Der Nachmittagsunterricht neigte sich endlich dem Ende. Harley hatte es garnicht mehr erwarten können und deswegen schon ungeduldig die Zähne um das Bleistiftende geschlossen, anstatt weiterhin Mitschriften zu führen- zu welchen er ermahnt worden war. Wie immer trug er seine Schuluniform, doch nicht so ordentlich wie es die anderen hielten. Wo die dunkle Jacke abgeblieben war, wusste er nicht mehr. Der Junge mit dem wilden, dunkelblonden Haar brauchte eh nur das Hemd, dass er bis zu dem Ellenbogen hochgekrämpelt hällt, und daher von Knitterspuren geprägt ist. Die oberen Knöpfe sind ebenso geöffnet, wie die unteren und weisen damit schon auf, dass es eine kleinere Größe wohl auch getan hätte. Sein Lehrer- ein Herr von mittleren Alter mit hellbrauen Schnautzbart und schmaler Brille, hatte jedoch schon gemerkt das sein schlechtester Schüler besseres zutun hatte, als auf seinen Physikunterricht zu achten. Viel lieber betrachtete er die Fenster und war mit seinen Gedanken längst wieder beim Schwimmunterricht, von dem er durch diesen unfreiwilligen Nachmittagskurs abgehalten wurde. Und nun- wo es das angenehme tönen der langweiligen Schulklingel war das die Stimme Mr. Evans unterbrach- musste Harley seinen unterdrückten Ärger garnicht mehr verstecken. In seiner Ungeduld war er aufgesprungen und hatte seine unvollständigen Unterlagen notdürftig in seinen Rucksack gepackt, wobei nicht ausgeschlossen war dass der halb geleerte Block mehrere umgeknickte Ecken aufweisen würde, wenn er ihn das nächste mal hervorkramen musste. Aber darauf kam es dem Schüler ja nicht an. Der Unterricht war nur ein notwendiges Übel bei dem er vorallem auch mit der Autorität der Lehrer zu kämpfen hatte. Ein Problem- mit welchem er schon daheim genug zutun hatte, und weswegen es sich eigentlich auch nur gegen männliche Lehrer richtete.
So wie Mr. Evans, der garnicht zuließ, dass Harley sich zwischen die anderen, wenigen Schüler drängte die ebenfalls den Kurs besuchen mussten. Ob sie nun Ärger gemacht hatten und deswegen nachsitzen mussten- oder einfach nur Schwächen in dem Fach Physik aufwiesen. Harley, auf den wohl beide Gründe zutrafen, wurde am Arm oberhalb des hochgeschobenen Hemdes gepackt, und durch die Schulter seines Lehrers daran gehindert, sich diesem Griff zu entreißen und sich doch durch die rettende Tür zu flüchten- wie es bereits die anderen taten. " Was wollen sie denn noch?" giftete er , und ließ dem Mann mit mahnendem Blick einen ebenso verärgerten Blick zukommen. Die Lippen des Schülers waren fest aufeinander gepresst, bevor ihm noch etwas entwich was er später bereute. Dennoch ließ er es sich nicht nehmen, seinem Arm zu entziehen. Dies wurde ihm dann aber auch gewehrt, weil Mr. Evans nicht vor hatte, den Jungen weiterhin festzuhalten und am Ende noch an seinem Hemd zu reißen. Das Halrey kraft besaß, wusste er. " Wenn du so weiter machst, dann kannst du nicht nur vergessen, weiterhin das Schwimmteam zu leiten. Du gefährdest deine Versetzung!" Versuchte der eigentlich sehr geduldige Lehrer an seinen Schüler zu appelieren, und verzog verärgert die Augenbrauen. " Wozu brauch ich dafür Physik?" Harley, dem erst garkeine Argumente eingefallen waren, war aber auch nicht für solche zugänglich gewesen. Zumindets nicht in diesem Tonfall, weswegen er auch seine Tasche, die er über die Schultern geworfen hatte richtete, und das faltige Hemd an der Brust notdürftig glatt strich. Dinge- um die er sich sonst nie sorgte, und mit denen er sich nur versuchte davon abzulenken, in diese wissenden, grauen Augen zu schauen. " Und was geht sie das überhaupt an, ich weiß schon was ich mache!" Fuhr er den Lehrer weiterhin an. Auch, wenn seiner Stimme und seinem ernsten Blick die Agressivität fehlte, wurde die Ablehnung und Mauer deutlich, die der Dunkelblonde um sich herum aufgebaut hatte- und sich nun gegen den Mann richtete, der vor Unverständniss nur noch den Kopf zu schütteln musste, und die Arme ineinander verschränkte. " Warte nur, wenn deine Eltern deine Beurteilung bekommen!" Konnte Mr. Evans ihm dann nur noch nachrufen, da Harley diesen Moment schon dazu genutzt hatte um aus dem leeren Raum zu verschwinden.
Abfällig war der Typ ihm gegenüber gekommen, entfuhr Harley auf dem Gang nur der Gedanken mit einem schnaufen, bei dem er die Augen schloss. Den Weg, auf dem er sich machte kannte er auch ohne dass er seinen Blick auf die Meute richten musste, die ihm entgegensteuerte. Hier und da rempelte man ihm an die Schultern- doch auf die Entschuldigungen, die manchmal folgten reagierte er nicht. Nach Hause wollte er umso weniger, nun wo er auch noch wusste, dass es wieder Beurteilungen hageln würde- und damit Vorwürfe- und damit auch noch weitere Nachmittagskurse, Anforderungen..Vorschriften. All dem wollte Halrey entfliehen. Und Zuflucht spürte er an diesem Tag das erste Mal, als er nach mehreren Abzweigungen in den Fluren den schwachen Geruch von Chlor wahrnahm. Die Schwimmhalle war nicht weit entfernt. Und auch, wenn er am eigentlichen Training heut nicht hatte teilnehmen können, wollte er es sich nicht nehmen lassen, doch noch ein paar Bahnen zu schwimmen, und wieder zu seinem Gleichgewicht zu finden, dass seinem wahren Charackter entsprach. Dazu bog er nun mit einem Lächeln in die Umkleidekabienen ein, nachdem er seine Chipkarte duch das Lesegerät gezogen hatte, dass den Bereich des Schwimmbades abgränzte. Bezahlen musste er also nichts, und würde die Abbuchung wie jeden Monat auf der Rechnung finden, die Aufgrund der Nutzung dieser Karte entstand.
Umgezogen hatte er sich schnell- die dunkle Badehose die an die Oberschenkel reichte, und zur einheitlichen Ausrüstung des Schwimmteams gehörte war alles was er mit einem Handtuch brauchte um nach der Verbannung der Tasche in den Spind - in das Schwimmbad zu gehen- von dem er hoffte, dass es an diesem späten Nachmittag nicht mehr so gefüllt war. Während der Woche hatte er aber meistens Glück- so wie auch an diesem Tag. Nur vereinzeilt konnte man in manchen Becken kleine Punkte ausmachen, die in Wirklichkeit Menschen gewesen waren- aber ebenso wie Halrey, mit sich selbst beschäftigt waren. Mit einem Seufzen fand das große Handtuch einen Platz auf einem der vielen, freien Plastikliegestühlen- und Harley tapste über die warmen Fließen zum großen Becken das viele Besucher gern nutzten, und an dessen Rand sich einige Sprungbretter befanden. Hoch waren sie nicht- doch mussten sie auch garnicht sein. Auf eines sollte der junge Schwimmer steigen, der in die Betrachtung des dunkelblauen Wassers verfallen. Der Geruch von Chlor war hier stärker gewesen..und immer wieder konnte man das Rauschen vernehmen, dass entstand wenn Wasser über den Rand des Beckens trat, und sich in den mit kreisrunden Gittern überspannten Abflüssen sammelte. Hier fühlte er sich wohl- hier, wo die Schultern ihre angespannten Haltung aufgeben konnten..wo der Atem den Rhythmus des Wasserrauschens annahm, und auch der Blick der hellbrauen Augen immer milder wurde. Hierbei konnte man erst bei genauerer Betrachtung erkennen, dass die Ruhelosigkeit den schönen Schimmer überdeckt hatte, der sich in goldenen Fäden durch die Pupillen des Schwimmers zog.
Der Unterricht, die Erwartungen die man an ihn stellte..alles, war auf einmal ganz weit weg, und würde Harley nicht länger daran hindern, bald von diesem Brett zu springen, und in das kühle Wasser einzutauchen, dass ihn besänftigen konnte.
Obwohl der blonde Junge dem Training heute, so wie an eigentlich jedem Tag, entgegengefiebert hatte, konnte er seine Enttäuschung als es dann so weit war, kaum verbergen. Die letzten Wochen hatte er viel Zeit darauf verwendet, an seinem Stil zu feilen, Kraft aufzubauen und damit auch mehr an Kondition.. und endlich, endlich hatten sich die ersten Erfolge gezeigt, was ihn natürlich in seiner bescheidenen Art stolz machte. Erzählt hatte er davon niemandem etwas.. weder dem Trainer, noch seinen Teamkameraden. Er hatte eben Harley überraschen wollen - welcher ausgerechnet heute nicht zum Training gekommen war. Vorsichtiges herumfragen bei seinen Kameraden ergab aber nur, dass der Captain offenbar wieder Ärger gemacht hatte, und deswegen zum Nachsitzen abkommandiert worden war. "Oh..." hatte Chester nur gesagt, und geseufzt, worauf hin er sich mit seiner dezenten Art wieder mehr in den Hintergrund zurückgezogen hatte. Dabei war es nicht so, dass er unbeliebt gewesen wäre. Tatsächlich hatte auch niemand etwas gegen ihn, er war nur ein wenig schüchtern und traute sich deshalb nicht, so wirklich Teil der Mannschaft zu werden und sich zu sehr in die Gemeinschaft einzugliedern.
Sein Platz in der Mannschaft war dabei ganz schön umkämpft gewesen, wie er sich zurückerinnerte. Er war nie besonders sportlich gewesen, als Baby war er sogar ziemlich krank gewesen, und deswegen seither immer schwächlich und krank gewesen. Die Ärzte hatten ihn immer dazu angehalten, Sport zu treiben und damit seinen angeschlagenen Zustand zu verbessern, doch der schüchterne, deswegen leicht ungeschickte Chester hatte sich beim Sport immer nur verletzt, wodurch er zum einen selbst jegliche Lust und jegliches Zutrauen verloren hatte, und zum anderen seine Eltern geglaubt hatten, ihr Sohn schade sich damit nur mehr selbst, als dass die Aktivitäten irgend einen nutzen hätten. Eher zufällig war er dann zum Schwimmen gekommen.. Aquagymnastik, wie sie alte Menschen machten, hatte ihm eine Tür eröffnet, und aus herumplanschen war schnell Spaß geworden. Wasser hatte weder Kanten noch Ecken, nirgendwo konnte man sich stoßen, verletzen, hinfallen. Zu Anfang waren seine Eltern noch zu besorgt, er könnte einen Krampf bekommen und ertrinken, oder sich mit seinem schlechten Immunsystem erkälten und eine Lungenentzündung bekommen, doch nichts davon trat ein. Schwimmen war eine Sportart, die dem Jungen, der zwischenzeitlich schon eingeschult worden war, Spaß machte. Zumal man das auch allein tun konnte.. mit anderen tat er sich schwer, war nie so wild und mutig gewesen. Niemand störte ihn, wenn er die Freiheit des Wassers genoß... Als das Schwimmteam schließlich ein paar Jahre später gegründet wurde, wollte er natürlich schon gern beitreten, allerdings war dafür eine gewisse Leistung nötig.. immerhin bestritt das Team Wettkämpfe. Chester hatte hart daran gearbeitet und seine Leistung Monat um Monat verbissen gesteigert, bis er vor knapp einem Jahr endlich die Zeiten für die Aufnahme geschafft hatte...
Heute jedoch war er entgegen seiner Fortschrite sogar wesentlich schlechter als sonst, weil er mit den Gedanken natürlich ganz woanders war. Deswegen musste er sich nach dem Training auch den gutmütigen Spott seiner Kameraden anhören, welche ihn knuffen und neckten, und dafür vom friedlichen Chester nur ein verlegenes, schüchternes Lächeln ernteten. Während die anderen sich ihre Handtücher geschnappt hatten und in Richtung Umkleide verschwanden, hatte es Chester gar nicht eilig, sondern schwang sich nur auf den vom Chlorwasser ständig überspülten Beckenrand, wo er sich zusammenkauerte. Nach dem Ende des Trainings hatte man auch das Bad wieder für die normalen Besucher geöffnet, welche nach und nach langsam hinzu kamen und sich in den verschiedenen Becken vergnügten... Chester, der nervös auf der Unterlippe kaute, fror schon ein bisschen, brachte es aber nicht über sich, sich ebenfalls sien Handtuch zu nehmen und duschen zu gehen. Wie er Harley kannte, würde dieser nach dem Nachmittagsunterricht bestimmt noch auftauchen.. das tat er so gut wie immer, und wenn er warete, würde er ihn bestimmt noch zu Gesicht bekommen - so dachte zumindest der schüchterne Junge, dem die blonden, durch das Wasser dunkler gewordenen Haare in feuchten Strähnen in Stirn und Wange klebten. Die Luft war stickig, und wie so oft nach einem Tag im Schwimmbad fiel ihm das atmen schwerer. So fuhr er sich müde mit dem Arm durchs Gesicht, während er wartete und mit den Füßen leicht im Wasser planschte. Den Blick hielt er natürlich fast ausschließlich auf den Eingang des Bads gerichtet, damit er auch nicht verpasste, falls Harley auftauchen sollte.. und tatsächlich! Die schlanke, unverkennbare Gestalt des Teamcaptains sollte nur kurze Zeit nach Ende des Unterrichts sichtbar werden. Chester hatte er dabei noch nicht bemerkt, wie dieser feststellte, und darüber auch nicht verwundert war. Er hatte sich ja absichtlich dezent im Hintergrund gehalten, damit man ihn nicht sofort sah.. er dagegen konnte beobachten, wie Harley sein Handtuch auf einem der Liegesühlte ablegte - freie gab es ja jetzt mehr als genug. Weiter konnte er außerdem beobachten, wie der junge Mann, den er so bewunderte, einen der Sprungbretter ansteuerte. Chester mochte es eigentlich gern, Harley einfach nur zuzusehen. Ihm, als aufmerksamem Beobachter, war natürlich aufgefallen, wie Harley seine Schritte zuerst wesentlich energischer, wütender gesetzt hatte, und wie diese Spannung rasch von ihm abgefallen war. Jetzt, wo er das Sprungbrett angesteuert hatte, und sich noch zu sammeln schien, konnte er genau sehen, wie sich seine natürliche Eleganz wiederherstellte.. das war es auch, was ihm an dem oft so unfreundlich erscheinenden, doch etwas Älteren so gefallen hatte. Er hatte eine ihm ganz eigene Eleganz, wie er sich im Wasser zu bewegen wusste. Es sah schön aus, Chester fiel keine andere Umschreibung ein. Er brauchte auch keine, da er nie einer anderen Seele davon zu erzählen gedacht.. Nur deswegen konnte er auch einfach hier still sitzen und abwarten.. Harley beobachten, ohne dass er ihn ansprechen, seine Aufmerksamkeit beanspruchen musste..
Harley ließ sich auch nicht länger vom Wasser bitten, dass gegen den Beckenrand stieß und dabei den Rhythmus des Atems vorgab. Schob ging er zunächst in die Beuge, um sich auf den Sprung vorzubereiten, mit dem er Kopf über ins Wasser hechtete. Kaum ein Spritzer an dem kühlen Chlorwasser sollte dabei davon zeugen, dass der Schwimmer wieder in sein Element eingetaucht war- was ebenso geräuschlos verlaufen war. Dabei war der Temperaturunterschied garnicht unangenehm gewesen, sondern befreite Harley nur vom restlichen Altag mit einem kalten Schauer von Kopf bis Fuß. Und so wie er wieder an die Oberfläche tauchte um nach Luft zu schnappen, und die Augen langsam wieder zu öffnen die er zuvor geschlossen hatte- sollte den Schwimmer nichts mehr an den Nachmittag erinnern- und all die nervien Personen, mit denen er zutun gehabt hatte. Später würde er so die Ruhe finden, vielleicht über alles nachzudenken. Jetzt konnte er sich nur mit der Hand, die aus de Wasser auftauchte, dass vom Wasser durchtränkte Haar aus dem Gesicht zu wischen, so dass die glatte Stirn freigelegt wurde, und es nur vereinzelte, dünne und kürzere Strähnen waren, die an den Seiten des Schwimmers klebten, der die überschüssige Luft hinauspustete, indem er die Lippen um einen schmalen Spalt für einen kurzen Moment geöffnet hielt.
Bemerkt hatte er dabei nicht, dass sich noch ein Mitglied seines Schwimmteams in der Halle befand. Gerechnet hatte Harley nur mit einigen, wenigen Besuchern die ihm bereits am Eingang aufgefallen waren. Nichteinmal den Trainer hatte er heute gesehen, und sich bei ihm persönlich für seine Abwesenheit entschuldigen können. Ja, so konnten ja nur wieder die oberflächlichen Gerüchte den Vormarsch halten, und damit das schlechte Bild, dass er bereits vermittelte noch bestärken. Dabei wollte Harley nichts so dringend, wie seine Position im Schwimmteam behalten. Zufrieden wäre er sogar, einfach nur in dem Team bleiben zu können- wenn die anderen nur fähiger gewesen wären, um die Leitung zu übernehmen. So unordentlich und unkoordieniert er in schulischen Bereichen war, so perfektionistisch war er geradezu in belangen des Schwimmunterrichtes. Dabei ging es ihm sogar weniger um die technischen Werte, die bei jedem Schwimmer die Stärken und Schwächen aufzeigten. Auf was es Harley ankam war das Herz. Er musste spüren, dass jemand nicht unbedingt gewinnen wollte, sondern das Wasser eben liebte. Es war mehr, wie ein Mittel zum Wettkampf, den Harley schwätzte. Wasser war heilsam und Zuflucht zugleich. Ohne eine bestimmte Form zu besitzen, passte es sich jeder Bewegung an und ließ damit Freiraum, ohne sich wirklich von einem zu lösen. Es umwog einen immer mit Kälte oder Wärme..und das war ein Wunder, dass für Harley mit nichts zu vergleichen war. Nur war er bisher nie dazu gekommen, seine Phillosopien zu teilen. Er glaubte einfach, dass viele sie garnicht verstehen konnten und damit für lächerlich befinden. Und dafür war sich der Captain einfach zu schade gewesen, und zog dabei mit energischen ersten Zügen seine Bahn durch das Chlorwasser, wobei Tempo und Kraft in einem gleichen Maß gehalten wurden, und daher auch nicht zu Überanstrenung führten. Halrey liebte es, sich nach einem solchen Tag auszupowern. Was verstanden auch schon Lehrer, seine Eltern, oder auch nur andere Mitschüler? Wissen konnten sie doch garnichts über ihn, und schätzten ihn am Ende sogar noch für die falschen Dinge, wenn sie nicht gerade mit dem Kopf schüttelten. So fand es Harley besonders dumm, wenn einige meinten er lehnte sich absichtlich gegen seine Fachlehrer auf. Für so einen Unsinn, würde er schon garkeine zeit verschwenden- so dass es ihm nur aufzeigte, wie einfältig der Großteil seines Jahrganges war.
Anders verhielt es sich da schon bei seinen Manschaftskameraden. Hier fühlte sich Harley nicht nur wohl- sondern auch in eine Gemeinschaft aufgenommen, die seine Vorliebe zumindest in wesentlichen Punkten teilte. Dabei musste er garnicht viel mit ihnen außerhalb des Trainings zutun haben..es reichte ihm, zu beobachten, Ratschläge zu erteilen oder über das eine oder andere zu lachen, was sich in den Pausen ergab. Zumindest war es so gewesen, bis vor einem Jahr ein doch recht vielversprechendes Talent beigetreten war. Harleys geschultes Auge hatte damals schon in den ersten Stunden erkannt, dass Chester das in seinem Blick trug, was er selbst bei anderen Kameraden immer vermisst hatte. Dieser Junge, der doch nicht der stärkste war, und auch noch ein wenig jünger wie die anderen- bewies dennoch seine Freude am schwimmen und damit am Wasser- was doch in Harley zufriedenheit und Begeisterung weckte, wann immer der Junge sich verbesserte. Mit diesen Gedanken war der Captain zumindest am gegenüberliegenden Rand des Beckens angekommen, wo er auch seine erste Pause einlegen musste, da er doch spürte dass seine Kondition erst noch ein wenig brauchte um vollkommen abgerufen zu werden. Die Aufregung hatte nun doch seine Spuren hinterlassen und brachten Halrey dazu, sich zunächst am Beckenrand festzuhalten, und die Arme ineinanderverschränkt folgen zu lassen. " Oh..hey Chester!" Der Blick, der dabei unweigerlich dem Beckenrand folgte, erkannte dabei doch rasch den Jungen, an den er zuvor noch gedacht hatte- und der so unaufällig am Rand kauerte- dass Harley beim betreten der Halle noch nichteinmal bemerkt hatte. Wassertropfen perlten dabei von der gebräunten Nasenspitze ebenso wie von den Wangen, wobei vereinzelte es auch schafften, bis zum Kinn abzurollen und sich daran zu sammeln, bis sie so schwer wurden dass sie sich doch der Schwerkraft ergeben mussten- und zurück ins Schwimmbecken fanden. Harley, dessen Haar sich nun auch nun in einem viel dunkleren Ton an sein Gesicht schmiegte, und nicht mehr ordentlich aus der Stirn gewischt war- löste einen Arm , mit dem er sich durch das Wasser langsam in Richtung des Sitzplatzes zog, den sich Chester erwählt hatte. " Ist dir nicht kalt?" Wollte er wissen, und neigte den Kopf ein wenig zur Seite. Irgendwie freute er sich- Chester so unerwartet zu treffen, obwohl das Training ja längst vorbei gewesen war. Erwartunsgvoll war somit der Blick des Captains nach oben gerichtet und fixierte dabei schon zierliche Gestalt des Jungens. Harleys Meinung nach, war dies aber kein Nachteil- da Chester all das mitbrachte: auf was es ankam- die Einstellung. " Es tut mir leid, dass ich heute nicht beim Training gewesen bin. Dabei war es heute wichtig gewesen..." Nutzte der dunkleblonde aber dann gleich die Gelegenheit, sich für sein fernbleiben zu entschuldigen- dass ihm ja im Gegenzug zur Schule hier etwas bedeutete- und damit auch von ihm mit viel ernst verfolgt wurde, während er sich mit leichten Bewegungen innerhalb des Wassers- über Wasser hielt und nur gelegentlich den Blick mitsamt durchnässter Wimpern auf die Wasseroberfläche senken musste." Wie war denn das Training?"
Chester beobachtete ganz angetan, wie Harley in das kühle Wasser eintauchte. Sein Körper war so elegant, die Bewegungen so sicher, dass nicht einmal das Wasser aufspritze, als Harley den ersten Zug machte, und schließlich wieder auftauchte. Chester beobachtete ihn dabei hingerissen, wie er sich nach dem Auftauchen das Haar aus der Stirn strich. Deswegen war ja Harley auch der Captain des Teams, und Chester hatte dazu gehören wollen, seit er ihn das erste Mal in der Schwimmhalle gesehen hatte. Das war schon vor zwei Jahren gesewen, als Harley neu an den Komplex gekommen war, aber zu dieser Zeit hatte der schüchterne Chester ihn noch nicht angesprochen. Viel mehr ein wenig herumgefragt.. und sich schließlich schlau gemacht, was man dafür tun musste, um dem Schwimmteam beizutreten. Trotzdem hatte es noch ein ganzes Jahr gedauert, die Anforderungen zu erfüllen.. aber dann endlich war er am Ziel gewesen, hatte die ersten, schüchternen Worte gewechselt.. Jetzt erinnerte er sich gern wieder an diese Zeit zurück. Das Schwimmteam war weniger stark besucht, als die meisten anderen Kurse, die Mannschaftssportarten, die viel beliebter waren, deswegen hatte sich auch niemand daran gestört, dass Chester etwas jünger war, als der Durchschnitt.
Chester, der Harley kaum kannte, aber ihn immer aufmerksam beobachtete, konnte natürlich nichts von dessen Philosphie wissen, jedoch stellte auch für ihn Wasser eine gewisse Zuflucht dar, die ihn vor seinem Körper schützte. Zwar war er immer noch nicht so stark, wie die meisten anderen, aber die Leichtigkeit, die der Körper im Wasser annahm, machte ihn viel freier als er es außerhalb des Wassers war, wo jede Ecke und Kante schmerzhaft war, und die Schwerkraft unentwegt an einem zog.. Auf den Gedanken gekommen, deswegen ein Talent zu sein, wäre Chester dabei nie gekommen. Er hielt sich selbst nicht dafür, und wahrscheinlich wäre es ihm in seiner Bescheidenheit auch unangenehm gewesen, wenn man ihn so gelobt hätte, wo er doch im Team zu den "schlechtesten" gehörte. Das Gute daran war nur, dass sich niemand daran störte. Die meisten im Team wussten ja von seiner Krankheit und respektierten ihn eher dafür, trotzdem einer Sportart nachzugehen, die ihm gefiel. Deswegen trat er bei Wettkämpfen auch immer einmal wieder an, selbst wenn er meistens kein gutes Resultat erreichte. Lächlen, glücklich beobachtete er über diese Gedanken Harley, der bereits am Beckenrand angekommen war, an welchem er sich ausruhte.
So verträumt in die Betrachung Harleys vertieft, bekam er einen ziemlichen Schreck, als dieser ihn so plötzlich bemerkte, und sogar noch eine Begrüßung folgen ließ. Nervös, aufgeregt lächelte Chester daher, dem das Herz ganz plötzlich bis zum Hals schlug. "Hallo Harley!" erwiederte er, wobei er scheu eine Hand etwas hob, um zu winken. Von selber hätte er Harley niemals angesprochen - er tat das ohnehin kaum jemals, war immer viel zu schüchtern und wartete daher immer ab, bis er angesprochen wurde. Nur so konnte er immerhin sicher gehen, dass der andere auch wirklich mit ihm sprechen wollte. "Naja also.. doch ein bisschen schon, vielleicht." stammelte er dann bei der Frage, ob ihm nicht kalt war. Ein bisschen schon, obwohl es in der Halle immer feucht-warm und stickig war. Im Wasser aber wäre ihm bestimmt schneller kalt geworden, als wenn er nur so da gesessen hätte. Gerade jetzt hatten sich seine Wangen auch verlegen gerötet, so dass ihm wärmer geworden war. Es war die Verlegenheit, die auf seinen Wangen brannte, so glaubte er jedenfalls, vielleicht auch ein guter Teil Freude darüber, dass Harley zu ihm gekommen war und mit ihm sprach. Chester, der ein Bein eng an den Körper gezogen und mit den Armen umschlungen hatte, schmiegte die erhitzte Wange daran und warf Harley schüchterne, bewundernde Blicke aus den friedlichen blaugrünen Augen zu. Getraut hätte er sich ja sicher sowieso nicht, Harley zu sagen das er ihn heute beim Training vermisst hatte.. dass er sich trotzdem dafür entschuldigte, nicht da gewesen zu sein, brachte ihm nur ein weiteres, schüchternes Lächeln ein. "Ich hab mir schon Sorgen gemacht.." gab er dann aber wenigstens zu. "Dass du nicht einfach so fehlen würdest, wusste ich ja.. Du musstest wieder nachsitzen, oder?" traute er sich dann aber zumindest zu fragen. Dabei verblasste auch sein Lächeln, und machte der tiefen Besorgnis platz, die untrennbarer Teil seines Wesens war, und dabei nicht nur die eigene Person einschloss, sondern auch seine Umwelt. "Ich habe heute keine besonders gute Zeit geschafft.." war seine Stimme leise über das Wasserrauschen hinweg, das ihn unentwegt überspülte. "Aber wenigstens war der Trainer allgemein ganz zufrieden.." schaffte er dann doch noch ein kleines Lächeln. Begeistert gewesen war er natürlich nicht, dass Harley wieder mal nicht hatte kommen können.. Chester hoffte nur, dass das nicht irgendwann doch noch Konsequenzen haben würde. Immerhin wusste er ja, dass Harley ziemliche Probleme in der Schule hatte, wenn er auch keine Ahnung hatte, warum. Er war ja ohnehin zu schüchtern zu fragen, oder sich einzumischen. Stattdessen glitt er lieber vom Rand des Beckens, wobei die Füße auf den unter Wasser liegenden Rand stellte, so dass ihm dieses schon bis zum Kinn stand, wenn er nicht die Arme nutzte, um sich selbst höher zu halten. "Ich hab mir schon gedacht, dass du trotzdem noch kommen würdest, auch wenn das Training schon vorbei ist."
Harley schätzte Chester genau wegen seinen Wesenszügen. Der Junge war weder überaus aufdringlich, noch geltungsbedürftig. Ja, sogar bescheiden war er und umsichtig, und gab nie auf, wenn er Spaß an einer Sache entdeckt hatte, wie dem Schwimmen. Harley vermutete das Chester es bei allen Dingen im Leben so hielt- und das machte ihn damit auch außerhalb des Trainings für den Captain des Schwimmteams interessant. Normalerweise war es immerhin so, dass er nichteinmal sonderlichen Kontakt mit bestehenden Mitgliedern pflegte- selbst wenn er mit zwei Jungen sogar die selbe Klasse besuchte, und sie auch schon fast zwei Jahre kannte. Offen wie Harley nämlich war, bedeutete dies nicht dass er gleichzeitig gesellig war. Feste mochte er, ebenso wie Manschaftssport..doch ein Freund von vielen Bekanntschaften war er nie gewesen. Er konzentrierte sich lieber auf einen kleinen Kreis, der sein direktes Umfeld betraf. Zumindest..wäre dies so, wenn er ein engeres Umfeld besitzen würde. Seine Eltern zählten nur zwangsläufig dazu- aber zu ihnen pflegte er ja kein sonderlich gutes Verhältnis. Und..da er keine Geschwister besaß, konnte er sich auch sonst keinen Zuspruch einholen, wenn es einmal wieder krachte. Lernte man ihn jedoch kennen und erfasste seinen Kern, so würde man wohl kaum einen treueren und freundlicheren Freund finden, der auch noch positiv eingestellt war, egal wie oft man ihn zu einem Neuanfang gezwungen hatte. Vermutlich war auch dieser Umstand zum Teil dafür verantwortlich, dass er sich schwer damit tat, neue Freundschaften aufnzunehmen. Den anderen Teil machte wohl sein Alter aus, mit dem sich sein Charakter prägte- und der nun eher auf engere Beziehungen aus war, und keineswegs mehr flüchtigen, die sich so schnell verloren wie ein Windzug über der See. Harley war auf Beständigkeit aus- die er in der Mitgliedschaft von Chester schon durch seine Freude am schwimmen erkannt hatte. Das ganze Jahr über- in dem er schon mitwirkte..
" Habe ich mir schon gedacht.." gab der Captain dann aber den Worten Chesters hinzu, der meinte dass ihm doch ein wenig kalt gewesen war. Denn obwohl der Raum temperiert war, sollten Haar und Haut des Jungens dennoch nass sein- und da Harley ein wenig von seiner Anfälligkeit mitbekommen hatte, schwang auch deswegen seinem Lächeln ein wenig Besorgnis mit, während er sich mit langsamen Armbewegungen über dem Wasser hielt. "Hm.." Nickte der dunkleblonde dann zustimmend, ohne angespannt auf die Nachfrage zu reagieren, die Chester gestellt hatte. Das der Junge ihm sympathisch war- merkte man allein daran dass er hinter seinen Fragen keinen Angriff vermutete, oder eine Schuldzuweisung. Dafür war Chester zu harmlos, zu lieb gewesen. Viel zu harmlos um Misstrauen zu erwecken- für dass auch jeglicher Grund fehlen würde. Weder würde der Junge auf seine Position aus sein, noch ihn für seine schlechten Schulleistungen gering schätzen. Harley wusste jedoch auch- dass es genug gab, die nicht so aufrichtig waren. Sein Kinn versank bei seinem Nicken ebenfalls im Wasser für einen Augenblick, bevor er wieder zu Chester aufsah. " Mr. Evans hat mich nachsitzen lassen, weil ich keine Mitschrift im Unterricht gefühlt habe..und dass, was ich aufgeschrieben hatte, war ihm zu unleserlich und unvollständig. Und dann wundert er sich bei seiner versuchten Blosstellung, dass ich erst recht nicht mehr weiterschreibe, wo es doch auch garkeinen Sinn hat.." verlor sich Harley halb in dem Ärger über den Nachmittagsunterricht, ohne ihn in seiner Stimme mitschwingen zu lassen. Er wollte Chester nicht belasten, wo er doch schon so besorgt gewesen war..aber irgendwas an dem Jungen schien in Harley das vertrauen zu wecken, sich mitteilen zu wollen- wo er eigentlich recht wenig sprach. "Deswegen habe ich das Training verpasst. Ich wollte mich ja eigentlich noch beim Trainer entschuldigen. Aber der Physik-Kautz hat mich nach dem Unterricht noch einmal aufgehalten, um mir eine Moralprädigt zu halten..." ließ Halrey auch nicht die Unterbrechung aus, über die er sich erst recht geärgert hatte. Er hasste es, wenn man ihn festhielt- und damit daran hinderte selbst die Entscheidungen für sich zu treffen. Einige- die dieses Prinzip schon begriffen hatten wusste dass sie ihm ein wenig Freiraum lassen mussten um ihn zu Leistungen zu bewegen. Aber es waren immer noch viel zu wenig um seinen Durchschnitt zu heben..gerade in den wichtigsten Fächern. Immer wieder hatte er das Gefühl, daran zu ersticken- doch in diesem Moment, wo er schwimmen konnte, und sich auch in einer angenehmen Unterhaltung befand, schien dieses Gefühl wie erloschen..
"Ach, dass hat jeder Mal, einen schlechten Tag. Das nächste Mal ist dene Zeit bestimmt besser." Ging er auch lieber dazu über, dem Jungen wieder Mut zu zusprechen- wie er es immer gern getan hatte. Oft hatte er ihm schon Tipps gegeben, um seine Kraft besser einzuteilen..und an Chester hatte er dabei auch beobachten können, dass er sie sich wirklich angenommen hatte. Es freute Harley somit auch, dass Chester sein Knie sinken ließ und langsam in das Wasser eintauchte. Süß war er ja schon irgendwie dabei gewesen. Die Wangen hatte er versteckt- und so schüchtern gewirkt, dass Harley nicht anders konnte, als erneut zu lächeln. " Das wusstest du schon?" musste er dann sogar schmunzeln, und die Augenbrauen erstaunt heben. Natürlich interpretierte Harley nichts außergewöhnliches in diese Aussage- aber dennoch empfand er es irgendwie schmeichelnd, in seiner Leidenschaft für das schwimmen ertappt worden zu sein. "Gute Beobachtungsgabe." lobte er daher auch nur mit einem Schulterzucken und schwamm direkt vor den Jungen, der schon halb unter der Wasseroberfläche versunken war. Dass Chester sich um ihn gesorgt hatte, begriff der Captain des Schimmteams erst jetzt langsam - und musste deswegen auch nachdenklich die Augenlider senken. Warum sollte man sich denn nur um ihn sorgen? Da jeder ihn für hart und kräftig hielt, war er es garnicht mehr gewohnt mit solchem Mitgefühl bedacht zu werden. So tippte er Chester auch schließlich nur an der Schulter an, bevor er ein wenig Rückwärts kraulte. Jedoch nicht soweit, dass er die Stimme hätte heben müssen. "Schwimmen wir noch ein bisschen? Hast du noch Zeit, oder musst du nach Hause?" Wollte er wissen, wobei er sich eigentlich dachte, dass- wenn Chester hier noch mehr oder weniger gewartet hatte, noch ein wenig zeit besaß, die er mit ihm teilen konnte. Harley zumindest verbracht zumindest viel lieber Zeit mit dem Jungen, als daran zu denken, irgendwann nach Hause gehen zu müssen. Dabei wollte er aber auf keinen Fall vergessen, dass er den Jungen bedingt seiner Anfälligkeit doch etwas schonen musste. Und das nicht nur- weil er sein Captain war..sondern weil es auch in Halreys Natur lag, ein umsichtiger und zuverlässiger Mensch zusein.
"Oh nein.." war es dann Chester, dessen Augenbrauen sich weiter sorgenvoll zusammenzogen. Von ihm ging, wie Harley schon vermutete, keinerlei Gefahr aus. Er war viel zu nett, und vor allem viel zu wenig ehrgeizig um überhaupt irgend jemandem irgend etwas weg zu nehmen. Außerdem gefiel ihm Harley als Captain, einen anderen mochte er sich gar nicht erst vorstellen. Chester selbst war relativ durchschnittlicher Schüler im gehobenen Bereich, jedoch auch hier zu wenig ehrgeizig, als dass er sich darum gerissen hätte zu den besten Schülern zu gehören und Top-Ergebnisse zu erzielen. Tatsächlich mochte er diese Form des japanischen Schulsystems nicht besonders.. es stachelte schon irgendwie den Wettkampf der Schüler untereinander an. Außerdem wollte Chester gerne leben, und nicht all seine Zeit mit lernen oder trainieren verbringen. Er schätzte das was er hatte, war sogar so bescheiden das er weitaus weniger aus sich machte als er gekonnt hätte, und war dafür aber mit dem zufrieden, was er tatsächlich hatte. "Aber warum denn, Harley?" traute er sich dann zumindest zu fragen, nachdem er den Eindruck gewonnen hatte, Harley war tatsächlich an einem Gespräch mit ihm interessiert. "Warum hast du denn nicht mitgeschrieben?" betrübt hatten sich seine Augenbrauen dabei weiter zusammengezogen, was seinem niedlichen, besorgten Gesicht weiteren tiefgang verlieh, während er sich noch fest am Beckenrand hielt. Er bewunderte ja Harley für seinen Mut; einfach nicht mehr weiterschreiben, weil er nicht wollte - er auf der anderen Seite hätte aber einfach viel zu viel angst davor, so offen zu rebellieren. Nie hätte er sich das getraut, hätte nachgegeben um Ärger zu vermeiden.. "Wäre es nicht einfacher gewesen, mitzuschreiben?" wagte er dann sogar, vorsichtig zu hinterfragen. So vorsichtig sogar, dass es kaum mehr wie eine Frage klang, sondern schon beinahe entschuldigend. "Du brauchst doch die Notizen.. und dann hätte er dich schon nicht nachsitzen lassen können, so dass du das Training verpasst.." belastet fühlte sich Chester dabei keineswegs. Tatsächlich machte es ihn glücklich, dass Harley mit ihm sprach; er machte sich eher darum Sorgen, das Falsche zu sagen, wo er um das Temperament des Älteren wusste, der sich nur allzu oft über jede Kleinigkeit aufregte. Für Chester war das nicht besonders schlimm, es hatte ihn weder verängstigt noch vergault, aber er wäre sicherlich totunglücklich, wenn er unbeabsichtigt Grund für einen solchen Ausbruch wäre. Er mochte Harley dafür einfach viel zu sehr. "Wenn du dich das nächste Mal beim Trainer entschuldigst, wird das bestimmt wieder.. Jeder weiß doch, wie gut du bist.." murmelte er dann, darum bemüht Harley nicht aufzuregen. Er war zwar etwas naiv, aber doch nicht so sehr, dass er nicht wusste, dass Harley Probleme hatte, und sogar darüber diskutiert wurde, ob er nun aus dem Schwimmteam ausgeschlossen werden sollte, oder nicht. Zwar hatte man nichts konkretes gehört, aber irgendwo schwebte die Drohung schon im Raum wegen seiner schlechten Noten.
Chester Gesicht erhellte sich jedoch schlagartig, als Harley erwähnte, dass seine Zeit nächstes Mal besser sein würde. Davon war der Junge selbst überzeugt - er war doch heute nur nicht bei der Sache gewesen. "Oh ja, ganz bestimmt!" strahlte er daher auch. "Wenn du auch da bist." fügte er dann aber noch mutig an, die Worte viel schneller aussprechend als sein Kopf sie zurückhalten konnte. Seine Wangen röteten sich dabei schon wieder, wie auch ein strahlender Glanz in seine Augen stieg. "Natürlich wusste ich das!" zeigte er sich dann auch immer noch ermutigt. "Du kommst doch fast jeden Tag wenn du Zeit hast.. deswegen bist du doch auch so gut!" war es zumindest seine Meinung gewesen, sein Eindruck den er gewonnen hatte. Chester war dabei recht vergnügt, weswegen auch ein leises Kichern über seine Lippen kam als Reaktion auf Harleys Kompliment über seine gute Beobachtungsgabe. "Ich habe noch Zeit." war es dann aber ein überglücklicher Gesichtsausdruck, der sich über Chesters Züge legte, als Harley ihn fragte, ob sie noch etwas schwimmen wollten. Er hatte mehr oder weniger darauf gewartet, darauf gehofft, dass er danach fragen würde, deswegen wartete er auch nicht länger, sondern stieß sich mit den Beinen vom Beckenrand ab, um den Schwung für einen Zug mit den Armen zu nutzen. Immerhin hatte er sich ja etwas ausruhen können, während er auf Harley gewartet hatte, und die Bewegung würde auch die Körperwärme etwas erhöhen. Und was konnte seiner Gesundheit auch weiter förderlich sein, als das Glücksgefühl das ihn überkam, jetzt einmal mit Harley allein zu schwimmen? Das war ganz anders als sonst im Team. "Komm, Harley!" lachte er daher vergnügt und kraulte spielerisch noch ein wenig weiter, wobei er sowieso wusste, dass Harley ihn leicht einholen und überholen konnte, wenn er wollte.
Harley hatte schon halb und halb damit gerechnet dass Chester nachfragen würde, wieso er denn nicht mitgeschrieben hatte. Jeder würde dies tun- wenn man doch bedachte was es für Vorteile brachte, nicht zu rebellieren und sich zu fügen. Bessere Noten bedeuteten einen besseren Abschluss- und auch die weitere Teilnahme am Schwimteam, was ihm doch so viel Freude bereitete..die einzige Freude. Wie hätte Harley Chester daher böse sein können? Immerhin hatte er sich sogar getraut seine Gedanken auszusprechen, und das war dem Captain des Schwimmteams noch viel wichtiger gewesen, wie Rücksichtnamen. Chester hielt Anteil an seiner Lage- und bildete sich nicht eine eigene Meinung ohne zuvor offen mit ihm, Halrey- gesprochen zu haben. Vernunft schätzte dieser immerhin auch..allzu sehr hatte er Menschen satt, die feige hinter dem Rücken anderer redeten, weil ihr Leben nicht nur unspäktakulär war- sondern sie auch fürchten mussten für ihre falschen Anschuldigungen zurecht gewiesen zu werden. " Ja, warum..?" Konterte Halrey daher mit bedachter Gegenfrage, und suchte den Blick des Jungens der sich noch nicht vom Beckenrand abgestoßen hatte. Das die Frage rethorischen Ursprung besaß, dürfte Chester auch sogleich feststellen, da Harley ihm keine Zeit die er für eine Antwort bräuchte, überließ. "Wenn es nicht die Mitschrift gewesen wäre, dann hätte er mich für irgendetwas anderes nachsitzen lassen. Mr. Evans System ist nicht nur überholt, sondern schlicht zu ..japanisch ausgerichtet, wenn du mich fragst. Und unterdrücken, lasse ich mich nuneinmal nicht." Natürlich war der Physiklehrer eigentlich ein netter Mann gewesen- es war nicht sein Charakter, an dem Harley etwas auszusetzen hatte, sondern an seinen Lehrmethoden, wie aus den Beispielen hervorging, die er Chester nannte. Wie etwa den Grif am Arm, die harsche Ansprache vor versammelter Klasse, oder den Appel vor jeder Stunde- der für eingesessene Schüler schon ganz normal geworden war. Für jemand wie ihn, der auch schon andere Schulsysteme kennengelernt hat, die seiner Mentalität mehr entsprachen- konnte es Harley auch nicht mit sich vereinbaren, seine eigene Individualität so zu untergraben. All das teilte Halrey freigibig mit dem netten Jungen, der auch noch klug gewesen war. Und dabei war Klugheit für Harley nicht an Noten zu messen, sondern daran wie ein Mensch seinen Kopf zu nutzen wusste. Seiner Meinung nach gehörte es nicht dazu, klug zusein sich in ein einheitliches Schema pressen zu lassen und einem Leistungsmaß zu richten- und auch noch danach zu leben. " .. Das stört mich nunmal.." fügte er seinem Luft gemachten Ärger an, dem wie immer der scharfe Tonfall fehlte. Wie es in ihm innerlich wütete, konnte man nur erahnen. Schmerzen zu teilen, bedeutete nuneinmal viel..
"Meine Mutter ist Engländerin, mein Vater Amerikaner. Sie lernten sich während ihres Studiums kennen und reisten anschließend um die Welt, um an Aufträge für ihre Designs zu kommen, die sie begonnen hatten zu entwickeln. Ich konnte dabei schon viel sehen..deswegen sind mir wohl die Unterschiede zwischen den verschiedene Ländern wohl zu offensichtlich um mich einfach..fügen zu können, verstehst du?" Suchte er mit aufrichtigen Blick nach Betsätigung oder Fragen in Chesters unschuldigem Gesicht. Seine Auen trugen die Farbe von einem schönen See.. wo blau und grün in vollkommener Harmonie ineinander übergingen- so hoffungsvoll und friedfertig. Wie die Natur den Charakter eines Menschens prägen kann, wenn man ihr die Chance dazu gab brachte Harley immer wieder zum staunen- wenn auch schweigend, aber mit versunkenen Blicken. Wie hätte er nur diesem Jungen böse sein können? Selbst Harley der schnell aufbrausend werden konnte- besaß jedoch genügend Vernunft um anzuerkennen, wann und warum er hochkochte und sich deswegen mitteilen wollte. Chester hatte ihn nicht belehrt- und auch hatte er davon abelassen ihm Vorschriften zu machen. Harley- dem man es auf den ersten Blick nicht ansehen würde- unterschied zwischen solchen Feinheiten und konnte deswegen so präzise auf die Einstellungen reagieren- die er bei seinen 'Disskuionspartnern' lesen konnte, spüren konnte.
Das Lächeln schlich sich jedoch auf das nachdenkliche Gesicht Harleys, der zwar schon viel von der Welt gesehen hatte, aber dem dennoch das gefehlt hatte, was er eigentlich brauchte. Und selbst, wenn er es als Kind nicht wissen konnte, spürte er schon immer unterbewust den Drang nach Beständigkeit. Die Welt war nunmal kein Spielplatz. Und man machte es sich nicht leichter, immer wieder von vorn beginnen zu müssen. Gefahren lauerten so schon hinter jeder Ecke- und da sollten es zumindest schon bekannte Ecken sein, die irgendwann berechenbar waren- und damit einschätzbar. Auch deswegen hatte er sich niemals freimütig einfach auf seine Eltern verlassen können- denen natürlich auch nicht entging- dass ihr Sohn nicht nur ihre Ansichten nicht teilte- sondern ihnen dadurch auch entglitt. Im Versuch in durch Regeln und Stränge zu bändigen und abzusichern- vergraulten sie ihn leider umso mehr.."Na, da sollte ich wohl dafür schon allein mitschreiben." Musste er dann aber lachen- auch wenn die Aussage durchaus ernst gemeint war. Chester kam immerhin zum Training, und gab sich Mühe. Wie sollte Harley auch nur im Stande sein so konsequent und rücksichtslos auf seine eigenen Ideale beharren, unter denen nicht nur er litt, sondern auch unter Umständen die Moral anderer? Zumindest Chester schien sich wirklich etwas aus ihm zu machen, was Harleys Herz mit Stolz und damit auch verantwortung füllte. Das zumindest machte für ihn Sinn aus, zumindest Mitschriften zu führen die ihm das Nachsitzen ersparte. Auch- wenn das nicht gleichbedeutend damit war, dass sich seien Noten besserten. Davon ging Harley aus..wo diese Naturwissenschaften doch rein garnichts für ihn waren.
Ein seufzen behielt er daher auch für sich. Aber es war auch schwer in Chestes Gegenwart, betrübt zusein. Das der Junge sich immer so schüchtern im Hintergrund hielt, war für Harley der einzige Grund der es ihm erklärte wieso Chester noch nicht von einer Scharr von Freunden umgeben war. Jeder mochte doch so offene, herzliche Menschen.. Allein dessen freudestrahlender Blick war Harley bei noch keinem anderen Menschen begegnet, so dass er seinerseits diesmal derjenige war, der den Blick aus Verlegenheit senken musste, und sich damit Abkühlung verschaffen musste, mit der durchnässten Hand über die dunkelbonde Augenbraue zu streichen- und schließlich über die Schläfe abzugleiten. Mit Chesters spielerischer Aufforderung, ihm zu folgen kehrte jedoch auch das Lächeln auf Harleys Lippen zurück, der sich wieder auf den Bauch drehte und mit einigen raschen Zügen das Wasser mit dne Armen von sich schob- um aufzuholen. Überholen wollte Harley ganz bestimmt nicht. Immerhin wollte er doch Zeit mit Chester verbringen, der doch wirklich faszinierend war- so menschlich für diesen Komplex den Harley immer zu kühl empfunden hatte.." Ich bin schon da!" war es daher nun das lachen des Captains, was Chester vernehmen konnte, da sich dieser neben ihm befand. " Nun hängst du mich schon ab, obwohl wir noch nichtmal angefangen haben." fügte er noch belustigt an und schloss die Augen, damit nicht zu viel vom Chlor später für Rötungen sorgen würde. " Du bist richtig gut..wie kamst du eigentlich dazu, schwimmen zu wollen?" Nutzte Harley auch die Privatsphäre, die so ein Gespräch außerhalb des Trainings ergab. Nun wollte er auch Chester besser kennenlernen. Etwas- was ihn ebenfalls zuvor an niemanden sonst wirklich interessiert hatte..
Chester hätte nicht damit gerechnet, dass er nun die Gelegenheit bekommen würde, endlich einmal mehr über Harley zu erfahren, und dann auch noch so persönliche und private Dinge. Wenn man sich so wie er immer im Hintergrund hielt, wurde man leicht übersehen. Und durch seine schwächliche Konstitution traute man ihm auch vieles gar nicht zu. Chester war darüber jedoch nicht böse, und meist fühlte er sich auch nicht zurückgesetzt. Er wollte es lieber der Freundlichkeit zuschreiben, das man ihn nicht belasten wollte.. Aber bei Harley war das natürlich etwas ganz anderes. "Harley.." konnte er daher nur murmeln, bevor ihn eben das Gefühl überkommen hatte, dass er seinen Teamkameraden aufheitern wollte. Und dafür war eben nichts besser geeignet, als ein wenig zu schwimmen. Das bedeutete nicht, dass er nicht später noch einmal darauf zurück kommen wollte, nur eben zu einem etwas späteren Zeitpunkt. Vielleicht beim duschen, oder danach..
"Oh Harley!" lachte Chester dann jedoch, der natürlich bemerkte, dass Harley gar nicht erst versuchte, ein kleines Wettschwimmen zu bestreiten. "Als ob ich dich abhängen könnte." war es ein gutmütiges Schmunzeln von Seiten Chesters. Er wusste, dass Harley es nett meinte, und das war für ihn ebenfalls Herzerwärmend. Manchmal litt Chester darunter, dass er gewisse Einschränkungen besaß, die andere nicht hatten, aber die meiste Zeit war er durchaus glücklich. So wie in diesem Moment. Rücksichtnahme war schließlich keine Beleidigung, und es war Chester allemal lieber, als sich Spott ausgesetzt zu sehen. Er glaubte auch gar nicht, richtig gut zu sein. Die meisten der anderen Jungen waren besser als er, aber Chester störte das nicht, er war immerhin nie neidisch gewesen, sondern einfach nur glücklich darüber, trotzdem ein Teil des Teams zu sein. Von Harley solche Komplimente zu bekommen, selbst wenn sie einefach nur freundlich gemeint sein sollten, machte ihn trotzdem glücklich, so glücklich, dass er sich auf den Rücken wandte, und nur ein wenig träge mit den Beinen strampelte, um nicht gänzlich nur noch auf dem Wasser zu treiben. Das hatte den Vorteil, dass er Harley betrachten konnte. "Ich? Tja also.." setzte er an, bevor sein Blick kurz über die Decke des Hallenbads glitt. "Eigentlich habe ich mit Aquagymnastik angefangen um meine Muskeln zu stärken.. Dann war es gar kein weiter Schritt mehr bis zum Schwimmen. Ich habe es recht schnell gelernt, und weil es gesund ist und ich mich dabei kaum verletzen kann, habe ich es beibehalten. Im Wasser bin ich viel freier als an Land." war er halbwegs belustigt von seiner Wortwahl. "Das habe ich immer sehr genossen, dieses frei sein.." gab er ein wenig verträumt von sich, wenn er auch nicht glaubte, dass Harley das so recht verstehen würde. Wie sollte er auch, wo er doch so stark war? Zumindest in Chesters Vorstellung, dem Harleys Verhalten immer so imponiert hatte, wo es sich doch so stark von seinem eigenen unterschied. "Meine Eltern wollten es erst nicht so.. hatten Angst dass ich Krämpfe bekommen könnte und ertrinke.. Aber die Ärzte hielten es für förderlich, und inzwischen haben sie auch nichts mehr dagegen." schloß er dann, wobei er schon ziemlich viel gesagt hatte, zumindest wesentlich mehr als man es sonst von dem stillen Jungen gewohnt war. Dabei war er gar nicht besonders verschlossen oder von Natur aus schweigsam - nur zu unsicher, von sich aus viel zu erzählen. Er brauchte die Bestätigung, dass es jemanden wirklich interessierte. Dann war er auch recht freimütig, so wie jetzt seinem Captain gegenüber. Allerdings nicht so freimütig, dass er ihm jetzt schon erzählen würde, dass er ihn nach seiner Ankunft in der Schwimmhalle gesehen hatte, und seitdem aus dem Hobby mehr geworden war, zumindest so viel, dass es ausreichte sich für ein Team zu qualifizieren. "Was ist mit dir?" traute er sich dann wieder eine Frage zu stellen. Das war auch leicht, so gesehen als Gegenfrage. Das vorige Thema wollte er ja noch aussparen, wenn er sich auch seine Gedanken dazu gemacht hatte, immer noch machte. "Du hast so viel Talent.. bestimmt schwimmst du schon ewig. Du könntest sicher mal Profi werden." traute er seinem heimlichen Idol sogar zu. "Ohne dich wären wir gar kein richtiges Team.." entkamen ihm wieder ein paar Worte, die ihn selbst wieder verlegen machten und von so schlichter Ehrlichkeit zeugten, das sie schon irgendwie anrühren konnten.
Harley war schon ganz gespannt gewesen, was Chester zu erzählen hatte. Das gab ihm selbst die Möglichkeit zu beobachten, wie der Junge sich verhielt, wie er sprach..sich gab oder mit den Blicken spielte, ohne es selbst zu bemerken. Harley glaubte dass Chester so bescheiden und niedlich war, dass er sich seiner Ausstrahlung garnicht bewusst war. " Du hast es ja nicht versucht." versuchte Harley sich dann aber mit einem lachen zu wehren, als Chester meinte, ihn niemals abhängen zu können. So wichtig ihm Wettkampf gewesen war, gehörte dieser nicht in dieses Gespräch. " Außerdem wollten wir ja kein Wettschwimmen veranstalten." sorgte er für eine gütige Einigung der kleinen Spielerei, die ihn schon ein bisschen erheitert hatte. Viel brauchte Harley garnicht, um glücklich zu sein. Anspruchsvoll war er nur darin, sich einfachen Dingen wirklich sicher zu sein. So, wie einem Heim- dem Wissen darum das Leben nicht immer mit neuen Menschen teilen zu müssen. Wie gut ihm doch schon so ein Nachmittag in der Schwimmhalle in Begleitung Chesters tat, zeigte schon auf mit welchen einfachen Dingen man Harley erheitern konnte, ohne dass ihn die Probleme die er hatte überwältigen können- oder wie Harley es empfand: ersticken würden. Dieser schwieg jedoch während seiner gleichmäßigen Schwimmzüge, bei denen er extra an Tempo abgenommen hatte, damit das Rauschen nicht Chesters Stimme übertönte. Auch konnte Harley so einfacher den Blick auf den schwächeren Jungen gerichtet halten, ohne große Anstregung darauf zu verwenden, die Schwimmrichtung bei zu behalten.
Auf den Rücken hatte Chester sich gedreht, und war dabei in den Anblick der Decke versunken gewesen. Zumindest war das der Ausschnitt, den Harley von der Seite hatte einfangen können, bevor er den Blick abwandt und sein Gesicht bis zu den Lippen im Wasser verschwand. Nachdenklich verfolgte er schweigend die Gründe des Jungens, gefallen am schwimmen gefunden zu haben- selbst wenn er nicht die leiseste Ahnung davon hatte, dass er es war, der Chester damals so beeindruckt hatte, und damit dazu brachte unbedingt dem Schimmteam beitreten zu wollen- obwohl dieses weder besonders angesehen, noch bekannt gewesen war. So ein vermeindlich ruhiger Sport konnte es nicht mit Manschaftssportarten aufnehmen, die Harley zwar bekannt gewesen waren, aber niemals dazu gereizt hätten- sich einzufügen. Ob es nun Fußball gewesen ist oder andere der größeren Clubs, die schon am Anfang angefragt hatten, ob er- Harley nicht beitreten wollte. Harley jedoch war niemand der sich gern im Dreck wandt. Wobei dies natürlich nicht alles gewesen war.. " Deine Elteren waren wohl wirklich ganz schön besorgt.." musste Harley dann aber in Chesters Worte einfallen, nachdem dieser ihn mit seinen verträumten, so abwesenden Blicken gefesselt hatte- und dabei nicht merken konnte das der Captain in die ganze Zeit über ansah.
Chester musste es auch nicht leicht gehabt haben, und anscheinend war er auch mehr von seiner Schwäche beeinträchtigt- wie Harley zunächst angenommen hatte. An was er für eine Krankheit der Junge litt, oder früher gelitten hatte wusste der Captain des Schimmteams nicht- doch auch das würde er einmal aufgreifen wollen, wenn er mehr Zeit mit Chester brachte. Das hatte er immerhin vor gehabt- und wie immer, wenn Harley sich etwas vornahm, meinte er dies ernst und verfolgte sein Ziel. Das Chester sich aber so gut gefasst hatte, dass selbst seine Eltern keine Bedenken mehr hegten, beruhigte den Dunkelblonden dann aber doch schon, der schon einen gewissen Drang verspürte den Junge doch vor Gefahren und Überlastungen zu schützen. Dazu, musste man Chester aber nicht in Watte packen- war Harleys Meinung gewesen. Man musste ihn ermutigen und bestätigen. Wenn man sich im Wasser so wohl fühlte wie er und durch die erlangte Freiheit so eine Kraft bezog- musste davon schon gesund werden und eine gewisse Stärken entwickeln, die dabei half gegen Krankheiten zu schützen. Harley wollte ihm helfen- wo er doch so gut verstand- was Freiheit für eine Bedeutung hatte..
" Ich?" Schien der Captain des Schimmteams ganz überrascht zusein, als ihn die Frage des Jungens in seiner Nachdenklichkeit erreichte. Blinzelnd schützte er sich vor Wasserspritzern, und suchte in sich nach Antworten.." Also.. egal wohin wir gezogen waren, schwimmen konnte man überall. Ob nun in Hallen, in einem See oder auch Meeren. Man musste dazu keine Sprache beherrschen, oder war auf jemanden angewiesen um Spaß zu haben. Das bedeutete..auch für mich Freiheit, dass allein sein, die Schwerelosigkeit im Wasser..." Verfiel Harley seinerseits in Träumerein, die seine Stimme milderten. Dabei musste er darauf achten, nicht versehentlich Wasser zu schlucken. " Was das beste daran war, dem schwimmen fehlt Gewalt. Wenn du dir Fußball anschaust, Foodball..überall schwingt Agressivität mit und nicht nur die Gefahr sich zu verletzen. Das ist nichts für mich. Schwimmwettkämpfe..finde ich fairer, ehrvoller wie andere Sportarten, weil sie nicht darauf aufbauen, jemand anderen auszustechen indem man ihn in irgendeiner Weise daran behindert irgendwelche Punkte zu erzielen." Ein verlegenes , leises lachen unterbrach dabei die Worte des Captains, der seinen Blick wieder senkte, wobei die Haare an seinem Kopf wieder etwas heller wurden, und durch die warme Temperatur trockneten- schwamm er doch längst nicht mehr auf dem Rücken.
"Ich mag nunmal keine Gewalt..und ich liebe es zu schwimmen. Aber Profi..ich, glaube dafür hätte ich eher anfangen müssen, richtig zu trainieren." Zuckte er mit den Schultern auf, und schwamm weiter. Woher die scheu kam, konnte man jedoch der undurchsichtigen, tiefgründigen Minie nicht entnehmen. Vielleicht weil er sich schon damit außeinandersetzen musste was geschah, wenn er wirklich aus dem Schwimmteam flog. " Ich bin dem Schwimmteam beigetreten, weil es das einzige Team war, dem weniger wie 8 Schüler angehörten. Ich ..konnte mir garnicht vorstellen, dass so ein Sport so unbeliebt war. Aber eigentlich kam es mir ganz gelegen. Ich..mag keine großen Ansammlungen an Menschen auf engem Raum." Erklärte er seine Wahl, die ihn auf das Schwimmteam brachte. "Angenommen hatte man mich dann schon allein, weil ich schnell war. Meine Technik habe ich deswegen immer weiter verbessern wollen. Dieser Sport lag mir wirklich..das war es, was ich immer machen wollte. Aber Verständnis habe ich nicht von meinen Eltern erwarten können." Versuchte er mit einem Lächeln die Enttäuschung abzuschwächen, die ihn bedrückte. Das Chester meinte, dass dieses Team kein richtiges Team ohne ihn wäre- berührte den Captain dafür umso mehr.. " Ich weiß nicht.." murmelte er daher und wurde langsamer, bis er fast schon wieder dazu überging, sich an der Oberfläche zu halten. Chester wusste wirklich zu berühren, da seinen Worten aus intensiven Gefühl bestanden. Und Gefühl war nuneinmal die einzige Sprache, mit der man Harleys Vernunft und auch sein Herz erreichen, und damit erweichen konnte. Dennoch konnte er es nicht über die Lippen bringen, dass er garnicht so hart und stark war, wie alle meinten. Er hoffte nur, dass Chester es irgendwann mitbekam. Wenn er nun doch auf etwas anderes wert legte, als seine eigene Meinung- war es die Chesters gewesen.. " Wenn du das sagst, bestärkt mich das. Ich liebe meine Aufgabe, sie zeigt mir etwas gut zu können.." gab er Preis und verlor sich erneut in der Betrachtung des Jungens, der ihn mehr den je beeindruckte. " Das macht natürlich nur Sinn, wenn ich anderen damit helfen kann. Und..wenn es dir was bedeutet.." brach der Captain doch den Satz lieber ab, ehe er sich selbst in Verlegenheit verlor. Eigentlich, war er nicht so einfach aus der Ruhe zu bringen und genoss Gefühle. Von so unbekannter Natur inform der Bestätigung, vermochte sie den dunkelblonden doch zu verwirren. "Was hällst du eigentlich davon, wenn wir uns öfter hier treffen?" lenkte er daher lieber ab. " Wir könnten dann auch was trinken gehen. Nach dem Training habe ich zumindest immer hunger." unterbrach er mit einem lächeln, dass sich auch bei seiner folgenden Aussage nicht verlor. " Und du könntest das auch vertragen." war es auf keinen Fall böse gemeint. Harley hoffte, dass Chester es ebenfalls so aufnahm.
"Ach.. meine Eltern sind immer noch so besorgt." tat Chester dann mit einem Lächeln ab. Manchmal hatte er schon den Eindruck, sie wären überfürsorglich, aber wie sollte er ihnen daraus einen Vorwurf machen? Immerhin war er ihr einziges Kind, und gerade als er noch jünger gewesen war, hatte er ihnen schon einiges an Kummer bereitet - selbst wenn das nicht absichtlich gewesen war sondern aufgrund seiner Krankheit. "Aber gegen das Schwimmen haben sie schon lang nichts mehr. Erinnerst du dich noch an die Anfangszeit, als ich ins Schwimmteam aufgenommen wurde?" fragte er dann, und hob den Kopf leicht um einen Blick auf Harley zu werfen, wenn es auch nur ein kurzer war, weil er sonst seine Balance verloren hätte, und untergangen wäre. "Ich war ja nicht so gut, dass es sich großartig gelohnt hätte mich mit zu einem Wettkampf zu nehmen.. aber erst waren meine Eltern ziemlich dagegen. Damals kam der Coach bei uns zu besuch um mit ihnen zu reden.. seitdem darf ich mit auf die Wettkämpfe." Das hatte Chester auch viel bedeutet. Es ging ihm gar nicht unbedingt darum, irgendwelche Preise zu gewinnen, oder Anerkennung. Er war nicht einmal traurig, wenn er einfach nur auf der Ersatzbank saß. Vor allem war es ihm darum gegangen, einfach beim Team dabei zu sein, Harley zu sehen und anfeuern zu können. Ja, musste er sich selber eingestehen, am meisten Freude hatte es ihm immer bereitet, wenn er sich über Harleys Erfolge hatte freuen können.
Dass dieser auch einsam sein könnte, hatte Chester sich bis zu diesem Augenblick gar nicht vorstellen können. Die vielen Umzüge machten es bestimmt nicht leichter sich irgendwo heimisch zu fühlen und Freunde zu finden. Auch sah Harley gar nie so aus als hätte er gern viele Freunde um sich. "Ich verstehe.." lächelte er daher milde, bevor er sich doch wieder dazu entschloss, sich auf den Bauch zu drehen und ein paar kräftige Züge zu machen, damit sie die Bahn beenden konnten, und eine weitere zu schwimmen. "Das gefällt mir auch so am Schwimmen. Mannschaftssport ist immer viel zu rauh und gefährlich.. ich würde mir ja doch nur etwas brechen oder mich verletzen.." Die Worte aber, die Harley gefunden hatte, waren für Chesters Herz weiter erwärmend gewesen. So hatte er sich Harley vorgestellt, aber es von ihm selbst zu hören war doch noch einmal anders. Er war also wirklich so friedlich, gar nicht so aggressiv wie viele ihn einschätzten.. Das regte Chester natürlich nur weiter zu Träumereien an. "Schwimmen ist mehr ein Wettkampf gegen sich selbst, als gegen den Gegner.." lächelte er daher schüchtern. Schließlich schwamm jeder seine Bahn auf Zeit. Wenn er antrat, schwamm er nie gegen andere, sondern immer nur für sich selbst.
"Ich glaube wirklich nicht dass es einen besseren als dich gibt." waren die glänzenden Augen voll innerer Überzeugung. Für Chester machte es dabei gar nichts aus, ob es jemanden gab der besser war als Harley. In seiner Vorstellung war er nun mal der Beste, ob nun jemand schneller war oder eine bessere Technik besaß.. oder auch nicht. "Deine Eltern haben sicher einfach noch nicht bemerkt, was für ein großes Talent du hast." versuchte Chester dann aber zu vermitteln, dem Harleys Lächeln nicht wirklich etwas vormachen konnte. Es war nur natürlich, darüber enttäuscht zu sein. Und dass Harley Talent besaß konnte schon niemand abstreiten. Wenn er keins hätte, wäre er längst aus dem Team geflogen, so glaubte zumindest der Blonde. Aber wer wollte schon seinen besten Mann verlieren? Ohne Harley wäre ihr Team nie so erfolgreich geworden, wie es zur Zeit war. Chester mutmaßte, dass es ohne Harley nicht mal einen Platz für jemanden wie ihn gegeben hätte, da es den Schnitt zu weit gesenkt hätte. "Niemand von uns will, dass du aus dem Team ausgeschlossen wirst.. wir brauchen dich doch. Und.. außerdem könnte das doch auch niemand sonst übernehmen." Zumindest war das Chesters ganz eigene Meinung. Harley machte seinen Job ausgesprochen gut, und das auch noch viel gewissenhafter als seine Schularbeiten, was man so hörte. Chester wusste zwar nicht, wie Harley seine Schularbeiten allgemein hielt, aber was die Teamleitung anging, glaubte er nicht dass jemand anders es besser machen könnte. Am Beckenrand angekommen, stützte er dort die Unterarme auf, inzwischen war ihm doch etwas kalt geworden und er fühlte sich müde, so dass er sich nach einem kurzen durchatmen auf den Beckenrand zog, wo das Wasser von seinem Körper abströmte, und Harley blick auf die leicht bläulich gewordenen Lippen gewährte. Auch die Finger und Zehen von Chester sahen etwas verkühlt aus, weswegen er auch rasch die Beine an den Körper zog. "Im Wasser kam es mir gar nicht so kalt vor.." bemerkte er dabei noch entschuldigend, wobei sein Blick etwas müde wirkte, mit dem er Harley bedachte. Auch sein Lächeln war matt, aber herzlich, so dass man ihm zumindest ansehen konnte, dass er sich über die vorsichtige Anfrage freute. "Ich würde mich gern öfter mit dir treffen. Und ich hab auch meistens Zeit.. da können wir gern noch etwas essen in der Kantine.." wagte er einen schüchternen Vorschlag. Darauf bezog er sich auf das Essen in der kleinen Kantine, das dem Hallenbad zu eigen war. Zwar war dort das essen nicht so lecker, und wahrscheinlich noch ungesünder, wie in der Schul-Cafeteria, aber dort war es zu jeder Tageszeit immer recht voll, wogegen die Hallenbad-Kantine eher durch Leere glänzte. "Ich habe jetzt auch ganz schön hunger." lächelte er gutmütig, er hatte Harleys Worte immerhin nicht falsch verstanden. Er wusste ja, dass er ein bisschen dünn und schwächlich war, aber er fand das nicht so schlimm. Zumindest schaffte er es nun auch, sich tropfnass zu erheben, und sich die Haare zurück zu streichen damit er sich sein Handtuch von dem naheliegenden Stuhl nehmen konnte, in das er sich fest einwickelte, um ein wenig Wärme zu bekommen. Er bekam nun auch schlecht Luft, was er dem Chlorwasser und der hitzigen stickigen Luft in der Halle zuschrieb, weswegen er etwas kurzatmig war. "Am meisten freue ich mich aber auf die Dusche.. das Wasser hier brennt ganz schön auf der Haut und in den Augen." sagte er noch, während er wartete, ob Harley auch zu ihm aus dem Wasser herauskommen würde, und sich sein Handtuch nehmen würde..
Auch Harley war im Grunde seines Charakters sehr bescheiden gewesen. Er wusste zwar, zu welchen Leistungen er fähig war..doch nie würde er auch nur in die Vermutung geraden, dass sein Charakter und seine Leistungen Chester so beeindruckten, dass seine Augen aus diesem Grund glänzten. Zu ern würde er ihm ja glauben, dass seine Eltern wirklich nur Zeit brauchten, oder eine Möglichkeit um sein Talent anzuerkennen...doch leider kannte Harley seine Eltern lang genug um den Hoffnungen nicht erliegen zu können, dass sie sich in irgendeiner Weise ändern konnten. Damit musste er den Jungen aber auch nicht belasten. Nicht, in diesem Moment in dem sie ihre Bahnen zogen. Harley musste dabei nichteinmal großartig das Wort erheben. Es reichte ihm, wenn er mit Chester schwimmen konnte und dabei in den Radius seines Optimismus zu gelangen. So hatte der lächelnde Harley garnicht bemerkt, dass sie doch mehr wie eine Bahn geschafft hatten, und Chester plötzlich am Beckenrand angekommen, sich festhielt. Und dies nicht, um sich abzustoßen, sondern heran zu ziehen, so dass er seinen im Wasser so leicht gewordenen Körper, nun mit vie Kraftaufwand aus dem Wasser heben konnte. Das Wasser floss dabei in ströhmen von der schmächtigen Gestalt des doch recht blassen Jungens, dessen blaue Lippen Harley nun ebenso wenig verborgen blieben, wie sein leichtes Zittern. Kalt war ihm wohl wirklich geworden und erweckte damit den besorgten Blick auf dem Gesicht des Teamcaptains, dessen Augenbrauen sich wölbten.
Dennoch versuchte sich Harley an einem dünnen, liebevollen Lächeln als Chester auch noch meinte dass ihm das Wasser erst garnicht so kalt vorgekommen war. Fast so..als wollte er sich entschuldigen. Dies regte erneut das Herz Harleys, der garnicht wusste zunächst mit diesem Sturm umzugehen, der durch diesen Anblick in ihm aufkam. Gerade, als er jedoch etwas sagen wollte war es wieder der Junge, der tropfnass noch das Angebot erfreut annahm, sich öfter mit ihm zu treffen, so dass sie sogar gemeinsam die kleine Kantine besuchen konnten, die dem Schwimmbad zu eigen war. Hier gab es zwar nur Fastfood- aber auch warme Getränke und einsame Bänke. All das gefiel Harley nun immer mehr- wo es ihm in Aussicht stand, dass Chester wieder wärmer wurde. Das Bedürfnis für den Jungen zu sorgen wurde immer stärker- so dass Harley auch keine weitere Einladung brauchte, um sich ebenfalls aus dem Wasser zu ziehen, wo ihn selbst Kälte umfing. " Das geht immer ganz schnell.." Lächelte er dabei und rieb sich über den rechten Oberarm, wobei er sich ebenfalls sein Handtuch schnappte, und es sich über die Schultern warf. Es beruhigte den dunkelblonden dabei auch, dass sich der Junge bereits in sein handtuch eingewickelt hatte. " Außerdem hast du schon eine Trainingseinheit mehr hinter dir." Lächelte Harley milde und senkte den Blick auf die bläulichen Lippen. Einer Dusche stimmte er dabei gedanklich mit einem kenntlichen Nicken zu- ehe er Worte zum Verständnis folgen ließ. " Eine Dusche können wir beide gut vertragen. Ich bekomme sonst schnell rote Augen..außerdem, ist mir auch ganz schön kalt geworden." Gab er sogar zu und zog das Handtuch dass seine Schultern ebenso verdeckte wie seinen Kopf- und damit sein Gesicht in leichte Schatten gehüllt hatte. " Lass uns gehen." Brauchte Harley auch garnicht lang, um seine Schritte in Richtung Umkleide zu lenken, wobei er Chester zuwinkte, indem er ihm die Hand weisend entgegen streckte.
Aufmerksam wie Harley war, brauchte er auch kein besonders geschulten Blick um zu erkennen dass die stickige Chlorluft nicht gut für Chester gewesen war. War er durch die Dusche von dem Geruch und der empfundenen Kälte befreit, ging es ihm bestimmt besser. " Die haben leckere Waffeln in der Kantine. Die nehme ich mir manchmal mit, bevor ich nach dem Training gehe. Magst du Schokoladenwaffeln?" Fragte Harley, als sie sich auf den hallenden, schmalen Weg zu den Kabinen machten, und man im Hintergrund nur ihre Füße hören konnte, die sich über den Boden bewegten- sowie gelegentliches tropfen und Rauschen- dass noch aus dem Hallenbad stammte. Zumindest, bis Harley das Flutlicht betätigte, dass den Umkleideraum nach mehrfachen Blinken kenntlich machte. Zu seinem Spind zog es den Captain des Schwimmteams, da er auf der Suche nach seinem Duschgel war, dass man gleichzeitig als Shampoo benutzen konnten. Dazu musste er nur den Reisverschluss seiner Tasche mit einem rascheln öffnen, und neben einem kleinen Handtuch für seine Badehose nach der dunkelblauen Flasche suchen. Beides war schnell gefunden- und von Harley geschnappt, bevor er wieder ausschau nach Chesters Köpfchen hielt. Dabei war es schon überraschend, wie schnell sich der Captain für den Jungen hatte erwärmen können.."Bist du soweit?" fragte er den kleineren blonden mit den hübschen Augen, wobei Harleys Blicke ebenso prüften, ob die Lippen immer noch blau gewese waren. Erst dann würde er in den Duschraum gehen wollen, wo er endlich seine nasse Badehose loswerden konnte, die später von dem Handtuch daran gehindert werden sollte, die Tasche zu durchnässen bis sie später eh in die Wäsche fand. "Ist dir immer noch kalt?" Fragte Harley genauer nach, und neigte den Kopf schief, was weitere Tropfen von den dunkelblonden Haarspitzen löste, die schließlich auf das Schlüsselbein trafen, oder aber über den Hals glitten.
"Ja, das stimmt wohl.." entgegnete Chester lächeln, der sich enger in sein Handtuch wickelte. Immerhin hatte er heute tatsächlich schon trainiert, auch wenn er seine neue Bestzeit nicht hatte zeigen können. Jetzt hatte er sich etwas verkühlt, aber er glaubte, es war noch im Rahmen. Nur länger hätte er nicht mehr im Wasser bleiben sollen. Es war eben tückisch, das man die Kälte wenn man in Bewegung war, gar nicht so sehr spürte. Zumindest war das bisher bei ihm immer so gewesen. Vermeiden ließ sich dies meist dadurch ,dass er eben seine festen Zeiten hatte. Heute war eine Ausnahme gewesen, eine die er aber sehr genossen hatte. Es war schön, mit Harley zu schwimmen, selbst wenn es nur kurz gewesen war. Er freute sich aber ziemlich darüber, dass Harley sich ihm angeschlossen hatte, und ebenfalls aus dem Wasser gekommen war, obwohl er gar nicht so viel geschwommen war, wie sonst normalerweise. "Ich bekomme auch schnell rote Augen, aber mein Arzt sagt, das ist nicht gefährlich." entgegnete er noch freimütig. Seine Eltern hatten sich wesentlich mehr Sorgen gemacht, als er. Dabei bekam doch jeder rote Augen von Chlor, nicht nur er. Zufrieden, mit den lieblichen Blicken auf Harley gehaftet, machten seine bloßen Füße ein leicht platschendes Geräusch, während er diesem über den nassen, zuweilen glatten Boden in Richtung der Umkleidekabine folgte, wo auch er seine Sporttasche zurückgelassen hatte. Tatsächlich war das gefährlichste an seinem Schwimmsport immer der Weg zum Becken und wieder zurück, wo er eben vorsichtig sein musste, nicht auszurutschen und hinzufallen. Aber deswegen bewegte sich der Junge auch immer langsam und behutsam.
Deswegen fand er es auch besonders nett, dass Harley ihm die Hand entgegen streckte, wenn er natürlich auch zu schüchtern war, sie zu ergreifen. Das ging doch schließlich nicht, an der Hand des Captains zu gehen.. wie er errötend dachte, und rasch den Blick auf seine Füße senkte, um besser auf den Weg achten zu können. "Hm? Oh, ja, natürlich." lächelte er dann aber, und warf einen raschen, scheuen Seitenblick auf seinen Teamkameraden. "Schokoladenwaffeln klingt lecker." Ob er diese schon gegessen hatte, konnte er sich augenblicklich nicht erinnern, aus der Kantine glaubte er zumindest nicht. Nur von zu Hause oder aus dem Supermarkt. Da er aber Süßes allgemein mochte, zweifelte er nicht daran dass ihm diese auch schmecken würden. "Ich wusste gar nicht, dass du sowas magst." fügte er dann rasch noch an. Aber woher hätte er es auch wissen können, wo es doch jetzt das erste mal was, dass sie länger so privat miteinander gesprochen hatten. Bisher waren ihre Gespräche zwar immer freundlich, aber doch eher neutraler Natur gewesen, über das Training, verschiedene Schwimmtechniken, Turniere.. Harley war wirklich immer freundlich gewesen, und hatte ihm viel beigebracht, wenn Chester sich so zurückerinnerte, genauso wie ihr Trainer immer nett zu ihm gewesen war, obwohl er eigentlich erst gegen eine Aufnahme gewesen war..
Blinzeln musste Chester aber, als das nach dem dunkleren Gang helle Licht der Umkleidekabine aufflammte. Rasch schlüpfte er nach Harley in die Umkleidekabine, wo er ebenfalls den Reißverschluss seiner Tasche öffnete, und sich dort ein frisches Handtuch und sein Duschgel heraussuchte. "Na klar... alles bereit." sagte er, und winkte mit der kleinen Flasche, um zu zeigen dass er alles hatte. Mit beidem bewaffnet, machte auch er sich dann auf den Weg zu Harley, um an ihm vorbei in den Duschraum zu gehen, welcher ebenfalls ein wenig verdampft war, und damit schon wärmer. Sein Handtuch hängte er dort am Eingang an den kleinen, metallenen Griff, der für Handtücher gedacht war, bevor er sich an einem der Hähne zu schaffen machte, und vorsichtig die Temperatur regulierte. Es war ja nicht das erste mal das er mit Harley duschte, aber es war das erste mal, dass sie zusammen allein duschten.. und deswegen machte es Chester schon ein bisschen nervös.. welcher sein Duschgel in den dünnen aus Draht bestehnden Halter stellte, bevor er vorsichtig unter den warmen Strahl der Dusche schlich, wo das warme Wasser seine kühle Haut erwärmen konnte. "Das tut gut..." seufzte er. "Jetzt ist mir auch nicht mehr kalt." konnte er damit die Frage seines Kameraden beantworten. Kurz schloß er die Augen, um den Kopf unter den Strahl zu halten, und damit einen Großteil des Chlors von sich abzuspülen, bevor er aus dem Strahl trat, und nach seinem Duschgel griff, welches er großzügig in seinem nun dunkelblonden Haarschopf verteilte, bis es recht schäumte. Er wagte wirklich kaum, Harley anzusehen, dessen hübschen, so wohlgeformten Körper er schon so oft gesehen hatte.. dass er sich darüber eigentlich gar keine Gedanken mehr machen müsste. Er zögerte deswegen auch ganz schön, bevor er schließlich die knappe Badehose herabschob, welche achtlos zwischen seinen Knöcheln zu Boden glitt, und mit einem Fuß behutsam beiseite geschoben werden konnte. Gründlich seifte sich Chester daraufhin mit dem Duschgel ein, damit alles an Chlor von seiner Haut verschwand... wobei er natürlich Harley verschämt den Rücken zuwandte. Es war wirklich nicht das erste mal dass er mit ihm zusammen duschte.. aber jetzt fühlte er sich überaus schüchtern und verlegen, so dass er rein gar nichts sagen konnte, als er sich schließlich wieder unter die Dusche stellte, um den Schaum abzuwaschen.
Harley war zufrieden als Chester meinte dass er bereit gewesen war. Zwar sah er immer noch durchgefrohen und verkühlt aus, aber dass würde die warme Dusche schon richten. Dafür suchten sie ja auch schließlich den bekannten Duschraum auf, den sie nicht das erste Mal gemeinsam besuchten. Dabei störte es Harley auch nicht, dass sie nun allein waren- auch wenn es ihm gewiss aufgefallen war. Verlegen wurde der Captain des Schwimmteams zwar nicht- aber dennoch kam er nicht umhin zu bemerken dass er sich überhaupt Gedanken darum machte, ohne jegliche Kleider zu duschen. Dennoch zögerte er keinen Moment und stellte die Dusche auf mittlere Wärme- bevor seine Haut nicht nur vom wohltuhenden Duschstrahl vereinnahmt wurde, sondern auch von einer sich bildenden Dustwolke, die sich erst klärte als der Temeraturausgleich durch das warme Wasser geschaffen war, das auf die gebräunte Haut Harleys prasselte. " Ja oder? Das tut gut.." murmelte er daher auf Chesters Antwort gänzlich entspannt und schob mit beiden Handflächen dass Haar aus seinem Gesicht, so dass es schließlich mit einem streichen in den Nacken verbannt wurde. Dort hielten sie durchtränkt und glänzend vor Wasser. Erst dann schlüpfte der Captain ohne weitere Bedenken aus seiner nassen Badehose, die nur unwesentlich länger gewesen war wie die Chesters. Sie reichte knapp an die Oberschenkel Harleys und war nun, wo der Gummizug über die Hüfte gerutscht war- nicht mehr wie ein schwarzes nasses Bündel am Fließenboden, dass von Harleys Fuß beiseite geschoben wurde.
Dabei war er auch nicht ganz so schüchtern gewesen, wie Chester. Bemerkt hatte Harley dies mit einem verborgenen Lächeln, als er nach dem Duschgel gegriffen hatte. Dieses hatte er in ein Gitter gestellt, dass ein wenig höher an der Wand angebracht war, wie das auf welches Chester sein Duschgel abgestellt hatte. Es war ja auch nicht so, als würde eine Badehose Chesters zierliche Gestallt in irgendeiner Weise verhüllen..aber seinen Rücken so zusehen, sowie seine freien Schultern die durch das warme Wasser der Dusche leicht gerötet waren- erweckten doch in Harley wieder den Beschützerinstinkt. Das Harley sich jedoch vorstellen musste, diese schmalen Schultern umarmen zu wollen, brachte ihn dann doch dazu den Blick nachdenklich zu senken, und damit zu beginnen, seine Haare und seine Haut von dem Chlor zu befreien. Eine kleine Portion des Gels wurde sogleich im Haar verteilt, dass längst aus dem Gesicht gestrichen worden war- bevor sorgfältig keine Partie der Haut ausgespart wurde, um vom Chlor befreit zu werden. der Schaum der sich zwischen den verteilenden Händen bildete, gab Harley dabei aber auch schnell wieder das Gefühl, sich frischer zu fühlen- und sauberer. Die Haut an Armen und den leichten Bauchmuskeln, die sich unter der gesunden Haut abzeichneten, wurde auch wieder weicher und war längst nicht mehr so ausgekühlt, wie noch zuvor in der Halle, welcher Harley garnicht nachtrauere. Dabei war es ihm egal gewesen, dass er nur eine kurze Trainingseinheit genossen hatte. Er hatte mit Chesters Gesellschaft schon viel mehr gewonnen.. " Es gibt vieles, was man mir nicht auf den ersten Blick ansieht." Kam er daher immer entspannter wieder zu Wort, nachdem er Chester ein wenig in seinener Verlegenheit beiläufig beobachtet hatte, ohne ihn offensichtlich anzustarren- oder zu vergessen, wieder unter dem Duschstrahl zu verschwinden, der den Schaum von seinem Körper spühlte, auf den er doch recht stolz gewesen war.
Seine Sportlichkeit war ihm anzusehen, ohne dass sein Körper von hinderlichen Muskeln bestimmt sein musste. Seine Statur war sehning, ohne irgendwelche störenden Härchen oder Unreinheiten aufzuweisen und gefiel Harley deswegen. Dies verhinderte auch dass er sich für seine Nacktheit je geschämt hätte, und es somit auch nicht in diesem Fall tat. "Weil du erst meintest, du hättets nicht vermutet, dass ich süßes mag." Blieb er also ganz ruhig und wandt der Dusche den Rücken zu, damit er auch seine Haare gründlich vom Schaum befreien konnte, der sich schließlich langsam über die Schultern verflüchtigte, während die Finger nachhalfen, die Stähnen voneinander zu lösen und damit zu reinigen. " Ich weiß, dass du nicht so bist, aber es gibt mehr als genug die glauben, ich mache mir nichts aus meiner Zukunft. Dabei.." musste er kurz die Lippen schließen, da ihm das Seifenwasser über den Mundwinkel floss. " ..dabei mache ich mir viele Gedanken über das heute, morgen und übermorgen..und natürlich auch über alles nachfolgende. Nur..kann ich es einfach nicht über mich bringen mich dafür unterdrücken zu lassen, und reagiere deswegen oft so aufbrausend. Aber das versteht hier natürlich niemand. Hier wird Individualität als Problem angesehen, habe ich das Gefühl." teilte er seine schwermütigen Gedanken dann auch mit Chester, dem er nun schon mehr zutraute, als zuvor im Schwimmbad. Der Junge war ihm so offen begegnet, dass Harley sich doch eine Freundschaft vorstellen konnte. Das Angebot, machte er dem süßen Chester schon allein durch seine eigene Offenheit..
Chester konnte sich seine eigenen Gefühle nicht erklären, und versuchte deshalb auch gar nicht, sie zu ergründen. Es hätte ja letztlich doch zu nichts geführt, außer ihn weiter zu verwirren. Immerhin sah er Harley fast ständig mit nur einer Badehose bekleidet. Weitaus häufiger, als er ihn angezogen sah zumindest. Und es gab ja nichts an ihm, was er nicht schon einmal gesehen hätte.. oder nicht? runzelte er angestrengt die Stirn, bevor er sein Duschgel zuklappte und endgültig zurück in die Ablage stellte. Harley war aber so hübsch.. so gebräunt, sportlich, einfach gutaussehend. Chester kam zur Ansicht, dass es das sein musste.. bestimmt war er nur schüchtern aufgrund des direkten Vergleichs. Wer hätte sich nicht in seiner Gegenwart geschämt? Über diesen Gedanken hin drehte er schließlich den Hahn zu, woraufhin es etwas leiser in der Dusche wurde, abgesehen von Harleys Dusche hörte man nun nichts mehr. Das leise tropfen, das der eben geschlossenen Dusche noch entwich, wurde gänzlich übertönt. Mit ein paar sehr verlegenen Schritten schaffte er es an Harley vorbei, ohne ihn zu direkt anzusehen, und sich mit einer raschen Bewegung sein Handtuch zu schnappen. Eigentlich hätte er sich damit erst den Kopf getrocknet.. jetzt jedoch hatte er es eiliger, das Handtuch um seine schmalen Hüften zu schlingen und dort zu verknoten. Erst dann konnte er ein wenig aufatmen, und mit platschenden Füßen zurück zu seiner Badehose kehren, welche er aufhob und auswrang. Das kleine Stück Stoff konnte ja ohnehin nicht viel Wasser speichern.
Chester, noch nervös mit sich selbst ringend, war deswegen ganz froh, dass Harley das Gespräch noch einmal von sich aus begann, und dabei auf das Thema lenkte, welches sie im Bad zuvor schon angeschnitten hatten. Der mit leicht geröteten Wangen zu ihm aufblickende Chester, hob milde überrascht die Augenbrauen. "Es gibt tatsächlich Menschen hier, die so über dich denken?" erkundigte er sich überrascht. Ihm wäre so etwas natürlich gar nicht erst eingefallen. Dass Harley ihn zuvor beobachtet hatte, und welche Gedanken er dabei gehegt hatte, wäre ihm darüber hinaus ebenfalls weder aufgefallen, noch hätte er überhaupt daran geglaubt. "Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass du nicht an deine Zukunft denken solltest.. Du bist doch immer so zuverlässig.." murmelte er dabei, wobei es seine Finger waren, die sich notdürftig durch das noch tropfnasse Haar bahnten, um es etwas zu kämmen. "Ist das wirklich so, dass Individualität hier ein Problem darstellt?" erkundigte er sich dann jedoch bekümmert, wobei er penibel darauf achtete, Harley nur ins Gesicht zu sehen. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass das hier am Komplex so war. Aber was wusste er schon? Er kannte zum einen nichts anderes.. und zum anderen war er nicht besonders individuell, nahm er an. Jedenfalls nicht so wie Harley. Und wenn dieser ihm versicherte, dass es so war... nun, dann war es auch so. "Dieser Mr. Evans" kam er deswegen auf den Lehrer zurück. "Mag er dich etwa nicht? Du sagtest, er hätte dich unabhängig von den Aufzeichnungen nachsitzen lassen.." war seine Stimme leise, schüchtern, aber trotzdem voller Anteilnahme. Vielleicht wirkte er nicht wie der klügste, zumindest jedoch nahm er Harley ernst. "Harley?" wagte er dann noch einmal die Aufmerksamkeit des Älteren einzufordern, und die Stimme fragend zu erheben. "Glaubst du, es gibt keinen Mittelweg, dich mit der Schule irgendwie zu arrangieren? Vielleicht ist es doch gar nicht so schlimm, sich etwas anzupassen.. nur für die Zeit des Unterrichts. Hier ist es eben so.. und nach dem Unterricht kannst du doch wieder machen was du willst.. Dann gibt es wenigstens keinen Ärger.. nur so ein Gedanke von mir.." murmelte er verlegen. Immerhin, was wusste er schon? "Ich habe nur gedacht.. dass du es dir so selber schwer machst.." versuchte er aber zumindest noch sich zu erklären. "Wenn du dann immer noch Probleme mit manchen Lehrern hast, können sie dir schon nicht mehr die Schuld zuschieben.. du könntest immer noch die Klasse dann wechseln. In.. in ein zwei Jahren bist du sowieso mit der Schule fertig.." fühlte er sich nun doch wieder verkühlt, weil ihm der Gedanke nicht behagte, so dass er sein Handtuch löste und es sich wieder wärmesuchend um die Schultern schlang, um sich notdürftig trocken zu reiben. "Tut mir leid.. ich verstehe davon nicht besonders viel... so mutig wie du bin ich nicht, und so stark auch nicht.. Ich würde mich gar nicht trauen mit einem Lehrer zu streiten.." gab er dann aber zu, vielleicht Harleys Problem einfach nicht recht zu begreifen. Und es lag ihm doch fern, die sich gerade erst entwickelnde Beziehung durch unbedachte Worte kaputt zu machen, Harley ungewollt zu verletzen.. Er hätte ihm doch so gern gezeigt, dass er auf seiner Seite war.. und jetzt stellte er sich dabei wieder so ungeschickt an, bemerkte er betrübt, und biss sich auf die Unterlippe.
Der Captain des Schwimmteams wurde schließlich vom Geruch des Duschgels eingeholt, dass keiner bestimmten Note zu zuschreiben war. Es war ein herkömmliches Mittel aus der Drogerie mit irgendeinem sportlichen Aufdruck. Für Harley war nur wichtig gewesen, dass es nicht so stark roch, da er von zu starken Gerüchen und Parfumen Kopfschmerzen bekam. Und da sich die schwache Note nach den ersten Stunden eh völlig verflog, genügte es dem dunkleblonden nun nicht mehr nach Chlor zu riechen, und den Blick zu senken während Chester schüchtern an ihm vorbei tabste, um nach seinem Handtuch zu greifen, dass zunächst den Weg um seine schmale Hüfte fand. Lächelnd konnte Harley dabei auch den restlichen Schaum von seinen Schultern spülen und dabei in Erfahrung bringen, was Chester über seine Worte dachte.. " Ich denke es zumindest. Und nicht nur wegen der Schuluniform. Pflicht herrscht hier jazum Glück nicht mehr..und das würde mich abgesehen davon auch nicht stören." Entgegnete er Chesters vorsichtiger Frage, der sich das Haar notdürftig mit den Fingern kämmte. Harley, den diese Kleinigkeit wieder berührte, erwiederte daher auch den Blick den die Augen des Jungens penibel genau auf seine gerichtet hielten- die müde herabgefallen waren, und nur noch einen schmalen Spalt an braun erkennen ließen, dass von schwarzen, kurzen Wimpern umrahmt wurde. " Ja, er mag mich nicht. Zumindest lässt er mich spüren, nicht willkommen zu sein." Zuckten die Schultern ein wenig auf, bevor er weiter sprach. " Ich bin kein Ass in Physik, und das betrifft auch die anderen Naturwissenschaftlichen Fächer. Überall, wo ich mit solchen Typen wie Mr. Evans zu tun habe..kracht es." wurde Harley dann doch wieder stiller, weil ihn der rohe Tonfall, den diese Erinnerungen in ihm wach riefen, immer an seine eigenen familiären Verhältnisse erinnerte. Aber wie konnte er es Chester erklären? Ein Blick in dessen Augen gab Harley keinen Rat- da er selbst noch keinen Weg gefunden hatte mit diesem schlechten Gefühl umzugehen, dass notdürftig von einer Ecke in die nächste geschwoben wurde- wann immer es begann zu stören.
"Hm?" Harley kam jedoch garnicht dazu, diesen Gedanken weiter zu vertiefen. Schon hatte Chester ihn wieder angesprochen und forderte die Aufmerksamkeit des dunkelblonden- der in dem schmächtigen Jungen, der dabei war seine Badehose auszuwringen. Dabei gedachte er auch garnicht, Chester zu unterbrechen, der seinen ganzen Mut zusammen nahm, und mit viel Sorge an seinen Teammitglied herantrat. Niemand hätte sich außer Chester erlauben dürfen, so mit ihm zu sprechen- da er einfach der einzige war, der es wirklich ernst nahm. Weil er der einzige war, der wirklich Mitgefühl aufbrachte, und sich etwas aus Harley machte.. Dieser konnte dabei auch beobachten, wie Chester immer ärmlicher wurde. So klein wie er auch gewesen war- schaffte er es noch verletzlicher und schmächtiger zu wirken, mit jedem Wort was ihn weiter in die Verlegenheit drängte. Zuletzt schlang er sich auch noch das Handtuch wieder um die Schultern, weil es ihn schon frierte vor Angst und Sorge darum, ob er wohl das richtige gesagt hatte. Seufzen musste Harley daher nicht- sondern war längst aus der laufenden Dusche getreten, während Chester sich verloren auf die Unterlippe biss und auf Antwort erhoffte. Auf Antworten musste er jedoch zunächst warten. Harley hatte sich sein Handtuch geschnappt, und es beiläufig um die Hüfte schlungen, bevor er sich daran machte, den Zwischenraum zu überbrücken, der ihn von dem Jungen trennte, der ihm in diesem Augenblick so schutzlos und einsam vorkam, wie kein anderes Wesen auf der Welt. So waren es auch zunächst keine Worte, die Harley fand. Jedoch sprach seine Hand für sich, und verirrte sich auf den notdürftig geordneten blonden Schopf Chesters, und kraulte diesen. " Danke Chester.." flüsterte er ihm zu, und vermittelte ihm damit Zuspruch. Harley hoffte, dass sich der Junge damit ein wenig sicherer fühlen konnte, und daher seine Antwort besser erfassen konnte.
"Ich habe hier keine Freunde. Zumindest niemand, den ich so bezeichnen würde..zumindest bis ich dich jetzt besser kennengelernt habe." Fing er langsam an und streichelte die blonden Strähnen zwischen seinen Fingerkuppen. "Deswegen bedeutet es mir etwas, wenn du mir Ratschläge gibst, wenn du mich an deiner Meinung teilhaben lässt. Chester, wenn ich dich um etwas bitte, dann darum immer so offen zu mir zusein, wie in diesen Moment.." war es nun sogar eine Bitte, die Harley dem Jungen gegenüber aussprach, der doch einen guten Kopf kleiner gewesen war wie er. Wenn Harley diesen Augenblick weiterhin betrachtete, so war ihm aufgefallen, dass er Chester auch niemals so nah gekommen war. Dabei war es öfter vorgekommen, dass er ihn an den Schultern berührt hatte, oder dass er seine Hand berührt hatte, wenn sie sich angefeuert hatten.. aber die Nähe, die sie nun geschaffen hatten, war von ganz anderer Natur. Eine, die Harley garnicht vesuchen musste, in Worte zu fassen. Er wollte sie einfach nur kennenlernen, und damit auch Chester, der obwohl er zwei Jahre jünger gewesen war- ihm näher war wie jeder Klassenkamerad. " Du hast nichts falsches gesagt.." wiederholte er daher leiser werdend, udn bekräftigte seine Aussage mit einem leichten Kopfschütteln. " Ich werde versuchen, mir nicht mehr selbst im Weg zu stehen. Vielleicht..reicht es ja." hoffte er, und nahm sich ehrlich vor, zumindest Mitschriften zu führen und versuchen, die Konzentration zu halten. Das Problem was blieb war nuneinmal sein Unverständnis für diese bestimmten Fächer gewesen..und galt noch überwunden zu werden. " Ich will euer Captain bleiben..und ich habe es auch nicht darauf abgesehen, zu streiten. Es war nur auch die einzige Art, mich gegen diese Ungerechtigkeit zu wehren. Die einzige die ich kannte.." Erzählte er weiterhin, wobei das rauschen der Dusche immer mehr mit dem Hintergrund verschmolz. " Nun bin ich ja nicht mehr allein.." fügte er noch an, bevor er in lange Erklärungen fiel, die ihm für diesen Moment überflüssig erschienen. " Wir sind doch Freunde?" Fragte er behutsam nach und hob die Augenbrauen an. Ein weiches Lächeln schmückte dabei seine Lippen- aber war nicht allein dafür gedacht, Chester aufzumuntern. Viel mehr wurde es von den Gefühlen wach gerufen, die Harley für das jüngste Mitglied des Teams empfand. So lang, wie sie bereits zusammen trainierten- war es ihm nur noch nie aufgefallen. Man musste einen Menschen erst näher kennenlernen, um von dessen Besonderheit zu erfahren- die Harley längst in Chesters Augen hatte scheinen sehen.
Am liebsten, hätte Harley ihm ja mit dem Finger über die Lippen gestrichen, damit Chester aufhörte, auf seine Unterlippe zu beißen. Doch das befand er zum einen für zu früh- und zum anderen so fremd, dass ihn der Wunsch selbst schon überraschte- wo er doch gemeint hätte, dass ihn nichts mehr überraschen könnte.. " Vielleicht übernehme ich dann ja später das Schwimmteam..oder könnte wirklich eine professionelle Laufbahn einschlagen. Auf jedenfall.. möchte ich nicht mehr weit reisen. Ich bin das alles leid.." murmelte er und ließ seine Hand von Chesters Köpfchen abgleiten, so dass seine Finger sich langsam über dessen Wange verabschieden konnten. " Naja, außer du überlegst dir den Komplex zu verlassen. Dann müsste ich wohl meine Einstellung ein weiteres Mal überdenken und dir folgen." War es keineswegs ein Scherz, oder ein Versuch Chester aufzumuntern. Harley, der niemanden an sich heran ließ- war ebenso extrem darin, jemanden nicht im Stich zu lassen, wenn es einmal jemand geschafft hatte, sein Herz wirklich zu erreichen. Und das hatte Chester nuneinmal geschafft.