Dominique war noch immer ganz elend gewesen. Ihm war kalt- doch fühlte er sich von der Erschöpfung beruhigt, und den Umstand dass Sofia seiner Bitte nachkam und ihm ein Taschentuch herüber schob. Wie sensibel sie dabei auf den Franzosen einging, war wirklich auch für Dominique ganz neu gewesen. Bisher war es entweder so gewesen dass man ihn bedrängt hatte- oder ihn gleich in Ruhe ließ, nachdem er seine ersten patzigen Antworten vonsich gelassen hatte. Und spätestens..wenn es zu einer ähnlichen Situation kam, wie zuvor als ihn ein verhältnissmäßig kleiner Anfall einholte- war es so gewesen dass die Person, der er sich gegenüber hatte öffnen wollen entzog. Es gab zu viele schlechte Menschen- und der Rest, kam einfach nicht mit ihm zurrecht. Wie Sofia immer noch so ruhig bleiben konnte- war für Dominique nicht zu erklären gewesen. In ihm war nur ein seltenes Gefühl eingekehrt- dass er bisher noch nie zuvor wahrgenommen hatte. Er glaubte nicht, dass ihm so schnell wieder etwas wiederfahren konnte, wenn er nur weiter hier sitzen blieb und Sofias Stimme lauschte. Früher war es eher so gewesen, dass er genau vor diesen Aspekten abgehauen wäre. " Mercie." nickte der Franzose daher knapp, als er sah wie Sofia, nachdem sie aufgestanden war um das Taschentuch hervor zuziehen- es zu ihm herüberschob nachdem sie sich anschließend wieder setzte. Dabei wartete Dominique erst eine Weile, bevor er seine Hand ausstreckte um nach dem Taschentuch zu greifen- bei dem er zuerst die Spitzen nachzeichnete. Dabei fiel ihm die Weichheit des blütenweißen Stoffes auf, den sie wohl sehr sorgfältig behandelt hatte.." Da..hast du recht." gab er dabei aber zu bedenken, während man seinen zusammengezogenen Augenbrauen ansehen konnte dass er nachdachte. "Musik erklärt sich nicht durch Worte, sondern durch.. Gefühl." suchte er nach Worten, wobei er den Mut fasste das Taschentuch gänzlich mit den Fingern zu umschließen und soweit ansich zu ziehen, dass er damit seine Stirn abtupfen konnte. Der Duft Sofias, und dem Waschmittel mit dem das Taschentuch behandelt worden war- war hierbei für Dominique allgegenwertig. Er musste dabei sogar die Augen schließen, da der weiche Stoff außerdem seiner Haut schmeichelte."Vielleicht mag ich sie daher so gern. Darüber habe ich nie genau nachgedacht." gab er zu, wobei er die Augen kurz geöffnet hatte.
Sofias Zusatz, dem sie dem gereichten Taschentuch anfügte, machte Dominique dabei erst stutzig, nachdem sie hastig anfügte- dass er es nur behalten musste wenn er auch wirklich wollte. Gegen Spitzen hatte er dabei natürlich nichts einzuwenden gehabt, insofern er sie nicht tragen musste.. so zuckte er nur ratlos mit den Schultern auf, und knitterte dass schöne Tuch in seinen Händen, indem er es zwischen seinem Daumen und Zeigefinger rieb. "Ob ein Taschentuch Spitze hat, ist mir eigentlich egal.." murmelte er nur mit herabsinkenden Augenlidern. "Wenn du es nicht wieder brauchst, nehme ich es gern." Zeigte er sogar das erste Mal! in seinem Leben einlenken und nahm das Geschenk eines Mädchens an.- wobei es sich auch im einen eher praktischen Gegenstand handelte, den Dominique zur eigenen Beruhigung nicht als wirkliches Geschenk interpretierte. Sie hatte es ihm angeboten, nachdem er es benutzt hatte..für ihn war damit das Angebot völlig legitim..wenn er auch nicht in einem tiefen Winkel seines Herzens leugnen konnte, diese Geste für nett zu befinden.." Rahmenbedinungen.." musste er dabei aber raunend wiederholen und den Kopf in Richtung Sofia lenken, was ihn auch dazu brachte ihr Gesicht mit scheuen Blicken zu streifen. Sofia wirkte nun selbst angespannt..verärgert- aber so hilflos, als wären ihr die Hände tatsächlich gebunden. Dominique sah sich damit fast mit einem Spiegel konfrontiert der seine eigene Lage von damals wiederspiegelte- und ihm damit das Verständnis einbrachte dass er Sofia zuteil werden lassen konnte.. "Ich habe das nicht persönlich genommen." musste er daher auch ihre Entschuldigung revidieren. "Ich verstehe nur nicht, wieso du nichts daran ändern kannst. Wohnst du denn mit deinem Vater allein?" Wollte er wissen, ohne dabei darüber nachzudenken, ob er Sofia damit vielleicht zu nah trat. "So, wie du Konflikten aus dem weg gehst, suche ich sie." war es fast schon ein belustigtes Schnauben dass seine Lippen verließ- wobei ihm keineswegs zu Scherzen zumuten war. " Ich wüsste nicht wie ich heute damit umgehen sollte wenn ich für alles was ich will, rechenschaft ablegen müsste. Ich kenne das jedoch sehr gut." War dabei Dominiques Ansatz gewesen, bei dem das Taschentuch auch durch seine Hand in den eigenen Nacken geführt wurde, um diesen abzutupfen. Damit, fühlte sich der Franzose schon etwas besser- Eine ausgibige Dusche würde er sich zu einem späteren Zeitpunkt gönnen können. Dominique winkte daher beschwichtigend ab. " Ich will dir auch nicht zu nahe treten." meinte er dabei anzufügen, da er nur wusste- wie er sich fühlte wenn man ihn zu sehr löcherte..und da er nie ein derart langes und gleichermaßen persönliches Gespräch geführt hatte, sah er sich dessen bewusst, auch die Interessen Sofias zu wahren, nachdem sie schon bewiesen hatte selbstständig denken zu können. Er duldete sie damit nicht nur in seinem Umfeld, sondern nahm sie auch als Person wahr.."Wenn dass so ist, musst du es mir sagen." fügte er an, bevor er sich wieder mit dem Tuch über den Nacken rieb. Das es ihm gut tat, konnte man dem leisen seufzen entnehmen dass seine Schultern abflachen ließ. Er fragte sich jedoch, was Sofia damit meinte, zu diesem Zeitpunkt noch keine andere Wahl zu haben. Immerhin, war sie- da sie ja schon studierte, sicherlich volljährig gewesen- und könnte sich dem Stress entziehen. Da Dominique aber auch nicht vergessen hatte wie leicht Sofia bei Konfrontation einbrach und nachgab um Konflikte zu vermeiden, glaubte er auch darin ein Problem mit dem aufkommenden Wiederstand zu sehen. Nicht jeder war dafür gemacht, seinen Weg allein zugehen..und wie Dominique noch nicht wissen konnte, war natürlich kein Mensch dafür gemacht gewesen. Das schmälerte jedoch nicht seine Anerkennung..
Einerseits hätte Sofia ihr Taschentuch schon gern zurück gehabt, da Dominique es benutzt hatte, und sie so etwas von ihm gehabt hätte. Auf der anderen Seite aber sah er für sie wirklich so aus, als würde er es dringender brauchen. Selbst wenn es nur ein einfaches Taschentuch war, hatte es für sie doch symbolischen Gehalt. Was die Kekse anging, hatte sie vielleicht nicht seinen Geschmack getroffen, das Taschentuch hingegen hatte er aber zumindest angenommen, und ihr damit eine kleine Freude gemacht. "Ich habe ungefähr ein halbes Dutzend davon.. und mehr als eins kann ich ja auch nicht benutzen." lächelte sie daher leicht. Selbst wenn eines benutzt war und in der Wäsche landete, reichte ein zweites aus, bis das Erste wieder gewaschen und gebügelt war. Auf Dominques Gedanken zur Musik, dass er sie vielleicht gerade wegen des Gefühl mochte, nickte sie dabei nur zustimmend, ohne zu kommentieren. Durch simples beobachten und ihr Gespräch war sie zum Schluss gekommen, dass sich Dominique nicht besonders viel aus der Meinung anderer machte, und wenn überhaupt nur etwas annehmen konnte, wenn er von selber darauf kam. Warum das so war, konnte sie nicht nachempfinden oder Rückschlüsse ziehen, sondern für den Anfang einfach als gegebene Tatsache akzeptieren, aus der man das Beste machen musste.
Dass Dominique damit nicht unbedingt unrecht hatte, dass ihr die Hände gebunden waren, traf die Wahrheit sogar recht genau, auch wenn er durch ihre folgenen Worte einen besseren Eindruck gewinnen sollte. "Ja, ich wohne mit meinem Vater alleine. Meine Mutter ist früh bei einem Unfall gestorben." erzählte sie, ohne genauer darauf einzugehen. Den Grund dafür sparte sie dabei aber auch nicht aus. "Aber darum geht es gar nicht.. Mir geht es gut, mir fehlt nichts." sagte sie, und schloß die Augen, wobei sie einen tiefen Atemzug nahm. Sie öffnete die Augen auch bei den nächsten Worten nicht. Um Dominique wahrzunehmen brauchte sie ihn auch nicht direkt anzusehen. "Kennst du das, wenn du dich in einer Situation befindest, in der dir die direkte Konfrontation nicht weiterhelfen würde?" fragte sie und öffnete die Augen, um Dominique mit einem Blick zu streifen. "Es stimmt schon, dass ich versuche Konflikten aus dem Weg zu gehen.. Ich kann das nicht so wie du." blieb sie einmal mehr wertneutral, wobei ihr eher die Worte 'nicht so stark wie du' auf den Lippen gelegen hätten. "Aber wenn ich glauben würde, dass ich auf diese Art etwas erreichen könnte hätte ich nicht gezögert mich zu überwinden.." war es nur ein leiser Hauch, der ein Seufzen andeutete. "Manchmal erreicht man sein Ziel nur, wenn man ein Spiel so lange mitspielt, bis man die Regeln verändern kann... Das lernt ihr doch in deinem Kurs bestimmt auch, hm?" war es ein schwaches Lächeln, das sie in Dominiques Richtung warf. "Du musst dir auch keine Sorgen machen, mir zu nahe zu treten. Es gibt nur eine handvoll Dinge, über die ich mit dir nicht sprechen könnte, und dann würde ich es dir sagen. Oder schweigen.." machte sie auch den letzten Zusatz wieder mit einem schwachen Lächeln kenntlich. Nun da sich die Lage ein wenig entspannt hatte, fühlte sie sich auch erschöpft, aber sicher nicht so schlimm wie der Arme Dominique. Sofia zumindest hatte trotz Dominiques Ausbruch zuvor den Gedanken nicht verworfen, ihm etwas zu seinem Geburtstag zu schenken. Es würde natürlich schwierig werden, in der kurzen Zeit noch etwas passendes zu finden.. aber sie wusste ja nun zumindest was er gern mochte. Sie spielte auch mit dem Gedanken, ihm sein Geschenk einfach vor die Türe zu stellen und zu verschwinden, da er es auf die Weise sicher besser annehmen konnte.. vielleicht mit ein paar lieben Zeilen auf einer Karte. Er mochte ja Gedichte..
Ob Dominique wirklich stark gewesen war, konnte man nicht sagen. Tatsache war, dass er sich selbst für Stark und Intelligent hällt- und damit für eine Bedrohung für all die- die ihm jemals Schaden zugefügt hatten. Das war es, was ihm die Kraft gab seinen Hass und seine Wut zu nähren. Was dahinter steckte- konnte er ja nichteinmal zeigen wenn er seine Emotionen nicht mehr unter Kontrolle hatte.. Wenn die Wut in unkontrollierte Angst umschlug, ihn versteifte und Schmerzen zufügte- dass er nicht anders konnte als so stark abzustumpfen, dass er keine Rücksicht auf verbale Grenzen nahm und emotionale Tiefschläge austeilte. Und selbst zu körperlicher Abwehr war er in diesen Aussnahmezuständen bereit- obwohl sein innerstes vor Angst schrie..nach Schutz und Hilfe verlangte, die keiner in den hasserfüllten, eisblauen Augen erahnen konnte. Nun jedoch, musste er sich nicht davor fürchten, missverstanden zu werden. Und irgenwo, merkte der Franzose das vielleicht aber auch- der sein Gesicht, sowie Nacken und Hals vom kalten Schweiß hatte befreien können. Nun fühlte er sich auch schon ein wenig besser..
So konnte er auch aufmerksam Sofias Worten folgen, und dabei erfahren dass sie bereits ihre Mutter verloren hatte. Zu Mitleid, war er vielleicht nicht wirklich fähig- da er dafür zu wenig von Müttern allgemein hielt. Vielleicht glaubte er sogar, dass Sofia so mehr Chancen offenstanden, da man sich auf Mütter nicht verlassen konnte..doch er hatte genügend Anstand und Respekt, um diese verletzenden Gedanken für sich zu behalten. Zudem fuhr Sofia schon fort, und berichtete davon, dass es ihr eigentlich an nichts fehlte. Dominique nickte daher bedächtig- da er begreifen konnte, wieso man gegen etwas rebellieren sollte, womit man weitestgehend zufrieden war. Dennoch schien Sofia nach mehr zu streben- was wiederum nicht mit Zufriedenheit für Dominique gleichzusetzen war. Bevor er jedoch die Stirn runzeln konnte, sollten ihn schon Sofias Blicken treffen, und damit einvernehmen. Diese großen, tiefblauen Augen, aus denen eine gewisse Traurigkeit sprach- auch wenn sie ihn nur einen Augenblick lang streiften.. " Ich ... kenne das." hielt er sich daher knapp, als wäre ihm der Atem geruabt worden. Sofia schien dabei Worte aus seinem Herzen genommen zuhaben, dass noch immer in der Vergangenheit hing und daran erinnerte, dass er selbst so hilflos gewesen war- und vielleicht..immer noch zu einem Teil war? Dominique spürte wie sich wieder das Elend in seinem Magen sammelte. Diesesmal, schaffte es jedoch nicht, an die Oberfläche zu gelangen. Er umklammerte einfach fest das Taschentuch in seinen Händen, bis dass leichte zittern wieder nachließ. "Ich glaube, ich verstehe dann.." maßte er sich diesmal nicht allzuviel zu. "Du..wartest ab, bis du das Spiel in deine Hand nehmen kannst." fasste er zusammen, und sah einmal mehr scheu zu Sofia auf. Diesmal, brachte ihr lächeln sogar ihn zum Lächeln. " Das lernt man nicht nur im Kurs. Das lernt einen das Leben, wenn es einen erwischt.." musste Dominique dem Lächeln zugeben, und sich dass Haar hinter das Ohr kämmen, dass Sofia zugewandt war. "Gut.." nickte er ihr dabei zu. " ich verlasse mich darauf.." fügte er an als das freundliche Mädchen ihm versicherte, ihn darüber zu informieren oder zu schweigen, wenn sie über etwas bestimmtes nicht reden wollte.
Dominique, musste dabei feststellen dass er sich lang nicht so geborgen gefühlt hatte, wie in diesem Moment. Er konnte Distanz wahren ohne allein zusein..und Sofias Stimme war angenehm gewesen.. und brachte ihn ebenfalls dazu, sich zu beruhigen. Daran, dass Sofia irgendwann wieder gehen musste, konnte er schon garnicht denken. Das verschaffte ihm nur erneut ein klammes Gefühl in der leeren Magengegend, so dass er eine Hand sogleich über den Bauch legen musste. "Ich bin sicher, dass du stärker bist wie du glaubst, indem du durchhaltevermögen beweist..bis du das Spiel ändern kannst. Ich habe das auch geschafft." Wusste er nicht, inwiefern das Sofia mut machen solle- da sie ja schon ihre Unterschiede aufgewiesen hatte. Aber vielleicht merkte Dominique selbst auch schon, dass sie sich ähnelten.. so dass in ihm überhaupt der Wunsch aufkeimte, Sofia zu bestärken. "Gibt..es eigentlich etwas, dass du in zwei Tagen vor hast, oder zu erledigen hast?" Stellte er dabei in den Raum, ohne zunächst zu erklären, warum. Lediglich die traurigen Blicke Sofias wurden gesucht..
Selbst wenn Sofia Dominiques Gedanken lesen oder auch nur erahnen hätte können, hätten sie diese wohl eher nicht verletzt. Es stimmte zwar, dass sie als Kind unter dem frühen Tod der Mutter gelitten hatte, aber das Gefühl war mit den Jahren abgeflacht, bis nichts mehr übrig geblieben war. "Ja, das dachte ich mir.. dass du das verstehst." nickte sie, wobei das zögerliche Lächeln nicht von ihr wich. Dennoch wirkte sie eher besorgt, als betrübt, wie die Falte bewies, die durch die hellen Ponysträhnen auf der Stirn nur ansatzweise zu sehen war. Es waren erst Dominiques Worte, die ihre Miene wieder weicher machten. "Das ist nett von dir, dass du das sagst." sprach sie ihm dann indirekt ihren Dank aus. "Aber für mich ist es ja auch leicht, durchzuhalten.. Ich halte es nicht für eine Stärke, und falls es doch eine ist, dann hat Stärke einfach keinen Nutzen. Mit Kraft allein erreicht man sein Ziel nicht.." verlor sich ihr Blick wieder leidend in der Ferne, bevor sie mit einem Kopfschütteln beinahe sichtlich den Gedanken abschnitt. "Wie albern das alles für dich klingen muss. Ich hatte eigentlich gar nicht vor so viel zu sagen. Aber dein Vertrauen ehrt mich." nickte sie noch einmal und faltete dann die Hände wieder ruhig auf den Knien. Nun glaubte sie, schon herausgefunden zu haben dass man mit Dominique einfach nur behutsam umgehen musste..
"In zwei Tagen? Nein." schüttelte sie mit dem Kopf, wobei ihr natürlich bewusst war, dass dies sowohl der Tag des Schulfests, Halloweens, und allem voran Dominiques Geburtstag war. "Ich habe nichts vor, und erledigen muss ich auch nichts." versicherte sie, wobei sie es dabei doch wieder schaffte, in Dominiques Richtung zu schauen, wenn auch nur kurz. Zwar gab es nicht allzu viele Gründe, warum er so eine Frage stellen konnte, aber wenn es um Dominique ging, glaubte sie nicht das man sich auf etwas bestimmtes einstellen konnte.. es konnte alle möglichen Gründe haben, warum er fragte, ohne sich auf die offensichtlichen zu beziehen. Anstatt zu fragen, warum er das wissen wollte, verblieb sie einfach ruhig, die Frage eher mit dem Blick, als mit Worten stellend. Dass er sich mit dem Gedanken getragen hatte, wie es war wenn sie wieder fort war, hätte dabei sicherlich ihr Herz erwärmt, das längst in Liebe mit Dominique verbunden war, ohne das er etwas dazu tun musste...
Dominique wirkte so, als würde er Sofias Vermutung sehr ernst nehmen. Daher nickte er auch langsam ohne den Blick von dem blonden Mädchen zu nehmen. " Hm.. was soll daran für mich albern sein?" zog er wieder die feinen Augenbrauen zusammen, und neigte den Kopf leicht, was die wellige, wiederspänstige Strähne wieder dazu brachte in sein Gesicht zu fallen. "Ich verstehe vielleicht nicht ganz was du meinst. Aber das bedeutet nicht dass es nicht für dich gilt." zuckte Dominique mit den Schultern. Ganz konnte er nicht nachvollziehen wieso Kraft nicht allein der Weg war um seine Ziele zu erreichen, da er damit ziemlich weit gekommen war. Mit Kraft, die er aus Wut und Rache bezog..aber das konnte er so ja nicht sagen. Dominique konnte nur das Buch von seinen Oberschenkeln nehmen, und es neben sich auf den Sitz der Bank legen, so dass es unweit von den Keksen entfernt war. Den neu gewonnen Freiraum konnte er so nutzen, dass er die Ellenbogen auf seine Knie abstellen konnten, und den Rücken einbeugen konnte, ohne seinen Blick von Sofia zu nehmen. "Wenn.. wenn du nichts vor hast.." dehnte er dabei ein wenig- und nicht ohne sich zuvor die Unterlippe mit der oberen Zahnreihe zu streifen. " Und dein Vater nichts dagegen hat.. " fügte er mehr ungelenk an, wobei er den Blick abgleiten lassen musste, so dass er nur noch die Knie traf. " ..Dann würde ich dich fragen, ob du nicht mit mir den Tag verbringen möchtest." Formulierte er anschließend siene Frage bündig, bevor er noch in Gelegenheit kam es sich anders zu überlegen. Überwindung kostete es ihn immerhin- auch wenn seine abgestumpfte Fassade wieder jegliches sichtbares Zeichen für die Außenwelt blockierte. "Wir könnten im Park spazieren gehen, und uns später etwas zu essen im Cafe besorgen wenn du möchtest." schlug er vor, weil er glaubte, diesen grausamen Tag der sich quälend in die länge zog, etwas besser überstehen zukönnen, wenn er sich mit Sofia unterhalten konnte. Sie schien dem Franzosen doch näher zustehen, als er in diesem Moment schon begreifen konnte. "Was meinst du?" wollte er daher nur wissen, und wagte einen Augenaufschlag in Sofias Richtung. Die Aufregung, die mit diesem Eingeständnis von Sehnsucht nach Nähe einholte- war wieder unangenehm gewesen.. doch da Dominique immer sehr beherrscht war- konnte er verhindern, gleich von dieser Bank zu springen, und zu fliehen..
Sofia war schon immer aufgefallen, das Dominiques Haare hübsch aussahen. Nicht nur von ihrer schönen goldenen Färbung her, sondern auch weil sie weich und lockig waren und sein engelsgleiches Gesicht damit um so mehr betonten. Es war schwer, sich nicht von ihm angezogen zu fühlen, wenn man nur sein Gesicht sah. Trotzdem war es aber nicht sein Aussehen gewesen, das sie so unwiderstehlich angezogen hatte, sondern etwas anderes, schwerer zu benennendes. "Naja.. ich weiß auch nicht." musste sie dann einräumen. "Ich dachte nur.. dass es albern klingen muss wenn man nicht weiß worum es geht. Ich möchte dich ja auch nicht damit belasten." war auch schon die Zuversicht wieder ein wenig zu ihr zurück gekehrt. Es war ihr zwar zum einen wichtig, zum anderen hatte es aber rein gar nichts mit Dominique zu tun, so dass sie es auch nicht für nötig hielt, ihn mehr als nötig mit solchen Fragen zu konfrontieren. Zum anderen war da ja auch noch seine Frage gewesen, die sie dazu gebracht hatte, dass ihr Herz auf einmal viel schneller schlug und es dieses mal ihr Magen war, in dem sich ein flaues Gefühl breit gemacht hatte. So konnte sie gar nicht anders, als mit den Blicken regelrecht an seinem Gesicht hängen zu bleiben, wobei sich Neugier, Hoffnung und auch ein wenig Furcht in ihrem Blick mischten. Als sie dann schließlich seine Worte vernahm, war es unmöglich das Lächeln zurück zu halten, das über ihre Lippen zog und damit ihr ganzes Gesicht erhellte. Tatsächlich war der eher fahlte Teint plötzlich von einem zarten rosa erfüllt, das man gleichermaßen Verlegenheit und Freude zuschreiben konnte. "Das möchte ich sehr gerne." wollte sie Dominique jedoch auch nicht länger auf eine Antwort warten lassen. "Es klingt schön.. wir können machen was du magst." war es ein warmes Lächlen, das sie ihm schenkte, und das ihn bestenfalls davon abhielt, es sich im letzten Moment anders zu überlegen und zu flüchten. "Wenn du magst, kannst du mir ja auch ein paar von deinen Büchern oder CDs zeigen." schlug sie vor da sie zum einen ehrliches Interesse hegte, zum anderen aber auch glaubte, dass so etwas Dominique beruhigen konnte. Am liebsten hätte sie ihm auch vorgeschlagen, einen selbstgebackenen Kuchen mitzubringen.. aber inzwischen war sie zum dem Schluss gekommen, dass er entweder Süßes nicht mochte, oder Geschenke in Form von Lebensmitteln generell eher ablehnte. "Wir können uns nach dem Unterricht wieder hier treffen wenn du möchtest.. dann kannst du ganz spontan entscheiden, worauf du Lust hast. Es wird bestimmt schön.." wiederholte sie, und suchte wieder nach Dominiques Blick. "Ich freue mich auf jeden fall darauf..."
Dominique wusste nicht recht, mit welcher Reaktion er zu rechnen hatte. Zwar hatte sich Sofia zu ihm gesetzt- weil sie doch eine gewisse Sympathie für ihn hegen musste.. aber das musste nicht bedeuten dass sie mit ihm einen Tag verbringen wollte. In den ersten Sekunden suchte den Franzosen somit auch ein leichter Anflug von Panik ein, der seinen Atem schwerer machte, und die Blässe auf seiner Haut, noch ein wenig fahler färbte. Warum hatte er nur gefragt? Wo er die ganzen Jahre doch auch allein zurrecht gekommen war- und dass auch nur, weil er sich auf niemanden verlassen musste. Wer versicherte ihm denn, dass wenn eine Zusage käme, dass Sofia überhaupt erscheinen würde? Dominiquie kam jedoch nicht weiter dazu sich in diese Ängste zu vergraben. Sofia sollte ihn lächelnd garnicht mehr lange auf eine Antwort warten lassen. Das wusste dann mit der milden Tonlage ihrer Stimme, das wild schlagende Herz doch wieder zu beruhigen, wenn auch die restliche Aufregung noch immer in seinem Magen rebellierte. " Das..klingt gut." konnte er daher nur murmeln, wobei seine klare Stimme die Stärke das erste Mal vermissen ließ, und weicher, brüchig- unsicherer wirkte. " Da am nächsten Tag frei ist, wird sicherlich auch kein Problem mit Arbeiten auftreten.." fügte er murmelnd an und schien die durchscheinenden Wimpern garnicht mehr zu heben- so dass sie nur einen schmalen Streifen der eisblauen Augen erkennen ließen. " Ich bin dann wie jedem Tag nach dem Unterricht hier und werde auf dich warten..insofern deine letzte Vorlesung nicht früher endet." versprach er dann, und schloss damit in gewisser Hinsicht, die erste Verabredung seines lebens. Und selbst, wenn er es nicht als Verabredung ansah, war in seinem Magen neben dem Gefühl der Aufregung doch ein gewisses Glück zufinden dass sich wehement gegen die Ängste durchsetzte, doch versetzt zuwerden. Dabei glaubte er nicht, dass es sofia vielleicht langweilig werden könnte..da sie zum einen einige Gemeinsamkeiten zu haben schienen..zum anderen, war der verletzliche Franzose so von sich überzeugt, dass er anders garnicht dazu fähig gewesen wäre allein in dem rauen Umfeld der Welt zurrecht zukommen. "Wirklich?" musste er sich dann aber doch fragen, und den Blick in Richtung Sofia richten um in ihren Augen nach der Bestätigung zusuchen, die er erhoffte. "Ich treffe mich sonst mit nie jemanden.. musst du wissen. " Dominique wollte jedoch nicht die Wahrheit aussparen. Daraus machte er immerhin keinen hel.. " Ich pflege keine Bekanntschaften und habe mich bisher noch nie.. mit jemanden sogut unterhalten, weil ich niemanden mag." zuckte er mit den spitzen Schultern auf. "Ich freue mich aber auch schon.." ..lag der Sinn hinter seinem ehrlichen Eingeständniss, letztlich in seinem Zugeständnis an Freude über den gemeinsamen Nachmittag..
Sofia hatte den Eindruck, dass sie nun ein wenig mehr über den Dominique hinter der Fassade lernen konnte, mit dem sie es bisher zu tun gehabt hatte. Unfreundlich und abweisend wie er war, hatte sie doch nie daran gezweifelt, dass sich hinter all dem doch mehr verbergen musste. Jetzt schien er schon beinahe verschüchtert und ängstlich, ganz anders als der zuvor erfolgte Wutausbruch. Es lag ihr aber fern, sich etwas anmerken zu lassen. Genau wie bei seinem Wutausbruch verblieb sie ruhig, ohne sich mehr als geringfügig zurückzuziehen, oder hervorzuwagen. Selbst seine Stimme klang nun anders als zuvor, wo sie einen schneidenden Unterton besessen hatte. So, wie sie nun klang.. eher brüchig und unsicher, glaubte sie etwas mehr von dem wirklichen Dominique zu sehen zu bekommen. Auch wenn sie all das nachdenklich stimmte, überschattete es nicht die Freude, die sie über die Einladung empfand. Sie hatte ja ohnehin gern den Tag mit ihm verbringen wollen. Und ein ruhiger Spaziergang oder ein Besuch in seinem Zimmer waren ihr dabei auch lieber als ein Schulfest.. "Gut, so machen wir es." stimmte sie dann zu, sich hier zu treffen und auf den jeweils anderen zu warten, je nachdem welche Vorlesung zuerst zu Ende sein würde. Versetzen würde sie Dominique dabei bestimmt nicht.. eher noch würde sie sich unter einem Vorwand aus einer Vorlesung schleichen oder sich sonst wie den Tag frei machen, wenn doch etwas dazwischen kommen sollte. Immerhin hatte Dominique nur einmal im Jahr Geburtstag. Schon allein deswegen konnte Dominique jede Bestätigung, nach der er nur suchen konnte in ihren Augen finden. "Ich eigentlich auch nicht.." fügte sie dann Dominiques Worten an, nachdem dieser geendet hatte. "Bei mir ist es aber nicht deswegen, weil ich niemanden mögen würde.. ich habe nur immer das Gefühl, dass andere.. ganz anders sind als ich selbst." meinte sie mit einem leichten Schulterzucken, weil sie nicht recht wusste, wie sie es besser erklären sollte. "So fremd.." suchte sie nach Worten, gab es dann aber auf, um Dominique einen kurzen Blick zuzuwerfen. "Nur in deiner Nähe habe ich mich immer sehr wohl gefühlt. Deswegen freue ich mich wirklich schon auf übermorgen." versichtere sie ihm noch einmal mit einem Lächeln. Zu Sofias Unglück lag nur vor ihrem Wiedersehen erst einmal eine Trennung, wie ihr ein Blick auf die Uhr verriet. Mit Dominqiue schien die Zeit wirklich wie im Flug zu vergehen..
Die Kälte die Dominique befallen hatte, war nun dabei langsam abzuklingen. Sie erfüllte zwar immernoch schwach seinen Körper, aber dieser war nun mehr darauf ausgerichtet, sich auf Sofias Stimme zu konzentrieren. Dabei empfand das Herz des Franzosens doch ein wenig Linderung und erfuhr das Gefühl des zaghaften Vertrauens zu einem anderen Menschen. Selbst wenn es nur flüchtige Bande waren, die Dominique nur ganz langsam und vorsichtig knüpfte, konnte man schon davon sprechen dass er sich auf Sofia verlies..was wiederum vertrauen vorrausetzte- und damit bewies dass in Dominique doch menschliche Werte zu finden waren, selbst wenn sie verkümmert waren, oder es nie geschafft hatten sich wirklich zu entwickeln. Es war nicht vergebens gewesen, in ihm Gefühl zusuchen, selbst wenn es schwer zu erreichen..und damit hart umkämpft war. Viele hatten sich von seinem Gesicht blenden lassen- und hatten nach wenigen Versuchen mit Enttäuschung oder verletztem Stolz aufgegeben, nach inneren Werten zusuchen. Sofia hingegen, schien erst garnicht soweit zukommen, in die Mienenfelder des zerütteten Innenlebens zu treten- dass behutsam behandelt werden musste. Wo man Gefühle suchen wollte- musste man zunächst die Wunden umgehen und Schritt für Schritt versorgen, insofern Dominique dies zulassen konnte. Die Chancen dafür, standen zumindest nicht schlecht, da Sofia auch die erste war, die ein Gespräch erträglich gemacht hatte und von ihm eingeladen worden war..
"Ich verstehe dass. Vielleicht sogar besser als ich erst geglaubt habe." zuckte er ebenfalls mit den Schultern auf. " Ich bin nur jedem aus dem Weg gegangen weil ich vorrausgesetzt habe, anders zusein als andere.." War es für Dominique nicht nur eine Umkehrung von Worten gewesen. Er sah einen Unterschied darin, zu denken dass andere anders waren, als man selbst, oder ob man vorrausetzt, sich von anderen abzugrenzen und damit abzuheben. Dann jedoch, verfiel auch der Franzose in Schweigen und musste vergeblich Schutz unter den langen, hellen Wimpern suchen. Da ihm noch immer so kalt gewesen war, konnte er deutlich einen Anflug von Wärme in seinen Wangen spüren..selbst wenn der Funke nicht aussreichte, um sie sichtbar zu färben. Nur in seiner Gegenwart, fühlte sie sich also aufgehoben und wohl.. " Ich kann wirklich nicht verstehen, warum das so ist.. aber vielleicht muss ich das noch nicht.." konnte er sogar einmal die Kontrolle ein wenig locker lassen, und etwas auf sich zukommen lassen. Genug Absicherung dafür verspürte er zumindest. " Ich fühle mich der Welt fremd, dem Leben. Deswegen ist es für mich ungewöhnlich wie du dich gerade bei mir wohlfühlen kannst.." gab er zu und ließ seinen Blick ebenfalls über die Uhr schweifen, die er am Handgelenk trug, nachdem er dies bei Sofia hatte beobachten können. " Vielleicht ist das ja etwas gutes.." mutmaßte er, und betrachtete das filligrane Ziffernblatt dass von einem dünnen, silbernen Riemenband am Handgelenk gehalten wurde. " Die Zeit vergeht wirklich schnell.." stellte er dabei kritisch fest, und blinzelte einmal auf. "Ich muss langsam los.. das Gespräch war jedoch sehr erfreulich." blieb er höflich und schob seinen Ärmel wieder über das schmale Handgelenk, um zu Sofia aufzusehen. " Ich freue mich auf Montag, Sofia." war seine Stimme ein wenig leiser geworden, als er es wagte den Namen des blonden Mädchens auszusprechen, wobei seine Lippen sogar diesmal zu einem müden Lächeln fähig waren. Er musste unbedingt noch duschen..und ein wenig von dem Anfall erholen, der ihn zuvor so zuschaffen gemacht hatte. Leugnen konnte er jedoch nicht, dass er sonst, noch gern länger gesessen hätte..
So musste er jedoch unter einem leisen ächzen sich von der Lehne des Sofas abstützen, und aufstehen, so dass er sich, noch während kleine schwarze Flecken vor seinen Augen tanzten, sein Hemd glatt ziehen konnte. Sein Blick streifte dabei die Kekse, die neben seinem Buch lagen dass er zuvor niedergelegt hatte um sich mit dem Taschentuch abzutupfen.."Das hätte ich beinah vergessen.." murmelte er daher halb und halb unbeholfen- und griff nach dem Einband.. und mit den Fingerkuppen nach dem Saumen des Tütchens voller Kekse. "Vielen Dank.." wartete er stehend ab, bis auch Sofia sich erhob..oder vielleicht noch sitzen bleiben wollte. Je nach dem, sah Dominique sich erst in der lage, zu gehen, wenn er sich von Sofia verabschiedet hatte..
Sofia begriff Dominiques Worte, als sie diese kurz überdachte und ließ mit einem Nicken ihre Zustimmung erkennen. Sie selbst hatte sich nie überlegen gefühl, nicht einmal bewusst ausgegrenzt. Sie fühlte sich nur so, als wäre sie durch einen tiefen Graben von anderen Menschen getrennt, unfähig dieses Hindernis jemals zu überwinden. Und ein Versuch hätte am Ende ja doch nur mit einem tödlichen Sturz geendet.. und das war keine Option für sie gewesen. Nicht einmal, weil sie so sehr am Leben hing, sondern weil sie auch ein Ziel vor Augen hatte, dem sie unbeirrt folgen musste.. Dabei litt sie nicht einmal unter der selbstgewählten Isolation. Bis sie Dominique zufällig entdeckt hatte, hätte sie ja nicht einmal für möglich gehalten, dass irgend ein Mensch in ihr ein solches Gefühl auslösen konnte, wie sie es für ihn empfand. "Ich verstehe es auch nicht." gestand sie ihm dann. "Aber ich glaube auch nicht, dass man immer alles verstehen muss. Manche Dinge nehme ich einfach so hin, wie sie sind.." erklärte sie mit einem schwachen Lächeln, bevor sie sich ebenfalls erhob. Gern hätte sie sich vielleicht mit einem Kuss auf die Wange von ihm verabschiedet, oder wenigstens mit einer kleinen Berührung des Arms.. aber da sie nicht wusste, wie er darauf reagieren würde, und ob er aufgrund einer unbedachten Bewegung vielleicht sogar ihre Verabredung für seinen Geburtstag absagen würde, ließ sie es leiber bleiben. Behutsam strich sie stattdessen ihren Rock glatt, der abgesehen von den beabsichtigt geworfenen Falten immer noch glatt war. Dominique machte ihr dabei sogar noch eine weitere Freude, als er sich schließlich doch noch entschloss, nach dem in knisterndem Silberpapier verpackten Keksen zu greifen. Ihre Wangen röteten sich, was ihr wieder ein frischeres, gesünderes Aussehen verlieh und auch die Freude in ihrem Blick wieder spiegelte. Da sie beide noch etwas zu erledigen hatten, oder zumindest die Universität verlassen würden, konnten sie noch gemeinsam bis zur großen, schweren Tür gehen, die in einigen Stufen mündeten und sich schließlich in einen künstlich angelegten Pfad verlor. Dort blieb Sofia noch einmal stehen, um den unvermeidlichen Abschied hinter sich zu bringen. "Also dann bis Montag.. ich freu mich auf dich." verabschiedete sie sich noch einmal, wobei sie nur die Hand ein wenig hob, was einem schüchternen Winken noch am ehesten gleich kam.
Dominique hatte die letzten Nächte eher unruhig verbracht. Die warme Dusche, die ihn jedoch jeden Morgen erwartete, taute den Franzosen immer wieder auf , so dass seine schmerzenden Glider sich erholen konnten. Warum und wieso es soweit gekommen war, dass er sich auf ein Gespräch mit Sofia eingelassen hatte, begriff er immer weniger. Es war fast so, als sei es ihm über das Wochenende erschienen, wie ein Traum.. ein Traum aus dem er am Montag erwachen würde, andem sich herausstellte, dass es niemals stattgefunden hätte. Alles, was ihn dabei daran noch hinderte in Zweifel zu verfallen, war das Taschentuch gewesen dass er nun in der Hosentasche trug, nachdem er es mit in die Wäsche gegeben hatte. Dieser weiche und reine Stoff war ihm von Sofia geblieben..und damit ihr Versprechen mit ihm zusammen den Tag zu verbringen, der nun gekommen war..
In den Vorlesungen sprach ihn zumindest keiner darauf an.. weder die Professoren noch Kommilitonen, die eventuell davon wissen konnten dass er an diesem Tag Geburtstag hatte, da dieser auch in seinem Studienprofil zu finden war, über das jeder Student verfügte. Jeder war viel zu aufgeregt gewesen, und befasste sich mit dem Fest dass an diesem Abend starten würde- und für dass die Uni das ganze Wochenende über feierlich geschmückt worden war. Überall fand man Kürbisgerlanden und kleine, aus Pappe bestehende Fledermäuse die man an Fenster und Türrahmen befestigt hatte. Dominique fand dies alles viel zu übertrieben- und sah in der Dekoration keine liebevolle Gestaltung, sondern die Produktion von Müll- wie er einem Studienkollegen gegenüber äußerte, der am Mittag für die 'Schülerzeitung' recherche führte und dafür verschiedene Studeneten nach ihrer Meinung über das Fest und dessen Gestaltung fragte. Irgendwie hatte der Franzose diesen Tag hinter sich bringen können, ohne sich groß damit zu befassen, Geburtstag zu haben. Diesen Gedanken hielt er wehement im Hintergrund- was große Anstregung bedeutete und ihn einmal mehr blässer wirken ließ, als er normalerweise war. Der schlimmste Teil kam auf den Franzosen aber erst zu: der Nachmittag. Der Teil des Tages, der eigentlich der schönste sein sollte und ihn von seinen nervenaufreibenden Gedanken befreien sollte.. aber auch gleichzeitig bittere Enttäuschung bedeuten konnte, wenn Sofia doch nicht erschien. Dominique, der an diesem Tag einen dunkelblauen, fast schwarzen Wollpulover ohne Kragen trug, der etwas weiter geschnitten war und daher auch seiner Figur schmeichelten, rieb dabei kurz über die Hosentasche seiner dunklen Jeans, in welcher sich das Taschentuch befand, dass er seit dem letzten Freitag beinah ständig mitsich führte. Das Haar trug er wie gewohnt offen..und je mehr er sich wagte, die Treppen herab zu steigen, die ihn in die Aufenthaltshalle der Universität führte, wurde der Herzschlag wieder heftiger und begann geradezu ein brennen im Brustkorb auszulösen.
An ihrer Sitzecke, an der sie sich am Freitag kennengelernt hatten, stoppte der Franzose schließlich ohne auf den ersten Blick jemanden erspähen zu können. Bis auf einige Studentenkollegen, deren Blicke er begegnete , war Sofia noch nicht zu erkennen gewesen. Um sich dabei jedoch wieder zu fassen, lehnte er sich gegen die äußere Lehne der Sitzbank, und schob die Hände in die Hosentaschen, bevor er noch begann, nervös mit ihnen an sich heraum zuzupfen. Er wollte gelassen wirken.. aus dem einfachen Grund des selbstschutzes, den er gewöhnt war. Da seine Vorlesung einige Minuten eher geendet war, als eigentlich vorgesehen, sah er auch noch keinen Grund in Panik zu verfallen, da auch keine genaue Zeit ausgemacht war. Alles was Dominique tun konnte war, tief durchzuatmen und dabei für einen Moment die Augen zu schließen..
Entgegen Sofias Erwarten waren die beiden Tage viel rascher vergangen, als sie zunächst vermutet hatte. Das lag aber vor allem daran, das ihr kaum Zeit geblieben war, überhaupt an Dominique zu denken, da sie fast die ganze Zeit über beschäftigt gewesen war und zumindest an einem Abend sogar an ihrem Schreibtisch eingeschlafen war, nur um ein paar Stunden später mit einem steif gewordenen Nacken wieder aufgewacht zu sein. Glücklicherweise hatte sich die Verspannung bis zu Dominiques Geburtstag so weit gelöst, das sie zu ihrer Verabredung nicht mit schräg geneigten Kopf erscheinen musste.. Es war ihr nämlich wichtig gewesen, gut auszusehen, wenn auch nicht übertrieben. Deswegen hatte sie schon zu beginn des Tages Kleidung ausgewählt, die sie sonst nur zu besonderen Anlässen trug. Einen Rock aus weicher dunkler Wolle, der knapp über den Knien endete, dazu eine blickdichte schwarze Strumpfhose und flache dazu passende Schuhe.. Und natürlich ihre Lieblingsbluse, die auf der rechten Brustseite ein kleines, mit silberfaden besticktes Emblem besaß und deren Ärmel mit ein paar vereinzelten glänzenden Steinchen gesäumt war, die die Knöpfe umspielten. Dazu trug sie einen beigefarbenen Schal aus Kaschmir, welcher wohl das wertvollste war, was sie besaß. Ergänzend fand sich an ihrem schmalen Handgelenk auch ein ebenso schmales, unauffälliges Silberkettchen mit dazu passender Halskette, an welcher sich ein schlichter Anhänger in Fischform befand, der ihrem Sternzeichen entsprach. Mehr wollte sie auch wirklich nicht tragen um zu vermeiden, irgendwie überladen zu wirken. Das Haar hatte sie deswegen auch nur schlicht mit einer Schleife zusammengebunden und auf eine aufwändige Frisur gänzlich verzichtet..
Vielleicht war sie ein oder zwei mal darauf angesprochen worden, warum sie sich heute so fein gemacht hatte, aber eine Antwort war sie schuldig geblieben. In ihrer Schultasche befand sich außerdem noch ein Geburtstagsgeschenk für Dominique, das sie am Samstag besorgt hatte. Irgendwie hatte sie es geschafft, sich so viel Freiraum zu verschaffen um mit der Fähre aufs Festland überzusetzen und dort in einem Antiquarium ein paar Bücher zu erstehen. Diese waren alt, aber noch so gut erhalten, dass sie nicht abgenutzt wirkten. Sofia glaubte, dass es sich bei einem der Bücher um einen Gedichtband handelte. Lesen konnte sie zwar nicht, da es in Dominiques Muttersprache verfasst war, die Satzaufteilung sprach aber dafür, da sich immer nur ein paar Zeilen mittig auf einer Seite befand.. Die beiden anderen Bücher waren laut des Antiquariaten ebenfalls aus Frankreich, über den Inhalt jedoch hatte er keine Angaben machen können, da auch er nicht der Sprache mächtig war. Sofia hatte sie dennoch gekauft und vor, sie Dominique später zu zeigen.. als Geschenk hatte sie das Gedichtbuch ausgewählt und dieses Sorgfältig in weißblaues Geschenkpapier gepackt und mit einem weißen Band versehen. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr dann aber, das es höchste Zeit war, so dass sie nach ihrer Tasche griff und dieses mal fast als erste aus dem Lesungsraum huschte, um die Treppen zum Erdgeschoss zu erreichen, wo sie hoffte Dominique vorzufinden. Und tatsächlich konnte sie seine viel zu schlanke Gestalt wie verabredet schon ausmachen, als sie durch die Halle schlenderte und sich ihm näherte. "Da bist du ja." begrüßte sie ihn höflich, aber nicht überschwänglich, wobei das frische Rosa bereits wieder auf ihren Wangen erblühte. "Ich hoffe du musstest nicht zu lange warten." Ein wenig näher kam sie dabei, aber noch nicht -zu- nahe, da sie erst einmal herausfinden musste, in welcher Gemütslage er sich befand..
Dominique wusste nicht genau, wielang er gestanden und damit gewartet hatte. Er wusste nur, dass ihm die Last von den Schultern wich als er zusah wie Sofia die letzten Schritte auf dem Weg zu ihm hin überbrückte. Dabei, musste er auch zweimal die Augen aufschlagen, um wirklich sicher zugehen dass es sich dabei um Sofia handelte. Heute, trug sie immerhin sehr dunkel gehaltene Kleidung, was sehr gut zu ihrem hellen Haar passte und ihr damit etwas stilvolles, edeles verlieh..ohne übertrieben oder zu aufdringlich zu wirken. Dominique, gefiel was er sah, so dass er erleichtert die Hände aus den Hosentaschen hervorzog, und sich gänzlich aufrichtete, so dass er dass Kinn nur minimal neigen musste um Sofias Augen zu begegnen. " Ich habe nicht lange gewartet." Gab er dabei zu und neigte den Kopf für einen Moment, bevor er ihn wieder in eine gerade Position hob. "Ich bin froh dass du es so früh geschafft hast." Versuchte sich Dominique an einem vorsichtigen Lächeln, da auch für ihn die Situation gänzlich neu gewesen war. Er hatte sich noch nie mit jemanden getroffen.. und vielleicht machte ihn Sofia selbst auch ein wenig verlegen, weil sie doch wirklich hübsch war, ohne an der Unschuld und dem Liebreiz zu verlieren, mit dem sie den Franzosen am Freitag zuvor erst dazu bewogen hatte zu bleiben. "Du siehst sehr hübsch aus." konnte er daher ein aufrichtiges Kompliment geben, da Schönheit etwas war, dass er durchaus bemerken konnte. Durch Kunst inform von Lyrik und Musik geübt, fiel ihm nichts leichter als das offensichtlich schöne zu erkennen. Und, er würde noch merken, dass diese Schönheit auch von innen heraus strahlen konnte, und dass dies das Geheimniss war, dass ihn dazu bewog Sofias Nähe zusuchen. " Die.. Kekse haben im übrigen geschmeckt." war seine Stimme immer noch klar gewesen, aber durchaus leiser, wie zuvor, wobei sein Blick von Sofia wich um sich umzusehen. Bis auf ein paar tuschelnde Studienkollegen, die ihm schon zu viel waren, konnte er jedoch nichts erkennen dass ihn in irgendeiner Weise anzusprechen schien. Draußen war viel zu viel los..das Fest wurde immerhin geplant, und der Park war damit sicherlich ebenfalls überfüllt, mutmaße er. " Heute sind alle sehr beschäftigt mit den letzten Vorbereitungen. In den Park möchte ich daher weniger, weil mir zu viele Menschen unterwegs sind.." blieb er daher ehrlich mit einem seufzen, wobei er wieder Sofias Blicke suchte.
"Was hällst du davon, wenn wir uns ein Stück Kuchen besorgen und dann auf meinem Zimmer essen. Kaffee oder Kakao kann ich da auch zubereiten..oder Tee wenn du magst." bot er daher mit niedergeschlagenen Augenlidern an, und trat an Sofia vorbei, wobei seine erhobene Hand ihren Ellenbogen berührte. Es war dabei für ihn weniger erschreckend, da er die Berührung beabsichtigt hatte.. und entgegen aller Vorbehalte, fühlte es sich auch nicht schlimm an, so dass er sie auch mit einem nicken in Richtung Ausgang aufmerksam machen konnte. Der Wohnkomplex befand sich immerhin nicht im Universitätsgebäude..genauso wie das Cafe dass sich wegen seiner selbstgemachten Süßspeisen bereits einen Namen gemacht hatte. Für diese, war Dominique auch zu begeistern gewesen, insofern es sich um dunkle Schokolade handelte..eine Tarte oder leichte Obstkuchen. Aber das würde Sofia schon früh genug herausfinden." Wie..war eigentlich dein Tag?" fügte er dabei noch eine banale Frage an, wobei seine Hand jedoch schon längst abgeglitten war, und an seine Seite fiel. Zu einem kleinen Spaziergang, kam der Franzose somit trotzdem, insofern Sofia damit einverstanden war.
"Ja? Das ist gut, ich wollte dich ja nicht warten lassen." zeigte sie sich dann erleichtert darüber, dass Dominique im Moment weder gereizt noch ärgerlich wirkte. Und obwohl er für seine Verhältnisse ganz ruhig wirkte, überraschte er sie dann doch noch mit einem Kompliment, das sie vollends zum Erröten brachte. "Danke schön.. Das bedeutet mir viel." gestand sie ihm dann, wobei sie den Blick gesenkt hielt und immer nur kurz zu ihm aufschaute. Den Griff der Schultasche umfasste sie dabei unbemerkt fester, was der Nervosität zuzuschreiben war. "Du aber auch.. Aber das weißt du ja bestimmt." konnte sie nur verlegen anfügen, da Dominiques Verhalten deutlich machte, dass er um sein gutes Aussehen und seine Wirkung auf andere wusste. Sie bekam zwar auch hin und wieder Komplimente, aber diese hatten ihr nie etwas bedeutet. Vielleicht wäre sie auch nachlässiger mit ihrem Aussehen umgegangen, wenn sie nicht immerzu damit genötigt wäre, ein perfektes Bild in der Öffentlichkeit abzugeben. So oder so war sie nun zumindest für den Augenblick glücklich darüber, dass Dominique ihr ein Kompliment gemacht hatte.. das entschädigte für vieles. "Oh, du hast sie wirklich probiert? Da bin ich froh.. wenn sie dir geschmeckt haben.." konkretisierte sie dann, da sich ihre Aussage ja auch darauf hätte beziehen können, dass er die Kekse überhaupt probiert hatte. Dann jedoch musste sie Dominiques Blicken folgen, der sich in der Halle umschaute. "Ja das stimmt.. heute findet ja nicht nur das Schulfest für die Studenten statt... es wird überall gefeiert." erinnerte sie sich, das auch in den Clubs und Cafes gefeiert wurde, ebenso wie im Park. Einen ruhigen Platz fand man also höchstens zu Hause oder bei der Arbeit. Wenn sie jetzt jedoch gingen, schafften sie es sicher noch die größten Menschenmengen zu vermeiden, da die Partys erst zum Abend hin begannen.. und dann in manchen Fällen sicher die ganze Nacht andauern würden. Sofia war es dabei auch lieber, in Ruhe zu Hause zu bleiben.. und in diesem Fall die Zweisamkeit zu genießen.
"Ja, das ist eine gute Idee." stimmte sie Dominique daher zu. Die folgenden Worte blieben aber dabei ungesprochen auf ihren Lippen zurück, als sie die plötzliche Berührung von Dominiques Hand an ihrem Ellbogen spürte. Fast sofort breitete sich das Feuer in ihrem ganzen Körper aus, so dass das Gefühl von tausend Schmetterlingen in ihrem Bauch spürbar wurde... sie fühlte sich schon ganz leicht, als bestünde ihr Körper nur noch aus Luft.. so dass die Augenlider herabsanken und dem Moment ein kleines Stück Ewigkeit verliehen, bevor sich Dominiques Finger wieder lösten und die Realität zurückkehren ließen.. Realität in der es schwach nach Putzmittel roch, man leise Gesprächsfetzen aufschnappen konnte.. aber nicht die bunden Farben und die Süße, die Dominiques Berürhung in ihr zum klingen gebracht hatte. "Ich.. hätte dir auch einen Kuchen gebacken." setzte sie dann an, während sie neben ihm her zur großen Eingangstür schritt. "Aber ich wusste zum einen ja nicht was du gerne isst.. und ob es dir überhaupt schmecken würde." erklärte sie dann. "Ich koche und backe ehrlich gesagt nämlich nicht soo oft.." fügte sie noch an, während sie beide durch die Tür schlüpften und damit schon an kleinen Grüppchen vorbei kamen, von denen manche ihnen überhaupt keine Aufmerksamkeit zu schenken schienen, andere aber schon. Sofia hielt den Blick dabei einfach gerade oder senkte ihn auf auf ihre blank polierten Schuhspitzen. Peinlich war es ihr nicht, mit Dominique gesehen zu werden, sie war nur einfach schüchtern. "Naja mein Tag.." überlegte sie dann. "Etwas hektisch.. aber eigentlich ganz in Ordnung." lächelte sie dann, wobei sie den Blick zu Dominique hob. "Und.. deiner?" fragte sie vorsichtig und klammerte sich wieder an ihre Tasche, in der sich noch Dominiques Geschenk verbarg. Das wollte sie ihm, gemeinsam mit den Glückwünschen zu seinem Geburtstag aber erst überreichen, wenn sie in seinem Zimmer waren...
Irgendwie musste Dominique gespürt haben, wie stark Sofia auf seine beiläufige Berührung an ihrem Ellenbogen reagierte. Ansonsten wäre nicht die gleiche Aufregung in seinem Herzen aufgekeimt und hätte die wohlige Wärme in seinem Bauch ausgebreitet, die sogar bis in seine Fingerspitzen strahlte und damit auch die Handfläche zum brennen brachte, mit der Dominique Sofias Ellenbogengelenk umschlossen hatte. Die Sonnenstrahlen die sie noch einfangen konnten nachdem sie aus dem Universitätsgebäude getreten waren, war dabei schon wohltuhend, und die frische Luft verhalf ihm dazu, wieder Worte zu finden, die das leise schweigen unterbrechen sollten. "Einen Kuchen gebacken?" war er dann aber aufmerksam geworden, und senkte seinen Blick daher auf Sofia, noch bevor ihm die vereinzelten Blicke begegnen konnten, die das 'Pärchen' gestreift hatten. Dabei war ihm die Aufmerksamkeit der anderen Studenten vollkommen egal gewesen. Es war ihm ja auch nicht peinlich, mit Sofia gesehen zu werden. Ganz im Gegenteil- war es ihm sogar ganz angenehm, einmal nicht den Heimweg allein anzutreten, und allein den Blicken ausgesetzt zusein, die an seiner äußeren Fassade abperlten wie Regen von Glas.." Ich mag französische Schokotarte..oder einfache Fruchtkuchen, wenn sie nicht zu hoch gebacken sind.." Erzählte Dominique ein wenig mehr von sich selbst. Die Jacke, die sich über seiner Schultasche befunden hatte, zog er für den kurzen Weg nicht mehr über. Stattdessen, stellte er sich noch ein wenig näher zu Sofia, damit auch den letzten kritischen Blicken kein Freiraum mehr gewehrt wurde, die noch zwischen sie gepasst hatten.."Wenn du mich noch ein weiteres Mal besuchen möchtest, kannst du ja einen Kuchen mitbringen." Versuchte sich Dominique gleichzeitig mit einem Lächeln, bei dem er wieder die wiederspenstigen Strähnen hinter sein Ohr kämmte. Der fehlende Wind sorgte dafür, dass sie auch dort verblieb und dem Blick der Eisblauen Augen nicht mehr daran hinderte Sofia zu beobachten, während er sie zu seiner Wohnung führte..
"Du musst ja auch ziemlich wenig Zeit haben um zu backen, wenn du dir kaum Freizeit erlauben kannst." Erinnerte sich Dominique, als er mit Sofia den Wohnkomplex betrat, und das kleine Eckcafe ansteuerte, in dem kurz nach Schulschluss, noch nicht so viel losgewesen war. "Such dir aus was du magst, ich lade dich ein.." gab er dann noch leise zu bedenken, während er Sofia einen Schritt vorraus ging, um die Glastür zum Cafe zu öffnen, wo der wohlige Duft von Kaffee und Kuchen schon für die nötige Wohlfühlatmosphäre sorgte. Dominique zog es sogleich zur verglasten Theke, die er zunächst auf der Oberseite, an welcher der Austausch des Essens und des Geldes stattfand- oder auch nur der Chipkarte. Da hierbei schoneinmal die Oberfläche durch keinen einzigen fettigen Fingerabdruck glänzte, konnte der Franzose den pedantisch geschärften Blick auch wieder mildern- dem die Servierkraft schon mit argwohn verfolgt hat. " Haben Sie sich schon etwas ausgesucht?" fragte sie freundlich und trat näher an die Kuchentheke, um die Bestellung der beiden aufzunehmen. Dominique, der darauf gewartet hatte das Sofia sich zu ihm gesellte um ein Kuchenstück auszuchen- gab zunächst die Bestellung nach einem Stück der Schokotarte auf, und verzichtete aus Rücksicht auf Sofia darauf die Verkäuferin danach zu löchern, wie frisch die Tarte war, und ob sie nach einem Originalrezept gebacken war. Es blieb nur noch an Sofia, sich einen Kuchen auszusuchen, damit die Verkäuferin nach Dominiques Angaben sorgsam die beiden Stücke in Weißes Papier mit rosa Verzierungen einwickeln konnte, und das Päckchen erst überreichte, nachdem sie es in eine Plastiktüte gelegt hatte. " Vielen Dank." war es dabei Dominique, der ein Nicken erkenenn ließ, und nach dem Rückerlangen seiner Chipkarte, sogleich den Laden verlassen wollte, bevor das Gemurmel noch mehr anschwoll, und damit die Massen an Menschen denen er aus dem Weg gehen wollte. Es war immer wieder beachtlich, wie schnell die Ruhe dem Chaos weichen konnte- vorallem nach Schulschluss.
"Es war doch noch ganz schön viel los.." musste er dann mit einem tiefen Atemausstoß vonsich lassen, als er es geschafft hatte mit Sofia das Geschäft zu verlassen. " Der Kuchen wurde zum Glück nicht gequetscht." konnte er aber feststellen, nachdem er die Tüte einmal angehoben hatte, und vor seiner Nase gedreht hatte. Erst dann schlug er langsam den Weg in Richtung Fahrstuhl ein, der sie zum richtigen Stockwerk bringen würde. Das bunte Lämpchen innerhalb des Fahrstuhls kündigte mit einem roten blinken an, dass sie es wenige Minuten später geschafft hatten und aussteigen konnten, so dass es nur noch der Weg über den langen Flur war, den sie überbrücken mussten, während seitlich von ihnen sich die Verglasung erstreckte und das Licht der sich langsam senkenden Sonne warm einfallen ließ. " Hier gefällt es mir schon wieder viel besser.." konnte man deutlich entnehmen, wie erleichtert Dominique war, der Sofia den Beutel entgegen reichte. " Hällst du kurz?" wollte er sie bitten, damit er die Karte ein weiters Mal hervorziehen konnte..und damit auch das Taschentuch das sich ebenfalls in der Hosentasche befunden hatte. "Wir sind nämlich schon da." gab er mit einem Lächeln zu, und zog die Karte durch das Lesegerät, das grün aufleuchtete und die Tür dazu brachte, sich zu öffnen und einen halbdunklen Vorraum erkennen zugeben. "Hier wohne ich.. " murmelte er, und nahm Sofia den Beutel wieder ab, um mit einem scheuen Lächeln im Innenraum zu verschwinden. Erst, wenn Sofia eingetreten war, würde sich die Tür wieder schließen und das Licht, dass Dominique durch einen Schalter betätigte nötig machen. " Die Garderobe siehst du ja..du kannst deine Jacke, wenn du eine bei dir trägst auf einen Bügel hängen." Gab er mit einem zusätzlichen Nicken zu verstehen und schlüpfte aus seinen Schuhen auf dem davor vorgesehenen Vorläufer, der sich unter einem Spiegel befand- und neben dem dazugehörigen Schränkchen mit anschließender Garderobe. Viel Zeit hatte Dominique nicht gebraucht, um zuvor schon seine Jacke an einem der Haken anzubringen, so dass er durch den Türlosen Bogen in den Wohnbereich eintreten konnte, der sehr hell gewesen war. Eine kleine Küche, die in dem Wohnbereich eingebaut war, bestach durch helles Holz und mamorisierten Fließen, während der Teppich, der sich cremefarben über den Boden zog, zu den ebenso hellen Vorhängen passte, die vor den großen Fenstern hingen. Ein Schreibtisch befand sich vor dem Fenster, und zeigte die penible Ordnung auf, nach der Dominique sein Leben ausgerichtet hatte. Der schmale Laptop war zugeklappt, und in dem einzigen, offenen Schubfach konnte man einen Stabel leerer Blätter ausmachen, während in dem über dem Schreibtisch angerichteten Regal, viele Regelwerke über Rechtsleere und Paragrafen eingeräumt waren. Den kleinen, runden Tisch zwischen Küche und dunkelbraunen Ecksofa, konnte man erst erkennen nachdem man mehr in den Raum eingetreten war- und diente wohl als Ess- und Entspannungsecke, der sich ein deckenhohes Regal anschloss, dass wohl als räumlicher Trenner diente. Viele kleine Viereckige Freiräume boten Platz für Pflänzchen, kleine Figuren und einer kleinen Musikanlage, sowie aufgeschachtelten Cd's und Büchern, was es fast unmöglich machte das gemütliche Bett, dass sich mit einem Nachschrank dahinter befand- zu erahnen. "Ich hoffe es gefällt dir..das Bad findest du hier." war es Dominique der Sofia in den Wohnbereich winkte, und dabei auf die Tür, unweit entfernt vom Schreibtisch wies. " Ich werde uns den Kuchen anrichten.. möchtest du etwas bestimmtes trinken? Tee oder Kaffe vielleicht?" wollte er wissen, und stellte die Tüte langsam auf der Küchenzeile ab..