als das eine rauhe Annäherung ihn nicht sofort vergraulen würde. Insbesondere wenn diese auch noch von dem jungen Mann gekommen wäre, an welchen er seine zarten, unschuldigen Träume geheftet hatte. Zu starke körperliche Eindrücke ängstigten ihn außerdem, könnten sogar seiner Gesundheit schaden, weswegen man immer besser damit fuhr, behutsam mit dem Jungen umzugehen. "Mir... mir ist auch kalt.." schaffte er es erst beim zweiten Anlauf, seinen begonnen Satz zu beenden. Harleys Atem, der ihn so nahe am Hals gestreift hatte, hatte ihm am ganzen Körper Gänsehaut beschert, so dass sich ihm sogar die feinen, flaumigen Nackenhärchen aufgestellt hatten. Er konnte dabei gar nicht sagen, ob das nun angenehm oder unangenehm gewesen wäre. Zumindest aber fremd und intensiv.. was dabei schon beinahe doch in unangenehm umschlug weil es so intensiv war.. Vergleichbar allerhöchstens mit einer Süßigkeit, die so süß sein konnte dass einem die Zähne davon schmerzten.. Er nickte deswegen auch nur, ohne zu Harley aufzuschauen, dass sie sich nun besser anziehen sollten. Zwischen seinen Fingern hielt er immer noch krampfhaft das Handtuch fest - und zuvor ganz vergessen, das kleine Stück schwarzen Stoffs, das seine Badehose darstellte. Was hätte er auch sonst tun können, wo sich sein Körper schmerzlich elektrsiert schon innerlich verkrümmte, weil Harleys Finger sein Ohr entlang strich. Auch wenn das nur kleine Gesten waren, reichten sie trotzdem aus um den Jungen völlig zu verwirren. Irgendwie ängstigte ihn das alles schon ein wenig, hauptsächlich aber, weil es so plötzlich gekommen war, und damit so völlig unerwartet.
Chester war dabei bestimmt nicht der einzige, der von unerwarteten Situationen geängstigt wurde. Er war nur viel schlichter und ehrlicher als andere Menschen, die auf solche Situationen eher aggressiv reagierten. Vorsichtig, eher unauffällig zog er sich dabei etwas mehr in sich selbst zurück, was das schüchtern gesenkte Köpfchen wiederspiegelte, das sich kaum traute, etwas anderes als die Fliesen unter sich zu betrachten. Deswegen waren es auch nur ganz vorsichtige, kleine Schritte, die ihn zuerst noch einmal zu dem Drahtgestellt führten, damit er sein Duschgel nicht vergaß - was beinahe passiert wäre - bevor er zur Verbindungstür tapste, die die Dusche von der Umkleide trennte. Ganz vorsichtig trocknete sich Chester ab, bevor er aus der Sporttasche eine kurz geschnittene Short angelte, und in diese schlüpfte, gefolgt von seiner locker sitzenden Stoffhose. Erst dann schaffte er es, sich mit dem Handtuch die Haare zu frottieren, wobei er sich immer noch nicht so wirklich traute, wieder zu Harley zu schauen, wenn er sich dessen Anwesenheit auch mehr als bewusst war. Nachdem er den Kopf weitestgehend getrocknet hatte, trocknete er mit dem Handtuch behutsam noch seine Füße, auch zwischen den Zehen, bevor er in Socken und Schuhe schlüpfte. Er wollte auch nicht riskieren, sich jetzt noch zu erkälten, das wäre nicht gut.. und heute hatte er sich eigentlich schon mehr abverlangt, als gut für ihn war. Deswegen fuhr er auch routiniert damit fort, erst ein T-shirt überzuziehen, dieses in die Hose zu stopfen, und dann einen weichen, flauschigen locker fallenden Pullover überzuziehen, welcher ihn wärmen würde. Zuletzt angelte er in seiner Tasche noch nach dem Föhn, welchen er in einer der Steckdosen bei den großen Spiegeln einsteckte, um sich die Haare noch zu föhnen. Bei seiner länge sah das zwar vielleicht etwas albern oder überflüssig aus, aber wenn er es nicht tat war die Gefahr einfach zu groß, dass er einen Zug bekam und sich erkältete. Vorsichtig zupfte er seinen blonden Haarspitzen zurecht, die schließlich locker und wuschelig herabfielen, und unbedingt noch einmal gekämmt werden mussten, damit es wieder ordentlich aussah. Deswegen war es auch eine Haarbürste, die Chester aus der Tasche holte, während er den Föhn wieder einpackte. Dann war nur noch das scharren des Reißverschluss zu hören, als Chester seine Tasche wieder verschloss, und sich seine dünne Jacke überzog.
Jetzt erst, wieder angezogen, und bereit die Umkleide zu verlassen, traute er sich wieder zu Harley herüberzuschauen, von dem er glaubte, dass auch er sich inzwischen fertig angezogen haben würde. So bekleidet fühlte auch Chester sich wieder ein bisschen wohler, wenn er auch immer noch von ziemlicher Unsicherheit geplagt wurde. Er war eben ziemlich scheu, und das, obwohl er schon Gefühle für den Captain des Schwimmteams entwickelt hatte. Vielleicht lag darin ja auch ein bisschen der Grund für seine Scheu - so lang es einseitig gewesen war, hatte er sich nicht groß Gedanken darum gemacht. Nun aber solche Gefühle irgendwie erwieder zu sehen, brachte ihn in größte Verlegenheit. Er fühlte sich eigentlich noch zu jung für jegliche Art Liebesbeziehung, hatte aber zumindest geglaubt, wenn es irgendwann einmal so weit wäre, dann doch eher mit einem Mädchen, weil das eben so war... Auch wenn er sich einzureden versuchte, dass Harleys Berührungen vielleicht gar nicht so gemeint waren, wie er sie interpretiert hatte, war ein kühner Teil seines Verstandes doch nicht so naiv, dass er nicht genau den Unterschied zu bestimmen wusste. "Ich wäre dann so weit..." murmelte er, wobei er nicht so recht sicher war, ob sie nun noch zusammen in die Kantine gehen würden, oder nicht. "Möchtest du noch mit mir in die Kantine gehen.. oder lieber nicht?" fragte er daher vorsichtig nach, wobei sein zu Harley gehobener Blick schon wieder verlegen davon zuckte, und sich doch lieber mit der Wand der Umkleide beschäftigten, während er seine Hand nervös auf die Klinke gelegt hatte.
Harley fand es nicht ungewöhnlich, dass Chester so still geworden war. Viel mehr glaubte er, dass auch der Junge spüren musste, dass etwas anders war.. und das ging natürlich wenn es begann- immer viel zu schnell. Wenn er noch nie verliebt gewesen war, gar eine Beziehung eingegangen war- dann wäre er sicher überwältigt davon, solche intensiven Eindrücke mit einem anderen Jungen zu teilen. Harley wollte dem Jungen Zeit geben, und kümmerte sich daraum, sich zunächst abzutrocknen während Chester zu seiner Tasche tapste um sich anzuziehen. Der Captain des Schwimmteams musste danach zunächst seine eigene Badehose auswringen, und sie in das kleine Handtuch einwickeln, mit dem er schließlich ebenfalls seine Tasche in der Umkleidekabine aufsuchte. Hier konnte er ebenfalls nach seiner Shorts kramen, in die er schlüpfte, bevor er zuerst das knittrige Hemd zufassen bekam, dass er vor dem Training zusammengefaltet in die Tasche gestopft hatte. Die Knopfleiste schlossen die geschickten Finger schnell, und verhüllten den gebräunten Oberkörper Harleys wieder bis zum Schlüsselbein. Dann war es nur noch die dunkle Stoffhose die der dunkelblonde aus dem Schrank zog- hatte er es doch wenigstens geschafft, diese aufzuhängen und damit nicht in einen Zustand zu versetzen, wie das weiße Hemd. Harley schloss den raschelnden Gürtel noch bevor er sich auf die Bank saß um seine Füße abzutrocknen. Chester war indess gerade dabei, zu den Spiegeln zu gehen, wo das erklingen von Föhngeräuschen Harley aufzeigte, dass der Junge dabei war seine Haare zu trocknen. Was er wohl dabei dachte? Harley war jedenfalls in keiner Weise abgeschreckt worden. Eher hätte er es für komisch befunden, wenn Chester sich sogleich auf ihn eingelassen hätte.
Die Socken wurden dann aber lieber schützend über die ausgekühlten Füße gezogen, und alles andere in die Tasche hinter dem Reißverschluss verbannt. Einzig für das kleine Handtuch war noch Platz gewesen- dass Harley hervorzog um damit seine Haare zu frottieren. Das reichte ihm meist- da seine Haare schnell trockneten, und nur noch mit einem Kamm gerichtet werden mussten, um keine lästigen Kringel zu bilden. Der Föhn war in dieser Zeit auch schon wieder verstummt- und Chesters Schritte waren lauter geworden- bemerkte der Captain der dabei war in seine Turnschuhe zu schlüpfen. Nun fehlte nur noch die dünne, hellgraue Sportjacke- die nicht zur Schuluniform gehörte, und von Harley nach dem Schwimmtraining bevorzugt wurde. Sie musste immerhin nicht vor Kälte schützen, sondern nur von unangenehmen Luftzügen. Kurz langte dabei noch die Hand in die Seitentasche der Jacke- und zog das Handy hervor, auf dem nach einem Tastendruck mit hellblauem leuchten die Nummer Harleys Eltern angezeigt war. Sie mussten mindestens 3 Mal angerufen haben, schätzte Harley kritisch, wobei seine Mimik sich verdunkelte. " War ja so klar.."
Anscheinend hatte Mr. Evans nicht lang mit seiner Drohung gewartet. Aber wie auch immer: nach Hause würde er deswegen nicht gehen- sondern schob das Telefon zurück in seine Tasche, was auch zu Folge hatte dass sein Gesichtsausdruck sich wieder entspannte- selbst wenn ein wenig Restsorge noch im braun seiner Augen haften blieb, und die hellen Goldfäden trübte. Harley ließ es sich jedoch nicht nehmen, dann auf Chester zu zusteuern- der auch den Blick zu ihm gehoben hatte, um ihm etwas zu sagen. Das es Harley jedoch verwunderte, konnte man seinem Blinzeln entnehmen. " Natürlich, wieso auch nicht?" Fragte er daher, und ließ die Hand in den eigenen Nacken wandern, was die Tasche auf seiner Schulter zum rascheln brachte. " Ist doch sicher noch ein bisschen Zeit für einen Snack.." murmelte er, und nickte Chester mit einem Lächeln zu, bevor er mit einem weiteren Nicken in Richtung Klinge wies, die von Chester festgehalten wurde. Die dunkelblonden Haare waren dabei auch schon wieder heller geworden, und nur noch an vereinzelten Stellen so dunkel, dass man fast glauben konnte, der Captain des Schwimmteams hätte einen schwarzen Haaransatz. " Natürlich wenn du noch möchtest.." fügte Harley in einem warmen, fast schon müden Tonfall an, den man von ihm schon kannte.
Chester hatte besorgt die Brauen gewölbt, als er gerade noch mitbekommen hatte, dass Harley einen Blick auf sein Handy geworfen hatte. Jetzt, ein wenig von seinen eigenen widersprüchlichen Gefühlen abgelenkt, trat sein Mitgefühl wieder in Aktion. Während sie in der Dusche gewesen war, hatte er schon fast ganz vergessen, wie er Harley in der letzten Stunde näher kennengelernt hatte. Hatte schon fast vergessen, das dieser eigentlich auch "nur" ein Junge in seinem Alter war, mit ziemlichen Problemen. In der Dusche war er ihm schon beinahe wie ein ganz anderer Harley vorgekommen. "Ich weiß nicht.." murmelte er daher. "Ich dachte, vielleicht bekommst du Ärger.." Den hatte Harley natürlich schon, und was Chester damit eher gemeint haben düfte, wäre wohl dass er dann noch mehr Ärger hätte. "Wäre es nicht besser, dann gleich nach Hause zu gehen, bevor es schlimmer wird?" wusste Chester seine Besorgnis nicht besser in Worte zu fassen. Immerhin wäre es für ihn auch ein Verzicht, er hätte gern noch etwas Zeit mit Harley verbracht, und hatte nicht etwa Interesse daran, ihn loszuwerden. Jetzt traute er sich sogar, die zierliche Hand von der Klinke zu nehmen und damit Harleys Handgelenk zu berühren, wenn dies auch nur flüchtig war, und seine Hand schon wieder herabsank, noch bevor die Berührung zu aufdringlich hätte werden können. "Vielleicht... wenn du magst, könnte ich auch mit zu dir nach Hause kommen.. zum lernen." schlug er dann aber vor, wobei sein flüchtiger Blick Harley streifte, bevor er sich rasch wieder senkte, nun gänzlich verschüchtert. Immerhin kannte er ihn nicht -so- gut; vor allem wollte er aber Ärger vermeiden, und nicht diesen noch weiter anfachen. "Vielleicht.. beruhigen sich deine Eltern ja, wenn du ihnen erklärst das du jetzt sozusagen Nachhilfe nimmst.." murmelte er beschämt. Was das für eine Nachhilfe sein sollte, fragte er sich selbst. Er war doch zwei Stufen unter Harley, und nicht mal in einem der Leistungskurse. Das würde sicher nicht so wirken, als ob er wirklich etwas beibringen könnte. Dabei wollte er Harley doch wirklich helfen..
Harley war sich nicht bewusst gewesen, dass Chester den Blick auf das Handy bemerkt hatte. Ertappt fühlte er sich daher und musste seinerseits den Blick senken, und seine Stimmung unterhalb der dichten, wenn auch kurzen Wimpern verbergen. Erst, als an seinem Handgelenk eine zarte Berührung fühlbar wurde, sollte Harley die Nase heben, so dass sein Blick Chesters Finger noch einfangen konnte, ehe sie sich wieder in ihrer flüchtien Berührung verabschiedeten. fast so, als wäre die Berührung niemals geschehen.. so sanft und angenehm war sie gewesen, dass diesmal Harley den Vergleich eines Traumes heran zog und seinen suchenden Blick an dem Blondschopf festmachte. " Ich weiß nicht.. die wollen wohl einfach nur wissen, wo ich bleibe.." murmelte er- nicht wirklich gewillt, Chesters Vorschlag nachzukommen und einzuwilligen, doch lieber nach Hause zu gehen. Fast schon war es soweit gewesen, und Harley wäre in den tristen Gedanken versunken. Zu verhindert wusste Chester dies indem er noch etwas anzufügen hatte. Da er so schüchtern war, so scheu und zurückhaltend, hätte Harley niemals erwartet dass Chester vorschlug, mit ihm nach Hause zu kommen, und ihm Nachhilfe zu geben. Dabei störte es Harley nicht mal, dass der Junge zwei Jahrgänge unter ihm war...er kam sich dabei nicht komisch vor, von ihm Hilfe zu bekommen, Verständnis für naturwissenschaftlichen Fächer zu entwickeln. Der Dunkelblonde wunderte sich nur über Chesters überwundene Scheu. Anscheinend vergas er alles, sobald seine Sorge ihn ergriff. Eine Eigenschaft die doch schon sehr schwer für so einen jungen Schüler sein konnte, dass Harley ihn am liebsten wieder davor beschützen würde.
" Ich rufe mal an, ist das Okey?" lenkte er daher ein, und kramte in seiner Tasche nach seinem Handy während er den Blick auf Chester gerichtet hielt. " Dann sage ich ihnen bescheid, dass wir zusammen lernen werden.. wir werden ja sehen, wie sie es aufnehmen." Klang Harley immer noch besonnen unr ruhig- wenn auch immer noch ein wenig bedrückt. Bei dem Gedanken an seine Eltern, wusste Harleys Trübsinn doch immer die Oberhand zu gewinnen. Für Chester jedoch, wollte er es wagen- und tippte auf den klickenden Tasten die Kurzwahl seiner Hausnummer, und hob das Telefon an sein Ohr, wo die Verbindung sich knisternd aufbaute. " Ich bins.." kündigte sich Harley nach wenigen Sekunden an. Entweder trugen sie das tragbare Telefon die ganze Zeit durch die Wohnung, oder hatten regelrecht auf seinen Anruf gewartet. " Ja, ja ich weiß. Deswegen rufe ich ja an." konnte Harley, dessen Stirn sich wölbte und kleine Sorgenfalten warf- nicht ganz seinen Ärger und Ungeduld aus der Stimme halten. " Ich habe mich mit Chester unterhalten. Er geht ist in meinem Team." erklärte er seinem auferegten Vater am Telefon weiterhin. " Nein, hör mir doch zu." seufzte der Captain und schloss die Augen. " Er ist gut in der Schule, er wird mir helfen für Physik zu lernen. Kann ich ihn mitbringen?" fragte er an, ohne ausfallend zu werden, oder ein weiteres Mal einen Ausbruch seiner Ungeduld kenntlich zu machen. Für außenstehende war nur ein gemurmel einer wohl dunklen Männerstimme zu hören- auf die Harley hin nickte. " Ja, heute..genau. Das kommt nicht mehr vor." Zumindest schien Harleys Vater zufrieden zusein- und gab seine Zustimmung. " Ist gut.." konnte man Harley noch murmeln hören. Seine Hand glitt aus dem Nacken, und sank an seine Seite herab, wo sie Flucht in der Hosentasche suchte.
Der Captain legte dann schließlich auf, und suchte nach einem ausgestoßenen Atemzug Chesters Blick mit einem müden Lächeln. " Er hatte nichts dagegen, mein Vater." klärte er ihn zunächst auf, und scharbte mit dem Turnschuh auf dem Fließenboden. " Er hat versucht mich anzurufen, weil er noch arbeiten geht, und mein Lehrer schon angerufen hatte. Meine Mutter ist aber noch da und bleibt..ich hoffe das ist okey für dich. Sie weiß bescheid, dass du mitkommst.." Erzählte Harley weiterhin und senkte den Blick kurz auf seine Schuhspitze. Lang hielt er dies jedoch nicht aus, und musste nach Chesters Augen suchen, die so hell im Gegensatz zu den eigenen gewesen waren. "Das ich lernen will, hat sie wohl tatsächlich besänftigt." Wollte er Chester nicht vorenthalten, und ließ ihm ein weiters Lächeln zukommen, ehe er ihn wie gewohnt mit der eigenen Schulter anstupste. Die Hand hatte dabei schon die Klinke betätigt und damit den Raum geöffnet, durch welchen Harley mit Chester gehen wollte. Er hoffte nur, dass man ihm nun vor Chester keine Szene machte. Aber so wohl betucht seine Eltern waren, würden sie ihr Gesicht vor jedem Fremden wahren- ob er nun 16 oder 60 war.. " Na, hoffentlich habe ich aufgeräumt." versuchte sich Harley an einem leisen lachen, was doch langsam wieder einfacher ging, und an Chester gerichtet war, auf den der Dunkelblonde noch wartete, ehe er ihn zur Wohnung seiner Eltern führen wollte.
Chester war naürlich nach wie vor angespannt und aufgeregt, weil er eigentlich ziemliche Angst vor Harleys Eltern hatte. Einen Grund gab es dafür keinen, außer eben den, dass dieser nicht das beste Verhältnis zu ihnen hatte - aber Chester brauchte nicht notwendigerweise einen Grund, da ihm annähernd alles irgendwo Angst machte. Wahrscheinlich war er auch nur besorgt, dass die Eltern ihn aufgrund seines Alters - oder dem Mangel an Leistungskursen - ablehnend begegnen könnten. War man so empfindsam wie Chester, musste man ihm nicht einmal etwas tun, damit er sich unwohl fühlte. Es reichte oft genug schon aus, wenn er das Gefühl hatte, nicht willkommen zu sein. Deswegen war er so schüchtern und zurückhaltend, versuchte möglichst unauffällig zu bleiben und sich in nichts einzumischen. Da ersparte er sich Zurückweisungen. Leider schloss man so auch nicht besonders viele Freundschaften, aber das hatte er ja durch die Mitgliedschaft im Schwimmteam kompensiert, wo er mit Gleichaltrigen zusammen war, und zumindest bei den Wettkämpfen auch immer ein wenig herumkam, was ihm sonst versagt blieb.
Wenigstens aber erfuhr er nach dem Gespräch, das Harleys Vater arbeitsbedingt nicht anwesend sein würde. Seine Mutter würde zwar noch anwesend sein, und sich bestimmt ein Bild von ihm machen wollen.. aber dagegen konnte er nun auch nichts mehr machen, außer eben zu versuchen so normal wie möglich zu wirken. Vielleicht, hoffte er wenigstens, ging es ja auch gut.. "Ich rufe besser auch mal zu Hause an, bevor sich meine Eltern Sorgen machen." war es dann Chesters Stirn, die sich leicht umwölkte, während er hinter Harley durch die Tür schlüpfte, und ihm den Gang entlang nach tapste. Das Handy befand sich noch immer in seiner Jackentasche, wo er es zurückgelassen hatte, und war ein flaches schwarzes Modell. Chester hatte ohnehin nicht viel verwendung für etwas moderneres mit mehr Funktionen. So tippte er einfach seine Hausnummer ein, wo er diesmal seine Mutter erwischte. "Hallo Mama." begann er das Gespräch, bei welchem er nicht so viel zu Wort kam, aber genug um zu erzählen, das er länger in der Schwimmhalle gewesen wäre, und jetzt noch mit zu Harley ging um zu lernen. Dass seine Mutter nicht allzu begeistert war, konnte man sicherlich heraushören, Chesters Gesicht blieb aber gleichmütig. Es war immer so, sie hatten ja nichts dagegen wenn er mal etwas unternahm, es war nur immer zu gefährlich, er sollte auf dieses und jenes achten.. "Mach ich doch immer." sagte er daher. "Ich komm auch rechtzeitig zum Abendessen nach Hause." versprach er dann noch, bevor er sich verabschiedete. Sie hatten indes schon den Badbereich verlassen, was in Ordnung so war, weil Chester nun auch gar nichts mehr aus der Kantine haben wollte. Er fühlte sich ziemlich geschafft, müde vom Training und etwas überreizt von den vielen Eindrücken die in so kurzer Zeit auf ihn einprasselten, woran er schlichtweg einfach gar nicht gewöhnt war. Er hoffte nur, dass Harleys Eltern sich wirklich beruhigten.. die nicht unbedingt ausgeprägte Menschenkenntnis ließ ihm nämlich mutmaßen, das der störrische Harley wohl eher geneigt war, alles wieder hinzuschmeißen, wenn sich kein rascher Erfolg zeigte. Chester verstand das; wofür sollte er sich auch verbiegen, wenn er immer noch als der Böse dastand? Er hoffte nur eben, das es so weit nicht kam. "Also, bei mir geht zumindest alles klar.." sagte er daher, weil ihm nichts besseres einfiel. "Es braucht sicher nur etwas Zeit, bis alle gemerkt haben das du es ernst meinst... dann wird das bestimmt auch." sagte er ohne echte Überzeugung. Zwar wollte er es gern glauben, aber war von Natur aus eben ein übervorsichtiger Zauderer. Der Vorfall in der Dusche war dabei schon fast gänzlich aus seinen Gedanken verschwunden, fast so als wäre es wirklich nur ein Traum gewesen.
Es war nicht so, dass Harley in seinem Temperament gleich aufgab, wenn ihm etwas nicht leicht fiel. Misserfolge gehörten zum Leben, und jene war er bereit einzugehen wenn er daraus lernen konnte. Wieso sollte er dann eine Chance hinschmeißen, die ihm Zeit mir Chester einbrachte? Das konnte der Junge aber auch noch nicht wissen. Viel miteinander geredet hatten sie nie, und schon gar nicht so viel Zeit miteinander verbracht, dass es ihm leichter gefallen wäre Harley einzuschätzen. Dieser war vielschichtiger, wie man auf den ersten Blick vermutet. So wie er genau unterschied, wer es verdiente, sein Temperament zu spüren zu bekommen, und wer nicht- so wusste er auch genau, dass er nicht der Typ dafür war- etwas hinzuschmeißen und damit aufzugeben. Das passte einfach nicht zu ihm..dem Captain, der auch nicht das Versprechen vergessen hatte, dass er Chester in der Dusche gegeben hatte. Er würde bei ihm bleiben..und deswegen nicht leichtfertig das lernen aufgeben, wenn es keine Erfolge erzielte. Aber das würde der Blonde schon noch bemerken, dem Harley bei seinem Telefonat lauschte.
"Waren sie sehr besorgt?" erkundigte sich Harley bei Chester schließlich, als dieser ein wenig mutlos Zuspruch suchte, indem er meinte es würde schon alles gut gehen, wenn seine Eltern- die Harleys, bemerkten dass ihr Sohn es ernst meinte.. "Ach..ich mache das ja nicht für sie, für irgendwem. Ich will ja im Team bleiben..und lerne deswegen." murmelte Harley schließlich und schob wieder eine Hand in seine Hosentasche. Die andere hob er an, um sie mit dem Handrücken an Chesters Oberarm klopfen zu lassen. " Ich bringe dich später auch nach Hause, wenn du essen musst." ließ er seinen kleinen Freund wissen, der wieder so vorsichtig und verloren wirkte, dass Harley ihm am liebsten den schützenden Arm umgelegt hätte. " Meine Mutter ist ganz okey, weil sie eh immer viel zutun hat, wenn sie einmal zu Hause ist. Meistens arbeitet sie am Computer und man siehst sie erst wieder am nächsten Morgen am Frühstückstisch, wenn sie nicht schon wieder im Büro verschwunden ist." Erzählte er ihm ein wenig von seiner Mutter, und führte Chester bis zum Wohnbereich. In einem höheren Stockwerk, dass sie über den Fahrstuhl erreichten- waren sie schließlich angekommen- und Harley zückte seinen Schlüssel. Wie er aber diesen auch umgedreht hatte, und sich einlass verschaffte, war es aber auch schon eine doch recht hübsche Frau mit hochgebundenen, hellbraunen Haaren und Brille, die auf sie zusteuerte. Ihre hellblaue Bluse saß ordentlich und ließ vermuten, dass Harley seinen Ordnungssinn nicht von ihr geerbt haben konnte. " Da seit ihr ja.." begrüßte sie die Jungs und wandt sich an den kleineren, blonden Jungen, da Harley schon dabei war seine Turnschuhe abzustreifen, und dafür seinen Kopf gesenkt hatte.
"Ah, du musst dann der Freund von Harley sein." Fasste sie zusammen und schenkte dem jungen Chester ein Lächeln. Das er im Vergleich zu Harley so klein und jung wirkte, störte Mrs. Owen wohl nicht. Da sie auch nicht besonders gut sah- und in dem Flur keine guten Lichtverhältnisse herrschten- stellte sich auch rasch wieder die hektik ein. " Harley? du weißt ja wo alles steht, ich muss nun wieder arbeiten. Ich hoffe, ihr tut wirklich etwas für die Schule.." Gab sie ihrem Sohn noch auf dem Weg, ehe sie an den Jungen vorbei zog um das Arbeitszimmer zu erreichen. Harley, der seine Schuhe schließlich mit dem Fuß beiseite schob, zeigte Chester wo er seine Schuhe hinstellen konnte, und öffnete zunächst die Tür zum Wohnzimmer- was doch schon viel größer und freundlicher wirkte- da es an einer Wand von großen Fenstern verglast worden war. " Soo.." zog er mit einem seufzen lang- und ließ die Schultern sinken. Nun, als er und Chester dem prüfenden Blick seiner Mutter entgangen waren, fühlte sich der Captain auch schon etwas besser. " Hier ist der Wohnbereich..die Küche ist mit inbegriffen.." wies er kurz mit einem Nicken in Richtung Küche, die offen war und in den Wohnbereich über ging. Dabei konnte man langsam erkennen, das der Raum nicht übermäßig groß gewesen war- sondern nur so wirkte, weil er so hell gehalten war. Technik fand man in Form eines Fernsehers vor, sowie einer kleinen Musikanlage. Mehr Wert wurde hier wohl auf Grünpflanzen gelegt. Abgerundet wurde das Bild durch einen länglicheren Holztisch, der rustikal im dunklen Holz gefasst war, und mit vier Stühlen bestückt war, während der helle Teppich die Füße ein wenig einsinken ließ. "Möchtest du was trinken Chester?" Fragte Harley schließlich, während er nach dem Blonden mit einem Blick über die Schulter suchte. Schließlich drehte er sich um, und lockte den Jungen mit einer winkenden Bewegung der Hand näher. Das Lächeln auf seinem Gesicht, wurde dabei ebenso wieder heller. "Und hier ist mein Zimmer.." wollte er ihm zeigen, und führte ihn zu einer hellen Holztür, die er sogleich aufschob.
Unverkennbar war dieser Raum wieder hell gehalten..doch beinhaltete er mehr Leben und Wärme, wie der Rest der Wohnung. Der Teppich war in einem weichen Beige-Ton gehalten, und vor dem Bett- rechts neben dem Fenster fand man einen kleinen flauschigen Vorleger vor. Links vom Fenster, befand sich der Schreibtisch, sowie ein kleines, flaches Notebook, dass sich von der hellen Unterlage abhob, die einen Aufdruck vom Meer zeigte. Über dem Schreibtisch, hingen die kleine Medallien und Urkunden, die Harley während seiner 'Karriere' im Schwimmteam gemacht hatte- und auf die er doch recht Stolz gewesen war. eine kleine Tischlampe durfte dabei ebenso nicht fehlen- und lenkte auch nicht von den Fotos ab, die Harley gesammelt hatte, und kreuz und quer zwischen die Urkunden und Medallien verteilt hatte. Die Fotos waren ebenfalls Aufnahmen vom Team- worunter auch verienzelte Schnappschüsse von Chester gewesen waren. Bei einem Bild, hatte der Captain dem Jungen durch das blonde Haar gestrubbelt- unwissend, vor sich den Jungen zu haben, für den er einmal etwas empfinden würde.. " Na..wenigstens habe ich es ordentlich hinterlassen.." meinte Harley schließlich, und gab Chester Zeit sich umzusehen. Ein hellbrauner Holzschrank, indem Harley seine Sachen aufbewahrte, befand sich hinter der Tür und konnte erst auffallen, wenn jemand die Tür schloss. Das Zimmer war einfach.. und doch konnte man bei genauerer Betrachung immer mehr Kleinigkeiten entdecken, wie beispielsweise kleine, bunte Kissen auf dem Bett- oder die kleine Decke, die aus mehreren Flicken bestand. Kleine Schiffchen und bemalte Kunstvögelchen, die wohl aus Gips gewesen sein mussten. " Setz dich doch irgendwo hin, am besten auf's Bett." schlug Harley freimütig vor, und schenkte Chester ein weiteres Lächeln. Die Unterlagen würde er dann schon noch heraus suchen. Ersteinmal wollte er, dass Chester ankam, und die Eindrücke verarbeiten konnte- die auf ihn eingebrochen waren. Und enden sollten sie nicht- denn eines der Kissen, sollte sich regen und aufzeigen- nicht ganz unlebendig zu sein. Eine Katze, mehrfarbig und wohl schon etwas älter, streckte sich und legte die schwarz gefleckten Ohren an, bevor sie maunzend vom Bett hüpfte und zwischen Harley Beine schlüpfte. " Hey du.." grüßte der Captain den unbemerkten Stubentieger, der schon dabei war, an Chesters Beinen entlang zu schleichen, und schließlich in den Wohnbereich tapste.
"Ach.. die machen sich immer Sorgen." wehrte Chester ab. Es war ja auch wirklich so, sie waren überbesorgt, aber zumindest nicht mehr in dem Maße das er erdrückt davon würde. Er war nicht mehr so krank, wie als Kind, und was davon geblieben war, würde lebenslänglich so bleiben. Daran konnte man nichts ändern, und besser acht geben, als er es jetzt schon tat, konnte er schließlich nicht mehr. "Genau.. es geht ja um dich." war es dann ein schwaches Lächeln der Zustimmung, die Chester noch zu geben wusste, wo er doch recht nervös war. Den Blick hob er erst, als Harley ihm mit den Handrücken gegen den Arm klopfte und sah ihn fragend an. "Oh, das ist aber nett, danke." freute er sich dann aber zumindest ein bisschen, das Harley ihn nach Hause bringen würde. "Wir essen immer um sechs." wollte er ihm dann noch bescheid sagen, damit Harley sich darauf einstellen konnte, wann sie wieder los mussten. Es überraschte ihn jedoch, dass Harleys Eltern tatsächlich so viel arbeiteten, obwohl ihm die Information nun nicht mehr neu war. Er hatte nur wirklich nicht damit gerechnet, dass sie immer beschäftigt waren. Seine Eltern hatten ziemlich geregelte Arbeitszeiten, die genug Freiraum ließen, für ihren Sohn da zu sein. Als er jünger gewesen war, sogar noch mehr als heute.
Endlich angekommen wurde Chester ganz schön flau im Magen, aber kneifen konnte er jetzt natürlich nicht mehr, weswegen er überaus scheu nach Harley in die Wohnung trat, und sich dabei kaum traute, den Blick vom Fußboden zu heben. Schneller, als er aufblicken konnte, war ihre Ankunft aber schon bemerkt worden, und Harleys Mutter in der Diele erschienen. Das gute Aussehen, das Harley besaß, konnte zweifellos von seiner Mutter kommen, bei welcher Chester schon glaubte, gewisse Ähnlichkeit zwischen Mutter und Sohn zu erkennen. "Guten Tag Mrs. Owen." grüßte er daher höflich, wobei er rasch den Blick wieder senkte, sich dann aber erinnerte, dass man das als Unhöflichkeit werten konnte, weshalb er dann doch wieder aufschaute und ohne nennenswerte Pause hinzufügte "Ich heiße Chester Velasgo und besuche mit ihrem Sohn gemeinsam das Schwimmteam." Viel mehr als das schien sie auch gar nicht wissen zu wollen, zumindest entnahm Chester das den Worten, dass sie nun wieder an die Arbeit musste. Das ging natürlich vor, und ließ den etwas blassen Jungen aufatmen. "Hat mich gefreut, sie kennenzulernen Mrs. Owen." hatte er noch rasch angefügt, als sie mit einer kleinen Wolke eines wohlriechenden Parfumes an ihm vorbei zum Arbeitszimmer geschwebt war, und ihn mit Harley allein zurück ließ.
Noch immer fest seine Tasche zwischen den Finger haltend, folgte er Harley in die Wohnküche. Der Grundriss war dabei nicht unähnlich dem bei ihm zu Hause, wobei sich die Einrichtung in einigen Punkten doch unterschied. Das war aber nicht ungewöhnlich, denn beim Bau des Komplexes hatte man einheitliche Wohnmodelle gewäht, so dass die meisten Wohnungen relativ gleich waren. "Hübsch habt ihr es hier.." murmelte er, obwohl er sich dabei kaum getraut hatte, sich groß umzusehen. Eben nur das, was man bei einem raschen, schüchternen Blick eben so mitbekam. Meist blickte er ja ohnehin zu Boden. "Vielleicht ein Wasser.. oder irgend einen Fruchtsaft." entgegnete er dann jedoch zumindest auf die Frage, ob er etwas trinken mochte. Für gewöhnlich sagte er immer nein, aber nachdem er sich heute schon so verausgabt hatte, wäre es entschieden zu lang wenn er bis zum Abendessen nichts mehr zu sich nahm. Chester war deswegen auch ganz froh, als Harley ihn in sein Zimmer führte. Ein bisschen neugierig zumindest war er auf dessen Zimmer schon gewesen. Er hatte sich nie direkt gefragt, wie es dort wohl aussehen könnte, aber so nahe davor es herauszufinden, hatte sich die Frage eben doch aufgetan. Hinter der Tür fand sich dann ein angenehm heller Raum, nicht so ordentlich wie der Wohn- und Essbereich, aber dafür auch gemütlicher. Es war eben ein Jungenzimmer, und kein Abdruck aus einem Möbelkatalog.. Chester, der sich nun doch vorsichtig umzusehen wagte, und seine Tasche in einer Ecke abstellte, wo sie niemandem im Weg stehen würde, fielen die vielen Kleinigkeiten auf, die das Zimmer ausmachten. Das beruhigte ihn zumindest etwas, und die Medaillen gefielen ihm natürlich besonders gut. Er hatte selbst ein paar wenige bei sich im Zimmer. Natürlich nicht so wie Harley - seine eigenen waren ausnahmslos Teilnahme-Medaillen.. aber immerhin, ihn machten sie genauso glücklich, wie ein erster Platz. "Da sind ja sogar Bilder von mir dabei." brachte er mit einem belustigten Schnauben über die Lippen, überrascht von der Tatsache. Er hatte auch ein paar von den Fotos, sie klebten bei ihnen im Familienalbum. "Du hast es wirklich gemütlich hier.." war es dann aber schon ein etwas wärmer, leiserer Tonfall, den Chester anschlug. Bevor er jedoch Harleys Aufforderung nachkommen konnte, sich auf das Bett zu setzen, zuckte er erschrocken zusammen, als eines der "Kissen" plötzlich lebendig wurde. "Oh, eine Katze!" war er überrascht, doch bevor er sich bücken und streicheln konnte, war sie schon an ihm vorbei geschlüpft. "Ich wusste nicht, dass du ein Haustier hast.." sagte er noch, bevor er sich auf dem Bett niederließ, wo zuvor noch die Katze geruht hatte. Inzwischen fühlte er sich ganz schön müde und erschöpft, was man ihm sicherlich auch ansah.
Harley freute sich, dass Chester sein Zimmer zu gefallen schien. Hier war der Junge auch schon etwas entspannter, wie zuvor im Gang, wo er höflich seiner Mutter begegnet war. Jene war sicher schon zu hektisch, um überhaupt bemerkt zu haben, was der süße Blondschopf ihr noch nachgerufen hatte. Und ihm, dem so verqueren Sohn wollten sie etwas von Anstand erzählen.. " He, ja..das war beim letzten Wettkampf, weißt du noch?" Nahm Harley die Bemerkung über die Fotos auf, und ließ seine Tasche auf den Weg zum Schreibtisch hin falle. Hier stützte er sich ab und betrachtete selbst die kleine Collage. " Der Coach hat die Fotos geschossen, wir hatten so viel spaß..Darren war so übermütig am Beckenrand herumgeschlichen, dass er samt Klamotten reingefallen war. Und du warst das erste Mal dabei..deswegen wollte ich auch Schnappschüsse von uns aufhängen!" musste Harley schmunzeln, wobei er sich an den Tag zurück erinnerte."Du hattest doch auch spaß, oder?" Er war gut gewesen und hatte den ersten Platz belegt. Und selbst, wenn seine Eltern für soetwas nichts übrig hatten, war für ihn der Tag im Kreis seiner Teamgemeinschaft umso schöner gewesen, mit welcher er gefeiert hatte. Dann war es aber schon der dickte Kater, der ihre Aufmerksamkeit gefordert hatte, und das Bett freigegeben hatte, auf dem sich Chester schließlich niederließ. " Das ist Herkules!" lachte Harley kopfschüttelnd über den Namen. " Den haben wir vom Vormieter übernommen. Er konnte ihn nicht mitnehmen, weil reisen für so Tiere viel zu aufregend sind.." berichtete er Chester von der Geschichte des Katers, der seitdem schon ziemlich zugenommen hatte- sich aber nicht daran zu sören schien. Das Köpfchen war stehts so stolz und neugierig gerekt- wie das Schwänzchen. Erkennen konnte man ihn vorallem am schwarzen Fleck auf der sonst so hellrosa Nase. " Ich liebe das Kerlchen, aber ich glaube, meine weiche Decke hat er lieber wie mich." schmunzelte er erneut, und strich sich das bereits getrocknete Haar aus dem Gesicht. Nun, wo sein Besuch sich gesetzt hatte, konnte er sich um dessen Verpflegung konzentrieren.
" Ich hole uns nun was zu trinken, und zu knabbern. Ruh dich ruhig aus." riet Harley seinem Blondschopf, bevor er aus der Tür ging, die er immer noch geöffnet ließ, damit er Chester hören konnte, fals er etwas sagte oder brauchte. Beruhigt darüber, konnte er auch nun in die Küche gehen, und zwei Gläser aus dem Schrank holen, die er mit Multivitaminsaft aus dem Kühlschrank füllte. Damit die Getränke noch ein wenig Zimmertemperatur annehmen konnten- bereitete er gleich noch eine kleine Schüssel vor, die er mit einer bunten Serviette auslegte. Schokokese sollten darauf gebettet werden, und schließlich auf ein kleines Plastiktablett finden, auf welches sich auch die Gläser gesellen sollten. Harley hoffte zumindest, dass Chester sowas mochte, und spickte die Zwischenräume zwischen den Keksen noch mit halben Wallnüssen, die er selbst so gern as.. Zufrieden mit seinem Werk, sollte er das Tablett sicher zurück in sein Zimmer balancieren, und es auf das kleine Nachtschränkchen zwischen Schreibtisch und Bett abstellen, nachdem er die Tür zu geschoben hatte. " Ich hoffe, du magst Multivitaminsaft..er ist noch ein bisschen kalt." warnte er Chester dabei, und schob das Tablett soweit, dass es sicher stand, und er sich selbst auf das Bett neben Chester setzen konnte, dem er sein Glas reichte. "Bitte.." murmelte er, und wartete bis Chester sein Glas genommen hatte. Er selbst schnappte sich eine Wallnuss und streckte sich auf seinem Bett, auf dass er sich schließlich auch zurückfallen ließ. " Gefällt es dir denn? Ich hoffe, du kannst dich hier wohlfühlen.." erkundigte er sich noch mit suchendem Blick bei Chester, der noch saß.
"Nun bin ich aber platt.." schnaubte der Captain des Schwimmteams erschöpft, und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf, was es ihm erleichterte Chester zu betrachten. " Entschuldige auch bitte nocheinmal meine Mutter. Sie ist immer ziemlich im Stress. Dabei kann ich dir selbst kaum sagen, was sie den ganzen Tag macht. Ich verstehe davon zu wenig..aber ich glaub sie mag dich." murmelte Harley, der zwar über eine gute Kondition verfügte- aber dennoch nicht der Erschöpfung entging, die das schwimmen mit sich brachte. "Hey, du musst doch auch so müde sein..du hast heute sogar mehr geleistet, wie ich." fiel Harley dann auch mit einem Augenaufschlag ein, der es verhinderte dass die Lider doch gänzlich zufielen- und es wohl nicht mehr so schnell geschafft hätten, den Blick wieder freizugeben. Aber nun konnte sich Harley auch mehr erklären, wieso Chesters Eltern sich so sorgen gemacht hatten, wenn ihr Junge den ganzen Tag unterwegs war...und den Abend dann auch noch bei einem Freund zubrachte. Bei einem Freund, der eigentlich kaum jemanden bei sich eingeladen hatte. Vielleicht waren einmal auf einen kurzen Besuch einige Mitglieder des Schwimmteams da gewesen- aber auch nur bis die Eltern wieder nach Hause gekommen waren, die sonst sicher nicht erfreut gewesen wären, einen Haufen Schwimmer in ihrer Wohnung zu haben.
Chester machte es nichts aus, wenn Harleys Mutter sich im Stress befunden hatte, und ihn deswegen gar nicht richtig registriert hätte - oder zumindest das, was er gesagt hätte. So lange er keinen schlechten Eindruck hinterließ, war für ihn zumindest alles in Ordnung. "Ja, ich erinnere mich.." war es dann aber ein kleines Schmunzeln auf Chesters Lippen. "Wie könnte ich das auch vergessen?" Es war schließlich das erste Mal gewesen, das er allein von zu Hause weg war, selbst wenn es nur ein kleiner Tagesausflug aufs Festland gewesen war, wo sie gegen ein örtliches Schwimmteam angetreten waren. Chester war so stolz gewesen, dass Harley den ersten Platz belegt hatte. Dass er selbst keine Medaille gewonnen hatte, war deswegen auch nicht schlimm gewesen. Er hatte nämlich eine Urkunde ausgestellt bekommen, die die Teilnahme am Wettkampf bestätigte, und was konnte außerdem mehr wert sein, als einen schönen Tag verbracht zu haben? Für Chester jedenfalls nichts, selbst wenn er inzwischen wirklich ein paar wenige Medaillen besaß. "Ein Glück dass meine Eltern mir Ersatzkleidung eingepackt hatten, sonst hätten wir Darren tropfnass mit zurück nehmen müssen." erinnerte er sich belustigt daran zurück, dass die penible Übervorsicht seiner Eltern manchmal auch ganz praktisch war. Von dem Moment an hatte er sich auch als richtiges Mitglied des Teams gefühlt..
"Was, Herkules?" lachte er dann aber seinerseits über den Namen des Katers. "Ist er denn auch so stark, wie sein Name vermuten lässt?" Chester war aber ziemlich überrascht, zu erfahren das der Kater gewissermaßen zum Inventar gehörte. Es gab im Komplex auch relativ wenig Tiere, sah man von Kleintieren wie Hamstern oder Meerschweinchen ab. Fische erfreuten sich auch großer Beliebtheit, aber er zumindest besaß gar kein Tier. "Ach.. ich glaube das nicht.. dass er die Decke mehr mag als dich." lächelte er dann schüchtern, Harleys Worte ernst nehmend, auch wenn dieser sehr wahrscheinlich nur einen Scherz gemacht hatte. Chester indes hatte auch vor, Harleys Rat zu folgen und sank ein wenig in sich zusammen, nachdem Harley wieder im Wohnbereich verschwunden war, und schloß die Augen. Er fühlte sich nach dem Training meist ausgelaugt und müde, das war heute nicht anders. Eher sogar noch ausgeprägter, weil er wesentlich länger im Wasser gewesen war als sonst. "Hm?" machte er dann jedoch, und öffnete die Augen wieder, als er Harleys Stimme das nächste Mal vernahm. Dieser war mit einem Tablett zurückgekommen, auf dem Chester zwei Gläser mit Saft, und einer Schüssel entdeckte. "Oh.. na klar mag ich das." antwortete er dann, nachdem sich ihm der Sinn der Frage mit etwas Verspätung erschlossen hatte. "Danke schön." bedankte er sich dann aber auch höflich, bevor er sein Glas an sich nehmen konnte. "Es gefällt mir sehr gut." antwortete er auch auf Harleys Frage, bevor er einen großen Schluck nahm. "Dein Zimmer ist wirklich schön." versicherte er dann noch einmal, dass es ihm auch wirklich gefiel. Immerhin war es ja auch Harleys Zimmer.
"Ach, wegen deiner Mutter." beschwichtigte er dann, während er halb auf die Schüssel mit den Keksen linste. "Das ist doch in Ordnung.. ich hätte mich sicher eher unwohl gefühlt wenn sie mir mehr Aufmerksamkeit geschenkt hätte. Sowas macht mich immer nervös.." gestand er dann, bevor er das Glas wieder zurück auf das Tablett stellte, bevor er es nur unnütz und nervös zwischen den Händen gedreht hätte. "Ich bin auch totmüde." gab er dann aber auf Harleys Worte hin zu und hob die Hand, damit er sich mit dem Handrücken über die Augen reiben konnte. "Manchmal ist es ein bisschen lästig, so schwach zu sein, so wie heute zum Beispiel.. aber das geht bestimmt jedem so." versuchte er noch halbwegs die Kurve zu bekommen, bevor es sich in Harleys Ohren wie Jammern anhörte. Außerdem wollte er nicht, dass Harley schlecht von ihm dachte.. Chester zumindest wusste, dass seine Eltern sich nur Sorgen machten weil er so viel Unterwegs war - dass er bei Harley war bedeutete wohl eher noch einen Pluspunkt, denn den kannten sie ja, wenn auch nur flüchtig. Da waren zum einen die Fotos, zum anderen hatten sie es sich wann immer die Möglichkeit bestanden hatte, nicht nehmen lassen beim ein oder anderen Wettkampf aufzukreuzen um zuzuschauen, was Chester extrem peinlich fand, und hatten dabei natürlich auch Harley und die anderen Jungen gesehen. "Also, ich hab meine Bücher leider nicht dabei, aber wenn du deine Schulbücher hier hast, kann ich mir ja zumindest mal ansehen was ihr gerade durchnehmt.." kam er dann aber auf den Grund zurück, aus dem er eigentlich mit zu Harley nach Hause gekommen war. Er kam sich sonst ziemlich fehl am Platz vor, weil Harleys Mutter ja schon ausgesprochen hatte, dass sie hoffte, sie taten auch etwas für die Schule. "Wenn ich nicht begreife um was es geht, kann ich es mir sicher erklären lassen und dir dann damit weiterhelfen.. ich bin nicht so schlecht in Naturwissenschaften." Er war zwar auch nicht unbedingt gut, aber befand sich wie bei den meisten Fächern im Mittelelfeld. Irgendwo zwischen Note 2 und 3 lag er zumeist, und das war gut genug, um die Zusammenhänge zu begreifen.
Harley mochte es Chester beim trinken zu beobachten. Dabei fiel ihm auch ein, dass der Junge sicherlich Hunger haben musste. Hunger, den der Captain selbst noch vor nichteinmal einer Stunde selbst noch empfunden hatte- und der nur durch die vielen gesammelten Eindrücke in den Hintergrund gerückt war. Das erste Mal war es jedenfalls nicht- was man an Harleys Körper unscharf erkennen konnte. Wo andere doch recht schnell im Team durch so viel Training Muskeln ansetzten- waren sie auch nicht so ausgeprägt wie bei anderen Sportlern- bestach Harley meist durch Kondition und Zähigkeit. Das es ihm aber an nichts fehlte, machte sich schon an seiner gesunden Gesichtsfarbe zu erkennen. Niemand konnte zumindest behaupten, Harley je einmal blass erlebt zu haben..und wenn er auch noch nie ein besonderer Freund von Schule gewesen war, so war er zumindest niemals krank gewesen. Anders- wie Chester..vermutete der Captain dessen braune Augen noch immer an dem Jungen hafteten, der die Erinnerungen an den ersten gemeinsamen Wettkampf wachrief. Harley hatte damals noch alles ganz anders wahrgenommen.. viel kameradschaftlicher, leichtlebiger wie heute- wo er Chester unter ganz anderen Blickwinkeln betrachtete. Damals hatte er Darren seine Sachen geliehen, und damit nicht nur Manschaftsgeist udn Freundlichkeit bewiesen.."Ha, der hätte sonst mit Badehose heimfahren müssen." lachte Harley dann aber aus seinen Gedanken heraus und drehte sich auf die Seite. Dabei nutzte er den eingebeugten Ellenbogen, um seinen Kopf so zu stützen, dass er immer noch Chester betrachen konnte. " Da hätten die anderen Passagiere auf dem Schiff aber geschaut." schmunzelte er immer noch beschwingt, wobei er ein Bein auf das Bett zog, und damit den weichen Stoff der Decke zum rascheln brachte.
" Nunja.." Musste er dann aber wieder versuchen, ernsteren Tonfall zu wählen. Doch spätetsens nach den ersten Worten, sollte ein belustigter Laut das Bild der Ernsthaftigkeit ankratzen. " Er ist stark darin, abzuräumen. Man sollte nirgendwo unbeaufsichtigt etwas wertvolles stehen lassen, das leicht zerbricht. Sonst wird es..." unterbrach Harley, und hob seine freie Hand, um mit ihr eine Art Tatze zu bilden, mit welcher er den Eindruck erwirkte, in der Luft etwas zu schlagen- wie etwa nach einer Fliege. " ..mit der Pfote oder dem Schwanz heruntergefegt." endete er wieder mit einem leisen lachen, und zog die Hand wieder an den eigenen Bauch. " Aber mutig ist er auch. Er greift sogar den Staubsauger an, wenn man den Aufstecker abnimmt, und ihm das Rohr hinhällt. Das habe ich mal zufällig entdeckt, als ich das Teil mal reinigen musste. Herkules ist aufgesprungen, und hat seine Tatze immer wieder auf die Öffnung gelegt, und sich garnicht davor erschreckt, dass da Luft rausgeschossen kommt." Machte es Harley sogar Spaß, über den Kater zu erzählen. Das waren alles Dinge, die er gewiss nicht mit seinen lockeren Bekanntschaften geteilt hatte- die vielleicht meinten, seine Freunde zu sein..aber garnicht als solche angesehen wurden. Nett konnte Harley auch sein, ohne jemanden direkt an sich heran zu lassen..so wie Chester.
"Oh, da bin ich aber erleichtert, wenn sie dich nicht vergrault hat." wartete der Dunkelblonde ab, bis Chester sein Glas abgestellt hatte. Er selbst hatte noch garnichts großartig trinken können.. vielleicht, weil er selbst irgendwo noch aufgeregt war- und den Moment der 'gemeinsamen' Dusche nicht vergessen hatte. " Ich würde mich immerhin freuen, wenn du öfter vorbei kommen würdest." Wollte er dem Junge noch vermitteln, und ließ die Augenlider herab sinken. Von ihm aus, mussten sie garnicht lernen. Nicht an diesem anstregenden Tag. Nachdenklich war der Captain des Schwimmteams aber vorallem gestimmt, weil Chester seine Schwäche zur Ansprache brachte..wenn auch so kurz, dass der Junge bei jedem anderen, unaufmerksameren Zuhörer damit durchgekommen wäre, seinen Kummer zu verbergen. " Chester? fragte er schließlich, und hob den Kopf, was zur folge hatte, dass sich dieser von der bequemen Armstütze lösen musste- und zu de Blonden aufschaute- wie es sonst umgekehrt der Fall gewesen war. Bevor er jedoch weiter sprach, stützte sich der Dunkelblonde wieder vom Bett ab, und setzte sich wieder neben Chester auf. Das Bein, dass er zuvor an den Körper gezogen hatte, hob er auch nun an- so dass der Fuß sich an der Bettkannte abstützte, und ein Arm sich um die Kniebeuge schließen konnte. Mit dem anderen Arm griff Harley über sich, und da der Teller hinter dme erhobenen Knie stand- konnte man nur am rascheln erkennen, dass Chester sich am tablett zuschaffen machen musste. Er zog schließlich einen Keks hervor, den er dann wiederum Chester vorhielt. Fast an die Lippen reichte das Gebäck schon- hinter dem sich mit dem verschieben des Daumes erst im letzten Augenblick ein zweiter Kerks enttarnte. Harley nickte Chester zu- damit der Junge sich einen Keks nehmen konnte. Erst dann würde er sich den anderen nehmen. " Was hast du eigentlich für eine Schwäche, dass deine Eltern sich solche sorgen machen?" Formulierte er schließlich in seinem weichen, tieferen Ton, in dem die sanftmut steckte, die man von Harley nur selten gewohnt war. Dieser senkte nun auch seinn Blick auf Chesters Nasenspitze. " Ich finde..du hast dich heute sehr gut geschlagen.." murmelte er dabei noch, wieder in seine tieferen Gefühle verfallend, die in ihm wuchsen. Ihm war es egal, wie schwach Chester war. Für ihn, war er einfach nur Chester gewesen..Freund, Teammitglied- und herzlichstes Wesen was er je getroffen hatte..Und dennoch wollte er wissen, was es mit dieser Krankheit oder Schwäche auf sicht hatte. Es war immerhin alles interessant und wichtig, was den Jungen betraf.."Für mich macht es keinen Unterschied ob jemand viel Kraft besitzt, oder nicht..darauf kommt es doch nicht an, oder?" Fragte Harley erneut nach der Meinung des süßen Chesters. Die Bücher konnte er auch wenn später holen. Seine Mutter würde schon nicht in das Zimmer kommen um zu kontrollieren, was sie taten. Und nach einem so anstregenden Training, wäre wohl kaum ein Kopf aufnahmefähig genug, um sofort zu begreifen- was ihm normal schon schwer fiel. Zumal Harleys Kopf voller Gedanken und Fragen war, die er erst geordnet haben wollte- bevor er Chester über die Schulter sah- und sich dabei den Stoff erklären ließ, der dem Captain das Schulleben so schwer machte.
Chester lachte herzlich über Harleys Erzählung, was Herkules betraf. Er kannte sich mit Katzen nicht besonders gut aus, hatte deswegen eher die Vermutung gehabt, dass diese allesamt kleine flauschige und verschmuste Fellkugeln waren. Dass jemand so mutig wie Herkules war und einen Staubsauger bekämpfte, erheiterte ihn deswegen ungemein. "Dabei sollen Katzen doch so geschickt sein." schmunzelte er. "Kaum zu glauben, dass Herkules dann alles mit dem Schwanz herunterfegt. Außer natürlich.. ihm gefallen die Sachen nicht, die er kaputt macht." meine Chester völlig ernst, dem die Idee eben erst gekommen war. Er würde sich natürlich nicht trauen, etwas kaputt zu machen das ihm nicht gefiel; aber das konnte bei Katzen ja wieder ganz anders sein, die nicht nach menschlichen Maßstäben gemessen wurden, oder viel mehr sich selbst nicht danach richteten. "Also, wenn es deinen Eltern recht ist, komme ich sicher öfter vorbei, zum lernen." antwortete er dann auf Harleys Worte. "Wenn wir nur einmal zusammen lernen, wir das sicher nicht so viel helfen, deswegen muss es öfter sein.. Wenn es deinen Eltern aber nicht recht ist, kannst du auch mit zu mir kommen, das wäre meinen Eltern wahrscheinlich sowieso lieber." schlug er im Gegenzug auch vor. Chester lud eigentlich so gut wie nie jemanden ein, was aber nicht an den Eltern lag, sondern viel mehr daran das er sich kaum mit jemandem traf. Wenn er nicht in der Schule oder beim Training war, hatte er eh meist nur recht langweilige Hobbys, denen man allein nachging. Zum einen las er sehr gerne, zum anderen verbrachte er Zeit vor dem Computer oder zeichnete. Langweilig wurde ihm dabei eigentlich nie, er war ohnehin ein stiller Zeitgenosse.
"Ja?" fragte er dann, aus seinen Gedanken aufgeschreckt, und hob den Blick der blaugrünen Augen, um Harleys zu begegnen. Vorsichtig beobachtete er Harley, wie dieser sich wieder aufsetzte, und schließlich nach den Keksen angelte, die Chester zuvor schon so unauffällig begutachtet hatte, und nur zu schüchtern gewesen war um einen zu nehmen. Jetzt war der Keks zum greifen nahe, und bei dem eindeutigen Angebot konnte Chester gar nicht mehr anders, als verlegen zu lächeln und nach dem Keks zu greifen. Schon sollte auch ein Stück davon in seinem Mund verschwinden, wobei er umsichtig wie er war die andere Hand unter das Kinn hielt, um die Krümel aufzufangen, und nicht etwa Harleys Bett vollzubröseln. "Oh.. ach das.." sagte er dann, wobei Kopf und Blick sich senkten, und er von Harley weg schaute. "Ich habe eine Erbkrankheit und musste wegen Komplikationen früher auf die Welt geholt werden.. Meine Knochendichte ist viel geringer als die von anderen, weswegen ich mir sehr schnell etwas brechen kann, und auch auf meine Gelenke aufpassen muss... Dadurch dass ich eine Frühgeburt war.. habe ich auch noch ein schwaches Immunsystem." umriss er sein Krankheitsbild ein wenig, ohne zu sehr ins Detail zu gehen. Chester war damit eigentlich relativ offen, wenn jemand ihn fragte, aber bei Harley war er doch ein wenig schüchtern. Er hatte geglaubt, Harley wüsste schon bescheid. Zumindest aber hatte er nicht so geklungen, als ob er es schlimm finden würde. Er hatte so weich geklingen.. das ließ Chester doch ein wenig Mut schöpfen. "Die Ärzte meinten immer das Sport gut für mich wäre, für mein Herz und alles.. aber ich verletze mich einfach zu leicht, deswegen waren Fussball, Baseball und die meisten anderen Mannschaftssporten. Aber schwimmen..." setzte er dann an, wobei ein leichtes Lächeln seine Mundwinkel umspielte "..das zumindest kann ich, und ich finde es schön. Es ist einfach ein Stück Freiheit. Und es hilft mir meine Gesundheit etwas länger zu erhalten." wollte er dann auch diesen positiven Nebeneffekt nicht unterschlagen. Er fand Harleys Worte außerdem so lieblich, weswegen sich sein noch immer abgewandter Blick milderte, und damit wieder seine eigentlich so süße, verträumte Art unterstrich. "Nein, ich finde auch dass es auf Kraft nicht ankommt.. Aber, ich hab dich immer dafür bewundert, wie du bist.. Ich würde mich das alles gar nicht trauen, auch nicht wenn ich absolut gesund wäre." gestand er dann schließlich ohne groß darüber nachzudenken ein. Es war doch auch nichts schlimmes.. jemanden zu bewundern, fand er. Vor allem nicht den Captain seines Teams, der für alle ein Vorbild war, oder zumindest eines sein sollte. Verlegen verschand daher der Rest von Chesters Keks in seinem Mund. "Schmeckt wirklich gut.." lobte er noch, um ein wenig seine Verlegenheit zu überspielen.