Harley konnte seine innerliche Freude im ganzen Körper spüren, als Chester den Keks angenommen hatte. Wie süß er doch dabei gewirkt hatte! Wie schüchtern er seinen Blick gesenkt hatte um an dem Gebäck zu knabbern..und wie umsichtig er handelte indem er die Hand unter sein Kinn hielt und damit Krümel dem Bett fernhielt. Harley kam aus dem schwärmen garnicht mehr heraus- selbst wenn man ihm rein äußerlich nur die Gleichmut anmerkte, die ihren einzigen Gesichtsausdruck darin fand, samtweich zu wirken- zufrieden und gelassen. Innerlich jedoch war er so aufgewühlt- aufgeladen..voller Energie die ihre Bahnen suchte und es in die letzten Winkel schafften. Jedes Glied der Finger...in die Ohren, den Bauch..und natürlich auch das Herz- dass zeitversetzt schlug. Harley konnte es mit einem Adrenalinschub unter Wasser vergleichen, wo der Druckausgleich höher gewesen war- durch die Dichte des Wassers. Der Herschlag fiel unter diesen Bedinungungen schwerer- weswegen auch vom tauchen abgeraten wurde, wenn man nervös war oder ein schwaches Herz besaß- oder einen hohen Blutdruck. Harley jedoch befand das Gefühl nun nicht für ungesund. Es fühlte sich zunächst ungewohnt intensiv an..doch wenn man die ersten Schwinungen überwunden hatte, konnte man schon den Wohlgefallen und das Glücksgefühl spüren, die alle Bedenken und Ängste- oder auch Verwirrungen auslöschten. Niemand würde erkennen können, was sich in Harleys innerem in diesem Moment abspielte..doch das musste man auch garnicht. Der Egoismus griff dabei durch und brachte den sozialen Captain dazu- dieses schöne Gefühl niemals teilen zu wollen..außer natürlich einmal mit Chester selbst. Aber gewiss sonst mit niemanden.
Sorge sollte den friedlichen Harley dann aber doch heimsuchen. Nicht wie eine Gewitterwolke die sein Gesicht zu verfinstern drohte..aber doch eine, die schwer und grau die Sonne daran hinderte , zu scheinen und damit Schatten erzeugte. Jene Schatten waren nun Harleys Augenbrauen, die sich wölbten und eine schmale Stirnfalten in dem charakteristischen Gesicht bildeten. Er lauschte Chester aufmerksam- und bemerkte dabei, wie wenig er doch wirklich über ihn gewusst hatte.. " Verstehe.."murmelte er, aber nicht mit abgewandten Blick- so wie Chester es bedingt seiner Schüchternheit hielt. Es passte zudem zu ihn,und unterstrich damit nur das- was Harley eh an ihm so wundervoll fand.. "Du bist also zu früh auf die Welt gekommen..das hat deinen Eltern sicher auch angst gemacht." Konnte er das übervorsorgliche Elterpaar immer besser verstehen. Ihm selbst ging es ja schon jetzt nicht anders. Mit einem innerlichen seufzen musste er eingestehen, Chester selbst am liebsten wie ein rohes Ei zu behandeln..ihn so zu pflegen, und die ganze Zeit schützend im Arm zu halten. So leicht konnte die dünne Schale brechen..wie die schwachen Knochen von denen der Blondschopf sprach, und es Harley schwer machte weiter auf seinem Keks herum zu kauen. Der Captain gab sich aber mühe- und verbannte das Schokogebäck doch recht schnell in den Mund- was nicht ausließ, dass sich trotz seiner Vorsicht ein Krümel an seinem Mundwinkel festmachte. " ..das heißt also, du musst also darauf achten, dass es nicht schlimmer wird.. das klingt schon nicht gerade einfach." Umschrieb Harley weiterhin im warmen Tonfall, um seine Sorge nicht zu deutlich durchscheinen zu lassen. Er musste sich bei Gelegenheit unbedingt weiter über dieses Krankheistbild informieren, damit er Chester unterstützen konnte, ohne dass der Junge direkt etwas merkte. Er war dem Captain immerhin keine Last. Es war dem dunkelblonden ein Bedürfnis, auf den schmächtigen Jungen mit dem großen Herz zu achten..war es doch so schwach und schutzlos gewesen. " Nun verstehe ich dich aber besser.."' Kam Harley nicht umhin zu bemerken und senkte den Blick, ohne ihn von Chester abzuwenden. " Die Freiheit die du im Wasser empfindest. Du musst dir keine Gedanken machen, dich zu verletzen. Das bedeutet bei dir immerhin mehr, als bei anderen. Wo sich ein anderer einen blauen Fleck holt..kann es bei dir schon einen Bruch bedeuten. Im Wasser kann soetwas nicht passieren. Darin kannst du dich bewegen, sorglos..und damit viel leichter." murmelte Harley, und stützte seine Arme auf die eigenen Oberschenkel. Zu folge hatte diese Bewegung- dass Harleys Schulter an die des Jungens stieß- ohne sich an sie zu lehnen, oder in irgendeiner Hinsicht zu beschweren. Sie berührten sich lediglich... " Das ist süß von dir.." musste Harley dabei weich lächeln- während seine Augen schon müde zusammengesunken waren- ohne sich gänzlich zu schließen. " Ich hätte nicht gedacht, dass man daran etwas bewundern kann. Was meine Leistungen im Schwimmen angeht, schon..aber dieses rebellieren.." musste er ein schützendes Lächeln auflegen, was nur kurz die Mundwinkel hob. "Dafür bist du viel sanfter, und ruhiger. Auf so eine Art kann man sicher Probleme besser lösen, als immer auf Konfrontation zu gehen. Zumal es meist immer nur auf meine Kosten geht.." murmelte er immer leiser werdend, und hob den Seitenblick aus den Augenwinkeln wieder auf Chester. " Aber das gute daran ist, dass ich dich dann ja beschützenm kann. Du hingegen, kannst mich beruhigen, wenn ich mich wiedereinmal in Spekulationen und Eindrücke verrenne..und glaube alle meinen es schlecht mit mir." Gab seine nicht so schönenn Eigenschaften preis. Er hoffte, diese würden nicht Chesters gutes Bild mindern. Harley hatte sich schon so an die Bewunderung des Jungens gewöhnt, dass sie ihm sogar gut tat..kam sie doch von dem süßen Jungen allein, und konnten damit nur rein und ehrlicher Natur sein.
"Abgemacht?" fragte er schließlich, und hob seine Hand- deren Handrücken den Chesters streifte. Der Junge mochte sie ergreifen, oder aber auch nicht.. vielleicht stärkte es ja aber auch sein Selbstvertrauen wenn er wusste dass Harley ihn brauchte und seine Eigenschaften schätzte- die er selbst vielleicht als Schwäche ansah..auch wenn sie nicht für schlimm befunden wurden. Harley wartete noch- ob der Junge das Versprechen annahm. Erst dann würde er aufstehen und ihm durchs Haar strubbeln. Natürlich war die Geste viel lieblicher gewesen- wie früher im Schwimmbad. Aber dennoch haftete ihr kein so inniger Charakter an, wie beispielsweise die sanfte Liebkosung des Ohres im Schwimmbad.." Ich zeige dir wenigstens mal Physik.." murmelte er dabei und zog seine Hose am Gürtel gehalten höher- da sie während des sitzens verrutscht war. Anschließend kniete er sich vor den Schreibtisch, und kramte das Physikbuch hervor- das im tadelosem Zustand gewesen war. Es war ja auch nie genutzt worden.. " Nimm dir ruhig noch ein paar Kekse! Aber selbst gebacken habe ich die nicht.." riet er Chester während er über den Umschlag strich über die Schulter hinweg. Erst dann begab er sich zurück auf das Bett, und rutschte näher an den Jungen heran, um ihm das Buch zu zeigen- dessen passende Seite er schon aufgeschlagen hatte. " Hier sind wir.. das Prinzip baut auf der Optik auf. Ich habe das nie verstanden. Wir mussten damals Zeichnungen anfertigen, und damit bestimmen ob man das Objekt nun kleiner oder größer sieht..und wenn, wie groß." Erklärte Harley mit einem Schulterzucken die Problematik. " Das ist doch bei mir so lang her.. außerdem wüsste ich schon garnicht mehr an welcher Schule wir das damals behandelt hatten. Jedes Land hällt das doch sicher anders.." murmelte er. Überfordern wollte er Chester ja nicht- sondern ihn ersteinmal lesen lassen. Dabei konnte er ihm schon mit der neugierigen Nase über die Schulter schauen..
"Ja.." seufzte er. "Ich bin dazu auch noch Einzelkind. Ich nehme an, das hat es nicht gerade leichter gemacht. Eigentlich.. ist es auch nicht so einfach.. aber ich bin ja so aufgewachsen und kenne es nicht anders." versuchte er dann zumindest Harley zu beschwichtigen. "Ich muss sehr auf meine Ernährung achten, das unterstützt meine Knochen etwas.. und natürlich mich allgemein gesund halten weil ich schnell krank werde und zu Entzündungen neige.. aber sonst.. geht es eigentlich wirklich." gab er sich bescheiden wie immer. Es war ja auch nicht so, dass er es auf Mitleid abgesehen hätte. Es hätte nichts gebracht, und er mochte es nicht sich in den Vordergrund zu stellen. Deswegen lächelte er auch nur bescheiden, als Harley meinte, ihn aber nun zumindest besser zu verstehen. Chester fand das nämlich schön.. er mochte es gern, verstanden zu werden, sich verstanden zu fühlen. "Ja genau." stimmte er daher zu Harleys Worten zu. "Besser hätte ich das auch nicht erklären können." Als Harleys Schulter die seine berührte, lehnte sich zumindest Chester ein wenig an den Älteren an. Er war eben doch ein bisschen müde, so dass ihm die Stütze für den Moment ganz gelegen kam.
"Hm.. wirklich nicht?" fragte er dann aber ein wenig überrascht, ohne aufzublicken. "Ich hätte eher gedacht, dass viele dich darum bewundern. Die meisten wären doch sicher gern wie du. Du wärst außerdem überrascht.." ging er dann doch so weit, Harley ein paar von seinen besonders intimen Gedanken anzuvertrauen, die er bisher nie jemandem gegenüber ausgesprochen hatte. "Wenn man immer nachgibt, so wie ich.. sich nie etwas traut, dann richtet sich das auch schnell gegen einen selbst. Man löst Probleme gar nicht, man weicht ihnen einfach aus.. Und man wird schnell ausgenutzt, übergangen und vor allem nicht ernst genommen.. Ich glaube nicht, dass das besser ist als gegen alles zu rebellieren.." teilte er ihm seine Gedanken mit, und damit irgendwo auch eine Erklärung, warum er Harley dafür bewunderte, wie er war. Seine Augenlider sanken dabei auch gänzlich herab, die müde geschlossenen Augen konnte er einfach nicht mehr offen halten. "Vielleicht gleicht sich das ja wirklich ganz gut aus.." murmelte er schüchtern, obwohl er das eigentlich gar nicht glaubte. Er war doch viel zu unnütz, irgendwo ein Drückeberger.. fühlte sich Harley nicht gewachsen, ungeachtet dessen, was dieser vielleicht darüber dachte. Gefahr lief Harley also keines Falls, vor Chester irgendwie schlechter dazustehen. "Oh.. Okay." murmelte er dann aber, als Harleys Hand seinen Handrücken streifte. Das brachte ihn auch dazu, die Augen wieder zu öffnen, und mit der eigenen, zarten Hand Harleys zu ergreifen. Dabei bemerkte man auch, dass er einen ziemlich schwachen Händedruck hatte, nicht körperlich schwächlich, er fasste einfach nicht fest zu, wie das bei manchen Menschen eben so war.
Er lächelte dann sogar ein bisschen, als Harley ihm wieder das Haar zerzauste. Er war zwar kein Kind mehr, mochte das aber trotzdem immer noch. "Ja gut." stimmte er dann aber zu, während er sich noch einen Keks und einen Walnusskern angelte, und diese verspeiste, so lange Harley nach dem Physikbuch suchte. Dieses Zutage gefördert, konnte Chester dann auch endlich einen Blick hinein werfen, und blätterte ein paar Seiten zurück, um sich einen Überblick zu verschaffen. Wie zu erwarten war, handelte sich um ein Thema, das er noch nicht behandelt hatte. "Oh.. nein da hast du unrecht." merkte Chester dann aber überrascht an und schaute auf, um Harleys Blick zu begegnen. "Nun unterschätzt du die Physik aber gewaltig." lächelte er, und wartet nicht mit einer Erklärung für diese Worte ab. "Der Vorteil an Naturwissenschaften ist, dass sie überall auf der Welt gleich sind. Egal welche Schule du besuchst, wenn es um Mathematik und Physik geht, wirst du überall das selbe lernen. Bei künstlerischen oder sprachlichen Fächern aber sind die Unterschiede schon von Schule zu Schule verschieden, was es schwieriger machen würde, so oft wie du umgezogen bist... Physik und Mathe sind eigentlich angenehme Fächer.. ganz anders als Geografie, Geschichte. Der Vorteil liegt einfach darin, dass du nur ein einziges Mal das Prinzip begreifen musst, dann bist du immer in der Lage, die Aufgaben richtig zu lösen ohne dass du dich noch anstrengen müsstest. Diese Lernfächer dagegen erfordern viel mehr Aufwand.. du musst dir so viel merken und kontinuierlich dran bleiben.." Ohne es zu bemerken, hatte er fast einen ganzen Vortrag über die Vorzüge von Naturwissenschaften gehalten, was nun wieder ein bisschen Röte auf seinen fahlen Wangen zauberte. "Verstehst du, wie ich das meine?" fragte er dann jedoch verlegen, weil er Harley die ganze Zeit nicht zu Wort hatte kommen lassen..
Glauben konnte es der Captain des Schwimmteams erst garnicht. Da sollte der junge Chester doch das Vertrauen fassen und sich an die stützende Schulter lehnen, die Harley ihm angeboten hatte.. Das Gefühl, Chester zu helfen und ihn so beschützen zu können, erfüllte genau den wunden Punkt in Harleys Herzen, den er selbst nie hatte ergründen können. Er wusste nur, dass es in ihm eine unerfüllte Leere gab, irgendwo verborgen..und der Captain des Schwimmteams wusste auch, dass dieser wunde Punkt besonders empfindsam war, und sich daher unter seiner oftmals rauhen Art verstecken musste- schützen musste. Nur bei Chester konnte er seine emotionale Distanz nie aufrecht erhalten.. und er wollte es auch garnicht erst. Lieber genoss er das Gefühl vom Federgewicht des blonden Jungens an seiner Seite und sah zu, wie dieser müde die Augen schloss.
Es war dabei besonders Interessant, Chester dabei zu bewundern- wie er seine eigene Bewunderung erklärte, die er gegenüber dem Teamcaptain hegte. Fast schon verlegen war es diesmal Harley, der den Kopf senken musste, ohne dabei ein Lächeln erkennen zu lassen. Sein Gesicht wurde von einem nachdenklichen Ausdruck beherrscht- die sich nicht nach außen richtete, sondern introvertiert sich mit den Erklärungen zu beschäftigen schien. "So..habe ich das nie betrachtet." Gab er murmelnd hinzu, nachdem Chester geendet hatte. " Ich dachte immer, man kann so schon Probleme vermeiden, weil man sich schon mit niemanden anlegt. Aber es ist ebenso nicht einfach, wenn man aus Scheu sich seinen Problemen nicht stellen kann.." konnte er mit gewölbten Augenbrauen doch begreifen, was Chester ihm wohl vermitteln wollte. Zumindest war dies seine Interpretaion der Worte des Blondschopfes, der dabei war seine zarte, zierlichere Hand zu rühren, und sie um die angebotene zu schlingen. Der zarte Händedruck wurde sogleich von Harley gestützt, indem seine länglichen Finger sich um die schmalen Fingerglieder Chesters schlangen, ohne all zu stark zu drücken. Harley glaubte zwar nicht Chester zu zerbrechen- aber dennoch wollte er ihm mit der Sanftheit begegnen, die er an dem Jungen kennengelernt hatte- und die ihm an diesem so gut gefiel. Ohne es zu wissen, hatte Chester Harley schon damit viele, kleine Geschenke gemacht. Geschenke von viel größerem Wert- als dass man ihn in Geldbeträgen hätte messen können.
Es lag damit auf der Hand, dass der Dunkelblonde sich nicht von dem faszinierenden Jungen lösen wollte. Es fiel ihm schwer, überhaupt von seiner Seite zu weichen- weswegen es auch besonders langsam geschah- und nicht ohne einen liebevolles zerzausen des weichen, blonden Haares vonstatten ging. Zu Harleys Glück dauerte die Suche nach dem Buch nicht so lang- und er konnte schnell wieder an Chesters Seite zurück kehren. Und zu seiner Überraschung: war es nun der Junge der ihn mit einem 'Vortrag' überraschte. Mit große Augen, die sich ein Blinzeln nicht verkneifen konnten, folgte er den Ausführungen des Jungens, der dabei garnicht mehr wirkte, wie ein jüngerer Schüler. Er erklärte ihm auf ganz simple weise, wieso Naturwissenschaften eigentlich ganz unproblematisch waren..wenn man sich nicht gegen sie wehrte. Nun war es sogar ein wenig Röte- die man auf den gebräunten Wangen ausmachen konnte- und für Harleys Erstaunen- und seine Verlgenheit sprach- die er versuchte an Chesters Schulter mit einem unverständlichen, aber harmlosen brummen zu verstecken. Dafür war es der Kopf, der gegen den des Jungens sank, während die Schulter samt Seite an die Chesters so ebenfalls lehnte. Der Arm, der nicht Chester zugewandt war, verirrte sich wieder in den Nacken, so dass der andere sich leicht um Chesters Rücken schlingen konnte, und damit verhinderte dass Harley das Gleichgewicht verlor. " Das musst du mir zeigen.." murmelte er schließlich. " Ich finde es immer noch schwer..aber, wenn ich es wirklich kann..und es mir dann garkeine Probleme mehr macht, gibt es ja wirklich noch Hoffnung für mich." Lächelte Harley - und musste dann auch der Schwere nachgeben, die seine Augenlider dazu brachte, zu zufallen. Er war erstaunt, aus welchem Blickwinkel Chester die Welt betrachtete..und er war gespannt darauf, inwieweit sich Chesters Charakter dadurch noch deutlicher machte.. " ich kann mir ein Leben ohne das Schwimmen niemals vorstellen.."