Sofia konnte nur nicken, da sie genau wusste das Dominique recht hatte. Es gab keine andere Möglichkeit das Übel auszumerzen, als es selbst zu tun. Wenn dazu Mord nötig war, dann nicht weil sie es so gewollt hatten, sondern weil man sie dazu gezwungen hatte. Sie glaubte, dass es letztlich noch schlimmer war wegzusehen, als die nötigen Konsequenzen zu ziehen. Wie viele hatten weggesehen, als Dominique fast zu Tode gequält worden war? Sofia würde nicht mehr wegsehen.. Es nahm ihr jedoch im gleichen Atemzug eine unglaubliche Last von den Schultern als sie hörte, dass Dominique sein Studium auch an einem anderen Ort fortsetzen könnte; mehr noch, sogar ihr und auch Duras gefälschte Papiere besorgen konnte. Sofia hatte bisher daran noch nicht gedacht, und wohl auch nicht gewusst, wie sie es hätte bewerkstelligen sollen. Sie war jedoch auch bereit für einen Neuanfang.. ein Medizinstudium würde ihr vielleicht gefallen, aber Mikrobiologie war sicher etwas, von dem sie ein Leben lang nichts mehr wissen wollte. Und genauso gut konnte sie sich eine gewöhnliche Arbeit vorstellen.. am liebsten etwas wie Kindergärtnerin. Ja, das würde ihr gefallen, erkannte sie, und lernte damit durch Dominique gleichzeitig auch mehr über sich selbst.
"Du hast es nie kennengelernt.. aber es gibt unendlich viele Berührungen, die nur schön sind und gar nicht weh tun." wollte sie ihrer einzigen Liebe aber noch anvertrauen. "Wenn du das machst.. dann kitzelt es." sagte sie dann, und wandte sich ein wenig in seinen Armen. "Das ist... auch schön, aber auch ein bisschen unangenehm." meinte sie, und schaute dann wieder zu ihm auf. "Die meisten Menschen mögen das, es ist ein Spaß, wenn man nicht übertreibt." Sofia versuchte dabei, Dominique solche grundlegenden Dinge zu veranschaulichen. Dabei war ihr aber auch wichtig, dass das alles langsam geschah. "Wenn ich also unter einer Berührung einmal zusammenzucke, dann heißt das nicht dass es mir gleich weh tut. Es kitzelt nur. Ich möchte nur nicht, dass du dich wegen so etwas erschreckst." lächelte sie. Es war dabei ein unglaublich gutes Gefühl zu sehen, das Dominique ihre Berührungen auch zu gefallen schienen. Mehr noch, dass sie ihm gut taten. Sie hatte schon bemerkt, dass auch Duras auf Berührungen positiv reagierte.. ein bisschen menschliche Wärme war ja auch fast alles, was sie ihm geben konnte. Dominique konnte sie mehr davon zuteil lassen, und so wie sie ihn nun erlebte, schien er ihr wie eine zarte Pflanze, die von Kummer und Leid wie verdorrt und verwelkt war, nun jedoch endlich ein wenig lebenspendendes Wasser in Form von Zuneigung und Liebe erhielt.. und deswegen begann, langsam wieder zu erblühen. "Ich höre erst auf, wenn du es mir sagst.." versprach sie ihm und war hingerissen davon, wie schüchtern sein Lächeln wirken konnte. Es verlieh ihm die Unschuld, die sie noch immer in Dominique sah, unabhängig davon was ihm angetan wurde, und was er selbst bereits getan hatte.
Sie musste dann aber ihre Aufmerksamkeit doch dem Tv-Gerät widmen, als dieses zum Leben erwachte und die Quiz-Sendung bereits losgegangen war. Ihre Fingerspitzen glitten dabei noch immer liebevoll Dominiques Wirbel entlang, um diese gleichzeitig zu erforschen und zu liebkosen. "Die Zeit ist ja geradezu verflogen." stimmte sie ihm zu, als Dominique sich überrascht zeigte, dass die Sendung bereits angefangen hatte. "Oh, Dominique.." lachte sie dann aber atemlos. "Ich bin nur ein Erstsemester.. aber vielleicht kann ich trotzdem aushelfen. Du bist der Politik-Joker." schmunzelte sie, weil es sich dabei um ein Gebiet handelte, von dem sie selbst denkbar wenig wusste. Während sie Kopf so drehte, das sie der Sendung folgen konnte, war ihr auch gleich die erste Antwort geläufig. "Es ist ganz sicher Antwort C." ließ sie Dominique wissen, der die Antwort sicher auch längst hätte geben können. "Aber sag, würdest du es denn mögen einen.. einen Kosenamen zu haben?" stellte sie dann eine Frage, auf die es keine Antwortmöglichkeiten gab.
Dominique hatte, wie sein desolater und menschenfeindlicher Zustand vermuten ließ- nie das Bedürfnis verspürt berührt zu werden..oder auch nur vertraute Nähe zu teilen. Wo der Verlust des selbigen für viele Menschen Kummer und Krankheit zur Folge hatte, schien sich der Franzose so stark davor zu ekeln das allein der Gedanke daran ihn krank machte. Zumindest war es immer so gewesen, bis zu dem heutigen Tag an dem er Sofia näher gekommen war. Ihre zarten Hände vermochten in ihm keinen Ekel oder eine Abneigung aufkeimen zu lassem. Viel mehr schien der blonde Franzose unter ihnen weicher zu werden und bewiesen damit einmal mehr, dass auch Dominique nur ein Mensch gewesen war, der trotz seiner sozialen Defizite auf Vertrauen und Nähe angewiesen war. Vielleicht konnte er sich unter diesen Umständen sogar ändern. In wieweit dies jedoch möglich war und in welche Richtung es sich entwickeln würde, blieb noch offen. Was momentan für den Franzosen zählte waren die sanften Berührungen die seine Wirbel am Rücken nachzogen und damit einen leichten Schauer heraufbeschwörten..
" Jeder Gedanke an Berührung hat in mir den Ekel hervorgerufen, mich übergeben zu müssen. Ein Händedruck war in vielen Fällen schon zu viel für mich und wurde niemals angenommen." Dabei hatte es den Franzosen auch nie gestört, was er für einen Eindruck damiot vermittelte. Bereits als Kind hatte er sich ja immerhin angewöhnt Nähe zu meiden- und sah er einmal keine Gefahr, so tat die Sorge um Bakterien und Keime ihr übriges um alles zu unternehmen um näheren Kontakt zu verhindern. " Ganz davon abgesehen ob und was hinter den Berührungen stecken kann, weiß ich immer noch nicht was diese Menschen vorher angefasst haben..oder ob sie Krank sind oder in Kontakt mit schädlichen Bakterien hatten." Gab er daher auch noch zu während seine Hand ins stocken geriet, als Sofia lächelnd aufzuckte. Schließlich sollte sie ihn auch darüber aufklären, dass er sie gekitzelt hatte.. was zum Glück nichts schlechtes zu bedeuten hatte. Es gab immerhin noch sehr viel für ihn zu lernen- und Rückschläge konnten gerade jetzt schwer wiegen, wo er dabei war sich für etwas neues zu öffnen. " Gut.." murmelte er daher leise und ließ die Augenlider sinken. Seine Fingerspitzen spreizten sich daraufhin erneut und legten sich wieder vollkommen um die schmale Taile seiner Freundin. "Wenn dir etwas unangenehm ist musst du es mir sagen. Ich kann es noch nicht unterscheiden.." glaubte er zumindest, da er noch immer nichts darüber wusste, wie man miteinander umging..vorallem, wenn man sich in einer Beziehung befand. Das dies die Zeit mitsich brachte, würde der Franzose erst begreifen, wenn er die Erfolge am eigenen Gemüt zuspüren bekam. Bis dahin, blieb er noch äußerst vorsichtig ohne dabei an Neugier vermissen zu lassen, die sich deutlich an seinen Berührungen abzeichnete, mit denen er seine Hand an Sofias Rücken gleiten ließ, so dass sein Handgelenk sich an die Beuge ihrer Taile schmiegen konnte. " Es gefällt mir so.." konnte er dabei nur wiederholen, als Sofias ihn darauf hinwies dass sie erst aufhören würde ihn zu streicheln, wenn er es sagen würde. "Du bist sehr feinfühlig.." stellte er dabei fest, und schmiegte seine Wange an das weiche, wohlduftende Haar. "Du hast dich doch auch immer von anderen distanziert, und trotzdem begegnest du mir so..als würden wir uns ewig kennen. Es ist beinah so, als wüsstest du genau was ich mag.." äußerte er seine Vermutung, die er selbst nichteinmal wirklich glauben konnte. Es interessierte ihn viel mehr, wie Sofia so auf ihn eingehen konnte, obwohl sie doch selbst kaum mehr an Liebe erfahren haben konnte, wie er selbst..
Mit dem Beginn der Quzissendung, sollten seine regen Gedanken jedoch langsam abflachen. Das Rauschen des Fernsehgerätes dass nach den ersten Sekunden verflogen war, hatte dafür gesorgt dass sich auch Dominiques Herzschlag beruhigte, und er weiter über Sofias Rücken streichen konnte.. "Ja, C. Und die Kandidatin ist so nervös dass sie sich von dem kleinsten, komischen Blick beeinflussen lässt." war der Franzose mit einem schnauben belustigt. Schließlich hatte sich aber auch die Kandidatin für C entschieden und befand sich damit in der nächsten Runde- und kam damit den Fragen näher auf die es Dominique am meisten abgesehen hatte.. Fragen zu Fachgebieten. " Ich mag den Moderator, er ist klug." nickte er dem Bildschirm zu, wobei seine Finger sich immer mehr in dem weißen Stoff des Shirts vergruben, und es an Sofias Rücken ein wenig zusammenrafften. Ihre Frage sorgte dann jedoch dafür, dass die sonst so glatte Stirn gerunzelt werden musste. Nachdenklich verzogen sich auch die Augenbrauen gen Mitte. "Einen..Kosenamen?" klang er fast so, als hätte er ihre Frage nicht verstanden. Ein Räuspern sollte diese These jedoch wiederufen. " Also.. es gibt schon schreckliche Kosenamen.. wieso?" wollte er dann viel lieber wissen und richtete seinen Blick auf Sofia. "Hast du denn einen für mich?" wollte er wissen. Sonderlichen Gefallen hatte er an solchen verspielten Kleinigkeiten ja nicht.. aber das konnte sich ja auch ändern, wenn er weiterhin langsame Schritte machte.
Sofia lauschte Dominiques Worten aufmerksam, ohne dass sie dabei damit aufhörte, sacht über seinen Rücken zu streicheln und damit seinen Körper durch die dünnen Stoffschichten zu erforschen. Trotz seinem Shirt und dem dünnen Pullover war hierbei zu spüren, dass seine Wirbel spitz hervortraten und er dringend ein wenig an Körpergewicht zulegen sollte. Das würde aber auch Zeit in anspruch nehmen, Zeit die Sofia gern bereit war zu investieren. "Ein bisschen verstehe ich, warum du so fühlst.." sagte sie dann, während sie das Gesicht an seine Brust schmiegte, und damit den Blick von der Fernsehsendung abwandte. "Und du hast sogar recht damit, dass man sich gerade durch Händeschütteln mit einer unglaublichen Vielzahl an Krankheiten anstecken kann. Dabei ist es für dich besonders wichtig, auf deine Gesundheit zu achten.." murmelte sie. Auch für Sofia war es von höchster Wichtigkeit, dass Dominique nun gesund bleiben sollte, weil sie ihn auf keinen Fall verlieren wollte, nachdem sie ihn endlich gefunden hatte. "Da ist nur so eine Sache.." meinte sie dann und hob den Kopf leicht, damit sie zwischen ihren hellen Haarsträhnen zu ihm aufblinzeln konnte. "Dein Politikstudium." kam sie dann auch gleich zum Kern ihrer Bedenken. "So, wie ich dich bisher kennengelernt habe, glaube ich schon dass du viel erreichen könntest. Nur geht es in der Politik wie du sicher weißt nicht um Fähigkeiten allein.. sondern vor allem darum, am besten zu lügen und zu propagandieren. Je höher du aufsteigst, um so mehr Hände wirst du schütteln müssen. Du wirst eine Vielzahl an Kontakten pflegen müssen um deinen Einfluss aufrecht zu erhalten und weiter auszubauen.." umriss sie kurz ihre Bedenken. "Ich traue dir ja zu, dass du das schon irgendwie schaffen würdest, aber ich bezweifle sehr, ob das gut für dich ist." Sofia glaubte sogar, dass es für Dominique schädlich wäre, wenn er sich überwiegend in einem solchen Umfeld aufhielte. Umgeben von Menschen, die ihn entweder fürchteten oder ihm seinen Erfolg neiden würden.. immer auf der Hut davor, wer nun versuchen würde ihm zu schaden, umgeben von Menschen die nur darauf warteten, eine Schwäche an ihm zu finden und sie gnadenlos auszunutzen um sich eigene Vorteile zu sichern.. Ihre Hände, die schon ein wenig vertraut waren mit der menschlichen Anatomie, konnten genau spüren, wie verspannt Dominiques Muskeln im Rücken waren, und sie war sich völlig sicher, dass auch seine Nackenmuskulatur ähnlich verkrampft sein würde. Die Welle der Zuneigung und Zärtlichkeit die sie Dominique entgegenbrachte, brach einmal mehr ganz unerwartet über sie herein. Sie wollte ihn lieben und beschützen und immer für ihn da sein, so sehr, dass es ihr Herz schmerzte.
"Weißt du, warum ich dir so begegnen kann?" fragte sie dann ganz leise und mit leicht geröteten Wangen. Eine Antwort wartete sie dann aber auf die Frage nicht ab, woran schon zu erkennen war, dass diese rhetorisch gemeint war. "Einfach weil... weil ich mich auch so fühle als würde ich dich schon immer kennen. Als ich dich zum ersten Mal in der Universitätshalle gesehen habe, wusste ich schon dass du der Eine bist.. der Einzige für mich. Du bist mein Seelenverwandter." sprach sie ihre Gedanken und innersten Gefühle Dominique gegenüber ehrlich aus. Ihre Augenlider sanken dabei wieder herab, und sie schmiegte sich eng an Dominiques Körper, der so warm und gleichermaßen vertraut war, obwohl sie ihn nie zuvor berührt hatte. "Du glaubst an so etwas ja nicht.. aber ich schon, und es ist etwas schönes. Fast so schön, wie dich wirklich berühren zu können." lächelte sie. "Deswegen ist es für mich auch leicht, auf dich einzugehen. Ich tue nur das, was ich mir wünschen würde, dass du tun würdest, wenn ich du wäre." erklärte sie mit verschlungenen Worten. Für Sofia war das natürlich einfacher, da sie liebevolle Gesten und Berührungen kennengelernt hatte, im Gegensatz zu Dominique. Nun schätzte sie sich glücklich darüber, dass sie auf die Art in der Lage dazu war, die Liebe an Dominique weiterzugeben. "Und ich werde dir auch immer sagen, wenn ich etwas nicht mag.. ich will dir helfen und dir zeigen, wie schön Liebe sein kann.. unsere Liebe." Um die liebevollen Worte zu unterstreichen, schmiegte sie ihre Wange wieder liebevoll an seine Brust. Die Quizsendung hatte sie dabei schon beinahe wieder vergessen, obwohl sie für eine angenehme Hintergrunduntermalung sorgte. "Deswegen habe ich auch nach einem Kosenamen gefragt.. Es ist doch irgendwo ein Privileg, jemanden mit einem so vertrauten Namen anzusprechen, den sonst niemand kennt, oder benutzen darf." unterstrich sie ihre Worte mit einem sachten Nicken. "Noch habe ich keinen.. aber wenn dann wäre es etwas, das meine Gefühle für dich wiederspiegelt. Das dir zeigen soll, wie sehr ich dich liebe.." verklangen ihre Worte nur als leiser Hauch. Die Intensität ihrer Gefühle überraschte sie manchmal selber. Dominique bedeutete ihr alles, und das wollte sie ihn auch in jedem Augenblick spüren lassen. Was immer auch geschah, ihre Liebe sollte eine Konstante in seinem Leben bilden, auf die er sich verlassen konnte, und die damit auch die Geborgenheit brachte.. die Geborgenheit die nötig war, damit er Entspannung und Erholung finden konnte, die er so dringend benötigte. "Für dich würde ich wirklich alles tun.." seufzte sie noch einmal leise auf.